Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Do 4. Apr 2019, 12:20 
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„Die Welt der Tremere stirbt. Zumindest bis sie wiedergeboren wird.“ Der weiße Rabe krähte und sprang der Sammlerin auf die Hand. Diese liebkoste ihn weiterhin mit ihren spindeldürren Fingern bis sich seine Federn langsam tiefschwarz verfärbten, sodass er nun – abgesehen von seiner Größe – wie ein normaler Vertreter seiner Art aussah. Für einen Moment wirkte Alidas Gegenüber abwesend. Ihre Konzentration schien ganz auf dem Vogel in ihrer Hand zu liegen, bis sie ihn plötzlich in die Luft warf und er mit einem kurzen Schrei in den Gang verschwand aus dem Alida gekommen war. Nur wenige Herzschläge später waren die Flügelschläge verklungen und die beiden Frauen waren wieder alleine. Die Sammlerin lächelte voller Stolz und Zuneigung. „Corvus ist meine Augen, meine Ohren und gelegentlich auch meine Stimme, aber ihr habt euch ja bereits kennengelernt. Unterhaltet euch ruhig einmal mit ihm, der Gute ist sehr viel weniger einfältig und vor allem langweilig als die meisten Menschen die ich über die Jahrhunderte kennenlernen musste. Wo waren wir?“ Die ältere Tzimisce überlegte. „Ach ja die sterbende Welt der Hexer. Ihr müsst wissen, dass das Leben und Sterben der Hexer, der Feen und vieler anderer Geschöpfe die wie als 'übernatürlich' kategorisieren von alten mystischen Kräften bestimmt wird. Eine Essenz die von vielen als Magie bezeichnet wird und die sich durch das Wasser, die Luft und die Erde zieht. Diese Macht gibt ihnen ihre Fähigkeiten etwa wie Vitae unsere Disziplinen und unser ganzes Wesen nährt. Diese Kraft schwindet und um genau zu sein, tut sie das schon eine ganze Weile, dieser Effekt beginnt nun allerdings ihren Preis bei jenen zu fordern, deren Wesen von der Essenz abhängt.“ Sie Sammlerin lehnte sich zurück und schaute zu Alida. „Unser Fluch, egal ob Tzimisce, Gangrel oder Ventrue ist anders. Er ist wie unser Wesen, statisch, unveränderbar und wenn man den Geschichten glauben schenken will von einem Gott verhängt, der uns bis in alle Ewigkeit bestraft sehen will. Das ist auch der Grund wieso die Tremere ihren unheiligen Weg eingeschlagen haben, denn sie hatten nichts mehr zu verlieren. Der innere Zirkel der Hexer sah in unserem unveränderbaren Zustand einen Ausweg, einen, der ihnen zusätzlich noch ihre Unsterblichkeit erhalten konnte, da ihre lebensverlängernden Zauber und Elixiere versagten.“

„Das gleiche Wissen erlangten auch die Realitätsformer der ersten Zivilisation im Westen, von denen ich euch zuvor berichtet habe. Im Gegensatz zu den Tremere waren diese Menschen jedoch sehr viel mächtiger, als ihre degenerierten Nachkommen es heute sind und je wieder sein werden. Es ist, als würde man einen Neugeborenen, in der 12. Generation von Kain entfernt mit einem der Vorsintflutlichen selbst vergleichen. Für die Former, die damals auch einen Verlust aller Magie kommen sahen, war dies ebenfalls die größte Katastrophe, die sie sich hätten vorstellen konnten. Immerhin fußte das gesamte Fundament ihrer Zivilisation auf der Manipulation und Beherrschung dieser mystischen Kräfte und sie suchten nach einem Ausweg.“ Der Sammlerin schien bewusst, dass sie eine Fülle an Informationen vor Alida offenlegte und ließ ihr einen Moment das Gesagte zu verdauen. „Den Durchbruch errungen sie als sie auf eine Erkenntnis stießen. Sie fanden heraus das der Verlust ihrer Macht nur temporär sein würde. Das was wir Magie nennen ist nämlich noch immer ein natürlicher Teil der Natur und verhält sich auch entsprechend. Sie ist wie die Gezeiten und auf eine Zeit der Fülle würde eine Zeit des Mangels folgen, wie die Ebbe auf die Flut. Mit diesem Wissen bewaffnet begannen sie ihre Arbeit und aus einer Reihe gefallener Sterne schmiedeten sie neun Steine, sinnbildlich einen für jede ihrer neun Kasten, die in der Lage sein würden ihre Zivilisation durch die magische Ebbe zu tragen. Die Artefakte waren nämlich in der Lage die mystischen Kräfte zu Zeiten des Überflusses zu sammeln und sie dann bei Bedarf wieder abzugeben. Diese Speicher stellten den Gipfel ihrer Kunst dar. Ein einfache und doch geniale Form, beinahe unzerstörbar, mit der Fähigkeit alle ihre Probleme auf einen Schlag zu lösen. Die Former hatten ihr Ziel erreicht, ohne zu realisieren, dass sie damit ihren eigenen Untergang besiegelt hatten.“ Die Sammlerin zog ein weiteres Blatt Papyrus aus ihrem abgenutzten Gewand und legte es Alida auf den Tisch. Darauf konnte die Tzimisce in abgeblätterten Farben eine Zeichnung des gleichen Steins erkennen, der tief unter Brügge gelagert wurde. „Könnt ihr euch vorstellen, wie die Geschichte schließlich zu einem Ende gekommen ist Alida an de Burse?“

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Verfasst: Do 4. Apr 2019, 12:20 


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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Fr 5. Apr 2019, 10:08 
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Alida schwieg noch immer. Staunend bewunderte sie das Wissen, dass sich die alte Tzimiske in Jahrhunderten, oder Jahrtausenden angeeignet hatte. Wie war sie auf all diese Informationen gestoßen, wer hatte ihr berichtet? Erinnerungen, die sie gesammelt hatte. Und warum hatte es sie so interessiert, wenn sie doch selbst anscheinend als ewig statische Kainitin nicht in der Lage war diese Macht zu nutzen? Für einen kurzen Augenblick schoss ihr ein anderer Gedanken durch den Kopf: Emilian würde wahrscheinlich widersprechen.
Die blonde Flämin schüttelte schließlich den Kopf. „Nein. Es gibt viele Möglichkeiten, wie die damaligen Magi ihr Schicksal selbst besiegelten.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Sa 6. Apr 2019, 11:26 
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Die Sammlerin neigte ihren Kopf leicht zur Seite und nickte. „Ihr habt recht. Mit all den Möglichkeiten, die den Formern zur Verfügung standen, war es nur eine Frage der Zeit bis Unausweichliche passierte. Dennoch fiel ihr Reich den niedersten Impulsen der Menschenheit zum Opfer, ungeachtet all der Wunder, die sie vollbringen konnten und des Wissens, welches sie angesammelten hatten. Eine Weile funktionierte ihr Plan und die Steine sammelten die Macht in sich wie vorhergesehen. Leider erkannten bald einige Kleriker, Generäle und Prinzen ein ganz anderes Potenzial in den Artefakten, nämlich eine oder besser gesagt neun Quellen von beinahe unerschöpflicher Kraft. So wurde Wissen durch Macht ersetzt und diese Macht erzeugte Gier, welche schließlich nichts als Wahn, Tod und Vernichtung brachte.“ In den Zügen der alten Tzimisce konnte Alida Bedauern erkennen. Eine ehrliche Traurigkeit über den Verlust von so viel Möglichkeit und Wunder. „Die Kasten begannen sich mithilfe der Steine zu bekriegen, es war ein Konflikt um Vorherrschaft und darum den Hunger nach Macht einiger weniger, großer Puppenspieler zu befriedigen. So wurden Allianzen geschmiedet, wieder gebrochen und bald herrschte Chaos in dem einst friedlichen Reich. Die Kasten der Heilenden und der Schaffenden versuchten den Konflikt noch zu verhindern, denn die Zerstörung, die sich unweigerlichauszubreiten begann, stand im krassen Gegensatz zu allem woran sie glaubten und worauf ihre Prinzipien aufgebaut waren. Die Katastrophe war aber nicht mehr aufzuhalten und am Ende blieb von ihrem großen Erbe nichts als Asche, Trümmer und Erinnerungen, ähnlich wie von der zweiten Stadt unserer Vorfahren.“

„Andomar hatte eine Theorie wie den Formern der finale Todesstoß zugefügt wurde, ja dass dieses Schicksal sogar unvermeidlich war. Fakt ist das am Ende und als schon fast nichts mehr übrig war, was erobert werden konnte, plötzlich und zur gleichen Zeit mehrere der Steine vernichtet wurden. Die Macht die daraufhin so schnell und unkontrolliert entwich, besiegelte schließlich ihr aller Schicksal und riss ganze Landstriche vom Antlitz dieser Welt. Es gab Überlebende, vor allem von den Schaffenden und den Heilern die dem Krieg den Rücken gekehrt hatten und mithilfe der Wanderer, einer weiteren Kaste, geflohen waren. Sie brachten ihre Geschichte und Legenden mit, die ebenso wie sie selbst später in anderen Menschenvölkern aufgingen. Dennoch verschwanden nicht alle ihre Errungenschaften so einfach. Vieles wurde weitergegeben, wie medizinische Kenntniss und Baukunst, nichts war aber so wertvoll wie ihr Blut selbst, welches bis heute dafür sorgt das bestimmte Individuen mit der Fähigkeit geboren werden die Realität selbst zu beeinflussen.“ Die Sammlerin lehnte sich zurück und legte ihre dünnen Arme um sich, die in der viel zu großen Kutte aussahen wie die Extremitäten einer Vogelscheuche. „Damit kommen wir auch schon zum Ende meiner Geschichte. In den Legenden hieß es das alle neun Steine zerstört wurden und wenn nicht vernichtet, dann zumindest in die Tiefen des Ozeans gespült oder von der Erde selbst verschluckt.“ Die bleiche Frau zuckte beinahe entschuldigend mit den Schultern. „Zumindest haben das unsere Nachforschungen in alle den Jahrhunderten ergeben und vielleicht sind wir nichts als Mythen und Träumen hinterhergejagt, vielleicht war alles ganz anders und wir haben einfach unsere Zeit verschwendet, denn wir wissen zumindest schon einmal das der Teil, bei dem es um die Vernichtung der Steine ging, inkorrekt ist. Eins von den Artefakten hat mindestens überdauert.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Mi 10. Apr 2019, 13:57 
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Das, was die Sammlerin erzählte, war faszinierend, unglaublich und erschreckend zugleich. Steine, angereichert mit unvorstellbarer Macht, Menschen, die mächtiger als wahrscheinlich die Vorsintflutlichen selbst gewesen waren… „Ihr habt wahrlich umfassende Nachforschungen in all den Jahrhunderten angestellt. Ich bin euch dankbar, dass ihr mich an euren Erkenntnissen teilhaben lasst. Allerdings weiß ich nicht, warum ihr das tut. Wir haben uns in all der Zeit nicht gerade als Verbündete gegenübergestanden.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Do 11. Apr 2019, 09:26 
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„Ich teile mein Wissen mit euch, weil ich so will." In der Aussage der Sammlerin lag etwas Endgültiges und die Worte hingen in der Luft wie der Nachhall eines Glockenschlages. „Es geht mir hier nämlich nicht um Verbündete oder irgendwelche Gefallen. Wissen ist etwas Lebendiges. Es muss atmen, geteilt und vorsichtig gepflegt werden wie eine Pflanze. Dann trägt es Früchte und Samen die für neue Erkenntnisse sorgen. Wissen einfach in staubigen Archiven oder Bibliotheken wegzuschließen beutete, es verdorren und verkümmern zu lassen, bis es schließlich vergessen wird. Ich möchte, dass ihr begreift, was unter euren Füßen liegt. Gerrit, der Hüter eures Untergrundes kennt die Geschichte des Steins zum Beispiel ebenfalls, aber ihr als Mitglied meines Clans habt die wohl stärkste Verbindung zu diesem Land selbst und deshalb wünsche ich mir, dass ihr die Eigenheiten versteht, die das Artefakt mit sich bringt.“ Die Sammlerin lächelte breit. Die Geste sollte wahrscheinlich ermutigend wirken, aber die scharfen, schneeweißen Raubzähne hatten etwas erheblich bedrohlicheres, als entspannendes. Sie fuhr fort. „Eine letzte Eigenschaft des Gegenstandes will ich euch noch mit auf den Weg geben. Die pure Anwesenheit des Steins schafft nämlich so etwas wie ein übernatürliches Epizentrum in Brügge. Egal ob Magie angezogen oder abgegeben wird, mystische Kreaturen werden immer von diesen Strömen angezogen werden, meist ohne überhaupt genau zu wissen warum.“

„Die Kraft, die in diesem Stein gespeichert ist und die den Magiern erst die Macht gibt die Realität selbst zu formen, kann man am besten mit ‚Möglichkeit‘ und ‚Wahrscheinlichkeit‘ bezeichnen. Beides sind Konzepte, die durch die bloße Anwesenheit des Artefakts in Brügge auf ihre respektive Spitze getrieben werden – um es kurzzumachen – Ereignisse, Geschehnisse und Prozesse die anderswo als äußerst unwahrscheinlich, vielleicht sogar als unmöglich gelten würden, passieren in eurer Stadt mit erheblich erhöhter Frequenz.“ Ein entschuldigendes Schulterzucken unterbrach Alidas Gegenüber für einen Moment. Die blonde Händlerin konnte in dieser kurzen Geste zum ersten Mal die Bürde des Alters wahrnehmen, dass die andere Kainitin auf ihrem Rücken zu tragen schien. Die Unholding hatte mehrere sterbliche Leben mit Entdeckung und Nachforschungen verbracht. Sie hatte Studien betrieben, deren Ergebnisse offenbar schon lange die Grenzen von dem eingerissen hatten, das die bleiche Vampirin einmal für Wahrheit und Lüge, für möglich und unmöglich gehalten hatte. „Euch ist sicherlich schon aufgefallen, dass sich eure Domäne und zu einem gewissen Grad Ihr selbst und eure Kameraden im Rat öfter als es euch vielleicht lieb ist, inmitten von großen Ereignissen wiederfindet. Seien sie nur profan-irdisch oder doch wie so oft übersinnlich in ihrer Natur.“ Das raubtierhafte Lächeln verschwand wieder aus den Zügen der Tzimisce, ersetzt durch die Neugier und das Interesse eines Gelehrten, der einer neuen Erkenntnis auf der Spur zu sein scheint. "Aber ich will euch nicht länger mit Geschichten über alte Steine langweilen, denn dafür seid ihr ganz gewiss nicht hierhergekommen, oder etwa doch?" Sie kicherte unpassend.

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: So 14. Apr 2019, 09:36 
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Alida unterließ es einen Kommentar dazu abzugeben, dass es unvorstellbar gefährlich sein mochte das Wissen über solche potentielle Macht in die falschen Hände zu legen. Sie spürte den Wunsch zu schlucken, erschreckte sie doch der einfache Gedanke daran ob sie zum vermeintlichen Wohl der Stadt, der Familie oder Flanderns nicht bereit wäre selbst darauf zugreifen zu wollen. Oder ein magisch begabtes Wesen wie Konstantin… Sie vertrieb die gefährlich verführerischen Gedanken.
„Eure langweiligen Geschichten über alte Steine sind explizit nicht das, was ihr ihnen so eben unterstellt.“ Sie lächelte hauchdünn. „Ihr legt Wissen und damit Verantwortung in meine Hände. Dabei war meine eigentliche Intention als ich eure Mauern betrat nichts weiter als da weiter zu machen wo wir dereinst so ungut voneinander schieden.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Mo 15. Apr 2019, 10:15 
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Die Sammlerin erwiderte Alidas hauchdünnes Lächeln, nickte dabei aber voller Enthusiasmus mit dem Kopf. "Offenbar sind meine Ausführungen nicht auf gänzlich taube Ohren gestoßen. Am Ende ist es nur ein alter Stein, aber einer der ganz gewiss nicht langweilig ist. In einer Sache muss ich euch jedoch widersprechen: Niemand kann euch Verantwortung aufbürden. Ihr ganz allein entscheidet eine solche anzunehmen, egal ob aus Pflichtbewusstsein, Bequemlichkeit, Scham, Liebe oder der Myriade an anderen Gefühlen die unser Handeln beeinflussen, aber schultern tut sie jeder Mensch selbst." Die kränklich blasse Kainitin lehnte sich schließlich zurück und musterte Alida mit ihren smaragdgrünen Augen. Der Wechsel des Themas war so abrupt wie mache ihrer Bewegungen. "Muss ich mich auf einen Kampf einstellen, wenn ihr dort weitermachen wollt, wo wir aufgehört haben?" Sie kicherte wieder, beinahe wie ein Kind das sich auf etwas freute. "Ich bin mir sicher, ihr habt ein oder zwei Tricks von Vladimir und Andrei Rustovich gelernt, spätestens bei eurer mutigen Belagerung von Ceoris selbst. Ein solcher Konflikt könnte sehr spannend werden, immerhin seid ihr schon bei unserer letzten Begegnung ausgesprochen stark und entschlossen gewesen?" Eine gewisse Vorsicht und Aufmerksamkeit trat in die Züge der Sammlerin und ihre raubtierhafte Aura schien sich noch zu verstärken. "Oder seid ihr hier um euch den Respekt abzuholen, den ich euch noch immer schulde? Der Respekt der euch zusteht, da ich bei unserem ersten Zusammentreffen nicht in der Lage war zu sehen, dass sich wirklich ein echter Drache hinter eurem hübschen Gesicht verbirgt und nicht nur eine verwaister Welpe unseres Clans, irgendwo am Ende der Welt." Der Tonfall der alten Tzimisce ließ keinen Zweifel daran, dass sie ihre Worte ernst meinte und Alida nicht etwa versuchte in die Irre zu führen oder zu verspotten.

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Di 23. Apr 2019, 11:33 
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Alida schüttelte sacht den Kopf." Von meiner Seite wird es keinen Kampf geben, wenn ihr mich nicht dazu heraus fordert. Ihr habt mich damals mit einem einzigen Hieb kampfunfähig gesetzt und selbst wenn es mein Wunsch wäre mich mit euch zu messen , was es nicht ist, wüsste ich doch, wo meine Grenzen liegen. " Ihre Gedanken verweilten einen kurzen Wimpernschlag lang in großen russischen Hallen voll übermütiger Kampfparolen, bei Gesprächen mit Kainiten, deren menschliches Antlitz vor Jahrhunderten verwischt worden war, wenn sie je eines besessen hatten und auf hohen Wachtürmen, die den Blick auf brach liegende Felder,  vereinsamtes Weideland und abgeholzte Wälder öffneten. Der Osten und die Kainiten ihres Blutes hatten Potential, Gott oder Kain allein wusste, ob sie in der Lage sein würden es zu nutzen.
"Ich habe im Osten etwas wichtiges gelernt. Keine Kampfkünste oder kuldunischen oder formerischen Rituale... Sondern, dass sich ein vermeintlicher Erzfeind als größter Verbündeter entpuppen kann, dass das, was im ersten Moment ängstigen mag, nicht mehr erschreckt, wenn man sich damit vertraut macht. Und so einiges mehr... " Sie schwieg eine Weile.
" In der Nacht, in der wir zum ersten Mal aufeinander trafen, ging ich aus verschiedenen Gründen davon aus, dass ihr meine Familie bedrohtet. Ich weiß nicht, warum die Papiere, die ich fand, Hinweise auf euch zeigten, denn nach allem, was ich heute über euch erfahren habe, hättet ihr keinerlei Interesse an solchen Praktiken. Aber es war so. Ich versuchte damals gemeinsam mit meiner Ghulin etwas wichtiges herauszufinden, was mir aber nicht gelang. Meine Fähigkeiten des Auspex waren damals noch ungenügend entwickelt. Als ich, ohnmächtig durch die Flut an Gedanken meiner Ghulin, die mich überwältigt hatten, wieder zu mir kam, hattet ihr den Schädel der jungen Frau geöffnet um zu tun, was ihr für richtig hieltet. Nach unserem Kampf gelang es mir nur mit größter Mühe ihr Leben zu retten... Nun ja, kein besonders guter Anfang, wenn ihr mich fragt." sie versuchte ein Lächeln, das ihr nicht recht gelingen wollte. " Ihr nahmt damals eine Erinnerung meiner Ghulin an euch, die sie mir zeigen wollte, was mir in dem Moment jedoch nicht gelungen war. Die Erinnerung an eine Nacht, die ich nie wirklich verstanden habe. Und Die mir hoffentlich eröffnet, wer die Vaterschaft meines Wiedergängers trägt. Diese Erinnerung ist von gewisser Bedeutung für mich und einige meiner Familie. Ich möchte euch bitten, mir diese Erinnerung zurück zu geben. "

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Mi 24. Apr 2019, 09:25 
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Die Sammlerin wirkte nachdenklich, beinahe traurig. Sie senkte ihr Haupt. „Es tut mir Leid, dass ich euch euren Wunsch nicht erfüllen kann Alida van de Burse. Ich würde es gerne tun, aber es war nicht diese Erinnerung, von der ich eure Verwandte erlöst habe.“ Sie seufzte. „Ich wollte euch in dieser Nacht nicht verletzen, aber manchmal kommen die Dinge anders. Ich erkläre euch gerne was ich weiß. Soviel schulde ich euch, aber vorher müsst ihr noch etwas verstehen.“ Die alte Tzimisce lehnte sich ein wenig in Richtung Alida, während das alte Holz aus dem ihr Stuhl gemacht war, besorgniserregend knarckste. „Ihr wisst das ich ‚Die Sammlerin‘ genannt werde, aber habt ihr euch je gefragt, was ich eigentlich sammele?“

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Mi 24. Apr 2019, 18:36 
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Alida wartete einen Augenblick ab. Sie war unsicher, wie weit sie wirklich ihre Vermutungen äußern sollte. Ihre Stimme war leise, als sie schließlich antwortete. "Ihr sammelt Erinnerungen. Dabei ist es nicht die Erinnerung an sich, die euer Interesse weckt, sondern das damit verbundene Gefühl des Menschen, der sie erlebt hat. Ihr sucht intensive Gefühle und unterscheidet nur marginal ob es sich um für den 'Besitzer' Positive oder Negative handelt." sie hatte noch ziemlich genau Leifs Worte im Ohr.

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