Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Verdammende oder Verdammte?
BeitragVerfasst: Sa 10. Dez 2016, 22:08 
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Verdammende oder Verdammte?

Leise und schwach wehte der Wind über die verschneiten Felder und Ebenen von Brügge. Gerrit beobachtete wie das Mondlicht über den Schnee glitzerte und wie der Wind seine Kreise zog. Er hatte sich noch vor kurzen im Belfried aufgehalten und sich einige Dokumente geholt. Mit schweren Schritten stapfte er durch den Schnee, der auf den Straßen lag. Seine Gedanken kreisten um Gent und was darin vorgefallen war. Er hatte mit jedem der Ratsmitglieder gesprochen und sich jede Variante der Geschichte angehört. Weitere Schritte mussten geplant werden, vor allen da ein Nosferatu von Gent nach Brügge gebracht wurde. Um die Sache sobald als möglich aus der Welt zu schaffen begab sich Gerrit schnell in die Kanalisation und wollte mit dem betreffenden Kainiten Persönlich reden.
Nicht unweit des Brunnenplatzes in der Nähe eines Privaten Gartens fand er einen versteckten Eingang und ging hinunter. Kurze Zeit später war er vor der kleinen Kammer angekommen wo man den Nosferatu unterbrachte als er in der Nacht zuvor ankam. „Na mein Freund!?.... Ich hoffe ihr habt gut geschlafen...?“rief er durch die Tür. „Wenn ihr eure Sachen anhabt oder was auch immer, kommt raus und folgt mir wir haben noch viel zu erledigen heute Abend.“ Gerrit stellte sich in dem Gang und wartete auf seinen „Gast“
Gerrit hörte kurzes Geraschel im Inneren des kleinen Zimmers, dann wurde die Tür bereits mit einem raschen Ruck geöffnet. Ganz offensichtlich hatte der darin Beherbergte in seinen Kleidern geschlafen und benötigte keine Zeit für langes Ankleiden.

Bild

Gerrit erkannte das Gesicht eines jungen Mannes. Noch waren die ansehnlichen Gesichtszüge zu erkennen, die er einst besessen hatte, doch fraß sich der Kuss der Nosferatu mit jeder Nacht tiefer in dessen Fleisch. Die Haut begann bereits durch nässenden Ausschlag langsam vor sich hin zu faulen und mehrere Zähne waren ihm ausgefallen und hatten nichts als blutige Stümpfe zurück gelassen. Gerrit wusste, sie würden irgendwann nachwachsen, aber das machte es nicht einfacher. Das dunkelblonde Haar war bereits strähnig und fiel büschelweise aus. Nur die Augen waren noch klar und sahen ihn im ersten Moment erschrocken an. Dann schluckte der junge Mann, fing sich und verbeugte sich mit einer gewohnten Anmut, die sofort vermuten ließ, dass er die nötige Etikette der feineren Gesellschaft beherrscht hatte.
„Ihr braucht euch vor mir nicht verbeugen, junger Freund, hebt euch die Etikette für feinen Leute da oben auf, die darauf wie die Krähen auf die Toten warten.“ Gerrit musterte den Mann. „Ihr habt noch nicht ganz die Wandlung hinter euch, aber im Moment sollte euch das nicht so sehr beeinträchtigen“ Gerrit nahm sich eine Fackel aus der nahen Wandhalterung und deutete dem Mann ihm zu Folgen. „Kommt mit, es wird Zeit, dass wir uns richtig vorstellen und kennenlernen.“ Gerrit ging mit großen Schritten voran. Hinter sich hörte er wie sich der Mann zuerst zaghaft doch dann immer schneller folgte. Gerrit hatte seinen Gesichtsausdruck genau gemustert und wusste, dass der Mann brennende Fragen hatte. Sie schritten gemeinsam die Gänge entlang und kamen in den Gemeinschaftsraum der Brut an. Gerrit nahm etwas Stroh und Holz, das in Vorratslagern bereitlag und fachte bald darauf ein großes Feuer in der Mitte des Raumes an, Der Mann konnte erkennen, dass der Raum mit einem großen Tisch und ein paar Stühlen ausgestattet war. An der Wand waren mehrere Regale voll mit allerlei Dingen: Becher oder Musikinstrumente, verzierte Kästchen oder Waffen.
„Das sollte reichen, bald sollte es ein wenig wärmer werden. Aber hier werden wir uns nicht unterhalten. Folgt mir.“ Gerrit deutete auf eine Tür am Ende eines weiteren Ganges. Dort angekommen öffnete er die Tür und betrat den Raum. Links und rechts an der Wand befanden sich weitere Fackeln, die er alsbald entzündete. Der Raum erhellte sich und gab den Blick auf den riesigen Schreibtisch von Gerrit Preis. Er begab sich hinter dem Schreibtisch und sah zu dem Mann. „Mein Name ist Aldur, der Weise, ...aber meine Freunde nennen mich Gerrit.“ Er setzte sich und bat seinen Gast einen freien Platz an einen der Stühle an. „Und ihr seid...?“
Mit Respekt wartete er bis sich der Ältere gesetzt hatte und nahm dann ebenfalls vorsichtig Platz. So als fürchte er, der Stuhl würde unter seinem Gewicht nachgeben oder vielleicht doch eher seine eigenen kränklichen Gliedmaßen? Er sah kurz zu Gerrit bevor er antwortete. Heraus kam zunächst nur ein heiseres Krächzen. Der Mann schwieg entsetzt mehrere Augenblicke. Dann schloss er die Augen und versuchte so viel Würde in seine Stimme zu legen, wie nur möglich. Seine Worte kamen fest, aber heiser und schabend. „In Gent war mein Name Lorenz Borluut. Ich war Sohn eines angesehenen Krämers. Habt Dank für die Gastfreundschaft, die ihr mir erwiesen habt.“
Gerrit nickte bestätigend. „Lorenz Borluut also...“ Er holte eines seiner gebundenen Bücher von einer Schublade hervor unter dem Tisch und begann mit seiner Feder, die auf dem Tisch lag, zu schreiben. „Guter Freund, von Gastfreundschaft kann keine Rede sein; ihr wurdet von den anderen Ratsmitgliedern mitgeschleift wie ein verwundeter Hund und man hat euch in einer meiner Kammern einquartiert um euch nicht auf der Straße rumlaufen zu lassen.“ Gerrits Augen wanderten über das Papier. „Sagt mir Herr Borluut, wie lange seid ihr schon ein Kainit?“
Der junge Mann ballte kurz die Hände zu Fäusten und entspannte sie mühsam wieder. „Zwei Monate und fünfzehn Tage, Herr.“
„Ich verstehe..... Hat euch wer unterrichtet?“ Gerrits Feder hielt kurz inne. „ Nein, lasst mich anders Fragen.....Habt ihr einen Ort wohin ihr noch zurückkehren könnt?. Habt ihr Verwandte oder Hab und Gut das ihr noch besitzt?“
Der junge Kainit schluckte mühsam. „Meine Familie verfügt über ein Anwesen in Gent, mehrere Kontore im Raum von Nord- und Ostsee. Sie ist im Rahmen ihrer Möglichkeiten in gewissem Maße einflussreich und verfügt über die nötigen finanziellen Mittel.“ Kurz schloss er die Augen. „Aber meine Anwesenheit dort ist selbstverständlich nicht möglich.“
Gerrit erinnerte sich daran, dass Lucien und Leif erzählt hatten, wie man den jungen Nosferatu als Ausgeburt der Hölle öffentlich auf dem Marktplatz hinrichten wollte, und dass es mit Mühe gelungen war ihn als Leprösen vor die Tore der Stadt zu schaffen.
„Ich hatte einen Lehrmeister… wenn man ihn denn so nennen mag. Allerdings war die Zeit, die er hatte um mich zu unterrichten, kurz bemessen.“ Gerrit wusste, dass diese Antwort mehr als nur diplomatisch verfasst war. Der Nosferatu von dem Lorenz sprach hatte sich als offener Feind der Stadt entpuppt, der dabei geholfen hatte, die Autorität des Rats zu untergraben um sie in französische Hände zu entlassen. Dieser Kainit war es gewesen, der Lorenz zum Nosferatu gemacht hatte, um seiner einflussreichen untoten Schwester damit eindeutig verstehen zu geben, wie viel er von ihr hielt. Man hatte diesen Nosferatu schließlich in der Kanalisation gefunden und die Blutjagd auf ihn ausgerufen. Dort unten hatte er wahllos fünf weiter junge Männer und Frauen in die Nacht geholt, die er zu seinen Dienern gemacht hatte.
Gerrit sah den jungen Nosferatu an und konnte förmlich fühlen wie Lorenz in den vergangenen Nächten gelitten hatte. „Dann hab‘ ich nur noch eine Frage.... was gedenkt ihr nun zu tun? Wie ihr gerade gesagt habt seid ihr in Gent nicht willkommen, eure Familie verachtet euch und trennte alle Bande zu euch. Ihr seid nicht ausgebildet und verfügt nicht über genügend Wissen, wie man in diesen Zeiten über die Runden kommt.“ Gerrit durchdrang mit seinen Augen den jungen Kainiten und ein Gefühl der Schwere legte sich über Lorenz. Gerrit faltete seine Hände zusammen und beobachtete über seinen Handrücken den jungen Borluut.
Er konnte erkennen, dass der Mann leicht den Kopf schüttelte. „Nein. Meine Familie verachtet mich nicht. Aber niemand dort ist in der Lage mir zu helfen.“ Er betrachtete seine krallenartigen Finger. „Ich kann mich dort im Keller zwischen Fässern und Schinkenhälften verkriechen, aber das ist ein Schicksal bei dem ich die endgültige Vernichtung vorziehen würde.“ Er schwieg einen Moment. „Ihr habt Recht: Ich bin nicht ausgebildet, nicht in der Lage klar zu kommen… Wenn ich da draußen herumlaufe und sich ein nächtlicher Passant daran macht mir mit einer Fackel entgegen zu leuchten bin ich des Todes…“ Er hob schließlich den Blick und sah fest zu Gerrit. „Ich bin bereit in eure Dienste zu treten, Sir Aldur, sofern Ihr bereit wäret mich zu nehmen. Mit allen Fähigkeiten, über die ich verfüge, würde ich euch mit bestem Wissen und Gewissen unterstützen. Ich habe Gutes von euch gehört und es wäre mir eine Ehre.“ Er schien die Worte so zu meinen, wie er sie sagte.

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


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