Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Die Herrschaften des Tieres
BeitragVerfasst: So 17. Mai 2015, 10:12 
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Lucien betrat den steinigen Abgang zum Geheimversteck der Diebesgilde. Insgeheim war es natürlich das Versteck der Brügger Unterwelt, das sowohl Untote, wie auch Sterbliche mit einschloss. Ein großes, steinernes Labyrinth aus dutzenden Höhlen und Kavernen, deren genaue Beschaffenheit und Lage nur den wenigstens bekannt war. Dieser Tage, war ob des Krieges aber nicht viel Bewegung in den mittlerweile, gut ausgeleuchteten Kammern zu vernehmen. Wenn niemand Waren produzierte oder verkaufte, gab es auch nichts zu stehlen - im Gegenteil. Die Diebe hatten in den letzten Wochen kaum etwas zu tun, waren teilweise abgewandert oder verdingten sich als Tagelöhner. Es war, zum ersten Mal seit vielen Jahren, wahrhaftig totenstill unter der Stadt Brügge. Allein der Untod schickte sich an, hier Zuflucht zu suchen.
Lucien betrat den länglichen Tunnelaufgang, der zu Gerrits Gemächern führte. Wenn er nicht gerade in den Bädern saß oder die Bibliothek konsultierte, war der alte Griesgram, das wusste der Gangrel, an seinem Schreibtisch zu finden. Im Schein einer Pechfackel, öffnete er die schwere, eisenverstärkte Holztür und trat ein. Viele andere klopften, allein der Höflichkeit Willen. Lucien hatte noch nie geklopft.
Gerrit saß an seinen Schreibtisch und konnte kaum etwas mit seiner Feder zu Papier bringen so wütend war er. Das Gespräch mit Liliane war ganz anders verlaufen als er sich erhofft hatte. Wieder rieb sich Gerrit die Augen und seine Stirn. "Wie kann man nur so naiv sein?" fragte er sich selber. Es war keine Enttäuschung, die man aus seinen Worten vernahm sondern nur Zorn. Er war so sehr in Gedanken dass er Lucien erst bemerkte als er die Tür öffnete und hereintrat. Der alte Nosferatu lehnte sich zurück und begrüßte seinen Freund. "Du bist wieder zurück? Das treffen mit Alida scheint nicht gut gelaufen zu sein?"
Lucien schloss die Tür mit einer beiläufigen Bewegung und hob nichtssagend die Schultern, unterdrückte ein verächtliches Schnauben. "Lilliana war bei dir? Was wollte sie denn? Lass mich raten, sie hat dir wieder erzählt wie schlimm alles ist und wie grauenhaft und das sie jede Nacht in der Kirche um unser aller Seelenheil betet. Wenn du dir Kopfschmerzen ersparen willst und einen dezenten Würgereiz, würd ich dir empfehlen auf Durchzug zu schalten." Er trat einige Schritte näher und schob sich quietschend einen Stuhl heran; gesellte sich zu seinem alten Freund. "Ich hab Alida meine Überlegungen bezüglich Carminus und den Lehen des Schwarzen Kreuzes mitgeteilt." Sein Gesicht spiegelte sichtlich die Anstrengungen der letzten Stunden wieder. "Aber das kann noch warten, bis ich es demnächst dem Rat vorlege... das heißt, wenn es dann noch einen Rat gibt." Der Gangrel hob kurz den Kopf um einen Blick auf das erhaschen zu können was Gerrit da schrieb, konnte es aber spiegelverkehrt kaum entziffern. "Was machen wir nur mit diesem beschissenen Ratsding, Gerrit? Ohne Rat, wird sich bald jeder diese Stadt unter den Nagel reißen wollen, weil wir beim politischen Schlachthausfest nicht mitspielen. Behalten wir den Rat, so wie er ist sind wir scheinbar nicht geeint genug um zu einer Entscheidung zu gelangen." Er seufzte. "Ich kann dir nicht sagen wie sehr ich das alles schon satt habe. Das alles hier. Das Geld, die Soldaten, die Versammlungen, den Prunk, die Politik. Pah, vor allem diese beschissene Politik."
"Ich habe in den Dingen bezüglich des Rates schon mehrere Überlegungen angestellt!" Gerrit stand auf und begab sich zu einen der größeren Regale. "Und ich teile deine Meinung zur Politik, mir wird die Sache auch schon lästig!" Gerrit suchte im Regal nach etwas bestimmten. "Man hat zurzeit einfach keine Ruhe und das obwohl der Krieg schon Wochen zurückliegt.“ Nachdem Gerrit gefunden hatte was er gesucht hat kam er zurück an dem Tisch mit einer Karaffe Blut und einen Becher. Er füllte den Becher und stellte ihn vor Lucien ab. "Alle scheinen den Verstand zu verlieren und wollen nur noch weg von hier, Liliane scheint mich auch nicht zu verstehen und was ich noch viel schlimmer finde ist, dass sie andere ins Verderben stürzt mit ihrer falschen Menschlichkeit." Gerrit verschränkte seine Arme hinter dem Rücken und spazierte durch den Raum. " ALLES! was wir hier erreicht haben, wird vergehen weil wir uns nicht einigen können wie diese Stadt regiert werden sollte." Gerrit blickte zu Lucien. "Ich verstehe dich nur zu gut mein alter Freund, du willst das alles hinter lassen und ziehen so weit wie dich deine Pfoten tragen können oder deine Flügel gleiten, Ja.....sehr oft teile ich diesen Gedanken mit dir".
Über die Schulter hinweg, sah Lucien ihm träge nach, rutschte dann den Kopf in den Nacken legend, weiter die Lehne hinunter und flegelte sich regelrecht auf seine Sitzgelegenheit. Ein Bein, das in den schweren, ledernen und eisenbeschlagenen Stiefeln steckte, legte er auf die Tischkante. Kraftlos, schloss er die müden Augen. Ein heißes Bad, hätte ihm jetzt richtig gut gefallen. Nun ja, vielleicht im Anschluss. Das dumpfe Geräusch der gefüllten Karaffe, die vor ihm auf dem Tisch abgestellt wurde, ließ ihn wieder etwas munterer werden. "Danke", meinte Lucien beiläufig und griff nach dem irdenen Gefäß, spülte dessen Inhalt hinunter, als wäre es hochprozentiger Schnaps. Manchmal wünschte er sich tatsächlich dem wäre so. "Hat sie denn jemals etwas von dem verstanden, was du oder ich ihr gesagt haben? Ich fürchte sie wird erst alles was sie je geliebt hat, sterben sehen müssen bevor ihr auch nur die kleinste Erkenntnis offenbar wird." Es war eine lediglich rhetorische Frage, gewesen die sich der Nosferatu zweifelsohne selbst beantworten konnte. Lucien schenkte sich nach und sah etwas betroffen in seinen Becher. "Aber es wäre feige davonzulaufen. Genau wie Alida, die sich in den Zeiten der fetten Jahre, in ihrem Anwesen räkelt aber wenn wir am absteigenden Ast sind, den Schwanz einzieht. Leif konnte sie im Übrigen davon überzeugen zu bleiben, keine Ahnung wie er das hingekriegt hat aber es scheint als wäre da noch etwas Saft in ihren untoten Gliedern." Der Gangrel warf Gerrit ein müdes Lächeln zu. "Auf mich hört sie nicht aber auf den Verräter, den sie so hasst schon. Unser Rat ist schon spannend." Er trank einen weiteren Schluck. "Mir war das Herrschaftssystem immer herzlich egal aber jetzt brauchen wir irgendeine Lösung mit der alle leben können. Versteh mich nicht falsch, nichts könnte mich davon abhalten einfach zu gehen und sie allesamt zur Hölle fahren zu lassen aber mittlerweile seh ich Brügge als meinen Knochen. Und wenn ich erst mal zugebissen habe, lass ich ungern los. Das ist bei dir doch dasselbe oder, du alter Griesgram?"
Gerrit sah zu Lucien und seine Miene wurde entspannter. "Vielleicht nicht einen Knochen aber definitiv als meinen Bau, meinen Unterschlupf vor dem Sturm der Jahre." Gerrit streckte die Hand aus und fuhr der Mauer entlang, seine spitzen Fingernägel scharrten an der Mauer und hinterließen feinen Staub an seiner Hand, der sich durch den Fackelruß und Kerzenqualm angesammelt hatte. "Es gibt viele Möglichkeiten den Sturm abzuwehren von der Liliane sprach, jedoch befürchte ich, das sie zu sehr auf den Gedanken festgefahren ist es müsste Ein einzelner Kainit sein der über uns bestimmt." Gerrit nahm die Hand von der Mauer und ging zu einer Kerze am Tisch. "Man kann uns nicht kontrollieren mit nur einen einzigen, der über uns die Entscheidungen fällt, wir würden eines Tages nicht einverstanden sein mit dem was man uns vorliegt und wir würden rebellieren." Gerrit hielt die Hand jetzt über die Kerze und ließ den Staub zwischen den Fingern rieseln. "Am Ende bleibt nur Staub ...und Asche...."
Der Gangrel betrachtete den Alten eine Weile aufmerksam. Das raue Schaben, das die krummen, verbogenen Fingernägel auf der Wand verursachten, brannte in seinen Ohren und er verzog knurrend das Gesicht. "Kobalt und der Rest deiner Brut sind sicher, du weißt, dass du da auf mich zählen kannst. Im Notfall schaffen wir alle vorher raus, sollte uns der verdammte Laden einmal um die Ohren fliegen. Was dann oben passiert... nicht unser Problem." Mit einer leicht angewiderten Miene, stellte er den Becher lautstark auf dem Tisch ab, teilweise weil er sich verweichlicht vorkam aus Karaffen Blut zu schlürfen und dann wiederum, aufgrund der Nachrichten bezüglich Lilliana. "Staub und Asche ist immer das, was nach einer langen Nacht übrig bleibt, wichtig ist nur, dass es nicht die eigene Asche ist, die der Wind verweht." Er lehnte sich leicht nach vorne und fixierte den Kerzenschein. "Leif ist nach wie vor für den Rat, in welcher Form genau weiß er allerdings wohl auch nicht. Ich bin nicht ganz überzeugt von der Geschichte und Alida hat im Grunde auch keine Vorstellung was wir machen sollen." Der Hauptmann sah zu Gerrit auf, in dieses undefinierbare Etwas von einem Gesicht, das er sich mit den Jahrzehnten schon so gut eingeprägt hatte. "Liliana will das Prinzenamt wieder einführen? Fantastisch. Und wer soll uns alle regieren? Am Ende noch sie? Jeder weiß, dass das unseren Untergang bedeuten würde. Sie ist schwach und naiv. Wenn wir nicht wären, wäre sie schon längst ein weiteres Mal gestorben."

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: So 17. Mai 2015, 10:12 


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 Betreff des Beitrags: Re: Die Herrschaften des Tieres
BeitragVerfasst: Mi 10. Aug 2016, 20:43 
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Es begab sich in der darauffolgenden Nacht als der Rat von Brügge, dem mittlerweile auch der Salubri Leif Thorson wieder angehörte, über das Schicksal und den weiteren Verbleib von Theresa der abtrünnigen Tremere entschieden hatte. Ein intensiver Wolkenguss hatte die nicht gepflasterten Straßen und Gassen der Stadt, als auch die Gehöfte und Felder in matschiges Erdreich verwandelt. Noch immer durchzuckten Blitze und dröhnender Donner den verhangenen Nachthimmel und jeder der ein Heim sein eigen nennen konnte, suchte rasch Zuflucht unter einem wärmenden Dach und dem prasselnden Feuer eines Kamins. Selbst unter der Stadt, in den Kavernen und Katakomben in denen Gerrit der Nosferatu seine Zuflucht und sein Lager aufgeschlagen hatte, waren in diesem Moment ein angenehmerer Ort als die weite Wildnis Flanderns. Die Sturzbäche aus Regenwasser ergossen sich in die ausgehobenen Rinnen unterhalb der Stadt und schwemmten den stinkenden Unrat, tote Ratten und sonstige Störenfriede hinfort. Stets war es eine große Verbesserung, wenn Wasser die Kanalisation nach längeren Trockenperioden wieder freiräumte; allein schon wegen dem dezent feuchten Gestank, der Schimmel nicht lange auf sich warten ließ. Die Umbauten, die der Nosferatu in seine unterirdische Zentrale investiert hatte, machten sich dennoch bezahlt. Marmor und Felsen, teilweise trockengelegte Gänge und Röhrensysteme; die Existenz fernab aller Augen war bei weitem angenehmer als sich es jemals einer der Oberflächenbewohner hätte ausmalen können. Dennoch war es eine Kanalisation und keine Wohnstube; Arbeit gab es immer. Und zwar nicht nur für den grummelnden Baumeister Josef oder dem immer dienstbeflissenen Kobalt, sondern auch für die missgestaltete, graue Eminenz dieses Reiches – Gerrit selbst. Er war gerade dabei das letzte Schreiben aus Italien zu öffnen; vermutete darin Kunde von den Baumeistern die wichtige Neuigkeiten betreffend des Baus der Kathedrale zu berichten wussten, als die Tür aufschwang und die altbekannte Gestalt von Lucien im Rahmen erschien. Seine Haare waren klatschnass und auch sein dunkler Mantel war aufgequollen vor Wasser. Überall wohin ihn seine Füße trugen, tropfte und platschte es aber er hatte sich zumindest die Füße abgetreten.

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In seinen Augen lag ein gewisser Argwohn, als er nacheinander die Handschuhe auszog und auf einen naheliegenden Tisch klatschte, um sich die Hände am nahen Feuer zu wärmen. Der Mantel wurde schwungvoll auf eine Stuhllehne geworfen. „Hauptmann der Nachtwache pah… Keiner von denen muss sich bei dem Wetter im Dreck suhlen und als Dank bekomme ich nur Papierarbeit.“ Er strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht. „Und als ob mir das nicht schon ohnehin die Laune verderben würde, musstest du auch noch für unseren liebreizenden Neuzugang stimmen. Verrat mir doch mal was du dir dabei gedacht hast oh weiser, erhabener Ratgeber im Schatten.“

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Gerrit blickte von dem Schreiben in seiner Hand auf und musterte seinen Besucher. Das Licht vom nahen Feuer erhellte sein Gesicht und ließ die Falten und Unebenheiten in seinen Gesicht wie Täler aussehen. Er ließ sich von der zynischen Bemerkung Lucien nichts anmerken und antwortete trocken.“ Im Nebenraum ist ein Tuch zum Abtrocknen, wir wollen ja nicht das du dir eine Erkältung holst.“ Er entnahm aus dem Umschlag das Schreiben des Baumeisters Pierre de lenoir'e und las dessen Zeilen mit äußerster Sorgfalt. Auf seiner Stirn formten sich ein paar Falten mehr.“ Ich habe in dieser Sache entschieden wie ich es für richtig gehalten habe, ob zum Guten oder zum schlechten wird sich noch zeigen.“ Er holte sich Tintenfass und Federkiel aus seiner Schublade und begann damit ein Schreiben aufzusetzen sobald er mit dem lesen Fertig war. Dabei fuhr er mit seinen langen Fingern über die Tischdekorationen im Holz die mit mühevoller Handarbeit eingearbeitet waren. Mehrere Legenden und Sagen griechischer Literatur waren in Form von Figuren und Orte dargestellt, ihm überkam kurz ein Nostalgisches Gefühl an frühere Erinnerungen. Auch wenn dieses Werk nur ein Bruchteil der Zeit von Gerrit gesehen hatte, fühlte er sich besonders wohl, wenn er an diesen Tisch arbeiten durfte. Diesen Tisch bekam er von Lucien einst aus Langeweile doch war er längst alltäglich in Verwendung.“ Setz dich doch Lucien und ich werde es dir erklären warum ich für die Tremere gestimmt habe.“

Der Gangrel verzog die Mundwinkel zu seinem altbekannten, schiefen Lächeln und nickte scheinbar zufrieden. „Wie aufmerksam von dir…“ Das alte ‚Furchengesicht‘, war von jeher schon ein besonnener, ruhiger und nachdenklicher Charakter gewesen, der sich von nichts so schnell aus der Ruhe bringen ließ. Oh, zweifelsfrei gab es auch immer wieder Momente in denen selbst Gerrit der Alte, Hüter zahlreicher mysteriöser und magischer Schätze sich im Zorne, der Leidenschaft oder ganz allgemein seinen Emotionen verlor, doch diese Augenblicke waren selten und meist nur von kurzer Dauer. Der Hauptmann bewunderte ihn dafür; hatte ihn immer dafür bewundert. Vielleicht war es sogar genau jener Charakterzug, den er ganz besonders an seinem alten Weggefährten schätzte und wie jeder wohl unzweifelhaft bestätigen konnte, war kaum ein anderer so gut darin den Gangrel wieder zur Räson zu bringen, wenn dieser wieder einmal über das Ziel hinausschoss oder zu energisch auftrat. Da hatte von jeher nicht nur eine gegenseitige Sympathie bestanden, die auf gleichen moralischen und existenziellen Werten und Vorstellungen beruhte, sondern auch ein fast unausgesprochenes Einvernehmen – bis heute. Er zog sich die nassen Stiefel aus und stellte sich ans prasselnde Feuer, während er mit nackten Füßen, die nach wie vor annähernd die Form von wolfsähnlichen Pfoten angenommen hatten, durch den Raum wanderte und sich ein Tuch aus einem der Regal nahm. Noch während er sich die Haare trocknete und das Hemd aufknöpfte, stapfte er an den Tisch und nahm vor dem Nosferatu Platz. Der entblößte Oberkörper war dunkel behaart und jetzt da er die langen, nassen Haare zur Seite kämmte, wurden die spitz zulaufenden Ohren sichtbar; Makel des Tieres oder Auszeichnungen. Ein jeder sah das anders. „Ich kann mir deine Gründe schon vorstellen. Keine Sorge, ich bin überzeugt davon das du solche Entscheidungen nicht übers Knie brichst, sondern sorgfältig prüfst; das tust du immer. Aber du bist kein abgedriftetes Dummerchen, das sich um das eigene, dahinschwindende Selbstbild zu erhalten, einfach eine naive, unüberlegte Weltsicht auf Gedeih und Verderben durchdekliniert und das schon seit Jahrhunderten.“ Lucien seufzte und sah ihn lange fast schon bedauernd an. „Was hat dich also dazu bewogen? Du, der du doch alles dreimal umdrehst und zu allem und jedem misstrauisch bist.“

Gerrit sah Lucien an und blickte tief in die Augen seines alten Freundes.“Vielleicht war es eine überstürzte Handlung geboren aus Mitleid? Vielleicht hat der Alte zuviel Zeit in der Kanalisation verbracht?“.Gerrit lächelte nur leicht. “Weiß Gerrit denn nicht welche Gefahr er in Brügge gelassen hat?. Er lehnte sich zurück und starte Lucien an während er sich einen Becher mit Blut aus einer nahen Karaffe Einschenkte.“ Ich bin mir sicher das du und Alida euch das die ganze Zeit gefragt habt während der Sitzung. Ihr habt an meinen Verstand angezweifelt und wolltet nicht wahrhaben welche Worte ihr aus meinen Mund vernommen habt.“ Er genehmigte sich einen Schluck und wischte sich mit einen Tuch den Mund ab bevor er es ritualartig faltete und neben sich ablegte.

“Aber dem ist nicht so. Erstens hat mir diese Tremere in der anderen Welt blind vertraut und mir jenen Dolch überlassen der zur Zerstörung der Sphäre geführt hätte, folglich überließ sie mir die Wahl über das Schicksal der anderen Welt. Was mich beeindruckt hat, eine törichte Entscheidung aber beeindruckend. Zweitens bin ich in der Überzeugung dass wenn wir uns in Sachen Okkultes wie Thaumathurgie oder Magie uns nicht weiterbilden, wir nie einen wirklichen Schutz gegen solche haben werden und wir würden einen Verbündeten im Kampf gegen jene Kräfte verlieren. Ich hänge nicht an der Philosophie von Leif der gezielt die Hierarchische Struktur unseres Rates infrage stellt, Oh Nein für mich ist es eine frage der Ressource die wir verlieren. Wobei ich ihr Rebellisches Verhalten durchaus Lobenswert finde. Drittens denke ich nicht das sie für uns eine Gefahr darstellt in der Stadt da selbst wenn der Clan der Ursupatoren sie als Mittel gegen sie einsetzt wir genau wissen wo wir suchen müssen. Wir haben so viele Verräter, Spione und Ratten in unsere Stadt da kümmert es mich wenig wenn die Tremere sie für ihre Zwecke einspannen sollten da wir sie leicht entledigen können wenn es soweit ist. Sollte sie aber hingegen sie Sein wofür ich sie halte werden wir eine mächtige Verbündete in unseren Reihen haben. Denn genau diese Art der Verfolgten eint uns hier in Brügge, solange es einen Feind gibt da draußen den die Kainiten von Brügge bekämpfen können. Richten sie ihre Augen nicht auf sich selber sodass Mißtrauen, Argwohn, Neid ihr handeln bestimmen.“ Gerrit atmete tief ein und entspannte sich wieder.“ Das ist meine Antwort auf deine Frage“.

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Lucien nickte und lächelte schmal, das Tuch dabei über die Schultern hängend. Sorgfältig und nachdenklich beobachtete er wie Gerrit sich einschenkte, trank und das kleine Tüchlein benutzte um sich die Lippen abzutupfen. Grinsend schüttelte er den Kopf. „Merkst du eigentlich was hier passiert Gerrit? Du trinkst Blut aus edlen Krügen und Karaffen und wischt dir den Mund mit entzückenden Spitzentüchlein ab, während deine Backen schon Abdrücke im Stuhl hinterlassen.“ Er legte die Ellenbogen auf dem Tisch vor sich ab und beugte sich näher an den Nosferatu heran. „Ich verstehe deine Entscheidung. Das tue ich wirklich und wäre ich mittlerweile nicht schon so paranoid, dann könnte ich damit wohl gut leben. Was die Tremere dir gegeben hat beweist überhaupt gar nichts. Weder das sagenumwobene Weltenmesser, das uns nach Hause brachte, noch sonst irgendetwas. Genau wie wir wollte sie einfach nur wieder in ihre Welt und in Anbetracht ihrer Lage, war das Instrument einfach besser in deinen ‚ich-breche-Männern-mit-einem-Finger-den-Hals‘ Händen verwahrt als in ihren. Du vergisst das sie am Ende dieser spannenden Geschichte halb an ihrem Blut erstickend im Dreck lag unsere Hübsche. Aber selbst wenn es so wäre: Was hilft uns das hier? Nehmen wir an sie hat dir so viel Vertrauen geschenkt und dir das Messer überlassen, so ändert es nichts an der Lage in der wir uns befinden.“ Lucien schlug mit einer Faust auf den Tisch und knurrte knapp.

„Verdammt Gerrit, ich verstehe das du dich gegen die Tremere schützen willst. Das ist ein guter Gedanke und eine wichtige Sache aber der Preis den wir dafür zahlen ist zu hoch. Ich könnte hier tausende Dinge anführen die mich stören und du könntest sie immer wieder revidieren und ein Gegenargument bringen. Ja, meinetwegen hat der dumme Jan van Trottel einen Brief an unseren durchlauchten Ventrue Römer geschrieben und der wurde abgefangen. Von mir aus musste sie deshalb am Pariser Hof aufmarschieren und bei Gott, Jesus und dem Teufel vielleicht hat sie diesen großen Goratrix tatsächlich getroffen und einen Handel geschlossen.“ Seine Augen funkelten wild.

„Dann hast du aber eines noch nicht bedacht, großer Meister des Intellektuellen. Mag sein das Goratrix sie deckt und offiziell im Clan weiterführt während er dafür ein paar magische Unterlagen bekommt. Aber irgendwann Gerrit, irgendwann wird jemand kommen der diesem Herrn ebenbürtig ist. Irgendwann wird jemand kommen, dessen Stimme mindestens genauso viel Gewicht hat und dieser jemand wird sich fragen warum, wenn eine Tremere in der Stadt ist, noch keine köstlichen Geheimnisse und Informationen weitergegeben wurden? Dieser jemand wird nachfragen und dann werden irgendwelche Leute, irgendetwas erfinden das schlecht gelogen ist, leicht nachprüfbar sein wird oder schlichtweg falsch ist. Wie auch immer es passieren wird, schlussendlich wird irgendjemand nachfragen und dann fliegt die ganze Sache auf. Dann werden ein paar Köpfe rollen, inklusive der unserer lieben Tremere aber weißt du wohin der eigentliche Hass schießen wird? Auf uns mein Freund! Sie wollten ewiglich eine der ihren in unserer Stadt aber die sollte möglichst linientreu sein. Und wir haben noch so großmütig verlautbart, bald Tremere bei uns aufzunehmen, was ja auch der Wahrheit entspricht. Nur wird es dann so aussehen, als hätten wir die Dame verdreht und uns zu Willen gemacht; man wird uns das wieder als Angriff auslegen. Ganz zu schweigen davon, dass genau die Geheimnisse die du haben willst, von den Hexern geschützt werden wollen. Wenn rauskommt das sie falschspielt, nehmen die an wir hätten was von ihnen gestohlen. Jetzt kann ich mich ja irren aber soweit die Gerüchte gehen, hüten die Bluthuren ihre Magie ja wie ihren Augapfel, weil es genau das Machtinstrument ist, mit dem sie sich hier überall einschmeicheln und unverzichtbar machen. Was ich sage ist Gerrit, das die Sache sicher eine wunderbare Zeit lang gut gehen wird und wir ganz sicher davon profitieren werden; ohne Frage. Aber selbst wenn das hier alles so stimmen sollte, wir nicht verarscht und verraten und verkauft werden, selbst dann spielen wir nur auf Zeit. Schlussendlich kostet uns das ganze mehr, als es uns bringt.“

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Gerrit lachte bei den Anblick von Wildheit in Luciens Augen. Er schwang sich aus seinen Sessel und blickte mit gleichen feurigen Augen wie sein Gegenüber zurück.“JA zeig mir dieses Feuer in dir was ich vermisst habe!! Du hast Recht mein Figuren schnitzender Geselle das wir uns zu sehr verweichlichen lassen. Aber sage mir eines bei allen was du gedenkst hier vorzubringen, was bedeutet dir diese Stadt?....“Gerrits ganze Gestalt war vollends aufgerichtet und berührte fast die Decke.“Die Tremere hassen uns so oder so und du hast Recht was das Risiko angeht für uns. Und du wirst Recht haben mit dem was du sagst wie es enden wird. Aber ist es nicht besser den Pfad des Schicksals zu kennen bevor man ihn Blind beschreitet? Er Umkreiste Langsam den Tisch und kam Lucien näher. Ist dir ein Feind nicht lieber den kennst und bekämpfen kannst als langsam darauf zu warten das jemand kommt um dir mit einen anderen Trick das Leben schwer macht. Wir können uns mit Worten bewerfen soviel wir wollen Lucien, die Wahrheit ist das niemand von uns die nächsten Nächte vorhersehen kann. Keiner kann das, wenn dem so wäre gebe es heute keine Tremere. Aber was wir hier tun ist zwanghafte Kontrolle über etwas was wir nicht greifen können weder du noch ich. Und selbst wenn Wolf..... Was Bedeutet Dir Diese Stadt? Würdest du für sie sterben wollen wie Alida? Oder Willst du selbst bestimmen können für wen du kämpfst und stirbst?
Seit wann hast du solche Ängste vor Verlusten? Was würde denn passieren, wenn die Stadt untergehen würde? Du hättest die Stärke weiterzuleben egal wo. Aber der Rest würde ewig zerfressen von diesem Verlust der Stadt leben, Alida würde sich wahrscheinlich sogar das Unleben nehmen sollte es je Passieren. Aber du nicht... Nein... du würdest ihnen trotzen deinen Feinden würdest dich auf Schlachtfeldern mit ihnen messen wo ihnen Macht und Verständnis fehlt. Dafür respektiere ich dich zutiefst Lucien aus den tiefsten Tiefen meines kalten Herzens aber ich bin nicht wie du...Ich fürchtete um dein Feuer in dir aber es ist da und das ist gut so...“
Gerrit schritt auf das Feuer zu und starrte in die Flammen. Es wurde ruhig im Raum.“Ich bin alt Lucien... man sieht es mir nicht an aber im inneren hat mich dieses Leben in der Stadt altern lassen, nur starke Emotionen und Gefühle bewegen noch meine Seele, sollte ich noch eine haben. Ich will ganz offen sein ich fürchte mich in Paranoia und Verlustängsten zu verlieren die fehl am Platz sind.

Deswegen beneide ich dich Mein alter Freund. Ich weiß nicht ob es der richtige Weg ist Lucien aber sollte ich mich irren werde ich die Verantwortung tragen dafür auch wenn ich vom Rest des Rates verbannt werden sollte.“ Gerrit murmelte noch etwas Unverständliches und blieb am Feuer stehen.

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Der Hauptmann blieb sitzen, beobachtete langsam wie sich das Ungetüm von einem Mann aus seinem schweren Sessel erhob. Da war keine Furcht, denn wie sollte er Gerrit auch fürchten? Sie hatten sich beinahe im Wald zerrissen und er wusste genau, wie sich ein Schlag dieser Fäuste anfühlte. Als würde eine Festungsmauer auf ein Katapult gelegt und dann abgefeuert werden. Sie kannten einander, schätzten einander und verspotteten einander und das ganz besonders dann, wenn es um ihre eigene Trägheit und Selbstgerechtigkeit ging. Sollte der Alte zuschlagen, wusste er ja was ihn erwartete. Doch über diesen Punkt waren beide offensichtlich schon hinaus. Lucien seufzte und drehte sich im Stuhl in Gerrits Richtung, der in der Nähe des Feuers Aufstellung bezogen hatte und in die Flammen starrte. Er stützte sinnierend einen Arm auf der Lehne ab. „Du solltest mich nicht beneiden Gerrit, denn ich habe genau jenes Gift geschluckt das uns allen dereinst vorbestimmt ist: Misstrauen und Paranoia, Argwohn und Angst vor Verlust. Selbst wenn all diese Gespenster objektiv gesehen nicht existieren. Wir nähern uns langsam einen Punkt, an dem wir unweigerlich scheitern werden, denn ich bin bald mit meiner Kunst am Ende.“ Er stand auf ging zum Feuer, tätschelte dem Nosferatu die Schulter. „Ich kann Schlachten gegen den Osten schlagen, ein Komplott aufdecken und den intriganten Spion finden; ja selbst den falschen Fürsten kann ich wieder geradebiegen. Doch jetzt sind wir auf einer Ebene unserer Macht und unseres Einflusses angekommen, die ich nicht mehr beeinflussen oder verstehen kann. Unsere Politik ist mittlerweile weit mehr als nur ein paar Dörfer und Städte, ein paar Räte und Untergeben. Wir tanzen augenblicklich auf einem Parkett, das spiegelglatt ist und diese hohe Politik… da kann ich nicht mehr mithalten oder entscheiden. Ich war nie ein Landespatron oder Adeliger, habe nie die Feinheiten der aristokratischen Intrige und der Verleumdung gelernt. Jetzt kriecht in alles aber auch wirklich alles was wir tun die Politik, die allnächtliche, langweilig und brandgefährliche Politik. Gib mir was zu töten Gerrit oder jemanden den ich aufknüpfen kann. Gib mir ein Pferd oder einen Wald oder eine schlammige Höhle denn dieses Spiel, das nur noch komplexer, undurchsichtiger und gefährlicher wird, kann ich nicht spielen. Dafür bin ich nicht der Richtige. Ab hier ist der Wolf nur mehr ein Wolf und wird kein Löwe werden.“ Mit einer Hand, griff er ein Holzscheit und warf es in die Flammen.

„Und was die Stadt angeht…“ Der Gangrel pausierte kurz. „Ich werde nie so wie Alida sein, weil ich diese Stadt als Ressource sehe, nicht als etwas an dem mein Herz so völlig hängt. Natürlich würde es mich bei all der Energie und dem Aufwand den wir bisher betrieben haben schmerzen die Stadt zu verlieren aber gewiss würde ich auch ohne sie überleben… vielleicht endgültig geläutert von dieser Zivilisation. Und möglicherweise dauert es auch gar nicht mehr lange, bis es soweit ist alter Tunichtgut. Doch wie du schon sagtest, werden wir das nur dann wissen, wenn es soweit ist. Du und ich, wir beide… alles was wir tun, tun wir nicht für die Stadt, denn die Stadt ist nur ein Mittel zum Zweck. Sie bietet Jagdgründe, Sicherheit und Annehmlichkeit, Holzschnitzereien und gefüllte Karaffen. Wir tun es für uns, einzig und allein für uns. Ich nicht für dich und du nicht für mich, das ist die bittere Wahrheit, die eine Lilliana beispielsweise nie akzeptieren wird können. Wenn schlussendlich alles zum Teufel geht, zählt nur noch was du kannst, nicht was die Stadt kann.“ Der Hauptmann griff nach seinen zumindest teilweise getrockneten Stiefeln und zog sie sich langsam wieder an. „Trotzdem habe ich mich wie ein Narr in diesen Knochen von Stadt verbissen und genau wie der dienstbare Hund an der Kette, belle ich ganz besonders laut wenn jemand zu nahe an mein Heim herantritt… armselig und doch nachvollziehbar wie ich finde. Ein Hund ist auch ein Tier, die Kette habe ich mir selbst angelegt und bald schon wird sie wohl wieder bersten. Spätestens wenn die Hütte fällt. Und genau wie ich, wirst auch du entscheiden wann deine Kette bricht, das kann dir kein Rat vorschreiben.“ Er nahm den Mantel in die Hand und legte das nasse Tuch an dessen Stelle.

„Wenn ich recht haben sollte und ich hoffe natürlich nicht, dass es so kommen wird… Hast du Lust für ein paar Jahrzehnte nach Schottland mitzukommen? Es hört sich nach einem netten Fleckchen Erde an?“

„Mhhhmm...Schottland?....ein schönes Fleckchen Fürwahr.“ Gerrit blickte in die Richtung Luciens. „Wir beide kennen uns jetzt schon einige Jahrzehnte vielleicht sogar ein ganzes Jahrhundert schon.Und wir sind beide noch am Leben....“. Ein grinsen breitete sich auf Gerrits Gesicht aus...“Das ist doch schon mal was würde ich sagen...“ Selbst wenn die Stadt zum Teufel geht können wir doch noch Lachen egal wo... Ich bin froh dass du dir selber Treu geblieben bist Freund, wenn das alles vorbei ist kannst du mir gründlich die Leviten lesen für meine Sturheit aber bis es soweit ist genieße doch mit mir den heutigen Sternenhimmel bei einen nächtlichen Streifzug durch den Wald.“ Gerrit warf sich seinen Mantel über und machte eine einladende Geste Richtung Ausgang.“ Dazu fällt mir etwas passendes dazu ein..... Wenn zwei Knaben jeder einen Apfel haben und sie diese Äpfel tauschen, hat am Ende auch nur jeder einen. Wenn aber zwei Menschen je einen Gedanken haben und diese tauschen, hat am Ende jeder zwei neue Gedanken......“

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