Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: Mi 18. Mär 2020, 22:13 
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Svantje verabschiedete sich von der Brujah genauso diskret wie sie sich zuvor bemerkbar gemacht hatte, flüsterte ihrer Gegenüber allerdings noch leise etwas zu bevor sie zwischen den feiernden und trinkenden verschwand. „Achtet nur darauf, dass ihr euren eigentlichen Auftrag nicht aus den Augen verliert. Ebenso wie meine Herrin Effizienz schätzt, verabscheut sie Schlamperei.“ Dann war sie verschwunden.

Louisas Weg in die Hinterzimmer war frei und sie konnte ohne weitere Unterbrechungen den Anweisungen des Schankjungen folgen. Der kurze Weg war diskret mit einigen Kerzen erleuchtet, die hinter dünnen Pergamentschirmen verborgen waren und sich windende Schatten an die weiß getünchte Wand warfen. Als die blonde Untote schließlich das Ziel ihres Begehrens erreichte musste sie sich auf eine Enttäuschung gefasst machen. Offenbar war die Nachricht, die sie durch den nervösen Boten erreicht hatte, nicht von Odric gewesen, sondern von jemand ganz anderem. Der alte Mann, der sie gestern Nacht begrüßt hatte stand vor ihr. Die gleiche ordentliche Kleidung und der sauber gestutzte Bart begrüßten Louisa. Dieser sprach sofort mit warnender und ebenso besorgter Stimme. „Frau Marijke!“ Er trat einen Schritt auf sie zu, ohne die respektvolle Distanz, die zwischen ihnen nach allen Regeln der sterblichen Welt wohl herrschen müsste, zu verletzten. „Ihr müsst diesen Ort sofort verlassen. Wenn man euch heute Abend hier vorfindet, dann mag man in Zukunft immer an eurer Redlichkeit zweifeln, so man euch hier heute Nacht und wieder ohne Begleitung vorfindet!“

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Verfasst: Mi 18. Mär 2020, 22:13 


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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: So 22. Mär 2020, 13:58 
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Louisas Blick folgte Svantje noch einige Momente lang mit brennenden Augen, ehe sie die Lippen leicht kräuselte und aufstand, wobei sie ihre Röcke in einer schnippischen Geste an sich raffte und sich dann scheinbar leichthin wieder ihrem ursprünglichen Ziel zuwandte. Der warnende Unterton in den Worten der immerhin noch Sterblichen war ihr bitter aufgestoßen. Doch angesichts des Einflusses, den deren Herrin offenkundig besaß, schluckte die Brujah mühsam ihren aufkeimenden Zorn hinunter. Die beiden würden schon sehen, ob sie schlampig oder effizient handelte! Zügig, aber nicht auffällig hastig begab sie sich auf den Weg in das Hinterzimmer, ihre brodelnden Leidenschaften wieder ordnend und sich auf den Auftrag und die damit verbundenen Genüsse konzentrierend.

Doch am Ziel angelangt gefror das süße Lächeln, das sie sich für den Mann aufgespart hatte, welchen sie hier eigentlich erwartete. Allerdings benötigte sie kaum mehr als zwei Herzschläge, um ihre echte Überraschung in eine geschauspielerte umzumünzen. "Ihr..?!" hauchte sie scheinbar einer Ohnmacht nahe und wich einen halben Schritt zurück, eine Hand vor den Mund geschlagen. "Aber... wie kommt Ihr hierher, und wo ist Herr Odric? Und wer sollte mich hier... vorfinden..?!" In ihrem Hinterkopf begann es bereits eifrig zu arbeiten. Die Kainitin knüpfte Verbindungen zwischen ihrem Gegenüber und den einzelnen Spielern in diesem Spiel, die ihr bekannt waren, um sie zu prüfen, als unwahrscheinlich zu verwerfen oder auch als durchaus möglich weiter zu begutachten. In wessen Auftrag handelte der Alte?

Denn dass er für einen anderen agierte, wissentlich oder nicht, stand für sie fest. Nun, womöglich konnte sie den momentanen Nachteil aufgrund ihres mangelnden Wissens dadurch ausgleichen, dass sie dazu verführte, sie zu unterschätzen – und nebenbei kostbare Zeit zum Nachdenken gewinnen. Daher tat sie, als sei sie völlig verwirrt und eingeschüchtert, rang die Hände und schniefte: "Mein Mann wird mich einsperren, fortschicken oder schlimmeres... was soll ich nur tun? Wo ist Herr Odric, warum ist er nicht selbst hier?" Sie versuchte ihrer Stimme gerade den weinerlichen Unterton zu geben, der nötig wäre, um den Mann davon zu überzeugen, er habe hier eine gänzlich aufgelöste Frau vor sich, die nicht gewohnt war, selbst zu denken und zu entscheiden. Solchen harmlosen Frauenzimmern gegenüber mochte man durchaus einmal etwas mitteilsamer sein als in Gegenwart einer kühl kalkulierenden Gegnerin.

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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: Di 24. Mär 2020, 10:43 
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So überzeugend und herzergreifend Louisas Schauspielkünste auch sein mochten, erreichten sie den Mann vor sich doch nicht. Triumph brannte in seinen Augen und Fanatismus in seiner Stimme, als er die nächsten Worte sprach. „Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Nachtwache hier ist. Sie wird diesem Schwein Odric endlich das Handwerk legen! Bei all seinen Verbrechen ist doch nur gerecht, dass ihn das zu Fall bringen wird, was er am liebsten betreibt: Ehebruch!“ Der Blick des älteren Mannes schien zur Decke zu gehen, dorthin wo vermutlich das Zimmer war, in welchem sich Louisa letzte Nacht mit Odric vergnügt hatte. Der Gegenüber setzte ein letztes Mal an. Mitleid und eine gewisse Resignation schwangen bei jedem einzelnen Wort mit. „Verschwindet von hier so ihr noch könnt, Frau Mareijke und büßt für eure Verfehlungen. Mehr kann ich nicht für euch. Dieser Sündenpfuhl wird heute und hier sein Ende finden und mit diesem endlich auch dieser Ehebrecher und Mörder!"

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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: So 29. Mär 2020, 10:41 
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Die Brujah zuckte bei den Worten des Mannes heftig zusammen. Für ihn mochte es nach Erschrecken aussehen, doch die Kainitin kämpfte vielmehr gegen das plötzliche Verlangen an, den Sterblichen zu packen und ihn zu erwürgen. Er gefährdete den gesamten Plan, der ihr die Gunst einer einflussreichen Blutsverwandten, eine sichere Zuflucht sowie einen verlässlichen Diener – und mehr als das – verschaffen sollte! Sie biss die Zähne zusammen, beherrschte sich mühsam und starrte den Mann noch einige Herzschläge lang an. War da wirklich nur sittliche, religiöse Empörung in diesem hohlen Kopf, den sie am liebsten von seinen Schultern gerissen hätte? Bloßes Pech, das ihre Bemühungen womöglich zum Scheitern verurteilte? Doch selbst wenn: Gerade ein dummer Sterblicher konnte in den rechten Händen ein hervorragendes Werkzeug sein...

Ja, hier mochten andere ihre Hand im Spiel haben. Doch ganz gleich, womit sie es zu tun hatte, es gab nur zwei Möglichkeiten: sich zurückziehen, in Sicherheit, und tatenlos zusehen, was ihr gewiss einen herben Rückschlag bei den ersten Schritten in dieser Domäne bescheren würde. Oder um ihre Errungenschaften kämpfen, mit dem Risiko, dass ein Scheitern sie nicht nur Gunst und Ansehen kosten würde. Das heiße Clansblut und ihr Stolz entschieden über Louisas Vorgehen, noch ehe der Gedanke ganz zu ende gebracht war. Sie warf sich herum und eilte hinaus. Durch den Schankraum zwang sie sich halbwegs ruhig zu gehen, so sehr ihr die Hände auch zitterten und der rote Schleier des Zorns das Bild vor ihren Augen trübte. Im Vorbeigehen legte sie eine Münze auf den Tisch, mehr als genug Bezahlung für das ohnehin nicht Genossene.

Ein letzter misstrauischer Blick streifte die Bediensteten. Wer von ihnen hatte mehr gewusst? Der Junge? In jedem Fall, doch einem halben Kind Gewalt anzutun, davor schreckte sie selbst in ihrer Wut zurück. Er war unbedeutend, allenfalls ein Laufbursche! Wenn sie einen Gegner hatte, stellte der sich nicht offen. Kein Ziel für ihre Wut... Wieder musste sie die Kiefer aufeinander pressen, um den aufwallenden Zorn im Zaum zu halten, als sie sich wortlos nach draußen wandte. Doch kaum dort angelangt, trat sie eilig in die Schatten und sah sich um. Dann huschte sie so leise wie möglich zu der Hintertreppe, über die sie schon einmal in ein Gemach gelangt war, in dem sich Odric mit seinen Gespielinnen zu treffen schien. Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen, als sie sich davon überzeugte, dass niemand sie beobachtete. "Ich werde meine Hand schützend über dich halten," wisperte sie kaum hörbar und schickte sich an, nach Odric zu suchen. "Denn du gehörst mir, und niemand soll dich mir nehmen..!"

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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: So 5. Apr 2020, 15:52 
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Zwei von Wahn geschwängerte Augen blickten Louisa nach, während diese ihren Rückzug antrat. Niemand schien ihr besondere Beachtung zu schenken, oder sie daran hindern zu wollen den ihr bekannten Weg zur Odrics Stube einzuschlagen und so kam sie ihrem Ziel immer näher. Noch auf der schmalen Holztreppe, die ins obere Stockwerk führte, konnte sie aber schon das Eintreten eisenbeschlagener Stiefel hören. Vom Klang her konnten es nicht mehr als zwei oder drei Paar gewesen sein, aber die Zeit drängte. Die Nachtwache war hier. Mit flinken, sicheren Schritten erreichte Louisa die Tür zum Schlafzimmer des blonden Mannes, die überraschenderweise einen Spalt breit offenstand. Es brauchte nicht viel Fantasie um sich vorzustellen, dass der bestochene Schankjunge auch hier seine Finger im Spiel haben könnte. Bereits durch diese kleine Öffnung konnte sie zwei nackte Gestalten auf den Fellen liegen sehen. Einer der Körper war der einer Frau. Unscheinbar und ohne besondere Ausstrahlung, mit braunem Haar, fleckiger Haut und hängenden Brüsten. Der Andere war natürlich ihr Odric in all seiner Pracht. Die Beiden schienen sich bereits geliebt zu haben, aber für jeden Fremden würde dieser Anblick unmissverständlich sein. Die Falle des Schmiedemeisters wartete nur darauf zuzuschnappen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: Di 7. Apr 2020, 09:37 
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Die Wut über die Tat des Sterblichen und die Angst um ihren Plan – vielleicht auch, zu einem winzigen Teil, um jenen anderen Sterblichen – ließ die Kainitin wie einen Blitz die Stufen der Leiter überwinden. Sie hastete voran, schlüpfte ohne zu zögern durch die Tür und huschte schattengleich zu dem Lager, auf dem Odric mit der Unbekannten lag. Statt sich lange aufzuhalten, presste sie der Frau die Hand auf den Mund, um sie am Schreien zu hindern**, Bebend vor Zorn und Sorge zischte sie Odric zu: "Rasch! Du bist verraten, die Wachen sind schon im Hause!" Ihre unnatürliche Kraft nutzend, hielt sie die Sterbliche fest, indem sie sich eilig umsah. Zu Erklärungen war später Zeit – wenn sie diesen Narren noch vor dem bewahren konnte, was der Irre in die Wege geleitet haben musste. "Das Weib, sie muss verschwinden" flüsterte sie hastig. "Wir brauchen ein Versteck für sie und mich! Es eilt!!"

Dabei ging sie mit der wahrscheinlich verängstigten Frau nicht übermäßig sanft um. Es ging ihr hauptsächlich darum, sie ruhigzustellen, und dazu fasste sie sie durchaus ruppig an. Es mochte auch zum Teil ihrer Wut über Odrics Unvorsichtigkeit geschuldet sein. Dieser sterbliche Tölpel, der es bei ihr gut hätte, war drauf und dran, Louisas Pläne und sich selbst zu ruinieren..! Auch loderte in ihrer Brust noch ein weiteres, düsteres Feuer. Sie wusste, womit er gewiss regelmäßig gutes Geld machte – aber hatte er sich einer so plumpen, unattraktiven Weibsperson einlassen müssen?! Die Brujah versuchte sich einzureden, dass er nur ein Werkzeug für sie sein sollte, aber sie fühlte die Eifersucht wie einen Stachel in ihrer Seite. Das dunkle Etwas in ihr begehrte den Sterblichen, und es wollte ihn für sich allein! Ihn mit anderen Weibern zu teilen, war hier und jetzt, in seinem Liebesnest, ein unerträglicher Gedanke.

**Hierfür setze ich wenn nötig Blut ein und nutze Celerity.

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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: Mi 8. Apr 2020, 20:17 
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In Odrics Zügen konnte Louisa zuerst Unglaube, dann freudige Überraschung und zuletzt pures Begehren lesen, genauso einfach als hätte sie ein Buch aufgeschlagen. Ihr plötzliches Eindringen schien den Mann ganz offenbar in ein Wechselbad der Gefühle zu stürzen, zweifellos das Wirken des Blutsbandes von gestern Nacht. Ein sicher anzüglicher Kommentar gefror ihm allerdings sofort auf den Lippen während er den Worten der Kainitin lauschte. Ein kurzes: „Verdammt!“, war alles, was der blonde Mann in jenem Moment herausbringen konnte. Dennoch verlor er keine Zeit während die Brujah - nicht zuletzt dank ihrer Stärke - die andere Frau in einem eisernen Griff ruhig hielt. Die Fremde kämpfte zwar kurz gegen die Situation an, gab das offenbar hoffnungslose Unterfangen auch ebenso schnell wieder auf und folgte dem Geschehen nur noch mit weit aufgerissenen, von Furcht erfüllten Augen. Odric wiederum verlor keine Zeit. Er zog an so schnell er konnte und überlegte angestrengt. Die Kainitin wusste, sie war keinen Moment zu früh gekommen, denn in der Ferne konnte ihre feinen Sinne bereits die Stiefel der Wachen ausmachen, die auf dem Weg ins Obergeschoss waren. Keine Sekunde zu früh schien Odric eine Idee zu haben.

„Es wäre verdächtig, wenn sie niemanden hier finden.“ Er schaute kalkulierend zwischen Louisa und der fremden Frau hin und her. Der Himmel oder die Hölle selbst hatten ihm gerade eine unerwartete Verbündete zur Seite gestellt und er schien nicht zögern zu wollen diesen Umstand zu nutzen. Noch während er sich weitere Kleidungsstücke überstülpte, drückte er an der Holzvertäfelung der Wand herum und öffnete durch einen verborgenen Mechanismus eine kleine Luke. „Kannst du sie ruhig halten? Dann könnt ihr euch darin verstecken.“ Sein Blick ging zum Fenster an den sich eine Art kleiner Balkon anschloss, von dem man über eine kurze Treppe den Innenhof erreichen konnte. „Ansonsten bleibt nur der direkte Weg über den Hof. Dort könnte euch allerdings jederzeit jemand sehen.“ Odric schien es sich nicht anmerken lassen zu wollen, aber er war gestresst und Louisa konnte sein Herz beinahe ebenso schnell schlagen hören, wie das der Frau die sie noch immer in ihren Armen gefangen hielt. Der blonde Mann schaute schließlich beinahe Hilfe suchend zu Louisa. „Entscheide du. Am besten schnell.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: Fr 10. Apr 2020, 10:54 
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Das Verlangen, das sich in den Zügen Odrics abzeichnete, hätte sie in einer anderen Situation wie eine zufriedene Katze schnurren lassen – jetzt aber galt es unverzüglich zu handeln, denn sonst wäre das Leben des Sterblichen womöglich dahin und sie selbst trotz aller Macht, die im Blut der Kainiten lag, ernstlich zurückgeworfen in all ihren Bestrebungen. Daher kämpfte Louisa das aufflammende Begehren, das Besitzenwollen in ihrem eigenen untoten Herzen gewaltsam nieder und überließ sich dem anderen Teil des düsteren Bluterbes: Das dunkle Etwas war wie ein Raubtier, das stets alles nötige tat um zu überleben, um Schaden von sich abzuwenden. Wenn man diese Seite zu nutzen vermochte, ohne von den wilden Leidenschaften in der Vitae versklavt zu werden, war sie ein machtvolles Werkzeug. So hatte ihr Meister stets gesagt. Indes war es sehr viel leichter, darüber zu dozieren, als sich die darin liegende Weisheit praktisch zunutze zu machen: Ihre Brust hob sich unter einem heftigen Atemzug, den ihr Leib nicht brauchte. Eine Reaktion auf den Anblick des unbekleideten Mannes, der sie trotz aller Gefahr zu locken schien... Einen Lidschlag später hatte sie sich wieder halbwegs unter Kontrolle. Es half ungemein, dass Odric selbst zu verstehen schien, was auf dem Spiel stand.

Die zitternde Sterbliche fest an sich gepresst, sah die Brujah ihm zu, wie er seine Kleider über warf. Ein kurzes Überlegen, dann nickte sie entschlossen. "Wir verstecken uns. Die Flucht wäre zu riskant." Sie zog die Frau in ihren Armen mit sich auf die geheime Luke zu, ehe sie zu Odric flüsterte: "Ein Tuch oder eine Decke, in die ich sie hüllen kann, rasch!" Mochte es ein Restchen von Mitgefühl für die nackte Sterbliche sein, die in dem finsteren Versteck in den Armen einer Toten vor Kälte ebenso wie vor Furcht zittern würde, oder mochte es ein ebenso winziger Rest an Verständnis für die Scham der Frau sein: Louisa wartete trotz der drängenden Zeit ab. Den Kopf über die Schulter ihrer Gefangenen schiebend, wisperte sie ihr ins Ohr: "Schsch... dir geschieht nichts, wenn du ruhig bist. Oder soll er mir auch ein Seil geben? Muss ich dich fesseln, oder bist du vernünftig und hältst still, in unser aller Interesse..?" Ihre Stimme war leise, beinahe nur ein stimmloses Zischen. Dennoch lag darin eine Andeutung von der Verspieltheit einer Raubkatze. Ein Streicheln mit einer samtweichen Pfote, unter deren Fell sich aber scharfe Krallen verbargen. Ein lauerndes Interesse, ob die andere sich freiwillig fügen würde oder nicht... Ihre kühle Hand war dabei noch immer fest auf den Mund der Gespielin Odrics gepresst. Denn sie hatte keinesfalls vor, sich durch ein panisch gewordenes Frauenzimmer der Gefahr der Entdeckung auszusetzen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: Sa 11. Apr 2020, 19:49 
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Es war ihm offensichtlich anzusehen, dass Odric wenig Interesse am Wohlergehen der nackten Frau zeigte, gab Louisa aber ohne Widerworte eine kleine Überdecke vom Bett. Er schien ihr diese kleine Bitte trotz der angespannten Situation nicht abschlagen zu wollen. Der Stoff war dicht gewebt und von guter Qualität, was - bedachte man, dass man sich in einem Zentrum der flandrischen Tuchindustrie befand - nicht von großer Überraschung war. Die Fremde lauschte Louisas Warnungen artig und nickte nur eifrig, während sie die Decke eilig an sich riss, ganz so als wäre es eine Rüstung, die sie vor dem beschützen konnte, was noch kommen mochte. Der Raum hinter der verborgenen Tür war eng, ja es als Raum zu bezeichnen war eine grobe Übertreibung. Die Brujah musste sich ducken um eintreten zu können, war dann aber in der Lage wieder aufrecht mit der Anderen zu stehen. Es war kein Geheimgang, sondern mehr eine Abstellkammer, die wie Louisa aufgrund seiner Obskurität wohl ahnen konnte, zur Lagerung von Wertsachen – oder Schmuggelware verwendet wurde. Es würde seinen Zweck auf jeden Fall erfüllen.

Odric warf ihnen die Kleidungsstücke der fremden Frau hinterher und verschloss die Tür, die klickend in ihren Rahmen fiel. Es war stockfinster und Louisa konnte nur noch hören was um sie herum passierte. Die Tür zu dem Raum wurde aufgerissen und mehrere Personen traten ein. Erst einmal geschah mehrere Herzschläge nichts, bis sie schließlich Odrics süffisante Stimme hören konnte. „Die geehrten Herren der Nachtwache?“ Seine verwunderte Stimmlage war meisterlich gespielt. „Kann ich Euch oder der Stadt irgendwie zu Diensten sein? Bitte, wo bleiben eigentlich meine Manieren? Wir sollten in die Gaststube gehen und einen Krug Bier zu uns nehmen.“ Bevor irgendjemand auf die Worte von Odric antworten konnte, hörte Louisa eine weitere Stimme, die sie kannte. Sie war wutentbrannt, verzweifelt, erschreckend laut und gehörte dem Schmiedemeister. „ODRIC DU ELENDES SCHWEIN! Wo hast Du sie versteckt? Sie ist hier irgendwo, ich schwöre es!“ Irgendetwas zerbrach und ein Gerangel schien auszubrechen, während van Dinken weiter schrie. „Er hat es getan, so glaubt mir doch! Und das ist noch eines seiner geringsten Verbrechen! Er hat meine Tochter umgebracht, genauso wie seinen Vater! So glaubt mir endlich!“ Plötzlich wurde die dünne Wand die Louisa nur so wenige Zentimeter von Schauspiel trennte erschüttert. Irgendjemand musste im Gerangel dagegen gefallen sein, was dazu geführt hatte, dass die Geheimtür einen Spalt aufgesprungen war. Offenbar hatte noch niemand etwas bemerkt und Louisa hatte noch immer die Chance sie wieder zu schließen, sollte sie sich vorsichtig genug anstellen.*

*( Ein Wurf auf Dexterity + Stealth [5] bitte)

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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: Di 14. Apr 2020, 18:38 
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Louisa half der Frau, sich in die Decke zu wickeln – vielmehr nutzte sie diese gleich, um die Fremde desto sicherer zu haben, indem sie ihren Arm um das ganze Paket schlang und sie mit sich in die Finsternis zog. Dort angelangt hielt sie die freie Hand wieder fest auf den Mund der anderen gepresst und lauschte angestrengt. Die Kleider der Frau hatte sie mit dem Fuß in eine Ecke geschoben, damit sie nicht zum Verräter an den Versteckten werden konnten. Über das, was sie kurz darauf zu hören bekam, war sie nur zum Teil überrascht: Dass Odric über schauspielerisches Talent verfügen musste, war angesichts seiner Verwicklung in diverse dubiose Ereignisse zu erwarten gewesen. Wie es schien, hatte sie nicht zu befürchten, dass er ihre Mühen durch einen Fehler zunichte machen würde. Dennoch hätte sie gern auch gesehen, was sich nun in dem Raum auf der anderen Seite der geheimen Tür tat. Die Stimme des Schmieds schnitt durch die Stille, und die hörbare Verzweiflung, die aus seinen Worten klang, ließ sie unwillkürlich die Frau vor sich fester packen. Wäre sie noch sterblich gewesen, sie hätte wohl ganz automatisch einen tiefen Atemzug getan.

Odric hatte die Tochter des Mannes getötet, seinen eigenen Vater darüber hinaus?! Die Kainitin starrte im Dunklen die Tür an, als wolle sie sie mit ihren Blicken durchdringen. Sie besann sich auf die Gesten, die Worte des Sterblichen, mit dem sie das Bett geteilt hatte... war dieser Mann ein derart guter Schauspieler, dass er mit seinem Charme die Seele eines Mörders zu verschleiern verstand? Dann... würde er ihr mehr gleichen, als sie vermutet hatte. Oh, sie würde herausfinden müssen, was es mit der Anklage van Dinkens auf sich hatte! Jetzt jedoch nahmen das Gerangel in dem angrenzenden Raum und seine Folgen ihre Aufmerksamkeit in Anspruch. Kaum hörbar zischte sie der Frau ein "Schsch... still..!" zu, ehe sie deren Mund freigab. Ihre schlanke Hand zog behutsam wie ein Mäuschen an der aufgesprungenen Tür und brachte sie unhörbar wieder an ihre vorige Position**. Sie wartete einige atemlose Momente, ehe sie ihrer Gefangenen wieder den Mund verschloss, der Sicherheit halber.

** Viermal die 10, einmal 9 – leiser geht's kaum mehr :)

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