Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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BeitragVerfasst: So 9. Nov 2014, 09:43 
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15. April
Leif irrte dunkle Straßen entlang. Irgendetwas trieb ihn an. Er wusste, er musste schneller wandern, laufen, rennen. Aber es war gleich. Er würde zu spät kommen, dessen war er sich bewusst. Irgendwo hörte er das Tropfen von Wasser. Gar nicht fern… wie Regen… war das Regen?
Es war nicht mehr weit.
Die Dunkelheit hatte ihn ganz und gar umfasst. Er tastete sich weiter und verlor dabei wieder Zeit. Er hatte das Gefühl, dass ihm kalter Schweiß den Rücken hinab ran, aber das konnte nicht sein, oder? Vielleicht nur die Feuchtigkeit? Er kannte den Weg.
Er fuhr mit den Fingern vorsichtig über die vertrauten Rillen in der alten Steinmauer und betätigte damit den Mechanismus, der die Geheimtür in Bewegung brachte. Sie schwang lautlos auf und gab den Blick in eine niedrige fackelbeschienene Eingangshalle frei. Dies waren die hinter dem Hospital gelegenen privaten Wohnbereiche. Dies war sein Heim. Teppiche an den Wänden und am Boden sorgten dafür, dass er sofort begann sich zu Hause zu fühlen. Aber dennoch… irgendwie…
Er ging weiter und bemerkte, dass seine Schritte langsamer, vorsichtiger, wurden. Er schob die Tür zu seinem Schlafgemach auf
Und stand in seinem Zimmer. Helles Tageslicht brach durch die Fenster und malte an den Stellen, an denen es durch die dünnen Stoffe schien, bunte Farbmuster an die weißgetünchten Wände.
In der rechten Ecke stand sein Bett mit weichen Decken und Kissen ausgelegt, alte Schwerter von fernen Zeiten und Ländern hingen zur Zierde darüber. Daneben stand ein großer mit Intarsienarbeiten verschönerter Schrank aus weißem Ahornholz und an der linken Seite ein großer Schreibtisch mit einer weit darauf ausgebreiteten Weltkarte. Über einer Waschschüssel mit darüber angebrachtem Spiegel erkannte er sein eigenes Gesicht.
Dann bemerkte er sie plötzlich: die Gestalt im Schatten hinter dem Schreibtisch. In einen schwarzen Mantel gehüllt. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Trotzdem wusste er, dass er beobachtet wurde .Die Gestalt wartete, ließ ihn ein- und ausatmen.
Dann schlug sie die Kapuze zurück. Er wusste, wessen Angesicht ihm aus dem Dunklen entgegen blicken würde. Er hatte es oft genug in seinen Träumen gesehen. Nun hörte er das Schlagen seines Herzens im gleichen Takt wie das seines Gegenübers, spürte dessen ruhigen Atemzüge und passte sich ihnen automatisch an:
Sebastian von Augsburg
>Es freut mich, dass du hierher gefunden has, Bruder. Ich habe lang auf dich gewartet.< Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und auch er trat in das Licht. Vorsichtig hielt er eine Hand in die Sonnenstrahlen und bewunderte das Spiel von Licht und Schatten zwischen seinen Fingern. Er seufzte. >Das Schicksal spielt einem manchmal interessante Streiche, nicht wahr? Dieses warme Gefühl ist so kostbar… und so unerreichbar, nicht wahr?<
Er machte eine einladende Geste Richtung Schreibtisch. >Tritt ruhig näher. Dir wird nichts geschehen. Dies hier ist nichts… ein Sommerhauch… eben noch verspürt, im nächsten Moment dahin geweht. Doch lassen wir die Poesie.< Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. >Dies ist nichts als ein Traum und dieser Traum wird dich an deine Grenzen führen, so wie Träume es manchmal zu tun pflegen wenn man tränenüberströmt aufwacht und sich nicht erinnert aus welchem Grund einem dies widerfährt, nicht wahr? Geh deinen Weg und du wirst wieder erwachen. Oder bleibe… Es ist nicht wirklich. Aber um so vieles wunderbarer als die Realität, wenn man wirklich zu verweilen wünscht.<
Der Blick seiner grauen Augen suchte den seinen. >Dies hier… < Er deutete auf mehrere Gegenstände, die in zarte Seide gehüllt auf dem Schreibtisch lagen. > ist die Auswahl deiner Waffen. Wähle!< Nun stand Leif dem Zauberer direkt gegenüber. Nur die Holzplatte trennte beide voneinander. Er spürte die Wärme der hellen Haut auch aus dieser Entfernung.
Fünf Gegenstände lagen ausgebreitet: mehrere kleine eckige Steine, eine längliche Metallstange, eine Kiste, eine Blume und ein flacher, ungefähr handtellergroßer flacher Gegenstand.

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Wie so oft verschmolz Leif mit den Schatten der Nächte in Brügge. Doch dieses mal war etwas anders – die Welt fühlte sich zu gleichen teilen unreal und unfertig an. Er kannte diese Welten, oder zumindest hatte er eine Ahnung das dies ein Traum sein musste. Sein Erzeuger, Achmet genannt der Träumer, war wie besessen von der Welt hinter dem Schleier so wie er es nannte. Sicherlich war das auch einer der Gründe wieso sich beide am Ende verloren hatten. Leifs pragmatische Sichtweise vertrug sich einfach nicht mit der esoterischen seines Erzeugers und irgendwann gingen sie getrennte Wege.

Diese Welten zu ergründen war immer von gewissen Überraschungen geprägt, denn jede hatte Ihre eigenen Gesetzte und Regeln die allerdings mit einem starken Willen gebogen und verändert werden konnten.

Licht, das warme Licht der Sonne es fühlte sich so real an und doch – und doch fehlte etwas – etwas durch das man wusste dieses Licht konnte nicht real sein. Die gleichen Fehler oder Schwingungen gingen auch von den anderen Dingen in diesem Raum wie der Weltkarte, dem Schrank – ja sogar seinem eigenen Spiegelbild aus. Plötzlich regte sich etwas in der Ecke und Leif war nicht überrascht eine Person zu sehen – schließlich musste irgendjemand diesen Traum verursacht haben. Er war nicht einmal überrascht, als er die Person hinter der Kapuze erkannte.

„Sebastian von Augsburg.“ Die Stimme des Salubri klang neutral und es war nicht die kleinste Spur von Überraschung darin zu hören.

„Ich wusste es war nur eine Frage der Zeit bis wir uns wiedersehen würden.“ Die Stimme von Leif war ohne jede Emotion, auch als er die darauffolgenden Worte sagte.

„Sagt was Ihr wollt und schenkt euch die Spielchen. Damals in den Folterkammern war die Interaktion mit Euch auch nicht von Spiel und Geplauder geprägt. Ich währe enttäuscht, wenn sich das jetzt verändern sollte. Also was wollt Ihr?“

Der Salubri überfolg die Gegenstände die auf dem Schreibtisch mir einem nichtssagenden Blick und ohne offensichtliches Interesse.
Leif konnte die Demütigung seines Gegenübers fast wie eine Ohrfeige spüren. Kurz sog Sebastian die Luft ein, fasste sich.
„Du irrst. Ich treibe hier nicht „meine“ Spielchen. Dies hier ist dein Traum, nicht mein magisches Werk. Ich weiß nicht, warum ich in dieser Nacht ebenfalls hier bin. Oft trifft man hier in dieser Art von Traum diejenigen zu denen man ein wie auch immer geahndetes emotionales Band geknüpft hat. Ich war vor langem bereits hier und ich habe damals einen Weg aus diesem Traum gefunden. Ich kann dir nun die Richtung zum Ausgang weisen, den Weg musst du selbst gehen. “
Seine Augen fixierten die von Leif. Ein Hauch von Enttäuschung war darin zu erkennen.
„Ich habe damals in den Folterkammern der alten Meister den Pakt mit euch unter anderem deshalb geschlossen, weil ich wusste, dass ihr mich nie freiwillig gehen lassen würdet. Jeder Tremere, der euch unter die Augen kommt wird gleich zur Schlachtbank geführt, egal ob er irgendeine Schuld auf sich geladen hat oder nicht.“
Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Die Alten mussten sterben. Warum? Das sollte euch nicht kümmern, oder? Es bedeutet nur drei Feinde weniger für euch. Und der andere Grund?“
Er seufzte, blickte auf einen fernen Punkt irgendwo am sonnigen Horizont.
„Weil ich hoffte, dass du, ein Salubri, über die Fähigkeiten verfügen würdest, die Mitglieder deines Clans zu schützen, ….was mir leider nicht gelungen ist. Doch du hast recht. Lassen wir Prosa und Poesie.
Dann schwieg er und betrachtete die Gegenstände. Leif erkannte ein eisernes Kurzschwert, einen Koffer, wie ihn Ärzte oder Apotheker für Medizin verwendeten und einen Spiegel.

Der Salubri schaute den Tremere zuerst skeptisch an während sich seine Miene dann in etwas neutrales, fast gleichgültiges verwandelte. Nein es war keine Gleichgültigkeit. Es war Resignation. Leif wusste er stand an einem Scheideweg und die finale Entscheidung würde bald fahren. Er fühlte die Müdigkeit in seinen Knochen, selbst hier im Traum, während der Gedanke an Starre mehr und mehr an seiner 200 jährigen Existenz zerrte. Wie oft konnte man neu aufstehen, nachdem man alles verloren hatte? Wie oft konnte man sich neu erfinden und orientieren, bevor man sich selbst verlor?

Offensichtlich waren ihm die Erklärungen des Zauberers egal, schien der Salubri doch inzwischen ganz von seinen eigenen Gedanken gefangen zu sein. Nur gelegentlich konnte man einen Funken Interesse in den blauen Augen sehen, ganz so als würde man ein letzte Flamme aus einer ersterbenden Glut schüren. Doch auch diese Flammen brauchen Nahrung, denn ohne bleiben Licht und Wärme dieses Feuer nur eine kalte und dunkle Erinnerung. Die Stille wurde von der leisen Stimme Leifs durchbrochen. Dessen Worte waren nicht giftig oder anklagend, sondern hatten ehr einen nüchternen, feststellenden Charakter, verwoben mit tiefer Traurigkeit.

„Ich glaube wir sind beide nicht mehr in der Lage über moralische Fragen richten zu dürfen. Leider.“

Resignation – da war sie wieder - wenn man genau hinhörte - aber es klang fern und verschwommen wie ein Möwenschrei der vom Wind ins Landesinnere getragen wurde und dort eigentlich nicht wirklich hingehörte und dort ehr einer Illusion glich.

„Nun wenn dies nicht euer Werk ist Hex…Sebastian von Augsburg. Was könnt ihr mir dann über diesen Ort sagen und über diese Gegenstände hier? Ich vermute sicherlich richtig, dass sie noch eine Rolle spielen werden, oder?“

Nachdem Leif diese Worte gesprochen hatte wurde ihm etwas klar. Dieser neue Umstand versprach ihm einen anderen Weg. Eine Alternative zu all dem. Wer hatte gesagt er müsse je wieder aus diesem Traum aufwachen? Er hatte genug sich gegen den Strom zu stemmen. Wieder und wieder und wieder. Er wollte nur noch Frieden. Sich den Strom hinabtreiben lassen um Frieden zu finden. Und Vergessen.

Sebastian sah Leif lange nachdenklich an. Er seufzte und nickte dann.
"Ja, wahrscheinlich hast du recht. Der Leitspruch unserer Art ist "Erst kommt das Fressen, dann die Moral." Ein junger Mönch namens Thomas aus Aquin meint jedoch: "Alles, was gegen das Gewissen geschieht, ist Sünde." Man muss wohl auf dem Weg des Himmels wandern um dabei nicht zu verzweifeln."
Er blickte Leif mit seinen grauen Augen an. Traurigkeit lag darin. "Diese Art von Traum ist keiner der angenehmen Art. ZUmindest nicht beim ersten Besuch... Aber wenn du erwachst, kannst du dir gewiss sein, dass das was dich nicht vernichtet hat, dich stärkt." Er sah hinaus ins Sonnelicht. "Ich zumindest habe hier gelernt, meinen eigenen Weg zu gehen..."
"Die Gegenstände hier mögen dir helfen deinen Weg zu wählen, dein Ziel zu erreichen oder dich ins Verderben stoßen. Welchen du wählst bleibt dir überlassen. Jeder sieht etwas anderes hier liegen. Ich kann dir die Wahl nicht erleichtern, denn ich kenne weder deine Vergangenheit noch dein Schicksal."
Sebastian zog das Tuch zurück und Leif konnte die Gegenstände besser erkennen: ein silbernes Kurzschwert altertümlicher Machart, einen Arzneikoffer mit vielen beschrifteten Flacons und Tiegeln sowie einen ungefähr handgroßen Spiegel. Die Blume und die Steine erwiesen sich beim näheren Hinsehen nur als Asche, die die entsprechende Form der Gegenstände angenommen hatte.
Die Worte des Magiers schafften es Leif ein wenig aus seiner Trance zu befreien und nach und nach schenkte er Sebastian seine volle Aufmerksamkeit. Er Dinge die er sagte waren, klug doch gerade wenn es um das Gewissen geht mögen manche Schritte in der Theorie einfacher umzusetzten sein, als in der Realität wenn man gegen die Wand gepresst wird und die Alternativen weniger und weniger werden. Doch es machte im Moment keinen Unterschied.

Leif ließ kurz das Sonnenlicht durch seine Finger gleiten und hatte kurz das Gefühl in Aros in der Werft seiner Eltern zu stehen. Er konnte fast die Sägen hören und die Holzspäne riechen doch dann überkam es ihn wieder, All das war nicht real. Er hatte eine Entscheidung getroffen. Dies war nicht der Ort an dem er sich aufzugeben gedachte. Wenn es passierte würde es nach seinen Regeln geschehen und nicht nach in diesem aufgezwungenen Traum.

„Nun gut.“ Das war alles was er sagte.

Er schaute sich die Gegenstände an die auf dem Tisch lagen und wählte schließlich, vielleicht sogar zu sein eigenen Überraschung den Spiegel.

Der Arztkoffer und das Schwert. Beide repräsentierten auf eine gewisse Art die Linien Saulots. Die Heiler und die Krieger und auch wenn er zur Linie der Ersteren gehörte, war er doch mehr und mehr hin und hergerissen, nicht wissend ob es nun sein Schicksal war zu verletzten oder zusammen zufügen. Vielleicht würde er ihm dieser Spiegel helfen sich selbst zu erkennen, vielleicht auch nicht aber in jedem Falle gab ihm dieser Gegenstand das sicherste und vertrauteste Gefühl. Er nahm diesen nun in die Hand und sah Sebastian mit fragenden Augen an.

„So und wie geht es jetzt weiter?“

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„Du wählst den Spiegel???“ Die Überraschung und in gewisser Weise auch Irritation des Magiers war fast greifbar. Er nahm Leif behutsam den glänzenden Gegenstand ab und betrachtete eine Weile nachdenklich sein Spiegelbild. Dann gab er ihn zurück und seufzte.
„Ich selbst habe damals auch den Spiegel gewählt. Ich hatte andere Gegenstände vor mir: Siegelringe, die unglaubliche Macht verleihen mochten, Waffen von unvorstellbarem Tötungspotential und Bücher, die wohl alle Geheimnisse der Tremere enthalten mochten, doch ich habe mich für den Spiegel entschieden. Keine Ahnung ob die Wahl weise oder Torheit war… Sei’s drum.“
Er blickte zur Tür, dann zu seinem Gegenüber. „Komm mit.“
Er öffnete die Birkenholztür und Leif konnte die Wärme der Sonnenstrahlen über Sebastians Haut spüren bevor sie ihn selbst berührten. Sie traten aus dem flachen, weiß getünchten Haus mit Strohdach und standen am Rand eines Waldes. In der Nähe wehten die Halme eines Kornfeldes leise im Wind, Vögel sangen in den Zweigen und begrüßten die aufsteigende Sonne. Von Ferne vernahm Leif das Rauschen von Wellen und einzelne Schreie von Möwen. Sebastian folgte einem gewundenen Pfad in den Wald und blieb an einer Quelle, die sich in einen kleinen Teich ergoss stehen. Leif konnte die Energie spüren, die sich zwischen den Baumstämmen zu sammeln schien.
„In deinen Adern floss schon immer das Blut der Magier, oder? Lange bevor dein Herz aufhörte zu schlagen. Die Kraft in deiner Familie muss sehr stark gewesen sein… Ist sie es noch?“ Sebastian tauchte die Rechte in das kühle sprudelnde Wasser, betrachtete wie das Wasser abperlte und wandte sich dann zu ihm um.
Er wartete Leifs Antwort ab, bevor er ihn nachdenklich fragte.
„Bevor ich eine Entscheidung treffe: Beantworte mir eine Frage, Leif: Könntest du irgendetwas ändern, was auch immer, in Vergangenheit, Zukunft oder Gegenwart… das für dich Entscheidenste überhaupt, was wäre das?“ Sein Blick wanderte zum tiefen Blau des Sees.
Der Spiegel schien noch einige Überraschungen parat zu haben, aber auch nach den Worten Sebastians hatte Leif das ihn sichernde Gefühl die richtige Wahl getroffen zu haben. Allerdings würde sich letzteres erst noch zeigen.

Er folgte dem Tremere schließlich nach draußen und würde ihn nicht schon die ganze Zeit das Gefühl stören, dass etwas mit diesem Sonnenlicht falsch war, könnte er sich wohl wie ein Toreador in dessen Schönheit und Einzigartigkeit verlieren. Das letzte mal, dass er das Sonnenlicht auf seiner Haut spürte war inzwischen über 70 Jahre her. Er hatte damals schon einmal aufgegeben als das einzige Mitglied seiner sterblichen Familie, dass er je ehrlich und bedingungslos liebte einem Attentat in Brügge zum Opfer fiel. Es war Charles auch genannt der Gute Graf von Flandern, einer seiner Urenkel über seinen Sohn Sven heute genannt der II und dessen Sohn Knut den Heiligen. Nach dessen Beerdigung erwartete er die Morgensonne und lediglich eine Vision des Gottes Balder verursachte am Ende und in letzter Sekunde, dass er seine Existenz wenn auch bis zur Unkenntnis verbrannt, weiterführte.

Leif schüttelte kurz den Kopf um diese dunklen Gedanken zu vertreiben und Sebastian zu antworten. Die Stimme des Salubri klang plötzlich alt und belegt als er begann zu erzählen.

„Oh ja die Kraft durchfließt meine Familie seit jeher. Wir waren Priester der Götter Asgards bis zu dem Zeitpunkt als Christus die Riten der alten Religion ablöste und ausmerzte.“ Es war keine Bitterkeit in dieser Aussage. Sie war neutral als ob man Fakten aufzählte die man schon so oft gehört hatte, dass man sie auswendig konnte. Leif konzentrierte sich ein wenig auf die Quelle, die so vertraut wirkte wie die heiligen Orte in und um Uppsala in der er seine Ausbildung erhalten hatte.

„Aber die Antwort auf was ich bereue ist einfach zu geben. Es sollte vieles geben ich bereue. Ich habe mehr als einen König mit Gift ermordet und die Arroganz besessen zu denken ich könnte das Schicksal ganzer Königreiche bestimmen. Ich habe versucht den alten Göttern ein Platz in dieser Welt zu erhalten und bin auch dort gescheitert. Mein Clan ist verstreut und steht kurz vor der Auslöschung und meine Hände haben inzwischen genauso oft getötet wie geheilt.“ Der Salubri machte eine kurze Pause um sich zu sammeln während er auf seine Hände starrte.

„Doch all diese Dinge kommen dem was ich am meisten bereue nicht einmal nahe. Am meisten bereue nämlich ich was ich aus meiner Familie gemacht habe. Jäger sind sie geworden die ihre übernatürliche Macht dazu nutzen mich zu finden und zu vernichten. Warum? Weil sie jedes Recht dazu haben. Hass und Rachdurst habe ich ohne zu zögern in ihre Herzen gepflant, die nun über die Generationen wächst. Und warum all das? Weil ich sie nie geliebt habe bis auf eine Ausnahme. Jeder einzelne meiner Söhne und deren Kindeskinder war für mich nur ein Werkzeug zu einem größeren Ganzen, wie ich damals dachte. Denn ich hatte die Arroganz zu denken ich wüsste allein was richtig ist und wie die Dinge zu sein haben. Ich habe sie alle benutzt, verletzt und letztendlich getötet auch wenn ich das Messer nicht immer selbst in der Hand hatte.“ Leif verstummte kurz und schloss seine Antwort dann leise ab.

„Ich bereue das ich meine Kinder und meine Familie nie geliebt habe, denn ich erkannte erst als es zu spät war welch wunderbares Geschenk ich in Händen hielt und für Macht und verblendete Ideen weggeworfen habe.“

Die Stille, die sich nach seinen Worten ausbreitete, hielt lange an. Irgendwie sangen die Vögel leiser, der Wind in den Zweigen und im Korn wehte schwächer. Nur das Rauschen der Wellen in der Brandung begleitete das Bild wie das An- und Abschwellen tiefer regelmäßiger Atemzüge. Kommend und gehend… näher und fern…

„Es tut mir leid…“ Sebastians Stimme war ebenso regungslos wie die von Leif

Er stand ruhig am Ufer des Sees und schien nach wie vor auf das Blau des tiefen Wasser zu schauen, doch sein Blick verlor sich irgendwo in weiter Ferne und Leif erkannte in seinen Augen die Tränen aufblitzen, die er selbst nie zu weinen vermocht hatte und spürte den Schmerz seines Gegenübers. Das war es also: Mit- Leid… im wahrsten Sinne der Bedeutung des Wortes.
Eine Ewigkeit schien zu vergehen. Schließlich wanderte Sebastians Blick wieder zu dem Salubri. Er nickte ihm langsam zu.

„Danke für deine Antwort.“ Er ließ sich ins dichte Gras fallen und machte eine einladende Geste auf ein Stück Wiese ihm Gegenüber.
„Setz dich. Was wir vorhaben wird etwas dauern.“

Er wartete bis Leif Platz genommen hatte, nahm ihm dann vorsichtig den Spiegel ab und hielt ihn zwischen sich und den Mann aus dem hohen Norden. Die Gesichter spiegelten sich darin, umrahmt vom grünen Blätterdach. Aber Leif bemerkte, je länger er hineinsah noch etwas anderes: Ein schwaches, kaum sichtbares goldenes Glänzen lag wie eine Aura um ihre Silhouetten.

„Dieser Spiegel zeigt die an, die wirklich sind. Viele verirren sich so wie wir in diesen Traum und die meisten, die sich hierhin verirren wissen nicht, dass sie träumen. Mit diesem Spiegel vermagst du zu erkennen, wer ebenfalls ein Träumender ist und wer nur Teil dieser Fiktion.“ Er grinste. „Manchmal kommt es den anderen ein wenig komisch vor, wenn man ständig mit einem Spiegel herum läuft und darin sich und die Welt betrachtet, aber Selbstverliebtheit ist im Zweifelsfall ein tolerables Laster, oder?“ Er lachte. „Man kontrolliert nun einfach öfter den perfekten Sitz der eigenen Haarpracht, nicht wahr?“

Wieder wartete er lange bevor er weiter sprach. Er schien zu überlegen.
„Leif? Ich werde dir etwas zeigen. Ich habe die Wirkung hier in diesem seltsamen Traumgespinst kennen gelernt und es ist meine Entscheidung, wenn ich sie dir zeige. Vielleicht wird es dir irgendwann nutzen.“
Er legte den Spiegel in die Mitte, holte einen Beutel aus der Tasche seines Mantels und griff hinein. Sebastian ließ das feine weiße Kreidepulver kreisförmig um den Spiegel rieseln, schöpfte im Anschluss Wasser aus dem See und ließ es auf das Glas fließen. Die Spiegelbilder verschwammen, gewannen jedoch ein wenig mehr von dem goldenen Schimmer. Er zog ein kurzes Messer aus einer Scheide an seinem Gürtel und tat eine fragende Geste Richtung Leif. „Darf ich? Es bedarf immer etwas Persönliches. Was das im wahren Leben ist kannst du dir sicher denken?“ Er blickte Leif mit seinen hellen Augen an und zog fragend eine Augenbraue nach oben. Er wartete auf Leifs Reaktion und (falls genehmigt) schnitt ihm eine kurze Haarsträhne ab. Dann ließ er die Haare lose auf das Wasser des Spiegels rieseln. Schließlich griff er nach links und grub zwei Hände lockerer Walderde aus, die er sorgsam und vorsichtig über den Spiegel fallen ließ, bis dieser vollständig verdeckt war. Er griff nach Leifs Hand und legte den letzten Tonklumpen hinein.

„Und nun bete zu deinen Göttern oder zu wem auch immer, dass sie dich erhören, wenn du in Not bist und ihrer Hilfe bedarfst.“ Sebastian faltete die Hände und begann ebenfalls zu beten. Leif konnte ein kaum hörbares Murmeln vernehmen. „Pater noster, qui es in caelis: sanctificetur nomen tuum. Adveniat regnum tuum…“

Eine Ewigkeit schien zu vergehen. Die Sonne wanderte durch das Blätterdach und die Stimmen von Walddrossel und Specht übertönten die der morgendlich singenden Vögel. Schließlich griff Sebastian nach dem Spiegel und wusch ihn im klaren Wasser des Teiches ab. Er glänzte in strahlendem Silber. Sebastian reichte den Spiegel an Leif weiter. „Wenn du in Not bist, dann zerbrich ihn! Behalte zumindest eine Scherbe in der Hand, sieh hinein und wende auf keinen Fall den Blick ab. Flieh! Erst wenn du in Sicherheit bist, darfst du den Blick abwenden. Behalte eines jedoch im Hinterkopf: Durch Erde…“ er klopfte neben sich ins Gras, „… vermagst du nie zu wandern.“ Er sah Leif fragend an um sich zu vergewissern, dass der Salubri alles verstanden hatte.

Dann erhob er sich und sah zum Himmel. Wieder suchte er Leifs Blick. „Es steht mir nicht zu dir irgendetwas zu raten, aber zu einem Freund würde ich sagen: Beschäftige dich nicht mit dem was vergangen ist. Die Vergangenheit kannst du nicht ändern, die Zukunft jedoch sehr wohl.“ Er wartete, dass auch Leif sich erhob. „Die Sonne hat den Zenit überschritten. Du wirst sicher bald aufbrechen wollen. Hinter dem Haus ist ein Pferd angebunden.“
Leif war noch einen kleinen Moment wie paralysiert als er aufhörte zu sprechen und er realisierte, dass er diese Gedanken die nun schon seit beinahe einem ganzen Jahrhundert in seinen Gedanken schwirrten zum ersten Mal laut ausgesprochen hatte. Nicht für den Tremere, nicht um die Frage zu beantworten sondern lediglich für sich selbst. Die Aufforderung des Magiers war lediglich der letzte Tropfen gewesen, der das Fass zum überlaufen brachte. Schließlich seufzte Leif was tonlos und wandte sich dann wieder Sebastian zu nachdem dieser sich wieder vom See umdrehte und ihn schließlich einlud sich neben ihn ins Gras zu setzen.

Leif war überrascht, dass ihn das Mitleid des Tremere nicht verlegen oder sogar wütend machte. Nein ganz im Gegenteil es lockerte den Knoten in seiner Brust und er wusste das er dieses Gespräch weder mit Lucien, noch Gerrit, Lilliana oder Alida hätte führen können ohne das sie ihn danach für immer mit anderen Augen betrachten würden. Es war wie das christliche Konzept der Absolution und in welch interessanten Zeiten lebe wir doch, dass ein Salubri die Beichte von einem Tremere abgenommen wurde.

Er machte es sich im Gras bequem und lauschte aufmerksam dem was Sebastian zu berichten hatte. So der Spiegel half einem also die Wahrheit in diesem Traum zu erkennen. Das würde sich sicherlich noch als nützlich erweisen. Doch es blieb nicht dabei. Der Magier setzte sogar noch einen drauf indem er ein thaumaturgisches Ritual an dem Spiegel vollzog. Leif traute Sebastian inzwischen und hinterfragte deswegen dessen Handeln nicht. Als dieser um eine Haarsträhne bat sagte der Salubri einfach: „Nur zu.“

Als er schließlich den Klumpen Erde in die Hände gedrückt bekam betete auch er in tiefer Demut denn er wusste inzwischen, dass auch wenn die Religion der alten nordischen Götter diese Welt verließ, es die Götter noch lange nicht taten. Leif sprach in der alten Sprache seiner Heimat doch Sebastian würde, wahrscheinlich durch die Traumwirkung jedes Wort verstehen können. Wie ein Idol seiner Schutzgöttin Eir umklammerte er den Ton und begann ein Gebet zu intonieren, dass er schon so lange nicht mehr gesprochen hatte.

„Gütige Mutter Eir Gütiger Vater Balder beschützt mich und macht mich zu eurem Werkzeug,
Wo Krankheit ist, lass’ mich Heilung bringen,
Wo Verletzung ist – Hilfe,
Wo Traurigkeit ist – Trost,
Wo Tod ist, Annehmen und Frieden.

Ich bitte Euch, lasst mich nicht Rechtfertigung suchen,
sondern Trost spenden;
Nicht Gehorsam, sondern Verständnis;
Nicht Ehre, sondern Liebe –
Denn wir heilen durch deine Hingabe Mutter,
wir trösten durch dein Zuhören Vater,
und gehen über in die neue Welt,
durch den Tod.“

Das Gebet half Leif sich aus den trüben Gedanken zu reißen und er war wieder mehr er selbst, wenn auch gelassener und erfüllt mit neuem Mut. Schließlich erhob auch Leif sich nahm den Spiegel und verstaute ihn in einer Tasche während er Hand auf Sebastians Arm legte und dem Tremere in die Augen schaute.

„Hab Dank Sebastian. Und du hast Recht mit dem was du sagst. Wer die Geschichte nicht kennt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen. Wer hingegen die Geschichte kennt, ist dazu verdammt, hilflos dabeizustehen, während sie alle anderen wiederholen. Ich habe zu lange danach gehandelt was einmal oder wie Dinge meiner Meinung nach zu sein haben. Doch ich habe mich nie um das gekümmert was jetzt war.“ Leif schwieg eine kurze Sekunde.

„Ich denke es ist an Zeit das jetzt zu ändern.“ Der Salubri machte sich bereit hinter das Haus zu gehen hatte aber noch eine letzte Frage an Sebastian. „Wo hin genau soll ich eigentlich aufbrechen?“
Sebastian sah zunächst Leif an, dann betrachtete er nachdenklich die Umgebung. Sein Blick streifte das zwischen den Baumstämmen erkennbare Gelb der Kornfelder, den Wald, er schloss die Augen und lauschte den Geräuschen der Natur und dem An- und Abschwellen der Brandung. Dann schüttelte er den Kopf.

„Ich weiß es nicht. Dies ist weder mein Land noch meine Zeit. Dies hier ist irgendwie… anders.“

Er folgte Leif zurück zum strohgedeckten Haus und sah sich noch einmal genauer um.
Das Land war hügelig. Sanft schmiegten sich die Korn- und Gemüsefelder an große umliegende Wälder, Rotwild graste in der Ferne und große weiß braun schwarze Schafherden zeichneten sich in einigen Kilometern Entfernung ab. Ein wohl häufig berittener Pfad führte zu einer lehmigen Straße die an einem Gehöft aus mehreren niedrigen Häusern vorbei führte

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Er sah Leif in die hellen Augen. „Ich denke, du wirst deinen Weg finden. Ich wünsche dir viel Glück. Und solltest du mich brauchen, dann ruf und ich werde versuchen zu kommen.“ Als Leif Richtung Rückseite des Hauses schritt an der das angebundene Pferd wartete, streckte ihm der braunhaarige Mann die Hand entgegen. Kein Handschuh, kein Mantel…
„Alles Gute.“
Leif nickte dem Tremere nur zu. Er verstand was dieser ihm sagen wollte. Er schaute sein Gegenüber noch einmal direkt an während ein ehrliches Lächeln seine Lippen umspielte und die ihm angebotenen Hand ergriff.

„Ich danke dir für alles Sebastian…“ Er unterbrach sich selbst kurz, als müsse er überlegen bevor er fortfuhr.

„Ich hoffe, dass deine Hilfe nicht nötig sein wird, aber ich werde es mir natürlich merken. Wir sehen uns wieder.“ Der letzte Satz war keine Drohung, kein Versprechen und auch nicht mit bedauerndem Tonfall gesprochen. Es war ein simpler Fakt wie wohl beide Kainiten wussten und ein Abschied wenn auch kein Lebewohl.

Schließlich saß er auf das Pferd auf, dass auf ihn zu warten schien und begann dem lehmigen Weg in Richtung des Gehöfts mit den vom Gras bewachsenen Dächern zu folgen, während er noch einmal überprüfte ob der Spiegel sicher in seiner Tasche verstaut war.
Hinter dem Stall war sein Pferd angebunden, das freudig zur Begrüßung wieherte. Nachdem er aufgesessen und sich verabschiedet hatte, ließ er die Hütte und den Wald hinter sich und folgte der lehmigen Straße in Richtung Gehöft. Sein Weg führte ihn über kleine Bachläufe, durch lichte Wälder und über steinige Weiden. In der Ferne bellte dann und wann ein Hund und Leif erkannte manchmal den dazu gehörigen Schäfer, der grüßend eine Hand hob und ihm kurz beim Davonreiten hinterher sah. Die Sonne schien heiß, die Luft dampfte von Feuchtigkeit und Schweißperlen legten sich auf seine Stirn. Mit seinem dichten regenabweisenden Wollumhang, den dicken schwarzen Beinlingen, dem hellen Hemd aus Leinen und dem wollenen Übergewand war er eindeutig zu warm angezogen für den heißen Sommertag. Am Horizont sah er, wie sich Wolken zu kleinen Haufen sammelten und eine gräuliche Farbe annahmen. Er spürte wie sich sein Magen vor Hunger zusammen zog.
Leif näherte sich dem Gehöft. Es bestand aus mehreren Stallungen und Wohngebäuden mit grünem Grasdach. In der Nähe floss ein breiter Bach und Leif sah, dass drei Männer gerade dabei waren Reusen zu leeren, in denen sich Fische verfangen hatten. Ein kleines Mädchen jagte eine Horde weißer Gänse mit einer Rute zu einem kleinen Teich und mehrere Frauen mit hochgesteckten blonden Haaren rupften einige Hühner vor dem Haupthaus. Die ihnen gegenüber sitzenden jungen Frauen mit langem offenem Haar banden farbenfrohe Blumenkränze. Leif erkannte in der Mitte des Gehöfts ein mit grünem Laub umwundenes Kreuz.

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Als Leif näher kam wurde er von einem empört bellenden Hund begrüßt. Leif konnte die Rasse gut, obwohl er sie seit vielen Jahrzehnten im südlicheren Europa nicht mehr erblickt hatte: ein Elchhund. Treue Gefährten und unnachahmliche Jäger der großen würdevollen Geschöpfe, die im Süden nicht ihresgleichen kannten.

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Das Tier fletschte drohend die Reißzähne, hielt jedoch inne, als ein Mann in mittleren Jahren laut auf den Fingern pfiff und den Hund mit: „Geri. Komm her.“ Zurück rief. Dieser zog sich den großen Hut aus der Stirn, schloss ein Gatter in dem er gerade ein paar Kühe versorgt hatte und kam mit großen Schritten auf Leif zu. Der Bauer war stark und breit, mit dichtem blondem Vollbart. Ein etwas älterer Mann mit grauen Schläfen, wohl sein Vater, folgte ihm.
„Den Göttern zum Gruße, Wanderer. Was führt euch heute hierher zum Solhof“? Er musterte Leif mit wachen blauen Augen.Der Ältere stieß ihn in die Seite. „Björn, das ist doch der Zweitälteste vom alten Thor, oder? Aber ich hab den Namen nicht mehr im Kopf.“
Und dann traf es Leif wie ein Schlag. Natürlich! War er etwa blind? Ihm hätte es gleich auffallen sollen, deswegen kam ihm auch die Quelle so vertraut vor. Er war in seiner alten Heimat. Die goldenen Kornfelder, die Weiden und Wälder. Plötzlich war alles so vertraut. Es war sogar so vertraut, dass er sich immer wieder ins Gedächtnis rufen musste in einem Traum zu sein und nicht in der Wirklichkeit. Aber das war offensichtlich nicht alles was anders war. Er hätte es sich eigentlich denken können. Die Möglichkeit unter den sengenden Strahlen und im Antlitz des Gottes Balder zu wandern, war keine Gnade der Götter – nein die Lösung war viel einfacher. Er war in seinem Traum wieder ein Mensch, was er leicht lächelnd mit knurrendem Magen und einem schweißnassen Rücken zur Kenntnis nahm. Puh er war wirklich viel zu warm angezogen.

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Er wusste nicht zu welcher Zeit genau er in seiner alten Heimat war, allerdings ließ ihn das Kreuz vermuten, dass der Mann mit der Dornenkrone bereits seit einiger Zeit Einzug gefunden hatte. Deswegen machte er sich das der Hammer Thors den er als Kette zu tragen pflegte unter seinem Leinenhemd verborgen war und befreite sich zur gleichen Zeit von seinem Wollumhang und den Beinlingen befreite.

„Den Göttern zum Gruße.“ Leif entspannte sich etwas und setzte ein entwaffnendes und ganz und gar freundliches Lächeln auf, dass er sogar dem Elchhund Geri schenkte.

„Ja ich bin der Sohn des Thor. Leif ist mein Name guter Mann. Doch habe ich mich an euren auch nicht mehr ganz erinnern. Mögt ihr mir auf die Sprünge helfen?“ Im Hintergrund schnatterten die Gänse und die goldenen Kornfelder wogen im Wind. Irgendwie gab das Ganze dieser Situation etwas so abstrus normales, dass Leif nicht wusste ob er es genießen oder darüber besorgt sein sollte.

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Zumindest wusste er jetzt genauer „wann“ er eigentlich war wenn er wenn sich der alte Mann an ihn und seinen Vater erinnerte.

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"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


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Verfasst: So 9. Nov 2014, 09:43 


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BeitragVerfasst: So 9. Nov 2014, 22:22 
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Der alte Mann machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ach, es würde mich verwundern, wenn Ihr euch an mich erinnern würdet. Vor 12 Jahren war meine Frau Gerda schwer erkrankt. Sie wäre beinahe gestorben. Aber ihr habt ihr Medizin verabreicht und mit anderen Mitteln erreicht, dass sie heute noch unter uns weilt und nicht in Hels Landen." Er deutete eine Verbeugung an.
"Mein Name ist Asi""Es freut mich euch wieder zutreffen, Asi!" Leif sprang ab und deutete eine Verbeugung an. Erlaubt ihr mir mich an eurem Bach ein wenig zu erfrischen und ein wenig Wasser abzufüllen? Ich will heute noch weiter reiten.
"Selbstverständlich. Mein Heim sei das eure. Wir bereiten gerade alles für das morgige Mittsommerfest vor. Vielleicht mögt ihr etwas frisch gebackenes Brot und frisch gebrautes Bier?" Er rief ein junges Mädchen heran. "Liv. Hol Bier und Brot für unseren Gast." Leif fand einige Silbermünzen in seinen Taschen, eine Decke, Feuersteine, ein Notizbuch und ein paar Kleidungsstücke sowie Hafer für das Pferd
"Ich nehme eure Gastfreundschaft sehr gerne an Meister Asi. Sagt mir wenn ihr irgendwo noch ein paar Hände gebrauchen könnt ich helfe gern." Leif machte sich dann erst einmal kurz Frisch und würde sich dann Brot und Bier schmecken lassen. Er konnte zwar auch als Kainit Nahrung immer noch schmecken, aber irgendwie dieses Gefühl so viel besser als er in das Gebäck biss, da sein Körper darauf reagierte. Nachdem er den Hunger und Durst gestillt hatte würde Leif noch einmal Meister Asi aufsuchen. "Sagt guter Mann was gibt es für Neuigkeiten kurz vor dem Mittsommerfest?"
Der Mann sah nachdenklich aus. "Bis zu uns kommen selten Neuigkeiten, aber mein Sohn Bodi hat gestern Lebensmittel in Aarhus erstanden und ein paar Neuigkeiten aufgeschnappt. Der blonde Mann neben ihm nickte und verschränkte die Arme. "Leider habe ich keine Nachricht von eurer Familie. Das Gerücht, dass sich wie ein Lauffeuer in der Stadt ausbreitet ist, dass ein Adeliger von einem Tier angefallen wurde und in der Burg im Sterben liegt. Um wen es sich handelt, weiß hier niemand. Das wird streng geheim gehalten. Die Wachmannschaft ist in Eile. Die Kriege im Westen sind vor zwei Monden zur Ruhe gekommen und unsere Schiffe sind letzte Woche aus Norwegen und Island zurück gekommen und haben reiche Fracht mitgebracht. Die Tochter des Herren Lori soll endlich einen Freier gewählt haben und nächstes Jahr soll Hochzeit sein. Des Weiteren klagt die alte Priesterin über Gicht und andere Schmerzen so dass sie morgen die Riten nicht vollziehen wird sondern ihre junge Schülerin Isgard... " Der junge Mann berichtete weiter über alle Gerüchte, die er während des Marktbesuchs vernommen hatte
"Habt Dank werter Mann. Ihr müsst wissen ich war schon eine Weile nicht mehr hier und bin eigentlich nur zurück gekommen um das Mittsommerfest mit meiner Familie zu feiern. Ich werde mich auch bald schon wieder auf den Weg machen müssen, danke euch aber vielmals für eure Gastfreundschaft." Leif schien kurz zu überlegen bevor er fortfuhr. "Eine Frage hätte ich allerdings noch. Bin ich auf der richtigen Straße nach Aarhus? Alles hat sich ein wenig verändert seid meinem letzten Besuch." Er versuchte unschuldig zu schauen und würde darüber hinaus einmal versuchen einen groben Eindruck des alten Mannes mit dem Spiegel zu erhaschen.
"Ihr müsst mehr als 10 Jahre fort gewesen sein... Ja, dies ist die Straße nach Aros/ Aarhus. In ungefähr 2 Stunden dürftet ihr da sein. Bei eurem starken Ross wahrscheinlich schneller." Er musterte bewundernd Leifs Pferd. Während Leif seine Sachen in den Satteltaschen verstaute gelang es ihm unbemerkt den Spiegel nach oben zu ziehen und einen Blick auf die Menschen zu erhaschen. Ihre Auren erschienen alle ein wenig blasser als die seine.
"Das war ich guter Mann, dass war ich in der Tat" Irgendwie war es traurig denn Leif log den Mann nicht an. Und auch wenn es nur ein Traum war taten Leif diese Menschen hier leid, die einfache Bauern und auch Händler auf deren Rücken noch so viele Kriege ausgetragen werden würden bis Feuer und Tod über diese Lande ziehen würden in einigen Jahrzehnten. Früher hätte er so nie gedacht fiel ihm nachdenklich auf aber vielleicht hatten über 200 Jahre Existenz ja doch ein paar Spuren Weisheit hinterlassen. Er schüttelte kurz den Kopf um dann wieder zu lachen. "Ich wünsche euch und eurer Familie ein wunderschönes Mittsommerfest Meister Asi. Mögen die Götter euch auch im nächsten Jahr gewogen sein und Freyr euch Korn, Fisch und Holz im Übermaß schenken."
Leif schlang schließlich auf den Sattel und ritt Richtung Stadt.
Die Bauern winkten ihm freundlich nach, wünschten ihm alles gute und machten sich wieder an die Arbeit. Leif folgte dem Pfad, der desto näher er der Stadt kam immer breiter würde. Ab und an kam er noch durch Wälder, doch wurden die Weiden ebenso wie die Äcker mit der Zeit immer größer und die Anzahl der Gehöfte stieg an. Die Wolken, vormals nur graue kleine Haufen am Horizont, hatten sich immer weiter zusammen gezogen, wie ein gigantischer Amboss in weiß, grau und dunkelblau hingen sie nun über ihm und mit einem kurzen Aufblitzen und dem folgenden Krachen ging das Gewitter los. Dichter Regen prasselte auf ihn hernieder, verhinderte die Sicht in die Ferne und verwandelte den Pfad in eine Schlammspur.
"Toll" dachte sich Leif nur und zog seinen Mantel wieder über und nahm des Notizbuch unter seine Kleidung damit es nicht nass werden würde. Pergament war wertvoll und das war auch eine Einstellung von der er sich in einem Traum nicht trennen konnte. Schließlich entschied er sich sein Pferd anzutreiben. Warten war keine wirkliche Alternative, der Weg würde nur noch schlimmer werden.
Sein Pferd folgte seinem Befehl und fiel in einen schnellen Trab. Die Menschen der Umgebung hatten sich in ihre Häuser begeben und harrten Thors Hammerschlägen geduldig aus. Leif kannte das Wetter in seiner Heimat und wusste, dass das Gewitter nicht lange andauern würde. Durch den Schleier des Regens sah er zu seiner rechten das weite dunkle Meer, dessen Wellen vom starken Wind angepeitscht wurden, vor sich, nur noch wenige Kilometer entfärbt erkannte er sie: Seine Heimatstadt: Aros.
Während er sein Pferd noch weiter antrieb ließ der Regen auch schon wieder nach. Vor ihm war eine große hölzerne Palisade, die die Stadt schützte und ein breites hölzernes Tor. Kein Vergleich zu der Macht und der Verteidigungsstärke von Brügge, aber das war das Aros des 11. Jahrhunderts und er war sich sicher, dass irgendwann eine steinerne Stadtmauer errichtet werden würde. Er würde ohne lange Patroullien durch das Tor gelassen
Leif ritt durch die lehmigen Straßen. Das Sonnenlicht brach sich durch die Wolken und spiegelte sich auf Pfützen und glänzte im etwas entfernten glitzernden Meer. Der Schlamm spritze bei jedem Tritt seines Pferdes auf und verschmutzte seinen Umhang und die schwarzen weiten Hosen. Doch dies war das Schicksal der Städte seines Volkes sofern die Straßen nicht mit groben Brettern ausgelegt waren.
Leif machte sich ohne große Umwege auf den Weg zum Hafen da er dort das Haus seiner Familie stand. Als er schon fast in Sichtweite war überlegte er es sich jedoch kurz anders und drehte mit seinem Pferd wieder um. Das Gefühl seine Familie zu besuchen...kam ihm irgendwie verkehrt vor und so suchte er das nächste Gasthaus auf um dieser Begegnung aus dem Weg zu gehen. Irgendwie war das alles dumm, dachte sich Leif, schließlich war es nur ein Traum aber er lächelte dabei nicht wie so oft üblich wenn er gedanklich einen Witz formulierte. Er warf dem Stallburschen des Gasthauses eine kleine Münze zu, damit er sich um das Pferd kümmern konnte und ging hinein. Er setzte sich an die Bar und bestellte sich ein Bier während er dem Patron noch eine Extramünze zur Bezahlung reichte und dabei fragte. "Welche Neuigkeiten gibt es in der Stadt guter Mann? Ich bin hier um das Mittsommerfest zu feiern und gerade erst angekommen."
Auf dem Weh Richtung Hafen kam er am Marktplatz vorbei. Fleißige Händler machten sich daran ihre Stände, die sie kurzzeitig vor dem Regen hatten schützen müssen, wieder aufzudecken und ihre Waren mit den besten Beschreibungen Feil zu bieten: Bernstein aus der südliche Ostsee, Messergriffe aus Rentierhorn, weiße wärmende Nerzpelze, geräucherten Fisch und silbernes Geschmeide. Leif roch den würzigen kräftigen Geruch der Torffeuer und spürte die Wärme, die sich mit den Sonnestrahlen auf seiner Haut auszubreiten begann.

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Er betrat das Gasthaus und erhielt auch gleich das Bier vom Wirt. "Welche Neuigkeiten wollt ihr denn hören, Mann?" Die Stimme des Wirts war rauh aber nicht unfreundlich
"Gibt es irgendetwas auf das ich aufpassen sollte? Ich war schon einige Zeit nicht mehr in der Stadt."

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Der Wirt verzog die Lippen. "Ne, ich glaub nicht. Alles ruhig und friedlich hier bei uns... obwohl. Ne wolfsähnliche Bestie soll in den Wäldern einen Mann angefallen und fast zu Tode zerfetzt haben. Das Vieh haben sie nicht gekriegt. Der Mann, so hab ich gehört, muss wohl ein Adeliger sein. Sonst hätten sie ihn wohl in ein Gasthaus oder woanders hingebracht. Soll ein Riesenvieh halb Mensch halb Wolf gewesen sein." Er griff nach einem Schnaps und schenkte sich davon ein. Vor dem würd ich mich hüten. Dem Vieh."
"Ihr habt Recht guter Mann. Einem solchen Vieh will man nicht im Dunkeln begegnen." Leif leerte den letzten Zug seines Bieres und machte sich dann schließlich wieder auf den Weg. Er wusste wo er hinwollte. Und er traf diese Entscheidung nur zum Teil aus der Überlegung, dass er somit eine Entschuldigung hatte seine Familie nicht aufzusuchen. Er schnappte sich sein Pferd und ritt in Richtung Burg. Dem erstbesten Wachmann am Tor würde er um Einlass bitten. "Guter Mann ich bin der Heilkunst mächtig und habe gehört meine Dienste könnten hier gebraucht werden." Der letzte Satz war mehr eine Feststellung, denn eine Frage.

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In der Ferne erkannte er das Meer und die schneebedeckten Gipfel der ins Wasser ragenden Berge. Er ließ sein Pferd eine Anhöhe hinauf traben und stand schließlich vor dem Haupthaus des Jarls. Dahinter verwehrte ein hoher und durch mehrere Wachtürme verstärkter Palisadenzaun den Weg zur Burg.

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Zwei hünenhafte Männer standen vor dem großen Eingansportal Wache und deuteten ihm mit einer Handbewegung an direkt zu pochen.

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Was Leif schließlich auch tat.
Er musste mehrmals hämmern bevor er hinter der Pforte Hundegebell und laute energische Schritte hörte. Die Tür wurde mit einer raschen Bewegung aufgerissen und das Gesicht einer jungen Frau erschien in der Tür. Die Züge waren Leif nur allzu bekannt: die hohen Wangenknochen, die grauen, Augen. Er hatte die junge Frau mit den geflochtenen blonden Haaren ein einziges Mal getroffen und das Treffen hatte beinahe das Ende seiner Existenz bedeutet. Er erinnerte sich an den hasserfüllten eisernen Blick und den entschlossenen Mund, das Schwert in ihrer Hand… und das Feuer im Geist…
Noch während er im Sonnenlicht stand und sie anblickte fuhr die Hand der Frau zu ihrem Schwertgehänge und riss die Klinge aus der Scheide. Der gleiche Blick wie damals in Frankreich legte sich über ihre Züge, sie riss die Tür noch einen Spalt weiter auf und holte mit der scharfen Waffe aus um ihn endgültig niederzustrecken. „Oh wie lang hab ich auf diesen Augenblick gewartet, Dämon…“ Die Klinge näherte sich seiner Kehle um das Haupt endgültig vom Rumpf abzutrennen als ein Sonnestrahl ihr Gesicht traf und sie geblendet die Augen schließen musste.
Das Schwert verharrte nur wenige spaltbreit vor seinem Hals und schien eine Ewigkeit dort zu verweilen. Die Frau schien wie versteinert. Ihre grauen Augen fixierten seine und bohrten sich tief in sein Inneres, suchten nach etwas, das sie nicht fand. Sie betrachtete wie er blinzelte, wie sich sein Brustkorb hob und senkte, wie die Wassertropfen langsam auf seiner Haut verdunsteten, die Bewegung der Muskeln unter seinem Hemd, wie er in jedem einzelnen Augenblick seinen Stand ausbalancierte, das kaum bemerkbare Pochen seiner Adern an den Schläfen. Dann blinzelte sie selbst, riss erschrocken das Schwert zurück und ein bis ins tiefste entsetzter Ausdruck machte sich auf ihren Zügen breit während sie es zurück in die Scheide schob
„Oh ihr Götter… oh…“ Sie rang nach Worten, senkte erschüttert den Blick. „Verzeiht mir, bitte vergebt mir. Ich dachte…“ Sie blickte Leif erneut nachdenklich an. „Ihr ähnelt dem schlimmsten Todfeind meiner Familie bis aufs Haar.“ Sie versuchte ein kurzes Lachen aber es klang hohl. Wie konnte sie das erklären, was ihre Familie seit Jahrhunderten verfolgte, etwas, das niemand Außenstehenden etwas anging. Etwas, das sie nicht erzählen wollte. „Ihr könnt nicht dieser Dämon sein, denn dieser wäre niemals in der Lage mir bei hellem Sonnelicht gegenüber zu stehen ohne endgültig zu vergehen. So schwarz ist seine Seele…“
Sie senkte den Blick und deutete eine Verbeugung an. „Mein Name ist Brunhild, ich bin eine Tochter der Thorsons, und Schildmaid des Königs. Was kann ich für euch tun?“

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Die Masse an Emotionen die Leif gerade verspürte waren kaum zu bändigen und er konnte sich nur schwer beherrschen den Ahnungslosen zu mimen. Schließlich räusperte er sich und sprach. "Ich weiß zwar nicht worüber ihr genau sprecht meine Dame aber Loki spielt uns allen gerne seine Streiche. ich bin nur froh das dieser so glimpflich ausgegangen ist wenn ich das sagen darf." Er lächelte kurz. "Aber um zum eigentlichen Punkt zurück zu kommen. Ich habe gehört ihr könntet einen Heiler gebrauchen? Versprechen kann ich leider nichts, aber ein Besuch meiner selbst kann nicht schaden."
Leifs Kopf drehte sich und war wirr. Was machte Brunhild in diesem Traum? Sie dürfte gar nicht hier sein, es sollten noch fast 2 mindestens aber ein Jahrhundert vergehen bevor sie geboren werden würde. Leif nahm sich vor die Frau sobald es ging mit dem Spiegel anzusehen.
Brunhild musterte ihn. „Ihr seid ein Heiler? Wer seid ihr? Berichtet!“ Leif erkannte in ihrer Stimme, dass sie gewohnt war Befehle zu geben.
"Ich kam her um das Mittsommerfest in der großen Stadt Aros zu begehen. Aber ja ich bin Heiler und Priester der Göttin Eir eigentlich nur auf der Durchreise um später nach Island überzusiedeln."
Die Lüge war schlecht, aber das was er gerade am ehesten zusammenstottern konnte.
"Wie ist euer Name und wie der Grad eurer Ausbildung?" Sie musterte ihn misstrauisch. "Warum denkt ihr, wir könnten Gebrauch für einen Heiler haben? Und was würde ausgerechnet euch zu dem Heiler machen der besser ist als die hier Ansässigen?
Leif antwortete ihr mit allem Selbstbewusstsein, dass er über die Jahre bezüglich seiner Heilkünste aufgebaut hat. "Ich bin ein geweihter Priester der alten Götter aber darüber hinaus habe ich durch weite Reisen nicht nur die Heilkunst der Christen kennen gelernt sondern darüber hinaus auch die der Juden und Araber. Darüber hinaus habe ich meine eigenen Methoden entwickelt, die verschiedene Ansätze zum Teil kombiniert." Schließlich sprach Leif weiter dieses mal neutral. "Ich bin hergekommen, weil die Gerüchte mich hierhergeführt haben. Ich bin stetig auf der Suche nach der Möglichkeit meine Künste zu verbessern und Leid zu lindern. Wenn diese Gerüchte allerdings falsch waren und meine Fähigkeiten nicht gebraucht werden, dann entschuldige ich mich eure Zeit verschwendet zu haben."
Die Frau strich sich einzelne blonde Strähnen zurück. Sie sah müde aus. "Kommt herein. Es wird sich zeigen wie viel Wahres in euren Worten liegt." Sie lächelte ihm kurz zu und betrat dann die Eingangshalle des Hauses. Obwohl das Sonnelicht draußen wieder hell schien, war es hier drinnen eher dunkel und Kerzen waren entzündet. Leif wusste, sein Volk im hohen Norden hatte im Winter keine Verwendung für Fenster oder anderes, denn einziges Zeil war es die Kälte draußen zu halten. Und im Sommer hielten sich die Menschen wann immer möglich im Freien auf. "Wartet einen Augenblick hier. Sonst beendet mein Bruder das Werk, dass ich benahe begonnen hätte." Sie ließ ihn stehen und betrat eine große geräumige Halle in der einige Männer saßen und aßen.

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Sie wechselte einige Worte mit einem Mann, dessen Züge Leif ebenfalls bekannt vorkamen. Er erkannte das Antlitz ihres Bruders. Der Mann, der ihn im Schatten noch nicht bemerkt hatte, wirkte irritiert nachdem er ihren Worten gelauscht hatte, griff dann nach der Axt und trat auf die Eingangshalle zu.
Er hörte Brunhilds Stimme: "Asborn. Nicht!"

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"Guter Mann kann ich euch helfen? Und wenn ja welche Rolle wird wohl diese Axt dabei spielen?" Er ging direkt auf Asborn zu, vielleicht war direkte Konfrontation das beste Mittel.
Asborn zögerte nicht lang. Die Axt in seiner Hand war schnell. "Noch einmal mache ich den gleichen Fehler nicht" ER stieß die Tür noch weiter auf und holte aus. Wieder hörte Leif die Stimme der jungen Frau: "Asborn."
Leif würde ausweichen und dabei löste sich ein Fluch von seinen Lippen, "Bei Hels rottenden Heim! Wo bin ich denn hier reingeraten?!"
Asborn holte weit aus, riss die schwere Waffe mit gewaltiger Kraft nach vorne. Leif gelang es im letzen Moment zur Seite zu weichen. Die Klinge streifte seinen Mantel und riss seien Kapuze entzwei. Asborn drehte sich geschickt um die eigene Achse um den Schwung auszunutzen, doch als er gerade vorstoßen wollte schrie er vor Schmerz auf und ließ seine rotglühende Waffe fallen. Entgeistert starrte er auf die rußigen Stellen verbrannter Haut auf seiner Hand. Brunhild war an Leifs Seite getreten und riß ihn mit sich nach draußen. Verteidigend stellte sie sich vor den blonden Salubri. "Siehst du die Sonne, Asborn? Auch wenn er ihm wie aus dem Gesicht geschnitten ist, ist er es nicht. Du kannst keinen Unschuldigen hinrichten nur "um auf Nummer sicher zugehen". Achte genau darauf. Er lebt, atmet. Und seine Seele bestätigt es." Sie trat zur Seite
Leif wusste er musste sich jetzt zusammen nehmen. Die Dinge standen auf Messers oder Besser gesagt auf der Axtes Schneide. "Entschuldigt mich bitte wenn ich euch nicht ganz folgen kann." Er atmete kurz durch. "Aber ich bin nur hier um mich um einen verletzten zu kümmern und morgen das Mitsommerfest zu begehen. Ich wünsche niemandem hier zur Last zu fallen und wenn Sie wollen das ich gehe dann hätte ein einfaches Wort gereicht. Die Axt wäre gar nicht nötig gewesen." Der letzte Teil der Antwort richtete sich an Asborn.
Der Hüne trat auf ihn zu ins Sonnenlicht, fasste nach seinem Kinn und drehte es so, dass er ihm direkt in die Augen blicken konnte. Das Licht blendete Leif. Dann ließ der blonde Mann vom ihm ab. Er schüttelte den Kopf.
Seine Stimme war erstaunlich melodisch. "Wenn du es sagst, Schwester, dann ist es wohl so. Nur ein Sterblicher... so wie wir alle." Er wandte sich an Leif. "Verzeiht mir. Aber meine Schwester hat recht. Ich wäre wohl in meinem Zorn so weit einen Unschuldigen zu töten bevor ich den Dämon, der unsere Familie seit Jahrhunderten heim sucht noch einmal laufen zu lassen. Aber das soll nicht euer Belang sein. Nehmt meine Entschuldigung an. Vielleicht mag ich es eines Tages wieder gut zu machen." Er griff mit seinem Mantel nach der mittlerweile nicht mehr glühenden Axt und versenkte sie in einer Tränke. Das Wasser zischte und brodelte. "Ohne meine Axt bin ich nur ein halber Mann." Dann wandte er sich erneut an den Heiler. "Wie heißt ihr?"
"Beowolf. Aber meistens sagen die Menschen Beo zu mir. Eure Entschuldigung ist angenommen, aber unnötig. Loki spielt gerne seine Streiche mit uns Sterblichen. Wenn wir Zeit habne so würde mich die Geschichte eures Dämons interessieren. Doch so sagt, gibt es nun jemanden hier der verletzt ist?" Das ganze Gespräch steckte Leif wie ein Kloß im Hals den im Grunde, hatten beide Recht mit allen ihren Anschuldigungen und es fügte ihm fast physische Schmerzen zu, wie sehr beide ihn doch hassten.

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Asborn musterte ihn neugierig. "Ein Heiler wollt ihr also sein? Ich werde mich mit unserem Fürsten besprechen ob er eure Dienste in Anspruch zu nehmen wünscht. Es wird einige zeit dauern. Seid derweil unser Gast. Meine Schwester wird euch derweil etwas zu essen bringen lassen und sich mit euch unterhalten können. Ich schätze, in einer Stunde werde ich wieder da sein.
Er nickte lediglich und setzte sich auf eine Bank um zu warten. Nachdem er etwas zu Essen bekam langte Leif herzhaft zu da er schon wieder Hunger hatte.
Brunhild nahm ihm Gegenüber platz und nahm ebenfalls von dem duftenden Rübeneintopf den eine alte Magd auf den Tisch gestellt hatte. Einige Krieger saßen am anderen Ende der Halle und warfen ab und zu einige Blicke zu den zweien widmeten sich aber wieder ihren eigenen Gesprächen.
Brunhild sah ihn mit grauen Augen, die den seinen so ähnelten nachdenklich an. "Es passiert euch nicht oft, dass man euch gleich zweimal an einem Tag erschlagen möchte, oder? Was seid ihr nun? Ein Heiler? Priester? Magier? Krieger? Ich habe es meinem Bruder nicht erzählt, aber in eurer Seele sehe ich mehr als nur die Aura eines Sterblichen..." Sie ließ ihm Zeit.
Leif erstarrte fast am Rübeneintopf und war plötzlich nicht mehr hungrig. Es war ein solch gefährliches Spiel was er hier spielte - was hielt in eigentlich hier?` In jedem Falle war es schwer zu erraten, was Brunhild eigentlich wirklich über die Geschichte ihres Ahnherren wusste und was nicht. Er entschied so nah wie Möglich an der Wahrheit zu bleiben, denn wenn sie seine Aura lesen konnte, dann konnte sie vielleicht auch sehen wenn er die Wahrheit zu sehr beanspruchte. Nun ich wurde mit einer gewissen Kraft, einer Affinität zum Heilen von den Göttern gesegnet. Das war der Grund wieso ich mich als Prieset habe ausbilden lassen um diese Gunst zu vergelten. Meine Großmutter und auch andere vor ihr hatten wohl ähnliche Kräfte auch wenn ich nicht genau weiß wie diese aussahen und von welchen Göttern sie verliehen waren. Ich weiß nur dass wir Priester waren solange ich denken kann und mich, nun ja mich hat nun eben Eir als würdig empfunden." Leif war gespannt und bereit in jedem Moment aufzuspringen, sollte die Stimmung kippen, er zwang sich aber ruhig zu bleiben.
"Ja, ihr seid von Eir gesegnet. Ihr verfügt über die Kräfte der Heilung und in euch schlummert auch die Kraft der Magier. Aber ich vermute, das wisst ihr auch, oder? Wer immer ihr auch seid, ich vermute, ihr stammt auch irgendwie aus unserer Familie. Allein das Äußere verrät uns alle. Sagt euch der Name Thorson etwas?"

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"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


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BeitragVerfasst: Mo 10. Nov 2014, 22:34 
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"Ja der Name sagt mir durchaus etwas." Leif schien ein wenig verwirrt. "Mein Vater trug diesen Namen. Thorson. Leif Thorson um genau zu sein und ich bin Beowulf Leifson..." Er schaute Brunhild neugierig an.
Ihre Augen verengten sich kurz bei der Erwähnung des Namens. "Ich versteh nicht, wie euer Vater diesen Namen tragen konnte. Ich glaube nicht an Zufälle. Vielleicht hatte unser Urahn mehr Kinder als wir wissen. Die Geschichten sind so viele Jahrhunderte her." Sie griff nach einem großen Tonkrug und schenkte eine dampfende goldene Flüssigkeit in zwei Tonbecher. Sie reichte ihm einen.
"Ich habe ihn nie kennen gelernt. Meine Mutter war schwanger mit mir, als er sie verließ. Ich bin mir nicht einmal sicher ob er weiß dass es mich überhaupt gibt. Ist...ist er der Dämon von der ihr gesprochen habt?"
Sie lachte auf. "Ihr könnt beruhigt sein. Soweit uns bekannt ist, ist ein Dämon verflucht niemals Kinder in die Welt setzen zu können. Er geht seine Wege allein, wenn er nicht jemanden findet, dem er seinen Fluch weitergeben kann." Sie lachte wieder auf. "Euer Vater war wahrscheinlich nur ein feiger Hund... oder ein vielbeschäftigter Mann." Sie grinste.
"So oder so." Er zuckte kurz mit den Schultern. "Es kann es wohl auch nicht sein wenn diese Geschichten Jahrhundert her sind wie ihr sagt." Leif schien diese Dinge eher zu sich selbst zu sagen. Dann nahm er den Becher und bereite einen Toast vor. "Nun vielleicht sollten wir auf interessante Familiengeschichten trinken." Skal! Er würde den Becher schließlich wieder absetzten und seine Begleitung dann erneut ansprechen. "Doch sagt mir eins. Mit welchen Verletzungen kann ich rechnen? Wenn ich das weiß kann ich vielleicht schon etwas vorbereiten oder jemanden in die Stadt schicken um die Dinge zu holen die ich vielleicht noch brauche."
"Erlaubt Ihr mir, dass ich überprüfe ob ihr wirklich als Heiler und nicht in anderer Mission unterwegs seid." Sie sah ihn fragend an und nahm einen Schluck von dem süßen Getränk. Sie streckte ihre Hand aus. „Es ist eigentlich nicht meine Art, aber es steht viel auf dem Spiel.“
In Ordnung wie sieht euer Test denn aus?
"Reicht mir einfach eure Hand."
Leif nickte und gab ihr schließlich die Hand.
Leif spürte es sofort als ihre Finger seine Hand berührten. Das Gefühl war elektrisierend und gleichzeitig magnetisch. Wie zwei Pole, die sich anzogen. Leif kannte das Gefühl, aber er hatte es vor viel zu langer Zeit und nie so intensiv verspürt. Er spürte, dass sie austastete, ihr Geist mehr berührte als nur die Haut. Mit den Fingern sehen, was die Augen über eine Aura nicht zu sehen vermochten. Ihr Geist fand den Weg über seine Gefäße, sein Blut, ins Innere. Gleichzeitig gelang es ihm selbst die Verbindung zu halten. Er spürte ihren Mut, Willensstärke, Liebe, Neugier, Freundschaft, roten Zorn, die graue Farbe von Verzweiflung. Auspex war eine mächtige Kraft, aber ihm wurde schlagartig bewusst über welche Macht seine Familie eigentlich verfügte, immer verfügt hatte. Eine Kraft, über deren Ausmaß er sich wohl nie ganz bewusst gewesen war. Sie riss plötzlich die Finger fort als hätte sie sich verbrannt. Ihr Blick war irritiert. „Irgendwann kommt man an eine graue Wand. Das habe ich so noch nie bemerkt. Seltsam… „Sie dachte nach. „Ihr habt ein gutes Herz und ehrliche Absichten. Aber Ihr tragt viel Leid mit euch. In fast jeder nur erdenklichen Art. Das muss schwer auf euch lasten… Verzeiht, aber es war notwendig.“
"Also seid auch ihr mit Kräften gesegnet..." Leif rieb sich sanft den Arm an der Stelle an der sie ihn berührt hatte, nicht weil es weh tat sondern dieses elektrisierenden Gefühls wegen. "Nun manchmal weiß man nicht ob es ein Segen oder ein Fluch ist und trotz allem hoffe ich ihr habt gefunden was ihr gesucht habt? Und ja Leid - hmm wer hat nicht sein Päckchen zu tragen in diesen Zeiten?" Das Gespräch was er mit Brunhild führte war nach wie vor abstrus um es gelinde auszudrücken. Das letzte mal als sie sich sahen, waren sie in Frankreich auf einer Burg und sie Verbrannte ihn mit aller Macht so dass er in den Fluss an der Burg springen musste. Ihm wurde ganz anders bei dieser Erinnerung.
"Die Kraft ist bei manchen in unserer Familie stark ausgeprägt. Ich war mir sicher, das wäre auch bei euch so. Ich habe den Eindruck, Ihr verfügt über die gleichen Gaben. Aber verzeiht wenn ich euch mit solchen Dingen konfrontiere." Sie griff erneut nach dem warmen Met. "Ihr seid also hie rum eure Künste anzubieten. Was wollt ihr dafür?"
Leif nickt nur um zu signalisieren, dass er verstand. "Nun ich bin hier um zu helfen und zu lernen aber ich bin natürlich einer milden Gabe nicht abgeneigt um meine Vorräte aufzustocken und weiterreisen zu können, sollte ich helfen können." Leif schaute sie an nicht herausfordernd sondern mit Selbstbewusstsein. "Ich bin ein Priester der Götter und kein einfacher Zahnreißer, der um eine Silbermünze auf dem Markt feilscht."
Sie lachte und klopfte ihm herzlich auf die Schulter. "Ich wollte euch nicht beleidigen." Sie griff nach dem Krug mit Met und schenkte ihm nach. "Sollte mein Bruder tatsächlich mit der Botschaft zurückkommen, dass eure Dienste in Anspruch genommen werden, dann habt ihr absolutes Stillschweigen zu schwören... und glaubt mir. Solltet ihr euer Gelübde brechen werdet ihr es noch in Hells Landen bereuen, denn bis dorthin würde mein Bruder euch jagen, wenn er denn müsste." Ihr Blick war drohend, dann zuckten ihre Mundwinkel jedoch und sie begann zu lachen
Leif lachte herzhaft. "Nun ich glaube dem könnt ihr sicher sein. Ich habe den Einsatz eures Bruders schon fast zu spüren bekommen. Das möchte ich nicht ein zweites Mal erleben." Schließlich fügte er noch lachend hinzu. "und mit euch möchte ich mich auch nicht anlegen, nachdem ich gesehen habe was ihr so könnt." Leif griff noch einmal beim Rübeneintopf zu während er sprach und gönnte sich einen zweiten Becher von dem Getränk. Er liebte die Küche aus seiner alten Heimat. Schließlich fragte Brunhild etwas. "Sagt mir kommt ihr aus dieser Stadt?"
"Ich habe das Gefühl ich wäre von hier, aber das bin ich nicht." Sie blickte sich in der gemütlichen Umgebung um, sah in das prasselnde Feuer auf die weichen Pelze. "Irgendwie ist das aber dennoch meine Heimat auch wenn ich nicht hier geboren wurde."
"Ich verstehe." Er nickte nur. "Warum seid ihr dann hier. Wollt ihr auch das Mittsommerfest morgen begehen?"
"Gebt mir euren Eid darauf, dass unsere Worte unter uns bleiben."
"Ich schwöre bei Thors Hammer, Balders Licht und Eirs Heilkünsten das ich mit niemandem über die Dinge sprechen werden die ihr mir hier offenbart." Wie zur Untermalung seines Schwurs holte er den Anhänger unter seinem Hemd hervor und hielt ihn in beiden Händen.
Sie nickte: "Ich bin eine Schildmaid im Gefolge des Königs. Vor einigen Monaten begaben wir uns nach Aarhus. Der König war die Verfolger, die danach dürsteten ihn mit einem Schwertstreich zu entmachten überdrüssig und hielt sich hier verborgen bis die Friedensverhandlungen vor wenigen Wochen abgeschlossen wurden. Der hiesige Fürst Rodrig nahm ihn freudig auf. Nun ist unser König jedoch ein gar tatkräftiger Mann. "Sie verzog bedauernd die Lippen zusammen.“Als er hörte, dass eine wolfsähnliche Bestie im Wald ihr Unwesen trieb und unschuldige Bauern und Händler niederriss war sein Ehrgeiz geweckt. Mit Axt und Schild bewaffnet machten wir uns bei Dämmerung auf den Weg in das tiefste Dickicht des Waldes. Dort drin war es so finster, dass man die ausgestreckten Finger vor der eigenen Hand nicht mehr sehen konnten und das schimmelnde Unkraut hing wie Vorhänge von den Bäumen. Ich habe selten etwas so Unheimliches gesehen. Es gelang uns tatsächlich die Kreatur einzukesseln und zu stellen. Unser König brachte ihr mit seiner Axt tödliche Wunden bei, aber das Vieh teilte zehnmal so viel aus wie es einsteckte. Es hieb mit seinen Klauen auf ihn ein und verletzte ihn schwer. In einem Moment hing es gar an seiner Kehle und versuchte ihm den Hals aufzubeißen. Als es gewahr wurde, dass es jedoch gegen die pure Übermacht nicht gewinnen konnte geschah etwas Seltsames und es verschmolz mit der Erde. Wahrhaftig. Es scheint viele Arten von Dämonen zu geben." Ihr Blick war in der Ferne des Feuers verschwunden nun suchte ihr Blick jedoch erneut den seinen.
"Dies ist eine schauderhafte Geschichte die ihr da erzählt." Leif sah besorgt aus. "Ich hoffe ihr werdet bald eine Entscheidung treffen den wenn die Wunden des Königs..." Er sagte das letzte Wort vorsichtig "...mit Klauen geschlagen wurden, dann müssen wir darauf achten das sie sich nicht entzünden und er am Ende nicht an den Verwundungen sondern deren folgen stirbt."
"Die Heiler des Tempels haben bereits Versuche unternommen ihn zu heilen, aber alles bereits Versuchte war zwecklos. Seine Wunden sind tief und sein Blutverlust enorm. Und er kämpft bereits mit dem Fieber..." Leif glaubte Tränen in ihren Augen aufblitzen zu sehen, die sie aber zornig wegblinzelte.
"Was dauert dann so lange? Es ist umso dringlicher das ich jede Zeit habe die ihr mir geben könnt. Wenn die Heiler nichts ausrichten konnten, dann kann ich doch wohl keinerlei Schaden mehr anrichten oder was meint ihr?" Er war inzwischen aufgestanden um seine Tatkraft zu untermalen.
"Unser König wählt selbst, wen er zu sich lässt." Sie berührte ihn am Unterarm. Sanft, jedoch bestimmt. "Er ist nach wie vor der König, der er immer war, tapfer und stark. Und wenn er entscheidet einen Fremden nicht zu sich zu lassen, dann ist seine Entscheidung die einzig entscheidende." Sie sah ihn eindringlich an und senkte dann den Blick. "Auch wenn ich wünschte, er würde anders handeln und wäre nicht so stur."
"Nun wenn ihr das sagt. Leider kann man Menschen nicht zu ihrem Glück zwingen." "Was wollt ihr jetzt mit dem Tier tun? Es jagen bei der nächstbesten Gelegenheit?"
Sie sah ihn zögernd an. "Ich weiß es nicht. Ich denke, es wird noch lange seine Wunden lecken. Falls es noch welche hat. Habt ihr eine Idee wie man eine Bestie bekämpft, die im Erdboden verschwindet?" Sie versuchte ein zaghaftes Lächeln und zeigte dabei weiße Zähne.
"Hmm leider nicht. Außer vielleicht indem man es von der Erde wegholt - zum Beispiel indem man es ins Wasser lockt oder auf einen steinigen Untergrund? Aber ich denke hier nur laut. Aber sollte man es nicht aufsuchen, bevor es sich heilt und wieder ganz bei Kräften ist?" man sah das dies kein Vorschlag sondern ehr eine Frage war.
Sie nickte gedankenverloren. "Es war die Idee unseres Königs dem Vieh den Gar aus zu machen. Und nun liegt er danieder und keiner weiß, ob er das Mittsommerfest erleben wird. Ich werde mit Asborn reden. Vielleicht wird er einen Trupp zusammen stellen und noch einmal in die Wälder reiten. Aber sowohl er als auch ich fühlen uns nicht wohl bei dem Gedanken den König hier allein sterben zu lassen. Und wer weiß, ob das Monstrum überhaupt aus der Erde käme, wenn wir es stellen wollten..."
"Ich frage mich ob es irgendwie der gleichen Gattung wie unser Ahnherr angehört. Ich kann mir das kaum vorstellen, aber bei diesen Geschöpfen schient sich alles um Blut zu drehen"
"Wenn es um die Wesen der Nacht geht, dann kann einem sicherlich alles begegnen...Ich mag mir nicht vorstellen was alles aus dem Schoße Hels gekrochen kommen kann..."
"Es gibt viele Gestalten der Unterwelt die mir Angst machen. Und manchmal komme ich mir zu klein vor... "sie suchte nach Worten." Ich zweifle und das sollte ich nicht." Ihr wurde bewusst, dass sie sich viel zu bereitwillig einem beinahe Wildfremden anvertraute und stockte. Leif konnte ihre Gedanken lesen. Immerhin war sie eine Schildmaid des Königs. "Wir werden schon dafür Sorge tragen, dass diese Kreatur nieder geschreckt wird. Mit Sicherheit gibt es irgendwo jemanden der weiß, wie solche Gestalten am besten vernichtet werden." Sie atmete tief ein. "Teilt mir mit, welche Heilmethoden ihr im Kopf habt.“

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"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


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BeitragVerfasst: Do 13. Nov 2014, 13:35 
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Leif schien kurz zu überlegen und begann dann zu erzählen. "Nun es gibt eine ganze Reihe Dinge wie wir beachten müssen, denn die Wunden selbst sind erst der Beginn wenn wir versuchen wollen das Leben des Königs zu retten. Wir müssen ihn stabil halten und vermeiden, dass er Fieber bekommt oder die Wunden sich entzünden. Um das zu erreichen würde ich mich zuerst um die Blutungen kümmern und die Wunden säubern. Nachdem ich die Verletzungen gesehen habe, könnte sich meine Einschätzung noch einmal ändern aber wir müssen die Wunden dann ordentlich verbinden und die Verbände mehrmals täglich wechseln."Er schaute Brunhild fragend an und sagte schließlich.

"Ich weiß die Entscheidung ist noch nicht getroffen aber wir könnten wertvollen Zeit sparen wenn ich ein paar Dinge zur Hand hätte sobald es losgeht. Schickt eine Magd in die Küche und lasst sie einen Kessel Wasser aufsetzten. Regenwasser oder Brunnenwasser, kein Wasser aus dem Fluss. Davor soll sie den Kessel scheuern und einen Topf Honig, und starken Met bereitstellen. Branntwein währe sogar noch besser.“ Er machte eine kurze Pause.

„Dann schickt noch zwei Knechte los. Der eine soll einen örtlichen Tuchmacher aufsuchen. Ich weiß es klingt eigenartig doch lasst mich ausreden. Ich brauche von ihm eine Pflanze namens Schafgarbe die man zum Gelb färben von Wolle benutzt, am besten frisch, sowie Alaunsalz. Auch dieses benutzt man zur Behandlung von Tuchen es ist eine Art Erde. Nützliche Dinge und vor allem potente Heilmittel wenn man damit umzugehen weiß.“ Fügte Leif noch hinzu.

"Schließlich soll der letzte Knecht sich auf die Suche nach einer Weide begeben und möglichst viel von deren Rinde abschaben. Auf dem Rückweg soll er noch vom Markt Schweinefett und Wacholderbeeren mitbringen. Dieser letzte Gang eilt zwar nicht wie die vorherigen aber nach der ersten Behandlung werde ich diese Dinge brauchen“ Er schaute Brunhild weiterhin an nachdem er mit seinen Anweisungen und sagte zum Abschluss. "Und selbst wenn mir nicht erlaubt ist den König zu sehen, dann können diese Dinge vielleicht dem helfen der ihn behandelt und ich kann ihn davon überzeugen auf meine Anweisungen zu hören."


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BeitragVerfasst: Do 13. Nov 2014, 19:47 
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Brunhild zeigte sich sichtlich beeindruckt. Sie rückte näher als Leif bei seinen Beschreibungen ausholte. „Ich hätte Retterspitz vorgeschlagen. Gegen die Entzündung. Aber davon wollten die Heiler, die ihn im Moment versorgen nichts wissen…“ Sie seufzte. „Ihr klingt nach einem fähigen Mann. Ich danke Odin, dass er euch an diesen Hof geschickt hat. Möge Odin auch das Ohr und die Weitsicht des Königs segnen." Sie winkte zwei Kriegern am anderen Ende der Halle zu. Als diese näher getreten waren erteilte sie ihnen den Auftrag alles eben von Leif erwähnte zu besorgen. Die hünenhaften Krieger nickten und machten sich ohne Murren auf den Weg ihren Anweisungen zu folgen. Sie war es gewohnt Befehle zu erteilen
Wieder ließ Brunhild den Blick zwischen ihrem Metbecher und Leifs Gesicht verweilen. Vielleicht ein wenig zu lange… Ein lautes Geräusch ließ sie aufhorchen.
Leif erkannte wie am anderen Ende der Halle eine Tür aufgerissen wurde und Asborn mit großen Schritten auf sie zutrat. Er sah ernst und zielstrebig aus. Die blonde Frau an seiner Seite sprang erwartungsvoll auf und ging ihrem Bruder einige Meter entgegen. Der Mann klopfte ihr aufmunternd auf den Arm und wandte sich dann Leif zu. Er kam näher und stand nur wenige Zoll von seinem Gegenüber entfernt, musterte ihn erneut. Die Männer waren beinahe gleich groß. „Ich bringe gute Neuigkeiten. Ihr dürft hier in diesem Haus euer Wissen anwenden und eurer Berufung nachgehen. Mein Herr ist gewillt euch Einlass zu gewähren.“
Brunhild griff nach seinem Arm und zog ihn leicht zu sich. „Wie geht es ihm?“ Asbjorns Blick verfinsterte sich. „Schlecht. Eigentlich hat er abgelehnt als ich Beowulf angekündigt habe. Du kennst ihn ja: „Nicht noch ein Quacksalber.“ Ich stand lange an seinem Bett und habe gewartet in der Hoffnung er würde seine Meinung ändern. Irgendwann fing wieder mühsam wieder an zu sprechen und wollte wissen, wie unser Heiler aussieht… „ Der blonde Mann warf einen Blick auf Leif und lachte kurz auf. „Ich wusste nicht recht was ich sagen sollte, also hab ich gemeint: „So wie Brunhild und ich. Könnte ein Bruder sein.“ Da hat er zugestimmt.“ Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Egal. Kommt mit, Beo, falls ich euch denn so nennen darf?“ Er zog fragend eine Augenbraue hoch. Die Geschwister sahen ihn an.

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BeitragVerfasst: Do 13. Nov 2014, 19:49 
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Asborn ging voran, Leif und Brunhild folgten dicht darauf. Er führte die Gruppe aus dem Haus des Jarl und zu der hohen Palisade. Sie durchschritten ein großes hölzernes Tor ohne von den schwer bewaffneten Wachen behelligt zu werden und folgten einer kleinen sandigen Straße zur Festung, die direkt auf die Klippen über dem Meer errichtet worden war. Mächtig erhob sie sich am Gipfel während unten die Brandung gegen den weißen Stein donnerte.

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Leif sah, wie sich die letzten Sonnenstrahlen im Meer spiegelten und der Abendstern am Himmel aufzublitzen begann. Brunhild, die neben ihm ging warf ihm einen aufmunternden Blick zu. Sie passierten eine Zugbrücke und betraten das große steinerne Gebäude. Drinnen war es finster doch einige Fackeln erhellten die Wände mit rotem Schein. Asborn griff nach einer und reichte eine weitere an Leif. Er führte sie durch niedrige schmale Gänge, weite Flure, einen Thronraum und einen Wehrgang in der Höhe der Burgmauer. Dann stand er schließlich vor einer schweren Eichentür und hielt inne. „Wir sind da. Wir haben euer Wort, dass alles, was ihr hier seht und hört auf ewig in diesen Mauern bleibt? Solltet ihr euer Wort brechen, werdet ihr vielleicht doch noch Bekanntschaft mit meiner geliebten Axt machen." ER konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und klopfte Leif auf die Schulter. "Nein! Ich glaube wahrhaftig, Ihr seid der Mann, den wir hier brauchen. MIr scheint, ihr steht zu eurem Wort" Er sah erneut Richtung Tür, überlegte und seufzte. Dann sah er Leif erneut an. "Die anderen Heiler sind bereits drinnen. Ich denke, es ist an der Zeit, dass ihr eintretet und euch selbst ein Bild macht.“ Er nickte Brunhild zu, klopfte kurz und fest drei Mal an und öffnete dann die Pforte.
Drinnen war es dämmrig, warm und feucht. Leif roch schwelende Wunden, Verwesung, die Ahnung von Fieberträumen, die noch in der Feuchtigkeit der Wände hing und über allem der Geruch nach Blut. Er würgte vor Abscheu. Jeder Geruch war zu ertragen, nur dieser eine nicht. Vor ihm war ein gewaltiges Bett aufgestellt in dem ein großer Mann lag.
Dicke warme Pelze waren über dem schwer atmenden Körper ausgebreitet. Gegenüber stand ein Tisch mit allerlei Arznei, Schalen und Büchern. Leif trat einen Schritt näher und erkannte zwei Gestalten. Die eine, eine dunkelhaarige Frau beugte sich über den muskulösen Arm des Mannes und fing das spärliche Blut, dass sie über den von ihr angelegten Aderlass erhielt in einer weißen Schale auf. Sie hielt inne als sie die Eingetretenen

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Zuletzt geändert von Spielleiter am Sa 15. Nov 2014, 19:13, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Do 13. Nov 2014, 19:50 
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bemerkte und reichte die Schale an einen hinter ihr stehenden Mann in jüdischer Kleidung weiter. Leif schien für einen Sekundenbruchteil das Herz stehen zu bleiben als er die Gestalten erkannte. Seit Jahrhunderten hatte er die Gesichter nicht mehr gesehen, die Stimmen nicht mehr gehört. Und dennoch kannte er ihre Bewegungen, ihre Mimik und ihre geflüsterten Worte: Seine kappadozianische Mentorin Arthea, nach wie vor so blass wie der bleiche Mond am Nachthimmel und seinen alten Meister, den jüdischen Heiler Achmet.
Er wusste genau was ihn erwarten würde als er näher trat und dennoch tat er es um Gewissheit zu erhalten. Im Bett wand sich der einzige Mann, dessen Tod er damals nicht beizuwohnen gewagt hatte, vor dem er in der Todesstunde geflohen war. Die Fieberkrämpfe schüttelten Knut. Das Gesicht wirkte eingefallen und totenblass. Die Muskeln waren nach wie vor kräftig und stark, glänzten jedoch vor Fieberschweiß und sein Atem ging schnell. Leif erkannte die Wunden und das Blut. Überall Blut. Dann öffnete der König seine Augen.

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BeitragVerfasst: So 16. Nov 2014, 09:31 
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„Retterspitz währe auch eine Möglichkeit.“ Leif nickte anerkennend. „Normalerweise tendiere ich zur Schafgarbe da diese einfacher zu bekommen ist da sie fast wie Unkraut wächst.“ Schließlich sah er Asborn der auf beide zuschritt und wartete ab was dieser zu sagen hatte. Auf die Frage des Mannes antwortete er schlicht: „Natürlich könnt ihr mich Beo nennen, wie ich bereits sagte. Aber gut wir sollten dann zum König aufbrechen und keine weitere Zeit verlieren.“

Dann machten sie sich auf den Weg und betraten schließlich sie die Kammer in der der König lag und Leif wusste bereits wer ihn dort erwarten würde. Er bereitete sich darauf vor das schlimmste zu sehen und trat ein. Da lag er Knut und sein Herz blieb trotz aller Vorbereitung für einen Moment stehen. Der starke Knut gefällt und verwundet aber sich immer noch ans Leben klammernd wie immer. In seinen Augenwinkeln sah Leif auch seine damalige Blutherrin Arthea und seinen Erzeuger Achmet. In jeder anderen Situation hätte er diesem Umstand mehr Beachtung geschenkt, aber hier und jetzt galt seine Aufmerksamkeit Knut und er signalisierte nur mit einem Nicken, dass er die Präsenz beider Kainiten, oder vielleicht waren sie auch Menschen in diesem Traum, erkannt hatte.

Leif bewegt sich auf Knut zu, der ihn inzwischen mit seinen blauen Augen ansah, nachdem er diese geöffnet hatte und strich ihm das schweißverklebte Haar aus dem Gesicht. Liebevoll könnte man fast sagen, aber Leifs Körper verdeckte die Sicht auf den König. Schließlich beugte sich Leif zu Knut herunter, so als würde er den dessen Atem hören und flüsterte ihm dabei ins Ohr.
Shhhh. Jetzt wird alles gut denn ich bin da. Ruh dich aus und schlaf und wenn du wieder wach wirst, dann bin ich hier.“ Leif strich ihm noch einmal über die Haare bevor er sich umdrehte. Der Mann sprach mit einer Autorität die man sonst nicht von ihm kannte und die auch gar nicht seine Art war, in diesem Moment aber völlig natürlich wirkte.

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„Ich brauche viele saubere Tücher, ungefärbt, dicht gewebt und nicht fußelnd. Drüber hinaus, die Dinge die ich schon mit dir besprochen habe Brunhild. Zusätzlich dazu werde ich auch deine Hilfe brauchen“ Er schaute die blonde Frau kurz an um dann den Blick auf ihren Bruder schweifen zu lassen. „Asborn schicke jemanden auf den Markt oder in den Wald, es ist mir egal woher ihr es bekommt aber ich brauche Minze. Viel Minze und frische noch dazu. Wir müssen das Fieber des Königs in den Griff bekommen und dazu müssen wir schnell handeln. Außerdem will ich damit den Gestank aus dieser Kammer bekommen, denn so kann man ja nicht gesund werden. Ihr zwei könnt endlich eine Pause machen.“ Er schaute auf Achmet und Arthea. „Ich kümmere mich um den König für diesen Moment und mich später mit euch konsultiere und euch aufsuchen wenn sich etwas am Zustand des Königs ändert.“ Beim letzten Satz machte er einen Schritt auf Arthea zu und nahm ihr die weiße Schale mit dem Blut aus der Hand. Leif würgte fast, hielt sich aber unter Kontrolle. "Wir werden die Säfte ins Gleichgewicht bringen nachdem der König alle wieder ohne Probleme produziert. Dann ist diese Aufgabe leichter zu bewältigen“ Er nickte Arthea zu. Leif wusste, dass die 4 Säfte-Lehre eigentlich großer Schwachsinn war und noch schlimmer, den Patienten oft ehr schadete als er half. Trotzdem wusste er auch, dass man gegen etabliertes „Wissen“ oft schlecht ankam und man lieber mit dem Strom schwamm um unbehelligt zu bleiben und dann einfach zu machen was man wollte.

Schließlich machte sich Leif mit Brunhilds Hilfe an die Behandlung der Wunden indem er begann sie zu reinigen. Bevor er jedoch begann flößte er Knut etwas von dem Branntwein ein, das beste Schmerzmittel das er im Moment hatte. Wenn die Pfefferminze ankommt wird Leif diese zu einem starken Tee brühen um zum einen den Gestank aus der Kammer zu bekommen und um zum anderen Wadenwickel und Waschungen durchzuführen um das Fieber Knuts zu senken. Er stoppte kleinere Blutungen mit Alaun und bereite schließlich Verbände mit Honig und Schafgarbe vor die um Entzündungen vorzubeugen. Es würde ein langer Kampf werden und Leif begann schließlich als er mit allen Behandlung für das erste fertig war über dem Bett Knuts zu beten.


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BeitragVerfasst: So 16. Nov 2014, 13:09 
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Asborn nickte Leif bei seinen Anweisungen zu. Brunhild sah ihren Bruder eindringlich an: „Brunnenwasser, Honig, Met, Branntwein, Schafgarbe, Alaunsalz, Weidenrinde, Tücher, Minze. Schau zu, dass du die Sachen irgendwo auftreiben kannst. Ich hab vorhin schon Brun und Isgrimnur geschickt. Sie dürften in der halle des Jarl sein. Beeil dich!“ Er öffnete die Tür. „Die letzte Bemerkung war unnötig, Schwester. Ich bin schneller wieder da als der Wind, sofern die Götter meine Schritte lenken.“ Er verließ den Raum.
Brunhild hatte sich neben Leif gestellt während dieser mit dem König sprach und nahm die große Hand des Mannes. Ein schwaches Lächeln breitete sich auf dessen Gesicht aus als er Leif erkannte und seine Worte waren ein kaum hörbares Flüstern: „Leif…, mein Freund. Es tut gut dich noch mal zu sehen bevor ich mich wieder in Hels Reich verabschieden darf.“ Bei dem Namen Leif zuckte Brunhild zusammen und ihre Rechte griff instinktiv nach dem Schwert an ihrer Seite doch ein Blick von Knut, der mit einem angedeuteten Kopfschütteln die Augen schloss, ließ sie inne halten.
„Wie ihr wünscht, mein König.“ Sie schlug die Augen nieder und Leif erkannte Tränen. Sie schien zu wissen, wie es um ihn stand.
„Brunhild! Ich hab dir doch schon hunderte Male gesagt, du sollst mich Knut nennen.“ Sie lachte und ihre rotumlaufenen grauen Augen blickten Leif an. Er las darin nichts mehr von dem Hass oder der Wut, die noch vor wenigen Stunden alles bestimmt hatten, sondern Trauer, ohnmächtige Verzweiflung und zugleich eine unerklärbare Verbundenheit. So wie von Leif gewünscht begann sie die Fenster zu öffnen und klares kühles Mondlicht fiel ins Zimmer.
Achmet und Arthea nickten erleichtert als Leif sich an sie wandte und ihnen mitteilte, sie sollten gehen. Sie begannen langsam Schüsseln, Karaffen, Becher und Gefäße aus dem Raum zu tragen und dabei wurde Leif, der den schweren warmen und beinahe unerträglichen Geruch wahrnahm plötzlich eines klar: Wenn es sich bei den Flüssigkeiten, die seine Mentorin und sein Erzeuger in die Schalen abgefüllt hatten tatsächlich um Knuts Blut handelte, dann hatte der Verletzte keine Chance. Kein Mann auf der Welt war in der Lage einen solchen Blutverlust zu überstehen. Nachdem er das Gesicht und die Wunden des Königs mit einem Tuch gereinigt hatte, genügte ein Blick in das kalkweiße Gesicht um sicher zu sein. Mit seinen Fingern spürte er den rasenden Puls. Die Aura, die er ertastete war seltsam. Er war sich sicher bei keinem Menschen je etwas ähnliches gespürt zu haben. Sie war klar und pulsierend, aber unvorstellbar schwach.

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BeitragVerfasst: Mo 17. Nov 2014, 14:00 
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Leif kämpfte mit all seinem Wissen um das Leben des Königs und ab einem bestimmten Punkt, an dem er nichts mehr tun konnte kniete er nur neben Knut und spendete ihm Gesellschaft. Verdammter Aderlass! Dieser Behandlungsmethode gehört ausgemerzt dachte sich Leif voller Verzweiflung. Heiße Tränen rannen seine Wangen hinab, nicht Blut sondern normale Tränen in diesem Traum und er betete voller Verzweiflung, eben jenes Gebet das er bereits zum Beginn seiner Reise gesprochen hatte und diese Situation wie eine Prophezeiung begleitete. Es war ihm egal wie er dabei aussah und wer es sehen konnte, denn dieser Moment gehörte nur ihm und Knut allein.

„Gütige Mutter Eir Gütiger Vater Balder beschützt Knut und macht mich zu eurem Werkzeug,
Wo Krankheit ist, lass’ mich Heilung bringen,
Wo Verletzung ist – Hilfe,
Wo Traurigkeit ist – Trost,
Wo Tod ist, Annehmen und Frieden.

Ich bitte Euch, lasst mich nicht Rechtfertigung suchen,
sondern Trost spenden;
Nicht Gehorsam, sondern Verständnis;
Nicht Ehre, sondern Liebe –
Denn wir heilen durch deine Hingabe Mutter,
wir trösten durch dein Zuhören Vater,
und gehen über in die neue Welt,
durch den Tod.“


Er wusste, dass dies ein Traum war, allerdings veränderte dieser Umstand nichts an der Situation und den Gefühlen die ihn zu ersticken drohten. Schließlich dachte Leif, aufgeschreckt von dieser schwachen und pulsierenden Aura die er spürte, vielleicht hatte er die falsche Entscheidung getroffen und hätte den Arztkoffer anstelle des Spiegels nehmen sollen. Bei diesem Gedanken dachte er an eben jenen und nahm ihn aus der Tasche um den König damit anzuschauen.

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