Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Pro Salute Omnium - Zum Wohle Aller
BeitragVerfasst: Do 9. Apr 2015, 09:54 
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[Hallo liebe Leute - hier eine kleine Sammlung von Geschichten die ein wenig den Hintergrund der NSC's von Leif ausführen. Das ganze spielt zeitlich zwar nach der Belagerung von Brügge, aber die Stories können angepasst werden falls es noch zu unangenehmen Wendungen kommt. Da sich einige Teile der Geschichten auch auf die generelle Beschreibung der Charaktere im Post: beziehen, können Details ohne diese Zusatzinformationen vielleicht ein wenig verwirrend sein. Deshalb empfehle ich diesen Post vorher zu lesen. Übrigens hält der Epilog eine meiner Meinung nach gelungene Überraschung bereit und genau deswegen lohnt es sich trotz das es manchmal vielleicht ein wenig sehr persönlichen oder gefühlsbetonten Ansatzes an dieser Story dran zubleiben. :) ;)]
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Prolog

Leif & Catherina

14.04.1213

Leif wartete im Garten des kleinen Hauses in einem der neu aufgebauten Viertel Brügges. Die Belagerung war überstanden und man lebte ähnlich wie die sich langsam aber sicher neu bildende Mittelschicht der Stadt. Catherina war zusammen mit ihrem Mann Balduin und dem gemeinsamen Sohn hierhergezogen nachdem man beschlossen hatte sich wieder hier niederzulassen. Ihr neues Heim lag direkt neben dem Haus das inzwischen auch Leif mit seinem Ghul sowie seinen kainitischen Nachkommen und Brunhild bewohnte und beide teilten sich ein kleinen Hof in dem Heil-, Würz- und Küchenkräuter wuchsen. Die Nachtluft war geschwängert von den verschiedensten Aromen und irgendwo sangen leise ein paar Vögel. Die Dunkelheit war friedlich aber Leif wusste, dass diese Stille gleich von Kirchenglocken durchbrochen werden würde. Dann passierte es auch schon. Das Geräusch von Metall auf Metall das den Himmel Durchschnitt und das Ende der Mitternachtsmesse ankündigte. Die Stadt beging das Osterfest, die Wiederauferstehung ihres Christus und ließen zumindest akustisch alle daran teilhaben. Die Kelten glaubten, dass die Kirchenglocken wirkliche Macht hatten, indem der Klang ihres kalten Eisens die Magie aus dem Land tilgte. Leif glaubte nicht so recht an diese Erklärung sondern sah im Klang der Glocken ehr ein Symbol des sich unaufhaltsam verbreitenden Christentums. Also ehr eine Folge als eine Ursache denn die Entscheidung welchem Gott oder welchen Göttern man folgen wollte traf man immer noch selbst.

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Er schüttelte nur kurz mit dem Kopf - heute Nacht war nicht der Zeitpunkt für solch tiefgreifende Gedanken und außerdem waren die Kirchgänger bald von der Messe zurück und der Abend war auch noch nicht vorbei. In diesen Moment flog auch schon die Hintertür auf und ein blondes neunjähriges Energiebündel stürzte sich auf Leif. Karl begann sofort zu plappern und ließ dem Nordmann keine Chance dem Wortschwall zu entkommen. "Leif die Messe war großartig! Es waren, Priester, Mönche und Nonnen da. Schwester Hildegard hat so schön gesungen und mir versprochen nächste Woche das wiederaufgebaute Kloster zu besuchen. Und schau was ich von Papas Familie geschenkt bekommen habe!" Der Junge griff sich an die Brust und reckte etwas in die Luft. Leif konnte dann ein filigranes Kreuz aus Silber sehen, dass sich um den Hals dem Jungen legte. Das Schmuckstück war meisterlich gearbeitet und mochte gut und gerne ein kleines Vermögen gekostet haben. Der Junge plapperte weiter aber Leif hörte nicht mehr zu und nickte nur. Die Messe musste ihm ausgesprochen gut gefallen haben, denn eigentlich neigte Karl nicht zu solchen Gefühlsausbrüchen. Er war ehr ein zurückhaltender Junge, der alles beobachtet bevor er dann eine wohlüberlegte Meinung kundtat. Schließlich merkte Leif, dass Karl an seinem Mantel zog. "Leif, Leif, Leif!" Der Junge sprach erst weiter als er wieder davon überzeugt war die volle Aufmerksamkeit seines Ahnen zu haben. "Ich weiß du magst die Kirche nicht besonders, aber du solltest mal mitkommen! Wie können zusammen gehen und ich bringe dir vorher die Gebete bei die du können musst. Oder hast du Angst, dass du sie dir nicht merken kannst?" Der Junge grinste triumphierend. Oh eine Herausforderung. ‚Na warte‘ dachte sich Leif, ‚dass würde er gleich zurücknekommen‘. Und als er schon zur Antwort ansetzen wollte mischte sich laut lachend Carherina ein.

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"Schluss damit du kleiner Banause! Geh und hilf lieber Brunhild, sie wird schon auf dich warten. Husch!" Der Junge gehorchte seiner Mutter, denn er liebte sie abgöttisch. Leif grinste Catherina an und bedankte sich still mit einem Lächeln. Beide hatten eine Art der nonverbalen Kommunikation entwickelt die den Kräften des Auspex in nichts nachstand. Leif blickte seine Verwandte an. Catherine war auch mit beinahe 30 noch immer eine wunderschöne Frau dachte er sich und beobachtet sie nur wie sie halb abgelehnt in dem Türrahmen stand. Sie trug ihre feinste Kleidung für die Kirche sowie eine bestickte Haube aus der sich ein paar Haarsträhnen gelöst hatten. Sie kam zu ihm rüber und lehnte sich an ihn. Dann begann sie zu sprechen. "Es war schön heute in der Kirche. Ich habe wirklich das Gefühl langsam akzeptiert zu werden. Weißt du ich hätte es nie gedacht aber ich bin wirklich glücklich. Ich brauche all die Aufregung nicht mehr. Sicher ich möchte meine Vergangenheit auch nicht verändern und die Reisen quer durch Europa mit dir im letzten Jahrzehnt würde ich um nichts in der Welt missen wollen, aber im Moment bin ich sehr glücklich darüber wie sich alles gefügt hat." Leif nickte nur und Strich ihr über das Haar nur um mit dem Ring den er trug an den dicken Kastanienbraunen Locken hängen zu bleiben und ihr ein überraschtes 'Aua' zu entlocken. "Entschuldigung" sagte Leif sanft und betrachtete den Ring an seiner Hand.

Es war ein Geschenk von Karl "Dem Guten" an ihn gewesen. Für all die Jahre der treuen Dienste und eines seiner wertvollsten Besitztümer. Dann seufzte ehr. "Ich weiß was du meinst mein Kind. Aber manchmal ist es gar nicht so einfach die Vergangenheit einfach zur Seite zu schieben." Die Stimme des Salubri war schwer aber er wurde plötzlich von einer heftigen Umarmung aus seinen Gedanken gerissen. "Ich weiß und ich bin sehr dankbar dass du es damals nicht getan hast, als du dich auf die Suche nach mir begeben hast. Danke, dass du mir all das ermöglicht hast Faðir." Leif schluckte denn manchmal wenn sie beide einen vertrauen Moment hatten, nutzte sie das Wort für Vater aus Leifs alter Muttersprache um ihre Gefühle für den Untoten auszudrücken.

"Ich danke dir auch meine liebste Catherina. Dafür, dass du mich an die schönen Dinge erinnerst die meiner Existenz erst Sinn geben. Aber nun genug. Komm mit rüber, ich glaube Brunhild hat bereits alles vorbereitet und wir werden gleich anfangen." Die öffentliche zur Schaustellung von Gefühlen war nicht Leifs Stärke aber er schnappte sich seien Nachfahrin mit einer flüssigen Bewegung, drückte sie kurz an sich und führte seine Ururururenkelin dann in das warm erleuchtete Haus, indem die Stimmen sich in Lachen und Unterhaltung vermischten.

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Verfasst: Do 9. Apr 2015, 09:54 


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BeitragVerfasst: Do 9. Apr 2015, 10:33 
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Kapitel I

Leif & Brunhild

14.04.1213

Ostern ist ein christliches Fest und wird nicht immer am gleichen Tag gefeiert sondern am ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn. Solche natürlichen Zyklen wohnte eine besondere Kraft inne das wussten auch die Christen und daher war es kein Zufall, dass durch die gleiche Kalkulation ein heiliger Feiertag in Leifs und Brunhilds altem Glauben ebenso auf dieses Datum fiel. Es war ein heiliger Tag des Freyr, Gott der Fruchtbarkeit und heute Nacht wurde das Met angesetzt und eingesegnet, welches dann zur Sommersonnenwende getrunken und den Göttern Asgards geopfert wurde. Leif trat mit Catherina in das Haus und nahm mit Wohlwollen den Geruch von Kräutern und Honig in der warmen Stube war. Brunhild hatte wirklich schon alles vorbereitet und die Zeremonie würde in kurzer Zeit losgehen können. Leif schaute sich um und sah seine beiden kainitischen Nachkommen in einer Ecke an einem Webstuhl sitzen währen John mit Brunhild an einem Tisch saß und Catherina gerade Balduin und Karl am Feuer anschloss. Was für eine glückliche Familie dachte sich Leif. Noch vor ein paar Jahren hätte er ein solches Bild weder für möglich ich begehrenswert gehalten, aber das Schicksal hatte manchmal eine ganz eigene Vorstellung davon wie die Dinge zu sein hatten. Leif kümmerte sich selbst um ein paar letzte Details indem er Kräuter wusch und den Honig aus dem Waben in große Tontöpfe fließen lies. "Hast du schon wieder meine Statuetten versteckt Karl?" Hörte er plötzlich Brunhild durch den Raum rufen und es folgte auch prompt die Antwort. "Nein Brunhild natürlich nicht." Der Junge grinste breit, denn er war gerade in einem Alter wo er seine Grenzen mit aller Frechheit austeste. Aber Brunhild konnte sehr gut mit Kindern umgehen und lachte deshalb nur und drohte ihm ehr halbherzig mit erhobenem Zeigefinger. Leif ging schließlich in die Küche um in ein Geheimfach zu greifen. Von der holte er seine eigene Statue des Gottes Freyr heraus die man an dem riesigen Phallus erkannte der die Fruchtbarkeit des Gottes symbolisierte. Damit ging er zu Brunhild.

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"Hier nimm die hier. Ich wollte eh vorschlagen das wir diese nehmen. Ich habe sie selbst geschnitzt damals in Uppsala bevor der alte Tempel zerstört wurde. Außerdem hatte ich schon lange keine Gelegenheit sie zu benutzen." Leif lächelte als er der blonden Frau die Statue aushändigte. Sie sah diese an und fuhr mit sanften Bewegungen über die geschnitzten Gesichtszüge. "Asbjörn." Sagte sie schlicht. "Leif hielf mir mal draußen am Brunnen, denn wir brauchen noch frisches Wasser." Sie gingen hinaus und zogen das Wasser mit einem Eimer an die Oberfläche. Dann sprach die blonde Frau mit ihrer kraftvollen und schönen Stimme. "Weißt du eigentlich wie wir dich immer gefunden haben?" Die Frage war bloß rhetorischer Natur, denn sie beantwortete sie auch gleich danach selbst. "Cecilie war die erste von uns. Sie hatte die Fähigkeit die Zukunft zu zeichnen, im Detail und nach Willen. Sie war wahrhaft mächtig und von Odin und Frigga selbst gesegnet. Am Anfang haben sie dich so gefunden, indem sie deine Aufenthaltsorte aus den Zeichnungen rekonstruierten und so deine Fährte aufnahmen. Als Cecilie aber von uns ging verloren wir auch die Fähigkeit dich zu finden." Brunhild schaute hinauf zum Vollmond und sprach dann weiter. "Dann kam den Kindern von Vidarr ein Gedanke und man untersuchte die Dinge ein Asbjörn gehört hatten als er ein Kind war. Man fand auch was man suchte, denn du hast ihm genau solche Götterfiguren geschnitzt. Dabei hast du dich geschnitten. Mehrfach sogar. So ist dein Blut in sie eingegangen und wir hatten endlich ein Band durch das unsere Seher dich finden konnten. Außer...außer wenn du dich in Brügge aufhältst was allerdings ein Geheimnis für sich selbst ist." Sie schwieg schließlich und schaute Leif mit ihren klaren blauen Augen an. Deiser nickte nur, er erinnerte sich an die Statuen, ein Geschenk an Asbjörn zu seinem 12. Geburtstag und dachte über Brunhilds Worte nach.

"Aber diese Dinge gehören in die eine andere Zeit. Meine Familie, unsere Familie lebt in der Vergangenheit und lässt sich von Hass und Unfrieden treiben und zerstören. Vielleicht nicht gleich vielleicht auch nicht in 100 Jahren aber dieses Schicksal ist unausweichlich. Aber das alles ist nicht deine Schuld sondern unsere eigene, so viel habe ich inzwischen erkannt und die anderen müssen das auch. Stell dir vor was die Kinder von Vidarr erreichen könnten wenn sie ihre Kräfte und Ressource für den Bau einer besseren Zukunft nutzten würden, anstelle davon Geistern der Vergangenheit nachzujagen?" Sie seufzte tief. Leif nutze die Gelegenheit um selbst etwas zu sagen, etwas das ihm schon lange auf der Seele brannte. „Ich weiß, dass du nicht ewig hierbleiben wirst. Früher oder später musst du zu den deinen zurückkehren, so viel habe ich bereits verstanden meine liebe Brunhild. Sei dir aber versichert, dass du immer einen Platz an meiner Seite haben wirst, egal was auch passieren mag.“ Leif nickte kurz wie um seinen Worte abzusegnen und nahm dann einen der Eimer, der mit frischem Quellwasser gefüllt war. Auch Brunhild nickte nur und fügte dann noch hinzu. „Weißt du Leif wer hätte gedacht, dass wir einmal hier zusammen stehen und den Freyrtag zusammen begehen, die Nornen wissen wahrlich das Schicksal auf verschlungen Wegen zu weben. Aber es zeigt auch, dass es unsere Taten sind die uns ausmachen nicht die Worte anderer.“ Sie lächelte und man konnte ihre weißen und ebenmäßigen Zähne sehen. "Lass uns anfangen es wird Zeit." sagte sie schließlich.

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Die beiden Nordländern gingen zurück ins Haus und bereiteten die letzten Handgriffe für die Zeremonie vor. Die Statue des Freys wurde in die Mitte des Tisches gestellt, während man 3 große Tontöpfe die mit Honig gefüllt waren darum aufstellte. In diese goss Brunhild das Wasser und legte Blätter und Kräuter um das Gebilde um danach Kerzen anzuzünden. Diese hatte sie selbst aus den Wabenresten gegossen und sie verströmten nun neben ihrer wohligen Wärme, einen süßen Duft im Zimmer. Dann versammelten sich alle um den Tisch in einem Kreis. Das war schon immer der Unterschied zur Kirche des gekreuzigten Gottes. Gottesdienste waren hier keine großen Schauspiele sondern private Angelegenheiten zwischen den Göttern und den Menschen. Das war natürlich auch ein Glücksfall denn so konnte man seinen Zeremonien nachgehen ohne von den Christen gleich der Götzenanbetung verdächtig zu werden, auch wenn man natürlich wie immer vorsichtig sein musste. Dann begann Brunhild zu singen in einer Sprache die bereits in Vergessenheit geriet und erfüllte das Haus mit der sanften Melodie die vom Gehen des Winters und dem Kommen des Frühlings berichtete. Zum Schluss sprach sie ein Gebet, dass Leif parallel übersetzte, damit alle Anwesenden die Worte verstanden.

Freys Frieden - Fundament im Leben!
Lasst uns alle nach ihm streben,
Denn von allen Göttergaben
Ist die beste, ihn zu haben.

Hat man ihn, soll man ihn wahren,
Daß er wachse mit den Jahren;
Frieden teilen wir mit andern,
So kann er auch weiterwandern.

Ruh und Frieden in der Halle,
Davon profitieren wir alle;
Drum sich jeder täglich Mühe,
Daß er wachse und erblühe.


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Leif war von Anfang an sehr überrascht von der tiefen Spiritualität Brunhilds gewesen und als er den wahren Glauben an die alten Götter erkannte, die sie anbetete wurde ihm einmal mehr bewusst wie froh er war, dass dieses talentierte Frau im alten Glauben und einer toleranteren Gesellschaft erzogen wurde als sie heute normalerweise üblich war. Man hatte sie in der Waffenkunst, der Religion und im Gesang ausgebildet und ihr sogar die Möglichkeit gegeben in bestimmten Grenzen ihre eigene Herrin zu sein. Was passierte mit christlichen Frauen die ähnliches Potential zeigten? Nun normalerweise wurden sie in ein Kloster geschickt um dort als Nonnen zu vertrocknen. Schließlich bemerkte er das Brunhild zum Ende gekommen war, was ihn kurz überraschte denn es fehlten bei dem Gebet an Freyr noch zwei Strophen. Hatten die Menschen bereits so viel von der alten Religion vergessen? Ein Hauch von Traurigkeit durchwehte Leif. Dieser entschloss sich jedoch die Initiative zu ergreifen und begann in seiner alten Muttersprache zu rezitieren, dieselben Worte die er damals im großen Tempel gelernt hatte. Brunhild schien kurz verwirrt, übersetzte dann aber anstelle von Leif.

In der Hand trägt Frey das Geweih,
Lässt alles sprießen im Mai.
Sein Schwert hat er dafür gegeben,
Wählte nicht Kampf, sondern das Leben.

Das Geweih gleicht des Baumes Blatt,
Jedes Jahr, im Herbst, wirft er es ab.
Sprießt im Frühjahr mit neuer Kraft;
Erfüllt von Freys Lebenssaft.


Die Segnungen waren gesprochen, doch das Fest selbst hatte gerade erst begonnen, denn nun begann der gemütliche Teil. Bei Honigkuchen, gebacken aus dem gleichen Honig den man auch für den Met verwendete, würde man Geschichten erzählen und bis zum Morgengrauen wachen um die Tontöpfe dann in einem Keller zur Ruhe zu betten, bis man sie am Mittsommer wieder hervorholte um damit das Fest zu begehen. Schließlich schloss sich Leif der Runde an und erzählte die Geschichte wie er damals Eisland, Grünland und Vinland bereiste auch wenn er sich nicht sicher war ob sie ihm wirklich Glauben schenkten, aber das spielte eigentlich auch keine Rolle denn er genoss einfach den kurzen Moment des Friedens so lange er ihm vergönnt war.

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BeitragVerfasst: Mo 13. Apr 2015, 21:34 
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Kapitel II

Leif & Charlotte

15.04.1213

Leif war gerade erwacht und dachte an Charlotte. Sie hatte sich wieder gut in ihrer alten Heimat Brügge eingelebt und auf die Tarnung die sich Leif für sein jüngstes Kind überlegt hatte war der Salubri besonders stolz. Es handelte sich dabei nämlich um die einer Ventrue. Ihre überraschende Entwicklung der Disziplin Beherrschung hatte letztendlich dazu Ausschlag gegeben. Darüber hinaus hatten sie nach der Zerstörung Konstantinopels auch noch als letztes Detail für die perfekte Irreführung in der Form einer hieb- und stichfesten Blutlinie hinzugefügt. Charlotte war nun in der Lage diese von ihrem falschen Erzeuger, bis hin zum Vorsintflutlichen der Ventrue selbst, Veddharta herunterzubeten. Das Beste aber war, dass alle besagten Ventrue ihrer Tarnung vernichtet wurden und der Schutz somit fast perfekt war. Carminus zumindest hatte sie bereits erfolgreich hinters Licht geführt.

Aber trotz dieses Umstandes war sie noch immer eine Salubri und Leif oblag es als ihrem Erzeuger ihr alle Dinge beizubringen, die sie wissen musste. Er hatte ein Vorhaben für heute aber zuerst setzte er sich eine Weile zu Charlotte an den Webstuhl wo er sie wie so häufig wieder vorgefunden hatte. Sie arbeitete an einem goldenen und blauen Stoff, der mit der Geduld eines Kainiten und jahrzehntelanger Erfahrung gewebt wurde. Ihre alten Finger waren zum Ende ihres sterblichen Lebens nicht mehr geschickt genug gewesen diese fein-motorischen Arbeiten auszuführen aber der Kuss gab ihr ihre alte Fähigkeiten zurück. Seit dieser Zeit ging sie ihrem alten Hobby wieder mit alter Inbrunst nach, was auch half für das wenige aufzukommen was sie sich leisten mussten. Schließlich sprach Leif sein Kind an. "Bist du bereit Charlotte? Wir müssen uns auf den Weg machen wenn wir rechtzeitig ankommen wollen." Sie seufzte nur und gab ihm einen 'Ich glaube zwar nicht wirklich daran aber bringen wir es hinter uns' Blick zu und erhob sich. Im Gegensatz zu sonst trug sie nicht die elegante und verzierte Kleidung die sie normalerweise bevorzugte sondern die einfachen Gewänder einer ältlichen Dienerin und ähnelte damit heute sehr ihrem Erzeuger der auf ähnliche Weise gekleidet war.

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Beide verließen ihre Zuflucht und gingen auf die Straße in Richtung des Händlerviertels. Die Glocken klangen auch heute Nacht laut, denn heute wurde Ostermontag gefeiert. Der Höhepunkt des christlichen Festes an dem ihr gekreuzigter Gott von den Toten auferstanden sein soll - oder sein Sohn, Leif wusste es manchmal nicht so genau, denn er brachte diese Dinge oft durcheinander. Charlotte schien auch an das Fest zu denken und begann zu sprechen. Ihre Stimme war angenehm und kräftig, so wie dunkler Samt. "Die Welt hat sich verändert weil ein einfacher Mann von den Toten auferstanden ist. Wir Kainiten tun das mit jedem neuen Individuum, dass wir in unsere Reihen aufnehmen. Wäre es nicht die größte Ironie der Geschichte, wenn wir letztendlich der Grund dafür sind, dass ER der uns verflucht hat dadurch diese uneingeschränkte Verehrung genießt? Was wäre wenn Jesus in Wirklichkeit ein Kainit war – zumindest nach seiner ‚Auferstehung‘?" Leif schaute sie nur an und zuckte irgendwie mit den Schultern. Fragen die so weit in die christliche Metaphysik gingen waren außerhalb seines Verständnisses aber es ging auch nicht darum Antworten zu finden sondern ehr darum Fragen zu formulieren und auszusprechen die sein Kind quälten. „Früher haben Mathilde und ich das Osterfest immer zusammen verbracht, aber jetzt ist es einfach besser sie nicht mehr zu sehen. Ich wünschte ich könnte mit ihr über solche Dinge diskutieren.“

Leif wusste, dass sein Kind in einer Art Krise bezüglich ihres Glaubens steckte. Charlotte war immer eine ergeben Christin gewesen aber als sie damals sah wie im Jahre 1204 Christ gegen Christ kämpfte während um sie herum Konstantinopel brannte hatte sie diese Grausamkeit nachhaltig erschüttert und auch ihr Vertrauen zum gekreuzigten Gott. Sie wurde durch den Verlust dieser Konstante in ihrem Leben zynischer, wandte sich dadurch aber auch vermehrt Dingen wie der Heilung von Geist und Körper zu und begann die Welt immer mehr außerhalb der weiß-schwarzen Schablone zu sehen die sonst die Welt erklärten.

Die beiden Salubri erreichten schließlich ihr Ziel und Leif führte sie zu einem nicht abgeschlossen Seiteneingang, in das herrschaftliche Haus. Leif fragte kurz: „Dir macht es nichts aus was die Leute denken wenn wir durch den Dienereingang gehen? Charlotte murmelte nur. "Leif wenn ich je anfange mich darum zu scheren was irgendwer von mir denkt, dann werde ich früh morgens auf das Dach unseres Hauses steigen und mich selber pflocken." Einer ihrer typisch trockenen Witze wie Leif feststellte und lächelte auch ein wenig. Da war er, der Verwalter des Hauses und auch ihre Eintrittskarte. Der Mann war treu wie ein Hund und es hatte den Nordmann einige Zeit gekostet seine Schwachstelle zu finden und diese war am Ende so einfach wie effektiv zu nutzen. Er hatte eine Tochter, die schwer krank war und Leif bot ihm einen Tausch an. Sofortige Genesung gegen Zugang zum Haus und zur Person seiner Herrin für ein Gespräch. Nicht mehr und nicht weniger. Der Mann hatte zugestimmt ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. Die Stimme des Mannes war sehr angenehmen und er nickte Leif zu. "Ich kündige euch jetzt an. Ihr könnt in 10 Herzschlägen nachkommen." Er verließ den Raum. "Wie gut, dass wir nicht so ungebildet sind wie er dachte und deshalb auch über andere Wege der Zeitabschätzung verfügen. Herzschläge sind wahrlich nicht das worauf wir uns verlassen sollten." Charlotte lachte trocken und ebenso Leif.

Schließlich betraten beide Kainiten die Stube und wurden ohne, dass man ihnen viel Beachtung schenkte als zwei neue Diener vorgestellt. Der Raum war warm und einladend eingerichtet, auch wenn eine gewisse Staubschicht und geringe Unordnung darauf hinwies, dass nicht viele Leute herkamen. Leif machte sich ganz den Diener mimend daran Staub zu wischen und hielt sich im Hintergrund, denn dies war nicht seine Aufgabe. Im Raum selbst war eine ältere, blonde Frau, deren immer noch volles Haar von grauen Strähnen durchzogen war. Sie war wohl nie eine Schönheit, aber auch nicht hässlich. Leider war ihr Gesicht von Gram gezeichnet und hatte dabei deutliche Spuren hinterlassen. Leif kannte die Frau, sie war die freie Bürgerin Sigrid Helsing und hatte zusammen mit ihrem Mann einen Weinhandel in der Stadt aufgebaut. Leider hatten ihr ein Schicksalsschlag und die Unfähigkeit damit umzugehen zugesetzt. Das war eine wahre Schande, denn die ältere Frau war nicht nur eine respektierte und ob ihrer Ehrlichkeit gerühmte Bürgerin der Stadt, sondern auch eine äußerst wohlwollende.

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Leif tauchte schließlich wieder im Kreis der beiden Frauen auf und hörte leise dem Gespräch zu, dass diese miteinander führten. „Meine Dame. Ich hoffe ich übertrete meine Kompetenzen nicht aber kann ich euch helfen? Bedrückt euch etwas?“ Charlotte hatte Tee eingeschenkt und blieb in respektvollem Abstand stehen. Nur Leif konnte an der leicht anders nuancierten Stimme seines Kindes erkennen, wie schwer es ihr fiel diese Rolle zu spielen, aber sie tat es gut. „Habt dank doch die Dinge sind wie sie sind. Zu viel ist geschehen.“ Die Frau schien irgendwann einfach aufgegeben zu haben und Leif wusste auch warum. Vor Jahren hatte ihr Mann sie mit einer Prostituierten betrogen und wurden dabei von ihr erwischt. Dieser Umstand verletzte ihr Vertrauen schwer und auch wenn der Schmerz inzwischen geheilt wurde, war die seelische Wunde doch nie richtig zusammengewachsen und über die Jahre geeitert und vernarbt. Aus der fröhlichen Frau wurde eine gebrochene und Leif und Charlotte waren heute hier um diesen Umstand zu ändern, denn die Heilung wie Salubri sie verstanden betraf nicht nur den Körper, sondern auch Geist und Seele. Ihr Mann war vor zwei Wochen gestorben und leider hatten sich beide Eheleute nie ausgesprochen. Aber jetzt war es an der Zeit zu handeln. Charlotte wusste auch die Umstände auch und hakte schließlich ein.

„Wisst es sind nicht die Dinge die wir sagen oder die wir denken die am Ende eine Rolle spielen, sondern lediglich die Dinge die wir tun. Das macht uns aus, unsere Entscheidungen und die Taten. Wir verschwenden zu viel Zeit damit über die Dinge zu trauern, die vielleicht hätten sein können.“ Die Worte kamen aus tiefem Herzen und hatten eine Tür aufgestoßen. Leise Tränen rollten über die Wange der sterblichen Frau und Charlotte wusste das sie jetzt der richtige Zeitpunkt war. Sie suchte den Blick der Frau und begann ihre mystischen Blutskräfte wirken zu lassen, nicht um ihren Willen zu brechen sondern ihn behutsam ein wenig zurecht zu formen. Dann sprach Sie. „Sigrid Hauser. Die letzten 14 Jahre deines Lebens liegen hinter dir. Du lässt die Vergangenheit ruhen. Du hast deinen Mann mit einer Dirne erwischt, aber das passierte nicht vor so langer Zeit, sondern erst vor drei Wochen. Du hast ihn dabei erwischt aber du hast dich dazu entschieden ihm zu verzeihen da er sonst immer ein guter Mann war. Leider ist er bereits kurz danach verstorben. Du trauerst noch immer aber du weißt auch, dass du den Lebensmut deines Mannes ehren willst und wirst nach der Trauerzeit deine Tore wieder öffnen um Familie und Freunde zu empfangen. So wie du es deinem Mann auf dem Todesbett versprochen hast.“ Leif beobachtete fasziniert, wie Charlotte die Erinnerungen der Frau neu formte. Sie hatten diese Version abgesprochen und irgendwie erinnerte Leif der Prozess immer an einen Heileingriff den er gelegentlich selbst durchführte. Denn immer dann wenn Knochen falsch zusammengewachsen waren, war es eine Option diese erneut zu brechen damit sie dann wieder ordentlich heilen konnten auch wenn das allem Anschein nach bereits geschehen war.

Die Augen von Sigrid Hauser waren weit entfernt und sie nickte nur. Charlotte ging wirklich geschickt vor, denn sie veränderte nur die zeitliche Einordnung ihrer Erinnerungen aber nicht den wirklichen Inhalt denn sie hatte ihrem Mann bereits verziehen, nur leider war dieser zu diesem Zeitpunkt bereits gestorben. Durch diesen Umstand würden die Erinnerungen sich noch besser in ihren Geist einfügen. Leif nickte seinem Kind zu. Sie hatten ihren Teil getan und konnten gehen. Der Rest würde sich zeigen. Auf dem gleichen Weg wie sie gekommen waren, verließen beide das Haus wieder und traten in die kühle Nachtluft. Leif war was ein Lob anging nüchtern wie immer, aber sie hatte es sich wahrlich verdient. „Ich bin sehr stolz auf dich Charlotte. Dein Vorgehen und Verhalten war überaus einfühlsam, ich bin mir sicher, dass du Frau Hauser ein paar wundervolle letzte Jahre geschenkt hast.“ Der trockener Kommentar den Leif erwartet hatte, blieb zu seiner vollen Überraschung aber aus und sein Kind schaute nur nachdenklich drein. „Weißt du was Leif? Mir ist hier eine Sache klar geworden. Es sind wirklich unsere Taten. Nicht unsere Worte und Gedanken die uns definieren. Ich werde mir nie verzeihen, wenn ich Mathilde nicht besuche. Sie ist bereits sehr schwach und verlässt Flussfall nicht mehr. Ich muss mich von meiner Schwester verabschieden auch wenn ich nicht will, denn sonst habe ich die Ewigkeit mir diese Dinge vorzuwerfen.“ Leif nickte nur. „Du weiß ich vertraue dir uneingeschränkt. Du hast meine Erlaubnis zu gehen und zu bleiben wie lange du willst, auch wenn wir beide wissen, dass du meiner Zustimmung nicht bedarfst.“ Der Nordmann legte eine Hand auf die ältliche Hand von Charlotte und lächelte nur. „Ich lasse dich alleine, du wirst nachdenken wollen.“ Leif ließ Charlotte hinter sich und grinste selbstzufrieden vor sich hin. Jetzt und erst jetzt war diese Lektion abgeschlossen. Mit beschwingtem Schritt ging er in Richtung einer Taverne, er hatte schon lange nicht mehr getanzt und heute verspürte er das Bedürfnis danach.

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Zuletzt geändert von Leif am Di 14. Apr 2015, 18:59, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Di 14. Apr 2015, 12:33 
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Kapitel III

Leif & Maria

16.04.1213

Eine neue Nacht brach an und diese war bereits für Leifs anderes Kind Maria reserviert. Sie war bereits wach, was keine Überraschung war, da ihre höhere Menschlichkeit sie früher vom Tagesschlaf erwachen ließ. Es war auf eine gewisse Art und Weise sehr interessant dacht sich Leif, während er sich frische Kleidung überstreifte und sich die schulterlangen Haare zu einer Kurzhaarfrisur schnitt, wie er es gelegentlich tat. Seine beiden Kinder waren in vielen Dingen gegensätzlich, sehr offensichtlich zum Beispiel in Erscheinung und Selbstbewusstsein, aber auch in Alter und Wissen. Maria war bereits über 80 Jahre ein Vampir und wusste eigentlich alles über den untoten Zustand, während Charlotte gerade mal 12 Jahre eine Kainitin war. Aber wo letztere eben Wissen und Führung brauchte, war Maria von etwas ganz anderem abhängig. Nämlich Liebe, Vertrauen und Schutz. Leif war sich oft unsicher, ob er diese Funktion wirklich erfüllen konnte. Er war nicht mehr der gleiche Mann wie noch vor einigen Jahren, aber er wusste auch, dass er eine Verantwortung gegenüber seinem Kind hatte und wollte den seinen ein besserer Erzeuger sein als Achmet es für ihn war. Der Gedanke an den Träumer ließ Leif kurz zusammenzucken. Sie hatten sich in den brennenden Ruinen Konstantinopels wiedergesehen und Leif wollte es dort zu einem Ende bringen. Aber er hatte sich dann aus vielen Gründen anders entschieden. Der Salubri schüttelte den Kopf, das war eine Geschichte für einen anderen Zeitpunkt und außerdem wollte er die dunklen Gedanken an das Jahr 1204 insgesamt vertreiben. Leif lächelte, nun gut in diesem Jahr war ja nicht alles schlecht gewesen, denn es gab auch Momente großer Freude, wie zum Beispiel die Geburt von Karl und das Wiedersehen mit Brunhild.

Der Nordmann hatte sich schließlich fertig angezogen und ging auf den Dachboden, denn dorthin zog sich Maria immer zurück um nachzudenken während sie über die Dächer der Stadt blickte. Leif trat ein und sah sie an dem Fenster sitzen, es war sehr kalt in diesem Raum, in dem die Fenster nur mit Stoffen verhangen waren, aber an solchen Einflüssen störte sich ein Kainit ja nicht. „Maria?“ Leif ging auf sein Kind zu und setzte sich auf eine Truhe in der sie alte Krempel lagerten, direkt neben die junge und wunderschöne Frau. Sie begrüßte ihn mit einem wunderschönen Lächeln und manchmal war Leif verwundert, dass sie dieses nicht verloren hatte, nach allem was ihr passiert war. „Brügge ist wunderschön und so ruhig. Es gefällt mir hier wirklich gut.“ Maria zog die Vorhänge ein bisschen weiter zurück, sodass man den Duft der abendlichen Stadt wahrnehmen konnte. Es war nebelig und Leif vermutete, dass bald Frost kommen würde. „Ich freue mich, dass es dir gefällt. Aber ich denke es wird auch Zeit, dass du beginnst die Stadt für dich selber zu erkunden und ein Teil von ihr zu werden. Die Zeit dafür ist reif und du bist hier sicher. Ich verspreche dir das ich auf dich aufpassen werde.“ Sie lächelte und nickte. „Ich hole nur meinen Mantel.“ Sie verließ den Dachboden mit flinken Bewegungen und ließ ihren Erzeuger zurück. Leif blieb mit schwerem Herzen zurück, er machte sich noch immer Vorwürfe am Schicksal des Mädchens beteiligt gewesen zu sein. Vielleicht hätte er sie damals nach ihrer Verwandlung mitnehmen sollen, aber es wirkte damals mehr als gefährlich zu zweit zu reisen. Er seufzte schließlich, denn diese Dinge lagen in der Vergangenheit und die Gegenwart war bereits kompliziert genug. Er würde in naher Zukunft einmal mit Liliana reden müssen, denn die Tarnung die er für Maria aufgebaut hatte, war die einer Toreador und vielleicht würde Liliana ihr ja Geschwindigkeit oder Präsenz beibringen und ein wenig mehr über ihren Clan erzählen, denn die Tarnung von Maria war bei weitem noch nicht so ausgefeilt wie die von Charlotte. Er war aber guter Hoffnung, dass sie sich einigen konnten, schließlich war Liliana bei Marias Verwandlung damals dabei gewesen und hatte ihm sogar Blut gegeben um die Verwandlung durchführen zu können.

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Die beiden Kainiten verließen die Straßen und sahen aus wie gut gekleidete Bürger der sich neu bildenden Mittelschicht. Sie gingen langsam und ohne Hast durch die Straßen während Leif seinem Kind verborgene Ecken und Orte der Stadt zeigte, die er zum ersten Mal vor inzwischen über 150 Jahren besucht hatte. Seitdem wurde aus dem kleinen Weiler mit seinen Kanälen eine große und beeindruckende Stadt, die immer wieder eine wichtige Rolle in Leifs Existenz gespielt hatte. Tatsächlich war diese Stadt einer der wenigen Orte an dem er je echten Frieden gefunden hatte, wenn auch nur für kurze Zeit schließlich haben ihn hier weder die Kinder von Vidarr, noch andere Reste seiner Vergangenheit jemals finden können. Der Salubri war inzwischen sogar fast überzeugt davon, dass dies kein Zufall war. Er hatt nämlich eine Theorie und zwar, dass Alida einen übernatürlichen Einfluss auf die Stadt ausübte ob sie es wusste oder nicht. Die Zeit im Osten und die Impressionen von Dragas Land zeigten Leif, dass die Tzimisce wahrlich mit dem Land verbunden sind, dass sie als ihre Heimat betrachten. Diese Verbindung schien etwas zu sein, dem man sich auch nicht einfach entledigen konnte, schließlich legte Alida immer Wert darauf keine typische Tzimisce zu sein. Trotz allem – einen Jahrtausende alten Fluch kann man nicht einfach ignorieren, aber vielleicht sorgte diese innere Einstellung eben genau dafür, dass sich die Auswirkungen anders zeigten. Brügge war Alidas Domäne, zumindest sah sie es so und sie wollte die Stadt beschützen. Leif vermutete, dass diese innere Überzeugung letztendlich dafür sorgte, dass die Stadt vor übernatürlichen Einflüssen beschützt wurde. Eine erheblich bessere Ausprägung als dämonische Bäume und tollwütige Tiere dachte sich der Salubri. Der Hexenbann war nicht mehr nur ein Wort oder Dekret. Nein er war bewusst oder unbewusst real geworden und schützte die Stadt inzwischen wirklich. Schützende Magie und Talismane, diese Gedanken brachten ihn wieder unweigerlich zu Maria und ließen ihn erschauern, als er an die jüngste Geschichte des Mädchens dachte.

Leif wandte seine Aufmerksamkeit wieder Maria zu. „Maria ich weiß es wird schwer werden, aber du musst lernen wieder anderen und nicht nur mir oder Charlotte zu vertrauen. Deine geistige Gesundheit hängt davon ab. Die Ewigkeit liegt noch immer vor dir und darf nicht von der Vergangenheit überschattet werden. Ich weiß, dass diese Dinge leichter gesagt als getan sind, aber sei dir versichert, dass ich dir helfen werde so gut ich kann.“ Maria lächelte und nickte nur und umgriff dann Leifs Arm ein wenig fester. Der Nordmann sprach weiter. „Wir gehen heute zu einem alten Freund von mir und ich möchte, dass du mit ihm sprichst. Er hat viel Erfahrung mit Menschen die schlimme Dinge erleiden mussten und auch er besitzt die Gabe zu heilen. Denn er hört zu, stellt die richtigen Fragen und wird sich deiner Annehmen. Du weißt du musst vorsichtig sein was genau du ihm sagst, aber die Dinge die du fühlst und die dich beschäftigen sind nicht weniger real nur weil du nicht alles offenbarst. Der alte Heiler wird das respektieren, lass dich einfach darauf ein.“ Maria schaute Leif lange an, etwas in ihr schien zu kämpfen. „Danke Leif. Es wird sicherlich dauern bis ich wieder die bin die ich einmal war – vielleicht werde ich das auch nie sein. Aber ich genieße jede Minute der Freiheit die du mir wieder geschenkt hast, wie bereits damals vor dem Grab Michaels. Ich weiß was du oft denkst, aber es ist nicht deine Schuld und selbst wenn ich nie wieder die Frau sein kann die ich einmal war, habe ich nun wenigstens die Möglichkeit mich selbst neu zu erfinden und zu entscheiden was ich will. Alleine dieser Gedanke hilft mir dabei mehr Leben in mir zu spüren, als in den Jahren zuvor.“ Sie lächelte. „Wir sollten deinen Freund nicht warten lassen.“ Leif klopfte an einer Tür, nach einiger Zeit öffnete ein alter Heiler, der fast blind war und sich nur langsam bewegte die Tür. Seine Stimme war leise, aber sehr angenehm. „Bist du das?“ Leif umarmte den alten Mann und sprach dann. „Ich habe jemanden mitgebracht der von deiner Weisheit profitieren kann alter Meister. Ich lasse euch jetzt alleine.“ Zu Maria flüsterte er nur noch. „Ich werde auf dich warten mein Kind lass dich einfach darauf ein und sei ehrlich. Es wird dir gut tun.“

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Leif verließ die Hütte und wanderte ein wenig durch die Straßen um sich schließlich an einen der Kanäle Brügges zu setzten. Maria hatte bereits große Fortschritte gemacht in der kurzen Zeit die sie wieder vereint waren. Er hatte die Bilder noch vor sich, als er mit seinen Verbündeten vor etwa einem Jahr das Gildehaus der Tremere in Ungarn nach langer Belagerung erstürmt hatte. Um dieses Unterfangen durchführen zu können, hatte er einen Pakt mit dem Teufel, einigen Tzimisce des Ostens geschlossen um mit Feuer, Schwert und allerlei Abscheulichkeiten über die Hexer hereinzubrechen. Schließlich zwangen sie sie in die Knie. Diese Gedanken an den Clan der Unholde, brachten auch andere Erinnerungen hervor, zum Beispiel wie er letztes Jahr bei der Belagerung in Brügge fast den endgültigen Tod in einem fleichgeformten Wurm gefunden hätte. Er erschauderte. Tzimisce. Leif hatte sich noch immer nicht entschieden, ob er den Clan eigentlich faszinierend oder gänzlich abstoßend fand, aber so oder so war er nach allem was er in seinem Leben getan hatte wohl nicht in der Lage irgendjemanden zu richten. Die Stunden vergingen und Leif dachte daran, welche Wendungen sein Leben und Unleben über all die Jahre genommen hatten, wie so oft in letzter Zeit. Schließlich kehrte er zurück und nicht lange danach kam Maria aus der Hütte des alten Mannes. Es war offensichtlich, dass sie blutige Tränen geweint hatte aber sie lächelte trotzdem schwach als sie ihren Erzeuger sah. Leif war sich sicher, dass Mädchen war bei weitem stärker als sie sich selbst zugestehen wollte und nach all den Jahren des Verrats, der Folter und Gefangenschaft, war es ihr irgendwie gelungen sich selbst zu bewahren. Leif schaute sie an. „Wie war es? Tat es dir gut“ „Ja.“ antwortete sie schlicht. Dann zog sie ein kleines Stoffsäckchen aus der Tasche. Leif nahm es und schaute es an. „Der alte Mann gab mir dies, er dachte wohl, dass mein Missbrauch auch körperlicher Natur war und meinte ich sollte die Möglichkeit haben eine freie Entscheidung zu treffen wenn es sein musste. Ich habe ihn nicht berichtigt. Ich bin wirklich dankbar diese gute Seele von einem Mann kennen gelernt zu haben. Es war gut mit jemandem zu sprechen...jemandem der nicht vorbelastet war.“ Leif nickte nur und warf den Inhalt seiner Hand in eine Pfütze, schließlich würde Maria die Kräuter und Salze in dem Säckchen niemals brauchen. „Die Zeit wird helfen die Wunden zu heilen Maria und bis es soweit ist werde ich da sein. Lass uns nach Hause gehen und ein paar Momente des Friedens genießen mein Kind, bevor sie uns von irgendwem wieder genommen werden.“

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BeitragVerfasst: Di 14. Apr 2015, 19:11 
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Kapitel IV

Leif & Balduin

18.04.1213

Die Nacht war eine jener in denen man sofort merkte das sich etwas zusammenbraute, so wie wenn sich die Luft vor einem Gewitter auflud. Es war Bewegung im Haus was eigentlich sehr ungewöhnlich war und Leif sprang förmlich auf, kurz nachdem er nur die Augen aufschlug. Er ging die Treppen zum Wohnraum hinauf und sah was sich abspielte. Charlotte, Maria, Brunhild und John waren inzwischen im Garten und schauten mit Horror was sich in Balduins und Catherinas Haus so wenige Meter entfernt, nur getrennt durch einen kleinen Garten abspielte. Er konnte die Stadtwache durch die Fenster wahrnehmen und sah wie sie Stück für Stück die das Haus auseinandernahm. Mit ein paar beherzten Schritten war der Nordmann bei der Hintertür des anderen Hauses und trat ein. Balduin stand vor seiner Frau und seinem Sohn, während die Familie von zwei Gardisten bewacht wurde. Leif beobachtet das Geschehen, griff aber nicht ein denn das wäre in diesem Moment mehr als töricht gewesen. Hinter ihm war Brunhild die ihm gefolgt war und das was passierte mit geweiteten Augen beobachtete. Schließlich trat ein gut aber bescheiden gekleideter Mann zu Ihnen, mit angenehmer Stimme und gepflegtem äußeren. "Guten Abend Familie van der Burse. Mein Name ist Claude von Paris und ich bin Blutrichter der Stadt Brügge. Es tut mir leid euch zu so später Stunde zu stören aber uns ist zu Ohren gekommen, dass eine Bewohnerin dieses Hauses auf das schwerste gegen die heiligen Gesetze der Kirche und der Stadt Brügge verstoßen hat. Wir müssen diesen Anschuldigungen nachgehen, wollen aber niemanden verletzen, deshalb haltet euch zurück und lasst uns unsere Untersuchung zu Ende bringen." Keiner rührte sich und nach einer gefühlten Ewigkeit, kam einer der Gardisten und flüsterte dem Blutrichter ins Ohr.

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Der Mann namens Claude schaute zu der kleinen Gruppe, verzog das Gesicht und sagte schließlich nur mit trauriger Stimme. "Catherina van der Burse, ihr wurdet angeklagt. Eine ehrbarere Bürgerin der Stadt Brügge bestätigt die Vorwürfe der Prostitution und wir haben Beweise in ihrem und eurem Haus für die anderen Anschuldigungen gefunden. Aufgrund dieser Situation bleibt mir keine andere Wahl als euch hiermit nach den Gesetzen dieser Stadt und unserer Kirche wegen Ehebruchs, Götzenanbetung und Kindstötung festzunehmen." Zwei Gardisten kamen und nahmen die völlig verwirrte Catherina fest indem sie ihre Arme fesselten. Balduin war wie erstarrt aber der Schrei der kurz nach den Worten des Blutrichters folgte war einfach nur herzzerreißend und beklemmend. Karl schrie. "NEIN! MAMA!" In diesem Moment geschahen viele Dinge gleichzeitig. Balduin riss sich aus der Starre und hechtete zu seiner Frau wurde aber kurz darauf von der stumpfen Seite eines Messers von einem der Bewaffneten niedergestreckt und rührte sich nicht mehr. Leif hielt im Gegenzug Karl fest und sagte in aller Ernsthaftigkeit: "Brunhild komm her ich brauche deine Hilfe. Nimm den Jungen mit rüber und gib ihm ein Schlafmittel." Brunhild führte die Anweisungen ohne zu fragen aus und entfernte den Jungen unter dessen vehementen Protest. Leif ging schnell zu Balduin, sah aber das dieser nicht ernsthaft verletzt war, sondern lediglich ohnmächtig. Brunhild und Karl waren inzwischen aus den Haus verschwundenen. Keine Sekunde zu früh den das Haus wurde von einem weiteren Schrei erschüttert. Catherina schrie aus Leibeskräften, obwohl ihre Worte schließlich in wildem Schluchzten erstickten. "Balduin, Leif! Helft mir!" Doch sie konnten nichts tun, nicht im Moment zumindest. Leif schrie nur hinter ihr her. "Wir finden eine Weg Catherina! Leifs Herz brach in diesem Moment, ein Gefühl das er schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gespürt hatte.

Das Haus war totenstill und Leif versorgte Balduins Schlag. Dieser erwachte schließlich und übergab sich geräuschvoll in eine Schüssel die der Medikus in weiser Voraussicht schon bereitgestellt hatte. Leif gab seinem Patienten auch ein Glas frisches Brunnenwasser und sprach schließlich als er sicher war das der andere Mann wieder völlig bei ihm war: "Balduin, es ist egal was für Beweise sie dir präsentiert haben oder noch präsentieren werden. Du kennst Catherina besser als jeder andere in dieser Stadt, einschließlich mir und du kennst die Wahrheit!" Balduin saß nur da, stumm und starr und sprach dann mit belegter Stimme. "Ich habe versagt ich konnte meine Familie nicht beschützen. Ich war zu schwach. Schon wieder." Leif schien die Geduld zu verlieren und gab Balduin eine Ohrfeige. "Jetzt ist nicht der Zeitpunkt für Selbstzweifel Balduin. Du redest als währe Catherina schon tot und alles verloren aber das ist sie nicht. Reiß dich verdammt noch einmal zusammen, wir alle müssen uns jetzt zusammen reißen. Du ganz besonders, denn du musst du dich um Karl kümmern, egal was hier passiert!" Zwei blaue Augen schauten Leif an. Zweifelnd. "Hör mir zu Balduin van der Burse und zwar ganz genau, denn ich werde es nur einmal sagen. Du bist ein guter Mann, klug und stark auch wenn du es dir selbst nicht eingestehen willst. Deine Vergangenheit spielt hier und heute keine Rolle mehr, denn lediglich deine Taten, jetzt und hier für deine Frau und dein Kind werden deine zukünftige Rolle definieren. Hast du mich verstanden?“ Leif wartete auf ein Zeichen der Zustimmung und fuhr dann fort. „Gut. Erinnere dich und besinne dich deiner Stärke Balduin. Du hast dich gegen das Blutsband eines mächtigen Kainiten gestemmt um mir einen entscheidenden Hinweis zu geben. Du hast deine verletzte Frau und dein neugeborenes Kind aus den brennenden Ruinen Konstantinopels getragen und dabei nicht einmal mit der Wimper gezückt und du hast auf den Schlachtfeldern des Ostens zwischen untoten Hexern und Monstern gekämpft für eine Queste die nicht einmal die deine war, an die du aber geglaubt hast. Sag mir noch einmal das schwach bist Balduin!" Ein neues Feuer und eine neue Zustimmung entflammten in Balduins Augen. Jetzt konnte es weiter gehen dachte sich Leif, aber zuvor sprach auch Balduin. "Danke Leif. Danke für deine Worte." Dieser winkte jedoch nur ab und schaute ihn ernst an.

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"Ich werde kurz nach Karl sehen, dann komme ich zurück und wir werden nach einer Lösung suchen." Leif war nur ein paar Minuten weg, nickte aber kurz als er wieder in die Stube trat zum Zeichen, dass Karl schlief und brachte darüber hinaus noch ein kleines Säckchen aus Jute mit. "Gut Balduin. Lass uns offen reden. Es sieht nicht gut aus für Catherina. Wenn es für sie zur Anklage kommt dann wird sie hingerichtet. So viel ist klar wenn man sich die Situation anschaut. Und genau das müssen wir verhindern. Ich habe zwar einen Plan aber du Balduin bist der einzige der ihn ausführen kann." Dieser nickte nur in aller Entschlossenheit. Dann erklärte er sein Vorhaben Balduin schaute erst ungläubig, dann entsetzt und mit zunehmender Realisation verzweifelt. Dann stellte er eine Frage die ihm auf der Zunge brannte. "Aber, aber gibt es denn keinen andern Weg? Wir könnten fliehen uns irgendwo anders ein neues Leben aufbauen." Leif schaute ihn lange und mit Mitleid an. "Und dann? Möchtest du, dass Karl als Gesetzloser aufwächst irgendwo im Wald mit Mördern und Dieben? Dass ihm jeder Zugang zur höheren Bildung verwehrt bleibt? Oder er sich immer fragen muss wann die Häscher von Brügge ihn finden? Möchtest du deiner Familie die Schmach eines solchen Verrats antun Balduin? Könntest du damit Leben ohne dich selbst zu hassen?" Balduin schüttelte nur mit dem Kopf und Leif redete weiter. " Ich wusste es. Aber denk daran, noch ist nicht alles verloren, wir haben einen Plan. Nimm das.“ Leif schüttelte den Inhalt des Säckchens auf einen Tisch. „Das hilft dir vielleicht." Es war ein kleines Vermögen aus Schätzen des Ostens. Silbermünzen von den Küsten des Schwarzen Meeres, Schmuckstücke aus Griechenland und edle Steine aus Konstantinopel sowie kleine goldeingefasste Perlen die von noch weiter her kamen. Ein Rest der Reichtümer die sie von ihren Reisen mitgebracht hatten und die Leif für einen Notfall aufbewahrt hatte. Einen Notfall wie diesen. Der Salubri schaute Balduin noch einmal in die Augen und sagte dann. "Du musst heute Nacht noch los. Jede Stunde zählt. Ich gehe zur Nachtwache und sorge dafür, dass Catherina gut behandelt wird. Balduin?" Leif wartete bis er Augenkontakt mit dem Mann hatte. "Ich vertraue dir voll und ganz - jetzt hilf mir unser geliebtes Mädchen zu retten."

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BeitragVerfasst: Di 14. Apr 2015, 22:12 
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Kapitel V

Leif & Karl

25.04.1213

Es war ein eiskalter Abend und der erste Frost des Winters. Ein passender Hintergrund für die traurige Situation die sich hier gerade abspielte. Leif befand sich mit den seinen auf dem Hauptplatz von Brügge und beobachtete das bedrückende Schauspiel das sich vor ihnen abspielte. Leif hatte Karl fest umklammert, Balduin tat das gleiche immer mit der Angst, dass der Junge etwas Unüberlegtes tun würde. Aber er war völlig still und beobachtete die Szenerie nur stoisch. Eine Woche war vergangen, seitdem man Catherina aus dem Haus geführt hatte und eine Woche war es auch in der Leif im ungewissen bleib ob sein Plan geklappt hatte oder nicht. Aber dann die Erlösung. Der Prozess von Catherina war öffentlich und nach allen Vorschriften geführt wurden. Blutrichter Claude von Paris legte großen Wert darauf, dass der Gerechtigkeit genüge getan wurde und alles nach Protokoll ablief. Zuerst wurde sie in Ketten vorgeführt und die Anklage wurde verlesen. Sie war wie zuvor gesagt, der Prostitution, der Götzenanbetung und Kindstötung angeklagt aber zur Überraschung aller Schaulustigen, außen denen die Eingeweiht waren natürlich kam es nie zur Verhandlung oder zur Vernehmung irgendwelcher Zeugen. Catherina stand nur wie starr vor der Menge und sagte schließlich ich wünsche zu beichten. Das war aber noch nicht genug und das nächste Raunen ging durch die Menge, als Mutter Hildegard sich von ihrem Platz erhob und mit Catherina ins Innere der Kathedrale ging. Dann verging eine Stunde und schließlich eine Zweite und trotz der Kälte blieben die Menschen dem Schauspiel beizuwohnen, schließlich gingen die Tore des Gotteshauses wieder auf. Heraus trat Catherine. Kahl geschoren, barfuß und mit Büßergewand. Die Mutter Oberin aber trat zur Menge und adressierte sie. Sie hatte eine klare und kraftvolle Stimme die ins Herz eines jeden Menschen zu sprechen schien. „Die Angeklagte hat sich Gottes Urteil unterworfen und ihre Sünden gestanden. Darüber hinaus hat sie um Aufnahme ins Kloster der heiligen Schwestern geben, welche ich ihr als Priorin gewährt habe. Ich entbinde sie daher von dieser weltlichen Gerichtsbarkeit, ihrem Ehegelübde und allen weltlichen Verpflichtungen. Catherina hier wird diesen Platz als Schwester Magdalena verlassen und tritt nun das Noviziat an. Ihr könnt jetzt nach Hause gehen, die Verhandlung ist geschlossen.“

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Auf dem Platz brach ein Tumult aus, denn jeder war von der Wendung der Ereignisse überrascht bis schockiert, aber schließlich verschwand die Menge in ihre warmen Häuser. Die meisten zumindest, denn Leif, sowie seine Familie und Verbündeten blieben hier und wohl auch der ein oder andere Kainit von Brügge. Aber niemandem war in diesem Moment nach Konversation zumute. Alle waren still, und folgten in respektvollem Abstand Catherina und Mutter Hildegard die den Weg zum Kloster einschlugen. Als Leif nach links und rechts schaute, sah er die heißen Tränen glitzern, die sich auf Balduins und Karls Wangen sammelten. Trotz dieser Situation war der Junge ruhig und gefasst was Leif fast schon Sorgen machte, war er doch die ganze letzte Woche ganz wild und wütend ob des Schicksals seiner Mutter gewesen. Die Lösung der Situation war am Ende einfach wie radikal gewesen. Die einzige Möglichkeit die Anklage zu verhindern war Catherina der weltlichen Anklage zu entziehen, was wiederum nur möglich war wenn sie in ein Kloster als Nonne beziehungsweise Novizin eintrat. Dies war hier geschehen, denn Balduin hatte einen Deal mit Mutter Hildegard geschlossen. Die Geschenke an das Kloster sowie, seine Flehen als verzweifelter Ehemann hatte die Nonne erweicht, die sowieso fähige junge Frauen für den Wiederaufbau nach dem Massaker während der Belagerung brauchte. Darüber hinaus war die Mutter Oberin eine gute Menschenkennerin, die nicht eine Minute an die Schuld von Catherina geglaubt hatte. So gingen sie dahin und eigentlich müsste man feiern da man ein Leben gerettet hatte, aber es war ehr ein Trauermarsch der hier stattfand. Schließlich begann es zu schneien, der erste Schnee des Winters und begann das Land schnell wie ein Leichentuch zu überdecken.

Die beiden Frauen, eine im Habit die andere barfuß und im Büßergewand erreichten schließlich die Klosterpforten. Das Gebäude wurde gereinigt und erneut geweiht. Leif spürte das der heilige Boden stärker war denn je und konnte auch ausmachen, dass Charlotte und Marie die Präsenz des Göttlichen spürten. So abstoßend es für die Kainiten in der Gruppe war, so tröstend und beruhigend war es jedoch für die Sterblichen und zum ersten Mal an diesem Abend löste sich der Knoten den die Anwesenden in ihrer Brust spürten ein wenig. Vor den Toren wartete eine andere Schwester und überreiche Catherina einen Schleier den sie umlegte. Nun war sie wirklich Schwester Maria Magdalena und die Tore öffneten sich. Aus der kleinen Gruppe von Menschen die die neue Schwester begleitete hatten löste sich plötzlich eine kleine Gestalt und rannte in Richtung Tor. Sie rief in aller kindlichen Verzweiflung die einem jeden Anwesenden die Tränen in die Augen trieben ein einziges Wort. „Mama!“ Karl schluchzte und fügte noch etwas hinzu. „Lass uns nicht alleine!“ Dann blieb er stehen und heiße Tränen rannen über das Gesicht des Jungen das von wildem Schluchzten zerrissen wurde. Balduin war sofort bei ihm und hielt ihn in seinen Armen und auch Mutter Hildegard trat vor. „Mein Sohn. Deine Mutter ist jetzt in den Armen des allmächtigen Herrn. Er wird sie beschützen und anleiten. Weine nicht sondern freue dich für sie, denn sie wird in Gedanken bei dir sein ebenso wie Gott der dich niemals verlassen wird.“ Sie erhob die Hand wie zur Segnung aber Karl kam ihr zuvor. Er riss sich die silberne Kette mit dem Kreuz vom Hals, die er seit Ostern trug und warf sie in den Schnee. „Gott kann mir gestohlen bleiben. Erst hat er meine Mutter angeklagt nun nimmt er sie mir weg. Ich HASSE Gott!“ Dann brach der Junge zusammen und begann zu weinen. Balduin war wieder bei ihm und hielt ihm in den Armen. Mutter Hildegard hatte Mitleid mit dem Jungen, drehte sich aber ob dieser Gotteslästerung nicht um und schloss sich ihren Schwestern an die durch das Klostertor gingen. Keiner sah es abgesehen von Leif, aber Catherina drehte sich ein letztes und verbotenes Mal um, um das zu betrauern was sie heute Nacht verloren hatte, bevor sie endgültig zu Schwester Magdalena wurde.

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Die Tore fielen mit einem lauten Krachen in Schloss und Ruhe kehrte ein. Die einzigen Geräusche waren die von leisen fallendem Schnee und noch stiller vergossen Tränen der Trauer und Verzweiflung. Schließlich ging Leif zu Karl. Er half dem Jungen auf und schaute ihm tief in die Augen. Er beruhigte sich langsam und schaute den Kainiten mit weit aufgerissenen Augen an. Dann gab er ihm eine kleine Holzfigur, eingewickelt in grobes Tuch. „Karl du musst jetzt stark sein. Du wirst deine Mutter wiedersehen und wir werden einen Weg finden. Einen Weg die Anklagen zu bereinigen und sie zu dir zurückzubringen. Aber trotzdem musst du jetzt stark sein, dein Vater braucht dich und auch deine Mutter möchte das du zu dem gebildeten und starken Mann wirst den sie sich immer gewünscht hat. Das kannst du doch oder?“ Leif schaute den Jungen an und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Holzfigur. „Das hier Karl ist der Herr Balder. Gott der Sonne, der Wiederauferstehung und Barmherzigkeit. Er wird bei dir sein, er wird dir helfen und dich führen so wie er es für mich tat. Auch er wurde vor der Zeit von seiner Familie fortgerissen und spendet trotz allem denen Trost die seiner Hilfe am Meisten bedürfen. Er ist von nun an für dich da, genauso wie ich und die anderen.“ Leif ging auf die Knie und umarmte den Jungen, der inzwischen kalt und ausgelaugt war. Das konnte er spüren. Er würde nun schlafen müssen und die kommenden Tage würden andere Gelegenheiten für Gespräche bringen. Die Gruppe ging schließlich zurück in Richtung Brügge abgesehen von Leif der sich auf einen Baumstamm setzte um in die nun mehr absolut Stille Nacht zu starren, er war noch nicht bereit nach Hause zu gehen. Der Schnee begann heftiger zu fallen und begrub das Land schließlich unter einem Willkommen Mantel der Ruhe und des Vergessens. Von dem kleinen Silberkreuz, dass mit aller Wut auf den Boden geworfen wurde, war bereits nichts mehr zu sehen.

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BeitragVerfasst: Di 14. Apr 2015, 22:24 
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Epilog

Leif & John

25.04.1213

Der Schnee fiel noch immer auch wenn es inzwischen weniger war. Schließlich hörte Leif Schritte als sich jemand mit knirschenden Geräuschen ankündigte. Der Medikus wusste wer es war und dreht sich deshalb nicht um. Schließlich stand John neben Leif und beide verbrachten eine Weile des Schweigens miteinander, immer noch auf die Tore des Klosters starrend. Schließlich erhob John seine majestätische Stimme. „Leif, Leif, Leif. Du hast es einmal mehr geschafft mich zu überraschen. Ich dachte wirklich du wärest weich geworden in den letzten Jahren. Ich meine du baust dir hier deine kleine Familie auf und lebst glücklich bis ans Ende aller Tage, zumindest wirkte es so und war bis jetzt auch wirklich überzeugend. Dabei hätte ich, gerade ich es besser wissen müssen und doch hast du es geschafft mich zu täuschen.“ Leifs Ghul verbeugte sich vor seinem Meister, halb spöttisch, halb ernst und sprach dann weiter. „Also ich äußere mal meine Gedanken bezüglich dem was hier passiert ist und wenn du möchtest kannst du mich gerne berichtigen, auch wenn ich nicht glaube das ich groß daneben liege.“

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„Zuerst hast du Brunhilds Statue des Gottes gestohlen um sie zu einem späteren Zeitpunkt zu verwenden, jeder würde Karl verdächtigen und sich nicht viel dabei denken. Ebenso hast du eine Strähne von Catherinas Haar an dich gebracht um sie später zu benutzen, das Gleiche gilt für die Mittel des Heilers mit denen man ein Kind abtreiben kann. Für letzteres hast dich Marias bedient und sie zu einem Gespräch geschickt, damit das arme Ding seine Seele ausschütten kann. Der alte Mann der ihr zuhört würde natürlich denken sie wäre körperlich missbraucht worden bei dem was sie unter der Stille des Blutes erzählen konnte und hätte ihr eine Hilfe angeboten, die man besser nicht in einem christlichen Haushalt finden sollte. So war aber auch sicher das dieser Beweis aus einer externen Quelle kommt und man deine Handschrift nicht darin erkennen kann, denn natürlich weißt du mit welchen Mitteln man ein Kind abtreiben kann.

Jetzt aber kommen wir zu dem wirklich kniffligen Teil, denn du brauchtest eine Zeugin mit gutem Leumund die bestätigen würde, dass Catherina Ehebruch begangen hatte, indem sie sich vom Ehemann eben jener Zeugin als Dirne kaufen ließ. Fast unmöglich, abgesehen davon man hat ein Kind das die Erinnerungen besagter Zeugin entsprechend neu anordnen kann und deren Mann verstorben ist, damit er den Ablauf nicht anzweifeln kann. Hier liegt auch die Genialität deines Plans, denn immerhin hat Catherina diese Tat wirklich begangen nur muss das ganze schon über ein Jahrzehnt her sein. Aber was sind schon 10 Jahre für einen unsterblichen Verstand wie deinen Leif, nicht wahr? Übrigens, hast du bei diesem Todesfall eigentlich selber nachgeholfen? Obwohl, es spielt eigentlich keine Rolle und ich belaste mich besser nicht mit dem Wissen.“ John winkte ab und holte kurz Luft bevor er weiter sprach.

„Dann musstest du nur noch die Haare von Catherina im Schlafzimmer der Zeugin verteilen, damit der Tatort frisch aussieht und somit alles hieb- und stichfest ist. Die perfekte Gelegenheit dafür ist natürlich, wenn die Erinnerungen der Hausherrin eh gerade neu angeordnet werden. Der Rest ist dann wiederum einfach, du versteckst die Statue des Gottes und die Kräuter für die Abtreibung in Catherinas Haus, zu dem du ja eh uneingeschränkten Zugang hast und gibst dann der Stadtwache einen ganz kleinen Tipp. Und schon ist der ganze Plan im Rollen, aber da hörst du noch nicht auf nicht wahr? Nein nicht du, nicht Leif Thorson. Denn es geht noch weiter, das ganze ist ja erst der Rahmen für den eigentlichen Plan. Du nutzt die Selbstzweifel und das schlechte Gewissen, des Ehemanns um einen Deal mit der Priorin zu schließen, da sie erkennen würde was für ein Monster du wirklich bist. Ich vermute ein paar Schätze und die Tränen der Verzweiflung von Balduin und so schnell wird Catherina vom selben Gott, gerettet, der sie zuvor angeklagt hat. Das muss eine äußerst schmerzhafte und verwirrende Situation für einen 9 Jahre alten Jungen sein, welche den vorher so geliebten Gott wohl erheblich in dessen Wertschätzung senkt und damit endlich Platz für einen anderen, sagen wir einmal bevorzugteren Glauben schafft. Schließlich haben ihm die Christen seiner Mutter beraubt. Darüber hinaus war dieser Schritt aber auch noch aus einem anderen Grund wichtig. Denn so kommt es zu keiner Verhandlung, in der deine Intrige auf Schwachstellen geprüft werden würde. Außerdem könnten sich Charlotte oder Maria unangenehme Fragen stellen, wenn sie zu viele Einzelheiten wüssten die zweifelsohne sonst ans Tageslicht kommen würden. Furchtbare Dinge, wirklich furchtbare Dinge die sich hier in Brügge ereignen und ich dachte immer England wäre schlimm gewesen.“

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John schaute Leif an und ging eine Runde um ihn, der Schnee knirschte unter dessen schweren Stiefeln. „Ja ich denke so war es Leif. Und vielleicht ist es jetzt auch an der Zeit über einen kleinen Deal zu reden. Er ist einfach und wird deine Zustimmung finden ich bin mir sicher.“ Leif schaute ihn nur an und sagte schließlich. „Sprich.“ John nickte. „In Ordnung, ich behalte dein kleines Geheimnis für mich und du lässt mich im Gegenzug machen was ich will als dein Diener. So einfach ist es. Freiheit ist schließlich ein wertvolles Gut. Ach ja und falls du über irgendwelche extremen oder unüberlegten Schritte nachdenken solltest. Wenn ich gefoltert werde, verschwinde oder mir sonst etwas zustößt dann wird dein Geheimnis schnell bekannt werden. Die richtigen Person werden sich schon darum kümmern, dafür habe ich gesorgt, kein Angst.“ Der Ghul grinste nur süffisant. Leif aber schien nicht der Sinn nach großen Verhandlungen zu stehen. Er antwortete nur schlicht. „Deine Bedingungen sind fair wir haben einen Deal John. Sonst noch etwas?“ Leif schaute ihn inzwischen mit einer gewissen Langeweile in seinen Blick an, die nur ein Unsterblicher haben konnte. John nickte daraufhin.

“Erlaubst du mir noch eine Frage Leif? Denn auch wenn ich das Wie? verstanden habe, habe ich doch noch nicht das wirkliche Warum? begriffen. Verabscheust du den Gott der Christen so sehr, dass du ihnen ein Kind zum Fraß vorwirfst um ein anderes zu retten oder wie muss ich mir die Idee dahinter erklären? Versteh mich nicht falsch, es wird nichts an meiner Betrachtung an dem ganzen ändern, aber ich bin doch sehr neugierig.“ Leif schaute John lange an. Nicht hasserfüllt oder mit Berechnung, sondern lediglich mit dem müden Blick eines Besiegten. John war wirklich cleverer, als gut für ihn war, allerdings bewunderte er auch dessen Intelligenz. „Ich hasse den Gott der Christen nicht, lediglich seine Priester, aber das hat nicht viel mit dem hier zu tun. Nein. Ich erwarte nicht das du es verstehst, aber mir wurde vor langer Zeit eine Prophezeiung gemacht John.“ Schließlich erhob sich Leif von seinem Baumstumpf und begann zu rezitieren.

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„Das ist es. Und Karl hätte die Prophezeiung erfüllt. Wir währen Feinde geworden. Weißt du John Prophezeiungen kann man nicht aufhalten, denn sie sind wie der Tod selbst. Irgendwann nehmen sie einfach was Ihnen rechtmäßig zusteht oder zumindest was sie glauben was ihnen zusteht. Aber man kann sie aufschieben und verspäten so dass die Prophezeiungen sich neue Ziele suchen müssen. Die ersten Vier Teile hatte Karl bereits erfüllt, aber die fünfte, oh ja die fünfte konnte ich verhindern. Er hasst den Gott der Christen jetzt nämlich. Der Gott der ihm seine Mutter genommen hat. So wird er ihm niemals dienen. Das Schicksal wird mir natürlichen einen anderen Feind schicken der die Verse erfüllt, aber es wird nicht Karl sein, niemand den ich liebe zumindest nicht dieses mal. Catherina, Catherina würde mich verstehen – sie würde das Opfer verstehen was sie bringen musste. Zum Schutz ihres Kindes.“ John blieb eine ganze Weile still, den Blick wechselnd zwischen Entsetzen und Unglauben, schließlich aber räusperte er sich. „Diese Taten sind selbst für dich extrem Leif, insbesondere wenn man bedenkt, dass du doch eigentlich nichts von Prophezeiungen hältst.“ War das eine Frage? Oder ehr eine Aussage? Wahrscheinlich wusste es John in diesem Moment selbst nicht. Schließlich antworte Leif trotzdem, ob aus dem Willen sich zu rechtfertigen oder etwas anderem konnte man nicht genau sagen. „Oh John es ist nicht das ich nicht an Prophezeiungen glaube – oh nein ich bin zutiefst geängstigt und verunsichert von Ihnen, denn sie durchsetzten das Leben der Menschen die sie betreffen wie die schlimmsten unheilbaren Krankheiten und warten nur darauf sich auf dich zu stürzen und in den Abgrund zu ziehen, denn am Ende erfüllen sie sich immer auf die eine oder andere Art und Weise."

John wechselte unbehaglich sein Gewicht zwischen seinen Beinen hin und her. Er schien unentschlossen ob Leif inzwischen wahnsinnig, einfach nur grausam oder eine Mischung aus beidem war. Schließlich erhob er noch einmal seine Stimme. „Weiß du Leif ich hoffe deine Götter werden dir gnädig sein. Denn du wirst sie brauchen. Es sind nämlich lediglich unsere Taten die bestimmen wer wir sind und nicht irgendwelche Worte oder Prophezeiungen. Die hattest immer eine Wahl ob du dir das eingestehen willst oder. Möge Gott, oder Balder oder der Teufel deiner Seele gnädig sein – oder zumindest dem Teil der noch davon übrig ist.“ Mit diesen letzten Worten verschwand John in die Winternacht und ließ Leif alleine zurück. Dieser starrte noch immer auf das Tor, aber Johns Worte richteten etwas in dem Salubri an und seine Gedanken überschlugen sich. Er wollte, nein er hatte doch nur zum Wohle Aller gehandelt - Pro Salute Omnium - da war sich Leif sicher gewesen und doch - und trotzdem, trotz allem begann er tief in seinem Inneren und das erste Mal wirklich an seinen Entscheidungen zu zweifeln.

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