Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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BeitragVerfasst: Do 30. Apr 2015, 19:24 
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Die vermummte Gestalt ging zielsicher zu ihrem Bestimmungsort. Sie trug eine einfache Laterne, die mit dünnem Pergament ausgekleidet war und somit das Licht dämpfdte. Auf ihrem Pfad durch die Straßen von Brügge konnte man noch immer die Narben sehen, die die Belagerung hinterlassen hatten. Zerstörte Häuser, verwaiste Marktstände und dunkle, leer gähnende Fenster begleiteten Liliana von Erzhausen wie stumme Zeugen auf ihrem Gang durch die Straßen. Schließlich erreichte sie ihr Ziel. Eine alte Wachstube, die aber nicht mehr von den Sterblichen benutzt wurde, sondern inzwischen lediglich von den Unsterblichen Bewohnern dieser Domäne. Ihre Ankunft wurde von einem knarren der schweren Eichentür begrüßt, die noch immer in tadellosem Zustand war. Kobalt öffnete der Toreador die Tür und nickte nur wie zur Begrüßung, gab ihr ein Bund Schlüssel und zeigte ihr dann einer Tür am Ende des Raumes. Im Moment war kein Platz für weitere Worte. Das Innere der alten Wachstube war verlassen wurde, aber auch hier gab es noch ein paar alte Schemel und selbst einen großen Tisch, von dessen abgewetzter Oberfläche man zweifelsfrei schließen konnte, dass hier einst Wachmänner getrunken, gespielt und geplant hatten. Mit festen Schritten ging sie zu der ihr aufgezeigten Tür, während sie hören konnte, dass Kobalt die Tür zur Straße wieder verschloss und verriegelte.

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Sie zog nahm den schweren Ring mit Eisenschlüsseln hervor und müsste einige Versuche antreten bis sie den richtigen gefunden hatte um die Tür mit einem lauten Knarren zu öffnen. Sie verschloss die Tür wieder sorgfältig hinter sich und begann ihren Abstieg über eine Wendeltreppe. Es wurde merklich kühler und vom Staub auf dem Boden konnte man sehen, dass dieser Ort nicht oft benutzt wurde auch wenn verschiedenste Spuren darauf hinwiesen, dass hier in letzter Zeit jemand auf und abgegangen war. Sie erreichte schließlich das Ende der Treppe und das dimme Licht ihrer verhüllten Laterne wies ihr die Richtung und warnten sie davor den Kopf einziehen zu müssen. Es ging vorbei an alten Kerkerzellen, die schienen als wären sie Jahrhunderte nicht benutzt wurden. Dann kam sie schließlich zu ihrem Ziel. Leif. Er war von schweren Eisenketten umschlungen, die mehrfach in der Wand befestigt waren, die ebenso seine Hände und Füße fesselten. Liliana hatte erfahren, dass Joseph diese Ketten vor langer Zeit extra geschmiedet hatte um Kainiten festzusetzen. Daher konnte Liliana vermuten, dass sie wohl erheblich stärker waren auch wenn sie einfach aussahen. Er trug kaum Kleidung und sie konnte sehen, dass er noch immer verkrustetet Blut an den Händen und am Körper hatte. Carminus hatte ihn direkt im Hospital festgesetzt um jeden Fluchtversuch zu verhindern. Seine Augen waren geschlossen, dann öffnete er sie langsam und sagte dann von seinem typischen Lächeln begleitet.

„Hallo Liliana.“

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Verfasst: Do 30. Apr 2015, 19:24 


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BeitragVerfasst: Fr 1. Mai 2015, 17:59 
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Lilliana verstärkte den Handgriff um eines der vorhandenen alten Eisengitter, die zu einer der anderen Zellen gehörten. Die darauf liegende, leichte Staubschicht blätterte ab und rieselte dann ganz herunter, während die Hand am Gitter nach unten entlangfuhr und Lilliana dadurch auf die Augenhöhe von Leif ging. Dabei verblieben ihre Augen auf ihm, seiner Gestalt, wie er dasaß in Ketten gehüllt und ihre Zunge schnalzte ungewollt. „Carminus hat den richtigen Zeitpunkt verpasst und auch noch direkt bei deiner Arbeit.“ Lilliana schüttelte den Kopf, richtete sich auf und trat den Rückzug mit einem. „Ich bin gleich wieder bei dir.“ an. Sie schritt ihren Weg zurück, hinauf zur Wachstube und traf wieder auf Kobald, der sie neugierig betrachtete und auf ihre Frage schließlich nickte und in eine der Ecken zeigte. Gute 20 Minuten später konnte Leif wieder Schritte hören und den schwachen Lichtschein der Laterne sehen, die sich seinem zeitweiligen Zuhause wieder näherten. Dazu war ein weiteres Geräusch gekommen, dessen Quelle ihm bald klar war. In einem Holzeimer, den Lilliana in der anderen, freien Hand trug, schwappte Wasser, nicht das sauberste, aber für den ausgedachten Zweck völlig ausreichend.

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Sie stellte den Eimer links vor ihm auf den Boden, kniete sich stumm daneben und holte vom Grund des Eimers einen kleinen Schwamm und begann ihn, angefangen an seiner linken Seite sehr vorsichtig von den gröbsten Resten seiner Arbeit im Spital zu befreien. Das auf ihm verteilte Wasser färbte sich rot und einzelne Tropfen liefen den kürzesten Weg nehmend nach unten an seiner Haut entlang, ehe sie Lilliana auffangen konnte. Die Spannung vermag ob ihrer Stummheit sich stetig zu steigern, aber in allem was sie gerade tat, lag zart das vertraute alte Band von früher und blickte er für kurze Momente in ihre Augen, so fand er in der Tiefe keine Wut oder einen Groll gegen ihn.
Auf dieselbe Weise kümmerte sie sich auch um seine rechte Seite und stellte danach den nun mit rotem Wasser getränkten Eimer an der Seite ab. Dann ging sie langsam direkt vor ihm auf den Boden und setzte sich etwas seitlich hin, so konnte sie beide sich ohne Mühe ansehen.

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Lilliana seufzte kurz auf und brach den Augenkontakt zu ihm ab und senkte sachte den Kopf. Ein längst vergangener Schmerz, der aus den Tiefen ihres Körpers wieder an ihre Oberfläche trat. Trauer, Verlust um einen Freund, der eine Narbe an ihrem Herzen hinterlassen hatte. Sie begann sich zu konzentrieren, auf sich selbst, auf das neutrale und so wie der Schmerz gekommen war, nahm er wieder ab und hinterließ eine ruhige Leere. Sie hob erneut den Kopf und sah ihm wieder in die Augen und zum ersten Mal erhob sich die Stimme, flüsternd und gefasst „Es war deine Entscheidung Leif Thorson…“ Lilliana machte eine kurze Pause „Es waren deine Entscheidung für das Wohle deines Clans zu lügen, zu verraten und uns damit allen ein Messer in die Brust zu stechen“ Ihr Mund verschloss sich zu einer schmalen Linie, während ihre Stimme sich erneut erhob, diesmal nicht flüsternder, sondern fester und immer lauter werdend „ein Wort…ein Hauch von dir, meinem Freund…“ihre Hände umfassten seine beiden Schultern, übten Druck aus, während ihr Kopf dem seinen nahe kam, dann ließ sie unvermittelt los und auch die Stimme wurde wieder zu einem flüstern. „du hattest Recht, du hattest dich wirklich verändert Leif Thorson und ich habe damals den Fehler gemacht dich nicht aufzuhalten und festzusetzen“ Lilliana driftete kurz ab und es war deutlich, dass sie an etwas dachte, dass lange zurücklag“…sowie ich gewarnt wurde.“ Ihre Hände suchten seine Armbeugen und legten sich sachte hinein und endlich sprach sie in normaler Tonlage „Und vergib auch unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern…“ die Worte, obwohl er kein Christ ist, sollte Leif auf Grund seines Wissens kennen. Es war ein Teil des Vater Unser, das jedes Kind auswendig konnte. „Ich vergebe dir. Du bist zurückgekommen als die Stadt dich gebraucht hat und hast dadurch dein Leben in Gefahr gebracht. Für die Stadt, für die Menschen, die du gerettet hast und für unsere Freundschaft habe ich dir vergeben.“ Für einen Moment herrschte Schweigen, aber man merkte deutlich, dass Lilliana noch nicht fertig war und tief im Inneren ihrer Augen funkelte es. „Solltest du noch einmal diese Art von Verrat begehen, ob jetzt oder in 10, in 100 oder in 1000 Jahren, dann werde ich mich dir entgegenstellen.“ Diesmal hatte die nachfolgende Stille etwas Abschließendes und gab ihm endlich die Gelegenheit zu antworten.


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BeitragVerfasst: Sa 2. Mai 2015, 10:07 
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Auch Leif durchbrach die Stille des Augenblicks nicht sondern beobachte nur mit wachen Augen wie Liliana ihm das Blut das nicht das seine war vom Körper wusch. Er konnte sehen, dass sie hin- und hergerissen war ob der Aufgabe die ihr bevorstand und Leif hatte für einem Moment ein schlechtes Gewissen sie in diese Position gebracht zu haben, auch wenn er diesen Gedanken schnell wieder unterdrückte. Nein Liliana war die einzige die ihm glauben würde und nur mit ihrer Hilfe konnte er den Prozess zum richtigen Ende bringen. Die Toreador sah wieder aus wie früher und bewegte sich mit derselben Anmut und Leichtigkeit, so dass es unmöglich zu sehen war, dass sie eigentlich während der Belagerung so grausam vom General verstümmelt wurde. Die kainitische Vitae hatte schon beeindruckende Eigenschaften. Der Salubri wartete bevor er selbst das Wort erhob und hörte sich mit Geduld und Aufmerksamkeit die Dinge an die seine Gegenüber zu sagen hatte. Er wusste dieser Moment war ihr wichtig und er war auch essentiell für das Band das beide Kainiten noch immer hatten. Lediglich in diesem einen Moment, als sie von der Warnung sprach erschauderte er kurz und Verwirrung war in seinem Blick zu erkennen auch wenn er diese Gefühlsregung gleich wieder weg schob. Schließlich war es an ihm zu sprechen.

„Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang“


Mit diesen Worten endete er. Schaute Liliana lange an und das typische Lächeln kehrte zurück auf das Gesicht von Leif. Aber es war anders. Weder spöttisch noch ironisch sondern weich und ehrlich, wodurch der Mann vor ihr sie sehr viel mehr an den Kainiten erinnerte den sie vor so langer Zeit auf dem Kreuzzug der Jungfrauen kennen gelernt hatte. „Auch ich habe ein paar Verse des gekreuzigten Gottes in den letzten Jahrhunderten gelernt. Heutzutage kann man das gar nicht mehr verhindern, wobei ich zugeben muss, dass manche Worte durchaus eine gute Botschaft vermitteln.“ Leif bewegte seinen Körper ein Stück und man hörte das Rascheln und Klappern der Ketten. „Du hast nach wie vor eine gute Seele Liliana aber du bist auch eine Närrin, denn du solltest mir nicht für einen solchen Verrat vergeben.“ Er wartete um sicher zu gehen, dass er ihre volle Aufmerksamkeit hatte. „Ich bete aber das du das nicht musst, denn ich habe euch nicht verraten, auch wenn die Fakten anders aussahen. Ich habe euch im Stich gelassen und meinen eigenen Tod vorgetäuscht oh ja. Ich habe egoistisch gehandelt, aber ich habe euch nie verraten. Das werden wir in der Gerichtsverhandlung beweisen müssen, auch wenn die Organisatoren der Intrige inzwischen den endgültigen Tod gefunden haben. Doch um dieses Problem müssen wir uns später kümmern, denn im Moment gibt es nur eine Person die ich überzeugen will und das bist du meine Freundin.“ Er schaute sie mit seinen klaren Augen an um auf ihre Reaktion zu warten, sei es Unglaube, Skepsis oder eine Myriade von Emotionen dazwischen.

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BeitragVerfasst: Sa 2. Mai 2015, 22:21 
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So wie er sie nicht bei ihren Ausführungen unterbrochen hatte, so tat es ihm Lilliana gleich. Ein jeder sollte gehört werden und gerade der Mann vor ihr, der sie gerade wieder eine Närrin schimpfte. Bei diesem Wort verzog sich leicht ihr Mundwinkel nach oben. So oft wie sie dieses Wort oder Artverwandte gehört hatte, könnte sie für jedes Mal von demjenigen eine Kupfermünze verlangen, die sie dann den Armen weitergeben würde. Lilliana die Närrin. Sein Augenkontakt und seine Stimme holten sie schnell wieder aus ihren Gedanken herab in die Realität und was sie dort von ihm hörte, das weiche Lächeln, dass sie endlich wieder von ihm sah, es ließ ihr das Herz aufgehen. Eine so lange Zeit auch für ihre Verhältnisse. Sie konnte mit Leichtigkeit seinen Augenkontakt halten, es war keine Provokation, es war die alte Vertrautheit, doch ohne Vorwarnung schüttelte sie den Kopf und das wenige, was Leif vorher zu sehen bekommen würde, war der Unglaube ob seiner Worte. Schon bald hörte sie wieder auf und es war ihr anzusehen, dass es ihr Leid tat, was sie eben getan hatte. Ein jeder sollte sich erklären können, aber sie fühlte sich gerade zerrissen, von dem was in ihrer Erinnerung an ihn vorrätig war und entgegensetzt zu seinen Aussagen steht und der Unglaube schmolz sachte in einen fragenden Blick: „Dann solltest du mir alles erzählen Leif. Alles, von Beginn an und zwar mit der vollen Wahrheit…“ beim letzten Wort sah sie ihn eindringlicher an und es war für einen winzigen Moment in den Tiefen ihrer Augen verborgen ein Ausdruck an Schmerz zu erkennen, Verbitterung, Enttäuschung, ob einer Sache, die einen Dorn in ihre zarte Haut gebohrt hatte. „auch was noch vor unserem Gespräch von damals lag, denn was du planst und was du entscheidest, hast du niemals übereilt getroffen mein Freund.“ Während all ihrer Ausführungen hatte sie dabei die Position ihrer Hände nicht verändert, sie ruhten noch immer ausgestreckt auf seinen beiden Unterarmen und obwohl beide nicht die Möglichkeit besaßen sich wie die Tzimiske miteinander mit Blut und Knochen zu verbinden, so geschah ihr Bund auf der non-verbalen Ebene und gab dem Ganzen einen weiterhin sehr vertrauten Charakter.


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BeitragVerfasst: So 3. Mai 2015, 10:31 
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Er kannte sie lange genug um sie ohne größere Schwierigkeiten lesen zu können und bemerkte durchaus die Ablenkung die das Wort Närrin in Liliana verursacht hatte. Seine Intention war eine andere gewesen, aber vielleicht hätte er diese Reaktion durchaus erahnen können. Er nickte nur. „Liliana lasst weder deinen Wert noch deine Position in dieser Welt von den Worten anderer bestimmen. Solange du selbst mit dir im Reinen bist kann jedes Wort und jeder Name so verletzten er auch wahrgenommen werden kann deine Rüstung sein. Weißt du eigentlich wo dieses Wort herkommt? (INT + Linguistik, 6 Erfolge) Es leitet sich von ‚nārio‘ aus dem Latein ab und bedeutet so viel wie ‚die Nase rümpfen‘ im Sinne von Spott. Aber denk einmal darüber nach wieso jemand die Nase rümpft oder spottet. Sie tun es weil sie Dinge nicht verstehen, so wie die wohl wenigsten unserer Art dich verstehen können. Es macht ihnen Angst deinen Gedanken oder Entscheidungen zu folgen den der Ort an dem sie ankommen mag ihnen einen Wahrheit aufzeigen mit der sich keiner auseinandersetzen will. Eine schmerzhafte Wahrheit die aufzeigen könnte, dass man das Monster in sich bekämpfen kann oder zumindest mit ihm im Gleichgewicht leben kann – dass wir all die grausamen Dinge die wir tun aus freiem Willen tun und nicht weil es der Fluch von uns verlangt. Deswegen Liliana wenn dich jemand wieder einen Narren tauft, dann erinnere dich warum sie es tun. Aus Unverständnis und Furcht vor dem was sie nicht verstehen, während sie alle weiteren Gedanken daran über ein Wort des Spottes zur Seite zu schieben wollen. Versteh mich nicht falsch, ein Kainit sein bedeutet auch überleben, denn Märtyrer sind unter unserer Art schnell vergessen und ebenso alles wofür sie stehen und gekämpft haben – auch das ist ein Fluch der Unsterblichkeit. Aber wir alle müssen es auch wert sein zu überleben, denn sonst sind wir wirklich die biblischen Monster von Kains Fluch.“

Er hatte gesagt was er sagen wollte und die Ketten raschelten wieder als er sich aufrichtete. Dann griff auch er Lilianans Arme soweit es ihm möglich war und legte seine Stirn an ihre. „Ich werde dir sagen was passiert ist. Aber zusätzlich würde ich es dir gerne zeigen. Die Dinge die du wissen musst und wissen willst. Du kennst die Kräfte die dafür notwendig sind. Bist du bereit? Mein Geist steht dir offen.“ Leif machte den ersten Schritt, es war ein Zeichen des Vertrauens und der Intimität, aber nun lag es an der Toreador den nächsten Schritt zu tun um einen gemeinsamen Weg zu begehen. Eine psychische Reise dieser Art war nie einfach, aber sie könnten tiefe Einblicke in das Wesen eines anderen bringen, dass ein normales Gespräch nie konnte.

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BeitragVerfasst: So 3. Mai 2015, 22:42 
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Für wenige Bruchteile einer Sekunde war sie etwas überwältigt von seinem Vertrauensbonus. Sicher besaß Lilliana schon länger die Möglichkeit in einen Geist einzudringen, aber von dieser hatte sie wenn überhaupt nur in einem Kampf Gebrauch gemacht, um damit die Gruppe zu schützen. Die Gedanken und das Wissen, dass ein jeder in sich trug waren immer privat und gingen sie nichts an.
Sie sah ihm nochmals in die Augen, vergewisserte sich, dass er sich bewusst war, welche Türen er öffnen wurde und ergeben schloss sie die Augen, während die Stirn von ihnen beiden sich berührten und sie begann sich zu konzentrieren und ihre Kräfte auf ihn einwirken zu lassen (Auspex 4 an). Vorsichtig drang sie in seine Gedanken ein und ein leises „Leif“, dass er nur in seinem Kopf hören konnte und eindeutig ihre Stimme trug, waren ein Zeichen, dass sie sich nun komplett in ihm wiederfand.
Der Geist von Leif öffnete sich für Liliana und zuerst war alles fremd auch wenn doch immer wieder ein Gefühl von Vertrautheit aufflammte. Da waren Fetzen von Erinnerungen die sie zusammen erschaffen hatten, ihre Reisen, Ratssitzungen oder ganz normale Gespräche. Aber da waren auch all die anderen, weniger schönen Dinge wie Uneinigkeit und Unverständnis vergangener Jahre. Um sie herum gab es Bilder, Bilder die zurückgedrängt wurden und wieder hervorkamen. Erinnerungen die Leif’s Leben ausmachten. Dabei sah sie vieles. Kleine Häuser bedeckt mit Gras, eine Landschaft ganz aus Eis und Feuer bedeckt mit einem grünen Licht am Nachthimmel oder auch die Straßen und Gassen von Brügge die sie sofort wiedererkannte und Schiffe mit dem Kopf eines Drachen die eisige Meere durchpflogen. Es gab aber auch Menschen und Gesichter, eine glückliche Große Familie von blonden und hellhäutigen Nordleuten, ein stolzer Krieger mit breiter Axt und Kampfschrei auf den Lippen. Dann war da eine fremde, verführerische Schönheit mit dunklem Haar und aber auch die vertrauten Gesichter von zum Beispiel Lucien und Alida. Ihre Reise in den Geist hatte begonnen...
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Aus einer vorsichtigen Warte sah sie dem Treiben zu. Das Zusammenspiel von Eis und Feuer erschrak und faszinierte sie, noch nie hatte sie so ein grünes, schönes Licht am Nachthimmel über Brügge oder einer der anderen Städte erlebt. Das Bild verschwand wieder und sie ahnte, dass die Familie die seinige war, welche vor so vielen Jahren wohl mit ihm zusammen gegessen und gespeist hatten. Ein Bild aus glücklichen Tagen. „Warum lässt du mich so tief hinein?“ kam ein flüstern aus seinem Kopf. „Beware sie dir, sie erinnern mich an dein Lächeln.“
Noch während die Toreador ihren Gedanken formulierte veränderte sich das Bild der Familie und wurde von Horror, Blut und Tod selbiger abgelöst. Das gerade erschienen Bild dieser menschen verwandelte sich in ein Massaker und verließ dann abprubt ihre Wahrnehmung. Liliana erkannte irgendwann, dass diese Bilder nicht gewählt waren sondern Dinge zeigten die einen prominenten Platz in Leif's Geist einnahmen. Die Ähnlichkeit zu ihren Visionen war unverkennbar. Schließlich fühlte sie einen sanften Zug der sie in eine andere Richtung lenkte und die Präsenz von Leif begann spürbarer und konkreter zu werden bis sie quasi das Gefühl hatte, dass er vor ihr stand. Jetzt konnten sie zusammen kommunizieren was bewiesen wurde durch die ihr bekannt Stimme von Leif. "Bist du bereit?"
Es geschah so schnell und unwillkürlich, dass Lilliana einmal ungewollt scharf einatmete und sich außerhalb die Hand vor den Mund legte um kein weiteres Geräusch zu verursachen, was die Konzentration von ihnen beiden unterbrechen würde. Ihre Gefühle schon immer mehr als präsent überschlugen sich an der Fülle seiner Bilder und sie bewegte sich entlang einer unsichtbaren Kette, lauschend und wachsam. „Ja.“ Kam es leise flüsternd.
Die Erinnerungen wurden immer greifbarer und schließlich formte sich um sie ein Schloss. Draga und Theobald Costayne waren dort. Ebenso Leif und Liliana konnte auch noch eine andere Gestalt in der Erinnerung ausmachen. Eine grauhaarige, alte Frau die sie zum ersten Mal in Leif’s Keller vor über 10 Jahren gesehen hatte. Sie beiden Kainiten sprachen miteinander und gaben sich die Hand. Die Toreador konnte die Anspannung in der Luft spüren ebenso wie Leif’s Stimme in ihrem Kopf. „Hier fing alles an. Draga wollte Costayne den Kuss schenken und bezahlte mir ein stolzes Sümmchen um jeden Abend nach ihm als sein Heiler zu sehen. Er sollte von der Bildfläche verschwinden nach seiner Verwandlung und um dies zu tun waren wir zu dem Schluss gekommen, dass am besten war eine schwere Krankheit vorzutäuschen. Aus diesem Arrangement wuchs eine Idee in mir heran. Ich wollte mich zum Schein mit Draga verbünden um mehr über ihre Pläne herauszufinden, denn sie plante etwas, das war offensichtlich bei den wenigen malen die ich mit ihr sprach. Ich hatte den Rat nicht informiert, da es meinen Plan gefährdet hätte. Außerdem war die Paranoia gegen Draga bereits so groß, dass es vielleicht mehr Schaden als Nutzen gebracht hätte Alida oder Lucien einzuweihen. Insbesondere Alida war mir gegenüber schon misstrauisch genug nach dem Desaster von Brüssel.“ Liliana konnte spüren das Leif ihr Zeit gab die Eindrücke zu verarbeiten und einzuordnen. „Hast du noch Fragen?
Sie nahm die Bilder in sich auf, aber nichts von dem, was sie dort vor sich sah, war überraschend gewesen, auch nicht seine Erklärungen. Insoweit stimmten sie noch mit dem, was sie selbst wusste überein. „Du hast diese Entscheidung für dich getroffen Leif, alleine und nur für dich.“ In den tiefen ihrer Stimme erklang es dunkel von Traurigkeit, die vermischt wurde durch etwas nicht einzuordnendes. Lilliana blickte wieder auf die Szenerie. „Theobald hat den Tod gefunden, Draga hat den Tod gefunden. „Gab es wirklich niemandem in deinem Umfeld, dem du deine“ Lilliana stoppte und etwas arbeitete in ihr, ehe sie fortfuhr „Idee anvertrauen konntest? Deinen Nachfahren in Brügge vielleicht? Und welchen Teil erfüllte die alte Frau dort, dass ich sie später in deinem Keller wiederfand?“
Leif nickte und führte sie weiter. Um sie herum gab es wieder Bilder und neben anderen Bildern tauchte zum beispiel auch die dunkelhaarige Schönheit tauchte wieder auf. Dann waren sie im Hospital. Die alte Frau lag auf einem Bett und hustete. Das weiße Tuch, dass sie vor ihr Gesicht hielt war rot von Blut und ihre Hände so schwach, dass sie die von Leif kaum noch halten konnten. Er saß neben ihr und tupfte ihre das schweißnasse Gesicht ab. Dann sprach die Erinnerung. " So ist es geschehen. Und so bin ich zurück nach Brügge gekommen...Viele Dinge haben sich verändert und ich weiß noch nicht wie es weitergehen soll." Er schaute die alte Frau an und sprach dann mit fester aber belegter Stimme. "Wir können nicht mehr lange warten. Deine Kraft verlässt dich und keine Heilung die ich dir geben kann außer einer wird den Tod durch Alter aufhalten Charlotte. Wenn ich dich jetzt verwandele werde ich dich in Starre erhalten müssen, bis wir von hier weggehen. ich bin kein Mitglied des Rates dieser Stadt mehr und die Wahrscheinlichkeit eine Erlaubnis für den Kuss zu erhalten ist im Moment sehr gering. Bist du damit einverstanden?" Die Frau nickte nur und Liliana konnte sehen wie Leif sie schließlich verwandelte. Erst saugte er ihr das Blut aus nur um sie später aus seinem Handlgelenk zu füttern. Eine Stimme sprach schließlich wieder in Lilianans Geist. "Sie war die Mutter von Theobald Costayne und ich habe eine tiefe Verbindung zu dieser Frau gespürt mit der ich so oft geredet hatte, als ich im Auftrag Dragas im Schloss war. Ich konnte sie nicht sterben lassen und habe sie deshalb schließlich verwandelt, nachdem ich ihr alles über mich erzählt hatte. Auf eine gewisse Art und Weise habe ich also jemandem vertraut."
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Dann waren sie wieder in der Zwischenwelt aus Erinnerungen und Bildern. Liliana konnte Konstantinopel sehen, mit seinen Kirchen und Wehrmauern, aber ebenso gab exotische Orte mit großen Pyramiden und offensichtlich weit entfernte, dichte und feuchte Wälder. Dann waren sie im Belfried in Brügge. Alida sprach gerade und man unterhielt sich angeregt, denn der Graf von Flandern hatte gerade verkündet, dass sein Sohn ein Bastard ist. Darüber hinaus sprach man über das Sommerfest des Grafen von Flandern. Leif sprach „Hier passierte es das Erste Mal, dass ich ein ungutes Gefühl hatte. Draga wollte genau an diesem Abend das ich mich mit Theobald Costayne treffen und zwar recht weit entfernt im Osten von Brügge. Deswegen hatte ich mich dagegen entschlossen mit zum Sommerfest zu gehen und von diesem Zeitpunkt an begann die Situation aus dem Ruder zu laufen, denn Draga nutze mich als Mittel zum Zweck, auch wenn ich das erst später herausfinden sollte. Ihr ursprünglicher Plan Balduin mit einem Doppelgänger auszutauschen war durch die Nonnen Brügges gescheitert. Ist soweit alles nachvollziehbar?“
Die weiteren Informationen bezüglich der alten Frau genügten Lilliana. Sie war sein Kind und Punkt. Dass sie nicht wie ihr eigenes erstes Kind beim Rat oder zumindest einem seiner Mitglieder angemeldet worden war, nun das war nichts was man gleich als schweres Verbrechen einstufen musste. „Mit deiner Zustimmung würde ich dein Kind gerne dazu in Betracht ziehen als deine Zeugin für dich auszusagen.“ Dann verschwand die Erinnerung und die nachfolgenden Bilder waren durchsetzt von Farben und Schönheit. Etwas in ihr wollte Stop rufen, aber dafür war sie nicht hier. Das Gespräch im Belfried belauschte sie nochmal, erkannte sich selbst darin wie sie stand und den Gesprächen lauschte oder selbst etwas sagte. „Unsere Erinnerung ist dieselbe, nur aus unterschiedlichen Augen gesehen.“ Es erklang sehr sachlich. „Doch du hast Recht. Hier fing es an sichtbar zu werden und den Schleier der Zukunft wieder zu öffnen. Und hier hast du wieder deine Entscheidung getroffen.“
"Lass uns über die Verteidigung reden wenn wir fertig sind sagte Leif. Er fügte dann aber noch etwas hinzu. "Ich habe meine Entscheidungen getroffen und würde es wieder tun. Auf die eine oder andere Art und Weise." Schließlich formte sich wieder eine neue Umgebung um Liliana. Alida Haus wartete war da und es war Nacht. Dann klopfte Leif an der Haustür und Balduin öffnete ihm mit gehtztem Gesichtsaudruck. Alles in ihm kämpfte und schließlich presste er einige Worte hervor. "Schau durch das Fenster." und "Balduin ist ein Doppelgänger" Dann ging Leif durch das Haus und schaute durch das Fenster und sah vor sich einen zweiten Leif. Theobald Costayne wurde in Alidas Haus zurückgelassen als die Gruppe sich mit Draga traf und er hatte sich über Fleischformen verändert. Er war der 'Leif' der später Jean vergiftete mit einem Gift das Balduin aus meinem Keller gestohlen hatte und Marlene entführte um euch weiter gegen mich aufzubringen. Hier wurde mir klar das Balduin unter einem Blutsband stand, aber seine Hinweise hatte mir den entscheidenden Tipp gegegen. Hier wusste ich schließlich das Draga mich ans Messer liefern wollte. Ihr Plan mit dem doppelten Balduin war nicht aufgegangen, aber vielleicht konnte sie trotz allem noch etwas aus der Situation herausholen. Ich ging also in die Diebesgilde und dort wurde schließlich alles klar da dort der Doppelgänger war. Ich suchte seine Gedanken ab und schließlich verstand ich alles. Ich informierte meine Verwandte Catherina den Doppelgänger zu verwahren und euch später auszuliefern denn ich sah in seinem Geist noch eine letzte Falle. Das Fort welches später brannte sollte euer Grab werden, aber dem wenden wir uns gleich zu."
Aber neben all dem sah ich plötzlich auch eine Chance für mich. Vielleicht war dies die perfekte Gelegenheit für mich ohne weitere Spuren zu verschwinden, was ich letztendlich auch getan habe...aber auch dazu komme ich später..." Leif's Stimme wurde leiser - war das Scham?
„Fahre fort Leif. Bevor wir alle zum Fort aufbrachen wussten oder ahnten wir bereits, dass Draga oder Theobald einen Doppelgänger von dir erschaffen hatte. Marlene, Alida’s Nichte hatte uns eine Notiz hinterlassen können, bevor sie entführt wurde. Ihre Augen konnten nicht getäuscht werden, ebenso wenig mein Gespür, denn ein Kind zu vergiften, dass es grausam an den Folgen stirbt, nein das warst nicht du mein Freund. Aber natürlich machten wir uns weiter um dich Sorgen…“ sie ließ ihre Worte einfach ins Leere weiterlaufen, ihr Klang hatte sich dabei nicht vom sachlichen abgehoben und die Erinnerung an ihre Gefühle damals schon verblasst, als das Lilliana sie wie ein Spiegel reflektiert hätte. Sie erhob erneut die Stimme und dieses Mal war es deutlicher zu spüren: Verbitterung „Wer hätte dich aufgehalten, wenn du vorher einfach gegangen wärst? Niemand. Wir sind nicht an Brügge gebunden oder an Konstantinopel oder an irgendeine Stadt auf dieser Welt. Das Reisen in ferne und neue Länder ist eines der wenigen Luxusgüter, die wir geschenkt bekommen haben. Die Zeit kann uns dabei nicht aufhalten Leif Thorson, nur wir selbst.“
„Hier kommen wir zu dem Punkt der schwer begreiflich ist. Ich wollte für immer verschwinden, komplett und ohne Spuren. Einen sauberen Schnitt schaffen unter mein altes Leben, etwas das ich beinahe 10 Jahre getan habe. Aber als ich hörte das Brügge angegriffen werden sollte, konnte ich meine alte Heimat einfach nicht im Stich lassen und bin letztendlich zurückgekommen.“ Er schaute Liliana an und wandte dann den Blick ab. Die Wahrheit die dieses Geständnis mit sich brachte war schwer für ihn zuzugeben. Dann veränderte sich ihre Umgebung wieder und sie waren am Fort das voll mit Ernteerzeugnissen wie Stroh und Weizen war. „Dieses Fort war von Draga als eure Falle vorgesehen. Glaubst du all das Stroh und brennbare Material dort drinnen war Zufall? Nein. Eine Truppe von 40 Söldnern sollte euch dort festsetzten und mit Schwertern und Bögen in die Flammen treiben, damit der Weg für die Eroberung Brügges frei war. Ich bin schließlich dort hingegangen und habe die meisten Söldner mit einer List aus dem Fort gelockt. Es blieb lediglich eine kleine Wachmannschaft zurück, die ich aber schnell meuchelte und dann auf euch wartete. Ihr kamt schließlich, ich entschärfte die Falle und sprach von Verrat und meinem ‚Pakt‘ mit Draga. Das war wichtig um euch auf ihr doppeltes Spiel aufmerksam zu machen aber auch um schließlich meinen eigenen Tod vorzutäuschen. Es war alles geplant und ging auf. Jean war bei euch und er griff mich in seinem jugendlichen Leichtsinn als erster an. Ich heilte ihn von dem Gift, denn er warf mir die Vergiftung vor und er sollte nicht für meinen Plan sterben. Das war nicht vorgesehen. Er hat nicht einmal etwas davon gemerkt, aber ihn als ‚Geisel‘ zu nehmen hat perfekt in den Plan gepasst um alles noch glaubwürdiger zu machen. Und an den Rest solltest du dich selbst erinnern. In der folgenden Nacht verließ ich Brügge.“
Es war eine seltsame Stille die sich in seinem Kopf ausbreitete und plötzliche Leere, ehe Leif begreifen würde, dass die Präsenz von Lilliana sich aus seinem Kopf zurückgezogen hatte. Ihre Augen waren wieder offen und mit einer langsamen aber stetigen Bewegung zogen sich ihre Hände von den seinen zurück und sie erhob sich von ihm und brachte Abstand zwischen sich und Leif.
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„Keine Spuren hinterlassen und für Tod gehalten werden. Wahrlich, es ist dir gelungen. Und was hast du nun vor, da Brügge gerettet ist?“ die Frage war zu Ende, aber ihr Ton schwang noch eine Weile weiter im Raum umher.
Sie waren beide zurück in der Zelle und Leif lehnte sich mit Kettenrascheln wieder an die Wand zurück. Die geistige Reise hatte ihn sichtbar angestengt. Er lächelte traurig war von Liliana Reaktion aber nicht übermäßig überrascht. "Was ich jetzt vorhabe ist Verantwortung zu übernehmen. Nicht nur für mich sondern für die die von mir abhängig sind. Meine Familie und meine Nachkommen. Das ist auch der Grund wieso ich noch hier bin. Mir war klar das diese Verhandlung früher oder später kommen würde und ich stelle mich der Gerechtigkeit."
„Also wirst du in Zukunft…“ Lilliana unterbrach sich selbst, als sie den zynischen Tonfall gewahr wurde, biss sich auf die Lippen und ihre linke Hand krallte sich zusammen, ihre Augen schauten auf ein fixiertes Ziel am Boden, ein einzelnes verirrtes Grasblatt, bereits vertrocknet und braun. Dann schlug ihre linke Hand unvermittelt auf den Boden ein, ehe sie sich wieder fangen konnte. „Weißt du…“dann schüttelte sie erneut den Kopf „dein Plan, dein Wissen…Das einzige was immer noch Fragen an dieser Geschichte aufwirft bist du. Und das einzige was wir nicht gemacht haben ist sofort nachdem Draga in einem Brief voller Lügen Theobald des Verrats beschuldigt hat zu ihr zu gehen und die Sachen zu beenden. Dann hättest du…“ sie drehte sich um, von ihm weg und ihre Hände krallten sich an beiden Gittern fest, ihre Muskeln spannten sich an. Auch für Lilliana hatte die Reise in die Vergangenheit eine Spur an Emotionen wieder frei gesetzt.
Er beobachte Liliana und keine Miene regte sich. Dann begann er ihre begonnenen Sätze zu vervollständigen. "Das bedeutet, dass ich in Zukunft hier bleiben werde. Ja." Dann schaute er sie noch einmal durchdringlich an. "Ich musste gehen, denn sonst hätte ich mich selber verloren auf die eine oder andere Art und Weise. Wir alle kämpfen unsere eigenen Kämpfe in dieser unsterblichen und untoten Existenz. Das ist auch genau der Grund wieso die Sache mit Draga mich nichts mehr angehen durfte. Ich habe für euch getan was ich konnte mehr konnte ich in diesem Moment nicht tun. Ich habe schon einmal eine falsche Entscheidung bezüglich des Krieges getroffen, damals in Brüssel. Diese Tat war schmerzhaft und hat mich viel gekostet. Ich war nicht einmal mehr ein Mitglied des Rates zu diesem Zeitpunkt."
Sie hörte seine Worte, gewiss, auch wenn sie ihm dabei noch immer den Rücken zudrehte, aber man konnte auch von hinten erkennen, dass die Spannung zwar noch immer in den Muskeln lag, ihre Haltung aber wieder grader wurde. Ein Ruck und sie hatte sich wieder umgedreht und in der Tiefe ihrer Augen war die Beherrschung da, ihre Konzentration mit sich und ihrem Inneren voller Emotionen. „Das ist wenigstens ein Grund. Ein einziger aufrechter Grund.“ Sie betonte dabei jede Silbe des letzten Satzes mit vollster Verbitterung und flüsterte dann. „Aber kein Grund zu bleiben, denn hier besteht die Gefahr dass du dich wieder verlieren wirst in deinem selbst. Und dann? Gehst du dann wieder dieses Mal ohne das Feuer oder sollten wir gleich Vorbereitungen für einen weiteren Endkampf treffen?“ Sie kam wieder zu ihm näher und sie setzte sich wieder vor ihn hin und ihre Stimme wurde wieder fester „Wie soll ich dich nur verteidigen Leif Thorson? Gegen einen Lucien auf der Seite der Anklage und gegen eine Alida auf der Seite der Richter? Das einzige was auf deiner Seite steht ist das angesammelte Wissen eines jeden von uns über Balduin, über deinen Doppelgänger über einfach alles. Die einzige Frage, die sie stellen werden ist: Warum hast du dieses Spiel weiter gespielt, als du es schon verloren hattest und dein Grund wird sein, dass du dich selbst verloren hast und hofftest dich durch deinen fingierten Tod von uns allen verabschieden zu können, weil du es nicht ertragen konntest dich uns anzuvertrauen. Das war dein Verrat. Der Verrat an unserem Band.“
Leif sprach sehr leise. "Welches Band? Der Rat ist eine Illusion. Eine Illusion die eine lange Zeit funktioniert hat, aber trotzdem nichts als eine Illusion. Was wissen wir denn übereinander? Und ich spreche ausdrücklich nicht über uns beide in diesem Fall. Was wissen wir über Alida oder Lucien außer den spärlichen Informationen die sie uns zuteilen? Was wissen wir über die Ziele von Gerrit? Nein ich sehe nicht das ich Verrat an diesen Individuen begangen habe. Ich bereue aber eins Liliana und das meine ich ganz ehrlich. Es tut mir leid das ich dich mit all dem hier alleine gelassen habe auch wenn eine entschuldigen 10 Jahre nicht einfach wieder gut macht soviel weiß ich auch." Er schaute weg wie in Scham. "Brügge ist meine Heimat und ein Ort an den ich immer zurück gekommen bin. Ob ich es je wollte oder nicht. Jetzt geht es noch um etwas anderes. Ich will Wiedergutmachung betreiben. Ich will meine Schuld beginnen zu sühnen. Für diese Stadt und wofür diese Stadt steht. Ich bin jetzt ein anderer als noch vor 10 Jahren."
Je mehr sie ihm zuhörte umso mehr spürte sie eine einsetzende Linderung ihrer Gefühle, Muskeln die sich entspannten, Finger die sich wieder öffneten und ein Dorn, vor Jahren versenkt, wurde von ihrem innersten nach draußen gezogen und zerfiel zu Staub auf dem Boden. Wiederum tat Lilliana den nächsten Schritt, als sie die Distanz schloss und ihre Arme um seinen Hals legte und ihr Kinn an seiner Schulter absetzte, er konnte es ihr nachmachen oder auch nicht, aber der Sturm ihrer Gefühle legte sich wieder völlig und hinterließ nichts als einen inneren Frieden. „Derselbe Leif Thorson vor 10 Jahren wäre nicht zurückgekommen. Aber dieselbe Lilliana sitzt auch nicht mehr vor ihm.“
Leif konnte die Umarmung ob seiner Ketten nicht erwidern, aber Liliana spürte das er vor ihrer Nähe nicht zurückwich. "Es ist gut das wir nicht die selben sind wie vor 10 Jahren. Stillstand bedeutet nie etwas Gutes für unsere Art. Wir alle haben Dämonen in uns und sich diesen zu stellen ist ein langer Prozess. Aber irgendwann müssen wir beginnen oder werden von ihnen fortgerissen." Leif bewegte sich ein wenig und versuchte die Arme um Liliana zu schließen was ob der Ketten aber nicht gänzlich gelang. "Wie ist es dir ergangen in den letzten Jahren Liliana? Wir haben die ganze Zeit über mich gesprochen jetzt will ich wissen wie es dir geht. Vielleicht ist es eine unserer letzten Gelegenheiten. Lass uns diesen Moment des Friedens nutzen. "
Sie bemerkte seine Bemühungen und ein flüchtiges von ihm aber nicht zu sehendes Grinsen konnte sie sich nicht verkneifen, ehe sie ihn wieder losließ, damit beide die Gelegenheit bekamen sich aneinander wieder in die Augen zu sehen. „Der eine für den ich schwärmte an den Höfen der Liebe und mit offenen Augen in meinem Traum sah, ist wieder erwacht, der andere, den ich begann im Traum zu sehen ist gekommen und geblieben und hat mir mein Herz wiedergebracht. Es ist soo...tief, es ist natürlich, es ist keine Schwärmerei…es ist Liebe Leif.“
Leif nickte und auch wenn man es ihm vielleicht nicht unbedingt anmerken konnte aber auch er verstand was es hieß zu lieben. "Von all den Dingen, all den Dingen die uns Untote antreiben Liliana, ist Liebe vielleicht das reinste Motiv. Deswegen schäme dich nicht deiner Gefühle sondern lebe sie so lange sie dir gewährt sein mögen. Die Welt ist dunkel genug ohne das wir uns selbst die wenigen Kerzen auslöschen, die es da gibt. Auch ich habe einst eine wirkliche und wahre Liebe gekannt und auch wenn sie in Tränen und Schmerz endete bin ich noch heute glücklich sie erlebt zu haben." Er lächelte.
„Der Gedanke an deine Liebe bringt dich noch immer zum Lächeln, das ist gut, das ist wichtig.“ Lilliana sah zum Boden und das was eben noch so in ihren Augen glänzte, verschwand in den Hintergrund, als sie zu Boden blickte. „Das andere was sich in den 10 Jahren geändert hat…nein“ sie unterbrach sich und sah ihn wieder an „ was mich geändert hat, ist etwas nicht zu begreifendes.“ Sie ließ eine Pause verstreichen, aber wenn nicht er konnte es überhaupt verstehen…? „Als ich noch ein Mensch war, erbte ich von meiner Mutter eine von Gott geschenkte Gabe. Sie ist nicht zu kontrollieren und am Ende entscheidet der Herr darüber inwieweit wir auf die Schicksale Einfluss nehmen. Ich fürchtete mich davor, denn das was ich sah, trat genauso ein. Als ich verwandelt wurde hörte es auf und das was ich erlebte, kennst auch du zum großen Teil. Doch kurz bevor du gegangen bist vor über 10 Jahren…“ sie machte eine Pause und vor ihrem Auge stiegen die ersten Bilder wieder hoch „kurz bevor du gegangen bist ist sie wiedergekommen…und geblieben.“ Sie sah in sein Gesicht und prüfte seine Mimik (WH+Emph gg6: 4 Erfolge). Ist er verwirrt, beginnt er sie für verrückt zu erklären oder sagt ihm sein Hintergrundwissen, dass es Dinge gibt, die genau wie die Kainiten auf der Erde existieren. „Ich kann nicht frei davon zu jedem sprechen und von außen betrachtet klingt es verrückt, aber es ist beides wie meine Mutter mir schrieb. Ein Segen und ein Fluch.“
Er hörte ihr aufmerksam zu und sie konnte sehen, dass sich seine Miene mit jedem weiteren Wort verdunkelte und von Schmerz gezeichnet wurde. "Ich weiß sehr wohl wovon du sprichst Liliana. Du sprichst von der Gabe des zweiten Gesichts, in der Lage die Zukunft zu sehen ohne sie verändern zu können. Wie deine Mutter sagte Segen und Fluch zugleich. Die Frage ist nämlcih: Wie gut ist es zu wissen was passiert, wenn man aber nicht weiß wie es passiert." Er schaute sie an, wachsam und sprach dann langsam. "Das Orakel ist nur der Überbringer - das wahre Übel jedoch ist die Prophezeiung selbst. Sie schlägt irgendwann zu, ohne Vorwarnung und man kann sich ihr nicht entziehen wie ein Raubtier das auf einen Moment der Schwäche lauert nur um sich selbst zu erfüllen..." Seine Miene wurde noch dunkler. "Ich weiß was Prophezeiungen bringen. Denn ich habe sie selbst erfahren und mein eigener Erzeuger war ein Prophet...Wir hatten...viele Unstimmigkeiten ob seiner Vorhersagen." Es war fast nicht möglich aber das Gesicht von Leif verlor noch mehr an Farbe.
Ihr Mund stand einen Spalt offen, ehe sie begriff, was gerade geschah und ihre rechte Hand wanderte wie von selbst zu seiner linken Wange, stützten sie gaben ihr stumm Kraft, während sie ihn weiter ausreden ließ. „Ich hatte nicht erwartet, dass du mehr weißt, meine Hoffnung lag nur darin, dass du es versuchst zu verstehen. Das es dir Schmerzen bereitet und dich an die Zeit mit deinem Erzeuger erinnert, dass war nicht meine Absicht gewesen.“ Sie hielt ihn noch einen Moment, ehe sie ihn wieder langsam losließ. „Es müssen sehr schlimme Prophezeiungen gewesen sein, die deinen Erzeuger am Ende dazu brachten dich töten zu wollen und es nicht zu können und dich stattdessen wie ein Vieh zu verkaufen in der Hoffnung du würdest in der Fremde sterben.“ ihre Lippen zusammengepresst „doch du hast überlebt, so ist dein Weg hier noch nicht abgeschlossen.“ Sie überlegte kurz, man sah ihr das zögern an, dass von einem schlechten Gewissen her ruhte. „Würdest du mir eine Prophezeiung über dich nennen, die eingetreten ist, das dein Schmerz bei diesem Gedanken wieder hervortritt und du es tief in dir vergraben hast in der Hoffnung niemand mehr würde es dich fragen?“
"Ich wollte nie etwas mit Prophezeiungen zu tun haben und je mehr ich versucht habe mich vor ihnen zu verstecken umso mehr haben sie mich eingefangen, denn mein Erzeuger war nicht der erste der eine Prophezeiung über mich gesprochen hat." Leif wurde still und er rang ganz offensichtlich mit sich. Eine Minute verging dann eine Zweite. Dann eine Dritte. Schließlich seufzte er und rezierte die Zeilen die er wohl im Schlaf aufsagen konnte.

So wird es also passieren.
Der gefallene Hirte wird die Wahrheit über die verfluchte Grube erfahren.
Und drei Geschlagene werden sich erheben
um ihren rechtmäßigen Platz unter den 13 zurückzufordern.
Du bist der Vorbote des Todes, Leif Thorson.
Ein Herold der Apokalypse.
Du wirst sie alle zu ihrem Ende führen.

"Das ist die Prophezeiung die meinen Erzeuger gegen mich aufgebracht hat und die er selbst über mich gesprochen hat."
Er wurde still. "Aber es gibt auch noch andere. Jene wurde zu mir gesprochen als ich vor über 60 Jahren in die Sonne ging und wie durch ein Wunder überlebte. Teile von dieser Prohezeiung beginnen sich zu erfüllen. Aber du bist das Orakel Lilianan sag mir was meine Zukunft bringt!" Er klang verzweifelt, ängstlich und hilflos- Gefühlsregungen die sie bei Leif bis her noch nie in dieser Form wahrnehmen konnte.
Bild

Die Gefühle welche in ihrem Inneren bis noch vor wenigen Momenten tobten, sie waren auf ihn übergegangen und das Bild hatte sich gewandelt. Seinen Blicken begegnete sie mit den Tiefen ihrer neuen inneren Ruhe und das Bild, welches sie schon den ganzen Abend von ihm malte, es bekam eine neue Leinwand an die Seite gestellt. Eine andere Seite des Leif Thorson, gepeinigt von Vorhersagen und in einem Wissen gelassen, dass sie eintreten werden oder schon eingetreten waren. „Die Lektion des sich nicht verstecken könnens muss ein jeder von uns erfahren. Aber du kennst die Prophezeiungen, wenn sie dich und nur dich betreffen. So kann der Herr wollen, dass du davor gewarnt wirst und die Chance erhältst das Richtige zu tun, auch wenn ich dir nicht sagen kann, was das richtige sein wird. Ich sehe Bilder von Menschen, von Städten, ich fühle, aber ich höre keine Stimmen, es sei denn sie finden mich.“ Ihre Stimme war in ihren Untertönen tröstend und aufbauend „dies geschah bloß ein einziges Mal und es war nur ein Bruchteil dessen, was du mir eben aufgesagt hattest Leif.“ Sie hielt ihn wieder mit ihrer einen Hand unter seiner Wange fest, während die andere Hand die seine ergriff. Die Töne ihrer Stimme klangen fest. „Ich kann nicht Leif. Wie ich sagte, diese Gabe ist nicht kontrollierbar. Gestern hatte ich eine Vision, das ein Teil des Waldes Lucien nicht mehr in seine Erde aufnimmt und er so unweigerlich am Tag verbrennen würde. Zum Glück musste ich ihn nicht davon überzeugen, da er von selbst lieber eine andere Alternative zum Schlafen gesucht hat. Versteh, ich kann dich heute anfassen und würde ich es morgen wieder tun, so kann nichts passieren, aber es kann, so wie es der Herr will passieren, dass ich etwas sehe. So wie er und daran glaube ich seine schützende Hand über dich gelegt hat und uns beide hat zusammenkommen lassen.“ Damit endete Lilliana, ließ aber ihre Hände da wo sie waren.


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BeitragVerfasst: Mi 6. Mai 2015, 08:12 
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Leif nickte nur auch wenn man die Enttäuschung spüren konnte. Nicht über Liliana sondern lediglich über eine dieser weiteren Gelegenheiten in der die Suchen nach Antworten vor einer Enttäuschung ihr Enden findet. Die Zukunft und jeder Gedanke an sie wurde immer mehr zu einer Qual für den Nordmann auch wenn er sich das so noch nicht eingestehen wollte. „Wir werden sehen welche Spielchen das Schicksal noch mit uns spielen möchte. Eins ist nur sicher, es passiert früher oder später immer. Aber jetzt müssen wir erst einmal über die Verhandlung reden. Carminus mag mich nicht und ich bin mir sicher, er hat noch das eine oder andere Ass im Ärmel. Wir sollten auf Überraschungen vorbereitet sein. Im Übrigen darf nicht offenbar werden, dass Charlotte und Maria meine Kinder sind. Um Charlotte mache ich mir keine Sorgen. Ihre Geschichte ist stark und du bist die einzige, die weiß, dass sie mein Kind ist. Maria jedoch ist nicht so gut aufgestellt. Sie gibt sich als Toreador aus. Es sollte trotzdem gut gehen, denn lediglich du und Gerrit wissen über sie Bescheid und ich bin mir eigentlich sicher, dass Gerrit nichts sagen wird.“ Er schaute sie an und sprach noch eine Weile über die kommende Verhandlung.

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BeitragVerfasst: Fr 8. Mai 2015, 10:00 
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Verhöre und Geständnisse. Urteile und Richter. Ankläger und Verteidiger. Die Suche nach Gerechtigkeit war vorbei. Und sie war gescheitert. Es gab ein paar letzte Worte aber Leif war noch immer erschüttert von dem was er hier gesehen hatte. Im Moment waren noch Catherina, Balduin, Charlotte und Maria um ihn und sie waren die letzten im Gerichtssaal und aus irgendwelchen Gründen räumten sie das Chaos auf. Wohl aus einer Art Schockreaktion heraus. Dann kam der Moment in dem Leif aufwachte und eine kalte Wut durchfuhr ihn. Er pumpte etwas Blut in seine Muskeln und mit übernatürlicher Körperkraft sprengte er die Fesseln, die seine Hände umgaben. Denn natürlich hatte in dem Tumult der ausgebrochen war, niemand damit daran gedacht ihm die Dinger abzunehmen. Um die Schellen kümmerte er sich gar nicht weiter und schließlich rief er die Seinen zusammen. „Wir müssen weg von hier. Die Nacht ist noch nicht vorbei – zurück zu unserer Zuflucht.“

Die Truppe verließ das Gerichtsgebäude und eine Gestalt in Robe war zu sehen. Groß und stattlich erkannte Leif sofort um wen es sich handelte auch ohne die blonden Haare zu sehen, die aus der Kapuze vorlugten. Brunhild. Sie kam auf die Gruppe zu, nahm die Kapuze aus dem Gesicht und Leif sah sofort die besorgte Frage auf ihrem Gesicht. Er nickte ihr nur zu und sie umarmte ihn. Er zögerte nur eine halbe Sekunde und umarmte sie dann auch. „Momentan sieht es so aus als wäre das alles erledigt. Aber freu dich nicht zu früh – diese Nacht ist noch nicht zu Ende. Kommt mit ich habe ein ungutes Gefühl." Dan machten sie sich auf den Weg. Die Stadt wirkte fast ausgestorben – sie war in jedem Falle stiller als sonst so als würden die sterblichen Bewohner die Stimmung ihrer untoten Herren spüren. Die Gruppe erreichte ein unauffälliges Haus in einem durchschnittlich wohlhabenden Viertel der Stadt. Hierhin hatte sich Leif mit seiner Gruppe von Familie und Verbündeten zurückgezogen, als die Schlacht von Brügge vorbei war. Er kannte den vorherigen Besitzer des Hauses, ein altes Mitglied vom Ring der Schatten, der von einem Pfeilhagel niedergemäht worden war. Leif war ein Pragmatiker, weswegen dieses Haus nun als vorrübergehende Zuflucht diente bis sie etwas anderes gefunden hatten. Er hatte diesen Ort auch noch aus einem anderen Grund gewählt, denn es gab einen verborgenen Keller der mit der Kanalisation verbunden war, was einen zusätzlichen Ausweg im Falle von Problemen bedeutete.

Sie gingen in das Haus und dann in dem Keller in dem Karl und Leif’s Ghul John warteten. Karl schlief und Catherina setzte sich zu ihn auf die Schlafstatt und strich ihm sanft über das Haar. „So alles ist ein wenig eskaliert. Ich bin frei, zumindest im Moment aber der oberste Richter wurde angegriffen und dann brach überall Tumult aus. Ich muss noch einmal raus und ich brauche dafür Balduin und Brunhild.“ Balduin wirkte überrascht nickte dann aber und Brunhild zückte nur ihre Axt. Leif sah die Bewegung und kommentierte nur. „Ich hoffe soweit müssen wir nicht gehen, aber Vorsicht ist besser als Nachsicht.“ Der Nordmann erklärte noch ein wenig mehr von dem was heute vorgefallen und gelegentlich gab es Ergänzungen von den anderen die mit ihm in Gerichtssaal gewesen waren. Während er berichtete nahm zog er eine Lederrüstung an und schnappte sich eine Axt. Alles verbarg er unter seinem Mantel und dann nickte er Balduin und Brunhild zu. „Eine Sache habe ich noch.“ Er schaute zu John. „Würdest du bitte zum Anwesen von Liliana von Erzhausen gehen und ihr sagen, dass ich zu ihr kommen werde sobald ich kann um ihr ein paar Dinge zu erklären? Sag ihr bitte auch das sie sich verschanzen soll, denn niemand weiß was heute Nacht noch passieren wird.“ Dann schaute er zu seinen beiden Kindern, Catherina und Karl der noch immer schlief. „Ihr haltet euch bedeckt, niemand weiß, dass ihr hier seid. Und wenn euch etwas komisch vorkommt, dann flieht ihr durch die Kanalisation. Catherina du kennst die Wege, ich habe sie dir gezeigt. Also dann – Diese Nacht hat wohl erst begonnen.“ Mit diesen letzten Worten verließ Leif die Zuflucht mit Brunhild und Balduin, während John gleich eine andere Richtung einschlug. Was für eine Nacht...

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BeitragVerfasst: Fr 8. Mai 2015, 19:54 
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Das Anwesen der Lilliana von Erzhausen zeigte für die Uhrzeit eine unruhige Betriebsamkeit. Die Wachen vor den Eingängen sahen konzentriert und sehr misstrauisch aus, als der einzelne ältere Mann in ihr Blickfeld kam. Sie ließen ihn einen Moment warten, während einer von ihnen in das Innere des Anwesenden ging und mit einem älteren Mann zurückkam. Sein Gang, sein ganzes Auftreten war im Gegensatz zu den anderen Männern von einer Ruhe und einem Frieden umgeben, das im Angesicht der Situation unheimlich wirkte.

Bild

„Bruder Levikus mein Herr. Lady Lilliana von Erzhausen weilt in diesem Augenblick nicht hier, aber sie hat entsprechende Anweisungen hinterlassen, die eure von dem werten Herrn Leif Thorson ausgesprochene Warnung bestätigen.“ Levikus hatte eine sonore Stimme und sprach alles sehr betont langsam. „Ich gebe euch zu bedenken, dass so euer werter Herr Leif Thorson dieses Anwesen in dieser Nacht noch besuchen möchte, es im Bereich des Möglichen ist, die hochwerte Lady Lilliana von Erzhausen nicht anzutreffen.“ Er legte eine Pause ein, um sicher zu gehen, das alles verstanden wurde, dann erst erhob er wieder die Stimme. „Habt Dank für eure Botschaft und geht mit Gott und in Frieden.“ Damit endete er und verschwand auf denselben Schritten wieder hinein, während die Wachen des Anwesens John solange im Blick behielten, bis er verschwunden war.


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