Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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BeitragVerfasst: Do 19. Mär 2015, 14:16 
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Ihr Blick wanderte zu Jaques und er konnte in ihrer Mimik die unterschiedlichsten Gefühlsarten wiedererkennen. Hoffnung, Sehnsucht, aber in ihrem Blick auch eine Entschlossenheit und Kälte, als sie die toten Wachmänner nochmal in Augenschein nahm. Ihr Stimme erhob sich, aber so leise, dass nur er sie hören würde „Ihr seht es doch deutlich, ich stehe unter dem Bann meiner Gefühle. Noch eint mich alles, weil ich weiß, dass ich die andere Lilliana zur Strecke bringen muss, mein anderes Ich, über dessen Existenz man sich gerne danach traumdeutend auslassen kann. Doch was dann geschieht rasselt ebenso mit den Säbeln. Die Zukunft erscheint mir in einer Bedrohung unser aller Selbst.“


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Verfasst: Do 19. Mär 2015, 14:16 


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BeitragVerfasst: Mo 6. Apr 2015, 20:49 
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Das Zimmer befand sich im obersten Stock des Krankenhauses. Zwei hohe Fenster ließen das Mondlicht hinein und man konnte draußen den Brunnen und den mediterranen Kräutergarten erkennen. Die Wände waren wie auch der Rest des Hospitals weiß getüncht und mehrere Betten waren an den Seiten im hinteren Bereich des Raumes aufgestellt. Anscheinend handelte es sich um ein unbenutztes Krankenzimmer.
Nachdem sie die Tür geöffnet hatten erkannten sie, dass links und rechts neben dem Eingang zwei Wachmänner positioniert waren. Beide standen absolut regungslos, erschienen wie erstarrt und nur das schwache Atmen ließ erahnen, dass es sich nicht nur um Statuen handelte. Ein Blick durch den Raum und Liliana hatte die Situation erfasst. Die wunderschöne Doppelgängerin lag in einem der Betten am Ende des von zwei Fackeln erhellten Raumes und rekelte sich entspannt in den Kissen. Sie trug ein wunderschönes eng anliegendes Kleid, genau das gleiche, das Liliana am Körper trug und spielte mit einem Medaillon, dass sie um den Hals trug.

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Liliana identifizierte es als eines, das ihre Mutter ihr als Kind vor langer Zeit geschenkt hatte. Es enthielt eine ihrer Haarlocken. Als sie den Engländer und die blonde Frau erkannte hob sie erstaunt eine Augenbraue und führte mit einem Lächeln einen Finger an den Mund. Liliana erkannte für einen Augenblick die rosige Zungenspitze, die genießerisch über ihre Lippen glitt.
„Hast du also endlich hierher gefunden, meine Teure? Und du hast einen „Freund“ mitgebracht. Wie erfreulich.“ Sie lächelte. Keiner der Wachen rührte sich doch Will griff fester nach seiner Klinge. „Wo hast du meinen strahlenden Ritter gelassen, Lilly?“
Liliana spürte erneut die tiefe Zuneigung, die sie erfasste, die sie daran hindern wollte etwas gegen diese Frau zu unternehmen, die sie so lange gekannt hatte.
In den Betten im hinteren Bereich lagen mehrere festgebundene Personen. Die blonde Frau erkannte drei Kinder, darunter den kleinen blonden Hans, der sie mit großen Augen und Panik im Blick anstarrte und Schwester Agatha. Sein Stimmchen war hoch und voller Furcht. „Lilly? Ich wusste, du würdest kommen. Du rettest uns vor den Dämonen. Das hast du versprochen.“

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Sein Ruf ging in einem Weinkrampf unter. An seinen kleinen Armen waren die Pulsschlagadern geöffnet worden und das rote Blut lief in Rinnsalen hinunter, tropfte über die Ellbogen in silberne Schüsseln.
Ihre Doppelgängerin musterte ihre Reaktion amüsiert. „Eine schöne Idee, der Aderlass. Findest du nicht, mein Kind?“ Ihre Stimme verlor ein wenig von der Wärme. „Ich sehe, du hast jemanden gefunden, der dir den Kuss geschenkt hat. Der nette Mann an deiner Seite?“ Ihr Blick wanderte zu Will, der bei dem Blick ihrer schönen blauen Augen einen Schritt nach hinten tat.

Lilliana blieb ruhig in der Türe stehen und behielt die Wachen im Blick, sie konzentrierte sich darauf das Blut in ihren Körper in geschickte Bahnen zu pumpen. (1BP auf GE und 1BP auf KK), aber sie tat ansonsten nichts weiter. Ihre Stirn ging kurzzeitig in Falten als sie die Worte ihrer Doppelgängerin hörte und das Gefühl nach Zuneigung sie wieder überkam. Doch ein Blick auf Hans und das Gefühl wandte sich, stieß gegen die Mauer ihrer Menschlichkeit. Während der Zeit blieb es noch immer still. "Ist es das was du willst Lilliana? Freunde? Bist du so einsam und denkst keiner kann dich gerne haben ohne das du ihn manipulierst?" Ihr Blick wanderte zu Hans, wurde weicher "Halte durch Hans", dann drehte sie sich wieder zu ihrer Doppelgängerin. "Brauchst du wirklich dieses Schauspiel?"
Die Doppelgängerin rekelte sich noch einmal in ihrem Bett und erhob sich dann nicht ohne ihren Körper dabei in verführerischen Bewegungen zu präsentieren.
„Aber Lilly, wie kommst du darauf. Sie alle lieben mich. Genauso wie sie dich lieben werden. Du bist so schön wie ich und obwohl du gerade erst in deiner vollen Schönheit erblüht bist, spüre ich schon jetzt diese wirklich faszinierende Präsenz, die eigentlich nur mir inne ist. Wir könnten uns zusammen tun. Du und ich. Gemeinsam wären wir unvernichtbar, überall. Wir könnten unsere Feinde am Boden zerstören ohne, dass sie je wissen würden wer von uns ihnen den Dolchstoß in den Rücken versetzt hätte.“ Sie sah Liliana mit einem liebreizenden Lächeln an.
„Aber nun zu deinem hübschen jungen Freund.“ Das Lächeln, das sie dem dunkelblonden Mann schenkte war ein Strahlen und ihr Blick ging tiefer und tiefer. Liliana kannte die Tiefen dieses Abgrunds. „Wie heißt ihr, mein Herr?“
Liliana erkannte an Wills verzerrten Zügen wie sehr er sich dagegen wehrte seiner Geheimnisse beraubt zu werden. „Mein Name tut nichts zur Sache, Mylady.“
„Will Adale? Ein schöner Name… Engländer? Ihr habt für König Richard gekämpft und seid gescheitert? Wie bedauerlich… Ein König wie er wird nie wieder unter diesem Himmel wandern, findet ihr nicht.“ Will versuchte ihrem Blick auszuweichen, doch band die azurne Pupille fester als jede Kette.
Plötzlich erkannte sie etwas, das ihr sehr zu gefallen schien. „Ihr seid ein Verräter? Ein jämmerlicher kleiner Verräter???“ Will trat mit erhobener Klinge mehrere Schritte auf sie zu und schrie „Das bin ich nicht. Ich habe bis zum Ende an der Seite meiner Freunde gekämpft.“
Lilianas Doppelgängerin lachte sanft auf. „Ja, das habt ihr. Tapfer am Ende. Und wofür? Sie haben euch nach wie vor für einen Verräter gehalten, euch den Rücken gekehrt, euch verleugnet. Zugelassen, dass ihr abgeschlachtet wurdet wie ein Schwein. Traurig, nicht?“ Will verharrte und ließ den Kopf sinken. „War es das wert, Will Adale. Waren sie es wert? Diejenigen, die sich immer für die Guten gehalten haben?“ Sie schüttelte mit gespielter Traurigkeit den Kopf. „Nein, Will. Das waren sie nicht. Komm und lass dein Schwert auf meiner Seite kämpfen, stell dich in meine Dienste. Ich werde dich nicht enttäuschen. Du hast meiner Ghulin vertraut und? Wohin hat dich das geführt? Sie hat Jaques, der dich töten wollte das ewige Leben geschenkt? Das ist wahrlich keine gerechte Vergeltung, Will. Komm zu mir. Und sei dir gewiss: Ich halte mein Wort.“ Der junge Engländer trat erneut einige Schritte auf sie zu. Seine Stimme zitterte. „Ich habe das alles nie gewollt. Ich wollte doch nur Sicherheit, ein Dach über dem Kopf, eine warme Mahlzeit. Das was wir allen anderen ermöglicht haben…“
„Ja, mein Will. Das wirst du bekommen.“
Lilianna stand nicht mehr regungslos in der Türe, zu vieles geschah gerade vor ihren Augen und Schritte wären unvermeidlich. Das Schwert blieb in ihren rechten Hand, doch erhob sie es nicht wie will, stattdessen streckte sie in einer fließenden Bewegung die Hand nach Will aus, als er nach vorne stürmte, gab ihm einen Anker, einen Rückhalt und sollte er sich umdrehen, dann sah er nur wie sie ganz sachte den Kopf schüttelte und leiser "Es ist Vergangenheit und ihr habt euer Recht dazu es von euch aus mir zu erzählen, ich werde euch nicht zwingen oder euch verurteilen." Ansonsten blieb ihr Blick bei Lilliana. "Zum Vertrauen gehört Ehrlichkeit Lilliana. Ehrlichkeit, die man nicht dadurch gewinnt, indem man seine Disziplinen einsetzt und seine Verbündeten mit Präsenz und Auspex belegt. Ich habe einst mich in einem Zorn der Gefühle dazu hinreißen lassen, dies bei einer Person zu tun. Was mir es einbrachte wog nicht das auf, was es mir genommen hat." Ihr Blick glitt wieder auf Hans, sah wie sich der rote Saft des Lebens seinen Körper immer mehr verließ. "Wie soll ich auch nur ein Wort von euch glauben, mich mit euch zusammentun, wenn ihr den Menschen hier Leid antut?" Die Frage war an Lilly gerichtet.
Die Doppelgängerin schüttelte sacht den Kopf. „Meine Teure, es sind nur Menschen. Wir sind auserkoren über sie zu herrschen. Nur wenn es uns gut geht, wenn wir ihren Lebenssaft kosten, können wir uns wahrschlich um sie kümmern, für ihr Wohl sorgen. Wir sind ihre Könige. Wenn dir einer von ihnen gefällt, dann mach ihn zu einem der unsrigen. Was würde dir der junge Engländer bedeuten, wäre er nur ein Sterblicher? Nichts. Nahrung. Man kann die Tiere, die man auf seinem Hof hält durchaus lieben, aber zu guter Letzt werden sie doch geschlachtet und verspeist. Aber genug zu solchen Allegorien. Verbünde dich mit mir! Pass, wenn es dir beliebt auf deine Menschlein auf. Behüte und streichle sie.“
Dann wandte ihr Blick wieder zu Will, der verloren zwischen Liliana und der verführerischen blonden Frau hin und her sah. „Sie hat gerade von Ehrlichkeit geredet, nicht wahr, Will. Sie hat dich angelogen. Denn sie hat keine Ahnung, was passieren würde durch den Kuss, den sie meinem Liebsten geschenkt hat.“ Sie seufzte, lächelte.
Lilliana schüttelte nur sachte den Kopf. "Einst waren auch wir nur wie du sagtest Menschen. Der dunkle Kuss bedeutet für mich nicht, dass wir Könige geworden sind. Er schenkt einem auch nicht die Herrschaft über die Vergangenheit wieder. Er stellt nur eine weitere Entscheidung, eine weitere Weiche in unserem Leben dar." Ihre linke Hand berührte flüchtig und zart seine Wange, gab ihm Halt und Zutrauen, dann wandte sie ihre Schritte in Richtung der Gefangenen, ruhig und bestimmt. "Ich habe Jaques nur die Möglichkeit der freien Bestimmung wiedergegeben, denn es war sein freier Wille, nicht der meine, der ihn von seinem eigenen Handgelenk hat trinken lassen." Sie suchte kurz ein Stofflaken oder ein Handtuch, das sie Hans um die dünnen Ärmchen binden konnte. "Und es war meine freie Entscheidung mein Leben als Mensch hier zu beenden." Lilliana seufzte "Will, wenn ihr das Gefühl habt, ich hätte euch während unserer kurzen Zusammenkunft jemals angelogen, dann solltet ihr nicht hier sein und mir helfen."
Bevor Liliana sich den Menschen nähern konnte trat ihr die Doppelgängerin in den Weg und die Wachen drängten sich an dem verwirrten Will vorbei in ihre Nähe um zu verhindern, dass sie mit dem Schwert ausholen und ihre Herrin verletzen konnte. Sie standen reglos, aber bereit. "Bevor ihr diese Menschen euer Eigen nenne dürft: Besiegelt mit mir den Bund unserer Zusammenarbeit." Sie ritzte sich mit einem Dolch ins Handgelenk und ließ einige Milliliter der roten Flüssigkeit hineinlaufen. Sie hielt der Toreador den goldenen Becher hin.
Lilliana schüttelte nur sachte den Kopf, ihr Blick streifte kurz die Wachen und ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie hatte ihr Schwert noch immer in der rechten Hand, aber nicht erhoben "Nein, die Menschen waren und werden immer diejenigen sein, die ich beschütze. Lasst sie gehen, dies ist eine Angelegenheit zwischen uns beiden. Zwischen zwei Wegen und zwei Charakteren im Körper der Lilliana von Erzhausen. Lasst es auf einen fairen Kampf darauf ankommen und akzeptiert ein Gottesurteil."
Sie lachte amüsiert auf. „Warum sollte ich? Du bist so gut wie Asche, mein Engelchen.“ Sie schnippte mit den Fingern um ihren Wachleuten ein Zeichen zu geben sich auf Liliana zu stürzen, doch plötzlich hörte die blonde Toreador, dass die Tür hinter ihnen aufgerissen wurde. Mit gezogenem Schwert stand Jaques de Camarque im Torpfosten. Sein blondes glattes Haar war wirr und sein suchender Blick wirkte verloren. Er war totenblass und ein trauriger, einsamer Ausdruck huschte über seine Lippen. Er sah sich im Raum um und nahm die beiden blonden Frauen wahr, die sich wie ein Ei dem anderen glichen. Sein Mund blieb offen stehen und er schüttelte den Kopf. „Ich… Um des Himmels willen! Wer von euch beiden ist meine geliebte Liliana?“ Sein Blick wanderte von einer zur anderen.
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Bei den Worten ihrer Doppelgängerin nahm Lilliana von selbst die Wachleute in ihren Blick. Soviel sie gezählt hatte waren es zwei gewesen. "Laufe nicht vor dir selbst davon Lilliana, ich tue es auch nicht." sie konzentrierte sich, als ihre Ohren ihr das Geräusch einer aufgehenden Türe aufzeigten und so wollte sie denjenigen warnen, der eintrat, als Jaques auch schon sprach, den sie obwohl sie nicht ihn sondern die Wachen im Blick hatte an seiner Stimme erkannte. "Diese Antwort Jaques kannst nur du dir selbst geben, wie es auch dein eigener, freier Wille war, der dich verwandelt hat."
Er sah beide Frauen an und Wut stieg in ihm auf im Angesicht seiner Hilflosigkeit. Die Doppelgängerin lächelte sacht. Sie schien das seltsame Spiel sichtlich zu erheitern und sie musterte ihre Kontrahentin. Will verstärkte den Griff um sein Schwert.
Der französische Ritter schrie voller Zorn: „Wer ist MEINE Liliana?“
Man musste Lilliana schon direkt in die Augen sehen, um zu bemerken, dass in ihrem Blick mit dem sie sich auf die Wachen konzentrierte eine Traurigkeit einfloss. "Wenn du es selbst nicht weißt, dann war ich nie deine Lilliana gewesen, sondern nur eine Frau, die du auf den Höfen der Liebe verzaubert hast, um ihre Gunst zu erlangen. Hör auf dein Herz, Jaques."
Die Doppelgängerin lachte bei seinen Worten amüsiert auf. Es war ein glockenhelles Lachen, das Wills, ebenso wie Lilianas Aufmerksamkeit auf sich zog. Jaques schüttelte ungläubig und irritiert den Kopf. „Wartet’s nur ab.“ Ohne, dass Liliana recht bemerkte, was geschah stand der Ventrue am Bett des Jungen, riss den panischen Knaben nach oben, tat zwei Schritte zum Fenster und stieß ihn in die mondlose Nacht hinaus. Liliana hörte den langen hohen Schrei des Jungen, dann war es still. Die Wachmänner wirkten nach dieser Geste ebenfalls verdutzt.
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Wills Augen waren weit aufgerissen. Dann machte sich Wut auf seinem Antlitz breit und Liliana hörte eine gehetzte zornige Stimme in ihrem Kopf. „Lösch die Fackel.“
Lilliana hatte keine Zeit zu begreifen, was er getan hatte, zu geschockt war sie und eine Stimme, die sie als die ihrige erkannte schrie nur laut und voller Verweiflung, gemischt mit Wut "NEIN!" dann erst drang die Stimme zu ihr durch, wessen Stimme war es die von Will? Zum weiteren Nachenken blieb ihr aber keine Zeit, die Fackel des Raumes war eine weitere Waffe und so wäre es gut, diese zu zerstören, doch das Tier in ihr wollte nicht (Fehlschlag bei SB) und so entschied sie sich um und zerschnitt mit dem Schwert die Fesseln der Gefangenen. "Bleibt hinter mir, bis ihr hinauskönnt." Ihre Stimme klang fest und befehlend.
Es gelang ihr, die Fesseln von Schwester Agatha zu lösen. Will erkannte sofort die Panik, die sie erfasst hatte und löschte fast in der gleichen Sekunde die zweite Fackel.
Mit einem Male war es stockfinster im Raum. Die Wachen schrien empört auf, fuchtelten mit ihren Klingen, hatten aber wohl zu viel Angst ihre Herrschaft zu verletzen um wirklich in das Geschehen einzugreifen. Sie stießen gegeneinander, drängten auseinander. Die laute, panische Stimme von Jaques schrie durch die Nacht: „Verdammt! Zündet sofort die fackeln wieder an, ihr Nichtsnutze. Sonst landet ihr morgen noch auf dem Schafott.“ Die Männer beeilten sich Zündmaterial hervorzuholen um die Fackeln so schnell sie konnten wieder zu entzünden. Die Verwirrung war komplett. Selbst den perfekten Augen der Toreador blieb für einen Moment die Sicht verwehrt. Plötzlich erklomm ein Funke und sofort brannte eine und wenig später die zweite Fackel. Die Wachen sahen sich geblendet an. Will erfasste als erster die Situation. Er griff seinen Schwertgriff fester und begann auf Liliana einzudreschen. Seine blauen Augen fixierten sie eindringend und er schrie laut und zornig: „Stirb, du elender Dämon. Du hast uns lange genug gequält.“ Bisher hatte er Liliana noch nicht ernsthaft verletzt obwohl schon drei seiner Hiebe auf sie nieder gegangen waren.
Einsatz von Auspex 4 auf Will mit den Worten "Ich bin die richtige Lilliana." sie verteidigt sich ihm gegenüber nur und greift nicht an.
Nach wie vor sahen seine Schläge bedrohlich und tödlich aus, versetzten ihr einige Blessuren und schwache Schnitte. Jaque, der noch immer am Fenster stand und auf die alles erlösende Antwort zu wartet schien beobachte mit schreckgeweiteten Augen das Schauspiel. Mit einem langgezogenen „NEEEEEIIIIIINNNN“ riss er sein Schwert aus der Scheide und war sofort zur Stelle. Mit kräftigen Hieben schlug er auf Liliana ein. „Niemals werdet ihr meine Herrin vernichten. Niemals!!!“ Die Doppelgängerin schrie überrascht auf, doch ihr „Jaques. Ich bin es doch.“ ging in seinen Wutschreien unter. Die Wachen standen völlig überfordert an ihrem Fleck, wichen den Schlägen aus, traten mehrere Schritte zurück um dem Kampfgetümmel zu entkommen. Die blonde Schönheit versuchte auszuweichen, erhielt jedoch einen stumpfen Schlag, der so heftig war, dass er sie taumeln und stolpern ließ. Jaques holte zum alles entscheidenden Schlag aus und trennte der Doppelgängerin den Schädel vom Körper ab. Sie blickte noch im letzten Moment noch einmal völlig überrascht zu Will, der aufgehört hatte so zu tun als würde er Liliana töten wollen und den Kampf beobachte
Lilliana griff sich an die Wunden und begann sie mit Konzentration zu heilen, die Stimme hallte flüsternd "Ich dachte sie hat euch unter Präsenz gestellt und falsche Gedanken eingeträufelt gegen die ihr mit eurem Willen ankämpft, weswegen ihr die flache Seite eurer scharfen Klinge genommen habt. Gutes Schauspiel." Sie richtete sich auf, ihr Blick glitt von Jaques zu den zwei Wachleuten und sie visierte sie mit erhobenen Schwert an. "Ihr zwei, ihr geht sofort und ohne ein weiteres Wort zu sagen in die Unterkunft zurück. Dort bleibt ihr und wartet auf weitere Befehle." ihre Worte waren untermalt von ihrer Präsenz der Ehrfurcht Sie merkte das sie Kraft nur schwach in ihrer Reichweite war, aber da sie dicht vor den beiden stand, müsste mindestens einer sie bemerkt haben. Die Wachmänner sahen sie an und obwohl Liliana keine Ahnung hatte, ob ihre Präsenz überhaupt gewirkt hatte, waren die Wachleute nur allzu willig darauf diese komplett unverständliche Szene hinter sich zu lassen. Sie flüchteten so rasch es ihre in Rüstung gehüllten Beine vermochten.
Jaques hatte sich derweil mit einem triumphierenden Lachen umgedreht. „Na, Engländer. Da staunst du, was?“ Doch Will zögerte nicht länger. Auf seiner Stirn brannte das hellblaue dritte Auge und die Wut, die auch darin zu erkennen war, lähmte den französischen Ritter für einen Sekundenbruchteil. Der Salubri riss sein Schwert herum, holte mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft aus und stieß ihm die scharfe silberne Klinge mitten ins Herz. Der siegessichere Gesichtsausdruck wich Entsetzen, dann brach Jaques zusammen und erstarrte. Wills Worte waren heiseres Flüstern. „Oh. Ich habe dich so satt.“ Er versetze ihm einen festen Tritt in die Seite. Dann ließ er die Klinge, die noch immer im Herz des Ventrue steckte los.
Es war eine Lähmung, unfähig noch einzuschreiten, ehe die Klinge im Herzen des Ventrue steckte. Sie schloss einmal die Augen und öffnete diese wieder. Nein, sie war noch immer hier, gefangen in einem Traum, den sie zu verlassen suchte. Betont langsam ging sie zu Will und legte ihm wie schon zuvor die linke Hand auf die Schulter, beruhigend, einfühlend. Kein Wort kam über ihre Lippen und Lilliana machte auch nicht den Anschein sich zu Jaques runter zu beugen. Stattdessen steckte sie nach kurzer Zeit ihr Schwert in die Scheide, half Schwester Agatha bei der Befreiung der beiden anderen Geiseln und schritt dann schnellen Fußes nach unten. "Ich muss Hans finden, ich komme gleich wieder."
Will stand dort, betrachtete den gepflockten Ventrue und sein Blick verriet, was dachte: zu gern würde er das Schwert des Franzosen in die Rechte nehmen und ihm den letzten erlösenden Schlag versetzen. Er schloss die Augen und atmete mehrmals tief ein, ballt dabei die Hände zu Fäusten um sie dann wieder zu entspannen. Er drehte sich zu Liliana und er nickte. In seinem Gesicht lag eine seltsame endgültige Traurigkeit. „Ja, geht zu dem Jungen. Vielleicht könnt ihr ich noch helfen.“ Dann beugte er sich zu dem Haufen Asche, dem einzigen, das von der Doppelgängerin übrig geblieben war und griff in die graue Masse. Er holte das silberne Medaillon hervor, öffnete es und sah den wunderschönen plastisch gearbeiteten Sonnenaufgang aus Silber und Gold mit winzigen Edelsteinen, die die letzten Sterne am Morgenfirmament andeuteten, der darin enthalten war. Ein schwaches Lächeln umspielte seine Züge. Er blickte Liliana an, dann reichte er es ihr. „Das gehört Euch, Prinzessin, oder?“
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Ihre Blicke trafen sich, als die Fesseln endlich losgelöst waren und für die Winzigkeit eines Momentes sah sie den eingearbeiteten Sonnenaufgang. Ein anderer Teil ihres Lebens mit einem anderen Namen. "Behaltet ihn als Pfand für eurer Vertrauen und euren Glauben an diese Nacht und denkt an mich. Ich bete, er möge neben euch erwachen." dann ging sie hinaus.
Der Junge lag am Boden in der Nähe des Springbrunnens. Er war umringt von mehreren Menschen, darunter auch Leif. Der Heiler ließ eine Trage holen und den ohnmächtigen Jungen darauf legen. Als Liliana unten ankam war man gerade dabei Hans in den Krankensaal zu bringen
Als Lilliana die Menschen und Leif sah, welche sich um den Jungen kümmerten, fiel eine Anspannung von ihr ab und sie sackte zusammen. Langsam, aber dennoch fühlte sie, wie ihr Körper dem Boden immer näher kam. Ihr Rücken lehnte sie an die Wand des Hauses, die Hände vor das Gesicht. Die Worte von Leif kamen wie aus einem fernen Traum und brachten sie dazu wieder aufzustehen und die Worte leise an ihn zu richten. "Die Doppelgängerin ist tot, aber nicht durch meine Hand. Hans ist durch die Hand von Jaques verletzt und durch Will oben gepflockt." Ohne Vorwarnung umfasste sie plötzlich mit beiden Händen seine beiden Schultern und sah ihm tief in die Augen. Keine Worte erklangen aus ihrem Mund, aber es lag etwas in der Luft. Dann ließ sie ihn stehen und schritt wieder hinein zu Will und Jaques und den drei Menschen, sofern diese noch im Zimmer weilten.
Leif sah ihr ungläubig hinterher und die blonde Frau konnte noch ein fragendes leises „Liliana?“ in ihrem Rücken vernehmen als sie wieder nach oben schritt. Oben in dem Raum erkannte sie den nach wie vor gepflockten Jaques und Will, der am Fenster stand, auf den Garten hinabblickte und ihr den Rücken zugedreht hatte. Beim Blick nach draußen bemerke Liliana einen Hauch von Rot, der sich am Himmel zeigte.
Lilliana nahm das Bild der beiden in sich auf. Der Sieger und der Besiegte. Sie ging langsam näher "Hans wird versorgt, Leif ist bei ihm." Sie maß seine Reaktion, würde aber in keinster Weise selbst darauf reagieren. Danach legte sie eine Hand an ihre Hüfte und schritt in Richtung von Jaques. "Ich schätze uns bleibt nicht mehr viel Zeit Will Adale ehe uns der Sonnenaufgang mit voller Stärke erreicht. Ich bin sicher hier im Krankenhaus finden sich in den Kellern gewiss Plätze zum nächtigen. Andernfalls müssen wir uns für meine Unterkunft langsam beeilen und doch bleibt bei allem noch eine Frage. Wie lautet eure Entscheidung?"
Will drehte sich zu ihr um. „Es ist gut, wenn die Verwundeten versorgt werden.“ Ein schwaches Lächeln ging in ihre Richtung als sie zu Jaques schritt. „Welche Entscheidung meint Ihr?“
Sie blieb einen halben Meter vor Jaques Körper stehen, dann drehte sie ihren Kopf zu dem seinen und ein sachtes Lächeln war zu erkennen. "Eure Entscheidung bezüglich Jaques de Camarque. Mitglied des Clanes Ventrue. Bei allem was passiert ist waren die seinigen Entscheidungen stehts die unerwartetsten. In der realen Welt liegt er vergiftet und bisher nicht heilbar gut versteckt vor der Sonne, wartend auf seine Rettung, wann wird diese wohl je kommen? Hier in diesem Traum sehe ich ihn wohl zum ersten Mal richtig und es macht mir Angst..." Lilliana verstummt. "Es bleibt eure Entscheidung, ob ihr ihm das Schwert aus dem Herzen zieht oder ob er den Tag gepflockt verbringen soll."
Wills Kehle entstieg ein Lachen, das nicht wirklich glücklich klang. „Ich würde nicht zögern und ihm hier und jetzt den Kopf von den Schultern trennen.“ Der Engländer seufzte. „Aber eine Sache habe ich in dieser Nacht gelernt: Ihr würdet es mir nie verzeihen, wenn ich es täte. Dieser Schuft hat eure Liebe nicht verdient.“ Er sah sie eindringlich an. „Verzeiht mir, Prinzessin. Es liegt nicht an mir so anmaßend zu sein und solche Dinge beurteilen zu wollen.“
Lilliana blieb wortlos, emotionslos ob seiner Worte und absolute Stille breitete sich im Raum aus. Dann konnte Will es sehen: Blut, Blut, das aus ihren Augen drang, zuerst aus dem linken, dann aus beiden Augen. Es floss heraus, lief über ihre Wange, dann über ihren Hals bis hin zu ihrem Dekolleté. Dort vereinigten sich die Blutstropfen und blieben im Stoff des Kleides hängen. Lilliana drehte sich langsam von Will weg, hin zu Jaques, beugte sich zu ihm herunter und streichelte mit der rechten Hand seine Wange und flüsterte leise "Wieso nur hast du mein Herz gestohlen?" Dann richtete sie sich wieder auf, trat von ihm zurück und wischte sich mit einem der Laken das restliche Blut aus dem Gesicht. "Lasst ihn gepflockt, wenigstens diesen Tag. Wenn wir dann immer noch nicht aus dem Traum erwacht sind, so möge er morgen Nacht Rede und Antwort für seine Taten stehen."
Der Engländer betrachtete sie und auch die Geste als sie dem Franzosen über die Wange strich. Seine Haltung versteifte sich und in diesem Moment bemerkte sie, dass etwas, das sie vielleicht mit diesem seltsamen Heiler verbunden hatte, zerriss.
Will sah Liliana lang und nachdenklich an. Sein Blick war nach wie vor traurig. „Prinzessin?“ Er deutete mit seiner Hand zum Himmel. „Ich glaube, es wird Zeit für euch nach Hause zurück zu kehren.“ Er sah auf und traf ihren Blick. „Leif hat mir gesagt, wie es zu geschehen hat. Habt keine Angst. Es ist nicht so schlimm wie beim ersten Mal.“ Er griff nach dem Gefäß, in dem die Doppelgängerin das Blut des kleinen Hans aufgefangen hatte und hielt ihr die dunkle Flüssigkeit hin. „Der Schlüssel ist das Blut eines Menschen oder Kainiten, der einem wirklich etwas bedeutet. Und in eurem Blick habe ich gesehen, dass das der Junge ist. Er kann es nicht mehr verwenden. Trinkt und kehrt nach Hause zurück!“ Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln

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Verwundert sah sie ihn an, lauschte seinen Ausführungen. "Ich verstehe diese Macht des Zaubers und dieses Traumes immer noch nicht wirklich" Lilliana schüttelte den Kopf, dann trat sie hin zu Will und ihre Hände und Augen suchten die seinen. "Doch was ist mit euch Will? Wer bedeutet euch etwas? Bedeute ich euch etwas?"
Der Engländer sah verlegen zur Seite, atmete dann jedoch tief ein, nahm seinen Mut zusammen und seine blauen Augen sahen sie an. „Ja, Prinzessin. In diesem Traum seid ihr das, was mir etwas bedeutet.“
Lilliana ließ eine seiner Hände los, nur um die freie Hand auf seine Wange abzulegen, ihr Blick hielt den seinen noch immer und ein aufmunterndes Lächeln strahlte ihn an. "Hab Dank Will Adale für eure ehrlichen Worte, die mein Herz fanden." Dann verkürzte sie den Abstand und ließ die Hand von seiner Wange. Stattdessen wanderte diese an seinen Rücken und hielt sich daran fest "Dann solltet ihr wohl jetzt von mir trinken um in eure Realität zurückzukehren, damit wir uns bald wiedersehen mögen." Sein Mund war nun in der perfekten Ausgangssituation zum Biss an ihren Hals. "Bitte, nehmt es als Geschenk."
Sein Blick war fragend, vielleicht ein wenig zurückhaltend. Liliana konnte die Gedanken lesen, die sich in seinen Zügen widerspiegelten. Hatte sie nicht eben noch Jaques de Camarque offenbart, dass ihm ihr Herz gehörte?
Lilliana's Blick blieb aufmunternd und beinahe schon liebevoll und die eine Hand, welche noch die seine hielt, drückte sie leicht fester, ansonsten war sie geduldig und abwartend.
Seine Augen verengten sich nachdenklich. Er fuhr sacht mit einem Finger über ihren hellen, weichen Hals bis zum Schlüsselbein. Dann fasste er sie am Kinn, drehte ihr Gesicht zu sich um und küsste sie. Kurz spürte sie den scharfen Stich seiner Zähne, die tastende Berührung seiner Lippen und dann das erfüllende Gefühl als er von ihr trank. Sie schloss die Augen. Es schien lange zu dauern. Als sie die Augen wieder öffnete war der junge Engländer verschwunden.
Lilliana ließ alles geschehen und eine Fülle von Gefühlen stach auf die ein und sie fühlte sich selbst darin ertrinken. Dann war es vorbei und Will verschwunden. Mit einem letzten Blick auf Jaques ging sie zum Gefäß mit dem Blut von Hans, nahm es vorsichtig in beide Hände und atmete einmal bewusst ein und aus und ihr Blick ging nochmals durch das Zimmer, nach dem Amulett suchend. Wenn sie es findet, wird sie es an sich nehmen, ansonsten war sich Lilliana sicher, das es bei Will besser aufgehoben war. Zum Schluss trinkt auch Lilliana das Blut von Hans, hoffend in der Realität wieder zu erwachen.
Lilliana fand den Punkt in ihrer Mitte. Sie wusste seit Anbeginn ihrer unsterblichen Nächte wie sie Blut verwendete. Für gute und weniger gute Dinge, für Menschen unvorstellbare Dinge und für solche die ihm selbst unmöglich erschienen. Sie riss mit all ihren mentalen Kräften an der Macht, dem frischen Blut, das ihren Körper durchflutete und spürte, wie sie irgendetwas weg riss.
Lilliana bemerkte es erst nach einigen Augenblicken. Die absolute Stille, die sich wie ein schweres Tuch über alles gelegt hatte. Draußen stand alles still und von einer Sekunde auf die nächste schien rötliches Tageslicht durch das hohe Fenster. Das Wasser draußen hatte mitten im Fluss angehalten und wirkte erstarrt, die Blätter an den Bäumen waren vom Wind in ihre derzeitige Position bewegt worden ohne zurück an ihren alten Platz zu weichen.
Lilliana sah wie die Zeit zu gefrieren schien und die Welt sich unter der Macht des neugewonnen Blutes und ihres Willens beugte, zu dem formte was sie für gut befand. Alles hatte seinen Platz, alles seine Ordnung und die Puzzleteile hatten sich schlussendlich selbst in dieser Traumlandschaft zueinander gefügt.
Sie sah den Sonnenaufgang und schloss die Augen

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


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BeitragVerfasst: So 12. Apr 2015, 21:36 
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11. Nachhall der Träume- 3 Wochen später


Es vergingen wohl an die drei Wochen nach dem seltsamen Traum, der Liliana nach wie vor ein wenig verstört zurück ließ. Ihr junger Schützling Hans hatte seit dieser Nacht ein leichtes Hinken auf der rechten Seite zurück behalten, aber ansonsten ging es ihm gut und er freute sich noch viel mehr wenn Liliana zu Besuch kam. Allerdings, das merkte die junge Toreador, reichte ihm das nicht mehr. Er wollte bei ihr sein. Nicht nur ein Mal in der Woche sondern wann immer sie Zeit für ihn erübrigen konnte. Er wollte bei ihr wohnen und fragte sie ob sie das nicht auch wolle.
Eines Abends klopfte einer ihrer Diener an ihre Zimmertür und kündigte Schwester Agatha vom Spittal an. Die Frau sei aufgebracht und wolle sie zügig sprechen. Die Nonne wurde schließlich eingelassen und eröffnete Liliana, dass ein Mann aus England im Spittal sei. Sie hätte ihm bereits mehrmals erläutert, dass Leif Thorsson die Stadt mittlerweile verlassen habe und wahrscheinlich tot sei, aber der junge Mann habe sich geweigert zu gehen. Er würde warten, bis Leif wieder käme. Welch unsinniger Gedanke. Ob Liliana, die sich ja seit neuestem um die Belange des Hospitals sorgte, nicht mal ein Wort mit dem sturen Kerl reden könne?
Nach allem was passiert war, sah Lilliana in Hans eines der Lichter ihres Lebens, doch betrachtete sie ihn gleichzeitig voller Sorge. Wie würde er reagieren, wenn er die Wahrheit erfahren würde? Sie las ihm gerne weiter Geschichten vor, kam seinen Wünschen nach mehr Aufmerksamkeit gerne nach und er war ihr nach allem was sie mit Leif erleben musste einer ihrer Ankerpunkte. Auch mit ihrem Doppelgängerghul führte sie mehrere Gespräche nach dem Traum und ermunterte sie ihr Leben auch nachts natürlich mit größerer Sorgfalt leben zu dürfen. In all diesem Umbruch kam die Nonne und eröffnete ihr das Problem mit dem Fremden Mann aus England. Ein strahlendes Lächeln von Lilliana war die Antwort und sie bat die Nonne sich sofern sie möchte eine Weile auszuruhen und etwas zu speisen. Sie würde selbst nach dem Fremden sehen, aber es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der Nachfolger von Leif Thorson. Sie sattelte ihr Pferd, kleidete sich in einen schützenden Mantel und ritt zum Eingang des Spitals.
Sie erkannte die Gestalt sofort. Am Eingang, man hatte ihn offensichtlich nicht länger im Hospital verweilen lassen wollen, stand der junge Heiler und blickte über die Brüstung auf die Kanäle der Stadt hinab. Der Mond schien hell und spiegelte sich im dunklen Wasser.
Die Hufe ihres Pferdes blieben im gewissen Abstand vor Will stehen. Lilliana stieg herab und näherte sich dem Heiler mit festen Schritten. Ihr Gesicht zeigte Freude, doch in der Tiefe ihrer Augen sah er auch Traurigkeit. Sie umarmte, so er denn es zuließ ihn sehr lange und flüsterte ihm ins Ohr "Willkommen, willkommen!"
Der junge Mann drehte sich in ihre Richtung als sie auf ihn zuschritt. Sie konnte ein überraschtes „Prinzessin?“ hören, dann hatte sie ihn schon fest umarmt. Er erwiderte ihre Umarmung, verblüfft, aber Liliana konnte spüren, dass ihm ansehen, dass er sich freute. Sie hörte seine leise Stimme an ihrem Ohr. „Dann war es doch nicht nur ein seltsames Traum?“
Lilliana hielt ihn fest in der Umarmung und schloss kurz die Augen. "Viel zu seltsam war dieser Traum, doch warf er Schatten voraus, die Brügge in seinen Grundfesten erschüttert haben. Aber ihr, ihr seid hier. Ihr seid hier in der Realität bei mir." Erst danach ließ sie ihn sanft los und suchte seinen Blick.
Als sie sich aus seiner Umarmung lösen wollte, hielt er sie noch einen Augenblick um so fester. Man merkte ihm an, dass er sie nicht gehen lassen wollte. „Ich habe schon gehört, dass Leif nicht mehr da ist. Ich hoffe, du wirst mir in einer anderen Nacht die genauen Umstände erzählen, die zu diesem seltsamen Vorkommnis geführt haben. Sollen wir ein Stück gehen? Diese Kanäle sind faszinierend. Ich habe so etwas mal in Cambridge gesehen…“ Falls sie sich darauf einließ ergriff er ihre Hand, wanderte er mit ihr ein wenig durch die Stadt und setzte sich irgendwann unter einem blühenden Pfirsichbaum, der zu einem kleineren in der Stadt gelegenen Obstanbaubetrieb gehörte ans Wasser.
„Prinz…, nein, Liliana… Ich möchte,…“ Es fiel ihm sichtlich schwer die richtigen Worte zu finden. „Ich möchte, dass du die Menschen oder Kainiten kennst, mit denen du verkehrst, denen du dein Herz schenkt. Also frag mich, was du möchtest und sofern ich kann werde ich dir antworten.
Als Lilliana merkte dass er sie nicht loslassen wollte, ließ sie es geschehen und klammerte sich weiter an ihn und schloss wieder die Augen. Endlich, als beide voneinander loslassen konnten, sah sie ihm wieder in die Augen und bei der Erwähnung von Leifs Namen sah er die Trauer um einen Freund deutlich hervorkommen. Seinen Vorschlag akzeptierte sie mit einem Lächeln und einem sachten Nicken und nahm seine dargebotene rechte Hand fest in ihre linke Hand. Sie ließ ihn führen und sich treiben und man sah ihr deutlich an, dass sie es nach langem wieder genoss diese einfache Sachen zu vollziehen. Seine Worte unter dem Pfirsichbaum halten in der Nacht und sie ließ sich Zeit mit ihrer Frage, hielt aber den seinen Blick. Dann öffnete sich ihr Mund und leise, so leise, dass sie die Wörter nur seine Ohren erreichen konnten, sprach sie zu ihm "Will, warum haltet ihr euch selbst noch für einen Verräter?"
Er atmete tief ein und seufzte dann. „Die härteste Frage zuerst…?“ Er versuchte ein Lächeln. „Ich habe es dir angeboten… Nun ja, weil ich ein Verräter war. Ich habe meine Freunde, eine Hand voll Gesetzloser verraten, ich verriet nur kleine für mich unwichtige Dinge. Ich wurde zuerst gefoltert bis ich mich auf die Bedingungen des Handlangers des Sherifs einließ… ich erhielt Gold für meine Informationen. Irgendwann kamen meine Freunde dahinter und verstießen mich. Der Handlanger des Sheriffs war von meinen “geleisteten“ Diensten so begeistert, dass er mich in seine Dienste stellte. Ich wusste damals nicht wo ich sonst hätte hingehen sollen. Ich hab alles in meiner Macht stehende getan um für meine Freunde Informationen zu erhalten, ihnen zu helfen, sie zu retten… und nach scheinbar unendlicher Zeit vergaben sie mir und nahmen mich wieder auf. Aber es war nie mehr das gleiche. Das Vertrauen war zerstört.“ Er senkte beschämt den Blick. „Das wohl dunkelste Kapitel meiner sterblichen Existenz…“
Während seiner Ausführungen konnte er spüren, dass Lilliana die Hand, welche sie festhielt stärker unterstützend drückte. "Dies ist Vergangenheit und ihr habt eure Lektion gelernt. Werdet ihr euch auch einmal selbst dafür vergeben können?" Lilliana ließ die Frage bewusst offen ausklingen, so dass er sie ergreifen und beantworten konnte oder nicht, erst nach einiger Zeit nahm sie den Faden wieder auf "Und wie seit ihr von einem dem des Handlangers des Sheriffs..." sie lächelte leicht "zu einem Mann geworden, der heilende Kräfte besitzt?"
Will warf einen hellen Kiesel ins dunkle Wasser. „Ich entdeckte zufällig bei einer meiner Patrouillen, dass ein großer Angriff gegen meine Freunde geplant war. Nicht nur gegen meine Freunde, die ganze Stadt sollte fallen… Doch war es dem Sheriff gelungen das Vertrauen meiner Freunde in mich so zu erschüttern, dass mir keiner Glauben schenkte. Ich starb bei dem Versuch ihnen diese wichtige Botschaft mitzuteilen. Es gab einen Heiler, zu dem wir immer wieder Verwundete brachten, von dem ich bis damals nicht wusste, dass er mehr als nur ein einfacher Wundarzt war. Er hatte das, was wir taten immer bewundert und wollte nicht zulassen, dass ich starb. So erhielt ich den Kuss. Meine Freunde starben noch in derselben Nacht und die Stadt wurde bis auf die Grundfesten geschleift…“ Er biss die Zähne aufeinander.
Lilliana lehnte sich ein Stück weit zurück, aber es war deutlich dass sie ihm zuhörte und seine Worte in sich aufnahm. "Ich danke dir, Will. Es bedeutet mir sehr viel, dass du dieses Geheimnis mit mir teilst, auch wenn es schmerzhaft für dich sein muss." sie fasste behutsam mit der anderen Hand unter sein Kinn und schob es langsam in ihre Richtung. "Dieser Verlust muss eine der schmerzhaftesten Erfahrungen deines Lebens gewesen sein und kaum einer der hier anwesenden Kainiten von Brügge kann sie nachfühlen." sie seufzte einmal ein und aus "Sieh dich nicht zu klein, denn das bist du nicht. Du kannst deine toten Freunde nicht wieder ins Leben zurückholen, aber wir können jenen Menschen die unseren Weg kreuzen unsere Hilfe anbieten in Gedenken an die sie." Lilliana beendete den Satz, schloss die Augen und küsste ihn sanft zum Ende auf seine Lippen.

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


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