Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: Fr 7. Aug 2015, 21:56 
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Liliana befand sich auf dem Weg nach Calais- Ihr Pferd durchschritt still die Nächte, setzte einen Huf vor den nächsten. Sie durchschritten leere kahle Ebenen, morastige Sümpfe, tiefe Wälder und ab und an eine kleine Gemeinde. Ihr Ziel lag klar vor ihr: Calais und von dort England. Was sie dort tun sollte, ob Will überhaupt dort war: sie wusste s nicht. Es war eine Reise ins Ungewisse mit einem nicht greifbaren Ziel. Aber sie hatte Jahrzehnte, Jahrhunderte Zeit um ihn zu finden.
Es war mittlerweile fortgeschrittene Nacht und Liliana bemerkte, dass sie sich einem Gasthaus näherte. Sie hörte laute ausgelassene Musik, die vom Klang her fremdländisch ertönte. Drinnen warf ein Feuer seine Schatten an die Wände und verströmte eine angenehme Wärme
Lilliana seufzte erleichtert auf, als die Musik ihre Ohren erreichte und zog sich zeitgleich die Kapuze ihres dunklen Umhangs tiefer über den Kopf. Noch verspürte sie keinen Hunger, da sie erst vergangene Nacht das Glück hatte auf einen etwas älteren Reisenden zu treffen, der ihre Gesellschaft wohl sehr genossen hatte. Zumindest glaubte er das und Lilliana hatte ihn in diesem Glauben gelassen und war friedlich weiter gezogen. Sie klopfte Tarbas leicht auf die Schultern. "Nun denn mein Guter, Zeit für dich zu ruhen, aber bleibe dennoch immer wachsam, ja?" Sie blieb mit ihrem Pferd wenige Meter vor dem Haus stehen und stieg selbstständig ab, während ihre Augen nach einem Stallburschen Ausschau hielten, der Tarbas gegen etwas Bezahlung versorgen würde, ansonsten würde sie ihn selbst anbinden.
Sie fand einen jungen Burschen, der neben der Stalltür in einem Haufen Heu schlief. Er erhob sich müde als er das Pferd herantraben hörte. „Die Versorgung des Pferdes macht 2 Silberstücke, Mylady.“ Er nahm das Geld und das edle Pferd an sich und sah sich nach ihrer Begleitung um, schien etwas irritiert, dass er keine weiteren Reisenden erkennen konnte.
Lilliana übergab ihm Tarbas und das Geld mit einem kleinen Aufschlag mit einem zaghaften Lächeln. "Meine schnelle Suche muss mich vor der Gefahr beschützen überfallen zu werden. Gibt es eine Möglichkeit das Gasthaus zu betreten und den Wirt nach einem Einzelzimmer zu fragen ohne dass ich gleich der gesamten Truppe gut betrunkener Männer begegne?"
„Was sucht ihr denn Mylady?“ Der Junge sah sie neugierig an.
Lilliana's Lächeln blieb bestehen, während sie den Stallburschen musterte. Der junge Mann wurde anscheinend munterer. "Das wäre eine lange Geschichte, aber wenn ich ihn gefunden habe und hierher zurückkehre, dann werde ich sie dir zusammen mit ihm erzählen." Lilliana klopfte nochmals auf Tarbas Schultern. Mein Pferd behandelt einen so, wie er behandelt wird. Wenn du ihm einen Apfel gibst, dann wird er zutraulicher." Tarbas schnaufte zur Antwort und stampfte mit den Hufen auf. "Und wie sieht es bei meiner Frage aus?"
Der Junge wirkte enttäuscht. Erst Interesse wecken und dann nichts erzählen. „Vielleicht war er ja hier? Hier steigen viele fahrende Reisende ab.“ Er griff das Pferd und führte es ungefragt in den Stall. Dann erschien er wieder und nickte ihr zu. „Ich geh mal beim Wirt fragen, ob er ein Einzelzimmer hat. Aber ich glaub nicht. Aufgrund des vor kurzem beendeten Krieges befinden sich noch viele Reisende in unseren Mauern.“
Der Junge wirkte enttäuscht. Erst Interesse wecken und dann nichts erzählen. „Vielleicht war er ja hier? Hier steigen viele fahrende Reisende ab.“ Er griff das Pferd und führte es ungefragt in den Stall. Dann erschien er wieder und nickte ihr zu. „Ich geh mal beim Wirt fragen, ob er ein Einzelzimmer hat. Aber ich glaub nicht. Aufgrund des vor kurzem beendeten Krieges befinden sich noch viele Reisende in unseren Mauern.“
Lilliana lächelte still weiter und blieb an der Stelle stehen, wo sie der Junge zurückgelassene hatte. Tarbas wieherte protestierend, ob der Behandlung und legte ein Ohr an, machte aber ansonsten nichts weiter. Die Musik, die weiterhin ihr Ohr erreichte, erklang ihr etwas fremd und sie versuchte sich daran zu erinnern, ob sie diese Art des Klangs schon einmal gehört hatte.
Sie war sich bewusst, dass sie die Art von Musik schon einmal in Deutschland auf einem Markt gehört hatte, konnte sie aber nicht näher zuordnen.
Sie war sich bewusst, dass sie die Art von Musik schon einmal in Deutschland auf einem Markt gehört hatte, konnte sie aber nicht näher zuordnen.
Der Junge war wenig später wieder in ihrer Nähe. „Leider nicht. Ihr könnt nur in einem Zimmer übernachten im hinteren dunklen Teil des Gasthauses. Da gibt’s leider keine Fenster. Das müsstet ihr euch mit der Sängerin der Zigeunergruppe teilen. Aber die werden morgen bereits sehr zeitig aufbrechen. Ihr wäret also ungestört.“
Der Junge deutete nach Drinnen. „Im Schankraum. Wo sonst?“ Er nahm das Geldstück gerne an und schritt dann in den Stall um ihr Pferd zu versorgen.
Lilliana sah ihm noch eine kurze Zeit hinterher, ehe sie mit leicht gesenktem Kopf und immer noch verhüllt von ihrem Umhang den Schankraum betrat. Dabei setzte sie ihre Schritte begleitend zu der noch immer gespielten Musik. Ihr Weg führte sie direkt zum Wirt an seiner Schanktheke, dabei achtete sie darauf niemanden anzurempeln und möglichst den Leuten auszuweichen. Sie war hier ein niemand.
Es gelang ihr nicht sich ungesehen durchzuschleichen. Sie rempelte mit dem Rücken gegen einen großen bärtigen Koloss, der sie amüsiert musterte und dann die Männer, die noch vor ihr standen aus dem Weg schob. „Hey ihr Halunken.“ Er lachte. „Macht Platz für das hübsche Frauenzimmer hier.“ Mit diesen Worten ließ er sie zur Theke durch und widmete sich wieder der schönen Zigeunertänzerin und der wilden Musik, die von einer kleinen Zigeunergruppe gespielt wurde.
Der Wirt sah sie an, drückte ihr ein Bier in die Hand. „Hier. Das geht für jeden Gast aufs Haus. Ihr teilt euch das Zimmer mit der Hübschen dort drüben. Sie sind morgen in der Früh wieder weg. Also keine Klagen wenn ihr nicht ausschlafen könnt, okay?“

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Lilliana murmelte ein gewispertes "Entschuldigung mein Herr", dass er aber vermutlich nicht hören würde, ehe sie die Theke erreichte und das Bier in die Hand nahm und dabei überrascht und dann verstehend den Wirt anblickte und das Glas zu seinen Ehren erhob und sich dann vorsichtig in seine Richtung beugte. "Ich klage nicht, sondern danke euch für eure Mühen. Was verlangt ihr für die Übernachtung und den drauffolgenden Tag? Ich bin lange geritten und werde länger ausruhen müssen, ehe ich weiter kann."
„5 Silberstücke sollten genügen. Ich hab nicht mehr damit gerechnet es überhaupt noch vermieten zu können. Lasst euch mein Bier schmecken. Er sah sie erwartungsvoll an.“

Lilliana stellte zunächst das Bier ab und nestelte in einer versteckten Tasche ihres Umhanges, aus dem sie 5 Silberstücke holte und das Geld auf den Tisch legte. Dann nahm sie das Bier wieder in die Hand und lächelte ihn dabei an. Ein Gedanke war ihr gekommen und sie stellte das Glas wieder ab. "Und wieviel würde es mich kosten, wenn ich, natürlich nur mit eurer Erlaubnis etwas singe? Ich gestehe, ich hab es schon lange nicht mehr gemacht, aber vielleicht kann ich mit der Dame, mit der ich zumindest für diese Nacht ein Zimmer teile ein Duett singen? So kann ich sie besser kennen lernen?" Dann schüttelte Lilliana den Kopf und nahm das Bierglas wieder in die Hand. "Aber womöglich ist es keine gute Idee der guten Dame ihre Nacht zu verhageln." sie drehte sich weg von seinem Blick und hob das Glas an ihre Lippen und ließ das kühle Nass in eben diese Richtung wandern, so dass die Schaumkrone haften blieb. Dabei riskierte Lilliana einen Blick auf das volle Schankhaus
Der Wirt nahm das Geld und war schon wieder mit dem nächsten Gast beschäftigt. Der Koloss, der ihr gerade den Weg frei geräumt hatte, vernahm jedoch ihre Worte und begann schon sie anzufeuern. „Ja, Mylady. Singt für uns! Ein Duett. Oder ein Wettsingen.“ Die anderen Gäste stimmten freudig mit ein.
Die junge dunkelhaarige Zigeunerin hob lächelnd eine Augenbraue und sah die Toreador an.
Lilliana musterte zunächst den Koloss und danach die Zigeunerin und senkte dann den Kopf. "Verzeihung, ich wollte euch nicht um euren Auftritt berauben. Es hat mich nur an alte Zeiten erinnert und wir werden zudem heute Nacht das Vergnügen haben Zimmergenossinnen zu sein."
Die Zigeunerin deutete neben sich auf einen kleinen Tisch. Sie sprach mit spanischem Akzent. „Nichts wie hoch, meine Teuerste. Kennt ihr das Lied von der Lärche?“
Verdutzt kam Lilliana dem nach, was die Zigeunerin zu ihr gesagt hatte. Ansonsten war es sowieso nicht mehr aufzuhalten. Sie war in den Mittelpunkt der Gäste gerückt. Dies konnte ein Vorteil, sowie ein Nachteil werden. Lilliana ging vorsichtig und mit Hilfe eines Stuhls auf den Tisch und lächelte dann der anderen Frau vorsichtig zu. "Ja, es ist mir sehr wohl bekannt. Ein schönes Lied."
Sie begann mit ihrer hohen Stimme die erste Strophe zu trällern. Dann folgte Lilianas Einsatz
Die erste Strophe verklang und Lilliana hatte genug Zeit sich zu konzentrieren und an der richtigen Stelle einzusetzen. Sie merkte wie sie ihre Stimme beherrschte und damit auch das gesamte Lied. Ihre Augen blieben artig gesenkt und zusammen mit ihrer Partnerin bildete sie den passiven Part des Duos, der aber und davon war Lilliana überzeugt, nicht weniger Aufmerksamkeit geschenkt bekam.
Das Publikum war begeistert, jubelte und grölte und verlangte sofort eine Zugabe, die die Zigeunerin und Lilliana prompt erfüllen mussten. Als erneute Zugaberufe laut wurden schüttelte die Frau jedoch lächelnd das schöne Haupt und stieg vom Tisch um in Richtung des Zimmers zu gehen. Die anderen Zigeuner verabschiedeten sich von ihr und packten ihre Instrumente ein. Viele der Gäste schauten enttäuscht aus, begannen aber auch sich in Richtung ihrer Betten zu begeben.
Lilliana nickte ihrer kurzzeitigen Duettpartnerin noch zu und stieg dann ebenfalls vom Tisch hinunter und schlängelte sich durch die Menge hindurch zu im Schatten der anderen zu dem Zimmer, dass sie beide nun für die Nacht beherben würden. Als es etwas ruhiger um sie beide wurde, holte Lilliana vorsichtig auf. "Ich habe mich noch nicht vorstellen können. Lilliana ist mein Name. Wie darf ich diejenige mit der bezaubernden Stimme nennen?"
Die dunkelhaarige Schönheit strich sich die Flechten hinters Ohr und lächelte. „Esmeralda. Wann immer ihr eine Zigeunerin trefft, deren Namen ihr nicht kennt, nennt sie Esmeralda“ Sie löschte das Licht und ließ nur noch eine einzelne Kerze brennen, die den Raum in spärliches Licht tauchte. Das Zimmer war einfach gehalten. Zwei Betten mit Stroh und einfachen Decken, keine Fenster, kein Kamin.
Die Frau ließ sich in der Mitte des Zimmers im Schneidersitz zu Boden gleiten, richtete ihre Röcke und malte im Licht der Kerze Kreise in den Staub. Dann zog sie etwas Weißes aus einem Beutel aus rotem Samt.
„Möchtet ihr, dass ich euch die Karten lege. Vielleicht führen sie euch zu etwas, das ihr sucht?“ Ihr Gesicht glänzte im Schein des Feuers. „Ein Silberstück für meine Dienste, Mylady.“

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Lilliana blieb zunächst an ihrem Bett aus Stroh stehen und legte einige Sachen darauf ab beziehungsweise verstaute sie in einer Ritze zwischen Stroh und Wand. Erst nachdem Esmeralda mit ihren Kreisen fertig war, setzte sich Lilliana ihr gegenüber in den Schneidersitz. Ihren Umhang hatte sie abgelegt, so dass ihre Haare nun wieder gut zu erkennen waren. "Habt ihr die Gabe, dass ihr die Karten, die ihr legt, auch deuten könnt Esmeralda?" Lilliana prüfte sie, wenn sie darauf antwortete. Jede Regung in ihrem Gesicht, der Klang ihrer Stimme, ihr Puls, wenn sie spricht. Sie wollte sich vergewissern.
Esmeralda begann bereits die Karten zu mischen. „Ich erkenne nur das, was die Karten mir mitteilen wollen. Bei manch einem ist das viel, bei einem anderen nichts als ein Windhauch im Sturm des Schicksals“.
Lilliana senkte den Kopf und gab ihr dann das gewünschte Geld in die Hand. "Ich habe gelernt das man die geschenkten Gaben annehmen und lernen kann sie weiter zu entwickeln. So üben sie an meiner Frage: Wo befindet sich der Mann, der sich in die Tiefen meines Herzens geschlichen hat Esmeralda? Was sagen sie ihnen zu meiner Zukunft? Ist es mehr ein Windhauch oder befinde ich mich bereits im mitten im Sturm des Schicksals? "
Sie gab der Rose die Karten damit sie sie selbst ein Mal mische konnte und begann dann einige in fester Reihenfolge auszulegen.
Sie prüfte die Karten du überlegte. „Ihr habt eine Ewigkeit allein zugebracht bis ihr den Menschen fandet an den ihr euer Herz gebunden habt. Ihr habt ihn verloren und hofft ihn wieder zu finden. Ihr sucht ihn? Durch einen Vertrauten mögt ihr ihn wieder finden. Wenn er sich finden lassen möchte. Euer Weg jedoch ist ein anderer. Das Kind ist nah dem Sonnenaufgang. Dorthin geht euer Weg! Und ihr werdet Antworten erhalten auf Fragen die ihr nie zu stellen bereit gewesen wäret. Doch seid auf der Hut: Die Antworten mögen euch nicht gefallen. Geht gen Osten. Geht zur aufgehenden Sonne, in den Süden.“
Lilliana hörte ihr zu und faltete die Hände und legte die Fingerkuppen an die Spitzen ihrer Lippen. "Zeit ist rar gesät, doch warum sollte ich meinen Weg verlassen? Ein Kind? Was für ein Kind Esmeralda? Der Osten und dann der Süden?" Lilliana schüttelte den Kopf. "Zeit ist rar, denn ein anderes Schicksal wird nicht darauf warten, dass ich ihn finde." sie senkte den Kopf und betrachtete noch einmal die vor sich liegenden Karten. "Werde ich verfolgt?"

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Verfasst: Fr 7. Aug 2015, 21:56 


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 Betreff des Beitrags: Re: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: So 16. Aug 2015, 09:19 
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Die schwarzen Haare fielen der Frau ins Gesicht und sie wischte sie nach hinten. Sie schüttelte den Kopf. "Gefahr droht derzeit nicht durch das,was hinter euch liegt sondern durch das, was euch erwartet.doch werdet ihr bereuen euch nicht der Gefahr gestellt zu haben wenn eure Chance verstrichen ist. Ein Kind ist wichtig für euch. Wenn ihr es nicht aufsucht, werdet ihr es verlieren." sie ließ die Finger über die Karten schweifen wie um ihre Worte zu beweisen. "ich weiß nicht mehr als die Karten mir zeigen,mylady, und den ein oder anderen verwirren sie mehr als das sie erhellen. Das ist nun einmal die crux mit der Zukunft." sie sah liliana fragend an.

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 Betreff des Beitrags: Re: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: Mi 26. Aug 2015, 16:20 
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Lilliana stieß ein etwas längeres Seufzen nach außen. "Wie deine Worte doch die Wahrheit verkünden. Die Zukunft ist manches Male verwirrend, beängstigend aber in allem..." ihre Augen fixierten die von der fremden Frau und sie wirkte wieder ernster. "in allem müssen wir wissen. Die Zukunft ist noch nicht entschieden. Sie ist noch nicht entschieden." Lilliana seufzte noch einmal auf. "Ein einziges Mal Esmeralda. Ein einziges Mal wollte ich egoistischen Gedanken nachgehen und doch scheint mir Gott dieses Glück noch verwehren zu wollen, ehe ich nicht weitere Prüfungen bestanden habe. Ich denke, dies ist meine Bestrafung für solche Gedanken." Lilliana erhob sich vom Boden. "Ich wiederhole, ihr sagtet Osten und Süden. Zwei unterschiedliche Himmelsrichtungen Esmeralda. Habt ihr noch andere Anhaltspunkte gesehen? EIn Stadt vielleicht, deren Türme euch bekannt vorkamen? Einen Namen?" Lilliana ging wenige Schritte rückwärts zu ihrer Schlafstätte und setzte sich darauf, während ihre Aufmerksamkeit noch immer auf der am Boden sitzenden Frau lag.


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 Betreff des Beitrags: Re: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: Do 27. Aug 2015, 19:13 
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Die schwarzhaarige Frau beugte sich erneut über die Karten und sagte beiläufig: „Ich interessiere mich nicht für Selbstlosigkeit und Aufopferung. Auch nicht für Prüfungen und göttliche Bestrafung. Mich treibt das Hier und Jetzt und die Zukunft.“
Sie legte nachdenklich den Zeigefinger an den Mund und fuhr sich gedankenverloren über die vollen Lippen. Dann rückte sie eine der Karten ein wenig mehr in den Mittelpunkt.
„Eines eurer Ziele wird ein Haus des Herren sein, oder ein Geistlicher. Aber dort gibt es nicht, was ihr sucht. Es wird fort sein. Und euer Herz wird bluten.“ Sie saugte kurz an der Spitze ihres Zeigefingers und zog sie dann geräuschvoll wieder fort. „Kennt ihr ein Gotteshaus? Oder einen Geistlichen, dem ihr in wichtigen Dingen vertraut? Oder einen Andersgläubigen, der fest im Glauben ist? Im Süden und Osten?“

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 Betreff des Beitrags: Re: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: Sa 29. Aug 2015, 21:37 
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Lilliana's rechte Hand fuhr hinter ihren Rücken und nahm von der linken Seite ihr offenes Haar, um es gänzlich auf ihrer rechten Schulter abzulegen. Die langen Haare fielen ihr in ihrer leicht gelockten Form frei über den Oberkörper, ehe sie begann diese für die Nacht zu flechten. Sie hatte keinen Kommentar zu Esmeraldas Worte über deren Auffassung von Gott gegeben und jetzt schloss sie die Augen und atmete ruhig aus und ein, während ihre Finger sich weiterhin mit der Nachtaufgabe beschäftigten.

Ohne Vorwarnung hörten die Finger auf und Lilliana öffnete die Augen, ihre Miene war ernst. "Es ist zu vage Esmeralda." sie schüttelte bedauernd den Kopf. "Aber da Gott will, dass ich diesen Weg einschlage, bin ich sicher, er wird mich weisen und mir zeigen, was meine Augen, mein Geist noch nicht vermögen zu sehen." Ihre Finger begannen die Arbeit an den Haaren weiter fortzuführen, geschickt wurden die Haare zu einem offenen Zopf verknotet. "Wohin wird eure Reise gehen?" die Stimme von Lilliana erklang plötzlich aber ehrlich interessiert? "Wollt ihr nach England oder zieht es euch in Richtung Süden?"


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 Betreff des Beitrags: Re: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: So 30. Aug 2015, 10:13 
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Die Zigeunerin zuckte mit den Schultern. „Ich lege Karten. Nicht mehr und nicht weniger. Eure Zukunft liegt vor euch. Ich gebe keine Anweisungen.“
Wieder folgte ein Schulterzucken der jungen Frau. „Uns treibt es dorthin wo wir Arbeit vermuten. Ein wenig Geld für Gesang, Tanz, kurzweiliges Vergnügen, unbestraftes Laster… Vielleicht nach Paris. Dort wird mit Sicherheit ein Fest stattfinden, jetzt, da der Krieg zwischen Frankreich und England vorerst beendet ist und König Phillip als Sieger hervorging. Und dann? Wer weiß das schon?“
Sie nahm ihre Karten und beförderte sie zurück in den Beutel. Dann warf sie sich aufs Bett, überkreuzte die Beine und schloss die Augen. „Möge euer Herrgott euch eine ruhige Nacht schenken. Ich brauche meine Ruhe jetzt auf jeden Fall. Morgen werden wir frühzeitig abreisen. Gehabt euch wohl.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: Sa 5. Sep 2015, 13:53 
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Eine gewisse Zeitspanne nachdem sich beide gute Nacht gewünscht hatten, lag Lilliana noch mit dem Rücken zu Esmeralda im Bett wartend auf den herannahenden Sonnenaufgang der sie in den tiefen Schlaf der Untoten befördern würde. Die Worte der Zigeunerin hatten mehr Fragen als Antworten gegeben und in ihrem Kopf arbeitete es noch immer. Sie schüttelte sich leicht. Kind, Geistlicher, Süden und Osten, Verlust, Blut…die Wörter vermischten sich, bildeten Linien, nur um sich dann wieder aufzulösen. Überraschend und ohne eine Vorwarnung richtete sich Lilliana auf: „NEIN!“ vor ihren Augen sah sie eine rote Linie, die sich immer weiter von ihren Standpunkt in Calais weg bewegte hin zu einer Region, hin zu Personen, die ihr wichtig waren. Aber Marie sollte schon wieder auf dem Weg zurück nach Brügge sein, hin zu Alidas Haushalt und was ihren Erzeuger, den Mönch Georg anbelangt, so wusste Lilliana, dass ihr Erzeuger dort wo er lebte sicher war. Auf der anderen Seite: Dies war die Verbindung aller Wörter. Sie sollte noch einmal zurück. Sich vergewissern und sich versichern, dass alles so geschehen ist, wie sie verfügt hatte. Bilder ihrer vergangenen Visionen kamen ihr wieder in den Sinn.
Marie, meine arme Marie. Ich wünsche und bete für dich, dass dein Leben nicht diesen Weg einschlagen wird, den ich in deiner Zukunft gesehen habe.
Die Entscheidung war gefallen. Die Signale überdeutlich. Bevor sie weiter auf die Suche gehen konnte, musste sie ihrer Nachfahrin beistehen.

(GS+Nachforschung: 4 Erfolge)


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 Betreff des Beitrags: Re: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: Sa 5. Sep 2015, 20:21 
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Liliana ritt als würde sie verfolgt, gönnte ihrem Pferd nur die nötigste Rast. Sie spürte, wie es um sie herum mehr und mehr Herbst wurde. Die Blätter verfärbten sich bunt um dann schließlich im farblosen Nebel des späten Oktober zu verschwimmen.
Sie hielt sich an die kleinen Dörfer und auch großen Städte, die mit den entsprechenden Wegen verbunden waren. Immer wieder begegneten ihr zwielichtige Gesellen, einmal wurde sie ausgeraubt, aber man nahm ihr nur den kleinen Beutel, den sie an ihrem Gürtel trug und übersah die eigentlich wertvollen Dinge, die sie besaß.
Obwohl sie seit so langer Zeit in Flandern weilte klang ihre Muttersprache schließlich doch freundlich und vertraut in ihren Ohren wie ein altes, fast vergessenes Kinderlied. Zumindest weckte es die gleichen Empfindungen.
Schließlich erblickte sie den Dachfirst des kleinen, im mittlerweile fast kahlen Wald gelegenen Klosters. Von irgendwoher erscholl der leise volltönende Klang einer Glocke, die zum Gebet rief.
Sie ritt durch das Tor und wurde vom Pförtner, einem kleinen zahnlosen Mann, in schwarzer Kutte, den sie bereits bei ihrem ersten Aufenthalt angetroffen hatte, zu den Gemächern ihres Erzeugers geführt. Das Männchen nickte ihr noch einmal zu und verschwand dann in einem der dunklen Gänge.
Wie schon bei ihrem letzten Besuch, zog sie sich aus Respekt und Demut vor dem Haus des Herrn einen Schleier über ihr Haar und hielt sich dezent zurück. Die Glocke, welche die Mönche zum Gebet gerufen hatte, ermöglichte ihr zum einen das schlicht eingerichtete Gemach ihres Erzeugers zu betreten ohne von den Brüdern allzu sehr beachtet zu werden, andererseits würde sie Georg erst wieder sehen können, wenn er selbst von seinem Gebet zu Gott wieder in seinem Zimmer ankam. Auch Bruder Levikus, nun wieder der Ghul ihres Erzeugers, war bestimmt beim Gebet. Lilliana setzte sich in den schlichten geschnitzten Holzsessel und betrachtete fasziniert, dass ihr bisher unbekannte neu angebrachte Mosaik an seiner Wand. Beim letzten Besuch war es noch verhüllt gewesen und sie hatte Mühe sich vom Anblick des Herrn zu lösen . Entschlossen stand sie auf und kam dem Mosaik immer näher, fuhr sachte mit der Hand über die einzelnen Steine, betrachtete die Farbgebung und den Verputz. Ja, hier hatte der Künstler sein Herzblut gegeben. Maria mit dem Kinde Jesu.

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Es dauerte nicht lang bis sich die Tür hinter ihr erneut öffnete. Ihr war bewusst, dass Bruder Georg die Messe vorzeitig beendet hatte um in diesem Moment vor ihr zu stehen. Sein Gesicht war von Sorge geprägt und ein bitterer Zug lag um seinen Mund. Er schlug das Kreuzzeichen

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„Möge der Herr allzeit mit euch sein, mein Kind.“ Er trat einen Schritt näher und hieß sie an dem großen Eichentisch Platz zu nehmen. Er selbst ließ sich im breiten Stuhl auf der anderen Seite nieder.
„So hat euch meine Nachricht erreicht? Das ist gut. Auch wenn sie zu spät gekommen ist.“
Sie ging in eine leichte Referenz, als ihr Erzeuger den Raum betrat, kam dann aber sofort wieder hoch und bekreuzigte sich ebenfalls, ehe sie an seinem Eichentisch Platz nahm und eine überraschte Miene zeigte, die schnell in Besorgnis wechselte. "Nein mein Vater, eure Nachricht erreichte mich nicht. Mehr aber eine Warnung mich hierher zu begeben, zu euch. Etwas ist mit meiner Nachfahrin geschehen. Ist euch etwas geschehen? Den Brüdern?"
Bruder Georg schüttelte leicht das Haupt. „Es ist ungefähr zwei Wochen her, da erschien ein Mann an unserer Pforte, der Einlass erbat. Er war von großem Wuchs mit ungewaschenem langem braunen Haar, von Dreck starrend. Er erhielt die Erlaubnis wie jeder Reisende mit uns Speis und Trank zu teilen und in unsere Gebete einzustimmen, sofern er sein gigantisches Breitschwert zuvor am Tor lassen wolle, doch sein Belang war anderer Natur. Er erkundigte sich nach dem Kind Marie und es dauerte nicht lang bis er die nötigen Informationen beisammen hatte. Schließlich stand er in ebendiesem Zimmer und bat mich im Namen des Herrn das Kind mitnehmen zu dürfen. Ich lehnte strikt ab. Ihr gabt das Mädchen in unsere Obhut um es zu schützen und es einem Fremden anzuvertrauen war wider jeglicher Vernunft. Noch in derselben Nacht stand er im Hof des Kreuzganges und schrie aus Leibeskräften immer und immer wieder den Namen „Marie“. Sie stand am Fenster, öffnete es schließlich und betrachtete den seltsamen Hünen. Er meinte, er würde auf sie warten. Meine Brüder, die weniger sanfter Natur sind und bereit waren später für ihre Sünden die Beichte abzulegen, warfen ihn mitsamt seiner Waffen genauso ungewaschen wie zuvor in hohem Bogen aus unserem Kloster. Ich suchte Marie auf, sprach beruhigend zu ihr. Am nächsten Morgen jedoch war das Kind verschwunden und es fehlte jede Spur.“ Er sah sie eindrücklich und mit betroffenem Gesicht an. „Ich befürchte, sie wurde entführt.“
Je weiter er sprach, um so mehr wich die Besorgnis in ihrem Gesicht einer echten Panik. "Marie" hauchte sie nur leise. "Aber wieso nur ist sie von diesem Wege abgekommen?" Lilliana stand aus dem Sessel auf. "Sie sollte schon bald nach Brügge wieder zurückreisen und bis auf Alida van de Burse und meinem Haushalt in Brügge wusste niemand von den Plänen, was mit Marie weitergeschehen wird." der Inhalt der Worte waren ihrem Erzeuger bereits wohl bekannt, aber er merkte wie sie begann die gesammelten Informationen aus ihrem Gedächtnis zusammenzufassen, dabei schritt sie im Raum auf und ab. "Nannte er seinen Namen mein Vater? Trug er ein Wappenzeichen? Hat er Gewalt gegenüber den Brüdern angewendet?" sie schritt wieder zu ihrem Erzeuger zurück und blieb vor ihm stehen, sich beruhigend, indem sie ihn ansah. Ihr Vorbild, wie er vor ihr saß. "So werde ich diese von Gott gestellte Aufgabe annehmen. Sie ist noch nicht verloren."
Bruder Georg sah traurig zu wie sie dahin schritt. „Er nannte sich Lux, erklärte, er käme vom Lech, doch sein Dialekt war nicht Bayrisch. Auf seinem Mantel war ein Wappen aufgestickt, das an einen Baum in einem Topf erinnerte wie ich es einst in einem anderen Kloster gesehen habe, wo Lorbeer in Kübeln gepflanzt wurde. Ihr dürft nicht an Marie zweifeln, Liliana. Ihr Herz ist rein und klar. Oder mögt ihr daran zweifeln? Nie würde sie vom Weg abkommen oder euren Worten nicht gehorchen.“ Er zögerte kurz. „Ich habe einige Mönche auf die Suche nach ihr geschickt, aber kein Zeichen konnte gefunden werden. Liliana: Ein wichtiges Detail gilt es des Weiteren zu klären: Bei dem Mann handelte es sich um einen Kainiten
Lilliana setzte sich ihm wieder gegenüber. Sie war wieder gefasst. "Ich zweifle nicht an ihrem Herzen mein Vater, aber nach langer, langer Zeit habe ich ein kleines Kind, keinen Erwachsenen bei mir aufgenommen und zum ersten Male sehe ich so manches Mal ihre Entwicklung mit eigenen Augen und auch wenn ich nicht ihre Mutter bin, so sind alle meine Kinder Teile meines Herzens." Lilliana schwieg und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück, öffnete aber nach einer kleinen Pause wieder den Mund. "Lux vom Lech ist kein Name, der mir bislang begegnet ist. Ein Kainit sagtet ihr Vater?" sie öffnete die Augen " so stellt sich mehr denn je die Frage, woher er von Marie gewusst haben kann." eine Pause erfolgte erneut. "kein Zeichen? Keine Spur? Nun, ich besitze noch nicht das nötige Wissen jedem Wappen seine Familie zuzuordnen, aber vielleicht unser ehemaliger Sheriff von Brügge Carminus, er weilt wieder hier in den deutschen Landen."
Bruder Georg nickte. „Von diesem Mann habe ich gehört. Dennoch ist mir nicht bekannt wo in diesem Reich er sich aufhalten mag. Vielleicht befindet sich in unserer kleinen Bibliothek ein Buch über Heraldik, das dir weiter helfen mag.“
Sie nickte ihm zu. "Carminus hatte uns gesagt, wo wir ihn finden können, aber da du dieses Buch vorgeschlagen hast, besteht die Möglichkeit dort ebenfalls Antworten zu finden. Hat dieser Lux vom Lech ebenfalls erkannt, dass ihr beide Kainiten seid und seinen Clan genannt? Und nach was für einem Dialekt hat er stattdessen geklungen Vater, wenn es nicht der tiefe südliche Dialekt war?" sie senkte den Kopf und verstummte für einen Augenblick. "Ich frage euch soviel mein Vater, dabei fragte ich gar nicht nach eurem Befinden und dem des Klosters. Die Brüder dürften aufgeregt gewesen sein, hier in dieser abgelegenen ruhigen Gegend einen solchen Aufruhr zu erleben."
Georg winkte ab. „Derzeit ist das Wohlergehen des Klosters nicht von Belang für euch, mein Kind. Der Herr wacht über uns und hält schützend die Hand über seine Schafe.“ Wieder schlug er das Kreuz. „Er nannte keinen Clan und gab sich auch nicht zu erkennen. Nur meiner Gabe zu Sehen verdanke ich mein Wissen. Sein Dialekt? Ich hätte ihn von hier, aus dieser Gegend eingeschätzt… Ich werde gleich einen der Brüder schicken damit er euch in die Bibliothek bringt. Ich folge sobald es meine Aufgaben ermöglichen.“ Er griff nach einer kleinen Glocke
Sie nickte kurz und bündig. "wie ihr wünscht." sie zog sich die Kapuze etwas strenger wieder ins Gesicht und ging dann mit dem eintretenden Bruder, der von ihrem Erzeuger kurz instruiert wurde in die Bibliothek des Klosters. Dort wartete sie gewissenhaft bis sie etwas abseits sich an einen etwas älteren Holztisch mit einigen gesplitterten Ecken setzte und das besagte Buch vorsichtig vor sich hinlegte. Eine kleine Kerze spendete das notwendige Licht für die Nacht, stand aber geschützt und gesichert in einiger Entfernung zu allen empfindlichen Dokumenten. Lilliana nickte einmal zu sich selbst und machte sich dann an die Arbeit. Heraldik, ein Teil eines Wissens, den sie wohl in absehbarer Zeit häufiger lernen würde müssen.
Man brachte sie in die Bibliothek und ließ sie mit einer Kerze allein. Sie fand das Buch aufgrund der guten Ordnung auf Anhieb und begann vorsichtig die alten Seiten umzublättern. Die Schrift war vergilbt und aufgrund der vielen Schnörkel kaum lesbar. Liliana benötigte bis zum Ende der Nacht. Schließlich hatte sie die Information, die sie benötigte: Augsburg am Lech
Sie fühlte sich erschöpft, aber glücklich. Sie vergilbten Schriften zu entziffern war mühselig gewesen, aber der Ort entschädigte alles. Sie ließ ihre Gedanken schweifen um einen Bindung zu dieser Stadt zu finden. Doch ihre einzige war auch ihre unerfreulichste: Sebastian von Augsburg. Sie seufzte. Nein, der Tremere hatte hier nicht seine Finger im Spiel und sie entschuldigte sich in Gedanken bei ihm für ihre negative Einstellung betreffend seiner Person. Sie klappte das Buch wieder zusammen und legte es wieder zurück an seinen Platz, ehe sie vorsichtig das Licht löschte und ihrem Erzeuger einen kurzen Bericht über ihren Erfolg gab, inklusive ihres Vorhabens Augsburg am Lech aufzusuchen.
Bruder Georg verstand ihr Vorhaben und gab ihr seinen Segen mit auf den Weg. Wann immer sie seinen Schutz bedürfe: sie wisse, wo er zu finden sei
Lilliana bekreuzigte sich ein weiteres Mal, nachdem er ihr seinen Segen gab und machte sich dann zunächst zu den Stellen, wo sie Tarbas striegelte und alles, soweit es möglich war, für den kommenden Ritt in der nächsten Nacht in Richtung Augsburg vorbereitete.


Liliana erreichte die Stadt am Lech einige Wochen später.
Breite morastige Handelsstraßen verbanden sie mit den weiteren Städten des Heiligen Römischen Reiches und der angrenzenden Länder. Seit ungezählten Zeiten schon war Augsburg eine der wichtigsten und mächtigsten Städte und, so hatte sie auf ihrer Reise erfahren, derzeit die drittgrößte deutschsprachige Metropole.
Sie ritt über eine Brücke, die das schnell dahin fließende Wasser des kleinen Stroms überspannte und gelangte mühelos durch die Tore ins Innere der Stadt.

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Zweitstöckige Fachwerkhäuser säumten breite gepflasterte Straßen. Ein Nachtwächter drehte mit seinem Hund die Runde und entzündete hoch angebrachte Lampen. In der Ferne roch sie frisches Brot, zu ihrer Linken spielte in einem Gasthaus laute ausgelassene Musik
Lilliana wusste, dass sie ihre Anwesenheit den hiesigen Kainiten der Stadt anzeigen musste. Gerade weil sie hier nur Gast war und einen der ihren auch suchte. Sie schritt mit Tarbas weiter, vorbei an dem Gasthaus auf der Suche nach etwas ähnlichem wie dem Belfried in Brügge, gleichzeitig erkundigte sie die Gegend. Wo lebten die Adligen, wo lebten die Händler? Gab es Parallelen zu Brügge? Erkannte sie das von Georg beschriebene Wappen vielleicht bei der Stadtwache wieder?
Liliana ritt langsam durch die Straßen. Die Stadt wirkte in sich geschlossen: eine Einheit und desto näher sie dem Zentrum kam desto mehr erinnerte sie dieses an ein schlagendes pulsierendes Herz. Trotz der späten Stunde waren Menschen auf den Straßen, gingen langsam nach Hause. Manch einer sang ein leises Lied vor sich hin. Die Gassen waren beleuchtet und soweit sie das beurteilen konnte, sauberer als die meisten Straßen in größeren Städten. Desto näher das Zentrum rückte umso prächtiger und reich verzierter wurden die Häuser und in der Mitte der Stadt waren neben dem großen Dom ein Rathaus und ein Richthaus zu erkennen. Beide sahen verschlossen aus.
Die Menschen waren ihr gegenüber freundlich, sehr hilfsbereit und nannten ihr die Namen von Gaststuben, Adelshäusern, was immer ihr beliebte
Lilliana nickte den Leuten immer lächelnd zu und bedankte sich höflich für die erteilten Auskünfte. Wenn es eine parallele zu Brügge gab, dann sollte sie zum Rathaus reiten. Gleichzeitig beschrieb sie den Leuten, wo sie den Eindruck hatte, dass diese sich gut mit ihr verstanden, das Wappen des Fremden Mannes.
Das ältere Ehepaar, dem sie das Wappen erklärte, lachte erfreut auf. „Aber Kind. Des isch doch des von unschrem schöne Augschburg.“ Das Rathaus war unbeleuchtet. Davor lag ein Bettler, der sich gegen die Kälte in mehrere dicke Decken gehüllt hatte. Erst in diesem Moment bemerkte Liliana wirklich wie kalt es war. Wahrscheinlich wenige Grad über null und der dicke wabernde Nebel, der das ganze Land in seinem kalten Griff hielt und dessen Feuchtigkeit alles durchdrang machte es nicht besser.
wiederum bedankte sich Lilliana bei dem Ehepaar. Alles wies hier auf Augsburg hin. Es war kein Wappen eines Adligen, vielleicht doch der Stadtwache. Sie stieg vor dem Rathaus von ihrem Pferd und nahm es bei den Zügeln und atmete bewusst ein und aus. Während ihr Blick über den Bettler streifte und sich vergewisserte, dass er gegen die Kälte ausreichend geschützt war, sah sie vor ihren Augen wie der Nebel wegen ihres vorgetäuschten Atmens sich verwirbelte. Interessant...sie ließ den Blick über den Platz gleiten und konzentrierte sich auf die verwirbelten Wölkchen vor den Mündern der Leute. Oder war gar einer dabei bei dem der dicke Nebel sich nicht verwirbelte?
Ohne ihre übersinnlichen Kräfte gelang es ihr nicht ihr Vorhaben durch zu führen, doch sobald sie ihr Bewusstsein erweitere und jeden einzelnen Bewohner sorgsam musterte erkannte sie eine Gestalt in einer der dunklen Seitengassen, die mit ebenso sorgsamem Blick ihre Umgebung zu mustern schien wie sie. Kein Lufthauch entstieg seinem Mund und der Blick der braunen Augen war seltsam bohrend.
Lilliana legte ein zurückhaltendes leichtes Lächeln auf, als ihr Blick auf seiner Gestalt ruhen blieb. Dabei atmete sie wieder aus und ein und behielt dieses kleine Täuschungsmanöver bei, während sie sich zusammen mit Tarbas am Zügel auf den Weg in seine Richtung machte. Dabei behielt sie ihre Umgebung weiter im Auge. In einem gewissen Abstand blieb sie vor ihm stehen, so dass sie nicht ganz in der dunklen Seitengasse hineinragte. "Ich grüße euch mein Herr und wünsche euch einen ruhigen Abend. Ich habe an Anliegen an euch und würde mich deswegen gerne mit euch unterhalten." Ihre Augen blieben nun vollends an seiner Gestalt haften und sie aktivierte ihre Kräfte.
Es handelte sich um einen Mann mit rotem Haar und Bart, ungewaschen, nach Met und billigem Wein sowie dem billigen Parfum einer Hure stinkend.
An seinen Lippen klebte das zarte Rot seiner letzten Mahlzeit und er fuhr sich mit dem Ärmel seines zerschlissenen Gewands über den Mund.

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Er trat weiter in die Dunkelheit der dunklen schmalen Gasse. Eindeutig ein Kainit, verriet die blasse Aura. Auf der Jagd die Farben
"Oh, es war nicht meine Absicht euch zu stören." Lilliana blickte noch einmal auf ihre Umgebung nach möglichen Fremden, die sie beobachteten Ausschau haltend, ehe sie ihm wenige Meter in die dunkle Gasse folgte." Lilliana atmete weiter normal und der Nebel verwirbelte erneut vor ihrem Mund. Sie wartete ob er irgendwann stehen blieb, sprach aber leiser weiter, so dass er es hören würde können. "Ich möchte nur meine Anwesenheit in dieser Stadt den hiesigen Leuten anmelden."
Der Mann lachte leise, blickte sie schräg an. Sein Finger deutete zum Marktplatz. Er sprach mit dem breiten schwäbischen Dialekt der Umgebung. „Da drübe isch es Rathaus. Macht morsche in ne Früh widder uff.“ Obwohl die Stimme mürrisch klang blitzte es kurz in seinen Augen auf. Er ging weiter in die Dunkelheit, war kaum noch zu erkennen. Sie war nicht bereit ihm zu folgen.
Lilliana seufzte leicht auf. Es war ihr bewusst welches Zeichen ausging und bei der Jagd selbst wollte sie auch nicht gerne gestört werden. "Ich warte beim Rathaus auf euch, es soll nicht euer Schaden sein." Damit kehrte sie der Gasse dem Rücken und stieg wieder auf ihr Pferd. Ihm weiter folgen würde sie nicht.
Liliana wartete lange vor den Stufen der Treppe, die zum Rathaus führte, aber der Mann erschien nicht auf dem Platz. Nach und nach lehrte sich der Ort. Stille und Nebel breiteten sich wie eine Mauer um sie herum aus
Wenige Meter und wieder war sie an ihrem Ausgangspunkt. Dem Rathaus. Der Bettler lag noch immer in seiner Ecke und war schon am Schlafen, während Lilliana die Umgebung im Auge behielt. Doch irgendwann wurde es auch ihr zu viel und sie trat den üblichen Weg an sich ein Tagesquartier finden zu müssen. Üblicherweise die Gasthäuser hier in Augsburg in denen sie Tarbas unterbringen konnte. Langsam und bedacht schritt sie mit ihrem Pferd durch den Nebel, durchbrach die Wand der Stille mit dem klackernden Hufen des Pferdes und ihre Augen schweiften durch die dunklen Gassen, während sie wie gewohnt ein und aus atmete.
Es war stiller und stiller geworden. Plötzlich vernahm sie ein Huschen über sich und dann das Geräusch aufgewirbelter Steine.
Eine Gestalt sprang von oben vor ihr herab und landete mit katzenhafter Anmut auf den Pflastersteinen. In der Hand prangte ein breites Schwert. Der Blick mit dem der schlanke Mann sie musterte war voller Misstrauen.

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„Was wollt ihr hier? Ihr habt hier nichts verloren. Habt ihr mal was von der zweiten Tradition gehört? Eins sage ich euch: ich bin nicht hier um euch Respekt und unsere Regeln zu lehren!“ Die Stimme war schneidend wie eine blanke Klinge und genauso kalt wie diese Nacht
Lilliana blieb ruhig und brachte Tarbas augenblicklich zum Stehen, als die Gestalt vor ihr auftauchte. Ihr Pferd wandte sich und wurde unruhig, konnte aber durch ihre Erfahrung bald gebändigt werden. "Ich wünsche euch auch einen ruhigen Abend. Seid versichert, dass ich weiß, was die Etikette verlangt." sie atmete wieder ein und aus, ehe sie fortfuhr, dabei sah sie ihm nicht direkt in die Augen und setzte ihr ehrliches charismatisches Lächeln auf mit dem sie in diese Stadt geritten war "Aus diesem Respekt heraus wartete ich eine lange Zeit am Rathaus und fragte höflich einen Mann, der allerdings auf der Jagd war und keine Zeit für mich erübrigen konnte. Umso mehr erfreut es mich, dass er wohl doch sich um die Gastfreundlichkeit bemüht und meine Anwesenheit euch gemeldet hat. Ich habe es nicht vermocht euch noch vor Ende der Nacht zu finden. Sehr freundlich von euch, dass ihr mir diese Aufgabe abgenommen habt und mich fandet. Mein Name ist Lilliana von Brügge.
Die Lippen des Mannes kräuselten sich verächtlich und sie konnte seine blanken spitzen Zähne sehen. „Wenn euch, das, was von eurem Leben übrig ist lieb ist, dann folgt ihr mir jetzt ohne große Aufmerksamkeit zu erregen.“
Weder das Kräuseln seiner Lippen, noch die ausgesprochene Drohung bewirkten eine Veränderung bei ihr. Sein Verhalten kam ihr zu vertraut von einer anderen bekannten Person vor. Sie lächelte ihn weiter höflich an und setzte Tarbas wieder in Bewegung. "Ich danke euch!" Damit beendete sie die Unterhaltung und folgte dem fremden Mann.
Er ging vor ihr her, langsam, abwartend, fast lauernd. Die Gebäude wurden ärmlicher und schließlich kam er vor der Stadtmauer zum Stehen. Er gab einem Wachmann einen kurzen Wink mit dem Kopf, der sofort parat stand um Lilianas Pferd in den Stall zu führen. Der schlanke Mann stapfte eine Treppe mit hohen Stufen zu einem Turm hinauf, wartete, dass sie ihm folgen konnte und pfiff dann ein Mal auf den Fingern. Ein Signal, das die Toreador nicht verstand, das aber sofort dazu führte, dass mehrere bewaffnete Männer in Rüstungen auf der Straße Stellung bezogen. Er schloss eine dicke Eichentür auf und ließ sie eintreten. Danach versperrte er erneut. Liliana befand sich mit dem Mann in einem Raum ohne Fenster. Am anderen Ende des Raumes befand sich eine weitere Tür. Sie wusste, was dahinter lag: der Gang zum Gefängnis der Stadt.
Der Mann legte sein Schwert vor sich auf einen breiten Schreibtisch und befahl ihr sich zu setzen. Er faltete die Hände wenige Zentimeter vom Knauf der Waffe und blickte sie scharf an.
„Hier in unserer Stadt, in Augsburg, kündigt man sein Kommen an BEVOR! Man die Stadt betritt. Mitten in der Nacht in den Straßen aufgegriffen werden ist kein Beweis des Respekts und der Zuverlässigkeit. Wenn man nicht weiß an wen man sich wenden soll stellt man Erkundigungen ein, BEVOR! man weitere Schritte unternimmt. Jeder Kainit weiß das. Also: Was habt ihr zu eurer Verteidigung vorzubringen?“
Es war das erste Mal, dass sie ein mulmiges Gefühl beschlich, als sie dem Wachmann Tarbas Zügel in die Hand drückte und mit einem leisen "Benimm dich" kurz über die Flanke strich und ihn danach entließ. Das darauffolgende Schauspiel verfolgte sie mit den Augen, aber es schien bei ihr keine Überraschung auszulösen, vielmehr blieb die zurückhaltende Höflichkeit bestehen und sie setzte sich in den ihr angebotenen Sessel. "Es gibt keine Verteidigung fremder Mann für etwas, was bereits geschehen ist. Es gibt nur eine Entscheidung, die getroffen wurde. Würde ich hierher kommen, weil ich es selbst möchte, so würde ich mein Kommen hier ankündigen, so wie ihr euer Kommen in Brügge ankündigen würdet. Ihr würdet vorher von meinem Kommen erfahren und mich mit Höflichkeit begrüßen, so wie ich es auch bei euch tun würde. Ich würde ein kurzzeitiges Aufenthaltsrecht bekommen und ich bin sicher einige Kainiten der Stadt könnten die Gelegenheit wahrnehmen mich sprechen zu wollen. Doch nun sitze ich hier, vor euch und habe mein Kommen nicht euch vorab gemeldet und ihr fragt euch noch wieso ich mich dennoch bemühe die Kainiten der Stadt zu finden und sie danach frage wem ich dem Respekt schulde mich ihm vorzustellen ganz wie es die fünfte Tradition verlangt?" sie machte eine Pause nach dieser Frage und sah ihn an. "Deshalb bitte ich euch nun mit aller gebotenen Höflichkeit mir den Namen des Prinzen zu sagen. Es soll euer Schaden nicht sein, denn ich wäre euch zu großem Dank verpflichtet und kann ganz wie es die fünfte Tradition verlangt mich dem Herrscher dieser Domäne vorstellen und mein Anliegen an ihn vortragen. Ich weile hier nicht, weil es mein Wunsch ist, denn ich besuche auch lieber mir fremde Domänen mit einer Vorankündigung, aber ein Kainit mit dem Wappen eurer Stadt hat gegen die fünfte Tradition in der Domäne meines Erzeugers verstoßen und sie mit Füßen getreten und dazu noch jemanden entführt. So versteht bitte mein Anliegen.
Der Mann hatte offensichtlich entschlossen, dass keine Gefahr von ihr ausging. „Ihr habt gegen die zweite Tradition verstoßen. Ist euch bewusst wie ich euch zu strafen habe? Niemand dringt unangemeldet in diese Domäne ein. Ob ihr irgendeinem Kainiten in dieser Nacht davon berichtet habt, dass ihr hier seid, mag stimmen oder auch nicht. Niemand war bei mir um für euch zu sprechen. Sei es oder nicht. Ihr habt gegen das Gebot verstoßen!“
Er erhob sich. „Mein Name ist Matthias von Augsburg, ich habe den Posten der Geißel in dieser Stadt inne. Seit ich mich um die Sicherheit der Stadt bemühe herrscht hier Ordnung und kein Kainit wurde mehr von einem anderen Fremden gerichtet. Ich, Liane von Brüggel, trage die Verantwortung dafür, dass es so bleibt.“ Er baute sich zu voller Statur auf und wirkte trotz seiner schmalen Gestalt eindrucksvoll. „Ich beabsichtige nicht euch zu richten, wie ich es sonst täte. Ich werde mich mit dem Obersten besprechen. Er soll entscheiden, wie es mit euch weiter geht. Harrt hier in diesem Raum aus und verlasst ihn nicht. Solltet ihr es dennoch tun, das schwöre ich euch, wird eine Blutjagd ausgerufen, die zu eurer Vernichtung führt so wahr ich hier stehe.
Lilliana blieb auch weiterhin ruhig sitzend. Überzeugt von sich und dem was sie ihm eben versucht hatte zu erklären, entlockten seine Äußerungen ein nicht sichtbares inneres Seufzen von ihr. "Mathias von Augsburg, Ich danke euch für euer Entgegenkommen. Selbstverständlich werde ich euren Anweisungen wie auch schon zuvor Folge leisten. Es ist keine weitere Drohung nötig." Damit blieb sie sitzen, die Finger ineinander verschränkt, harrend der weiteren Zukunft in Augsburg.
Matthias nickte. „Ja, ich hab euch für eine kluge Frau gehalten. Ich wünsche für euch, Sebastian kommt zu dem gleichen Schluss.“ Mit diesen Worten begab er sich Richtung Tür.

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
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Zuletzt geändert von Alida am So 6. Sep 2015, 12:21, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: So 6. Sep 2015, 07:36 
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Lilliana antwortete auf diese Information nicht weiter, aber sie begann zu ahnen wer gleich eine Entscheidung über ihre weitere Zukunft zu treffen hatte. Aber das der Tremer bereits so weit aufgestiegen war. Interessant.


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 Betreff des Beitrags: Re: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: So 6. Sep 2015, 13:30 
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Liliana war allein und die Zeit verging quälend langsam. Nichts rührte sich. Kein Laut war von draußen zu vernehmen. Es dauerte wohl an die 30 Minuten bis sich die Tür erneut öffnete. Matthias erschien mit zwei Wachmännern, die sich beide rechts und links von der Rose positionierten, beide die Hand am Griff ihrer Schwerter.
Matthias hatte seinen dunklen Mantel abgelegt und sie erkannte nun deutlich die hageren Züge und das blank polierte Kettenhemd.

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Die Geißel gab ihr ein Zeichen sich zu erheben. „Folgt mir. Unser Oberster ist bereit euch zu empfangen. Das, was ich vorhin zu euch sagte, gilt nach wie vor. Vergesst es nicht.“
Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern verließ den Schuldturm mit seiner Gefangenen und den Wachen. Mit raschem ausladendem Schritt bei dem Liliana, da sie kleiner war als die hünenhaften Männer, Schwierigkeiten hatte mitzuhalten und ein Mal gar grob hinterhergezerrt wurde, durchquerte die kleine Gruppe die Stadt. An einem kleinen Fluss blieb Matthias einen kurzen Augenblick stehen. Der Nebel verzog sich und gab den Blick auf eine Brücke und ein dahinter gelegenes festungsartiges Anwesen mit dicken Mauern frei.
Matthias Stimme war nur ein Flüstern. „Unsere Burg.“

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Er kannte seinen Weg anscheinend fast blind, denn keine Fackel erhellte die engen Gassen der Anlage. Der hochgewachsene Mann führte sie über mehrere Treppen, durch Gänge in denen sie sich bücken mussten, über die Brüstung bis er schließlich vor einer mächtigen mit Schnitzarbeiten versehenen Tür zu stehen kam. Er gab den Wachen ein fast unsichtbares Zeichen mit der Hand und sie nahmen Haltung an und verharrten still.
Nach zweimaligem Klopfen trat er ohne auf Antwort zu warten ein. Liliana hörte mehrere Wortfetzen, die sie nicht verstand, dann wurde die Tür aufgehalten. Die Geste war eindeutig: Sie sollte eintreten.

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Vor ihr lag ein weiter Thronsaal, schwach mit Kerzen erhellt, dessen Fenster im hinteren Bereich den Blick auf die Stadt und den Fluss frei gaben. Der Thron selbst war mit edlem rotem Samt bezogen.
Matthias sprach noch einmal in die Dunkelheit. „Bist du sicher, dass ich dich mit ihr allein lassen soll, Sebastian?“
Liliana konnte die Antwort nicht verstehen. Möglicherweise bestand sie aus einer nonverbalen Kommunikation, die ihr aufgrund des Dämmerlichts nicht erkennbar war.
Dann ließ Matthias sie eintreten, ging hinaus und schloss das Tor hinter sich. Liliana war allein mit dem Hexer.
Sie sah sich um und erkannte erst auf den zweiten Blick die hochgewachsene Gestalt, die am Fenster stand, nach draußen blickte und ihr den Rücken zugewandt hatte. Der Mann drehte sich schließlich um und trat näher heran. Es war tatsächlich der Hexer, Sebastian, den sie zum ersten Mal vor wohl gut 17 Jahren in Frankreich kennen gelernt hatte. Als er sie erkannte huschte der Hauch eines Lächelns über seine Züge. Er deutete auf eine Sitzgarnitur, die sich in einer Ecke an der linken Seite befand und nahm selbst in einem Sessel Platz. Erneut wanderte sein Blick nach draußen über die mit roten und schwarzen Steinen gedeckten Dächer Augsburgs. Dann blickte er Liliana mit seinen dunklen Augen an.

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„Liliana von Erzhausen? Mit allem hätte ich gerechnet, als unsere Geißel vor kurzem durch unsere Türen geschritten ist, aber nie damit, dass ihr euch ohne Ankündigung unerlaubt in Augsburg aufhalten möget. Ihr? In Augsburg? Ein solcher Fehler mag einem Küken unterlaufen aber nicht einer Ancilla wie euch!“
Er musterte sie lang und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, machte einem müde wirkenden Ausdruck Platz. „Also: Was ist der eigentliche Grund eures Aufenthalts? Ist es Leif, der euch schickt? Dann sagt ihm, ich habe meine Meinung nicht geändert. Ich kann nicht auch wenn ich mir wünschte ich könnte.“ Er wandte den Blick ab.

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