Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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BeitragVerfasst: Do 7. Apr 2016, 20:47 
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Der Winter hielt Brügge nach wie vor in seinem Griff doch langsam begann die länger scheinende Sonne den Schnee zu schmelzen und ein Hauch von Grün, der mit den ersten Schneeglöckchen an den Wegrändern aufleuchtete, verkündete, dass auch dieser Winter nicht ewig währen mochte- so wie jeder einzelne vor ihm.
Leif saß in der Küche der Schmiede und zeichnete eine Abbildung aus einem Lehrbuch über Astronomie, die er später mit einer anderen, die er in einem Folianten entdeckt hatte, vergleichen und korrigieren wollte. Brunhild hatte ihn gebeten, ein Auge auf den Eintopf zu haben, der in einem gusseisernen Topf über dem Herdfeuer vor sich hinköchelte während sie in der Schmiede beschäftigt war und die letzten Handgriffe tätigte um ihr Tagwerk zu beenden.
Leif war so vertieft in das faszinierende Werk, dass ihn erst der Geruch nach Angebranntem nach oben schauen ließ. Mit einem Satz war er beim Topf und rührte um.
Brunhild hatte bevor sie nach draußen gegangen war das Fenster offen gelassen um einen Teil der Küchengerüche nach draußen zu lassen und erst in diesem Moment hörte er die Stimmen, die vor dem Fenster sprachen.
Der tiefe Bass mit dem breiten walisischen Akzent kam ihm vage bekannt vor. Die andere Stimme gehörte Brunhild. Die beiden Gesprächspartner unterhielten sich über verschiedene Stahlarten und die sinnvollsten Arten des Schmelzens. Als Leif einen kurzen Blick nach draußen warf, fiel sein Blick auf John de Braose, der, zwei Hufeisen in der Hand neben seinem braunen Pferd stand und das eine mit dem anderen verglich

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Leif hatte in letzter Zeit versucht seine Freizeit effektiv zu nutzen und sich mit mehr als nur der Medizin auseinander gesetzt. Gerrit hatte einen beachtlichen Schatz an Werken von griechischen Philosophen, maurischen Gelehrten und sogar dem ein oder anderen römischen Staatsmann zusammengetragen. Es wäre eine Schande wenn die Schriften ungelesen im Untergrund verschwinden würden. Die Texte waren zwar nicht alle interessant, oder gar richtig, aber spannend war es trotzdem immer wieder nachzuvollziehen wie die Autoren in den verschiedenen Zeitperioden die Welt und ihre Wunder wahrnahmen. Schließlich roch er den brennenden Eintopf und versuchte sein bestes den Inhalt einigermaßen zu retten auch wenn dieses Unterfangen wohl vergeblich war. Der Salubri rümpfte die Nase über dem Topf, der nicht mehr nur nach Fleisch und Gemüse sondern irgendwie auch etwas nach Kohle roch. Leif schaute nach draußen und sah den Engländer den er damals auf den britischen Inseln kennengelernt hatte und zog kurz die Augenbrauen zusammen. Er wusste nicht, dass er noch hier war, aber dachte er hätte sich schon lange wieder nach England oder zumindest Paris aufgemacht um bei der politischen Gestaltung seiner Heimat mit zu helfen. Sei es drum, das ganze ging ihn nichts an. Schließlich wischte er sich die Hände an einem kleinen, grob gewebten Handtuch ab und setzte sich wieder an sein Pergament. Brunhild brauchte keine Hilfe mit ihren Kunden und Leif hoffte die Schriftrolle noch fertig lesen zu können, bevor Brunhild mit ihrer abendlichen Arbeit fertig war.
Es dauerte nur wenige Augenblicke bis es zwei Mal an die Tür klopfte. Vorsichtig, aber gut hörbar.
Er konnte die Augen kaum vom letzten Absatz lösen, ging dann aber zur Tür. Wer auch immer es war es musste ein Besucher sein, denn Brunhild würde nicht klopfen. Leif öffnete schließlich die Tür, der Riegel war nicht einmal vor das Schloss geschoben.
Ein Gesicht kantiges Gesicht mit kurzgeschorenen Haaren erschien in der halbgeöffneten Tür und spähte wachsam ins Innere. Leif hatte den Mann schon ein paar Mal gesehen. Rupold war ein Mann der Nachtwache und soweit Leif wusste, einer von Luciens zuverlässigsten und loyalsten Gefolgsleuten. Doch irgendeine Kleinigkeit wirkte fehl am Platz.

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Er trat ganz ein und nickte dem Salubri freundlich zu. „Ich hab gehofft, dass du schon wach bist.“ Sein Blick wanderte zu den Skripten und er verzog angestrengt den Mund. „Anscheinend stör ich wohl gerade.“ Der Mann wirkte ein wenig so als wenn ihm das insgeheim ganz recht wäre und er am liebsten wieder auf dem Absatz kehrt gemacht hätte und gegangen wäre.
Leif konzentrierte sich auf den Mann und innerhalb weniger Herzschläge fiel die Verdunkelung, die er um sich aufgebaut hatte sofort. Es war Will Adele. Der Salubri schloss geschwind die Tür. "Will schön dich zu sehen, ich hatte dich fast nicht in deinem neuen Aufzug erkannt. Komm rein, komm rein du störst auf keinen Fall." Leif schloss ebenso wie zuvor die Tür nun das Küchenfenster welches den leicht angebrannten Geruch nach draußen trug. Vorsicht war nie verkehrt, insbesondere bei dem Geheimnis was beide teilten. “Also setz dich. Ich fürchte nicht, dass ich dir viel anbieten kann, aber was führt dich hierher?”
Will spähte zu dem Kessel über dem Herdfeuer. Er grinste breit „Ein Glück, dass das Essen heute an die Sterblichen geht. Hat Brunhild dich zum Kochen verdonnert? John hat das vor Urzeiten bei mir auch mal versucht, aber es ist seiner Gesundheit zuträglicher wenn er sich selbst darum kümmert. Mir schmeckt halt leider nie was, ganz egal, was auf dem Speiseplan steht und zum Abschmecken eigne ich mich absolut nicht.“ Das Lachen verschwand ungewöhnlich rasch aus seinem Gesicht und er nahm Platz. „Wie geht’s dir Leif?“

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Leif zuckte mit den Schultern als er zu dem noch dampfenden Topf schaute und lächelte. "Weißt du eigentlich habe ich nichts gegen das Kochen oder ein wenig Hausarbeit im Allgemeinen. Es hilft mir abzuschalten bei all dem Wahnsinn, der uns so häufig heimsucht. Es tut mir gut. Aber heute war ich abgelenkt." Er deutete auf die Pergamente, die auf dem Tisch verstreut lagen. "Das sind einige interessante Schriften die Gerrit zusammen getragen hat. Es ist faszinierend verschiedene Autoren von verschiedenen Hintergründen über das gleiche Thema schreiben zu sehen. Insbesondere die Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede die man feststellen kann, verraten einem so viel mehr als jeder der Texte für sich jemals könnte." Leif warf Will ein entschuldigendes Lächeln zu. Wahrscheinlich verwirrte er seinen Clansbruder gerade. "Aber genug davon. Mir geht es ansonsten gut. Danke der Nachfrage und selbst? Konntest du alles mit Lilliana klären?"
Will ließ seinen Blick über die Pergamente gleiten und verharrte an einem mit einer Zeichnung der Vorstellung eines Mauren über die Konstellation von Planeten, Sonne und Gestirnen. Leif wusste, Will konnte nicht gut genug lesen um in kurzer Zeit den Wert eines Dokument auszumachen. Bebilderte Dokumente jedoch vermittelten ihr Wissen oft in kürzerer Zeit.
Dann fixierte Will zunächst Leif, dann fast nervös seine ineinander gefalteten Finger. „Ich habe mich mit ihr getroffen und sie war froh mich noch lebendig, frisch und munter… oder so ähnlich… anzutreffen.“ Er sah wieder zu dem Salubri. „Du hast mir in Gent deine Hilfe zukommen lassen und ich weiß nicht, wie ich dir das je zurückzahlen kann. Du hast dich selbst in Gefahr gebracht, für mich gelogen und dein Leben riskiert. Uneigennützig… nur um mir zur Seite zu stehen in einer misslichen Lage in die ich mich selbst mit meiner Dummheit gebracht habe…“
Leif zog die Augenbrauen zusammen, er hatte keine Ahnung worauf Will hinauswollte. "Was ist los, Will? Du weißt du bist kein Cicero wenn es darum geht Reden zu halten. Sag was du zu sagen hast oder schweige, aber hör auf mir Honig um den Mund zu schmieren." Leif lachte herzhaft.
Will fiel sofort in das Lachen ein. „Es ehrt dich zwar, wenn du das so siehst, aber es ist dennoch die Wahrheit. Nenn mir mal einen Freund, der bereit wäre für jemanden soweit zu gehen! Wie viele der Brügger Kainiten hier würden das gleiche für dich tun? Nur für dich ohne Hintergedanken, was du ihnen in den kommenden Jahren wohl nützen kannst? Und wer ist Cicero?“
"Marcus Tullius Cicero war ein...Ach egal. Du wolltest etwas sagen, Will." Er wurde ein wenig ernster irgendwas gefiel ihm nicht an dem was sich hier gerade zusammen braute. “Worauf willst du hinaus Will?”
Will presste die Lippen aufeinander und ließ langsam die Luft hindurch weichen. Wieder wanderte sein Blick als wolle er sich an etwas festhalten über die Pergamente. „Worauf ich hinaus will? Darauf, dass du ein wahrer Freund bist und ich keine Ahnung hab, wann ich dir diese Schuld werde zurück zahlen können.“ Er seufzte schwer. „Ich bin nun seit zwei Monaten hier in Brügge. Wir sollten uns darüber unterhalten, wie es am besten weiter gehen soll…“
Leif verschränkte die Arme vor der Brust. "Was meinst du? Wir hatten doch einen Plan. Hast du dich schon mit Alida in Verbindung gesetzt?"
Will seufzte. „Ich habe mich mit Alida in Verbindung gesetzt. Alida möchte sich nicht in diese Angelegenheit mischen. Außerdem hat sie mir mitgeteilt, dass sie das Anwenden der Kräfte ihres Clans über alle Maßen verabscheut. Und dann ist sie schon seit vielen Wochen nicht mehr in Brügge gesehen worden. Angeblich ist sie verreist. Was weiß ich…“ Er massierte nervös seine Finger.
Leif lachte laut auf. "Hat sie das gesagt ja?" Er schüttelte mit dem Kopf, schien enttäuscht. "Ja sie empfindet solche Abscheu vor ihren Kräften, aber sie hat keine Skrupel mich in ein Ebenbild von Frederik zu verwandeln und mich zu fragen in dieser Verkleidung in die Domäne eines anderen Kainiten einzudringen. Sie verabscheut ihre Kräfte...Pah! Das ich nicht lache. Wahrscheinlich sieht sie einfach nur keinen Vorteil für sich und redet sich jetzt raus. Das macht sie ja mal wieder toll unsere liebe Handelsfürstin!" Leif klang aufgeregt, vor allem aber einfach nur enttäuscht, ließ das Thema Alida aber fallen. "Es gibt andere Tzimisce auch hier im Westen, der den Job machen könnte. Wir brauchen Alida nicht. In ein paar Tagen sollte ich Antwort haben."
Will schüttelte den Kopf, wirkte fast etwas müde. Er schloss die Augen. „Und? Wie ist es mit dem Gesicht eines anderen herum zu laufen?“
Leif wurde inzwischen ernst und fixierte seinen Gegenüber. "Worauf willst du hinaus?"
Will sah ihn eindrücklich an. „Die Frage ist doch ganz einfach: Wie ist es?“
"Es ist nicht so schlimm wie du denkst. Das einzige Problem ist wenn du das Gesicht von jemandem hast den es bereits gibt, oder noch schlimmer den du kennst. Das bedeutet nur Ärger und bringt dich in die unangenehmsten Situationen."
Will nickte, sein Blick nahm jedoch einen skeptischen Ausdruck an. Seine Stimme war ruhig und überlegt als er weiter sprach. „Ich hab mein Gesicht eigentlich immer gemocht. Meine alte Mutter, Gott hab sie selig, hat immer gemeint, ich wär‘ meinem Vater, den ich nie kennen gelernt hab, wie aus dem Gesicht geschnitten.“ Er schob eines der Pergamente beiläufig zur Seite. „Ich hab‘ zwar nicht das markanteste Kinn oder die blauesten Augen, aber ich war immer ganz zufrieden mit mir.“ Wieder sah er zu Leif und der Heiler konnte sehen wie schwer seinem Gegenüber das Geständnis fiel. „Ich möchte nicht bis zum Ende meiner Tage mit einem anderen Gesicht und einer anderen Identität rum laufen. Ich habe in meinem Leben genug Scheiße gebaut, aber die Aktion, auf die die Blutjagd ausgerufen wurde ist lächerlich im Vergleich zu allem davor. Der Name Will Adale ist nicht so schlecht, dass er nie wieder ausgesprochen werden sollte. Ich bin ein Narr, das weiß ich selbst am besten. Ich bin in dieses Zimmer, weil ich mir sicher war, dass ich dort Lilliana finden würde und ich wollte verhindern, dass der gute Jaques de Camargue einen Einfluss über sie erlangen konnte, der nicht gut für sie gewesen wäre.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Vielleicht war’s eine Falle von seiner Seite, vielleicht nur Zufall. Ich kann’s nicht ändern. Ich bin vielleicht ein Idiot, aber ich bin kein Feigling. Ich hab mich in die Scheiße rein verfrachtet und ich wär bereit zu kämpfen um mich wieder raus zu holen… für mich selbst, für meine Freunde und für Lilliana. Ich weiß, dass ich es schaffen kann, dass die Blutjagd zurück genommen wird. Ich habe Kontakt zu dem jungen Borluut aufgenommen, unterrichte ihn in Verdunklung, da sonst keiner Lust oder Muse dafür hat, ich kann Kontakt zu dieser arroganten Französin aufnehmen und zur Not auf Knien vor ihr betteln… Ich kann mich die nächsten hundert Jahre in Frondienst für die Genter begeben, wenn‘s sein muss…
Aber ich kann dies alles doch wieder nicht tun. Du hast für mich gekämpft, dein Wort für mich gegeben, für mich gelogen. Eine Tat, die ich dir nie zurück geben kann… und die mir nun die Hände bindet.“ Traurig sah er zu Leif.
Leif war gefasst, eigenartig emotionslos. "Ich fasse mal zusammen du willst kein neues Gesicht. In Ordnung. Dann geh weg von Brügge. Am Besten wieder nach England oder nach Deutschland denn Jaques und die Lavalle sitzen in Frankreich wie die Spinnen im Netz. Es würde mich schmerzen wenn du gehst, aber wenn du lieber dein Gesicht behalten willst dann hast du dir sicher Gedanken darüber gemacht."

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Will sah Leif fragend an, vermutete eine doppelte Bedeutung seiner Worte, die sich ihm jedoch nicht erschloss. „Ich denke, ich kann es schaffen, dass die Blutjagd aufgehoben wird, wenn ich diese rothaarige Torri dazu kriege ihre Anklage zurück zu nehmen. Gent wird dann wohl folgen… Ich hatte nie irgendwelchen Stress mit ihr und Jaques de Camargue ist soweit man hört bei allen kainitischen Fürsten Frankreichs in Ungnade gefallen und verschwunden. Es heißt er wär im Heiligen Land um Buße für seine Sünden zu tun. Es ist mir absolut egal, was dieses Schwein gerade anstellt, sofern es weit genug weg ist. Er hat seinen Einfluss verloren, und das ist für mich ein wirklich angenehmer Gedanke. Aber wenn ich zu erkennen gebe, dass ich noch lebe, wird damit klar, dass du jemandem geholfen hast, auf den eine Blutjagd ausgerufen war… Wenn ich Erfolg habe, sollte das nicht weiter ins Gewicht fallen. Du hättest dich quasi für einen ‚Unschuldigen‘ eingesetzt. Wenn ich aber versage…“ Er ließ die Worte im Raum stehen
Irgendetwas schien in Leif zu arbeiten. Er schien zu atmen obwohl er das ja offensichtlich nicht musste und schüttelte nur den Kopf. "Keine gute Tat bleibt unbestraft nicht wahr, Will Adele?" Dann drehte er sich von dem anderen Salubri weg und schien durch das geschlosse Fenster der Küche zu starren.
Er konnte hören, wie Will sich erhob und näher trat. „Du weißt genauso gut wie ich, dass ich dich nicht in eine solche Lage bringen kann. Und deshalb, da hast du recht, bleibt mir nur eines: weg zu gehen. Ich werde Lilliana mitnehmen, sofern sie denn will.“
Leif drehte sich plötzlich um und warf etwas gegen die Wand. Es schien ein tönernes Gefäß zu sein in welchem Mehl aufbewahrt wurde. "Denk nicht einmal daran mich zu berühren!" Die Drohung war klar erkennbar. Ein weiße Wolke erhob sich langsam in der Küche, die auch als erweiterte Wohnstube diente und überzog einen Teil des Holzes mit einer feinen weißen Schicht. Leifs Stimme schien sich zu überschlagen. "Weißt du was, Will? Tu was du willst. Vielleicht sollte ich dir sogar dankbar sein denn du hast mir eine finale wertvolle Lektion gelehrt. Es ist es einfach nicht wert sich für jemanden aufzuopfern ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Am Ende wird doch nur wieder verarscht. Tu was du willst, du hast meinen Segen. Wenn die Schlange Boorlut meinen Kopf will dann soll sie ihn sich holen! Ich habe keine Furcht vor den Genter Kainiten!" Leif verschränkte die Arme. "Und wenn du dich zum Sklaven machen willst, bitte. Ich bin mir sicher Lilliana wird es lieben wenn du Madame Lavalle die Stiefel leckst." Leif schien Mühe zu haben ruhig zu bleiben, offensichtlich hatte er mit allem gerechnet nur nicht mit dem was sich gerade abspielte.

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Will stand stocksteif da und beobachtete das seltsame Schauspiel mit ungläubigem Blick. Er pustete leicht gegen eine Mehlwolke, die ihm entgegen wehte und zerrieb das feine Pulver zwischen den Fingern. Fast eine Minute regte er sich kaum und schien abzuwarten ob Leif erneut aus der Haut fahren würde. Als kein weiterer Wutausbruch folgte, hob er wieder zu sprechen an. „Du hast mir geholfen und warst uneigennützig und selbstlos für mich da. Und das rechne ich dir höher an als du dir vielleicht vorstellen magst… aber wie soll das Laufen? Wie lange hält meine Deckidentität mit fleischgeformten Gesicht als was? Tzimiske? Bruhjah? Hier in Brügge wo man mich jahrzehntelang gekannt hat? Egal!“ Er schnaubte leicht. „Ich will meinen Namen, meine Ehre, mein Gesicht wieder. Lieber kriech ich jemandem in den Arsch als Jaques de Camargue die Genugtuung zu geben, dass er erreicht hat, was er immer wollte, indem er meine Existenz auslöscht. Und Lilliana hat etwas Besseres verdient. Aber es ist gleich. Ich stehe in deiner Schuld und werde dich nicht für meine Torheit leiden lassen. England ist nicht weit und wenn Lilliana will, dann werde ich sie mitnehmen. Dort drüben interessiert sich niemand für die Blutjagden einer kleinen flandrischen Stadt namens Gent.“ Er seufzte.

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Verfasst: Do 7. Apr 2016, 20:47 


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BeitragVerfasst: Fr 8. Apr 2016, 09:55 
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Etwas schien aus Leif hervor zu brechen und er explodierte förmlich als Will geendet hatte. “Du und Lilliana, Lilliana und du! Ist es nicht irgendwann mal genug? Habt ihr mit eurer verfluchten Liebelei nicht schon genug Schaden für angerichtet? Die ganzen Dramen mit den verdammten Franzosen wäre nie passiert wenn deine liebste Toreador sich damals nicht sofort verliebt hätte weil ein blonder Ritter sie einmal anlächelt! Damals habe ich den gleichen Fehler gemacht. Ich habe mich für Lilliana eingesetzt, dass wir den Bastard mit nach Brügge nehmen nur damit sie glücklich werden kann. Ich habe mich sogar um das Schwein gekümmert! Komplett uneigenützig und was hat es gebracht nichts als Ärger und Schmerz und jetzt geht dieses ganze Theater weiter und es ist kein Ende abzusehen denn es passiert schon wieder!” Leif schüttelte den Kopf und begann in dem kleinen Raum auf und ab zu laufen. “Aber das ist nicht mal das schlimmste! Du!” Er zeigte auf Will. “Du solltest vielleicht auch einmal daran denken welchem Clan du angehörst! Wie viele Salubri gibt es denn noch? Jedes Jahr werden wir weniger und wenn du dich in die Sklaverei von Lavalle oder Gent begibst können sie von dir verlangen deine dunkelsten Geheimnisse auszuplaudern, oder dich mit Auspex und Beherrschung einfach dazu zwingen! Es geht hier nicht nur um dich oder um mich es geht um mehr! Deinen Namen, deine Ehre und dein Gesicht! Ist dir das wirklich alles soviel wichtiger als einen Funken der Erinnerung an deinen Clan zu erhalten? Die Geschichten und Talente der Heiler zu bewahren?” Leif blieb irgendwann stehen und fixierte seinen Gegenüber.

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“Glaubst du ernsthaft es macht mir Spaß? Zu lügen, oder Dinge zu tun die an meiner Menschlichkeit und an meiner Seele zerren? Um wenigsten ein paar wenige von uns zu retten? Wie ich es einmal mehr mit dir getan habe? Lass nur andere den Preis für dein komfortables Leben zahlen und hole dir dein Namen, dein Gesicht, deinem Namen und deine Ehre zurück.” Leif ging in Richtung Tür. “Ich kann dich eh nicht aufhalten das zu tun was du willst und will es auch gar nicht, denn es spielt keine Rolle mehr. Ich sehe wie du die Welt siehst und welche Prioritäten du gesetzt hast. Wenigstens weiß ich jetzt woran ich bin und das ich mich auf dich nicht verlassen kann. Geh jetzt Will. Du schuldest mir nichts. Ich entbinde dich hiermit von allen Verpflichtungen die du mir gegenüber zu haben glaubst. Du hast auch meine Erlaubnis alles zu tun was du selber für richtig hältst. Aber eine Sache will ich klar stellen. Wir sind fertig miteinander. Du bist nicht mehr mein Bruder und du wirst keine Hilfe mehr von mir erwarten dürfen, egal was passiert. Steig mit Lilliana auf zum Himmel, zur Hölle oder wo auch immer ihr hingehen wollt, aber lasst mich aus all diesen Dingen raus. Ihr seid die einzigen beiden Vampire denen ich immer und ohne mit der Wimper zu zucken geholfen habe, aber ihr bedeutet nichts als Ärger und Probleme für mich und das alles immer im Namen eurer egoistischen Liebe! Mir reicht es endgültig.”

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BeitragVerfasst: Fr 8. Apr 2016, 15:10 
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Will schluckte schwer. Er wich einen Schritt zurück und sah aus als hätte man ihm mit der geballten Faust ins Gesicht geschlagen. „Es tut mir leid, Leif.“ Er stammelte, riss sich dann aber zusammen und streckte die Schultern nach hinten. „Ich habe nie gewollt, dass das hier geschieht.“ Er schloss für einen Moment die Augen, ging dann Richtung Tür. „Du kannst dich auf mich verlassen. Leb wohl.“ Er mied den Blick des älteren Salubri und trat aus der Küche. An seinen Haaren erkannte Leif die feine Mehlschicht wie jahrhundertealten Staub. Dann wandte er sich jedoch noch ein letztes Mal um. „Du solltest die Wut, die du zu Recht auf mich hast, nicht gegen Lilliana richten. Sie hat damit nichts zu schaffen. Sie handelt aus tiefster Überzeugung heraus und sie versucht sich immer für das Gute einzusetzen. Und sie liebt dich wie einen Bruder.“

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BeitragVerfasst: Sa 9. Apr 2016, 11:05 
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“Weißt du was Will? Genau das ist das Problem. Liliana liebt jeden und ohne Bedingungen was bedeutet das die Tatsache das sie mich wie einen Bruder liebt nicht viel wert sein kann. Offensichtlich hat sie auch keine Sekunde daran gezweifelt, dass ihr 'Bruder'..." Der Salubri sprach das Wort aus wie etwas das einen bitteren Geschmack im Mund hinterließ. "Das ihr Bruder dich einfach ermordet hat, aber das ist eine andere Geschichte und hat in der Tat nichts mit dieser hier zu tun. Trotz allem ändert das nichts an der Wahrheit. Liliana’s bedingungslose und naive Liebe wird uns irgendwann einmal noch alle umbringen, dass habe ich inzwischen erkannt. Eine heiße Flamme, genährt von ihrer Leidenschaft zieht sie Menschen und Kainiten an wie Motten das Licht, fasziniert von Wärme und Intensität. Aber was danach passiert ist nicht so schön, denn Wärme und Licht werden so stark das man verbrennt ob die Flamme das Will oder nicht. Du weißt wovon ich spreche, denn du warst bereit ein Opfer und du wirst wieder eines werden. Merk dir meine Worte, denn vielleicht kommst du dieses mal nicht mit einer simplen Verbrennung davon.” Leif ging noch einen Schritt zur Tür. “Lebe wohl Will.” Sobald Will aus der Tür getreten war würde Leif die Tür schließen.

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BeitragVerfasst: Sa 9. Apr 2016, 12:28 
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Will stand noch einen Augenblick in der Tür und starrte Leif nach wie vor ungläubig an. Ein bestimmter Ausdruck legte sich plötzlich auf seine Züge und die Gedanken, die ihm durch den Kopf schossen waren so intensiv, dass sie für Leif fast greifbar waren.
Aber sein Gegenüber war nicht der mürrische Gerrit, der ihm bei seiner Einstellung wahrscheinlich beigepflichtet hätte, nicht die eigensinnige Alida, die eine hitzige Diskussion mit ihm begonnen hätte. Nicht der diplomatische Frederik, nicht Lucien, dem solche Gespräche zu belanglos wären, als dass man überhaupt ein Wort darauf verschwenden musste, nicht Sebastian, der ihm grübelnd und interessiert zugehört hätte, nicht Liliana, die ihm ihre moralische Perspektive von Humanität, Mitgefühl und Liebe mitteilen würde. Sein Gegenüber war Will Adale. Und so atmete der blasse Engländer ein letztes Mal ein, schüttelte stumm den Kopf und ging.

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