Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Starke Frauen
BeitragVerfasst: Di 28. Apr 2015, 12:34 
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30.Juni 1216 (Brügge)

Mit leisen Schritten ging die in dunkle Gewänder gehüllte Gestalt durch Brügge in Richtung des Osttores. Die Hitze sammelte sich wie eine Glocke über der Stadt und auch die Nacht brachte keinerlei Abkühlung. Die Luft war überaus schwer und feucht fast wie in Dschungeln Indiens die Leif vor so vielen Jahrzehnten bereist hatte, einer Zeit als er noch ein anderer war. Der Nordmann rümpfte die Nase. Eigentlich hatte die Stadt ja ein gutes System um mit ihren Abwässern umzugehen, aber es hatte schon ewig nicht mehr geregnet und die Kanäle schrumpften immer mehr zusammen, was auch bedeutete, dass die Reste ehr an Kloaken als alles andere erinnerten. Sollte es nicht bald regnen würde man sich dieses Problems annehmen müssen. Schließlich erreichte er das Tor, welches noch nicht geschlossen war und schlupfte leise auf die freie Fläche vor der Stadt. Leif erschauderte kurz. Die Wunden der Belagerung konnte man noch immer in der Landschaft sehen, ausgehobene Wehrgräben, abgeholzte Bäume und wenn man den Boden auch nur einen Spann umgraben würde, könnte man die Überreste der Soldaten und vielleicht sogar noch Schlimmeres finden. Auch wenn die Stadt ihr Bestes tat, es würde noch einige weitere Jahre dauern bis alle offensichtlichen Spuren beseitigt waren und die Erinnerungen an Schlacht selbst würden wohl nie ganz verschwinden auch wenn Sterbliche und Unsterbliche ihr Möglichstes unternahmen um Brügge zu altem Glanz zurückzuführen.

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Leif führte seinen Weg schließlich fort und genoss die warme Abendluft auf seiner Haut, auch wenn ihm Temperaturen eigentlich herzlich egal sein konnten. Plötzlich konnte man aber spüren wie es erheblich kälter wurde. Ebenso wurde das Gebiet durch das er reisen musste plötzlich dunkler und zeugte von jenen tiefen, spirituellen Verletzungen die der Krieg um Brügge hinterlassen hatte. Um ihn herum ragten schon bald verknöcherte Bäume und kahles Unterholz auf. Es wirkte fast als wäre der Wald abgebrannt worden, aber Es gab keine Asche, kein verbranntes Holz sondern nur Gefühl der Ablehnung und Fremdheit. Leif erinnerte sich mit dunklen Gedanken, dass im Osten, den alten Heimatländern der Tzimisce, ganze Landstriche so aussahen wie hier und er fragte sich damals und auch noch heute ernsthaft wie Menschen eigentlichen in solchen Gegenden leben konnte. Aber der Fluch hier schien sich hier inzwischen an manchen Stellen zu lüften, denn Leif hörte eine singende Nachtigall und nahm den Duft von frischem Wasser war. Er hatte noch Zeit und beschloss sich das Ganze näher anzusehen. Er kam schließlich auf einen Lichtung und sah neben einer fröhlich sprudelnden Quelle einen kleiner Apfelbaum, über und über bedeckt mit weißen Blüten. Leif wusste Alida hatte die Bäume in einem Anfall der Sentimentalität anpflanzen lassen, aber dieses Bild warf für den Medikus die Frage auf, ob die Bäume nicht noch einem zusätzlichen Zweck dienten, denn eine Sache war inzwischen zweifelsfrei klar. Das Land begann zu heilen, langsam zwar und wohl mit der Hilfe anderer übernatürlicher Kräfte aber es heilte.

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Schließlich wurde das Land um den Nordmann wieder normal und nach einigen weiteren Metern auf der Straße wusste Leif schließlich, dass er sein Ziel erreicht hatte. Er konnte schon die Stimmen der Männer hören, die vor dem Schloss Male wache standen. Die Sommerresidenz der Grafen von Flandern war eine trotzige Festung, die aufgrund dieser Eigenschaften auch vom Krieg verschont wurde. Die Besatzer, entschieden wohl damals sich zuerst Brügge zuzuwenden und diese harte Nuss danach zu knacken. Sicherlich spielte es auch eine Rolle, dass die Grafenfamilie in ihrem Sitz in Gent weilte, als es zur Belagerung von Brügge kam, was die Burg zu einem recht unwichtigen militärischen Ziel machte. Leif hielt sich bedeckt und im Hintergrund. Er konnte die Männer der Gräfin Johanna von Flandern ausmachen, die nun im Alter von 16 Jahren durch die Wirrungen des Schicksals offiziell und ohne Vormund als Gräfin von Flandern anerkannt wurde. Ihr Ehemann war seit nun mehr 2 Jahren in deutscher Kriegsgefangenschaft war und es schien auch nicht so das sie daran bald sehr viel ändern würde, was bedeute das das Mädchen wirkliche und wahre Entscheidungsgewalt hatte. Vor der Festung standen auch noch einige Männer der Familie von Murnau, die ihre Präsenz in Brügge nach der Belagerung noch weiter vergrößert hatten und insbesondere beim Wiederaufbau des Nonnenklosters mit Geld und Männern geholfen hatten. Die Soldaten scherzten miteinander auch wenn keiner in irgendeiner Weise über die Stränge schlug. Sie alle taten ihre Arbeit mit Überzeugung und Innbrunst. Für Unkundige wäre es praktisch Unmöglich in die Festung einzudringen, aber Leif konnte darüber nur milde lächeln. Er hatte sich schon in dieser Festung bewegt, als die Urgroßväter dieser Männer noch nicht einmal geboren waren und kannte Geheimgänge, von denen nicht einmal mehr die Grafen von Flandern selbst wussten. Karl „Der Gute“ hatte ihm damals vor inzwischen beinahe 100 Jahren die Wege und Gänge gezeigt die sich wie Ameisengänge durch den wuchtigen Bau fraßen und heute hatte er vor dieses Wissen zu seinem Vorteil zu benutzen.

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Der einfachste Eingang in das Schloss war über einen kleinen Abwassertunnel, der inzwischen nicht mehr benutzt wurde. Leif schlich deshalb um das Schloss um diesen inoffiziellen Eingang zu nutzen. Heraus kam man in den Kerkern und von dort gab es viele Wege sich unbemerkt fortzubewegen. Im Kerker angekommen, wartete Leif in absoluter Stille eine Patrouille ab und bewegte sich dann in Richtung der offiziellen Gemächer der Gräfin. Die die er suchte, würden sich dort einfinden. Mit schnellen und leisen Schritten bewegte sich Leif schließlich zu seinem Ziel und nahm Platz hinter einem alten aber für solche Zwecke präparierten Wandvorhang, durch das er die Geschehen an dem kleinen Saal mit Balkon hören und beobachten konnte. Im Thronsaal waren Johanna von Flandern, die jetzige Gräfin, ihre Tante Yolande, die nun Markgräfin von Namur war nachdem ihr Zwillingsbruder 1212 und ohne Erben überraschend an Dysenterie gestorben war, sowie einige Diener. Beide Frauen waren in kostbare Gewänder gehüllt und wirklich schön aber die größte Aufmerksamkeit legte Leif auf die beiden Nonnen die sich gerade vor Joanna verbeugten, Mutter Hildegard und seine Catherina, die jetzige Schwester Magdalena. Seine Verwandte war älter geworden, aber sie schien Frieden mit ihrem Schicksal geschlossen zu haben, denn sonst wäre sie heute nicht hier. Mutter Hildegard sah noch immer jung aus wie eh und je, die Frau schien wirklich nicht zu altern, oder zumindest nur sehr langsam. Leif hatte schon einmal vermutet, dass sie ein Ghul ist, allerdings sprach alles gegen diese Theorie und inzwischen dachte er an eine andere Erklärung auch wenn diese vielleicht eine wenig verrückt klang.

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„Gräfin habt Dank das ihr uns heute empfangt und wir euch die Aufwartung machen dürfen.“ Mutter Hildegard eröffnete das Gespräch. Dann verbeugte sie sich noch einmal separat vor Yolande. Dann fuhr sie fort. „Meine Herrinnen ich habe heute meine rechte Hand mitgebracht. Ihr Name ist Schwester Magdalena und sie wurde vor kurzem zur Bursarin unseres Klosters gewählt, nachdem sie bereits als Novizenmeistern tätig war. Gott hat sie wahrlich erwählt, denn sie ist gerade erst 4 Jahre bei uns.“ Catherina die jetzt Schwester Magdalena hieß machte einen Knicks und ihr war es sichtlich peinlich, dass man sie so lobte. „Sie würde gerne ein paar Dinge mit euch besprechen, meine Herrin, denn ihre neue Position bringt alle Verantwortung bezüglich der wirtschaftlichen Angelegenheiten des Klosters mit sich.“ Johanna lächelte. „Habt dank für eure Aufwartung Schwestern. Bitte sprecht frei heraus.“ Die Gräfin schaute Schwester Magdalena ermutigend und freundlich an. Diese räusperte sich kurz und begann dann mit ihrer wunderschönen Stimme zu sprechen. Leif versetzte es einen Stich ins Herz, denn er vermisste seine Catherina auch wenn er selbst für all das verantwortlich war. „Habt Dank meine Gräfin. Nun zuerst einmal möchte ich euch mitteilen, dass der Wiederaufbau und die Erweiterung des Klosters abgeschlossen sind. Eure bereitgestellten Mittel, sowie die der von Murnaus wurden meiner Meinung nach mehr als effizient genutzt und das gilt ebenso für das Land was ihr uns gegeben habt. Wir haben darüber hinaus ein großes Gebiet in der Stadt Brügge gekauft, welches wir geweiht haben. Dort errichten wir jetzt eine Gemeinde für gottesfürchtige Frauen. All jene die Gott dienen wollen ohne den Schleier zu nehmen. Wir nennen diese Frauen Beginen. Ich aber auch Mutter Hildegard sind überzeugt, dass es nur von Vorteil sein kann wenn wir das Potential der Frauen ausschöpfen die unserem Herren dienen wollen ohne das Gelübde abzulegen. Der Ansturm und die Spenden für die Idee sind bis jetzt überwältigend. Ich empfehle deshalb, dass wir diese Idee weiter verfolgen und in ganz Flandern Beginagen gründen.“

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Gräfin Johanna schaute ihr Gegenüber eine kurze Zeit an und nickte dann. „Ich sehe das Potential in eurer Idee Schwester Magdalena, aber wie wollt ihr die wirtschaftliche Versorgung dieser Gemeinschaften sicherstellen? Selbst wenn man sie am Anfang unterstützen würde, kann dies kein Dauerzustand werden. Jedes Kloster im Land würde aufschreien, bei einem solchen Arrangement.“ Auch Leif war interessiert wie das Angebot weiter aussehen sollte, aber zu seiner eigenen und Johannas Überraschung lächelte Schwester Magdalena verschmitzt. „Ihr habt Recht meine Herrin und hier kommen wir zum Punkt meines Plans. Die Beginagen sollen sich natürlich selbst versorgen und sie wären auch in der Lage dazu. Mit Handarbeit. Deswegen mache ich euch einen Vorschlag. Befreit alle Schäfer von der Grundsteuer in Flandern.“ Johanna hob eine Augenbraue, die ihrer Skepsis Ausdruck verlieh. Aber Schwester Magdalena hakte sofort ein. „Ich weiß was ihr jetzt denkt, aber stellt euch vor was auf lange Sicht passieren würde. In Flandern wird mehr und mehr Wolle produziert, diese wird von den Beginagen behandelt und gesponnen, eine Arbeit die eh fast ausschließlich von Frauen durchgeführt wird. Diese wird dann in der Tuchindustrie weiter verarbeitet. Ihr habt keine Verluste auf mittlere Sicht, denn die zusätzliche einheimische Wolle wird die Tuchindustrie noch weiter ankurbeln und auf lange Sicht werden wir so sehr viel unabhängiger von englischer Rohwolle.“

Leif durchdachte den Plan, er war riskant aber sollte es funktionieren würde lediglich England einen Nachteil davontragen und Flandern alle Vorteile ernten. Er konnte nicht anders als stolz auf die Frau sein, die nun vor der Gräfin Flanderns stand und ihren verwegenen Plan vorstellte und verteidigte. Der Nordmann war auch nicht überrascht, dass seine Verwandte eine solche Karriere im Kloster beschritten hatte. Immerhin hat sie bei der Aufsicht über das Bordell genau die gleiche Arbeit gemacht. Die Verwaltung von Geld, sowie den Unterricht und die Anweisen von mit Jüngeren auch wenn es sicherlich gewagt war ein Bordell mit einem Nonnenkloster zu vergleichen. So viel wusste auch Leif musste er mit einem Schmunzeln feststellen. Catherina war wirklich klug und wusste ihre Talente zu nutzen. Beeindruckend.

"Ein wahrlich mutiger Vorschlag!" Entfuhr es Gräfin Johanna. "Tante wir sollten diese Idee besprechen bevor ihr nach Konstantinopel abreist!" Yolande schaute ihre Nichte scharf an, aber von der Situation wurde auch abgelenkt weil Schwester Magdalena ihre Schriftrollen fallen ließ und ein wenig zu zittern begann. Die Gräfin sprach sie an. "Schwester ist euch nicht gut? So sprecht doch." Die Nonne sammelte sich wieder. "Entschuldigt meine Überraschung. Aber ich selbst war damals in Konstantinopel als nun ja als der Kreuzzug 1204 in der Stadt eintraf." Sie sagte nichts mehr und Leif wusste auch warum. Johannas eigener Vater war es, der den Kreuzzug angeführt hatte und schließlich die Stadt geplündert und seine Bevölkerung abgeschlachtet hatte. Zu sagen, dass man 1204 in Konstantinopel war und noch lebte bedeutete vor allem eines und zwar das man schreckliches gesehen hatte: Das byzantinische Reich war daraufhin vergangen und Graf Balduin wurde danach zum Kaiser von Konstantinopel gekrönt auch wenn er ein Jahr später wieder starb. Seit jenem Zeitpunkt wechselten die Kaiser dieser Stadt schneller als die Angebote auf dem Marktplatz von Brügge. Johanna erhob sich schließlich von ihrem Thron und ging zu Schwester Magdalena um ihr eine Hand auf den Arm zu legen. "Schwester ich weiß diese Vergangenheit wiegt schwer, denn auch auf mich wirft sie ihre Schatten. Geht ein Stück mit mir und wir besprechen noch ein paar weitere Details eures Plans. Ihr gefallt mir Schwester, denn es gibt viel zu wenige kluge Frauen die ihre Gedanken aussprechen und dabei ein größeres ganzes im Blick haben. Tante wir sind bald zurück ich bin mir sicher ihr nehmt euch Mutter Hildegards an.“ Yolande nickte nur und entließ noch in derselben Bewegung alle Diener. Es war sicher, dass sie alleine mit der Priorin sprechen wollte. Schließlich erhob die Fürstin ihre angenehme Stimme.

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„Also ihr seid sicher nicht nur wegen dem Plan hier Mutter, nicht wahr? Ich erinnere mich, dass euer Erscheinen immer größere Umstände beinhaltet, wie die damalige Geschichte mit meinem Neffen Balduin. Gott möge seiner Seele gnädig sein.“ Sie schien kurz zu schaudern. „Ich wage es ja gar nicht zu fragen aber…“ Sie brach ab als sie das Kopfschütteln der Nonne sah, welche dann auch begann zu sprechen. „Nein ihr seid im Moment nicht in Gefahr. Aber in der Tat tun sich einige Dinge in Europa Fürstin, oder sollte ich besser sagen meine Kaiserin?“ Mutter Hildegard machte einen tiefen Knicks und fuhr dann fort. Leif hingegen spitze die Ohren und verstärkte die Wirkung zusätzlich mit Hilfe seines Auspex. Es schien gerade überaus interessant zu werden.

„Heute Morgen erreichte mich eine Nachricht seiner Heiligkeit Papst Innozents III persönlich der mich unter anderem darüber unterrichtete, dass der Kaiser von Konstantinopel einem Attentat zum Opfer gefallen war und das die Vorbereitungen für eure Krönung und die eures Ehemannes Peter von Courteney bereits begonnen haben. Ihr werdet in wenigen Monaten nach Rom und dann nach Konstantinopel abreisen nicht wahr?“ Yolande schien perplex ob all der Dinge die die Nonne wusste nickte dann aber nur mit dem Kopf. Es schien ein Band des Vertrauens zwischen den beiden Frauen zu geben, dem Leif noch nicht ganz folgen konnte. „Nun meine Kaiserin seine Heiligkeit bat mich euch zu begleiten und für euren Schutz auf der Reise zu sorgen bis wir in der ewigen Stadt angekommen sind – und dann im Vatikan zu bleiben um ihn zu beraten.“ Diese Worte schienen der Nonne schwer über die Lippen zu kommen. „Wisst ihr es fällt mir nicht leicht meinen Platz hier zu verlassen, aber es muss sein. Die Ereignisse während der Belagerung und alles was zuvor geschah haben mich überzeugt. Es gibt dunkle Kreaturen dort draußen und wir müssen uns ihnen entgegen stellen. Seine Heiligkeit möchte eine Gruppe von Gleichgesinnten gründen die sich dieser Dunkelheit in den Weg stellt. Eine Inquisition gegen Häretiker und Heiden sowie eine Schatteninquisition die sich gegen die Monster selbst durchsetzt die in der Dunkelheit lauern. Ich bin mir sicher ihr habt von der kirchlichen Untersuchung nach der Schlacht um Brügge gehört. Nun auch wenn die Beweise rar sind und öffentlich verkündet wurde, dass die Leute die Monster erträumt haben gaben sie doch den letzten Anstoß für den Papst um endlich zu handeln. Diese Entscheidung ist richtig und ich unterstütze sie, denn ich war dort meine Kaiserin. Ich habe gesehen wie sie meine eigenen Schwestern von den Kreaturen der Hölle abgeschlachtet und verstümmelt wurden.“ Die Züge der Nonne verdunkelten sich und es dauerte wohl eine Minute, bis wieder gesprochen wurde. Aber dieses Mal war es Yolande.

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„Ich danke euch für euer Vertrauen Mutter, aber warum erzählt ihr mir diese Dinge? Welche Rolle soll ich dabei spielen?“ Sie schaute mit echter Neugier. „Nun es ist weil ich eure Hilfe brauche meine Kaiserin. Ich werde die Stadt verlassen um die Schatteninquisition für die Schwestern von St. John mitzugründen, ich kann dies aber nicht tun ohne sicherzugehen, dass mein Kloster in guten Händen ist. Schwester Magdalena soll mir nachfolgen und genau deshalb brauche ich euren Einfluss und den eurer Nichte. Ein Empfehlungsschreiben der Gräfin von Flandern könnte Wunder bewirken, zusammen mit einem päpstlichen Erlass der Schwester Magdalena von allen Verbrechen und Sünden ihrer Vergangenheit freispricht.“ Yolande schien fast schockiert. „Eine Absolution vom Heiligen Vater selbst? Ein solches Schreiben ist etwas besonderes. Was musstet ihr tun um ein solches Dokument zu erlangen?“ Die Antwort folgte prompt. „Nun es war meine Bedingung dem Ruf des Papstes nach Rom zu folgen.“ Yolande schien noch immer nicht überzeugt. „Aber warum diese Nonne? Dieses Mädchen? Es gibt doch sicherlich andere fähige Frauen und einen Gefallen des Papstes hättet ihr weit wertvoller einlösen können.“ Mutter Hildegard schüttelte nur leicht mit dem Kopf. „Ich verstehe eure Ansicht sehr gut, aber Gott hat mir gezeigt das dieses Mädchen noch eine Rolle zu spielen hat, ihr Schicksal ist noch nicht entschieden und sie wird die Schwestern hier in Brügge zu einer neuen glorreichen Zukunft führen und auch helfen eure Familie hier zu beschützen.“ Leif hörte die Worte und sie legten ich wie klebriger Teer über seinen Verstand. Catherina würde zur Priorin des Klosters werden? Die Implikationen dieses Umstandes waren verwirrend und er würde erst noch über all die Folgen die dies mit sich bringen würde nachdenken müssen.

Yolande schwieg eine Weile und drehte an den Ringen ihrer zarten Hände. „So soll es sein ihr sollt eure Schreiben haben. Ich vertraue eurem Urteil.“ Sie hatte diese Worte noch nicht lang gesprochen, als auch schon die Gräfin selbst und Schwester Magdalena zurückkehrten. Mit einem stillen Nicken signalisierten Yolande und Mutter Hildegard, dass sie ihr Gespräch anderer Stelle fortführen würden. Die vier Frauen beredeten aber weiterhin viele Dinge die Grafschaft betrafen und einigten sich schließlich auch darauf Schwester Magdalenas Plan zu wagen. Leif kam nicht darüber hinweg sich zu wundern wie viel Einfluss diese Frauen angesammelt hatten. Es waren wahrlich nicht immer die Männer die die Geschicke eines Landes bestimmten, oh nein und die Zukunft würde sicherlich noch viel Ereignisreiches bringen. Leif beschloss irgendwann, dass er genug gehört hatte und ging zurück durch die Gänge nur um überrascht zu werden als in einer Biegung plötzlich ein junges Mädchen vor ihm stand. Das war Margarete die jüngere Schwester der Gräfin und sie legte nur den Finger über den Mund um durch die Geheimgänge weiterzugehen. Auch sie hatte gelauscht. Er war wirklich abgelenkt von den Gesprächen gewesen und hatte das Mädchen nicht kommen hören, aber ihre Unverfrorenheit und Neugier machte Leif eins bewusste – vielleicht waren hier gerade nicht nur vier sondern fünf besondere Frauen die für Brügge, die Grafschaft Flandern und vielleicht ganz Europa noch eine Rolle zu spielen hatten…

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Verfasst: Di 28. Apr 2015, 12:34 


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BeitragVerfasst: Do 4. Jun 2015, 10:24 
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Leif betrat gerade das kleine Haus in dem Balduin und früher noch Catherina mit ihrem Sohn gelebt hatten als ihm bereits ein saurer Geruch entgegenschlug. Wein. Einmal mehr. Der Salubri fand seinen Weg durch die unaufgeräumte Stube und sah Balduin am Tisch sitzen. Er war betrunken eingeschlafen, was beeindruckend von dem Winkel untermalt wurde in dem er dalag und im Grunde war es nur überraschend, dass er nicht gleich auf den Boden fiel. Es war schon wieder geschehen dachte sich Leif betrübt während ihn seine leisen Schritte in den ersten Stock des Hauses führten. Im Hospital hatte man ihm berichtet, dass Balduin heute Morgen nicht zur Arbeit erschienen war und dass man sich Sorgen machte. Ein Gefühl der Schuld durchzuckte den Nordmann für einen Moment, als er daran dachte warum Balduin begann dem Wein so zuzusprechen. Catherina hatte vor kurzen offiziell ihre Gelübde abgelegt und war nach dem Noviziat nun offiziell eine Schwester des Klosters. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ihr früherer Mann noch immer die Hoffnung gehabt das sich alles aufklären würde und seinen Geliebte Frau zu ihm zurückkommen würde. Alles was er aber bekommen hatte war die offizielle Bestätigung, dass ihre Ehe nun annulliert wurde und Catherina nun offiziell eine Braut des Gekreuzigten war. Irgendwo dort hatte Balduin aufgegeben und begann immer mehr dem Wein zuzusprechen, der ihm wenigstens kurzzeitig eine Erlösung zu bieten schien. Sein Sohn Karl war inzwischen 12 Jahre alt und damit beinahe ein Mann trotz allem brauchte er seinen Vater noch und Leif fasste den Entschluss irgendetwas zu unternehmen, auch wenn oder gerade weil diese Umstände aus seinem eigenen Machwerk herzuleiten waren. Er wusste nur noch nicht genau was.

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Leif erreichte schließlich den Raum des Jungen, der sehr gewachsen war in den letzten Jahren und technisch wohl trotz seines Alters schon fast als Mann einzustufen war. Es fehlten im Grunde nur eine tiefere Stimme, denn sein Bart begann schon zu wachsen, was darauf schließen ließ das der Rest wohl nicht mehr sehr lange auf sich warten lassen würde. Es ging alles so schnell, vielleicht auch zu schnell und zu orientierungslos dachte sich Leif. Denn er hatte heute auch gehört, dass Karl sich mit zwei anderen Jungen geprügelt hatte. Es fing harmlos an, wohl um einem Mädchen zu imponieren, aber alles artete schnell aus und Karl soll dann mit einer Wut und Kraft vorgegangen sein, die einschüchternd gewesen sein musste, da als Ergebnis die beiden anderen Jungen nach dem Gerangel im Hospital behandelt werden mussten. Karl selbst hatte nur eine verletzte Hand davongetragen, allerdings wurde die Wunde schon von einer sauberen Bandage bedeckt die ihm wohl von Balduin angelegt wurde. Karl selbst bewies nämlich keinerlei Geschick für die Profession seines Vaters. Er war ehr ein Zerstörer als ein Heiler. Leif seufzte. Irgendetwas musste auch hier geschehen, denn der Junge begann sich in eine völlig unerwartete und vor allem unkontrollierbare Richtung zu entwickeln, die wirklich gefährlich werden konnte. Im Grunde war Brunhild die einzige auf die er zumindest noch manchmal hörte. Er hatte wirklichen Respekt vor ihr – was gut war. Sie war es im Übrigen auch die sich am Meisten um Balduin kümmerte und ihm Essen brachte und es sogar gelegentlich schaffte ihm zum Aufräumen zu bringen. Leif war mehr als froh, dass Brunhild ihn bei all dem hier unterstütze.

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Der Nordmann verschwand so schnell und leise wie er gekommen war und hüllte sich in einen schwarzen Mantel mit Kapuze. Er hatte heute Nacht noch ein anderes Ziel. Ein Ziel das er in diesen Nächten immer häufiger aufsuchte und nach einem kurzen Ritt erreichte Leif wieder das Schloss der Gräfin von Flandern. Johanna. Viele Dinge, gerade politischer Natur gerieten im Moment in Bewegung und die letzten Jahre hatten gezeigt wie wichtig es war einen Finger am Puls der Zeit zu haben, sei es für die Stadt oder auch die eigenen Sicherheit. Leif band sein altes Ghulpferd nirgendwo an. Im Falle einer Gefahr würde es den Weg alleine zurück in die Stadt finden, denn es kannte Brügge und seine Umgebung genauso gut wie sein Meister nach all diesen Jahren. Die Nacht war mondlos, was es dem Heiler noch einfacher machte sich in den Schatten zu halten und über den alten Geheimgang in das Schloss einzudringen indem sich die Grafenfamilie diesen Sommer aufhielt. Catherina war heute wieder hier wegen einer Audienz und selbst der gute „Bastardbruder“ Balduin war auf dem Weg hierher. Es musste um wichtige Staatsgeschäfte, die Grafschaft betreffend gehen und Leif wollte sich das Ganze natürlich nicht entgehen lassen. Er schmunzelte leicht, denn er wusste auch schon wer noch da sein würde. Margarete die jüngere Schwester der Gräfin Johanna und Balduins wurde nicht in politische Überlegungen mit einbezogen, was das kluge Mädchen allerdings nie daran hinderte sich trotzdem einen Überblick zu beschaffen. Die beiden hatten einen wortlosen Pakt geschlossen. Ich verrate dich nicht, wenn du mich nicht verrätst – so einfach war das. Der Salubri war in jedem Falle nicht überrascht, dass sie sich bereits im Geheimgang eingefunden hatte und ihn wissend anlächelte, während sie ihre Geschwister auf dem Balkon beobachtete. Auch Leif wagte einen Blick und sah das die beiden Geschwister noch alleine waren. Sie wirkten besorgt und irgendetwas schien vorzugehen.

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Das Mädchen war inzwischen zu einer dunkelhaarigen wilden Schönheit erblüht, die auch Margarete die Schwarze genannt wurde, da ihr rabenschwarzes Haar so sehr im Gegensatz zu dem ihrer beiden blonden Geschwister stand. Ihre junge Existenz war bereits von Skandalen begleitet, denn sie war schon verheiratet. Burkard von Avenes, ihr jetziger Ehemann hatte das Mädchen, damals geheiratet obwohl sie erst 10 Jahre alt war. Das Ganze war nicht nur wegen des jungen Alters der Braut und der Tatsache das sie eigentlich das Mündel von Burkhard war ein Skandal gewesen, sondern auch weil ihre Schwester Johanna, als legitime Gräfin von Flandern nie ihr Einverständnis zu der Ehe gegeben hatte und seit diesem Zeitpunkt in konstanten Feindseligkeit mit Burkhard stand. Johanna versuchte nämlich die Ehe ihrer Schwester aufzulösen, wurde aber von dieser selbst immer wieder daran gehindert, da sie ihren 20 Jahre älteren Mann offensichtlich wirklich liebte oder das zumindest dachte. Diese Situation machte das eh schon angespannte Verhältnis der drei Geschwister noch komplizierter auch wenn Balduin immer versucht hatte zu vermitteln, damit aber bis jetzt nicht viel Erfolg hatte. Leif hatte das Gefühl, dass dies noch eine sehr interessante Nacht werden würde.

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Zuletzt geändert von Leif am Mo 20. Jul 2015, 21:50, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Starke Frauen
BeitragVerfasst: Mo 15. Jun 2015, 14:00 
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Leif hörte die Worte die Gräfin Johanna sprach und sie klangen in seinen Ohren wie Kirchenglocken. Dies war Wahnsinn und er konnte sehen das Balduin die gleichen Gedanken hegte. Er schaute seine Schwester mit großen Augen an und begann dann zu sprechen. „Johanna das ist Wahnsinn! Du willst unsere Schwester und ihren Ehemann exkommunizieren lassen? Warum willst du soweit gehen? Warum reißt du unsere Familie auseinander? Alles im Namen von was? Macht?“ Leif spürte die Anspannung des Mädchens neben ihm. Er verbrannte etwas Blut um seine Körpertemperatur zu erhöhen und legte seine Hand vorsichtig auf den Arm von Margarete die neben ihm zitterte. Gräfin Johanna schloss kurz die Augen und antworte dann leise ihrem Bruder. Der Nordmann musste sich anstrengen jedes Wort zu verstehen. „Balduin vergiss dich nicht. Ich bin immer noch deine Lehnsherrin. Aber ja genau darum geht es hier. Was glaubst du warum Burkhard unsere Schwester geehelicht hat als sie 10 Jahre alt war? Er will sich die Grafschaft selber aneignen und benutzt unsere liebestolle, unerfahrene Schwester als Mittel zum Zweck. Was glaubst du was passieren wird sobald sie ihm einen Sohn geboren hat? Er wird das Schwert gegen uns erheben um uns das wegzunehmen was Mutter und Vater uns hinterlassen haben!“ Balduin schluckte. „Aber Johanna es gibt doch bestimmt noch einen anderen Weg! Vielleicht sollten wir mit Burkhard reden.“ Johanna funkelte den Mann neben sich scharf an und spie dann giftig aus. „Was weißt du schon wie es hier zugeht Balduin? Du warst die letzten 10 Jahre weg. Viel hat sich verändert in diesen Landen und Politik sind keine Ritterspiele mit einem Happy End und scheinender Rüstung. Dort gibt es keine Ehre, ganz im Gegenteil.“ Balduin funkelte Johanna böse und presste seine Antwort mit dunkler Stimme hervor. „Du warst fast ebenso lange weg wie ich während du als Geisel, verzeih Gast, am französischen Hof aufgewachsen bist Johanna. Besser du vergisst das ebenso wenig wie du nicht vergisst mich immer wieder daran zu erinnern wer ich jetzt bin. Darüber hinaus hast du keine Ahnung durch welche Prüfungen ich bereits gehen musste, erlaube dir kein Urteil über mich Schwester.“ Eine peinliche Stille breitete sich zwischen den Geschwistern aus. Ein Familientreffen des Geschlechts von Flandern dachte sich Leif. Immer wieder eine Party.

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Johanna ergriff schließlich den Oberarm von Balduin und lächelte beschwichtigend wie um die letzten Worte ungeschehen zu machen. „Die Situation ist verzwickt Balduin. Mein eigener Mann ist in Gefangenschaft und solange dieser Zustand anhält werde ich keine eigenen Kinder haben.“ Sie sah dem Mann neben ihr in die Augen. „Hör mir zu. Ich werde dich als meinen Erben einsetzten wenn ich keine eigenen Kinder haben sollte. Ich sehe lieber dich auf den Thron als diesen arroganten Burkhard von Avesnes und die Exkommunikation ist die einzige Möglichkeit diese Ehe aufzuhalten!“ Inzwischen wurde ihre Stimme lauter. „Ich lasse nicht zu das das Erbe unserer Eltern und unseres Hauses mit Füßen getreten wird Bruder.“ Sie legte eine besondere Schärfe in das letzte Wort und setzte sich dann wieder auf einen Stuhl.

Leif konnte selbst in der Dunkelheit erkennen wie blass Margarete neben ihm geworden war. Hier wurde gerade über ihre gesamte Zukunft entschieden, ohne dass irgendjemand auch nur darüber nachdachte sie zu fragen. Das Kirchenedikt würde sie zu einer Ausgestoßenen machen in jeder christlichen Gemeinde dieser Welt. Er hatte ehrlich Mitleid mit dem Mädchen auch wenn ihn wie immer ein bekannter Schmerz durchzuckte, der ihn daran erinnerte das auch er das Leben von Menschen die ihm nahe standen für seine eigenen Zwecke verkauft hatte. Wie eine Antworte auf seine Gedanken wurde ein neuer Gast zu den zu Gräfin Johanna und Balduin geführt. Seine Catherina, die jetzt Mutter Magdalena war und mit eben jenem Namen angekündigt wurde. Leif erinnerte sich, daran das die Wahl einer neuen Priorin vor kurzem stattgefunden hatte. Mutter Hildegard wurde vom Papst selbst von ihren Aufgaben entbunden und in den Vatikan berufen. Durch das Empfehlungsschreiben der Gräfin und den Sündenerlass durch den Heiligen Vater selbst wurde sie schließlich mit großer Mehrheit gewählt und war plötzlich eine der einflussreichsten und respektabelsten Frauen der Grafschaft. Eine steile Karriere für eine ehemalige Prostituierte in diesen Zeiten. Leif kam nicht Umhin kurz zu schmunzeln als ihn ein Gedanke durchfuhr. Wenn sie das Kloster auch nur mit halb so geschickter Hand führen würde wie ihr Bordell dann standen den Schwestern glorreiche Zeiten bevor. Oder doch ehr ruchlose? Leif wurde in diesem Moment wieder in das aktuelle Geschehen zurückgeholt als die Dreiergruppe, unwissend das sie beobachtet wurden ihr Gespräch aufnahmen.

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Die Gräfin nahm die Begrüßungen von Mutter Magdalena entgegen und sprach dann selbst. „Es ist mir eine Ehre. Ich beglückwünsche euch noch einmal für die Wahl.“ Dann wurde sie ernst. „Uns stehen einmal mehr schwere Zeiten bevor und wir werden eure Unterstützung schon bald gebrauchen können. Der Papst hat meinen Bitten schließlich zugestimmt und wird meine Schwester und ihren unheiligen Ehemann zu exkommunizieren und damit dieser Ehe endlich ein Ende zu setzten.“ Leif kannte seine Verwandte schon lange und sah deshalb wie sich ihre Augen kurz vor Schreck weiteten und wie sie versuchte Balduins Blick aufzufangen um die Situation die sich gerade vor ihren Augen abspielte ein bisschen besser einschätzen zu können. Die unheimliche Stille die folgte war unangenehm und wurde schließlich von einem Räuspern unterbrochen. Die neu gewählte Priorin begann schließlich zu sprechen. „Wenn ich offen sein dürfte meine Herrin.“ Nach einer Geste von Johanna fuhr sie fort. „Eure Schwester wird sehr geliebt in der Grafschaft, vor allem in den Städten. Sie gilt aus außerordentlich fromm und wird von Bürgern und Bauern gleichermaßen geachtet.“ Sie schluckte kurz hielt aber ihre Position. Catherina hatte wirklich über all die Jahre gelernt ihre Position mit Stärke und Selbstbewusstsein zu vertreten. „Eure Schwester mit dem Kirchenbann zu belegen wird eurer Herrschaft in keiner Weise guttun.“ Schließlich antwortete die Gräfin. „Ich bin mir dessen durchaus bewusst, aber was für eine Wahl habe ich wenn Burkhard seine fetten Finger nach der Grafschaft austreckt?“ Balduin beobachtete das Gespräch ebenso angespannt wie Margarete aus ihrem Versteck und Leif sah wie Catherina nickte bevor sie wieder sprach. „Es gäbe eine Möglichkeit Gräfin. Lasst nur euren Schwager mit dem Kirchenbann belegen. Laut Gesetzt ist die Ehe damit zwar nicht aufgehoben aber sie wird ausgesetzt. Diese Tatsache sollte eurem Vorhaben zugutekommen.“ Leif hatte gehört das Catherina sich mit dem Kirchenrecht ausführlich beschäftigt hatte. Sie hatte sich geschworen, jenen die in der gleichen Situation wie sie selbst war zu helfen so gut sie irgendwie konnte und offensichtlich schienen sich ihre Studien ausgezahlt zu haben. Allerdings schien das noch nicht alles zu sein denn sie sprach weiter. „Euer nächster Schritt könnte und sollte daraufhin sein eure Schwester ins Kloster zu geben. Als Braut Christi und in der Obhut von Gott würde sie euch mehr nützen als irgendwo im Exil.“ Das Gleiche könnte die schlaue Priorin wohl auch für sich selbst sagen dachte sich Leif mit plötzlicher Erkenntnis. Die Schwester der Gräfin in ihrem Kloster würde nicht nur eine erhebliche Mitgift, sondern auch Reputation. Cleveres Mädchen dachte sich Leif. Wirklich clever. Er war noch nicht fertig über alles gehörte nachzudenken, da merkte er schon das Margarete neben ihm weglief. Verflucht! Er rannte ihr nach ohne dem Gespräch weiter zuzuhören. Der Grund dafür war nicht nur Mitleid sondern auch ein weniger ehernes Ziel. Er wollte das Mädchen davon abhalten etwas Dummes zu tun und die Position und Existenz der alten Geheimgänge zu verraten.

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Leif rannte dem Mädchen nach und holte sie mit einigen schnellen Schritten ein, war sie ob ihrer opulenten und feinen Garderobe doch sehr eingeschränkt in Ihren Bewegungen. Er zögerte kurz und legte ihr eine Hand auf den Unterarm und sprach dann in ruhigen Worten zu ihr. "Herrin folgt mir ihr müsst euch beruhigen und tief durchatmen. Ich kenne den perfekten Platz dafür." Margarete nickte nur und ließ sich von dem Nordmann durch die Geheimgänge des Schlosses führen. Sie wirkte fast ein wenig benommen und verarbeitete noch immer die vielen Informationen die sie gerade auf so bestaunte Art erhalten hatte. Der Salubri bog mehrmals nach links und rechts ab und merkte an den interessierten Blicken seiner Begleitung, dass sie diesen Teil der Geheimhänge noch nicht einmal kannte. Schließlich erreichten beide eine lange Wendeltreppe die extrem schmal und steil war. Leif musste einige Male kurz anhalten damit das Mädchen verschnaufen könnte. Schließlich erreichten sie das Ziel indem der Nordmann mit einigem Kraftaufwand eine kleine Falltür aufstieß die wieder den Weg ins freie freigab. Sofort wehte ein angenehm kalter Abendwind und wurde von einer noch schöneren Aussicht belohnt. Sie befanden sich auf dem Dach des alten Wohnturms der als größtes Gebäude in der Mitte der Festungsanlage lag. Im Westen lag Brügge und man konnte trotz der dunklen Nacht die vielen Lichter sehen die Stuben und Tavernen erhellten. Im Norden wiederum lag das Meer an dessen Mündung Zeerbrügge lag und im Osten erstreckten sich Wälder und Felder die irgendwann nach Gent führen würden. Es war eine sternenklare Nacht und Margarete schien fasziniert und bezaubert zugleich von diesem Anblick. Dies war genau was Leif beabsichtigt hatte. Ablenkung. Er ließ ihr einige Minuten Zeit und lockerte schließlich seinen Mantel um ihn an das Mädchen weiterzugeben. Diese nahm ihn dankbar an und legte ihn enger um die Schultern und sah ihren Begleiter zum ersten Mal genauer an.

"Friert ihr nicht selbst mein Herr? Aber ihr scheint von robuster Natur, denn ihr atmet nicht einmal schwer nach all diesen Stufen." Margarete schaute Leif interessiert und vorsichtig an. Das Mädchen schien eine gute Beobachtungsgabe zu haben. "Sagt mir doch mit wem ich das Vergnügen hier eigentlich habe. Ihr habt sicherlich ebenso Interessantes zu berichten wie die Dinge denen ihr gerade beiwohnen durftet, bedenkt man wie gut ihr euch in diesen Gemäuern auskennt." Sie hatte sich wieder gefangen und das Gespräch schien ihr eine willkommene Ablenkung zu sein. Leif war von seiner Gesprächspartnerin fasziniert. Sie hatte einen wachen Geist und hielt sich trotz allem aufrecht. Vielleicht war das auch der Grund warum er ihr seinen richtigen Namen sagte anstelle der vielen anderen die durch seinen Geist wanderten. „Mein Name ist Leif Herrin und ich war noch vor eurer Zeit ein...Diener und Vertrauter des Grafen von Flandern. Deshalb kenne ich diese Gemäuer und ich war neugierig hierher zurückzukehren.“ Mit Überraschung sah der Nordmann, dass Margarete verschmitzt lächelte. „Eure Sehnsucht und Neugier scheint sich nicht nur auf dieses alte Gemäuer zu beschränken oder? Die Worte und Informationen die hier ausgetauscht werden, scheinen ebenso euer Interesse zu wecken.“ Sie lächelte und strich sich das Haar aus dem Gesicht, welches vom Wind zerzaust wurde. „Nun ihr wisst ohne Zweifel wer ich bin und ich gehe nicht davon aus, dass ihr mich umbringen oder verschwinden lassen wollt, denn ansonsten hättet ihr mich nicht auf einen Turm geführt der meine Schrei bis nach Brügge tragen könnte, sondern mich in den Geheimgängen zum Schweigen gebracht. Daher können wir diese Nacht wohl nun auch nutzen um uns einmal zu unterhalten. Erlaubt mir die erste Frage, das Vorrecht der Dame wenn ihr so wollt. Es interessiert mich weniger wer ihr seid. Mich interessiert etwas anderes. Was wollt ihr eigentlich hier Herr Leif? Was bringt es euch wenn ihr euch in dunklen Gängen versteckt und Gespräche belauscht?“ Vom vom Blitz getroffen fegte diese Frage Leif von seinen Füßen. Es war die Frage die er sich selbst schon so lange nicht gestellt hatte, ja vielleicht auch nicht getraut hatte zu fragen. „Ja was wollte er hier eigentlich? Wohlwissend und im Klaren darüber, dass er den Strom der Zeit nicht würde aufhalten können, egal was er erfahren würde. Tief in seinem inneren wusste Leif das sein Eingreifen um Dinge zu beschützen oft so viel mehr Leid verursacht hatten. Der Salubri setzte sich schließlich auf den Boden und seufzte. Dann setzte er zu einer Antwort an.

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- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -


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