Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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BeitragVerfasst: Fr 8. Mai 2015, 08:48 
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Leif der die ganze Zeit an dem Baum gelehnt hatte setzte sich inzwischen auf den Boden. Vorher holte er eine kleine Axt unter dem Mantel hervor die er neben sich auf den Boden legte und machte es sich dann im Schneidersitz bequem und schaute in den Sternenhimmel. „Ich glaube es ist eine ganz menschliche Reaktion, vielleicht auch eine egozentrisch narzisstische…“ Er pausierte kurz und lächelte Alida zu, das erste mal direkt. „…die uns dazu bringt das Unbekannte zu fürchten. Ich habe davon gehört, dass man die alten Götter hier mit anderen Namen verehrt hat bevor der gekreuzigte Gott gekommen ist." Er machte eine kurze Pause und schaute sie in dieser Zeit wachsam an. Das Misstrauen war inzwischen aus seinem Blick gewichen und von echtem Interesse abgelöst worden. "Ich weiß nicht ob ihr euch diese Frage stellt, aber eure Worte mögen in diese Richtung gehen und ich werde deswegen vorsorglich darauf antworten. Ich habe keinerlei Zwist mit eurem gekreuzigten Gott oder den Christen selbst. Lediglich mit seinen Priestern, denn sie erdreisten sich zu behaupten die einzige und wirkliche Wahrheit über die Welt, das Göttliche und das Sein der Dinge zu kennen. Eine Behauptung die meiner Meinung nach eine Lüge ist und wenn man sich ihnen entgegenstellt antworten sie mit dem Feuer und Schwert ihrer Ritter.“ Er schaute wieder in den Himmel und man konnte eine Sternschnuppe sehen.

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„Aber das spielt keine Rolle, denn das Göttliche ist immer da und kann von jedem gesehen werden der nur hinschauen will und irgendetwas bleibt auch immer. Schaut euch zum Beispiel diesen Brunnen an. Noch bevor meine alten Götter in dieses Land kamen war er einer Göttin namens Nehalennia geweiht. Eine Gottheit des Wassers, der Schifffahrt aber auch den Fruchtbarkeit. Es heißt damals sind die schwangere Frauen zu diesem Brunnen gekommen um Wasser für sich und ihre Neugeborenen zu schöpfen, denn dieses Wasser ist von der Göttin gesegnet und bringt Kraft und Gesundheit. Noch heute kommen Frauen gesegneten Leibes und junge Mütter von Brügge hierher um von dem Wasser zu schöpfen und das obwohl die Tempel der Nehalennia bereits lange vergangen ist und ihr Name meist vergessen.“ Leif stand wieder auf und ging zu dem Brunnen in dem sich die Sterne spiegelten und schöpfte eine Hand voll Wasser die er dann trank. „Es ist Fakt das dieses Wasser erheblich reiner ist als zum Beispiel das der Kanäle. Also hat es eine positive Wirkung, gerade für Mütter und ihre Kinder, geboren oder ungeboren. Natürlich könnt ihr euch fragen ob es nicht aus einer besonders reinen Quelle gespeist wird oder die Römer mit ihrem Wissen etwas damit zu tun haben. Vielleicht. Aber ich glaube, dass der Segen der Göttin hier noch immer wirkt und sie sich im Verborgenen um die Menschen kümmert. Denn alles andere was einst hier stand ist vergangen aber dieser Brunnen bleibt. Das Wirken der Götter muss nicht immer offensichtlich mit Feuer und Donner kommen, sondern zeigt sich manchmal versteckt und braucht Zeit wie eine Eichel, die zu einem mächtigen Baum heranwächst.“ Leif machte sich an einer Seite des Brunnens zu schaffen, der über und über mit Ranken bewachsen war. Diese schob er zur Seite und man konnte eine kleine Steinfigur dahinter erkennen, die Schwach vom Sternenlicht erhellt wurde. Wohl ein Abbild der Göttin und Leif machte Alida darauf aufmerksam.

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Leif setzte sich wieder hin. „Hier liegt für mich vielleicht auch ein Teil der Wahrheit. Denn ich glaube nicht das Ewige plötzlich enden kann wie ihr vermutet. Sei es euer Gott oder die Meinen oder jene die zu Valerius Zeiten hier angebetet wurden. Nein wir wissen es einfach nicht und können die Pläne der Götter vielleicht auch nie verstehen. Wir Kainiten haben zwar unsterbliche Körper aber trotzdem noch einen sterblichen Geist und den Willen der Götter zu deuten ist schwer. Ich zum Beispiel versuche es nunmehr seit beinahe einem Jahrhundert und immer wenn ich denke ich habe etwas begriffen werden mir neue Rätsel gestellt, die alles in Zweifel ziehen was ich bis zu diesem Zeitpunkt dachte zu wissen.“

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Verfasst: Fr 8. Mai 2015, 08:48 


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BeitragVerfasst: Fr 22. Mai 2015, 14:38 
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Alida schluckte. „Ihr seid also tatsächlich ein Jahrhundert alt…?“ Man sah die Erkenntnis in ihren Augen, den Gedanken auch wenn sie ihn nicht aussprach: Sie redete tatsächlich mit einem Geschöpf, das es nicht mehr geben durfte, etwas so übersinnlich wie die Götter um die ihre Gedanken gekreuzt waren.
Sie sah ihn fast zögernd an. „Mein Erzeuger hat mir viele Geschichten über die kainitischen Kräfte und den Fluch erzählt, wisst ihr? Aber ich habe irgendwie trotz allem immer geglaubt, vielelicht auch gehofft, es handle sich um die phantastischen Wünsche eines kleinen Jungen auch wenn ich wusste, dass sich unser Leben durch das Blut zu etwas anderem gewandelt hat…“ Ihr Brustkorb hob sich während sie einatmete. „Ihr seid neben meinem Erzeuger und dessen Vater der erste Kainit mit dem ich je geredet habe… Und irgendwie werden seien Worte dadurch, das ihr sie bestätigt realer...“
Sie schwieg lange Zeit und sah dann zurück zum Waldrand. „Vielleicht sollte ich langsam zurück zu meinem Begleiter gehen. Mein Freund misstraut allem Kainitischen und er war auch gegen ein Treffen mit euch. Nun ja… unser Gutsverwalter macht sich immer viele Gedanken. Das entspricht seinem Wesen.“ Sie schüttelte den Kopf als ihr klar wurde, dass der Charakter ihres Begleiters Georg den Mann ihr gegenüber nicht im Entferntesten interessieren würde. „Verzeiht.“

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BeitragVerfasst: Do 28. Mai 2015, 11:06 
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Leif nickte nur einmal schlicht und ging nicht weiter auf ihre Entschuldigung ein. Es war nicht an ihm eine solche auch nur zu erhalten, denn auch wenn er nominell älter war als sie waren sie doch beides Neugeborene und damit nach kainitischem Recht gleich. „Vielleicht ist es wirklich an der Zeit das wir uns verabschieden. Es war eine lange aber interessante Nacht Alida van de Burse. Ich denke lediglich die Zeit wird zeigen was die Zukunft bringen wird, für uns und für Brügge. Aber davon haben wir wenigstens genug.“ Der Nordmann erhob sich und klopfte sich die Kleidung ab. „Einen Hinweis noch Alida. Ich denke ihr solltet euch unserer Welt öffnen, zu euren Bedingungen. Denn wenn ihr es nicht tut wird sie euch früher oder später einholen und dann zu ihren Konditionen, was euch dann sicherlich erheblich weniger gefallen wird. Ihr müsst euch nicht verstecken. Nehmt eine aktive Rolle in unserer Gesellschaft ein, denn ob es euch gefällt oder nicht ihr seid jetzt ein Teil davon. Nur so könnt ihr jene beschützen die euch am Herzen liegen, denn durch eure Verwandlung sind sie nun für immer näher an der Welt der Dunkelheit als zuvor, ob ihr wollt oder nicht.“ Mit diesen letzten Worten würde er schließlich still und stumm den von Sternen beschienen Pfad mit Alida zurückgehen.

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BeitragVerfasst: Do 28. Mai 2015, 20:22 
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Wieder atmete die junge Frau ein um dann langsam wieder lange auszuatmen. „Beides ist gefährlich. Es gibt Leute, so vermute ich, die nicht wollen, dass ich die Nächte durchstreife und andere die mich misstrauisch beäugen wenn ich es nicht tue. Die Zukunft wird zeigen welcher Weg der richtige sein mag oder gewesen wäre.“
Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. „Nun ja… egal, was passieren wird: ich bin hier! Hier gehör ich hin. Ich bin hier seit ich denken kann und ich bezweifle, dass das viele Kainiten in dieser Stadt von sich behaupten können.“ Ein kaum merkliches Grinsen legte sich auf ihre Züge.

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BeitragVerfasst: Fr 29. Mai 2015, 14:56 
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Sie gingen den Pfad entlang den sie gekommen waren und Leif überlegte ob der Wald in 50 oder 100 Jahren wohl Häusern und Straßen gewichen sein würde. Überraschen würde es ihn nicht wenn man bedachte wie schnell die Stadt im Moment wuchs. Schließlich erreichten sie Alidas Begleiter und Leif verbeugte sich kurz zum Abschied vor diesem. Dann schaute er noch einmal die Kainiten an die er gerade kennen lernen durfte und lächelte auch ihr zu. "Ich hoffe sehr das eure gerade gesprochenen Worte sich als ein Segen und niemals als Fluch herausstellen werden Alida van de Burse. Aber wir werden sehen. Ich wünsche euch noch eine gute Nacht und ich bin bereits jetzt gespannt auf unser nächstes Wiedersehen." Mit einer weiteren kurzen Verbeugung verschwand er schließlich fast geräuschlos und mit schnellen Schritten in die Nacht.

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BeitragVerfasst: Fr 9. Sep 2016, 20:09 
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Die Sitzung des großen Rates war schneller vorbei gewesen als irgendjemand gedacht hatte. Zugegeben Gerrit war gerade nicht anwesend, ebenso wenig wie Lucien, aber die Punkte die besprochen werden mussten, waren schnell besprochen. Allen Ausnahmen zum Trotz hatte sie als Gruppe doch schon eine gewisse Routine entwickelt um miteinander zu arbeiten. Auch Liliana hatte sich schnell nach dem offiziellen Teil entschuldigt. Sie hatte irgendetwas von einem Waisenhaus gemurmelt, ansonsten aber nicht mehr dazu gesagt. Zurück blieben lediglich Leif und Alida. Der Salubri erhob sich und schaute über den mächtigen runden Tisch in der Mitte des Belfrieds an welchem sie ihre großen und kleinen Entscheidungen zu treffen pflegten. Es fühlte sich gut an wieder im großen Rat aktiv zu sein, auch wenn er durch alles was über die Jahre so passiert war nie so ganz das Gefühl hatte wirklich von der großen Politik zurückgetreten zu sein. Der Heiler schaute zu der Tzimisce, die sich offenbar bereit machte aufzubrechen und räusperte sich kurz um auf sich aufmerksam zu machen. “Bevor du gehst, hast du noch einen Moment, Alida?”
Die blonde Händlerin griff nach ihren Dokumenten und dem Schreibmaterial um es in einer ledernen Tasche zu verstauen, in der sie alles aufbewahrt hatte. Sorgsam strich sie über ein Pergament, das sich auf Wunsch der Toreador mit den Belangen des Waisenhauses beschäftigte und legte es zur Seite. Sie erhob sich aus dem breiten, von Lucien handgeschnitzten Stuhl. Gemäß ihren Vorlieben hatte der Hauptmann verschiedenen Symbole in das schwere Holz geschnitzt. Man erkannte die Türme, Häuser und Mauern einer Stadt, die hohen Wellen des Meeres, ab und an scheinbar durchkämmt von einzelnen winzigen Schiffen. Die Lehnen wurden von Figuren gebildet, die entfernt an zwei Apfelbäume erinnerten, deren Wurzeln sich bis in die Stuhlbeine fortsetzten und deren dicht belaubte Äste sich im Kopfteil vereinten. Sie blickte auf als Leif sie ansprach und sah ihn fragend an. „Selbstverständlich…“
Leif nickte kurz und ließ sich ebenso in die schwere Lehne zurücksinken. “Ich will dich gar nicht lange aufhalten, denn ich weiß, dass du viel zu tun hast, aber es muss sein.” Er seufzte. “Hör zu. Ich weiß, dass ich eine ganze Menge Fehler über die all die Jahre gemacht habe. Ich habe Entscheidungen getroffen, die ich im Nachhinein gerne ändern würde, aber ich kann es nicht mehr. Trotz allem würde ich dich bitten mir endlich zu vergeben und die Vergangenheit ruhen zu lassen. Ich weiß nicht genau, was du mir vorwirfst und du musst es mir auch nicht sagen, aber ich wünsche mir nur zum Wohle unserer Domäne und auch für mein eigenes Selbst eine frische Chance von dir. Ich kann nicht immer in jedem Atemzug gegen dich ankämpfen. Dazu habe ich nicht die Kraft.” Er erhob sich und ging zum Fenster um durch die dicken Scheiben aus Blei- und Butzenglas auf die Dächer und Türme von Brügge zu schauen. “Ich sage nicht einmal, dass ich es verdient habe, aber wenn du mir nicht vergeben kannst, dann gib mir wenigstens eine Chance meine Schuld abzutragen.” Er drehte sich und suchte Alidas Blick. “Lucien, Liliana und selbst unser hochverehrter alter Gerrit haben schon Fehler gemacht, aber ich habe einfach das Gefühl, dass ich der einzige bin, dem du die Sünden der Vergangenheit noch immer vorwirfst und das würde ich einfach gerne ändern. Es tut mir Leid Alida, so viele Dinge ob du mir das glauben magst oder nicht aber ich kann nur hoffen das was zwischen uns steht wieder gutmachen zu können wenn du mich lässt.”
Alida zog die Stirn kraus und ihre Augen verengten sich fragend. Man konnte ihr das Erstaunen quasi auf dem Gesicht ablesen. Obwohl sie schon dabei gewesen war ihre Sachen zu packen und den Raum zu verlassen, nahm sie erneut in dem schweren Stuhl Platz. Sie hatte wohl mit allem gerechnet, aber nicht damit. Langsam sog sie die Luft ein. Es war eindeutig, dass sie nach Worten suchte, aber nicht recht wusste, was man in einer solchen Situation sagen konnte. Schließlich blickte sie den Heiler an. „Ich schätze deine Meinung hoch und ich danke dir für all deinen Einsatz in all diesen Jahren für die Kainiten dieser Stadt und für Brügge… Ich bin froh, dass du wieder hierher zurück gekommen bist. Wir alle machen Fehler und es gilt, so hoffe ich doch, daraus lernen zu können. Es gibt nicht viel, dass ich dir vorwerfen könnte.“ Ihre Stimme klang nach wie vor zögerlich. Man konnte ihr anmerken, dass ihr das Gespräch nicht leicht fiel.
Alida konnte sehen, dass es Leif ebenso schwer fiel die Worte auszusprechen. Es schien ihm eine ganze Menge Überwindung zu kosten überhaupt im Raum zu bleiben. Inzwischen lachte er beinahe ein wenig gequält. “Aber auch wenn es nicht viel ist, was du mir vorwerfen kannst, tust du es doch.” Er schwieg einen Moment und wandte den Blick ab. “Es ist in Ordnung, du musst es mir nicht einmal sagen worum es geht; das ist dein gutes Recht. Sag mir wenigstens, ob es etwas gibt, dass ich tun kann damit das nicht mehr zwischen uns steht und wir ohne die Altlasten wieder zusammen arbeiten können. Wenn schon nicht für dich oder mich, dann doch wenigstens für die Stadt und vielleicht auch für die Leute die uns nahe stehen.”
Alida fuhr mit den Zähnen über ihre Unterlippe. Ganz offensichtlich überlegte sie, ob sie weiter sprechen sollte, oder ob es besser wäre zu schweigen. „Hm… Vielleicht ist es genau das… Vielleicht geht es genau darum, dass man die Sachen beim Namen benennt und dass man danach fragt. Du lässt einem die eigenen Geheimnisse so wie du möchtest, dass man dir deine lässt. Das ist mit Sicherheit auch gut so.“ Sie schwieg einen Augenblick. „So lange man nicht zu viel miteinander zu tun hat, geht das gut. Aber manchmal…“ Sie suchte immer noch nach den passenden Worten. „Vielleicht wäre es nicht schlecht gewesen… wenn du mal gefragt hättest.“ Sie schüttelte den Kopf, wie um ihre eigenen Worte zu revidieren. „Es tut mir leid, ich will dir keine Vorwürfe machen. Es ist nur… Du hast deine Beweggründe… die nur du kennst. Ich weiß nicht, warum du manche Dinge tust, andere unterlässt. Viele von diesen laufen dem zuwider, was mir lieb und teuer ist. Ich schätze deine Meinung und vermute, dass sich dahinter Absichten verbergen werden, die erklären würden wie und warum du so handelst wie du es tust. Aber es erklärt sich mir nicht und die bloße Vermutung…“ Sie seufzte. „… lässt mich zweifelnd zurück und…“ Sie sah ihn an und ihre Stimme wurde hastiger und eine Spur lauter. „Leif. Ich kapier einfach nicht, warum du so gehandelt hast, wie du es nun mal getan hast. Du willst Beispiele?“ Wieder folgte ein Seufzen. Ihre Worte fielen der Händlerin schwer. „Wir haben Seite an Seite ohne Aussicht auf Erfolg gegen großkotzige Ahnen gekämpft und dennoch hast du uns mit deiner Feuer Burg Aktion damals in unvorhersehbare Gefahr gebracht… Du hast mit Katharina, Balduin, Karl eine Familie gehabt, die dir etwas bedeutete und dennoch hast du zugelassen, dass sie auseinander gebrochen ist und jeder auf seine Weise gelitten hat…“ Ihr Ton wurde wieder leiser. „Ich will dir keine Vorwürfe machen, aber ich würde einfach gerne verstehen.“ Sie sah ihn erneut an und eine unbestimmte Traurigkeit lag in ihrem Blick. „Du magst deine Geheimnisse gerne behalten und musst dich nicht entscheiden mir zu antworten, aber falls du es tust, dann würde ich gerne deine wahren Beweggründe wissen.“

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BeitragVerfasst: So 25. Sep 2016, 14:14 
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Leif hörte Alida mit voller Aufmerksamkeit zu und ließ sie mit seinen grauen Augen keine Sekunde aus den Augen. Es dauerte eine ganze Weile bis er antwortete so als schien auch er jedes Wort abzuwägen. Warum war Alida sofort klar, er wollte unbedingt vermeiden sie vor den Kopf zu stoßen oder Anlass dazu geben etwas falsch zu verstehen. Beide wussten wie oft das schon geschehen war und wie viel schwieriger es ihren Umgang machte, dass der eine den anderen einfach nicht verstand. "Du hast Recht Alida, Geheimnisse sind in der Tat ein zweischneidiges Schwert ich glaube das haben wir alle mehr als einmal am eigenen Leib erfahren müssen. Manche sollten besser verborgen bleiben und andere warten nur darauf das man sich ihnen stellt. Aber manchmal sind da auch Geheimnisse die eigentlich gar keine sind. In bestimmten Fällen muss man einfach nur nachfragen, wenn man etwas wissen will. Es verhindert das man falsche Schlüsse aus den Indizien zieht.” Er lächelte sie aufmunternd an und fuhr sich mit der rechten Hand über die Augen. “Lass mich mit deiner einfachsten Frage beginnen, die warum ich Balduin, Karl und Katherina nicht aus der Stadt geschafft hatte als sie mit der Anklage konfrontiert waren. Nun um es kurz zu machen es war nicht meine Entscheidung und ist es auch nie gewesen. Ich habe ihnen deinen Vorschlag natürlich überbracht, nach Salerno oder sonst wohin zu gehen und dort einfach neu anzufangen. Aber sie wollten es nicht. Es war ihr freier Wille hier zu bleiben und weißt du auch warum? Die Vertreter der Kirche hatten offen gedroht, dass wenn die Angeklagte verschwindet die Familie van de Burse zur Verantwortung gezogen wird. Egal ob ihr etwas damit zu tun habt oder nicht, aber deine Familie hat die Kontakte und Mittel jemanden verschwinden zu lassen und Katherinas Ehemann ist nun einmal ein van de Burse. Sie hätten euch irgendwas angehängt und du weißt wie wenig zimperlich die Inquisition ist, was das alles bedeutet hätte.” Leif schwieg einen Moment und stellte sicher das Alida ihm folgen konnte, bevor er seine Geschichte weiter ausführte. “Balduin und Katherina meinten es wäre nicht richtig das sie sicher sind und andere, ihnen nahe stehende Personen für sie leiden müssten. Also haben sie nach dem nächst besseren Ausweg gesucht, so schmerzhaft er auch war. Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Oder besser gesagt tun dürfen? Mich ihrer Entscheidung widersetzen, sie auf ein Schiff verfrachten und hoffen das nun alles gut wird?” Er seufzte tief und es war klar, dass er das zweite Thema nicht angreifen würde bevor sie dieses Erste hinter sich gebracht hatten und es keine offenen Fragen oder Missverständnisse mehr gab.

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BeitragVerfasst: Mo 26. Sep 2016, 14:23 
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Alida fuhr mit den Fingern über die kunstvoll gearbeitete hölzerne Lehne des breiten Stuhles. Lucien hatte erstklassige Arbeit geleistet. Sie sah Leif an und schien zu überlegen. „Eigentlich wollte ich mir bei dir das Nachfragen nach Persönlichem abgewöhnen. Das letzte Mal, dass ich es versucht habe, endete unser Gespräch in gegenseiteigen Vorwürfen und Beleidigungen…“ Sie musterte ihn einige Augenblicke bevor sie schließlich leise auflachte. „Nun gut. Wir scheinen wohl nicht drum rum zu kommen, oder?“ Sie zwinkerte ihm zu. „Wenn es um meine Familie geht, bin ich nicht gern bereit Kompromisse einzugehen. Wenn es einem der Menschen, die mir wichtig sind, schlecht geht, dann ist das für mich schlimmer und härter zu ertragen als so vieles andere. So wie das Schicksal von Balduin, Katharina und Karl.“ Sie blickte aus dem Fenster in die sternklare Nacht und über die Dächer des prächtigen Brügges. „Ich denke, wir hätten einen Weg gefunden sie wieder als Familie zusammen zu bringen. Gemeinsam verfügten wir über genug Möglichkeiten. Und Martin… wir wussten zu dem Zeitpunkt damals ja nicht mal, dass er überhaupt noch existierte. Meine Familie wäre damit klargekommen. Wir wissen durchaus an welchen Stellen man mit Beziehungen, Geld oder zur Not mit dem Schwert seine Ziele am ehesten durchsetzen kann. Als du damals noch erklärt hast, Karl wäre brutal, ungeduldig und weder zum Heiler noch zum Handwerker geeignet und dass du ihn in eine Pflegefamilie geben wolltest, war ich einfach nur unsagbar traurig und wütend.“ Sie drehte sich wieder zu dem Salubri. „Weißt du? Zu guter Letzt ist es egal. Ich habe dir Vorwürfe gemacht und das hätte ich nicht tun sollen. Es war allein die Entscheidung von Katharina und Balduin, sowie auch Karls und weder du noch ich haben das Recht diese in Frage zu stellen oder dagegen zu handeln. Es tut mir leid, Leif.“

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BeitragVerfasst: Mo 26. Sep 2016, 16:07 
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Leif lächelte schwach und schaute zu Alida, während er sich durch das rabenschwarze Haar strich. “Mit tut es auch Leid Alida. All die gegenseitigen Vorwürfe und unnötigen Kämpfe die wir miteinander hatten über... ja über was genau eigentlich?” Er zuckte mit den Schultern, denn er wusste es wirklich nicht mehr. “Familie ist wichtig und vielleicht hätten wir wirklich eine Lösung finden können, wenn wir das Misstrauen einmal hätten beiseite legen können. Weil ohne diesen Schritt glaube ich, das wir unserer Umgebung eher schaden, als ihr zu helfen. Kollateralschaden unseres unsinnigen Krieges wenn du so willst. Vielleicht sollten wir uns das in Zukunft merken.” Leif setzte sich auf die Kante des großen Holztisches, achtete aber darauf Alida nicht den Rücken zuzudrehen. “Weißt du Alida das mit der Familie ist mir immer sehr viel schwerer gefallen als dir. Ich hatte drei Söhne und es reicht zu sagen das ich ihnen nie ein guter Vater war. Einer wollte nichts mit mir zu tun haben, ein anderer wurde ermordet um mir zu schaden und der dritte ist durch meine eigenen Hände gestorben.” Der Salubri war inzwischen ganz leise geworden. Es war offensichtlich das ihm die Erinnerung trotz der Zeit die sie zurückliegen musste noch immer schmerzte, auch wenn er sie ruhiger Stimme erzählte. “Ich erinnere mich nicht gerne an diese furchtbare Nacht. Es war eine Hochzeit gewesen und mein Sohn war bereits sehr alt. Ich hatte den Kuss erhalten und ich hätte er sein Kind oder Kindeskind als sein Vater sein können. Wir hatten uns viele Jahre nicht gesehen und er nahm mich trotzdem auf. Er hatte inzwischen selbst eine große Familie mit vielen Enkeln nicht unähnlich von deiner und er vergab mir all meine Verfehlungen und die lange Abwesenheit. Ich glaube du weißt worauf ich hinaus will. Er war ein sehr viel besser Vater als ich je träumen konnte zu sein. In jedem Falle verließ mich meine Selbstbeherrschung auf der Hochzeit und irgendwann verfiel ich dem Tier und tötete einen Großteil der anwesenden Gäste in der blinden Wut des Tieres, einschließlich meines letzten Sohns und der meisten seiner Nachkommen.”

Auch Leifs Blicke schweiften inzwischen über die vom Mondlicht erhellten Dächer von Brügge. Er schien keine Antwort von Alida auf das eben berichtete zu erwarten. “Die Geschichte hat mich immer hart bestraft wenn ich mich zu sehr um meine Familie bemüht habe, oder Entscheidungen beeinflussen seiner Mitglieder wollte. Deshalb versuche ich mich nicht in die Angelegenheiten derer die mir zu nahe stehen einzumischen, denn das endet meist in nichts als Blut und Tod. Ich glaube das war auch der Grund wieso ich so schwer mit Karl zurecht gekommen bin. Er hat sich dank Balduin und Brunhild bei weitem besser entwickelt als ich mir je hätte vorstellen können. Aber wie ich bereits sagte, ich bin im besten Falle ein miserabler Vater und habe den Jungen völlig falsch eingeschätzt.” Leif erhob sich von dem Tisch und lief unruhig im Raum auf und ab. “Wahrscheinlich ist das einer der Gründe weshalb unsere Beziehung so schwer ist, zumindest von meiner Seite. Ich fürchte und beneide zu gleichen Teilen was du mit deiner Familie hast und was ich nie haben konnte. Das verwirrt mich und macht mich irrational. Vielleicht fühle ich mich auch einfach schuldig. Schuldig darüber, dass ich es nie die Kraft hatte das gleiche zu erreichen wie du, oder nicht bereit war genug dafür zu opfern. Ich weiß es nicht.” Ebenso wie zuvor, war klar das Leif keinerlei Reaktion von der Tzimisce erwartet. Er wollte sie an seiner Gedankenwelt teilhaben lassen, ihr einen Einblick gewähren damit sie besser verstand warum er die Dinge tat wie er sie tat oder sie unterließ. “Eine Sache ist da aber noch und ich denke jetzt ist der Zeitpunkt wo du es wissen solltest. Karl…”

Er schwieg und es schien ihn einiges zu kosten bevor er die nächsten Worte aussprach. “Karl ist kein van de Burse, zumindest nicht vom Blute. Bevor du wüten wirst, niemand wollte dich oder deine Familie je hereinlegen, oder betrügen. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.” Leif schaute zu Alida um sicher zu gehen das sie ihm genau zuhörte. “Wie du weißt sind wir nach Konstantinopel gegangen und für einen Moment sind wir mit dem vierten Kreuzzug gereist. Wir dachten die Idee sei gut, weil wir so sicherer sind, aber leider passierte etwas. Einer der Kommandanten war aus Brügge und erkannte Balduin. Er dachte er wollte desertieren, als wir beschlossen wieder unseren eigenen Weg zu gehen. Dein Verwandter wurde festgenommen und sollte exekutiert werden, als abschreckendes Beispiel, aber Katherina hat das nicht zugelassen. Sie verführte einen der Befehlshaber und schaffte es so das Balduin angehört wurde und das Missverständnis sich aufklärte bevor es zu spät war. Balduin wurde freigelassen, aber Katherina war von dem General schwanger.” Leif machte eine rhetorische Pause bevor er fortfuhr. Weniger aus der Not zu Schlucken oder zu Atmen, sondern damit Alida die Informationen verdauen konnte. “Unter uns ich glaube nicht das Balduin Kinder haben kann, deshalb ist Karl auch nach seiner Geburt immer ein Einzelkind geblieben. So oder so Balduin hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er den Jungen wie seinen eigenen aufziehen würde. Es war nicht aus Schuld gegenüber seiner Frau oder aus Scham, sondern weil dein Verwandter ein zutiefst guter Mensch ist, der Karl in jeder Phase seines Lebens, einfach nur aufrichtig geliebt hat. So wie ein Vater ein Kind nur lieben kann, unabhängig vom Blut.”

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BeitragVerfasst: Di 27. Sep 2016, 07:53 
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Alida hatte Leif lange schweigend zugehört. Bei seinen Worten presste sie die Lippen aufeinander. Das, was er zu erzählen hatte, war harte Kost. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen bis sie das von ihm Gesagte soweit verarbeitet hatte, dass sie antworten konnte. „Mach dir keine Sorgen wegen Karl. Er ist und bleibt ein van de Burse. Wir definieren uns nicht allein über väterliche oder mütterliche Abstammung.“ Sie lächelte. Mehr zu sich selbst als zu ihrem Gesprächspartner. „Van de Burse sind diejenigen, die wir lieben und Familie nennen. Es gab und gibt genug Van de Burse, die keiner wollte. Und genug haben sich Kinder ersehnt, die nie geboren wurden… Karl gehört zur Familie.“
Sie blickte den Salubri direkt an. „Es tut mir leid, Leif. Ich wünschte, du hättest das alles in deiner Vergangenheit nicht erfahren müssen. Es muss schwer sein, das alles ertragen zu müssen.“ Sie suchte nach einer Regung in seinem Gesicht. „Ich kann mir vorstellen, dass du dir mitunter wünschst, es wäre damals alles anders gekommen… Dass deine Familie nach wie vor das für dich wäre, was sie nun einmal sein sollte.“ Sie schluckte. „Und dass es dich jedes Mal, wenn du die meinige siehst, nur zu gut daran erinnert wie zerbrechlich und trügerisch dieses Konstrukt ist. Du weißt am Besten von uns allen, was geschehen kann… Wie schnell man alles zerstören kann.“ Sie schwieg und überlegte. „Was ist aus deiner Familie geworden?“

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