Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Re: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: So 6. Sep 2015, 20:45 
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Im Thronsaal angekommen ging sie wieder in eine diesmal tiefere Referenz. Hier war sein Reich, das akzeptierte und respektierte Lilliana.
Seiner Aufforderung Folge leisten setzte sie sich ihm leicht versetzt gegenüber und schlug die Beine übereinander. Sie vernahm seine Worte und für einen Moment schien sie irritiert, glättete dann aber ihre Miene wieder und schüttelte deutlich ihren Kopf.

"Es ist immer eine Auslegungssache wie man die Traditionen betrachtet. Wo fängt die Domäne an? Wo fängt die Vorstellung an? Wie kann ich mich vorstellen, wenn ich niemanden kenne?" ihre Fragen waren nicht so betont, als erwarte sie eine Antwort. Dann schnellte sie mit dem Oberkörper nach vorne und senkte die Stimme: "Entweder lebt in dieser Domäne ein gewisser Lux vom Lech oder er trägt ganz offensichtlich das Wappen von Augsburg gerne ganz offen zur Schau. Es ist mir gleich. Aber euch sollte es interessieren, wenn der Name der Stadt Augsburg mit Kindesentführung seitens eines Kainiten in Verbindung gebracht wird. Noch dazu mit der offensichtlichen Verletzung der fünften Tradition in der Domäne meines Erzeugers. Ich möchte das Kind zurückbringen und den Verantwortlichen fragen, was er sich dabei dachte und wieso er sie auserwählte mit ihm zu gehen. Deswegen bin ich in eure Stadt gereist, schnell und ohne eure hoch geschätzte Vorankündigung. Denn mit dieser bestünde die Gefahr, dass er mit dem Kind verschwindet. Ich möchte kein großes Aufheben darum machen, noch lange in dieser Stadt verweilen. Dies ist euer Gebiet, doch obwohl ich mich bemühte bei meinem Eintreffen euch ausfindig zu machen um mich euch ohne große Ankündigung vorzustellen, wie es die fünfte Tradition verlangte, verschwand der erste Kainit, der sich beinah vor aller Augen als solcher zu erkennen gab, in einer dunklen Seitengasse mit Blut am Mund und ohne ein weiteres Wort, während der andere mich mit einem latent, schlechten Schauspiel einzuschüchtern versuchte. Brügge hat euch Sebastian von Augsburg und auch andere unserer Art niemals mit einer derartigen Unfreundlichkeit behandelt. Egal ob ihr mit Vorankündigung oder ohne Ankündigung aufgetaucht seit. Eine gewisse Form der Gastfreundlichkeit gestehe ich sogar Lucien Sabatier zu, der keine Blutjagd als Drohung benutzt. Natürlich könntet ihr nun anführen, dass wir keine Tremer auf dem Gebiet von Brügge dulden, aber das ist eine mehr als bekannte Tatsache und ich muss wohl gerade euch nicht die Geschichte dazu erläutern und als ich nachsichtig und gütig glaubte, dass es eine neue Chance auf der Reise zum Versteck der heiligen Lanze gäbe wieder mit euerem Clan ins Gespräch zu kommen, da zeigtet ihr wiederum, dass unser Misstrauen gegenüber eurem Clan Sebastian nicht ungerechtfertigterweise ist. Und doch sitze ich nun hier, wissend, dass ich in die Stadt gereist bin, in der ich mindestens einen Tremer antreffen werde und versuche es nun erneut. Vielleicht könnte ein wenig Vertrauen ja von unserer beider zukünftigen Nutzen sein Sebastian von Augsburg. Und was Leif Thorson angeht bin ich weder seine Botin noch in seinem Namen unterwegs. Es ist eine Geschichte zwischen euch beiden, deren Einzelheiten mir nicht bekannt sind, doch wie mir scheint möchtet ihr beide sie schnell beenden. So könnte sich die Frage stellen, was ihr benötigt Sebastian von Augsburg. " sie endete und lehnte sich komplett zurück im Sessel. ihre Stimme obwohl sie am Anfang leise war hatte einen starken Unterton in der Betonung und sie richtete sich während des Sprechens auch bald wieder auf und blickte ihn an. (CH+Vortrag gg6: 4 Erfolge)

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Verfasst: So 6. Sep 2015, 20:45 


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 Betreff des Beitrags: Re: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: Di 8. Sep 2015, 10:36 
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Sebastian hörte sich ihren Vortrag, den sie mit der bezauberndsten Stimme derer sie mächtig war vorbrachte, aufmerksam an. Bei ihrer Bemerkung über die Auslegung der Traditionen in der Domäne Brügge verengten sich seine Augen kurz. Er ließ, nachdem sie geendet hatte, einige Zeit verstreichen und dachte über ihre Worte nach. Er überlegte, ob ihre Worte sarkastisch gemeint sein mochten und entschied sich dafür, dass dies am wahrscheinlichsten wäre, was Liliana an seiner Antwort erkannte.
„Ja, Brügge ist eine wunderbare friedliche Domäne in der jeder fröhlich ein und aus marschieren kann. Niemals werden dort diejenigen, die sich für Gerechtigkeit einsetzen ohne Vorankündigung aus dem Hinterhalt attackiert, niemand wird dort als Diablerist verschrien wie ich von einigen freundlichen Kappadozianer und Malkavianern gehört habe, keiner von hinten in zwei Teile gehackt um mittels Erpressung seine Ziele durchzusetzen. Keiner schenkt einem sterblichen Verbündeten den Kuss um ihn eine Sekunde später zu enthaupten, nicht wahr?“

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Er spie die letzten Worte fast aus und sein Ton wurde lauter als würde ihn dieser Umstand persönlich betreffen. Er wartete und fuhr dann wieder ruhig mit dem Hauch eines Lächelns fort. „Ihr seid ein friedliches Völkchen, von allen geachtet, geliebt und respektiert. Ich sollte unbedingt meine nächste Sommerfrische im sonnigen Brügge verbringen, nicht wahr? Vielleicht sollten wir uns auf Tee und Kuchen treffen?“ Seine Lippen verzogen sich zu einem Strich.
„Genug davon. Liliana, ich will ehrlich zu euch sein: Ihr habt die Tradition der Domäne gebrochen und dies erlaubt mir euch noch in dieser Nacht zu vernichten. Zugegebenermaßen: So drastische Maßnahmen werden in Augsburg selten durchgeführt, aber nachdem sich vor einigen Jahren eine Horde unangekündigter Kainiten ungestraft in der Stadt aufgehalten hat und es zur Vernichtung des hiesigen Prinzen und einem Großteil seiner Getreuen kam, setzen wir die Traditionen etwas vehementer durch. Matthias, wie ihr schon gesehen habt, nimmt seine Sache sehr ernst. Kein Kainit in Europa würde die Hand gegen mich oder die Stadt erheben, wenn wir noch in dieser Nacht der Gerechtigkeit Genüge tun würden. Oder euch mit einem kleinen sonnigen Gottesurteil ins Jenseits befördern würden…“
Er ließ die Worte in dem für ihn typischen ruhigen Tonfall im Raum stehen.
„Und ein Großteil meines Clans würde es wohl als Genugtuung ansehen, wenn endlich einer der Brügger Kainiten zur Rechenschaft gezogen würde… Bei einigen würde ich sicher im Ansehen steigen. Verlockende Vorstellung, nicht wahr?“
Er schüttelte leicht den Kopf. „Eure Vernichtung liegt in keinster Weise in meinen Absichten. Unser Clan hat sich in zwei verschiedene Parteien gespalten: die eine wünscht die Vernichtung von eurem kleinen Brügger Zirkel und es gibt wie wir feststellen konnten in Brüssel, Dunquerque, Frankreich, Deutschland, im Osten und vielen anderen Gebieten reichlich Unterstützung für dieses Unterfangen, wie ihr sicher vermuten könnt.“
Er beugte sich näher zu ihr heran. „Auf der anderen Seite befinden sich Hexer, wie meine Wenigkeit oder auch Etrius, die sich dafür aussprechen Zeit verstreichen zu lassen, zu beobachten um irgendwann wieder diplomatische Beziehungen zu euch aufzubauen. Unsere Gründe dafür mögen unterschiedlicher Natur sein.“
Wieder vergingen die Sekunden langsam wie Minuten. „Ich benötige also einen guten Grund euch am Leben zu lassen und ungestraft wieder ziehen zu lassen. Ich hoffe, das versteht ihr?
Was euer Kind, ich gehe mal davon aus, es ist sterblicher Natur? angeht, halte ich mich aus solchen Angelegenheiten heraus. Sollte sich tatsächlich ein Kainit namens Lux in dieser Domäne aufhalten wäre es nicht an mir, ihn zu seinem Handeln zu befragen. Warum sollte ich auch den Willen einer Kainitin, die gerade noch die Traditionen gebrochen hat gegen ein fähiges, treues Mitglied dieser Domäne durchsetzen wollen? Das würde den Zusammenhalt in Augsburg schwächen, was nicht in meinem Sinne stünde und mich einen guten Verbündeten kosten. Wenn ihr ihn anklagen wollt, dass er euren Besitz gestohlen hat, solltet ihr euch an unsren Reichsverweser Hardestadt wenden oder an das Lehen des schwarzen Kreuzes im Allgemeinen.“ Er atmete ein und musterte die erneut mit seinen braunen Augen bevor er fortfuhr. „Ich wüsste auch nicht, was er mit einem sterblichen Kind anfangen wollte. Lux ist nicht gerade ein Menschenfreund und bevorzugt die Einsamkeit wohl fast jeder sterblichen oder kainitschen Gesellschaft.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: Di 8. Sep 2015, 16:43 
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Sie ließ ihn, wie er sie zuvor auch zu Ende reden. Ebenso wie sie war sein Vortrag länger. Öffnete sie beim ersten sarkastischen Part noch überrascht den Mund und zog die Augenbraue überraschend nach oben, schien sie mehr und mehr verärgerter zu wirken, je länger er sprach. Gegen Ende wich die Ärgernis einem gesenkten Blick und in den Augen sah er Traurigkeit und atmete unnötigerweise einmal ein und aus. Sie wusste selbst, dass sie untot war, aber es klärte die Gedanken und Gefühle und gab ihr die Ruhe nach außen zurück.

Dann begann sie wieder zu sprechen, feste in der Betonung aber nicht anklagend.

"Wie euren, so entgeht auch meinen Augen so manche Dinge, die sich in unserer jeweiligen Stadt abspielen. Ich kann diese Dinge, sofern eure Aufzählungen über sie der Wahrheit entsprechen oder nur entsprechende Beispiele sind nicht rückgängig machen. Die Auferstehung der Toten vermag nur der heilige Vater zu vollziehen, aber gleichzeitig predigt er auch wir sollen vergeben unseren Sündern, so wie er auch uns unsere Sünden vergibt Sebastian von Augsburg. Und ich sage bewusst vergeben nicht vergessen. Deswegen hört auf mich zu verspotten, denn von allen Brüggern Kainiten ist meine Person noch diejenige, welche euch keinen Tod oder Verderben gewünscht hat, sondern nur Ruhe um die Wunden verheilen zu lassen."
sie lehnte sich wieder mit dem Oberkörper leicht nach vorne ihm zugeneigt
"Wie ich es euch bereits sagte, kann ich euch das Angebot machen, da wo bislang viel Misstrauen herrscht ein Funken, ein Körnchen des Vertrauens setzen, auf das es wächst und gedeiht und wie es bereits sagte, bin ich hier. Ich möchte kein Aufheben machen, keinen Schauprozess oder zu den Rittern des Schwarzen Kreuzes gehen, ihr aber solltet euch trotzdem selbst Fragen, ob ein Kainit wirklich fähig und treu ist in euren Augen, wenn er auf der einen Seite die Einsamkeit sucht und auf der anderen Seite fast protzig das Wappen zur Schau trägt, als ob er es darauf anlegt der Stadt, eurer Stadt zu schaden. Wie ihr seht..." sie zeigte an sich herunter "trage ich keine solchen Insignien und schmücke mich damit. Er war in einer privaten Mission unterwegs, ebenso wie ich es jetzt bin. Mein Anliegen ist es nur die Kleine dort herauszubringen und ihn zu fragen, woher er sie kannte. Sie ist kein Mitglied der kainitischen Gesellschaft, noch hat sie jemals zuvor ihn gesehen, bis er extra in die Domäne meines Erzeugers gereist ist und ihr sagte er würde auf sie warten. Mit keinem Wort wünschte ich mir gleich seinen Tod. Es gibt aber soviele Fragen."
sie stand auf dem Sessel auf und ging zwei Schritte zur Seite, ihre Hände waren am Rücken ineinander verschlungen und sie senkte sittsam den Kopf.
"Die Traditionen sind wichtig und ich verstehe nun, dass ihr nach dem erlebten hier in Augsburg sensibilisiert auf in euren Augen begangenen Verstöße reagiert. Bitte bedenkt dabei aber folgendes: Wenn ihr diesen Weg wählt, dann befindet ihr euch in absehbarer Zukunft in derselben Situation wie wir in Brügge nachdem wir den Bann ausgesprochen haben und uns bei anderen Städen als furchtbare Partner entwickelt haben. Gleichzeitig verschließt ihr die Augen vor dem was in der Stadt passiert, was bei den einzelnen Mitgliedern passiert Sebastian."
Lilliana machte eine weitere Pause und atmete weiter ruhig ein und aus und ließ das gesagte erstmal so stehen. Sie sah dabei leicht von ihm weg und ihre Miene war traurig, wie auch der Blick ihrer Augen, bis sie sich wieder festigte.
"Genug davon, ich kann Marie nicht zurückholen und ihre Zukunft" sie schloss die Augen und den Mund , dann sprach sie weiter, aber es fehlte ein Teilstück des Satzes "wenn ich zu Staub zerfallen bin. Was ist eure Antwort Sebastian von Augsburg? Achtet ihr die Etikette so sehr, dass euch die Hände gebunden wurden?"

Der Blick mit dem sie ihn ansah, hatte nichts abschätziges in sich, sondern war fest und fordernd.


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 Betreff des Beitrags: Re: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: Do 10. Sep 2015, 17:20 
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Sebastian hatte ihr aufmerksam zugehört und dabei die Hände nachdenklich vor dem Kinn gefaltet. Wieder schüttelte er den Kopf, wie um einen ungeliebten Gedanken zu vertreiben.
„Ihr wollt eine Unterredung mit Lux… und ich als derzeitiger Vertreter der Stadt und… „ein kurzes Schmunzeln zierte seine Züge. „… immer wieder mal treues Mitglied meines Clans muss dafür Sorge tragen, dass der Schein gewahrt wird.
Ich mache Euch folgenden Vorschlag, Liliana: Ihr könnt morgen Abend hochoffiziell die Mitglieder der Stadt um Verzeigung bitten, da ihr die Tradition gebrochen habt und um ein offizielles Aufenthaltsrecht ersuchen. Ich für meinen Teil trage dafür Sorge, dass jeder Bewohner dieser Stadt verpflichtend dazu zu erscheinen hat und werde Lux nicht eher aus diesen Mauern gehen lassen bis er sich auf eine Unterredung mit euch eingelassen hat.“
Er sah sie fragend an.

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 Betreff des Beitrags: Re: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: Mo 14. Sep 2015, 16:22 
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Zeit verging, und das bedächtige Sausen des Windes an den Burgfenstern waren für einen Augenblick das einzige Geräusch, ehe Lilliana sich räusperte.

"Ich sehe eure Bemühungen, stets darauf bedacht den Schein zu wahren und für manch andere meines Clanes oder meines Standes wäre eurer Vorschlag eine schlimmere Bestrafung, als ein glühendes Eisen zu schlucken..."

sie schüttelte den Kopf und ein zaghaftes, bezauberndes Lächeln zierte ihr Gesicht. "Ich bin wohl schon zu lange in Brügge ansässig gewesen, um darin noch zu sehr Anstoß zu nehmen. Daher nehme ich euren Vorschlag an, Sebastian von Augsburg und werde mich morgen in aller Form dafür entschuldigen die Traditionen eurer Stadt gebrochen zu haben und um das Wort der Aufnahme bitten. Ich hoffe nur, dass mir dieses dann auch gewährt wird und sich nicht morgen ein Spektakel daraus ereignet.

Sie blickte ihn feste an und reichte ihm dann vorsichtig die Hand.


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 Betreff des Beitrags: Re: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: Mi 16. Sep 2015, 15:49 
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Er betrachtete ihre langen eleganten Finger einen Augenblick bevor er danach griff. „Ihr reicht einem Tremere die Hand?“ Sein Schmunzeln hatte fast etwas Jungenhaftes. „Ein Zeichen von Unvorsicht? Oder doch von Vertrauen? Von Mut?“
Er erhob sich und streckte ihr dann ohne Zögern erneut die Hand entgegen um ihr aufzuhelfen. „Ich werde schauen, was sich tun lässt.“ Er sah erneut hinaus über die Dächer der Stadt, die man schemenhaft durch den Nebel erkannte. „Werdet ihr euch selbst heute Nacht eine Zuflucht suchen? Falls ja, seid euch gewiss, dass der zuverlässige, pflichtbewusste Matthias euch unter strenge Beobachtung stellen lassen wird. Was eurer Ruhe jedoch keinen Abbruch tun sollte… schließlich mag die Bewachung auch eurem Schutz dienen“
Er drehte sich zu ihr um. „Wenn ihr wollt, könnt ihr auch mir folgen.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: Sa 19. Sep 2015, 18:38 
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Sein jungenhaftes Schmunzeln wurde von einem ehrlichen, breiten Lächeln ihrerseits begegnet. „Für manches Vertrauen benötigt es eine gewisse Form von Mut und Glauben, Sebastian.“ Sie ließ sich von ihm danach auch ohne weiteres Aufheben aufhelfen und dachte kurz über sein Angebot nach, ehe Lilliana mit dem Kopf nickte.
„Ich würde mich geehrt fühlen, allerdings würde Mathias von Augsburg nicht Verdacht schöpfen, wenn ihr euch zu gut um mich kümmert?“ Lilliana trat an seine Seite, ließ aber einen gewissen respektablen Abstand zwischen sich und Sebastian.
Seine Augen verengten sich fragend. War Ironie oder Zweideutigkeit in ihren Worten?
„Aber nicht doch, Liliana. Hier in Augsburg kümmern wir uns um unsere Gäste, so wie es sich gehört. Das morgen ist eine reine Formsache, das weiß Matthias genauso gut wie ich. Dennoch ist es seine Aufgabe unseren Standpunkt klar zu machen, zu zeigen, dass wir uns von der Außenwelt nicht alles bieten lassen. Und ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann.“ Er schmunzelte.

Er ließ Liliana kurz warten, schritt vor die Tür um ein paar Worte mit der Geißel der Stadt zu wechseln. Dann kehrte er zu ihr zurück und führte sie durch einen Seitenausgang aus dem großen Thronsaal. Er ging durch so viele Gänge, Räume und Zimmer, dass sie schließlich den Überblick verlor. Er musste nach Norden gewandert sein. Das war ihr bewusst. Sebastian schwieg dabei und nur der Laut ihrer Schritt auf Stein, Holz und weichem Teppich begleitete die Bewegungen. Der Hexer öffnete schließlich am Ende eines Flures einen Geheimgang. Wie er das anstellte war der Brüggerin nicht bewusst, aber plötzlich erschien ein dunkles Loch vor ihr in der Wand.
Drinnen war es feucht, modrig und stickig. Sebastian nahm eine der Fackeln von der Wand
„Verzeiht die Unzulänglichkeiten und passt auf euer Gewand auf. Egal wie oft man hier säubern lässt. Der Schimmel erobert sich sofort sein Reich zurück.“
Schließlich gelangten sie ans Ende des Tunnels. Liliana merkte, dass ich Kleid trotz ihrer Bemühungen schmutzig geworden war. Es wäre zwar für die alltäglichen Verrichtungen in den Gassen der Stadt tauglich, nicht jedoch für einen offiziellen Anlass.

Sie kamen in einem Keller heraus, den Sebastian schnell verließ und über eine enge Treppe nach oben stieg. Er reichte ihr die Hand damit sie auf den steilen Stufen nicht stolperte. Sie befanden sich in einem kleinen Flur und Liliana wurde bewusst, dass es sich um ein Wohnhaus handeln musste.
„Wollt ihr euch zunächst frisch machen oder mir etwas Gesellschaft leisten bis die Dämmerung herein bricht?
Die Reise hinab und hinauf ging ohne weitere Kommentare seitens Lilliana. Sie konzentrierte sich darauf nicht zu stolpern oder sich zu verletzen. Die Wände waren das ein ums andere Mal dicht an ihr dran. „Wenn ich mich beginne frisch zu machen, ist die Dämmerung des neuen Tages eingebrochen und dann bliebe uns beiden keine Zeit mehr.“ Einer Erinnerung folgend fuhr sie fort. „oder zumindest mir bliebe keine Zeit mehr, ehe mich der ewige Schlaf des Tages fort trägt.“ Ihre Augen sahen an sich herunter, während ihre Hand parallel begann die erkannten Flecken leicht auszuklopfen. Schon bald ließ sie es sein, da es nicht wirklich von Erfolg gekrönt war. „Würdet ihr mich auch so zu einem Gespräch zulassen?“ sie drehte sich ein wenig nach links und rechts und kam dann aber wieder in der Ausgangsposition zum Stehen. „Ich sehe wahrhaft nicht wie eine Dame, zudem noch wie eine Adlige aus.“
„Weder Adel noch edle Kleidung führen in Augsburg zu Ansehen und Einfluss. Außer vielleicht bei unserem allzeits beliebten Ventrue Orsinius.“ Er grinste breit. Ein Scherz, den wohl nur er und die Bürger Augsburgs verstehen mochten. „Ich werde euch für morgen etwas Passendes heraus legen lassen, wenn das für euch in Ordnung ist.“
Sebastian öffnete eine Tür und ließ sie zuerst eintreten.

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Der Raum war spartanisch eingerichtet. Ein großes Feuer brannte in einiger Entfernung im Kamin vor dem ein paar Hunde schliefen. Eines der großen Tiere kam auf Sebastian zugetrottet, ließ sich kurz von dem hageren Mann übers Fell streichen und verschwand dann wieder zum Rest seines Rudels. Sebastian beachtete die lange Tafel zu ihrer Linken nicht weiter sondern deutete nach Rechts zu einer Sitzgruppe, die mit weichem Stoff bezogen war. Er wartete bis sich Liliana gesetzt hatte, ging dann zum Ende des Raumes, schloss einen Schrank auf und kam mit einer Karaffe und zwei Gläsern zurück. Er schenkte das dunkle Getränk in die Gefäße und reichte sie seinem Gast damit sie eines wählen konnte.
„Ihr braucht keine Tricks zu befürchten. Wenn ich so etwas vorhätte, konnte ich euch wahrscheinlich auf andere Weise dazu gewinnen. Ihr habt mein Wort.“
Einen Moment war sie versucht etwas auf seine Worte zu erwidern, beherrschte sich aber und nahm dankbar eines der angebotenen Gläser und würde mit ihm sachte anstoßen, bevor sie aus dem Glas das Blut kostete. Es schmeckte köstlich und sie nahm einen weiteren Schluck, ehe sie das Glas auf dem kleinen Beitisch abstellte und dann den Raum in seiner Gänze betrachtete. „Ich nehme an wir befinden uns nicht in einem Gildehaus…? Dies scheint mir eher ein Haus zu sein, dass euch gehört Sebastian. Aber wo sind eure Farben? Eure Wärme?“
„Wovon sprecht ihr?“
"Ich spreche von dem, was euch ausmacht. Ein Haus ist in gewisser Art und Weise eine Visitenkarte. Nur seid ihr nicht spartanisch. Eure Hunde...?" sie stellte die Frage in den Raum und deutete auf mit einer offenen Hand auf das Rudel "sie sind ein Teil und geben hier Leben hinein. Sind es denn eure?"
Sebastian begann zu lachen. „Wollt ihr mich als neuen Kunden für eure Farben und Stoffe gewinnen?“ Er schüttelte den Kopf. „Wer geht davon aus, das ich nicht spartanisch wäre? Und die Hunde? Ja, wenn ihr so wollt sind das wohl meine. Aber ich habe mir angewöhnt mein Herz nicht zu sehr an das Lebende zu hängen. Es ist so vergänglich und der Verlust schmerzt mitunter…“ Die Worte waren leicht dahin gesagt, aber Liliana erkannte den Sarkasmus dahinter. Er beugte sich ein wenig zu ihr. „Und ihr? Ihr habt euer Herz an ein sterbliches Kind gehängt?“
Lilliana nahm beinahe andächtig das Glas wieder vom Tisch und trank einen weiteren Schluck, ehe sie fortfuhr und ihn dabei direkt ansah: „Ihr habt getrauert, so wie wir alle um manche Menschen, um manche Freunde trauern. Vergesst dabei aber nicht die glücklichen Momente, welche euch beschert wurden und hängt nicht an den traurigen Momenten. Irgendwann wird auch unser Unleben einst enden, wenn Gott bestimmt hat, dass es Zeit auch für uns ist. Dann Sebastian, dann werdet ihr sie wiedersehen.“ Ohne Hinzusehen, stellte sie das Glas ab und ihr Blick glitt über das Feuer, von dem aber in dieser Entfernung keine Gefahr für sie ausging. „Ich bin sicher, ihr durftet schon so manches Geheimnis erfahren, aber in diesem Fall muss ich euch enttäuschen. Mein Herz hängt an vielem und bietet Platz für viele. So ist das Mädchen ein Teil davon, genau wie Brügge und seine Bewohner ein Teil davon einnehmen.“ Ohne Vorwarnung drehte sich ihr Kopf wieder in seine Richtung: abschätzend, mitfühlend, etwas lag in ihrem Blick. „eure Last der Verantwortung Sebastian. Sie mag sehr hoch sein, genau wie euer Einsatz. Sagt mir, was ist die Quelle eurer Kraft? Wem habt ihr dies geschworen, dieses falsche Spiel zu spielen, um damit Personen zu schützen, die ihr leicht verraten hättet können, um eure Macht zu steigern? Jeden Tag Sebasstian, sich dieser Gefahr aussetzend?“ sie hatte Mühe seine Emotionen zu lesen, die Dunkelheit des Raumes zeigte nur wenig
Bei ihrer Ausführung zu Trauer und den glücklichen Momenten hörte sie ein verächtliches Schnauben. Er öffnete kurz den Mund um zu einer wohl heftigen Bemerkung anzusetzen, schloss ihn dann jedoch wieder und trank stattdessen einen Schluck. „Wir alle haben unsere Geheimnisse, Liliana. Da habt ihr Recht.“ Er lächelte leicht. „. Schätzt mich nicht falsch ein. Ich bin ein treuer Diener meines Clans, unterstütze, handle, mache, wann immer ich es für richtig halte alles für den Clan. In den Momenten in denen dies nicht der Fall ist… nun ja… Natürlich geht jeder ansonsten noch seinen eigenen Angelegenheiten nach. Ihr fragt nach meinem Antrieb? Eine interessante Frage, die noch nie jemand gestellt hat…“ Er überlegte einige Sekunden. „Mitgefühl, Reue, Schuld, Liebe, Vergeltung, Stolz, Rache.“ Das Lächeln auf seinen Zügen nahm einen zweideutigen Zug an. Wartete auf ihre Reaktion auf sein Geständnis. „Und ihr?“
„Wann immer ich es für richtig halte.“ Sie wiederholte einem leiseren Echo gleich einen Teil seiner Rede. „Ich bin bisher nicht soweit informiert über euren Clan. Ihr bergt viele Geheimnisse, aber eines Sebastian, weiß ich. Euer Clan duldet keine Individualisten. Alle haben einer Linie zu folgen. Deswegen stecht ihr auch hervor. Bislang zum Guten.“ Sie ließ weitere Sekunden verstreichen. „In dieser Aufzählung eurer Antriebe…es sticht keiner für euch hervor, den ihr als euren stärksten Antrieb bezeichnet? Vergeltung und Rache sind keine Antriebe sondern nur dunkle Pfade, die weiteres Leid verursachen. Reue und Schuld…?“ sie hob eine Augenbraue nach oben und sah ihn fragend an. „Es wiederholt sich die Frage nach einem Schwur“ Lilliana sah von ihm weg. „Ich habe weder geschworen noch will ich Rache nehmen. Mein Antrieb ist mein Mitgefühl für die Menschen dieser Welt. Darin bin ich meinem Erzeuger ähnlich.“
Wieder sah er sie fragend an. Ihre Wortwahl schien es nicht einfacher für ihn zu machen ihr zu antworten, da er zunächst den Sinn der Worte erfassen musste. Wieder zierte das leichte Lächeln seine Lippen.
„Ich habe meinem Clan Treue geschworen. Sonst niemandem. Und diese Treue halte ich. Wie ich dies tue ist Auslegungssache. Aber sofern es in meiner Macht steht versuche ich unser Einfluss und Ansehen zu steigern. Alle anderen, denen ich einst einen Schwur geleistet habe sind Asche…“ Er schüttelte den Kopf um das Thema zu wechseln. „Mitgefühl als einziger Antrieb?“ Er zuckte mit den Schultern, wusste darauf nur wenig zu sagen, dass eine Konversation weiter gebracht hätte. „Was hat euch nach Brügge geführt, Liliana? Hier in Deutschland ist eure Heimat, hier eure Wurzeln. Hier hört ihr den vertrauten Klang eurer Muttersprache, die Lieder, die ihr noch in eurer Kindheit vernommen habt…“
Seine Antwort brachte sie erneut dazu fragend ihre rechte Augenbraue hochzuziehen und zwei Finger ihrer rechten Hand unter ihr Kinn zu legen. Aber sie ging nicht mehr weiter darauf ein, sondern entspannte sich wieder im Gesicht und trank einen weiteren Schluck Blut. „Eine lange, lange Reise führte mich am Ende nach Brügge. Es stimmt zwar, dass meine Wurzeln in einem anderen Land dieser Welt liegen, aber…“ sie schüttelte den Kopf „am Ende können wir uns das Ziel der Reise nicht aussuchen, sondern nur mit unseren Augen die Wunder sehen. Wie sieht es in dieser Hinsicht bei euch aus Sebastian? Ist Augsburg das Ziel euer Reise?“
Er nahm einen weiteren Schluck. „Von welchen Wundern sprecht ihr?“
Lilliana schloss die Augen einen Moment und schüttelte erneut sachte den Kopf. „ Ich bedaure Sebastian, aber ein jeder sieht ein Wunder anders.“ Sie sah ihn wieder direkt an. „Ihr habt mir noch nicht meine Frage beantwortet.“ Es lag kein Vorwurf in der Stimme, sie wies ihn lediglich darauf hin.
Er lächelte sie an. „Und ihr mir meine auch noch nicht. Welche Wunder?“
Erneut ein Kopfschütteln ihrerseits. „Wenn euch gestattet wird Brügge zu betreten und ihr eine Zeit unter der Gesellschaft der dortigen Kainiten verbracht habt, dann Sebastian, dann werden wir uns womöglich noch einmal über dieses Thema unterhalten.“ Sie schloss den Mund. Abwartend, das Thema für beendet erklärt. Er war nun an der Reihe.
Er begann laut und schallend zu lachend. „Liliana? Wisst ihr, was passiert, wenn ich mich ohne besondere Vorkehrungen zu treffen, die mir ein gewisser Kainit nach wie vor, vielleicht zu recht, verübeln mag, in Brügge einfinden würde? Was würde dann wohl geschehen? Wenn ich über die schöne hohe Stadtmauer, die, welch Wunder! dank rechtzeitiger Verstärkung im Krieg, noch steht, schlendern würde??? Wenn ich über die Brücke zum Anwesen der Van de Burse gehen würde um dort an die Tür zu klopfen? Ich an einem der Geheimgänge zur Kanalisation entlang ginge? Ich im Hospital bei Leif um etwas Medizin für einen kranken Ghul bitten würde? Das einzige Wunder, das ich, wenn eure Worte von vorhin in Gottes Ohr Gehör finden mögen, noch sehen würde, wäre das himmlische Licht oder in meinem Fall wohl eher das brennende Fegefeuer. Lassen wir das mit Wundern für heute Nacht. Ich sehe es als Wunder an, dass ihr euch in dieser Stadt eingefunden habt und euch bereit erklärt habt mein Gast zu sein.“ Er hatte sich beruhigt, erhob sich und reichte ihr die Hand. „Es ist schon spät und morgen steht uns einiges bevor.“ Er sah sie mit seinen dunklen Augen an. „Ich weiß nicht mehr wo mein Ziel sein mag. Ich hatte eines, aber mich haben Zweifel befallen ob es das Richtige ist. Ich hatte meinen Weg klar vor Augen, nun weiß ich nicht mehr welche Richtung ich einschlagen werde. Aber wie sagte dereinst, lange bevor unser Herr auf Erden wandelte ein Philosoph im fernen Osten: Der Weg ist das Ziel. Vielleicht mag er recht haben.“
Er trat zur Tür. „ich werde euch zu eurem Zimmer bringen. Habt ihr noch einen Wunsch?
Sie ließ ihn lachen, sie ließ ihn grübeln ohne ihrerseits ein Wort dazuzugeben. Wieder hatte er sie nicht verstanden, dachte sich Lilliana und wieder vernahm sie etwas, dass sich anfühlte, wie ein Dorn, der tief in ihm steckte. Sie nahm feste seine Hand, teils auch um ihm Kraft zu geben und ließ sich von ihm führen, hinaus aus dem großen Raum und hin zu ihrer für die heutige Nacht gegebenen Schlafstätte in der sie ihre Sachen neu ordnete und aus dem Packsack etwas frischeres für den kommenden Tag zurecht legte. Seine Frage würde sie mit einem klaren aber leisen „Nein.“ beantworten, ihm im Anschluss aber noch eine geruhsame Nacht wünschen. Morgen war der Tag der Antworten.

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 Betreff des Beitrags: Re: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: So 20. Sep 2015, 09:45 
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Als Liliana am nächsten Tag erwachte hatte man ihr bereits ein neues Gewand hingelegt, das ungefähr ihre Größe hatte. Ein schüchternes schweigendes Dienstmädchen, das etwas verloren wirkte half ihr beim Ankleiden. Als Lilliana schließlich angemessen gekleidet war, erklärte das junge Ding: „Herr Matthias wartet unten auf euch, Herrin. Er wird euch diesen Abend geleiten.“ Dann verbeugte sie sich und führte die Adelige nach unten.

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Der hagere Ritter wirkte genauso düster wie noch am Abend zuvor und seine Augen musterten sie misstrauisch. Nichtsdestotrotz deutete er eine Verbeugung an und schob sein Schwert in die Scheide. Er wechselte ein paar belanglose Floskeln wie es die Etikette gebot und führte sie dann durch die Straßen der Stadt zur Festung von Augsburg. Wieder wurde sie in den Thronsaal geführt, der diesmal gefüllt mit Frauen und Männern jeglichen Alters war. Wohl an die zwei Dutzend Kainiten standen in einer langen Reihe links und rechts vor dem Thron neben dem sie den ganz in schwarz gekleideten Hexer erkannte und ließen eine wohl drei Meter breite Gasse für sie frei. Liliana bemerkte den seltsamen Mann, der gestern mit blutverschmiertem Gesicht in den dunklen Gassen gelauert hatte als sie an ihm vorbei schritt. Offensichtlich hatte er sich zumindest den Mund abgewischt, auch wenn der Rest seiner Erscheinung sich nicht wirklich von der gestrigen unterschied.
Matthias hielt direkt vor dem leeren Thron an, nickte ihr kaum merklich zu und positionierte sich dann zu dessen linken.
Sebastian forderte sie mit einer knappen Handbewegung auf sich neben sie zu stellen. Sein Gesicht verriet keine Regung ihr gegenüber, einer ausdruckslosen Maske gleich.
Dann wandte er sich an die Bürger von Augsburg und begann mit fester, gut vernehmbarer Stimme zu sprechen.
„Kainiten von Augsburg! Ich habe euch alle, wohl etwas überraschend, heute zusammen kommen lassen; manch einer musste verfrüht seinen ihm wohlvergönnten Schlaf unterbrechen, manch einer die geliebte Jagd. Ich hoffe, ihr seht mir dies nach?“
Liliana erkannte leichtes Nicken und wohlwollende Blicke bei den Zuhörern.
„Ich danke euch für euer Kommen, denn in dieser Nacht geht es um das Wohl von Augsburg, unserer Stadt und um das Schicksal dieser Kainitin: Liliana von Erzhausen, Bürgerin von Brügge im Herzogtum Flandern, Ancilla der Toreador.
Sie betrat gestern ohne vorherige Ankündigung unsere Stadt und verstieß damit gegen die Tradition der Domäne.
Liliana von Erzhausen gilt sowohl im Lehen des Schwarzen Kreuzes als auch an den Höfen der Liebe als geachtete, unbescholtene Kainitin und ihr alle wisst mit welcher Nachlässigkeit die Traditionen mitunter in anderen Städten gehandhabt werden. Auch wenn man ihr vielleicht Acht- und Respektlosigkeit vorwerfen möchte, vergesst nicht, dass nicht jede Domäne ihre Rechte so vehement durchzusetzen pflegt wie wir.
Und warum tun wir das? Das Wissen sitzt uns allen im Gedächtnis als wäre es erst wenige Tage her: weil wir achtlos waren! Weil wir Fremde in die Stadt ließen, die sich vor unseren Augen bewegten. Die schließlich versuchten die Herrschaft über Augsburg an sich zu bringen in dem sie einen Großteil der Kainiten töteten.“
Mit ausladender Geste deutete er auf den leeren Thron, senkte den Blick, schwieg, und Liliana erkannte, dass die Anwesenden es ihm gleich taten. Dann hob er erneut an.
„Liliana von Erzhausen ist nicht von solcher Art. Ihre Absichten sind ehrenhaft. Gleich nach ihrer Ankunft versuchte sie Kontakt zu uns aufzunehmen und sie leistete keinen Widerstand als man sie abführte.“ Er wartete einige Sekunden, sah seine Mitbürger an. Laut und klar war seine Stimme auch im letzten Winkel des Saales zu vernehmen.
„Uns geht es darum nie wieder achtlos zu sein! Uns geht es um die Sicherheit unserer Stadt, um unsere Sicherheit, um Ansehen und Respekt! Kein einziger Kainit, der nachts unter dem Licht der Sterne wandelt soll die Stadt Augsburg als leichte Beute einschätzen. Und zu guter Letzt geht es um Verantwortung: unsere Verantwortung alles in unsere Macht stehende zu tun um unsere Stadt, ihre sterblichen Bewohner und uns zu schützen. Werte, die auch unsere Besucherin hoch schätzt. Und genau aus diesem Grund möchte sie sich heute vor euch zu dem von mir Vorgebrachten äußern. Es liegt an Euch allen, euch selbst ein Urteil zu bilden!“ Er trat wieder zurück.

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


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 Betreff des Beitrags: Re: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: Mo 21. Sep 2015, 13:40 
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Dankbar ließ sie sich von dem schüchtern wirkenden Mädchen in das frische, schlichte Kleid helfen, legte aber zusätzlich aus einer ihrer Packtaschen ein kleines in Brügge geschmiedetes Amulett, dass die Form einer Rose besaß und aus Silber bestand. Die wenigen Worte mit Mathias, die sie wechselte, handelten über Tarbas. Lilliana wollte wissen, wie es ihm ergeht und er erklärte, dass er sich informieren werde, dann führte er sie auch schon hinein.

Bild

Das Durchschreiten der Gasse an der Seite von Mathias erledigte sie ohne großes Aufheben. Sie zeigte sich von ihrer guten Seite, lächelte ehrlich, zeigte ansonsten aber keine weiteren Auffälligkeiten. Ein normaler Durchgang, nichts schlechtes, aber auch nicht herausstechend. (CH+Ausdruck gg6: 2 Erfolge). Es könnte auch daran liegen, dass sie vorsichtig nach der einen Person und ihrem Platz unter den Kainiten Ausschau hielt, weswegen sie in diese Stadt gekommen war. Auf Grund der Beschreibung ihres Erzeugers ein leichtes für ihr geübtes Auge sich sicher zu sein, dass von den anwesenden Kainiten 8 Kandidaten in Frage kamen, wobei 3 in die engere Auswahl kamen, da sie lange braune Haare aufwiesen (WH+Auf gg6: 5 Erfolge). Ihr Blick blieb jedoch nicht länger als auf den anderen Anwesenden, aber sie merkte sich die Äußerlichkeiten und ihre Plätze in der Gasse
Die kurzen, einführenden Worte von Sebastian nahm sie leicht geschmeichelt zur Kenntnis. Das erste Mal, wie sie sich erinnerte, dass sie jemand Ancilla nannte. Sie selbst legte keinen Wert auf diese Titel, wusste aber, das es in anderen Städten anders gehandhabt wurde. Woher Sebastian aber Kenntnis von den Höfen der Liebe hatte, dass entzog sich ihrem Wissenstand. Sein Rücktritt gab ihr das Signal einen kleinen Schritt nach vorne zu treten. Nun war es Zeit den offiziellen Teil zu beginnen:

„Werte Kainiten der Stadt Augsburg… sie hielt inne und Maß ob sie die Aufmerksamkeit aller Leute hatte, erst dann fuhr Lilliana fort. Ihre Stimme unterstützte und untermalte dabei ihre Wortwahl. Sie war weder provozierend noch einschmeichelnd. Ihr Blick, den sie immer wieder über die Anwesenden gleiten ließ, war freundlich und warm. „Auch ich möchte mich zunächst dafür entschuldigen euch alle zu dieser Stunde in die Hallen eurer Stadt geholt zu haben. Gleichzeitig bedaure ich den Verlust eures hochgeschätzten Prinzen zusammen mit seinen vielen Gefolgsleuten in eurer Stadt. Eine tiefe Wunde, die einst geöffnet wurde, wird immer eine Narbe auf der Seele hinterlassen.“ Ihr Blick wanderte zusammen mit einer ehrlich betroffen Miene zum leeren Thron und wieder zurück zu den Anwesenden. „Ich verstehe daher vollkommen, dass ihr unangekündigten Fremden in eurer Stadt kein Vertrauen schenkt und so eine Fremde ist meine Person. Es stimmt, ich habe eure Tradition, wie ihr sie hier in Augsburg ausgerufen habt, gebrochen, denn kein Brief und kein Bote erreichte eure Stadt vor meiner Person, um euch um das Recht der Aufnahme zu bitten. Daher kann ich mich nur bei euch Kainiten der Stadt Augsburg für diesen Umstand und die daraus resultierenden Folgen entschuldigen und euch nun offiziell darum bitten, was mir in der Eile versagt blieb.“ Ihr Kopf drehte sich kurz zu Sebastian von Augsburg, verharrte dort wenige Sekunden ehe sie ihn wieder drehte und abermals die anwesenden Kainiten in ihr Blickfeld nahm. „Ich, Lilliana von Erzhausen, Ancilla der Toreador, bitte euch, die die ihr hier Mitglieder der Stadt Augsburg seid, um Vergebung für meinen Fehler und das offizielle Recht der Aufnahme in eurer Stadt für die Dauer meines Aufenthaltes.“ Sie senkte den Blick und neigte um wenige Nuancen ihren Kopf nach vorne, ehe sie wieder ihre Ausgangshaltung einnahm, harrend der ersten Reaktionen der anwesenden Kainiten (CH+Vortrag gg6: 6 Erfolge) , die sie mit geübten Blicken aufnahm, wobei sie hier den Fokus auf die zuvor engere Auswahl an Kanidaten für den Namen Lux vom Lech legte. (CH+Emph gg6: 5 Erfolge).


Zuletzt geändert von Lilliana am Mi 23. Sep 2015, 11:14, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Schatten und Licht (Lilliana)
BeitragVerfasst: Mo 21. Sep 2015, 19:56 
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Die Menge stand schweigend da, schien den Atem anzuhalten. Sebastian trat einen Schritt näher an die Zuhörer heran. „Es liegt an euch, Bürger von Augsburg. Nehmt ihr die Entschuldigung dieser Kainitin an und lasst sie bleiben so lange ihr Aufenthalt dauern mag? Oder verweist ihr sie in dieser Nacht aus unseren Toren?“
Er verharrte eine lange Zeit bevor er erneut zu sprechen begann. „Diejenigen, die bereit sind Lilliana von Erzhausen ein Aufenthaltsrecht zu gewähren sollen nach rechts an meine Seite des Thrones treten. Diejenigen, die sich für einen Verweis aus Augsburg aussprechen treten ann die Seite von Matthias, links des Thrones.“
Er sah die Geißel von Augsburg kurz fragend an und der andere antwortete mit einem kurzen Nicken.
Dann begannen sich die Kainiten der Stadt zu positionieren. Liliana konnte dreizehn Leute rechts und dreizehn Leute links des Thrones ausmachen. Sebastian ließ dem Treiben Zeit, betrachtete die Mienen der Bürger, nickte dem ein oder anderen zu wenn er Position bezogen hatte. „Unentschieden…“ murmelte eine Frau in einem enganliegenden blauen Kleid.
Dann trat Matthias hervor und schritt mit breiten Schritten neben den Hexer an die rechte Seite. Er verschränkte die Hände vor der Brust.

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„So ist es denn entschieden: Liliana von Erzhausen mag bleiben.“ Sebastians Stimme tönte bis zum Ende des Saales. Die Kainiten begannen erst leise, dann lauter miteinander zu tuscheln und die blonde Adelige konnte hören, dass man miteinander austauschte, wie in Zukunft vorzugehen sei, ob die Verteidigung von Augsburg ausreichend ausgebaut sei, wer als nächster Prinz der Stadt in Frage käme. Der braunhaarige Hexer ließ sie miteinander reden und wandte dem Pulk den Rücken zu. Er zog Liliana sanft am Arm zur Seite etwas abseits der Kainiten, die schon längst wieder das Interesse an der Toreador verloren zu haben schienen.
Er lächelte leicht. „Ich darf Euch gratulieren: Ihr habt euer Aufenthaltsrecht. Und Glückwunsch zu eurer gelungenen Rede.“

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