Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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BeitragVerfasst: Mo 6. Apr 2015, 12:21 
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Hab grad gesehen, dass dieser Text gar nicht öffentlich gestellt wurde. Komisch. Dieses Play fand ungefähr 1,5 Jahren statt.
Während der Audienz von Gerrit, Leif und Liliana bei Salianna gingen Lucien und Alida Poitiers erkunden. Dabei wurden wohl die ersten gegenseitigen Vorurteile begraben.



Wahrheit oder Pflicht- Poitiers Juni 1200 (Alida und Lucien)

Herzlich Willkommen in Poitiers, Stadt von Karl Martell, dem Hammer, Retter der westlichen Welt

So beginnt nun die zweite Hälfte der zweiten Nacht
Gerrit und Leif verabschiedeten sich mit einem leicht misstrauischen Grübeln auf dem Gesicht. Was würde sie wohl erwarten?
"Dann sehen wir uns hoffentlich demnächst wieder..." Leifs Worte schienen fragend in der Luft zu hängen als er Richtung Gemächer schritt um sich vorzubereiten.
"Was die wohl von uns wollen?" Gerrit schniefte und spuckte in einem kurzen Moment, in dem die Wachen in eine andere Richtung spähten, auf den Boden aus.
Lucien begutachtete die merkwürdige Szenerie. Er hatte keine Einladung bekommen -nicht das es ihn sonderlich gekümmert hätte, war er doch ohnehin der Meinung das diese Posieren und hochwohlgeborene Gehabe einfach lächerlich und unnötig waren. Dennoch konnte es gefährlich werden hier in Poitiers - gefährlich für jeden einzelnen von ihnen. Es war keine einfach Festivität, es war ein Kräftemessen und austesten.
Sein Blick glitt hinüber zu Alida als er die anderen von dannen ziehen sah. Er lehnte sich gegen die steinerne Wand des karg eingerichteten Quartiers und begutachtete sie eingehend. "Und was machen wir in der Zwischenzeit?" Er klang neugierig was die gute Alida wohl vorschlagen würde.
Sie betrachtete ihn von schräg unten. Sie schien ein ganzes Stück kleiner zu sein als er. "Ich weiß nicht, was Ihr noch machen wollt." Sie sah sich einen Moment im Burghof um. "Es könnte sich von Vorteil für Brügge erweisen, wenn wir Kontakt zu "Antwerpen und Gent aufnehmen würden. Wirtschaftliche und andere Bündnisse könnten uns nützlich sein". Man sah an ihrem Gesicht, dass sie kalkulierte und überlegte.
Lucien grinste lässig, man sah ihm an das er wohl mit so einer Antwort gerechnet hatte. Er entblößte ein makelloses Raubtiergebiss, schabte mit einem Finger leicht an einem der langen Eckzähne und spuckte etwas Undefinierbares hinter sich auf den Boden. "Ihr scheint ja wirklich an nichts anderes denken zu können. Wollt ihr nicht mal wenigstens einen Abend lang diesen ganzen Unsinn vergessen und euch amüsieren?" Er hob die Schultern an. "Wir sind nicht eingeladen, das heißt, was immer da besprochen wird, wir sind nicht wichtig genug. Wollt ihr euch da jetzt wirklich noch Gedanken drum machen? Wie oft kommen wir nach Poitiers hm? Wohl nur dieses mal oder? Lasst uns die Stadt unsicher machen." Der Gangrel erhob sich, lautstark auf seine Oberschenkel klatschend und rückte den ledernen Gürtel zurecht.
Sie schluckte. "Die Stadt unsicher machen?" Man sah ihr an, dass sie wohl schon seit längerem solchen Aktivitäten fern geblieben war. "Hm.... Okay. Warum eigentlich nicht. Die Stadträte sind wohl morgen immer noch hier"
"Nehmen wir die Pferde oder gehen wir zu Fuß?"
Lucien lachte schallend und sichtlich amüsiert, schüttelte belustigt den Kopf. "Ihr könnt's nicht lassen was? Da habt ihr die ganze Ewigkeit vor euch und ihr redet von Stadträten und dem morgen." Er machte ein paar Schritte Richtung Treppe und grinste sie im Vorbeigehen unverstohlen an. "Morgen, Übermorgen, was heißt das schon? Wir sind seit hunderten von Jahren in Brügge meine liebe Alida, die Welt wird auch mal eine Nacht ohne euch auskommen." Er deutete mit dem Daumen über seine Schulter durch ein Fenster auf die nächtlichen Straßen von Poitiers. "Zu Fuß, warum reiten wenn man die Stadt für sich selbst erobern kann? Mit einem Pferd kann man nicht klettern." Erneut grinste der Gangrel.
Sie schürzte bei seiner ersten Erwiderung kurz amüsiert die Lippen: "Das wird sich zeigen". Die Bemerkung sollte wohl ironisch gemeint sein...
"Wir können gern zu Fuß gehen. Dann müssen wir keinen Stall für die Tiere suchen. Aber mittlerweile solltet ihr gut genug reiten, oder?" Sie blinzelte ihn herausfordernd an.
Er hob erneut die Schultern. "Ich kann ausreichend gut reiten um mich auf den Gäulen zu halten und längere Strecken in normalem Tempo sind kein Problem. Alles was darüber hinaus geht klappt nicht mehr so einfach." Er wandte sich der Treppe zu und nahm langsam einige Stufen nach unten, hob dann den Blick wieder Richtung Alida. "Aber warum sollte ich bei so einer so schönen, finsteren Nacht reiten wollen? Ich gehe immer gern zu Fuß, da weiß man woran man ist. Mit sich selbst und seinen Fähigkeiten allein sozusagen." Mit der rechten machte er einen leichten Wink. "Wollt ihr Wurzeln schlagen? Die amüsieren sich mit den Damen und Herren der feinsten Gesellschaft, ich such mir mein Amüsement woanders."
"Ob das ne gute Idee ist?" hörte er Alida leise zu sich selbst murmeln während sie ihm hinterher schritt. Am Burgtor lehnten sich zwei recht müde wirkende Gesellen in Rüstung auf ihre Speere. „Wohin denn zu so später Stunde“ ließ sich einer der Wachen in Französisch mit aquitanischem Dialekt vernehmen. Sein Gesicht blickte interessiert während er einen Schritt nach hinten trat um den Weg freizugeben. Er öffnete die etwas kleinere Pforte des Burgtores.
Lucien beachtete den Mann kaum als dieser ihn ansprach. Natürlich war der gute Herr als Wachmann nicht nur neugierig sondern wohl auch verpflichtet nachzufragen, wer sich des Nachts wohin aufmachte. Dennoch gefiel dem Gangrel die Neugier des Mannes keineswegs. Er hatte von vornherein den leisen Verdacht gehabt das die hohen Herren sie schon länger beobachten ließen und über jeden ihrer Schritte in Kenntnis gesetzt wurden.
Er winkte mit einer Hand ab und murmelte etwas von "Wirtshaus" als er mit Alida zusammen durch die kleine Pforte in der Mauer schritt.
Der Mann hielt ihn kurz an der Schulter fest bevor Lucien hinaus schreiten konnte:
„Seid vorsichtig, wenn ihr euch auf den Weg macht. Der Abstieg ist ziemlich steil und im Dunkeln recht gefährlich. Außerdem lungern lauter üble Gesellen in den Gassen der Stadt. Erst vor wenigen Stunden wurde eine edle Dame aus Flandern überfallen und wäre wohl umgekommen hätte sie nicht der edle Jaque de la Camarque gerettet. Soll ein ziemliches Gemetzel geworden sein. Die Dame ritt von oben bis unten mit Blut besudelt hier zum Tor herein.“ Sein Kumpan nickte ihm bestätigend zu.
„Muss ziemlich reich sein, die Dame. Hat nen ordentlichen Batzen Geld hier lassen wollen… für Familie usw. Na ja…. Der Alkohol wärmt jetzt unsere müden Knochen…“ ER sah leicht ertappt aus…“ Aber das bleibt unter uns, ja?“
Lucien begutachtete den Mann irritiert. "Soso, ein reiches Flittch.. äh... eine reiche Dame aus Flandern wie? Und gerettet hat sie der edle Herr Ritter. Der scheint ja kurzen Prozess gemacht zu haben hm? Hat wahrscheinlich das einzig richtige gemacht der Mann." Geistig machte er sich eine Notiz: Liliane, Blut, Räuber, Ritter, Gemetzel, Bestechung der Wachen. Dann wandte er sich erneut den Wachen zu. "Klar bleibt das unter uns, wem sollte ich schon was erzählen hm?" Er schlug dem Mann freundlich und kameradschaftlich auf die Schulter. "Danke für die Warnung und einen angenehmen Dienst noch... oh... und trinkt einen für mich mit." Dann drehte er sich zu Alida um und Schritt mit einem vielsagenden Gesicht durch das Tor, deutete ihr mitzukommen. "Habt ihr das eben mitgekriegt?"
Der Abstieg erwies sich tatsächlich streckenweise als recht steil. Zudem waren die Stufen mit Lebensmittelresten übersäht, die die Besucher nach den abendlichen Festivitäten auf die Straße hatten fallen lassen. Hoch über ihnen schien ein klarer Mond und tauchte alles in silbernes Licht, so dass der Weg zumindest teilweise sichtbar war.
Alida sah nach der Bemerkung des Wachmanns etwas irritiert aus. Man sah ihr eindeutig an, was sie dachte: „Auf was für Gedanken kommt die gute Liliana von Erzhausen??? Sie ist Prinz von Brügge und wandert nachts allein durch die Gegend??? Welche Prinz tut so etwas bitte? Wollte sie sich selbst und Brügge lächerlich machen mit ihrer Unvorsichtigkeit??? Und jetzt standen sie vielleicht sogar noch in der Schuld dieses Ritters?“
Zu Lucien meinte sie nur kopfschüttelnd als sie außer Hörweite waren: „Spinnt die???“

Lucien schüttelte nur ungläubig den Kopf. "Was immer sie gemacht hat, es war jemand von außen mit involviert, das ist nicht gut, das ist überhaupt nicht gut. Das Dummchen hat den Prinzen zu mimen und die hohen Herren bei Laune zu halten, nicht nachts in Blut zu baden und mit Rittern Räuber erschlagen." Er bleckte kurz die Zähne und grunzte beinahe animalisch. "Wir haben hier alle unsere Rollen zu spielen aber schön langsam hab ich das Gefühl, die Madame hat keine Ahnung wie man eine gute, hübsche, kleine und angepasste Marionette mimt." Mit einem Fußtritt fegte er ein Stück angebissenes Brot, das auf dem Wegesrand lag hinfort und sah kopfschüttelnd zum klaren Sternenhimmel hinauf. "Sie ist aktuell bei der Einladung, sonst würde ich mir sie schon mal zur Brust nehmen, unseren Prinzen. Erinnert mich daran wenn wir wieder aus der Stadt zurück sind."
Langsam stapfte er neben Alida her, den Hügel hinab, hindurch durch Essensreste und allerlei Unrat. Alida ließ sich zu einer weitschweifenden Geste aus um den Geisteszustand der Liliana von Erzhausen zu beschreiben, blieb dabei an einem Ast hängen und kam aus dem Gleichgewicht: „Was…...“ Sie stürzte und fiel längs auf einer der spitzen Treppenstufen hin. Lucien vernahm ein leises Geräusch als sie sich die Haut am Unterschenkel aufriss. Rotes Blut sickerte hervor und färbte ihr blaues Kleid an den Beinen rot
„Verdammt. Heut ist echt nicht meine Nacht“ Sie setzte sich kurz, blickte dann zum Himmel und seufzte: „Böse Gedanken bestraft der Herr sofort“ Sie riss sich einen Fetzen von ihrem Untergewand ab und wischte einen Teil der roten klebrigen Flüssigkeit damit ab.
Lucien verschränkte ungehalten die Arme. "Der Herr hat damit nichts zu tun, einzig und allein eure Ungeschicklichkeit wenn ich so offen sein darf. Schiebt nicht immer alles Gute oder Böse auf irgendwen da oben." Er beugte sich nach unten und betrachtete die Wunde genauer. "Das sollte eigentlich nicht bluten Alida, ihr blutet kaum noch wenn ihr verletzt werdet. Für unsere Art ist das Unnatürlich. Leif soll sich das mal ansehen, wenn er wieder da ist." Er half ihr indem er einen lumpigen Stofffetzen seinem Wams entnahm und ihr das Bein verband. "Geh'n wir weiter, davon werdet ihr euch doch nicht aufhalten lassen oder?" Sein Grinsen wurde breiter.
Lucien sah, wie sie das Gesicht anspannte. Langsam schloss sich die blutende Wunde und hinterließ nur noch den Hauch eines Roten Striemens. Ihre blauen Flecken, die sie noch von den Kämpfen und Unfällen im Park zurückbehalten hatte, verschwanden. Lucien erkennen, dass ihr Teint innerhalb von Sekunden an Farbe abnahm.
„Puh! Das ist anstrengend.“ Sie schüttelte den Kopf. „Verdammt… dass wir nicht jagen gehen dürfen…“
"Ich habe echt Hunger"
"Egal... Ja, lasst uns weitergehen. Trotzdem erscheint es mir komisch. Ich sage etwas Negatives über unsere "Prinz" eine leicht schräge Betonung klang mit "und sofort flieg ich hin..."
Der Gangrel hob die Schultern und tat das ganze mit einer lässigen Geste ab. "Ihr glaubt zuviel abergläubischen Unsinn meine Teuerste und das in eurem Zustand. Ihr solltet es besser wissen." Mit einem kräftigen Händedruck und einer fließenden Bewegung half er ihr auf. "Das Jagdverbot ist absurd, ich bin der Überzeugung das hat man nur für uns aufgestellt um uns schwach zu halten. Die wollen, dass wir es möglichst schwer haben uns in guter Verfassung zu halten. Bei all den Pilgern hier könnte jeder hier sich reichlich bedienen. Das ganze ist eine Farce und eine entwürdigende noch dazu". Er schritt gemächlich weiter den Hügel hinab, darum bemüht Alida zu ihm aufschließen zu lassen.
"Ich weiß nicht, wenn wir über eine Woche 30 Kainiten in Brügge beheimaten müsste und jeder macht sich auf die Jagd würde das wohl innerhalb von 2-3 Nächten auffallen, oder?"
Ein tiefer Luftsog strömte in Luciens tote Lungen als er die Augen überdrehte. "Dann haben sie halt für irgendjemanden auch noch ein Verbot gemacht, auf jeden Fall ist es lächerlich. Bei all den rumhurenden und saufenden Idioten hier fällt das wenn man vorsichtig ist wohl kaum auf. Und umgekehrt: Wie sollen die Bauern außerhalb der Stadt alle von uns ernähren die auf eine Jagd nicht verzichten wollen hm? Daran hat kein Schwein gedacht, dafür aber Blut aus goldenen Bechern anbieten von dem kein Schwein weiß woher es kommt."
Er deutete nach unten auf die Stadt. "Das sieht nach einem netten Viertel aus, was sagt ihr dazu?" Das Thema des Blutes und der Jagd hatte er wohl absichtlich unter den Tisch fallen lassen.
"Es war okay" meinte Alida etwas wegwerfend. "Man kann nicht überall Gift vermuten... Aber ich versteh. Ihr habt andere Bedürfnisse, nicht?" Sie sah ihn abschätzend an. "Für eine Nacht würde Frederik euch sicher aushelfen können, wenn ihr das wünscht?"
Abrupt blieb Lucien stehen und musterte Alida genau, seine Augen verengten sich. Nach einigen Sekunden schien er sich wieder zu entspannen. "Hm, ja gewiss.. den Kitzel der Jagd lasse ich mir nicht nehmen, es ist teil meiner... nein, unserer Natur. Zudem wisst ihr doch Bescheid über... mein Problem mit dem Trinken?" Es knackte kurz als er sich den Kopf verrenkte um die Muskeln etwas zu entlasten. "Euer Angebot ehrt euch Alida und ich bin überdies überrascht, dass ihr gerade mir dieses Angebot unterbreitet - aber dennoch muss ich ablehnen. Euer Frederik der euch so wichtig scheint, soll nicht mein Mahl werden." Er schickte sich an seinen Weg fortzusetzen. "Danke dennoch."
Sie kämpften sich durch den Unrat den steilen Weg hinab. Als die Glocken der Burg und vom nahen Poitiers Mitternacht schlugen hatten sie das Ende des Hügels erreicht. ZU ihrer linken erhob sich eine hohe Mauer mit Bäumen dahinter, die scheinbar zu dem noch vor kurzem von ihnen beschrittenen Park gehörte. Neben der mauer waren mehrere Wachen in der Rüstung der Stadt Poitiers zu erkennen, die ein paar tote Männer einsammelte und durchsuchte. Man konnte ihnen ansehen, dass ihnen die Arbeit zu so später Stunde zuwider war, sie aber notgedrungen nicht drum herum kamen.
„Macht nen Bogen drumrum, Herr.“ Rief einer der Wachen Lucien zu. „Kein schöner Anblick. Außerdem ist hier alles voller Blut“ Er lenkte mit der Hand Richtung Wiese um um den Straßenabschnitt herum zu lenken.
Lucien hob argwöhnisch eine Braue. "Ich bring sie um, wenn es nicht dieser Ritter schon bald tut", sprach er mehr zu sich selbst. Dann richtete er den Blick wieder zu Alida. "Ich glaube das war der Sonntagabend-Spaziergang von unserem Prinzen" Er deutete auf die blutigen Leichen auf dem Boden vor ihnen.
Zu den Wachen gewandt spielte er den entrüsteten und schockierten. Angewidert sah er von den Leichen Weg. "Heilige Mutter Maria.. wie recht ihr habt, wir nehmen einen anderen Weg, das ist ja schrecklich." Eifrig beeilte er sich ein Kreuz zu schlagen. Es sah aus wie ein schlechtes Theaterstück.
Alida tat es ihm gleich. Auch sie schüttelte nur den Kopf
Schließlich erhob sich groß und dunkel die hohe Stadtmauer vor ihnen. Sie wurden ohne weitere Schwierigkeiten durch das Stadttor gelassen. Die Wachen schienen in diesen Nächten ständig Besucher ein und auslassen zu müssen und stellten keine mühsamen Fragen. Schließlich öffneten sich die hell erleuchteten und zurzeit festlich mit Blumen geschmückten Straßen der Stadt vor ihnen
"Und? wohin zieht es euch? Hauptmann?" Seltsamerweise klang diesmal keine Ironie oder Spott in ihren Worten mit.

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Lucien blieb für einen Moment stehen und kratze sich am unrasierten Kinn, suchte wohl gerade vergeblich nach der Ironie in Alidas Worten - konnte sie aber nicht finden, was ihm ein leichtes Schmunzeln und zustimmendes Kopfnicken entlockte. "Hm, ich bin noch etwas überfragt. Für gewöhnlich ziehe ich mich in die etwas dunkleren Straßen zurück um dort meiner Beute aufzulauern aber in diesem Fall ist das ja leider nicht möglich." Seine Augen fixierten Alida. "Habt ihr vielleicht etwas das ihr gerne machen würdet?"
Sie blickte sich um. "Wir könnten in der Taverne dort vorne anfange? Der Wein hier unten soll ganz und gar vorzüglich sein..." Ein fragender Blick in seine Richtung. Wo seid ihr eigentlich her, Lucien? Ihr seid doch aus Frankreich?"
Die Musik aus dem Wirtshaus war bereits in den Straßen zu hören.
Er richtete den blick in ihre Richtung und nickte kurz nachdenklich aber zustimmend. "Den Wein will ich euch nicht verwehren, wenn ihr so was noch runter bekommt. Ich werde allerdings nichts trinken, zumindest nichts aus Flaschen oder Krügen." Langsam setzte er sich in Bewegung, Richtung Wirtshaus. Auf Alidas Frage schien er zunächst gar nicht antworten zu wollen, nach einigen Sekunden ließ er sich dann aber doch zu einem einfach "Ja" hinreißen.
Fragend zog sie eine Augenbraue hoch. "Ja?"
Er musterte sie kurz aus den Augenwinkeln und zuckte kurz mit den Schultern. "Ich stamme aus Frankreich ja, genauer gesagt aus Nimes. Wart ihr schon einmal dort?" Erkundigte er sich.
Sie sah leicht an ihm vorbei Richtung Wirtshaus. "Ja, ich war vor langer, langer Zeit mal dort. Mit meinem Bruder und Vater. Mein Bruder und ich waren so fasziniert von dem gigantischen uralten Colloseum der alten Völker. Es war faszinierend
Lucien schnaubte kurz verächtlich. "Hm... ja, toll der alte Steinhaufen. Wenns einem gefällt." Seine Schultern hoben sich kurz. "Meine Erinnerungen daran sind eher anderer Art aber ja um nochmals eure Frage zu beantworten ich war Franzose, ursprünglich." Seine Nase schnupperte kurz in der Luft, als der köstliche Duft von gebratenem Schweinefleisch und andere Leckereien den Platz vor ihnen einhüllte. "Würdet ihr nicht auch manchmal einiges dafür geben noch mal ein Bierchen kippen zu können?" So merkwürdig sehnsüchtig hatte Alida Lucien wohl noch nie sprechen gehört.
Sie presste kurz die Lippen aufeinander: "Ja, wohl wahr... Dafür kommt ihr in den Geschmack anderer Genüsse."
Sie ging auf das Wirtshaus "Springender Fisch" zu und ließ Lucien den Vortritt. "Nach euch"


Lucien las etwas sinnierend das Schild über der Tür, und murmelte etwas Unverständliches. Dann unvermittelt freut er sich scheinbar endlich verstanden zu haben was da geschrieben stand. "Springender Fisch, klingt nett. Zu meinen Lebzeiten wäre ich hier wohl noch gern eingekehrt." Er öffnete die Eingangstür und sofort hörte man ein lautes Stimmenwirrwarr und hektisches Treiben aus dem Wirtshaus. Eine Woge warmer Luft schlug den beiden entgegen. "Nach euch Mademoiselle.. so als alter Franzose hm?". Er grinste belustigt.
Innen war es urig und gemütlich. Mehrere Schankmägde und der Wirt schenkten aus und trugen saftigen Braten durch die Reihen der Tische. Im hinteren Bereich gab es senkrecht stehende, in die Wand eingelassene Weinfässer in denen man ein wenig Privatsphäre haben konnte. Der dicke, rotbackige Wirt, der mit einem großen Tablett und drei Humpen Bier jonglierte, blieb vor Lucien stehen:
„Guten Abend, der Herr. Wohl auch ein neues Gesicht? Extra angereist für die Festlichkeiten, nicht wahr? Was kann ich denn für euch tun“ Er zwinkerte Alida freundlich und leicht schelmisch zu. Gehörte wohl zu seiner Art mit Kunden umzugehen.
Lucien nickte zufrieden. "Ja, so was lässt man sich nicht entgehen nicht wahr? Wie oft gibt’s schon einen wirklichen guten Grund zum Feiern, da lässt man sich nicht zweimal bitten." Darauf folgte ein kurzer Seitenblick zu Alida. "Nun, Madame und ich hätten gerne einen Tisch wenns genehm ist, möglichst ruhig wenn das noch irgendwie zu bewerkstelligen ist. Dann ein Bierchen für mich und für Madame?" Fragend blickte er zu Alida.
Sie nickte dem Wirt lachend zu. Sie schien in dieser Atmosphäre aufzutauen.
"Gern"
Der Wirt führte sie an den hinteren, letzen Tisch, der sich in einem der Fässer befand. Um sie herum war es laut und stickig. Die Musik tat ihr übriges. Scheinbar war man, sollte man nicht gerade schreien, für andere Gäste nicht vernehmbar. Der Wirt brachte den Beiden das Bier in zwei tönernen langen, hohen Gefäßen. „Bitte schön.“ Das macht 2 Centime. Ich nehme' das Geld bitte bei dem Trubel gleich selbst entgegen.“ Er sah Lucien an.
Lucien machte es sich an dem einfachen Tischchen bequem und streckte die Füße etwas von sich. Die stickige Luft schien ihm nicht wirklich etwas auszumachen und das Gegröle ebenso wenig. Man konnte sich vermutlich vorstellen, dass er diese Atmosphäre schon recht gewöhnt war. Dem wird gab er, nachdem die Getränke abgestellt wurden 3 Centime und klopfte ihm freundlich auf die Schulter. "Harte Zeiten mein Freund, spart euch den Rest für die Zeit nach den Festlichkeiten ihr werdet es brauchen."
Der Wirt wandte sich um und verteilte die Speisen in der Gaststube.
Als der Wirt gegangen war, erhob Lucien grinsend seinen Krug und hielt ihn Alida hin. "Wollen wir es zur Feier des Tages versuchen? Oder wollen wir dem Wirt unnötige Arbeit ersparen?"
"Aber gern doch" Sie lachte. Alida nahm einen tiefen Schluck und lehnte sich entspannt in die Kissen hinter ihr. Sie musterte ihn amüsiert.
„Na, Herr Wachmann? Lust auf ein Spiel?“
Er prüfte ihre Miene eingehend und kritisch. Scheinbar schien er auf etwas zu warten, das nicht einzutreten schien. "Ihr .. könnt das trinken?"
Sie lachte und leerte den Rest der tönernen Flasche in einem Zug. "Immer auf ex... " :P
"Ich hab doch Übung von zu Hause" Sie grinste und entblößte ihre weißen spitzen Zähne
Lucien grunzte lachend und betrachtete Alida anerkennend. "Nicht schlecht für eine dem Mammon verfallene Brüggerin, ich hätte nicht erwartet, dass ihr solchen Mut zeigt. Wie lange könnt ihr das wohl unten behalten, was meint ihr? Ihr könnte mir doch nicht wirklich weismachen das ihr noch was trinken könnt hm?" Er sah etwas traurig an seinem eigenen Krug herab.
"Schauen wir mal... " Sie machte eine umfassende Geste in die Wirtsstube.“Ich vermute mal, dass der größte Teil der heutigen Besucher das Gebräu morgen nicht mehr im Magen haben wird. So wie ich."
Er nickte stumm und stellte dann seinen Krug langsam wieder vor sich ab. Sein Blick schien nachdenklich und zu Boden gerichtet. "Da habt ihr wohl recht." Mit einem Kopfschütteln verdrängte er seine Gedanken und rückte seinen Krug näher an Alida heran. "Wenn ihr schon so gerne Bier trinkt, könnt ihr auch gern meinen auch haben."
"Aber auf Ex." Er grinste.
Wieder lachte sie kurz auf: "Nein. Der ist euch. Wie würde das denn aussehen, wenn ich hier gleich in 5 Minuten 2 Pint auf ex leere?" Wieder sah sie ihn herausfordernd an.
"Na? Mutig genug für ein Spiel?"
Der Gangrel begutachtete sie abermals halb misstrauisch halb belustigt. "Ich dachte das wäre schon das Spiel gewesen? Wer sich als erstes die Seele aus dem Leib kotzt. Nicht? Hm." Er lehnte sich zurück und faltete die Hände im Schoß. "Wollt ihr Skat spielen oder würfeln werte Alida? Für eine Spielerin hätte ich euch nie gehalten."
"Oh, ich dachte an etwas Amüsanteres." Sie spielte ein wenig mit der Flasche in ihren Händen. "So ein kleines unwichtiges Kinderspiel. Es heißt Wahrheit oder Pflicht. Derjenige, auf den die Flasche zeigt darf aussuchen, was er lieber möchte. Und Wahrheit bleibt Wahrheit. Ihre Augen sahen ihn gezielt an. "Ich bin mal so frei und mach den Anfang mit einem kleinen Geheimnis meinerseits: Ich kann keine Geheimnisse weitersagen." Sie legte die Flasche in die Mitte des Tisches und sah ihn aufmunternd an.
Lucien verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah sie belustigt an. "Ich glaube dieses Spiel ist mir durchaus geläufig aber ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass zwei von unserem Schlag sich auf so etwas einlassen würden? Jede Kanalratte und jeder Kriecher würde Unsummen zahlen um auch nur das winzigste Stückchen von dem was wir hier sagen erhaschen zu können. Und wir sollen das alles nur anhand der Auswahl durch eine Flasche tun?"
Er sah sie eindringlich an. "Was wollt ihr denn so dringend wissen, dass ihr euch dazu hinter einer Weinflasche verstecken müsst? Sprecht es frei heraus."
"Lucien. Es ist nur ein Spiel. Was dabei herauskommt bestimmt das Schicksal, oder der Teufel, oder Gott, oder wer auch immer" Sie lachte kurz auf. "Und das was wir erzählen oder machen müssen bleibt unter uns."
"Keine Angst. Ich kann ganz harmlos sein!"
Er schüttelte den Kopf. "Es geht mir nicht darum das ihr harmlos sein könnt sondern das wir uns hier große Wahrheiten und damit auch theoretisch Geheimnisse, wie ihr schon sagtet, erzählen die uns beide mehr als zum Nachteil gereichen können. Wollt ihr Spione riskieren die das den hohen Herren da oben erzählen? Oder wollt ihr mir, so freiwillig die Wahrheit zu all meinen Fragen offenbaren? Wollt ihr das wirklich?"
Sein Blick war weiterhin ernst.
"Kennt ihr das Spiel, Herr Hauptmann? Wenn ich euch unangenehme Sachen frage, werde ich mit Sicherheit gleich im nächsten Zug dafür belohnt werden." Sie zuckte die Achseln und griff nach der Flasche. "Aber ihr müsst natürlich nicht."
Lucien schien angestrengt zu überlegen, schließlich nickte er kurz. "Ein oder zwei Runden sind wohl ok." Sein Blick glitt über die johlende, lachende, sich zuprostende und gesellige Menge. Als er sich für seine Verhältnisse vergewissert hatte das ihnen so direkt auch wohl niemand zuhörte machte er mit dem Kopf eine Bewegung in Richtung Alida. "Ihr beginnt... dreht."
„Ich habe euer Ehrenwort, dass das, was hier erzählt wird, unter uns bleibt?“ Sie hob eine Augenbraue. „Gebt mir euer Wort.“ Sie biss sich kaum merklich in den Finger, ließ einen Blutstropfen auf ihre weiße Handfläche tropfen und streckte ihm die Rechte entgegen.
Er wehrte mit der Hand ab. "Das wird nicht nötig sein, ich glaube euch. Euer Wort ist mir genug. Brecht es und ich breche euch - ich hoffe wir verstehen uns?" Damit grinste er erneut. "Aber jetzt dreht endlich damit wir sehen was bei diesem netten Spielchen das ich niemals auch nur gedacht hätte mit euch zu spielen herauskommt."
"Die Wege des Herrn sind manchmal unergründlich" Sie grinste
Alida drehte die Flasche. Sie schlingerte und blieb schließlich auf Alida gerichtet stehen. Alida seufzte. "Ich muss anfangen... Wahrheit. Fragt mich etwas"
Er kratzte sich etwas über die Wange und nickte stumm wie zur Bestätigung des Ergebnisses. "Das müsst ihr wohl." Eine kurze Pause folgte, dann stellte er seine Frage: "In all der Zeit eurer Existenz, habt ihr jemals darüber nachgedacht in die Sonne zu gehen?"
"So trübsinnige Gedanken an einem so schönen Abend?" Sie fuhr sich nachdenklich mit den Fingern am Kinn entlang. "Nein, das habe ich nicht. Ich bilde mir gerne ein gebraucht zu werden. Von Brügge, von meiner Familie, im Besonderen von Frederik und Marlene. Und ich habe das Gefühl, dass es zu viel in dieser Welt gibt, dass es zu entdecken lohnt. Bevor ich das nicht getan habe, werde ich mich nicht solchen Gedanken zu wenden." Sie sah ihn mit ihren blauen Augen an. "Ich würde euch jetzt gerne das gleich fragen, aber die nächste Runde hat noch nicht begonnen." Sie zeigte auf die Flasche: "Ihr seid dran, Lucien"
Lucien ergriff die Flasche und drehte sie kräftig, das rollende Geräusch auf dem Tisch verklang langsam als sie schlussendlich zum stehen kam. Sie zeigte auf Lucien. Der hob nur die Schultern. "Na gut, dann bitte."
"Was wollt ihr denn?"
Lucien wirkte überrascht und hob verständnislos die Schultern. "Was meint ihr?"
"Wahrheit oder Pflicht?"
Er grinste. "Ach so. Wahrheit natürlich. Ich bin gerade zu faul und finde es hier zu gemütlich um groß aufstehen zu wollen."
"Erzählt mir ein wenig aus eurer Jugend? Oder aus eurer Kindheit."
Er fixierte sie mit dunklem Blick und beugte sich etwas nach vorne, brummelte etwas Unverständliches. "Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich wurde als Sohn einer armen Mutter geboren und früh schon zu meiner Tante gebracht wo ich aufwuchs. Hartes Leben, harte Arbeit. Es wurde einem nichts geschenkt. Und die Zieheltern waren auch nicht gerade freundlich. Reicht euch das?"
"Reicht es euch?"
Er nickte stumm. "Ich denke schon. Oh, ich hab als Holzfäller und im Sägewerk gearbeitet muss ich wohl der Vollständigkeit halber hinzufügen."
Alida nickte. "Okay" Dann bin ich wohl wieder dran. Sie griff nach der Flasche
"Meine Wenigkeit, mal wieder." Sie sah ihn an. "Ich versuch mein Glück mal mit Pflicht"
Er lächelte sie etwas böse an und hob eine Augenbraue. "Mal was einfaches... trinkt meinen Humpen leer. Ihr könnt es unten behalten und bezahlt ist er schon. So hat wenigstens einer von uns noch etwas davon." Belustigt schob er den Humpen noch näher an sie heran.
"Woher wusste ich das wohl." Sie griff nach seinem Humpen und nahm einen Schluck, stellte dann das Getränk wieder auf den Tisch. "Ihr macht es mir leicht." Sie schob ihm die Flasche zum drehen hin. Er nickte. "Ich bin erstens zu unkreativ und zweitens zu vorsichtig um euch gemeinere oder beschämendere Pflichten aufzuerlegen. Freut euch, wenn ihr noch am Leben wärt, würde ich das ganz anders handhaben."
Er ergriff erneut die Flasche um sie zu drehen.
Belustigt hob sie erneut eine Augenbraue. "Was würdet ihr denn tun, wenn wir noch ein bisschen jünger und lebendiger wären?", fragte sie mit unschuldiger Miene"? während er drehte. Die Flasche drehte sich und kam abermals auf Alida zeigend zum Stehen. Verwundert blickte er kurz auf. "Um Jugend geht es nicht, ihr mögt an Jahren sogar älter sein als ich, ihr werdet immer jung und schön sein. Einer der Vorteile unserer Existenz." Dann nickte er. "Lebendigkeit, darum geht es. Ihr seid mausetot, vergesst das nie." Nach einem grunzenden Prusten setzte er erneut an. "Und ich würde euch vermutlich dazu verpflichten eure Unterwäsche auszuziehen und vor mir auf den Tisch zu legen. Das war früher als ich noch lebte und um einiges jünger war, eine meiner Lieblingspflichten für hübsche Mädchen."
Sie lachte. "Verlasst euch drauf, ihr würdet nichts zu sehen bekommen. Ich bin geschickt." Sie zwinkerte. "Ich nehme Wahrheit"
"und danke für das ungewollte Kompliment." sei lehnte sich wieder in die Kissen zurück und wartete. Er nickte ebenfalls. "Bildet euch nur ein, dass es ein Kompliment war, gewollt oder ungewollt. Ihr solltet lernen es als Waffe einzusetzen. Ihr seid ein Raubtier, seid euch eurer Stärken bewusst und nutzt sie entsprechend. Ihr seht gut aus, selbst im Untod, nutzt das und verkommt nicht zum lächelnden Dummchen wie unser Prinzesschen."
Für einen Moment überlegte er. "Dann erzählt mir doch mal was von euere Kindheit und Jugend, ich bin sicher das wird interessant."
Einen Moment wirkte sie ernst: "Herr Hauptmann, ich habe es nicht nötig mein Aussehen als Waffe einzusetzen. Wenn ich wirklich etwas will bekomme ich es." Sie ließ die Worte im Raum stehen
"Meine Kindheit und Jugend?"
Er lächelte kurz so als ob er ihr etwas vorenthalten würde, ließ ihre Worte aber ebenfalls im Raum stehen. "Machen wir doch mal die Jugend."
Sie überlegte. "Meine Mutter starb als ich noch recht klein war im Kindbett bei meiner Schwester. Mein Vater übernahm die Erziehung." Sie dachte nach. "Er war ein guter Vater. Pflichtbewusst, mit Idealen und Zielen. Es war ihm wichtig, dass es uns gut ging. Ich hab als Älteste immer gern mit ihm zusammen gearbeitet und mir so im Laufe der Zeit alles Notwenige angeeignet. Irgendwann verstarb er. Da mein Bruder an der Sorbonne in Paris studieren konnte und meine Schwester nur Augen für einen jungen Kaufmann hatte, musste ich den Laden schmeißen... Na ja... und das hab ich seitdem getan." Sie sah ihn an. "Wollt ihr was Bestimmtes wissen?"
Er musterte sie eingehend. "Hat euch das erfüllt? Euch Spaß gemacht, oder hattet ihr ein schlechtes Gewissen bzw. aus dem Tod eures Vaters heraus die Vorstellung ihr müsstet diese Verantwortung übernehmen?" hakte er nach.
"Ich liebe es Handel zu betreiben. Man tauscht Waren, bekommt Dinge zu sehen, die einem normalen Sterblichen auf ewig verwehrt bleiben, süße Vanille, duftenden Zimt, weichen Brokat oder einen Stoff dünn fast wie ein Lufthauch namens Seide, Hölzer schwarz wie die Nacht oder hart wie Metall, ferne Städte mit dunklen Menschen, die in anderen Sprachen sprechen, mit Turbanen auf dem Haupt oder Kopftüchern. Ich kenne die Drachenboote der Nordmannen, die weißen Städte der Balten und Wüsten größer als Flandern." Sie riss sich aus dem Schwärmen heraus. " Wenn ich Handel betreibe und erfolgreich bin geht es den Menschen in meiner Umgebung gut. Die Arbeiter und ihre Familien haben zu essen"
Er betrachtete sie eine Weile und schien zu überlegen, musterte sie kurz nachdenklich. "Ich merke in euch eine gewisse Sehnsucht nach der Ferne. Mir scheint aber auch ihr gebt euch damit zufrieden nur die Waren der Ferne und die Händler aus diesen Umgebungen zu sehen. Habt ihr nie daran gedacht diese Länder auch alle selbst einmal zu bereisen?"
Sie betrachtete kurz nachdenklich ihre Hände. Sie sah ihn nicht an als sie antwortete: "Doch, das würde ich gern. Nur... " sie zögerte, sah sich in der vollen, Wirtsstube um. In einer Ecke sangen ein paar Zecher laut ihre Hymnen, in einer anderen schüttete ein wohl wütender Koloss einem Konkurrenten ein Bier über um ihm danach die Faust ins Kinn zu hämmern. Keiner beachtete sie weiter. "... außerhalb von Brügge fühle ich mich irgendwie nicht wohl..." Sie sah ihn nun an. "Und ihr? Seid ihr viel in der Welt herum gekommen?"
Er verschränkte die Arme und lächelte sie leicht grinsend an, schüttelte dabei gespielt gemahnend den Kopf. "Aber, aber.. so leicht kommt ihr mir nicht davon. Was meint ihr damit, dass ihr euch nicht wohlfühlt? Bekommt ihr leicht Heimweh?" Lucien schien das Treiben um ihn herum gekonnt zu ignorieren, vielleicht weil er es einfach schon aus anderen Wirtshäusern gewohnt war, vielleicht weil es nichts gab das seine Aufmerksamkeit in diesem Moment so sehr fesselte wie Alida, die da gesenkten Blickes etwas leiser zögerlich antwortete.
"Ihr wollt es wirklich wissen?" Ein leicht zorniger Ausdruck blitzte in ihren Augen auf. "Aber gut. Ich hab mit diesem Spiel angefangen, nicht wahr?". Sie fixierte ihn. "Außerhalb von Brügge fühle ich mich nicht wohl. Mit der Zeit fühle ich mich "krank", müde, ausgelaugt."
Lucien hob eine Augenbraue leicht an und wirkte verwundert. "Nun es geht ja das Gerücht das euer Clan eine tiefe Verbundenheit zu seiner Heimat pflegt, wie sehr war mir bisher nicht bewusst doch wie es scheint geht diese tiefer als ich zunächst angenommen hätte." Er lächelte Alida nunmehr freundlich zu. "Ihr müsst nicht zornig werden meine hübsche Alida, ihr habt euch keine Blöße gegeben und in der Tat war dieses Spiel eure Idee." Mit einem Wink seiner Hand setzte er fort. "Ich bin nicht soweit herumgekommen wie ich gerne wollte aber ich habe Frankreich, Deutschland, Dänemark und auch Spanien bereist. Im Osten bin ich an meine Grenzen gestoßen, zu gefährlich, zu territorial und gerade aktuell wieder ein sehr düsteres Fleckchen."
Sie nickte. "Ja, der Osten muss grausam und düster sein. Da bekommen mich keine 10 Pferde hin" Sie sah ihn an. "So... nun kennt ihr eine meiner Schwächen..." Sie zeigte auf die Flasche und versuchte ein zögerndes Lächeln. "Wie steht’s mit euch? Wollt ihr mir eine der euren nennen?" Sie grinste: "Außer natürlich der, dass ihr ab und an ein selbstsüchtiges, das Leben verachtendes Wesen darstellen wollt?" Die Ironie schien in dicken Tropfen auf den Tisch zu triefen. "Oder soll ich noch einmal drehen?" Sie streckte ihm die Zunge heraus. Er drehte den Kopf leicht auf eine Seite und sank noch etwas tiefer zurück, manch einer würde behaupten er flegelte sich regelrecht auf seine Sitzgelegenheit bemüht eine gewisse Überlegenheit darzustellen. "Eure Schwächen? Nun, nicht das ich nicht über gewisse Schwächen bereits informiert gewesen wäre aber tröstet euch - ich werde sie nicht gegen euch verwenden wenn ich nicht muss." Sein Blick bekam dann jedoch mit einem Mal einen sehr ernsten und vielleicht auch leicht verbitterten Zug als er ihre Worte vernahm. "Ich verachte das Leben nicht, im Gegenteil, gewisse Aspekte des warmen üppigen Lebens vermisse ich regelrecht aber ich mache mir nichts vor, ich lebe nicht mehr, zumindest nicht mehr so wie es üblich wäre und ich bin zu lange in dieser Existenz um mir noch um ein unbedeutendes Leben das mehr einem Sandkorn im Fluss der Zeit gleicht, Gedanken zu machen." Er starrte hinab auf die Flasche. "Ihr wollt, dass ich euch eine meiner Schwächen nenne? Sozusagen ein hübsches kleines düsteres Geheimnis?"
Sie verkniff sich vergeblich ein Lächeln: "Ich bin mir sicher, ihr habt genug?!" Sie beugte sich ein wenig vor.
Er tat es ihr gleich und beäugte sie etwas einschätzend. "Ich habe einen kräftigen Appetit. Für gewöhnlich jage ich täglich, obwohl ich eigentlich satt bin. Es ist nur..." Er zögerte für einen Augenblick. "Ich merke wie mir etwas fehlt, etwas das ich nicht in Worte zu fassen vermag. Wenn ich nicht trinke, in kräftigen, tiefen Zügen dann spüre ich förmlich wie mir die Energie fehlt. Mit jedem Tag der verstreicht wird es schlimmer. Ich werde antriebsloser, leichter erregbar und fühle mich sehr unwohl."
Sie lachte leise und mit einem melancholischen Unterton. "Nun ja... das wusste ich ja bereits...seit der Reise nach Skandinavien"
"Aber es klingt ähnlich wie mein Problem, scheint mir" fügte sie noch hinzu
Er nickte. "Ich spüre, dass ich nicht nur die Vitae zu mir nehme. Da ist noch etwas anderes das ich den lebenden, vitalen Körpern entreiße. Mein Biss saugt ihnen nicht nur den Lebenssaft aus." Zu ihrer Aussage nickte er nur erneut. "Es scheint so."
"Die Inquisition würde jetzt vielleicht behaupten, ihr saugt ihnen die Seele aus." Sie überlegte kurz. "Aber möglicherweise tun wir das ja alle irgendwie. Keine Ahnung" Sie sah ihn wieder an. "Ihr habt mich vorhin gefragt, ob ich mal daran gedacht habe, in die Sonne zu gehen." Sie beugte sich weiter nach vorne und sprach leise: "Wie sieht es mit euch aus? Gäbe es etwas, dass es euch wert wäre dafür in die Sonne zu gehen?" Ihre blauen Augen suchten etwas, das man in dem rauen Gesicht des Mannes wohl nicht so einfach finden konnte
Er konterte ihren Blick etwas weniger fest und standhaltend als sonst, scheinbar war er es nicht gewohnt sich im Zwiegespräch mit derlei Fragen auseinander zu setzen. Dann senkte er für einen Moment den Blick als ihre Augen die seinen trafen. Mit fester Stimme fuhr er fort: "Meine Freiheit“
"Eure Freiheit?" Alida beugte sich einige Zentimeter näher an ihn heran. "Ihr würdet für eure Freiheit sterben?"
Lucien nickte. "Ja, das ist wohl das einzige wofür es sich wirklich zu sterben lohnen würde."
"Und was bedeutet Freiheit für euch?" fragte Alida.
Der Gangrel schien einen Moment zu überlegen und beugte sich dann ebenfalls etwas vor. "Ich spreche von Freiheit in einem größeren Begriff, keine Verpflichtungen oder Schwüre, keine Eide oder Fesseln, die man sich selbst auferlegt oder auferlegt bekommt. Das geht wohl weiter als das was man gerne so lapidar als Freiheit hinwirft, wenn es um die Herrschaft der hohen Herren geht. Keine Zwänge und nur sich selbst Untertan, so könnte man es ausdrücken." Er nickte kurz knapp, wie um sich selbst zu bestätigen.
„Für mich ist Freiheit, dass ich selbst entscheiden kann, was richtig und falsch ist. Ich will mir von niemandem, der sich einbildet über uns zu stehen sagen lassen, was ich zu tun und zu lassen habe. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen… bestimme, was ich glaube oder liebe oder für wen oder was ich kämpfe.“ Sie schlug kurz die Augen nieder um ihn dann etwas bestimmter anzuschauen. „Aber ich denke, freiwillig gesprochene Schwüre sind Eide, die es nicht zu brechen gilt. Wenn man sein Wort gibt, ist diese Entscheidung freiwillig und bindend.“
Er nickte. "Ich würde zustimmen. Meine Freiheit geht aber auch über diese Dinge hinaus - man kann nur wahre Freiheit erlangen, wenn man mit sich selbst im Reinen ist, denn auch die eigenen Gedanken oder die Vergangenheit können einen einsperren. Wenn man sich keinen Selbstillusionen hingibt und sich seiner selbst ganz bewusst ist, sich akzeptiert, auch seine eigene dunkle Seite, dann kann einen nichts aufhalten, keine Kette binden und man lebt ein gesünderes Leben oder Unleben das nicht von Selbstzweifeln oder moralischen Dilemmata durchwühlt wird. Man macht sich selbst nichts mehr vor."
"Dann solltet ihr nie euer Wort geben..." Ihre Augenbrauen zogen sich nachdenklich zusammen. "Hm, niemand kann sich auf euch verlassen wenn dem so ist, oder?"
Er legte leicht den Kopf schief. "Das kommt ganz darauf an, Alida. Das kommt ganz darauf an. Das Überleben ist das Entscheidende - man muss abwägen, Stolz und Ehre, die Wahrheit, Schwüre… Letztlich geht es um das eigene Überleben. Das heißt nicht, dass ich ehrlos wäre oder keinen Stolz hätte, aber man lässt sich immer eine Fluchtmöglichkeit offen. Ihr würdet genauso handeln, jeder vernünftig denkende Kainit würde das."
"Hm, natürlich ist es nicht verwerflich, wenn man seine Existenz oder das, was man liebt rettet... möglicherweise dabei selbst einen Schwur bricht... aber für etwas anderes?"
Lucien zuckte mit den Schultern. "Es gibt soviel Möglichkeiten, Alida. So viele zahllose Möglichkeiten so endlos wie die Nächte die wir verbracht haben, verbringen und noch verbringen werden. Niemand kann sagen, was passieren wird und welche Fährnisse euch und mich noch erwarten mögen. Urteilt nicht zu schnell über mich, vielleicht findet ihr euch selbst einmal in einer Situation wieder in der ihr schwierige Entscheidungen treffen müsst oder Schwüre brecht." Er lächelte sie etwas zaghaft an. "Mir scheint ihr wollt meine Loyalität prüfen. Nun, sorgt euch nicht, solange mir Brügge nutzt und mein Überleben sichert werde ich alles tun damit das auch so bleibt. Dahingehend könnt ihr euch auf mein Wort ganz und gar verlassen."
Sie zog eine Augenbraue hinauf. Scheinbar hatte er genau verstanden, worauf es ihr ankam. Dann lachte sie: "Na dann. Brügge mit seinem neuen Hauptmann? Macht sicher ein gutes Bild."
Nun war es an ihm eine Augenbraue nach oben zu ziehen. Ein unsicherer Blick folgte. "Versteht mich nicht falsch: unter anderen Umständen wäre dies sicher ein verlockender Posten, aber im Grunde ist es einfach nur Arbeit für die ich eigentlich gar nicht so recht geschaffen bin. Ich habe nie Soldaten ausgebildet oder Kriege und Schlachten geschlagen. Mein Schwertarm ist stark und mein Kampfgeist stets ungebrochen. Ich habe nichts gegen Blut und Tod einzuwenden." Er zögerte. "Aber junge Spunde die Disziplin eines Wächters und Beschützers zu lehren, die Tugenden und die Moral eines wohlfeilen, braven Bürgers und Kämpfers. Nun ja, ihr werdet zugeben dass ihr da mit mir vielleicht doch nicht den richtigen eingesetzt habt. Meine Truppe wird keine glanzpolierte Elitegarde, die Fahnen schwingt und Hymnen anstimmt oder auf dem Paradeplatz marschiert. Ich zeige ihnen wie man tötet und dabei vermeidet getötet zu werden. Mehr nicht."
Sie lachte. "Lucien? Ich hätte euch gar nicht so zögernd erwartet. Ihr zweifelt an euren Fähigkeiten? Habt ihr nicht selbst schon oft genug Männer angeführt, ihnen Disziplin beigebracht, weil man nur so gegen die Soldaten der Mächtigen ankämpfen kann? Gekämpft und kämpfen gelehrt?" Sie grinste. "Hey, ihr gebt sogar nem hoffnungslosen Fall wie mir Unterricht" Man merkte, dass sie sich amüsierte. "Ihr seid fürs Kämpfen scheinbar gemacht und euer neues Leben eröffnet euch so viele weitere Möglichkeiten. Wenn ihr, das was ihr könnt auch nur in einem winzigen Bruchteil an die Männer der Stadtwache vermitteln könnt, können alle friedlich in den Betten ihrer Häuser schlummern. Na ja, fast... wenn ihr nicht grad hungrig dran vorbei geht." Ihr Grinsen wurde noch breiter. „Das ist die Ehre, die Brügge braucht. Nicht die von Paraden und wehenden Fahnen.“
Er grinste ebenfalls für einen Moment und musste sich sehr beherrschen ihr nicht sein Raubtiergebiss zu offenbaren. "Mir scheint der Gedanke, dass ich die Straßen unsicher mache während alle friedlich in ihren Betten schlafen belustigt euch? Nun, tatsächlich ist es ein recht erhebendes Gefühl zu wissen, dass einem so schnell keiner gefährlich werden könnte - zumindest keine Sterblichen." Er lehnte sich etwas zurück. "Ich habe mein ganzes Leben und Unleben gekämpft. Doch nie für eine, …wie würde man sagen? Höhere Sache? Meine höchste Sache ist mein Unleben: daran halte ich fest. Wenn die Stadtwache kämpfen kann soll mir das genügen. Ich habe lieber fiese, dreckige Bastarde, die brutal und unerbittlich sind als ausstaffierte Modefiguren, die mehr Zier sind als tatsächliche Leistung." Er kicherte leicht. "Für Modepüppchen ist unser Prinzesschen zuständig und für die Blumen." Ein leichtes Zwinkern folgte. "Und dafür, dass ihr Briefe schreibt und Goldmünzen wechselt schlagt ihr euch beim Training nicht schlecht. Ihr seid selbst schon eine gefährliche Waffe, vergesst das nie - das Schwert ist nur Mittel zum Zweck. Ihr müsst eure Vorteile ausspielen und die Schwächen des Gegners gnadenlos ausnutzen. Klar ist das vielleicht unfair und moralisch verwerflich, aber die Friedhöfe sind voll von Idealisten." Er stockte kurz. "Nun aber das gehört nicht hierher, das heben wir uns fürs Training auf. Was die Stadtwache betrifft werde ich mein möglichstes Tun, schließlich hängt auch mein Unleben vielleicht davon ab."
"Die Jungs sind nicht schlecht, haben Potential..." Sie blickte ihn erneut an und ein warmes Lächeln lag auf ihrem Gesicht. "Und die Kerle vertrauen euch." Nachdenklich legte sie einen Finger an die Lippen. "Ich bin dafür, dass wir zusätzlich die Stadtwache dazu anleiten, jeden einzelnen Bürger im Nah- und Fernkampf auszubilden. Die Verteidigungskraft der Stadt wäre damit schier unschlagbar."
Er zuckte mit den Schultern. "Es bleibt ihnen nichts anders übrig als mir zu vertrauen, ich bin der Hauptmann. Sonst zeigt ihnen ja niemand, wann sie zuschlagen und wann lieber den Kopf einziehen sollten." Auf ihre Bemerkung hin lächelte er leicht. "Nein, das wäre allein zeitlich nicht hinzubekommen - das Leben des gemeinen Volkes lässt es kaum zu, dass man sich um etwas anderes als die Arbeit kümmert. Den Bauern am Feld, der sich seinen Lebensunterhalt auf dem Acker verdient könnten ein paar Stunden Training seine Existenz kosten. Wenn es hart auf hart kommt sind ohnehin alle an den Waffen. Dann geht es nicht um Klasse sondern Masse. Ich werde einfach dafür Sorgen, dass die Stadtwache gut wird. Dann braucht ihr keine Frauen und Säuglinge mit Kurzschwertern ausrüsten, Alida." Er grinste leicht amüsiert. "Außerdem seid ihr ja auch noch da und ich und Geritt, ja selbst Leif."
"Die Jungs der Stadtwache vertrauen euch, weil ihr für sie einer der ihren seid. Wahrscheinlich würden sie fast alles für Ihren Hauptmann tun." Bei seiner Bemerkung zu den Bürgern schüttelte sie kurz den Kopf. "Es ist keine Schande für seine Stadt zum Schwert zu greifen. In fast allen großen Städten wird das so betrieben. Zu den Bürgerrechten einer Stadt gehört auch der Wille, für sie zu kämpfen." Sie lachte erneut: " Aber ihr habt recht. Lassen wir Mütter und Säuglinge zu Hause. Ja... wir anderen sind auch noch in der Lage uns zu verteidigen. Zumindest von der Stadtmauer aus, erleg ich ein paar..." Sie schüttelte erneut den Kopf, wie um ein Bild zu vertreiben. "Beantwortet mir eine Frage, Lucien. Was hat euch überhaupt nach Brügge geführt? Warum vom schönen warmen Nimes ins regnerische wettergegerbte Flandern?"
"Ich glaube es ist gut, dass Menschen sehen, dass auch der Hauptmann nur ein, …hm… Mensch ist. Ich bin nicht besser oder schlechter als sie, ihnen nur im Kampf überlegen. Aber ich saufe und hure und spiele Würfelspiele und mache all das, was sie auch machen - ich glaube, das nennen die Sterblichen, das Verbrüdern mit den Truppen. Manche hassen es und sagen es ist kontraproduktiv. Ich kenn die Leute gerne mit denen ich später durch Blut waten muss." Als die Sprache auf Nimes kam wurde Lucien einen Moment stutzig. "Warum ich nach Brügge gekommen bin? Das ist eigentlich schnell erzählt: Ich habe vom alten Onger ein kleines schwarzes Büchlein bekommen, da waren die Handelsrouten drin verzeichnet und so noch ein paar andere nette Dinge, die man beim Schädel einhauen und Leute beklauen sicher ganz nützlich findet. Darunter auch einen Kontakt in Brügge. Ich war nicht in Nimes als ich nach Brügge kam, sondern in Deutschland."
"Ihr sauft und hurt???" Sie lachte. "Echt? Na dann? Hey Wirt!“ Sie winkte und erregte die Aufmerksamkeit des Wirtes und warf ihm eine Kupfermünze zu. "Noch nen Roten für meinen Freund hier. Er kriegt gar nicht genug von eurem edlen Tropfen." Der Wirt füllte ab und stellte das Glas vor Lucien auf den Tisch, machte sich dann wieder am nächsten Tisch zu schaffen.
"Bitte schön. Viel Spaß beim Saufen!“ Demonstrativ schob sie ihm das Glas zu. „Das mit dem Huren könnt ihr mir gerne näher erläutern... Da kann ich sicher noch was lernen." Sie beugte sich provozierend nach vorne.
Lucien wurde etwas stutzig als Alida noch einmal den Wirt rief und ihm noch einmal nachschenken ließ, wirkte durchaus etwas ungehalten. Aber um der Sache willen brummelte er nur und sagte nichts weiter als ihm nachgegossen wurde. "Das mit dem Saufen war nur symbolisch gesprochen. Ich kann nichts mehr trinken. Außer… ihr wisst, wovon ich rede. Dennoch versuch ich's ab und an mal um der alten Zeiten willen. Es ist nicht nur widerlich sondern ich muss mich immer wieder übergeben. Stellt es euch wie eine alte Gewohnheit vor, die man früher mal gern hatte aber jetzt nur schwer ablegen kann - deshalb bekommen bei mir auch immer alle extra "Trink"-geld." Bei den Huren legte er den Kopf schief. "Ich gehe nur zu einer Hure, Irina, unten am Hafen aber es ist jedes Mal eine ziemlich lächerliche Angelegenheit. Ich bin tot und versuch mir immer noch weiszumachen, dass da was wäre. Aber nein, es ist nicht mehr dasselbe. Vielleicht mach ich es auch nur noch in der Hoffnung einen kurzen Moment lang wieder die Freuden des Menschseins genießen zu können. Aber wie gesagt klappt es ohnehin nicht."
"Mit scheint, dass mit dem Trinken fehlt euch sehr. Ich könnt euch das "Trinken" wieder beibringen. Ist zwar nicht wirklich ein Genuss, aber ihr könntet wieder "mit euren Jungs einen trinken gehen". Stärkt vielleicht das Gemeinschaftsgefühl." Bei seiner Erwähnung von Irina wich sie seinem Blick aus. Sie vermied es vielleicht aus Respekt weiter auf das Thema einzugehen.
"Und ihr meint das könntet ihr mir beibringen? Ich habe schon davon gehört, dass manche unserer Art trinken und sogar normale Essen zu sich nehmen können. Scheinbar gehört ihr dazu, aber ich wusste nicht, dass man das erlernen kann."
Alida nickte nachdenklich. "Ich denke, ich könnte es euch beibringen. Falls ihr wieder Trinken wollt. Aber verlasst euch drauf, es ist kein Genuss."
Lucien ließ den Gedanken ans Essen wieder fallen als er merkte, dass sie seinem Blick auswich. Seine Augen wurden kurz forschend, kleiner. "Hm... mir scheint das Thema irritiert euch. Das ich eine Hure aufsuche dann und wann? Ja ich weiß es ist lächerlich für unseren Zustand nicht wahr?"
Sie sah ihn mit ihren blauen Augen fixierend an. "Ich weiß nicht, ob es Sinn macht eine Hure aufzusuchen, wenn es euch so ganz und gar nichts bringt. Ich könnte mir vorstellen, dass es immer wieder erneut an das erinnert, was man mal gefühlt hat." Ihre Stimme wurde leiser. "Aber hey, wenigstens könnt ihr euch dran erinnern, wie es sich anfühlt. Ist doch was." Sie versuchte ein Lächeln, das ihr nicht recht gelang.
"Es wäre durchaus etwas das ich trotz alledem gern probieren würde. Wir können ja mal sehen inwiefern ihr mir das mit dem Essen und Saufen beibringen könnten, beim nächsten Training mit dem Schwert vielleicht. Stellt einfach ein Fässchen mit zwei Krügen dazu und wir werden sehn." Er grinste etwas wurde dann etwas unsicherer als er ihr mühevolles Lächeln erkannte. "Hm, nein es ist nicht dasselbe, bei weitem nicht. Und ehrlich gesagt mache ich es wohl auch nur noch damit sie etwas Geld bekommt, mir selbst bringt es nicht viel." Er kratzte sich leicht an seinem ungepflegten Bart. "Ihr habt noch nie die Nacht mit einem Mann verbracht?" Es klang half fragend, halb feststellend.
Sie versuchte es mit Humor: "Macht sich nicht gut für eine unverheiratete Kaufmannstochter, oder?" und probierte ein Grinsen. Er hob eine Augenbraue. "Ihr hattet doch sicher genug Gelegenheiten oder Verehrer oder? Dumm seid ihr auch nicht und aus gutem Hause. Keiner dabei. der euch gefiel?"
Sie sah ihn ein wenig verwundert an, hatte eigentlich vermutet, dass er bei ihrem "Geständnis" laut lachen würde. "Hm, Lucien. Der Grund ist doch wohl offensichtlich, oder? Wenn ihr nicht vorhin betont hättet, dass euch Freiheit das wichtigste Gut ist, würde ich mich wundern.“ Sie wartete einen Atemzug lang ab. „Wie viele Bastarde habt ihr wohl vor ein paar Jahrhunderten in die Welt gesetzt? Wie viele Enkel und Urenkel laufen jetzt wohl durch die Gassen von Nimes und Paris oder über die Felder der Bauernhöfe?" Sie blickte ihn erneut an. " Hat ja fast was von meiner Familie, dieser schöne Gedanke, oder?" Lucien konnte den leicht sarkastischen Ton in ihrer Stimmer hören.
Er zuckte mit den Schultern. "Ich kann nicht sagen, dass ich ein Kind von Traurigkeit war, aber allzu viele Frauen waren es dann doch wieder nicht. Möglich das es ein paar Kinder gab, aber das ist wohl eher unwahrscheinlich. Und selbst wenn… sind sie längst alle tot, selbst die, die sehr alt geworden sind. Wir überdauern alles“, stellte er nüchtern fest. "Aber das beantwortet meine Frage nicht“, meinte er gelassen.
"Oh, ich bin mir sicher, ihr habt da draußen noch viele Enkel und Urenkel. Süße kleine Burschen mit braunen Haaren und grauen Augen. Aber egal" Sie seufzte kaum hörbar. "Warum wollt ihr das wissen? Ist doch mittlerweile eh egal, oder?"
Er strich sich durch den Bart und schmunzelte leicht in Gedanken. "Ja, möglich wäre es. Ich gestehe, darüber habe ich gar nicht so recht nachgedacht. Hm, ich schätze, es ändert allerdings nichts an meiner oder ihrer Situation." Er betrachtete sie prüfend. "Egal ist es nicht, wie ihr ja gehört habt, hab ich es trotzdem noch eine zeitlang probiert. Außerdem… interessiert es mich und wir waren doch bei Wahrheit oder Pflicht oder?"
Sie schnaubte leicht empört als er von "Wahrheit oder Pflicht" sprach. "Ich wusste gar nicht, dass ihr an der Reihe wart mit Fragen stellen.“ Einige Sekunden verstrichen. "Nein, ich habe nie bei einem Mann gelegen."
Er nickte nur. "Das ist nichts wofür man sich schämen bräuchte. Ihr seid eine Frau von Anstand und gutem Hause, keine Bauernmagd oder eine einfach Bürgerin. Trotzdem wundert es mich ein wenig. Ihr seid doch noch im Untod hübsch anzusehen. Niemals Blumen bekommen oder auf einen romantischen Spaziergang eingeladen worden? Keine unzüchtigen Bemerkungen oder romantischen Liebesbriefe?"
"Ich musste nach dem Tod meines Vaters die Geschäfte der Familie übernehmen. Nur so konnte mein jüngerer Bruder in Paris studieren, meine Schwester Hochzeitspläne schmieden. Hätte ich mich vermählt, dann wäre niemand mehr übrig gewesen um diese Tätigkeit fort zu führen. Auch wenn ich gewollt hätte, es war nicht möglich." Sie schwieg erneut eine längere Zeit. "Mein Erzeuger... ja, wahrscheinlich... irgendwie... " Sie schüttelte den Kopf. “Vielleicht war er in mich verliebt, wer weiß das schon...Aber er ist seit langer, langer Zeit fort und er wird wohl auch nie zurück kommen."
"Und wie ist es mit euch? Von all den Huren, Bauertöchtern oder gefallenen Burgfräulein? War da mal die eine dabei, die euch wirklich wichtig war?"
Er grinste leicht amüsiert. "Ihr sprecht davon als ob es ein Verbrechen oder eine schwere Sünde wäre sich zu vergnügen… aber gut, ich denke wir haben da einfach andere Vorstellungen und Leben gelebt, als dass es da große Überschneidungen gibt. Ich habe niemandem ein Leid angetan. Alle Frauen, die ich hatte, hatten Spaß mit mir und wollten es ebenso wie ich es wollte. Na ja die Huren mal ausgenommen. Aber selbst da war ich, ob ihr es glaubt oder nicht, stets ein Ehrenmann." Er nickte auf ihre Worte. "Keine Zeit für die Liebe und daher auch keine Zeit für die Fleischeslust, wie unser guter Hochwürden sagen würde. Oh vermutlich würde er auch sagen dass diese verwerflichen Dinge vor der Ehe ohnehin nie passieren dürften." Er grinste nunmehr besonders breit. "Ich habe alle diese Frauen gemocht und sie mochten mich aber außer einer einzigen war niemals eine dabei, die für länger etwas gewesen wäre. Ihr müsst wissen: genau wie ihr euch bei der Übernahme der Geschäfte keine Liebe leisten konntet, konnte ich es in... meinen Geschäften auch nicht. Trotzdem hat der Mensch Bedürfnisse und Wünsche, genauso wie die Kainiten, auch wenn sich diese unterscheiden mögen."
"Hätte ich geheiratet, hätte ich zu meinem Gemahl ziehen müssen. Nach Antwerpen, oder wohin auch immer. Ich wäre auf sein Wohlwollen angewiesen und hätte nicht mehr meine eigenen Entscheidungen treffen können. Soviel zu Freiheit... " Sie nippte leicht an Luciens Wein, da er bisher noch keine Anstalten gemacht hatte selbst zu trinken. “Und bei einem Mann zu liegen führt über kurz oder lang zu einer Schwangerschaft... und ohne Gatten... nun ja. Den Rest könnt ihr euch sicher denken. Wäre sicher schön gewesen... aber wenigstens hab ich jetzt nichts, das ich vermissen könnte. Und? Wie war die eine? Wenn sie euch soviel bedeutet hat, war sie es dann nicht wert, sie bei euch zu haben? Ihr den Kuss zu schenken?"
Er nickte kurz auf ihre Worte hin. "Noch etwas mehr Freiheit, dass euch der Kuss geschenkt hat: als sterbliche Frau unterliegt ihr der Gesellschaft, die gewisse Erwartungen an sterbliche Frauen heranträgt - jetzt habt ihr diese Hürde überwunden. Und genauso wie ihr sagt, hättet ihr wohl einen schmerzlichen Verlust ertragen müssen, wenn ihr verheiratet oder gar Mutter gewesen wärt. Ich kann mir das nur sehr schmerzhaft vorstellen. Deshalb könnt ihr vermutlich ganz froh sein das dem nicht so war."
"Dem ist wohl so", stimmt sie zu.
Lucien fixierte Alida kurz und schien zu überlegen ob er antworten sollte. "Sie war... jung, sehr jung… genau wie ich. Vielleicht war es einfach nur die erste große Liebe, die soll ja angeblich die schönste sein oder die, welche man am besten in Erinnerung behält. Von allen Frauen hat sie mir wohl am meisten bedeutet aber es sollte nicht sein. Ich habe sie sehr früh aus den Augen verloren und nie wieder nach ihr gesucht, war zu sehr mit mir selbst beschäftigt und anschließend stellte sich die Frage nicht mehr: da war ich tot und sie auch."
"Aber es soll ja durchaus zwischen Kainiten noch Möglichkeiten geben sich dieser Lust hinzugeben... " fügte er etwas leiser hinzu.
"Welchen Weg verfolgt Ihr, Lucien?" Sie lachte auf.
"Den Weg des Tieres. Aber das ist nicht das wonach ihr fragt oder?"
Sie schüttelte den Kopf. "Ich weiß nichts von solchen Wegen. Aber ich bin mir sicher, wenn es sie gibt, dann habt Ihr sie sicher schon ausprobiert."
Er wiegte leicht den Kopf. "Nein, nicht wirklich muss ich gestehen aber es gibt scheinbar auch Anhänger, die einer ganzen Philosophie der hm... Sünde anhängen. Wobei es da nicht nur einzig und allein darum geht." Er musterte sie leicht. "Ihr habt ein zu schlechtes Bild von mir, Alida. Ich war vielleicht nur ein Räuber aber ich war dennoch ein Mensch. Wir sind alle Sünder wurde mir damals in der Kirche beigebracht auf die eine oder andere Weise. Glaubt nicht, weil mein Leben rau war müsste ich mich auf alles einlassen." Er zwinkerte ihr etwas zu. "Schmeckt der Wein?"
"Habe ich ein falsches Bild von euch, Lucien? Ja, höchst wahrscheinlich. Verzeiht mir!" Sie nippte erneut. "Ein vorzüglicher Tropfen. Etwas schal im Geschmack.“ Sie grinste.“ Eigentlich schmeckt es scheußlich. Ich erinnere mich wahrheitsgemäß nur an den Geschmack.“ Sie prostete ihm zu. „Ich könnte mir vorstellen, dass ihr euch immer noch nach gewissen Dingen sehnt, die euch nun verwehrt sind: Dieser edle Tropfen hier. Ein guter Braten. Die Liebe einer Frau. Die Freundschaft eurer Männer“, Sie griff nach seiner Hand. "Dinge fühlen, die man nicht mehr spürt. Fast jeder Kainit würde fast alles dafür geben, vermute ich. Für einen Tag erneut unter der Sonne, einen Tag erneut lebendig…"
Er beobachtete, wie sie den Wein trank, abwog und beurteilte. Etwas, das er nie würde tun können. Dann blickte er auf ihre Hand auf seiner, machte jedoch keine Anstalten sich zu bewegen. Kalt, Kalt wie die seine. Im besten Falle noch wie ein Stück Holz, seiner Umgebung angepasst, fühlte sie sich an. "Das ist der Untod, deshalb würde ich es auch niemals als Gabe sehen. Es birgt eine große Macht, eine gewaltige Macht aber auch einen großen Preis - ich erlaube mir nicht darüber zu urteilen was besser ist: Sterblich sein oder das hier. Beides hat seine guten und schlechten Seiten. Ich weiß nur was ich jetzt bin und damit muss ich zu Recht kommen, genau wie ihr. Doch... " Er nickt kurz. “Doch ihr habt gewiss recht, einige Dinge die man im Leben mochte sind jetzt schier unmöglich oder zumindest in weite Ferne gerückt und natürlich sind es diese Dinge die man am meisten vermisst, selbst noch über die Jahrhunderte hinweg."
"Verratet Ihr mir etwas, Lucien? Wenn Ihr einen Tag lebendig sein könntet, nur einen. Zum Beispiel einen Tag in diesem Sommer? Was würdet ihr tun?"
"All das was ich jetzt nicht tun kann. Die Sonne genießen, atmen, blinzeln, meinen Puls spüren und das Blut rauschen hören, wenn ich zuviel gesoffen habe. Mich danach übergeben um gleich noch eins zu kippen. Etwas essen, viel essen und ja...in den Armen einer Frau einschlafen, nach einer entsprechend sündigen Nacht versteht sich." Er grinste.
Sie grinste zurück. "Wahrscheinlich"
"Und ihr?" Gab er die Frage zurück.
"Ich würde ausreiten. Ans Meer. Schwimmen gehen. Das Wasser und das Salz auf der Haut spüren, den Moment, in dem man ins kalte Wasser eintaucht, einem der Atem wegbleibt und man sein Herz rasen hört... den Wind und die Sonne auf der Haut. Das Ale aus Englang probieren und den Portwein aus dem Süden, den Met aus Skandinavien und was weiß ich nicht alles, bis mir schwindlig wird und ich mich nicht mehr auf den Beinen halten kann. Ja, es wäre schön sich im Schilf jemandem hingeben zu können. So fern von der Stadt, dass keiner etwas bemerken würde... und atmen und den Herzschlag fühlen. den eigenen und den des Mannes, der bei einem liegt. Das wäre schön." Ihre Augen funkelten bei der Beschreibung
Er grinste und nickte. "Ja, das wäre doch mal ne erfreuliche Abwechslung zu dem was man mittlerweile schon seit Jahrhunderten gewohnt ist, hm?" Es klang mehr nach einer rhetorischen Frage. "Nun ja, in dieser Form werden wir das aber nur leider nicht mehr erleben können, fürchte ich. Demnach bleibt uns nichts übrig als mit unserem Unleben das Beste anzufangen, was uns einfällt. Und wir haben die Ewigkeit dafür Zeit." Er blickte kurz auf das Glas vor ihm. "Ich würde euch ja zuprosten, aber ich denke ihr versteht, dass ich verzichte."
"Ihr seid so realistisch, Lucien." Sie zog die Hand zurück. "Es hat etwas für sich so rum zu phantasieren. Aber gut. Konzentrieren wir uns auf das Hier und Jetzt. Wir sollten uns so langsam wieder auf den Rückweg machen. Ich vermute, die Audienz unserer Freunde wird nicht mehr all zu lange dauern, oder?"
Er beobachtete wie sie langsam ihre Hand wieder von der seinen nahm und für einen Augenblick schien es so, als ob er trotz der Kälte etwas enttäuscht darüber wäre. Wenn dem so war verriet sein Blick kaum etwas. Er nickte leicht. "Ich habe aufgehört mich in Tagträumen zu verlieren. Ich kann für diese Existenz träumen aber nicht für etwas das längst vergangen ist." Dann sah er sich etwas in dem Lokal um, nickt dann erneut. "Ich denke sie sollten mittlerweile entweder tot oder zurück sein. Vielleicht sehen wir wirklich mal nach. Es interessiert mich schon was für hohe Herren da nach unserem Blumenmädchen, dem Dicken und unserem Wunderarzt verlangt haben."
"Ja, vor allem, warum insbesondere nach diesen drei?"
"Ich weiß es nicht. Gerrit ist ja als Aldur unterwegs. Der hat ja einiges an Gewicht bei den kainitischen Höfen. Die Blumenfee ist halt Prinz. Aber warum man Leif sehen will oder warum ihr nicht eingeladen seid, verstehe ich nicht."
"Genauso wenig, warum ihr nicht dabei seid." Sie seufzte. "Keine Ahnung." Sie blickte an einen Tisch ein paar Meter hinter ihnen. "Schaut mal da drüben. Das sind doch die Wachen aus dem Park. Die vom Tor"
Ein paar Tische weiter unterhielten sich vier Männer miteinander. Die Gesichter waren glatt rasiert, alle hatten sie zum Höhepunkt der Festlichkeiten das gleiche Gewandt angelegt und den gleichen Haarschnitt.
Lucien wandte sich kurz nach hinten und begutachtete die Männer die soeben an den Tischen Platz genommen hatten. "Scheinbar. Nun ja, auch die längste Wache hat einmal ihr Ende, vielleicht kommen sie jetzt in den Genuss auch mal ein paar Bierchen zu heben." Bei dem Wort "Bier" bemerkte Alida einen leicht traurigen Gesichtausdruck auf den Zügen des Gangrel. Sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu und erhob sich, "Ich geh mal rüber und setz mich bei denen an den nächstbesten Tisch. Bin mal gespannt, was sie zu erzählen haben". Ihr Gesichtsausdruck bekam etwas minimal animalisches, als würde sie etwas wittern. Sie glitt in Richtung Tisch und ließ sich zwei Tische weiter auf die Bank fallen. Ihre Körperhaltung war gespannt.
Lucien erhob erneut eine Braue und wirkte amüsiert. Scheinbar verstand er nicht ganz was Alida ihm damit mitteilen wollte. Er beobachtete sie weiterhin.
Sie saß nun mit dem Rücken zu der Gruppe Wachleute und sah ihn an. Sie winkte ihm vorsichtig zu. Lucien wusste, dass sie, wenn sie wollte, über ein ausgesprochen gutes Gehör verfügen konnte. Einem normalen Sterblichen würde es wohl nie gelingen in diesem Geräuschchaos ein paar Gesprächsetzen zu vernehmen
Lucien wurde kurz stutzig. Hatte er sie gar falsch eingeschätzt? War sie nur interessiert daran was die Wachen zu berichten hatten? Er selbst hatte sich ja selbst ein wenig bei diesem Spiel gehen lassen, seine Vorsicht und Alarmbereitschaft etwas abgelegt. Sollte es gerade Alida sein, die sich nunmehr erneut ganz ihrer Sicherheit und der des restlichen Klüngels so pflichtbewusst widmete? Er erhob sich langsam und setzte sich nach einigen langsamen Schritten zu ihr an den Tisch, den Rücken stets zu den Wachleuten gewandt. "Was ist?" fragte er neugierig.
"Konzentrier dich und hör hin“, flüsterten ihre Lippen unhörbar.
Lucien konzentrierte sich und versuchte die Wortfetzen der Wachleute mitzuverfolgen.
„Und ich sag dir“, hörte er den einen Wachmann sagen „Dieses Riesenvieh hätte gar nicht da sein sollen. Wir haben heute Abend die 2 Löwen, die 3 Wölfe, 2 gestreifte Pferde und ein paar gigantische Vögel mit langen Krallen in den Park gelassen. „ In seiner Stimme lag ein Zittern. „Und vorhin wurden insgesamt vier Löwen, ein gestreifter gigantischer Löwe, mehrere riesige Schlangen und drei von diesen Unterwasserdrachen, die man wohl Kokoril nennt, als Trophäen aus dem Park gebracht.“
„Ein anderer stimmte zu. „Ja.. und diese Viecher waren nicht normal.“ Insgesamt 6 von den Begleitern hat’s erwischt und ich hab gehört, wie einer erzählt hat, dass zwei von den Adeligen einfach von den Viechern zerrissen wurden und zu Staub zerfielen….“
„Wer hatt' denn so nen Mist erzählt? „ Wandte der andere ein.
„Garcon. Und den hab ich seitdem nicht mehr gesehen… ER wurde von einem der Adeligen gerufen und obwohl er vor 'ner halben Stunde hier am Wirtshaus sein wollte ist er nicht erschienen. Nix für ungut, aber Garcon versäumt nie ein Bier“ Das stimmt, pflichtete ihm sein Nebenmann zu.
Alida sah Lucien fragend an. Der hob nur angestrengt lauschend die Schultern. "Irgendwas stimmt nicht mit den Tieren. Scheinbar wurde nur eine begrenzte Anzahl davon im Park entlassen um das ganze für die Teilnehmer ein bisschen interessanter zu gestalten. Offenbar war jemand der Meinung, dass es noch nicht genug Spaß da drin gegeben hat." Stellte er leise zu Alida murmelnd fest.

Um es ein klein wenig abzukürzen: Die Soldaten werden von unserem Hauptmann "vernommen". Dieser erhält die Information, dass es einige geghulte Tiere im Park gab, die gefährlicher als beabsichtigt waren, und die dort nicht von offizieller Stelle frei gelassen wurden. Unter den Ghulen und sogar Kainiten kam es zu Toten.

Alida und Lucien schritten auf dem Weg zurück zur Burg. Nach dem Durchqueren des Stadttors folgten kleine Gehöfte mit blühenden Flachsfeldern und trotz der Dunkelheit golden leuchtenden Kornfeldern. Ein schwarzer Wald ließ sich in einiger Entfernung ausmachen. Die breite gepflasterte Straße führte über eine steinerne Brücke. An deren Ende konnte Lucien mehrere dunkle Gestalten erspähen. Lucien hielt kurz inne und stoppte, warf einen Blick zu Alida. "Nicht gut. Diese Brücke muss überquert werden, wenn man auf die andere Seite will. Wohl leicht zu erahnen, dass die da vorne eventuell Wegzoll verlangen könnten."
Sie griff nach ihrem Bogen: "Hm, das ist dann wohl eure Aufgabe, oder?"
Er hob die Schultern. "Je nachdem… kann sein, dass sie auch nur zufällig hier sind. Aber das ist bei dem Auflauf an Menschen, die Geld in die Stadt bringen, sehr fragwürdig." Mit einem leichten Griff lockerte er sein Schwert aus der Scheide am Rücken und schulterte es, scheinbar keinen Hehl daraus machend, dass er bewaffnet war. "Mal sehen, ob sie dumm genug sind es zu versuchen." Er machte ein paar Schritte weiter.
Am Ende der Brücke lungerten sechs Gestalten an der Ummauerung. Tief verdeckten die Kapuzen deren Gesichter. Als sich die Kainiten näherten, pfiff die größte Gestalt leicht durch die Zähne. Seine Stimme war tief jedoch mit heiserem Unterton. "Na, wen haben wir denn hier. Seid ihr nicht das Gesocks aus Flandern?" Er lachte. "Und so ganz allein? Wie schön…"
Lucien grinste breit und sah zu Alida, kurzzeitig war sein Blick beinahe brennend. Ob er die Gegneranzahl beunruhigend fand? Er gab ihr leicht mit einem Zwinkern zu verstehen, dass er es nicht darauf anlegen würde, zumindest nicht zwanghaft. Erneut wandte er sich dem Mann zu und lächelte. "Ganz genau, die Flandern Penner sind unterwegs, zurück vom Saufen und der allgemeinen Heiterkeit und ja, wir schätzen unsere Einsamkeit sehr. Jeder ist gern mal allein, hm?".
Die Gestalt schlug die Kapuze zurück und grinste Lucien breit aus rotglühenden Augen an. "Na, wunderschönen Abend, die Herrschaften. Ja, allein sein kann sehr schön sein, nicht wahr? Aber jetzt sind wir ja hier, nicht wahr, Männer." Die umstehenden Männer lachten breit und laut um ihre Zustimmung zu bekunden. "Warum wurden solche "Penner" wie ihr von der Herrin überhaupt eingeladen? Ich freu mich schon drauf, wenn sie irgendwann beschließt Brügge dem Erdboden gleich zu machen. Ich werde in der ersten Reihe stehen, wenn die Mauern fallen und der Goldtop in erreichbarer Nähe ist. Zum Greifen nah." Ein schmachtender Tonfall geriet in die Stimme des Pariser Gangrel.
Alida schoss vor. Ihre Augen funkelten als sie den gespannten Bogen auf den großen schwarzhaarigen Mann richtete: "Hütet eure Zunge!"
"Ganz schön putzig, die Kleine." Er lachte erneut und seine Männer taten es ihm nach.
Lucien schob Alida etwas zur Seite und trat vor sie, dem Pariser Gangrel entgegen. Seine Augen entflammten ebenfalls in einem glühenden Rot, als er sein Gegenüber fixierte. "Was eure Herrin, der ihr ja so scheint es, recht freiwillig und unterwürfig zu dienen scheint, mit Brügge vor hat, wird sie wohl euch nicht verraten, nehme ich an. Aber was immer es auch ist, es kann uns herzlich egal sein. Und wenn ihr Gold wollt, kommt ihr genau richtig, da hinten ist die Feier noch in vollem Gange, bedient euch, wenn ihr wollt - Blut und Geld ist reichlich vorhanden."
"Warum sollen wir uns bei etwas bedienen, das uns eh schon so gut wie gehört? Aber Flandern...? Oh ja, könnt spannend werden." Er zielte mit der Spitze seines Schwertes auf das Gesicht Luciens, spähte durch eines seiner roten Augen und zielte auf Luciens Augen, die Nase, den Mund, fuhr dann seinen Bart entlang. "Und wer seid ihr? Luzifer oder so ähnlich? Wenn ich mich recht erinnere… Wachhund von Flandern? Oder Schoßhund? Na?"
Lucien blieb kühl und starrte dem Mann nur in die Augen. "Ich glaube eurer Herrin wird es richtig gut gefallen das IHR zu einem Fest das zu IHREN Ehren stattfindet die Delegation des nächtens auf einer Brücke behelligt während vermutlich der Rest unserer Stadt gerade dabei ist mit ihr Dinge von großem Ausmaß zu besprechen - aber nur zu, ich bin überzeugt sie wird euch reichlich dafür belohnen."
Dann verengten sich seine Augen zu leichten Schlitzen. "Lucien Sabatier, der Hauptmann von Brügge seit neuestem aber für gewöhnlich nennt man mich den Schattenwolf." Dann noch kühler. "Wie viele Winter?"
"Mehr als du zählen kannst, Welpe. Du und dein kleines Frauchen, ihr wollt also rüber?"
Er drückte sein Schwert dem neben ihm stehenden Mann in die Hand. Einer der vermummten Gesellen ging breitbeinig auf Alida zu um sie zu entwaffnen. Als er auf ihr "Bleib stehen" nicht verharrte, schoss sie ihm einen Pfeil durch die Hand. "Verdammtes Weibsbild", schrie der Ghul entrüstet auf, blieb aber stehen und hielt sich die blutende Hand, in der noch der Pfeilschaft steckte.
"Wenn du durch willst, kannst du es euch verdienen. Und zeigen ob du Welpe, Schoßhund oder Wolf bist. Na, Feigling?"
Lucien steckte das Schwert in die Scheide und öffnete langsam die Lederriemen, die seinen wertvollsten Besitz auf seiner Schulter hielten. Er reichte es Alida mit einem bestimmten Nicken und schenkte ihr einen glühend-roten Blick seiner Augen. Danach machte er ein paar Schritte zurück und richtete sich etwas weiter auf. Die Knöchel an seiner rechten Hand knackten kurz. "Ihr habt euch den falschen Ort und die Zeit für so etwa ausgesucht, mein Freund, aber wenn euch der Sinn danach steht die Sache ein für allemal zu klären: dann bitte. Nur zu. Wer der Welpe ist dürfte sich erst noch zeigen. Erstes oder zweites Blut? Und euren Namen wenn ich bitten darf?"
Er pfiff erneut durch die Zähne. "Ihr habt mir vorhin erst meinen Sieg genommen. Die Kette war mein. Hättet ihr ein klein wenig länger gebraucht... Wenn ich Euch und den Totengräber in die Finger bekommen hätte... Stephane de Loire, zu euren Diensten. " er grinste bösartig und zeigte sein Raubtiergebiss.“ Es wird mir eine Freude sein, euch den Platz im Rudel zu zeigen" Die Männer bildeten einen Kreis um die zwei Bewohner Brügges. Als einer der Kumpane nach Alida greifen wollte, fauchte ihn der Pariser Gangrel an.
"Hey. Lass die Finger von der Kleinen. Jetzt geht’s um das hier und nicht um die Frau." Er duckte sich leicht und ging in Angriffsstellung
"Mit oder ohne Klauen? Ihr dürft wählen, Bruder." Er schien das Wort auszuspucken.
Lucien warf einen Seitenblick zu Alida als diese gepackt werden sollte. Kühl beobachtete er das Geschehen und schien sich wieder auf Stephane zu konzentrieren, als das Fauchen ertönte. Man würde sie in Ruhe lassen, vorerst. Ein kurzes Schulterzucken von Lucien mit einer abweisenden Geste folgte. "Ich glaube unter den gegebenen Umständen sind Klauen nicht angebracht. Wir sollten doch die Traditionen eurer Herrin aufrecht erhalten, hm? Es sind zu viele Saftbeutel in der Nähe. Außerdem will ich, dass ihr hinterher noch von alleine gehen könnt. Würde sich am Fest nicht gut machen wenn ihr im Bett bleiben müsstet - Bruder." Süffisant.
Stephane stieß sich bei Luciens Worten vom Boden ab und schien bei seinem Angriff fast zu fliegen. Eine unbändige Gier schoss durch sein Gesicht und seine Muskeln. Man sah ihm an, wie die Raserei von ihm Besitz ergriff. Beide Gangrel gingen aufeinander los, verfingen sich ineinander und ließen dann wieder voneinander ohne den anderen verletzen zu können. Ein weiterer Angriff zeigte die scheinbar gleichen Kräfte der Kontrahenten.
Stephane schrie kurz auf, als Luciens Faust ihn traf und riss seinen Gegner mit einem Beinfeger zu Boden. Beide Körper schienen sich ineinander zu verhaken, die Fäuste schlugen aufeinander ein. Lucien sah das bedrohliche Gebiss des Franzosen direkt vor seinem Gesicht. Die spitzen Zähne zielten nach seiner Kehle. Er selbst fuhr die Zähne aus. Lucien gelang es in letzter Sekunde den Hals des Feindes zu verletzen und ihm die Kehle aufzuritzen, während sein eigener Schmerz ihn durchschoss und zu betäuben schien. Doch die Kräfte des Tieres brachen sich auch in seinem Körper und Geist Bahn und übernahmen die Kontrolle. Der Schmerz war nicht mehr wichtig, Teil des Seins, des Jetzt und Hier. Irgendwo hörte er den Schrei einer Frau, die brutalen Stimmen der Männer, die mit roher Gewalt versuchten die Frau aus dem Kampf heraus zu halten. Doch auch das war im Moment egal.
Mit einem markerschütternden Schrei, der aus unendlichem Hass gespeist zu sein schien und in keinster Weise mehr menschlich klang fuhr Luciens Schädel nach vorne. Die glühenden Augen brannten sich förmlich durch die Dunkelheit und waren weit aufgerissen als seine blutigen Raubtierfänge sich beißend and nagend in den Hals des Gegners vergruben. Wie ein Wolf, der seine Beute reißt, schlug er die Zähne in das tote Fleisch, zerrte daran und riss blutige Streifen und Brocken aus dem mittlerweile erschlaffenden Körper von Stephane, der unter ihm auf dem Boden lag. Ein letztes Zittern dann erloschen Stephanes Augen und sein Körper lag still unter Lucien, der noch immer tief knurrend und grollen die Augen auf die anderen nächtlichen Beobachter richtete. Seine Haare hingen ihm wild ins Gesicht und die Beine schienen jeden Moment sprungbereit.
Die Männer schienen in Panik zu geraten. Das Weiß ihrer Pupillen leuchtete in der Nacht und schrie stumm ihr Entsetzen heraus. Nie hätten sie mit einem Versagen ihres Meisters gerechnet. Drei der Gesellen wandten sich so schnell es ihnen möglich war um und rannten davon. Zwei blieben unschlüssig stehen, ihren Herrn beobachtend, die Schwerter wie Holzstöcke vor sich gestreckt. Lucien erhob sich langsam wieder. Kein Geräusch erklang außer dem Schaben seiner schweren Stiefel auf den Pflastersteinen. Erst als er die kalte Nachtluft in seine toten Lungen presste, war ein heiseres Flüstern aus seiner Kehle zu verstehen. Er selbst hatte links und rechts an seinem Hals zwei fleischige Fetzen hängen, die noch von Stephanes Bissen stammen mussten. Er trat beiseite und fixierte die beiden Männer wie Schafe, die kurz vor der Schlachtbank standen.
"Mitnehmen...... sagt ihm... er hat verloren... und sagt ihm… er soll sich meinen Namen merken... Lucien Sabatier… Schattenwolf…" Und so wie er das sagte, schien es für einen Moment als ob sich sein Schatten hinter ihm im fahlen Mondschein etwas bewegen würde. Ohne einen Ton von sich zu geben, am ganzen Körper zitternd, rissen sie den leblosen Körper vom Boden und rannten so schnell es ihnen möglich war davon. Einer stammelte noch kurz ein "Ja, Lucien Sabatier, Schattenwolf" so leise, dass es menschliche Ohren wohl nie vernommen hätten. Alida rappelte sich ebenfalls auf. Sie stürzte sich auf Lucien und drückte ihn kurz und fest an sich. Dann betrachtete sie seine Wunden. "Geht es euch gut? Verdammt... Diese Schweine"
Er schien für einen Moment irritiert über die plötzliche Nähe zwischen sich und Alida aber war vermutlich zu perplex und noch dabei seine Gedanken zu sortieren, als dass er etwas dafür oder dagegen hätte sagen können. Also ließ er es geschehen. Er schüttelte leicht den Kopf und spuckte etwas auf den Boden, das so aussah wie ein Stück Haut. "Mir geht es soweit gut aber na ja, was soll man sagen... er hat mich gebissen, das tut schweineweh. Gibt kaum etwas das mehr schmerzt außer Feuer und Sonnenlicht... das sind Schmerzen", murmelte er etwas benommen. "Und es musste früher oder später soweit kommen. Er hatte das Recht darauf - es ist so üblich. Ich hätte mir nur gewünscht, wir hätten das etwas... privater und an einem anderen Ort klären können, aber er bestand darauf."
Alida sah ihn komplett irritiert an. "Ist das bei euch etwa so üblich? Ich hatte das Gefühl, dass er komplett wahnsinnig ist."
Lucien zuckte mit den Schultern. "Es muss klar sein, wer das Sagen hat, das ist wichtig. Wobei der hier weniger frei ist, er scheint mir sehr stark an seine Herrin gekettet. Dennoch... er ist Blut von meinem Blut, er hat das Recht dazu mich zum Zweikampf zu fordern, wenn er es für sinnvoll erachtet. Man muss nicht kämpfen, aber es macht den Standpunkt eindringlich klar. Normalerweise lassen wir aber die schmerzhaften Sachen aus dem Spiel... normalerweise."
"Das einzig Gute ist: Wenn euch diese Verletzungen weh tun, könnt ihr euch sicher sein, dass ihn der Schmerz noch tausend Mal mehr heimsuchen wird. Ihr habt gut gekämpft. Ich bin froh, dass er euch nicht mehr verletzen konnte." Sie sah ihn aus blauen Augen an und ihr Blick war eindeutig: Ging es dem Gangrel wirklich gut? Wie schlimm waren die Bisswunden tatsächlich? "Der Kerl gehört nicht zum Gefolge von Salianna, sondern zu Geoffrey du temple. Keine Ahnung, was er wirklich will", fügte sie hinzu.
Er zeigte ihr ein blutiges und triumphierendes Lächeln. War das ein Knochensplitter da in den Zähnen? "Danke. Ich glaube auch, dass ich mich unter den gegebenen Umständen gar nicht so schlecht geschlagen habe. Stephano wird wohl doch länger im Bett bleiben müssen. Er ließ es drauf ankommen und hat den kürzeren gezogen, damit muss man immer rechnen." Er blickte sich erneut um. "Wir haben Glück: uns scheint niemand gesehen zu haben, was beinahe schon an ein Wunder grenzt. Wir sollten verschwinden, solange wir noch unbemerkt sind." Nach ein paar Schritten zog Lucien seine Jacke am oberen Hals etwas enger zusammen. "Hm, ich werde wohl einen Schal oder etwas brauchen, vielleicht kann das Prinzchen aushelfen. Ihr sagt er gehört zu Temple? Dann hat dieser Angriff natürlich wohl noch einen Grund."
"Welchen?" sie sah ihn fragend an. Nach seiner Antwort zog sie einen blauen Schal aus einer Tasche. "Hier, flandrisches Tuch. Das Beste, das es gibt.“ Ihre Mine nahm einen stolzen und entschlossenen Zug an. "Glaubt Ihr, Ihr könnt es zurück zur Burg schaffen? Ich bin kein Heiler wie Leif, aber gibt es etwas, das ich tun kann?" Sie blickte zu den Felsen auf denen die Burg errichtet war und maß in Gedanken die Treppen ab.
Lucien lachte kurz etwas lauter auf, aber es war ein fröhliches, beinahe vergnügtes Lachen. "Nein, nein, ich bin in Ordnung… das hier wird nur eine Weile brauchen, das sind keine Pfeile oder Schwertstreiche, das waren die Waffen unserer Art. Das dauert seine Zeit und schmerzt. Ich habe Glück gehabt, es hätte auch anders kommen können." Er nahm den Schal entgegen und band ihn sich dick und eng, mehrlagig um den Hals. "Mh... danke. Ein Stück Heimat, hm? Kommt gerade recht, blau ist sowieso meine Farbe." Er zwinkerte ihr kurz zu. "Macht euch keine Gedanken, wenn ihr splitternackt vor Lyon sitzt und die Sonne aufgeht, dann könnt ihr euch Sorgen machen. Es wird heilen, wie alles. Ich weiß eure Sorge zu schätzen und werde Leif wohl dennoch kurz deswegen fragen."
"Okay." Sie musterte ihn vorsichtig als er die ersten Schritte Richtung Burg tat, bereit jeden Moment einzuspringen, falls er mit dem Gleichgewicht Probleme bekommen sollte. "Seid ihr noch fit genug für eine kleine Standpauke an unsere liebe Prinz" Das Wort klang ironisch. "Oder wollt ihr sofort zurück aufs Zimmer?"
Er schüttelte den Kopf. "Ich hab zwar zwei fleischige Löcher im Hals aber ich fühle mich durchaus in der Lage dem Prinzchen mal die Meinung zu geigen, na ja vielleicht nicht mehr ganz so laut. Wir sollten auf jeden Fall auf sie warten. Sie leistet sich für einen offiziellen Vertreter etwas zuviel. Das hier eben können wir für uns nutzen. Aber nicht wenn Frau Blumenfee blutverschmiert durchs Stadttor reitet."

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


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Verfasst: Mo 6. Apr 2015, 12:21 


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