Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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BeitragVerfasst: So 13. Mär 2016, 21:21 
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18. Jänner, 1222


Der Beginn des neuen Jahres lag schon wieder wenige Wochen zurück und die Rückreise von Lilliana war beschwerlich, auch wenn es nur von Gent zunächst nach Brüssel und erst mit ein paar Tagen Verzögerung wieder in Richtung in Brügge ging. Michel war noch immer aufgebracht und besorgt um seine Herrin, etwas war vorgefallen und er war sehr froh sie wohlbehalten wieder zu sehen. Antworten über den weiteren Verlauf in Gent kamen jedoch nur spärlich von ihr, was ihm eine gewisse Form der Unruhe bescherte.
Sie hieß ihn nach vorne zu sehen. Den Frieden zu bewahren und zu stärken, denn Gent hätte nun mal wieder gezeigt wie brüchig ihre Allianzen waren.
Mit dem vermehrten Eintreffen der Post kam ihr Alltag wieder in das Leben der Toreador, die sich zunehmend in der Nacht fragte: „Wo bist du…?“
Am Abend des 18. Jänner 1222 ging ein Brief im Hause von Erzhausen ein, der der Frau von Erzhausen, Liliana, noch an demselbigen mit vielen anderen vorgelegt wurde. Die meisten waren Ansuchen als Begleitung der begehrten heiratsfähigen Junggesellin bei der baldigen Hochzeit von Anna von Espern und dem Halbbruder der Gräfin von Flandern, Balduin, aufwarten zu dürfen. Eine schöne Frau, das gebot das ungeschriebene Gesetz, schickte sich an, mit einem Herren ihrer Wahl zu einem solchen Anlass zu erscheinen.
Liliana las eher kurz gehaltene Schreiben von reichen Händlern wie Etienne van Hauten, lange schmachtende Liebesbriefe von jungen Adeligen, die sich der Minne verschrieben hatten wie Lars av Radyrhjem und ein Schreiben von Frederik van de Burse mit ähnlichem Inhalt doch Bitte um rasche Antwort.
Der letzte Brief jedoch, war anderer Natur. Michel hatte ihn überreicht mit der Anmerkung ein den Wachen unbekannter Mann hätte ihn überreicht. Groß mit seltsamem dunklen Akzent, kaum des Flandrischen mächtig. Die Worte in dem versiegelten Brief waren in Latein verfasst. Es handelte sich um ein schlichtes Gedicht mit einer anschließenden Aufforderung ohne Absender.

Laß die, die in der Gunst der Sterne leben,
Mit Ehren prunken und ihrer Titel Pracht,
Wenn einsam ich, dem kein Triumph gegeben,
Genieße, was mir wahre Freude macht.

Wie in einem Sonnenstrahl die Ringelblume,
So blüht der Günstling großer Fürsten auf;
Doch wird er selbst zum Grab dem eignen Ruhme:
Ein adeliger Wink genügt und beendet seinen Lauf.

Der narbenreiche Krieger, dessen Abwehr
Nach tausend Siegen fehlt im ersten Streit,
Gestrichen ist er aus dem Buch der Ehre,
Und seine Taten zu deckt die Vergessenheit.

Dann bin ich froh, denn ich lieb' und war geliebt.

So sehe, was dein Auge schauet, doch nicht weiter lass es blicken
Sonst mag, was unser ist an diesem Abend, uns niemals glücken.

Das Durchlesen der einzelnen Angebote nahm einige Zeit in Anspruch und ermüdeten Lilliana ein wenig. Sie war gerührt von den einzelnen Gedichten des jungen Adligen Lars und verfasste mit aufkeimender Begeisterung eine längere Antwort in Form eines Gedichtes in dem sie ihm ihre Ablehnung mitteilte, ihm gleichzeitig aber eine Einladung zu einer Gesellschaft an ihrem Hof zukommen ließ. Ein kleines Neujahrsfest im Hause von Erzhausen. In den letzten Jahren etwas vernachlässigt, wollte Lilliana das ganze nun wieder auferstehen lassen.
Frederik van de Burse Brief ließ sie aufhorchen und eine Antwort ward schnell geschrieben, ganz wie es sich der junge Toreador wünschte mit der Akzeptanz ihn als Begleiter auf die Hochzeit zu nehmen. Schnell und unkompliziert, sie begrüßte diese Eigenschaft ihres Clansbruders. Er bevorzugte nicht die Poesie der Worte, sondern drückte seine Kunst in Form der Skulpturen aus, die er aus fernen Ländern für die sich im Bau befindliche Kirche heranschaffte und sich mit ihr mindestens einmal in der Woche traf um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Der letzte Brief der heutigen Nacht fiel ihr ins Auge und als sie geendet hatte, hielt Lilliana einen Moment inne, ehe sie der Aufforderung nachkam und ihr inneres Auge benutzte, um den Brief fern von menschlichen Möglichkeiten zu untersuchen.
Das Dokument, das sie in den Händen hielt, gab ihr Rätsel auf. Das Papier war von eher einfacher Qualität, im Vergleich zu anderen Arbeiten könnte man es als billig bezeichnen. Derjenige, der es aufgesetzt hatte war wohl Ende 20, breitschultrig und er hatte viele Pausen bei der Niederschrift benötigt. Die Gedanken waren stets von den Worten weggerissen worden um sich einer anderen Angelegenheit oder Person zu widmen.
Lilliana stand von ihrem Schreibtisch auf, unentschlossen blickte sie für einen Moment auf das Dokument. Dann schritt sie aus der Kammer und veranlasste das Tarbas gesattelt werden sollte. Michel der dies hörte wollte ihr seine Begleitung anbieten, aber die Toreador lehnte ab und sagte ihm, dass sie nur in Brügge unterwegs sei. Der Stallbursche kam ihrer Aufforderung nach. Tarbas wiehrte ihr freudig entgegen und begrüßte sie mit seiner Pferdeschnauze, als sie sich umgezogen und nun reitfähige Kleidung anhatte.
Ihr Weg führte sie zunächst zum Hospital, bewusst hielt sie sich bedeckt auf ihrem Pferd und hatte eine Kapuze übergezogen. Ihr Blick war jedoch wachsam auf die Umgebung gerichtet und ihr Weg vorherbestimmt.

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Der Ritt durch die kalten, verschneiten Straßen war schwierig und Lilliana musste langsam reiten um ihrem Pferd ein sicheres Vorankommen auf den eisigen Steinen zu ermöglichen. Schließlich erreichte sie das große Gebäude, das direkt an einem der Kanäle lag.
Sie hielt sich nicht lange am Gebäude auf, ihr Weg führte abseits davon zu einem in der Nähe liegenden Haus. Eines dieser Zimmer des Hauses beherbergte damals Will Adale, ehe er aus Brügge verschwand. Lilliana betrachtete mit Auspex die besagte Wohnung und lauschte auf Zeichen einer Unterhaltung, eines (Un-)Lebenszeichens. "Wieso die Vorsicht?" wisperte sie in die Stille. "Oder haben mich meine Gedanken auf einen falschen Weg geleitet?"
Das Haus war dunkel, die Fensterläden verschlossen. Von irgendwo hörte sie schwaches Atmen, jemand schnarchte leise im Schlaf. In dem Haus hatten schon damals mehrere Familien gewohnt und soweit sie anhand von fehlendem Kerzenlicht erkennen konnte, war zur Zeit keiner der Bewohner wach.
Sie wartete noch ein paar Minuten und hielt Tarbas so, dass er still stand. Nur das gelegentliche Schnauben des Pferdes lies beide nicht vollends im Schatten verschwinden. Dann verschwand sie wieder mit ihm in die Nacht. Leise klapperten die Hufe in Richtung der Obstplantagen. Auch wenn sie einen Ableger davon im Garten hatte, der in den letzten Jahren zu einem beachtlichen kleinen Baum herangewachsen war, so standen doch hier die Grundsteine. Zwar im Winter ohne Früchte, aber dennoch erkannte sie "ihren" Baum sofort wieder. Sie ließ Tarbas wieder anhalten und stieg von ihm ab, holte aus einer ihrer kleinen Satteltaschen einem Apfel und gab ihm diesen, während sie ihn weiter über die Nüstern streichelte und ihm schließlich einen Kuss auf die Stirn drückte.
Es mag eine halbe Stunde vergangen sein, da bestieg sie wieder Tarbas und reitete mit ihm zu ihrer letzten Station. Dem Waisenhaus, dessen Schutz sie sich in all den Jahren immer verschrieben hatte. Sie sattelte selbst Tarbas ab und ließ ihn angebunden im Stall des Hauses stehen, ehe Lilliana durch einen kleinen Seiteneingang das Haus betrat und sich nach den schlafenden Kindern erkundigte. Ist jemand neues gekommen, war jemand da der Probleme hatte? Die Nonne, die in dieser Nacht Dienst schob klang etwas müde, wählte aber freundliche Worte, da sie die Lady von Erzhausen bereits kannte, die es ihrer Vorfahrin gleich tat und ihre Unterstützung immer anbot.
Es gab keine Neuigkeiten. Die Kinder kamen und gingen. Es gab genug zu essen, jeder tat, was er konnte um alles am Laufen zu halten. Nichts desto trotz war sie etwas betrübt darüber, dass es den Kindern sobald sie erwachsen waren und das Waisenhaus verlassen mussten so schwer fiel Fuß im wahren Leben zu fassen. Viele wurden kriminell, bestahlen ihre Herrschaften, wenn sie als Diener arbeiteten, lieferten sich jede zweite Nacht brutale Wirtshausschlägereien mit oft ernstem Ausgang, gingen der Prostitution nach oder wurden unverheiratet mit 15 schwanger und ruinierten damit ihr Leben. Die alte Nonne seufzte.
Lilliana setzte ebenfalls eine betrübte Miene auf. "Ich kenne und verstehe das Problem. Auch mich hat es schon beschäftigt, dass viele Leben, die hier gut begonnen haben, einer schlechten Zukunft ins Auge blicken. Man müsste etwas finden, was man den jungen Erwachsenen, die das Haus verlassen müssen als Perspektive bieten kann. Ein Haus der Einkehr von ihnen bewirtschaftet zum Beispiel. Andererseits müssen sie auch lernen, dass sie bei ihrer Arbeit auch die Gebote Gottes zu befolgen haben." Lilliana schaute auf die schlafenden Kinder mit einem warmen Lächeln. "sie sind die zukünftige Generation dieser Stadt, Engel von Gott gesegnet. Ich werde mit Bruder Johannes reden. Es kann sein, dass sein Unterricht ihnen helfen mag, sich von den Sünden der Habgier, der Wollust und des Neides fernzuhalten."
Die Nonne nickte traurig. „Tut dies. Vielleicht mag die Weisheit des Herren und eine züchtigende Hand helfen, diese unschuldigen Seelen vor dem Fegefeuer zu bewahren.“ Sie sah nicht so aus als würde sie gar zuviel Hoffnung darin legen, aber sie war eine Braut Christi und wusste, dass Wunder möglich waren.
Lilliana schüttelte sachte den Kopf und sah die Nonne direkt an. "Der Herr unser Gott ist ein liebender Gott, der uns mit seiner Wärme erfüllt. Seine Weisheit vermag nicht durch eine züchtende Hand sondern durch Liebe und Geborgenheit weitergegeben werden. Frieden soll auf Erden herrschen. Denn sein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen." Lilliana ließ bewusst diese Sätze ausklingen und untermalte sie mit ihrer Disziplin. Es galt ein Zeichen zu setzen, hier und jetzt.
„Ja, unser Herr ist gnädig. So wie ihr und eure Familie zu diesen Waisenkindern. Dank sei Gott dem Herrn.“ Sie schien erfüllt von der Herrlichkeit Gottes. Einen Moment war sie in Gedanken, dann blickte sie wieder zu Lilliana. „Selbst der Bastard der Gräfin hat es zu einem Glück geschafft, das keiner für möglich gehalten hat. So wie ich gehört habe, hat er heute die Fürstin Anna von Espern, geehelicht, dessen Haus er ja seit längerem, da es keinen männlichen Nachfolger hat, vorsteht. Wart ihr bei der Hochzeit. Sie soll wunderschön gewesen sein, wenn die Gerüchte stimmen. Und heute Abend findet ein rauschendes Fest in Zwingpforte statt.“ Sie seufzte. Ja, es hatte auch seine Nachteile Nonne zu sein… eine romantische Hochzeit war definitiv nicht möglich.
Lilliana blickte sie weiterhin gütig an und erkannte, dass sie Absichten fruchtbar waren, dann nickte sie abschließend. "Eine solch große Hochzeit feiert der Fürst nicht nur an einem Tag. Meine bescheidene Person ist zu ihm an einem der anderen Feiern in Bezug auf seine Hochzeit eingeladen worden." sie machte eine Pause. "Balduin, ihm soll das Glück beschwert sein, ein nun ruhigeres Leben zu führen mit einer Frau an seiner Seite." Damit verabschiedete sich Lilliana von der Nonne und schritt hinaus zu Tarbas.


Als Lilliana wieder ihr Anwesen erreichte konnte sie eine braunhaarige Dienerin erkennen, die in der Nähe des Hauseingangs zu warten schien. Etwas nervös tänzelte sie von einem Fuß auf den anderen und hauchte immer wieder in ihre Hände um sie gegen die Kälte zu wärmen. Sie kam bereits auf Lilliana zu sobald diese vom Pferd gestiegen war, das man sodann in den Stall führte.
„Verzeiht, Herrin. Der Herr van de Burse erwartet euch bereits im Studierzimmer. Seine Kutsche steht bereit. Ich werde euch helfen euch so schnell als möglich entsprechend zu kleiden. Dann werdet ihr rechtzeitig zum Abenddiner im Anwesen derer von Espen eintreffen.“ Sie verbeugte sich und entschuldigte sich mit einem Röten für ihre bisherige Nachlässigkeit.
Die Dienerin führte Lilliana so rasch als möglich in ihre privaten Gemächer und präsentierte drei neu eingetroffene Kleider der derzeit angesagtesten Mode aus Frankreich, Deutschland und England.

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Etwas überrascht war Lilliana schon von der Mitteilung, dass man sie im Hause Espern zum Abenddinner erwartete. Allerdings ließ sie sich nicht auf eine Diskussion mit der Dienerin ein, sondern scheuchte sie ins Warme und ließ das Feuer im Kamin nachlegen, damit das Zimmer an Wärme gewann. Die Kleider, die bereit lagen maß sie geübtem Auges, wohl wissend, dass so manche schnatternde Dame an diesem Abend ihre Meinung zu den Kleidern sagen würde. "Dieses hier" und damit zeigte sie auf das Kleid aus England. Während sie sich darin reinhelfen ließ, fragte sie nach dem Befinden Frederik van de Burse und ließ ihm ausrichten, dass es nicht in ihrer Absicht gestanden hatte, ihn warten zu lassen. "Maria, habe ich die Einladung der Hochzeit verlegt? Oder sind die Briefe der Herren, die mir die Aufwartung machen wollen nur sehr spät eingetroffen?"
Maria war gerade mit Lillianas Haaren beschäftigt, die sie mit einem heißen Eisen und Nadeln bearbeitete und in die Richtungen flocht in der sie sie haben wollte. „Manche der Breife der Herren sind früh, andere spät eingetroffen. Ganz nach dem Wesen der Männer und dem Wetter. Die ersten der Briefe durftet ihr ja bereits vor einigen Wochen öffnen. Es gibt einige Männer, die liebend gern um eure Hand anhalten würden. Aber ob das nun an eurem bezaubernden Wesen, eurer atemberaubenden Schönheit, eurer Mildtätigkeit oder eurem gigantischen Vermögen liegt, mag ich den jeweiligen Männern nicht zu unterstellen.“
Lilliana seufzte auf. "Es ist vieles liegen geblieben, während ich in Gent und Brüssel weilte. Sei es wie es ist, aber Frederik van de Burse muss wohl die Akzeptanz seiner Bitte um Begleitung geahnt haben." Die Prozedur des Flechtens nahm noch etwas Zeit in Anspruch, währenddessen eine andere Dienerin in den Raum eilte, um ihr eine Auswahl an schlichten Diademen vorzulegen. Lillana besaß drei Stück, wählte aber immer gerne das schon sehr alte Diadem, dass sie sich einst in Deutschland anfertigen ließ. Als Halsschmuck wählte sie sich eine Halskette mit einer roten Rose aus, die sie während ihrer Zeit in Paris von einem dortigen Händler erstanden hatte.
Schließlich waren die Dienerinnen fertig und zufrieden mit ihrem Werk. Sie nickten einander anerkennend zu. Beide falteten die Hände, senkten den Blick und wünschten ihrer Herrin einen wunderschönen Abend.
Lilliana fand den Weg zum Studierzimmer wie selbstverständlich. Sie erblickte Frederik van de Burse der ihr den Rücken zugewandt hatte und aus dem Fenster sah. Draußen hoben sich die weißen Schneeflocken wie winzige Lichter vom dunkelblauen Himmel ab und glitten langsam durch die Nacht.

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Der mittelgroße Mann stand reglos, die Arme ruhten auf der Fensterbank.
In ihrem Inneren erhob sich eine warnende Stimme, die ihr vertraut zuflüsterte und sie einhüllte. Das Bild der weißen Schneeflocken stahl sich in ihr Gedächtnis und löschte ihr Vorhaben. Lilliana wusste, wo sie war, aber jetzt gerade genoss sie es einfach nur sich dem Schauspiel der Natur hinzugeben.
Es dauerte einige Zeit bis Frederik plötzlich zusammen zuckte. Die Bewegung riss auch Lilliana aus ihrer Trance. Er wandte sich um und wirkte im ersten Moment etwas verloren als wäre er soeben aus einem Traum ausgewacht und müsste sich sammeln. Er sah die Toreador an und überspielte die seltsame Situation mit einer gekonnten Verbeugung. „Lilliana? Ihr seht großartig aus.“

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Er lächelte und trat näher auf sie zu. Frederik wirkte älter als noch beim letzten Mal als sie ihn gesehen hatte. Wie ein Mann Ende 3o. Die Gestik, Mimik, die Kleidung, die Art wie er sein Haar trug waren eindeutig dem wohlhabenden Bürgertum zuzuordnen und wie die meisten van de Burse war er stolz darauf.
Lilliana wandte ihrem Blick vom Fenster ab und lächelte den jungen Toreador an, während sie in die Referenz sank. "Ich freue mich euch als meine Begleitung für den heutigen Abend zu wissen Clansbruder. Eine Hochzeit ist immer ein freudiger Anlass des Zusammenkommens."
Sie stand wieder auf und würde sich bei ihm einhaken, sofern er ihr seinen Arm anbot. "Wollen wir aufbrechen?"
Frederik nickte. „Absolut. Und ich danke euch, dass ich euch zu den Festlichkeiten geleiten darf. Eine solche Hochzeit ist nicht alltäglich und vor allem ist man nicht zu oft zu einer Heirat in solch hohen Kreisen eingeladen.“ Ein Schmunzeln war auf seinen Zügen zu erkennen.
"Oh in diesem Fall bin ich sicher, dass wir eine Menge Freunde wiedertreffen werden, die normalerweise dieser Art von Hochzeit fernbleiben." Lilliana schritt mit ihm durch ihr Anwesen hinaus zur bereitstehenden Kutsche, nickte noch einmal zu Michel und Bruder Johannes, ehe sie einstieg.

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Die Kutsche der Van de Burse war eher einfach gehalten, aber innen gemütlich trotz der Kälte und bot Platz für vier Reisende. Frederik nahm ihr gegenüber Platz und ließ sie selbstverständlich mit dem Blick in Fahrtrichtung fahren. „Lucien wird anwesend sein, Leif ist zwar eingeladen, aber ich bin mir nicht sicher, ob er kommen wird. Gerrit und Kobalt natürlich, wobei ich keine Ahnung habe, in welchem Körper sie das diesmal anstellen.“ Wieder grinste er und man sah die Züge des jungen Mannes, die sich irgendwo hinter seinem Gesicht verbargen. „Mein Schwager Jean selbstverständlich… Marlene hat sich vorgenommen später noch eine oder zwei Stunden bei den Feierlichkeiten anwesend zu sein. Ohne Tanz mit dem Bräutigam, das hat sie geschworen, geht sie heute nicht zu Bett. Allerdings fällt es ihr selbstverständlich ein wenig schwer ihren Ziehsohn und die kleine Florine zu Hause bei unserer Köchin zu lassen.“ Ein Schatten huschte über sein Gesicht. „Alida ist leider verhindert.“
Lilliana streckte eine Hand nach seinem Gesicht aus und ließ ihre Augen prüfend darüber streichen. Seine Worte hörte sie sehr wohl, aber es blieb noch immer ein Beigeschmack. "Wie jeder hat auch Alida ein eigenes Leben und wenn sie nicht verhindert wäre, dann säße sie euch wohl gegenüber statt meiner Person. Und wie jeder von uns steht es Alida frei zu tun, was sie für richtig hält." sie ließ die Hand wieder sinken und ihre Züge wurden nachdenklich. "Ich sehe, dass ihr euch verändert habt, nicht nur euer Charakter, auch euer Aussehen habt ihr angepasst. Sagt mir, war es das Werk von Alida?"
Als ihre kalten Finger seine Wange berührten zuckte er nicht zusammen, aber seine Augen verengten sich ein wenig und er wich einen Zoll nach hinten, griff nach ihrer Hand, schloss behutsam die Finger zur Faust und legte sie ihr zurück in den eigenen Schoß. Eines war offensichtlich: sie hatte eine Grenze überschritten.
„Ja, Alida widmet sich mehr den Künsten ihres… Clans… als sie es je zuvor getan hat.“ Er sah aus dem Fenster und schwieg eine Minute. „Ob ich das gutheißen mag weiß ich nicht, aber ich bin seit über 20 Jahren Kainit und es fällt auf wenn man nach wie vor mit dem Gesicht eines Mitte 20 jährigen herumläuft wenn man in einigen Jahren 50 sein müsste. In dieser Hinsicht gebe ich Alida recht.“
Sie ließ ihn gewähren, war es doch bewusst gewählt gewesen und so war keine Überraschung in ihrem Blick zu finden, als er ihre Hand zurückwies. "Viele von uns verlassen für wenige Jahre den Ort an dem sie gelebt haben. Die Gründe sind unterschiedlicher Natur so wie es auch die Kainiten sind. Doch eines eint sie, wenn sie zurückkommen, dann haben die Menschen bereits ihr Gesicht wieder vergessen oder erinnern sich nicht mehr genau daran. Euer Weg mag der andere sein. Ihr habt euch dafür entschieden hier zu bleiben und dafür die Künste der Tzimiske zu benutzen." Lilliana lehnte sich wieder zurück und betrachtete ihn dafür immer noch eingehend. "Wenn Alida sich nun den Künsten ihres Clanes mehr widmet ist es ihre Entscheidung. Sie allein mag den Grund dafür kennen." Lilliana machte eine weitere Pause. "Wie steht es um euch selbst? Werdet ihr Brügge genau wie Alida euer Zuhause auf immer und ewig nennen?"
Frederik lächelte, sah jedoch nachdenklich aus. „„Wie lange kann man an einem Ort verweilen bevor die Sterblichen das Altern vermissen? 10 Jahre? 15? Vielleicht 20 wenn man in der Lage ist mit Puder und Farbe nachzuhelfen. Dann muss man verschwinden und das, woran man sich gewöhnt hat zurücklassen. Alidas Fähigkeiten sind eine lohnenswerte Alternative auch wenn sie mir suspekt ist." Er überlegte ihre letzten Worte. Immer und ewig sind große Worte. Brügge ist mein Zuhause. Dort bin ich geboren aufgewachsen… Aber die Zukunft ist ungewiss und die Welt größer man sich vorzustellen vermag. Ich weiß nicht, wo ich dereinst sein werde.“ Er deutete nach draußen. „Schaut Lilliana!“

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In der Ferne konnte man bereits die Umrisse der Festung von Zeebrügge ausmachen. Die Burg lag auf einem Felsen direkt am Meer und überall waren Fackeln entzündet.
Als die Kutsche näher rollte konnte Lilliana bereits das laute Geräusch musizierender Instrumente hören. Es wurde aus vielen Kehlen lauthals gesungen und die Stimmung, das war offensichtlich, war ausgelassen.

Ihr Blick fiel nach draußen und ein leises "Ich weiß." entglitt ihren Lippen. sich dabei erklären tat sie nicht. "Nun denn, machen wir unseren Gastgebern unsere Aufwartung und sehen in welcher Verkleidung sich Gareth und Cobald auf dem Fest eingefunden haben. Wobei ich ahne Ahnung bezüglich unseres ersten Nosferatu habe." mit einem Schmunzeln versuchte Lilliana zusätzlich die Stimmung zu lockern. Es war ein Fest, noch dazu kein Alltägliches wiederkehrendes. "Mr van de Burse, genießen sie ihren Abend."
Bei ihrem Ausstieg wurden sie zwar freundlich von den Wachen begrüßt, auf gleicher Weise jedoch auch leicht misstrauisch beäugt und ihre Einladungen genauestens überprüft. Immerhin waren auch die beiden Gräfinnen von Flandern samt Gefolge und der Graf von Namur und seine Schwester anwesend. Und Attentäter und politische Gegner mochten überall lauern.
Schließlich ließ man sie passieren. Da die letzten hundert Meter recht steil waren, ließ man die Pferde unten stehen und schritt soweit es die Gesundheit zu ließ zu Fuß bis zur Festung hinauf.

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Obwohl es Winter war, war der Weg mit bunten Bändern und Girlanden sowie den ersten Schneeglöckchen und Märzbechern geschmückt, die im Schnee um so deutlicher zur Geltung kamen. In gleicher Pracht ging es auch im Inneren der Burg weiter.

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Überall sah Lilliana fröhliche Gesichter, die sich mehr oder weniger dem Bier und Met gewidmet hatten, einige adelige Fürsten schäkerten mit Grafentöchtern oder Dienstmädchen, es wurde getanzt, gespeist, gelacht. Alle hatten sich bestmöglich in Schale geworfen und man genoss das Fest in vollen Zügen.
Am anderen Ende des Saales erkannte sie Lucien, der neben Jean stand und dem jüngeren Mann laut lachend auf den Rücken klopfte so dass sich sein Neffe zusammenreißen musste um nicht das Bier hervorzuprusten, dass er gerade im Mund hatte.

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Auch Balduin, der sich köstlich über Jeans Gestik und Mimik amüsierte, das Bier mit allen Mitteln drin zu behalten, sah glücklich wie selten zuvor aus.

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Als er jedoch seine Braut in einigen Metern entfernt stehen sah, die leicht unglücklich drein blickte und bereits von einer Schar Männer umringt wurde, riss er sich von der kleinen Männerrunde los, trat zu der Adeligen und reichte ihr die Hand zum nächsten Tanz.

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Sie nahm die Emotionen, das Lächeln der anderen in sich auf und trug diese wieder nach außen. Von einem Diener nahm sie ebenso wie Frederik einen bereitstehenden Kelch mit Wein und hob ihn leicht hoch. "Ein Hoch auf den Fürst und die Fürstin!" erklangen die Worte aus Lillianas Mund etwas lauter, jedoch nicht schreiend, aber die Leute in ihrer unmittelbaren Umgebung würden diese Worte ohne Zweifel verstehen. Worte, die bereits mehrere Male an diesem Abend ausgesprochen wurden. Voller Ehrlichkeit und Herzlichkeit. Glück dem jungen Paar, das vor ihr auf der Tanzfläche begann sich der Musik angepasst zu bewegen. Lilliana schloss die Augen und entschuldigte sich kurz bei Frederik. Sie müsste sich frisch machen, würde aber gleich wiederkommen.
Frederik nickte freundlich. „Natürlich, Lilliana. Ich begebe mich derweil zu meinem Schwager.“
Selbstverständlich waren in einer anderen Ecke des Raumes Sir Aldur und daneben Leif zu erkennen. Der holde Ritter kämpfte derweil gegen einen ganzen Pulk schwärmerischer weiblicher Fans, gegen die er kaum ankam. Alle wollten mit ihm Tanzen, mit Aldur Bräu mit ihm anstoßen oder ihm einfach nur einen Kuss auf die Wange drücken, da das Glück brächte. Eine, ganz offensichtlich bereits deutlich angetrunkene junge Frau rief laut: „Aldur, ich will ein Kind von dir!“ Leif stand in einigem Abstand und vertrete nur leicht entrüstet die Augen.
Während die Toreador in dem großen Saal stand und das Treiben um sich herum musterte, bemerkte sie ein seltsames Gefühl, das sich unter ihrer Haut auszubreiten begann. Sie wurde beobachtet. Mehrere Männer standen am Rand des Raumes und ließen sie nicht aus den Augen.

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Lilliana hatte kaum Augen für die anderen anwesenden Kainiten. Sie hatte noch gesehen, wie Gareth in seiner Verkleidung als Sir Aldur zu kämpfen hatte, nicht von der Übermacht seiner weiblichen Anhängerschaft erdrückt zu werden und wie Leif, der auch zur Hochzeit gekommen war dies quittierte. Die Blicke der fremden Männer beachtete sie nicht weiter. Die Lage war angespannt, dass hatte man schon auf der Anreise deutlich gemacht. So schritt sie durch eine kleine Türe hinaus zu den Gärten des Anwesens, dessen Gastgeber seit heute vor Gott getraute Eheleute waren. Ihre Aufmerksamkeit galt den Skulpturen des angelegten Gartens. Feingearbeitete Tiere, das Wappen des Hauses, sie meinte sogar eine Handschrift des Meisters wieder zu erkennen. Endlich blickte sie auf und nahm ihre Umgebung wieder war. Sie war niemals hier allein in diesem fremden Anwesen. Wer also nahm ihren Blick auf?
Sie hatte mit einiger Mühe den Weg nach draußen gefunden hatte sie doch keine Ahnung wie das Anwesen aufgebaut war, da sie noch nie zuvor hier gewesen war. Einen Garten in dem Sinne gab es hier nicht, der lag weiter unten zu Fuß des Felsens, aber einige Pflanzen befanden sich in großen ausladenden Topfen. Statt eines Gartens gab es große Terrassen, die den Blick aufs Meer frei gaben. Die Aussicht war atemberaubend, da es aufgeklart hatte.

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Lilliana merket sofort, dass sie nicht alleine war. Viele Pärchen waren trotz der Kälte nach draußen geschlendert, hielten einander an den Händen, küssten mitunter wild und irgendwo hinter einer Ecke, das hörte sie, geschahen wahrscheinlich noch andere Dinge.
Nach ihrem Blick auf die anwesenden Personen schritt Lilliana ihren Weg unbehindert weiter fort, als zog sie ein unsichtbarer Faden dahin. Der Ausblick war atemberaubend und wunderschön, je mehr sie sich dem hingab umso mehr wurde sie weiter gezogen, bis sie schließlich stehen blieb. Den Blick auf das Meer gerichtet hielt sie ihre rechte Hand offen, leicht abgeneigt vom Körper.
Es dauerte lang, bis sie wieder bemerkte, wo sie war. Kalt blies ihr die salzige Luft entgegen. Einige Pärchen hatten etwas Abstand zu ihr gesucht und waren einige Meter weiter gewandert. Als sie einen Blick zurückwarf, erkannte sie wieder die drei Männer. Offensichtlich waren sie ihr gefolgt.
Alle drei trugen die Kleidung von niederen Adeligen oder reichen Bürgern und lächelten in ihre Richtung als sie ihren Blick bemerkte. Lilliana fiel noch etwas anderes auf: ein breitschultriger, großer, braunhaariger Hüne, der offensichtlich vor einer Minute mit einem der Männer gesprochen haben musste und nun wieder ins Innere schritt. Für einen Sekundenbruchteil kam ihr der Mann bekannt vor, dann jedoch war sie sich sicher, dass sie ihn nie zuvor gesehen hatte. Nur ein Besucher von vielen auf diesem Fest.

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Zweimal an einem Abend. Lilliana schob es auf ihre derzeitige Gefühlslage und lenkte ein letztes Mal den Blick auf das offene Meer, ehe sie ihre Schritte wieder so setzte, dass ihre Richtung sie wieder hinein in den Festsaal trugen. Vermutlich würde sie schon vermisst werden. Eines gab es jedoch noch zu tun. Sie konzentrierte ihren Blick auf die Gruppe der Männer um sie in gebührenden Abstand näher in Augenschein zu nehmen. Es geschah jedoch nichts, außer dass sie die Wellen der Brandung sehr laut hörte und ihren Versuch abbrach. Fürs erste ließ sie es sein, beschleunigte aber etwas ihre Schritte und zog sich die kurze Kapuze ihres Kleides etwas weiter über den Kopf. Zuviel des Zufalls.
Während sie noch auf den Ausgang zuschritt trat einer der Männer in ihren Weg und vollführte eine galante Verbeugung.

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„Mylady Aurora? Stefan von Krautz. Ich warte schon so lange darauf endlich eurer ansichtig zu werden. Darf ich euch ins Innere geleiten?“
Die beiden anderen Männer, das merkte sie aus dem Augenwinkel, hatten auch einen Schritt in ihre Richtung unternommen, waren jedoch aufgrund des offensichtlich Schnelleren wieder zurück gewichen.
Lilliana konnte nicht anders als stehen zu bleiben und ebenfalls in die nötige Referenz zu sinken. Ihren alten wahren Namen zu hören sanft ausgesprochen und nicht voller Verachtung. Es war ungewohnt. "Dem Sieger die Ehre." damit würde sie seinen angebotenen Arm annehmen und sich weiter in Bewegung setzen. "Dürfte ich erfahren in welcher Verbindung ihr zu unserem Gastgeber steht?"
Der Mann lachte herzlich. „Ich schätze mal in der gleichen Verbindung wie ihr: Unser Blut verbindet uns alle, nicht wahr?“ Er führte sie ins warme Innere der Festung. „Welch‘ rauschendes Fest. Darf ich euch zu einem Tanz entführen?“
Als sie die Wärme des Inneren wieder spürte atmete Lilliana zweimal bewusst ein und aus, ehe sie zu Stefan von Krautz aufblickte und ihm Antwort gab. "Ihr dürft mich gerne um einen Tanz bitten und ich komme euer Bitte gerne nach, jedoch muss ich zunächst meinen Begleiter aufsuchen, denn ihm schulde ich den ersten Tanz." sie deutete mit ihrer freien Hand grob in die Richtung wo sie Frederik vermutete und würde sich dahingehend auch in Bewegung setzen, während sie ihn erneut mit Auspex musterte. "Und welches Land, welche Stadt nennt ihr Heimat?" bei seiner Antwort würde sie ebenfalls auf seine Stimme achten. War sie mit Akzent?
Der hochgewachsene Mann war sichtlich enttäuscht, dass sie sich so rasch entfernen wollte. Ihre Fähigkeiten zeigten ihr eindeutig, dass sie einen Sterblichen vor sich hatte. Ein seltsames Gefühl ließ ihre Nackenhaare aufstellen und in ihrem Inneren spürte sie eine Warnung. Zwei seltsame Sätze erschienen vor ihrem geistigen Auge.
So sehe, was dein Auge schauet, doch nicht weiter lass es blicken
Sonst mag, was unser ist an diesem Abend, uns niemals glücken.
„Dann hoffe ich doch, euch bald wieder an meiner Seite zu wissen. Mit Sicherheit bin ich ein deutlich besserer Tänzer als dieser Krämer dort drüben.“ Er lachte schallend. „Meine Heimat ist Rotterdam im Osten. Eine wunderbare, reiche Stadt. Ihr solltet sie eines Tages aufsuchen.“
"Vermutlich werde ich noch viele Städte aufsuchen, dann mag eure Stadt dabei sein." Lilliana verabschiedete sich ebenso in aller Höflichkeit von ihm. Während sie sich im Anschluss wieder Frederik und Jean zuwandte, an dessen Seite auch Lucien stand, dann schüttelte sie leicht den Kopf als wollte sie etwas vertreiben. Die Worte des Briefes beschäftigten sie anscheinend mehr als sie wollte. Zeit dies zu ändern. "Entschuldigt meine Unpässlichkeit. Ich war noch auf der Terrasse und habe den herrlichen Ausblick auf das Meer genossen. Atemberaubend, doch mit Vorsicht zu genießen, man vergisst so leicht die Zeit dabei." Lilliana schmunzelte höflich und ließ den Blick dann wieder schweifen in Richtung von Gareth und Leif um zu sehen wie sich die Situation entwickelt hatte.
Frederik war ausgesprochen erfreut sie zu sehen, Jean und Leif schienen sie beide wenig zu beachten. Sie waren in irgendein Trinkspiel vertieft, das Jean deutlich mehr zuzusetzen schien als Lucien, der sich eine Minute später bereits wieder verabschiedete. Lilliana war klar, dass er scih irgendwo hinter einer Zimmerpflanze oder wo auch immer übergeben würde um das Getränk wieder los zu werden. Trotzdem musste er wohl versuchen mit Jean mithalten zu wollen. Der Hauptmann der Tagwache lehnte an der Mauer und schien Schwierigkeiten haben das Gleichgewicht zu halten. Frederik trat näher, stützte ihn und ließ ihn auf einen Stuhl sinken. „Wenn Marlene dich jetzt sehen könnte.“ Er grinste schief. Jean war kaum zu verstehen in seinem Nuscheln. „Dann wär‘ sie stolz auf mich. Ich hab Lucien geschlagen…“ Frederik zog die Augenbrauen in die Höhe. „Ich sollte versuchen ihn irgendwo hinzubringen, wo er ein paar Stunden ruhen kann. Um Mitternacht soll der Gute noch eine Ansprache halten… immerhin ist er Trauzeuge.“ Frederik sah skeptisch aus. „Mal schauen, wie wir ihn wieder hinbekommen. Zur Not mit einem Eimer eiskalten Wasser. Oder ein kurzes Bad in der See draußen?“ Er lachte.
Bei Gareth und Leif war alles nach wie vor beim Alten. ‚Sir Aldur‘ wurde umlagert. Leif saß mit einem rötlichen Getränk auf einem Stuhl etwas abseits von der Masse.
Sie konnte nicht anders als zu lachen. Es war nicht schallend, aber dennoch so auffällig, dass sie sich wie es sich für eine Frau gehörte eine Hand leicht vor den Mund hielt. Lilliana wusste, dass Jean es morgen bereuen würde, aber die Idee von Frederik ihn bis zu seiner Rede ruhig zu stellen hatte etwas. "Es gibt bestimmt mehr als genug Zimmer hier in diesem Haus um den Sieger schlafen zu legen und zur größten Not muss ein Vertreter von Jean die Rede halten." Lilliana winkte einen Diener heran, den sie bat Frederik zu helfen bzw. ein Zimmer für wenige Stunden für den Trauzeugen zu finden. "Ansonsten fragen wir Leif. Als Heiler kennt er bestimmt sanftere Methoden gegen den Genuss von zuviel Bier und Wein." Sie ließ Frederik frei gewähren und würde stattdessen der Fürstin endlich ihre Aufwartung machen. Schon zu lange hatte sie darauf gewartet und so sank sie abermals in eine Referenz, nur um aus dieser nach einer Aufforderung wieder aufzustehen und ein paar Worte mit der neuen Frau an Balduins Seite zu plaudern.
Die Fürstin nickte ihr dankbar zu aber mehr als diese Floskeln konnte sie leider nicht austauschen. Sie entschuldigte sich, da sie dem Gatten von Gräfin Johanna den nächsten Tanz versprochen hatte und verschwand in der Menge der Tanzenden.
Nach wie vor fielen Lilliana die beiden Männer auf. Der mit der Kapuze hatte diese mittlerweile zurück geschlagen und die Toreador nicht aus den Augen gelassen.
Er blickte missmutig drein, aber man könnte den Gesichtsausdruck auch als Traurigkeit deuten.

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Der andere biss die Lippen aufeinander und wirkte etwas unschlüssig. Irgendetwas schien ihm nicht so recht zu gefallen. Er drehte sich dann jedoch zu einem Diener um und griff nach einem der Pokale die dieser überall herumreichte und führte diesen an die Lippen.
Nach der Verabschiedung von der Fürstin nahm Lilliana einen der dargebotenen Kelche an, führte ihn jedoch nicht an die Lippen, sondern blieb für einen Moment stehen und sog alles in sich auf. Leif, wie er alleine wohl an einem Wein oder Blutgetränk nippte, Gareth umringt von Frauen, die jeder einen Tanz mit ihm wollten und Lucien, der gerade zurückkam und lachend Frederik half Jean weg zu bringen. Und sie? Lilliana hatte den großen Drang es Leif gleich zu tun. Frederik erwies sich nicht als idealer Begleiter, ebenso wie sie heute Abend nicht die beste Figur abgab. Ihr fehlte jemand. Schon sehr lange. Und die Gewissheit das er in ihrer Nähe sein musste...sie merkte förmlich wie ihre aufgebaute Selbstbeherrschung schmolz. Nein, sie durfte nicht hier sein, aber sie musste, das war sie dem neuen Paar schuldig.
Die Tatsache, dass sie nun offensichtlich alleine war beflügelte erneut den Mut der beiden stillen Beobachter. Beide traten näher, doch wurde der eine, der den Kelch in der Hand hielt mit einer festen Bewegung am Arm zurück gehalten. Der braunhaarige Hüne blickte ihn fest an, schüttelte den Kopf und schien ihm wohl etwas zuzuflüstern, das ihm wenig zu gefallen schien.
Die Zeit nutzte der andere zuvor düster drein blickende Mann aus. Er lächelte jedoch als er auf sie zutrat. Seine Stimme war leise. „Ihr müsst Lilliana von Erzhausen sein, wenn ich mich recht entsinne. Ottfried von Tand, wenn ich mich vorstellen darf.“
Lilliana neigte leicht den Kopf, da sie den Kelch in der Hand trug war eine Referenz unmöglich. "Guten Abend Offried von Tand. Ihr müsst ein Begleiter des Stefan von Krautz sein." sie machte eine Pause. "Darf meine Person daher annehmen, dass ihr ebenfalls aus Rotterdam entstammt?"
Ottfried schüttelte den Kopf. „Mitnichten. Ich reise weder mit einem von Krautz, noch bin ich aus Rotterdam. Ich stamme ursprünglich aus Augsburg, bin jedoch derzeit in den Diensten des deutschen Königs Friedrich unterwegs.“ Wieder folgte ein Nicken. „Ich bin euch in Augsburg begegnet und habe damals für euer Aufenthaltsort in unserer schönen Stadt gestimmt.“
Lilliana lächelte ihn entschuldigend an. "Dann heiße ich sie hier in Flandern willkommen. Sie müssen eine weite Reise gehabt haben. Augsburg liegt viele Nachtritte von Brügge entfernt." sie machte kurz Pause um ihm die Chance zu geben etwas darauf zu erwiedern ehe sie fortfuhr. "Werdet ihr noch weit reisen müssen im Auftrag des deutschen Königs?"
Er lachte kurz auf. „Ich hoffe nicht. Ich suche einen Mann namens Lucien Sabatier. Ich bin mir recht sicher, ihr könntet in der Lage sein, mir zu zeigen um welchen Gast es sich handelt. Ich bin hier um ihm ein Angebot zu unterbreiten.“
Nachdem sie ihm zugehört hatte, wurde ihre Stimme etwas leiser und fester, als sie ihm antwortete und ihm dabei fest in die Augen blickte. "Natürlich steht es in meiner Macht euch Lucien Sabatier zu zeigen. Allerdings ist dies nicht der rechte Ort und die rechte Zeit um mit ihm über ein Angebot zu sprechen. Wobei ich hoffe, dass euer Angebot friedlich ist. Von Krieg haben wir erst einmal genug." Ihr Blick streifte von ihm ab, hin zu der Stelle wo noch eben Lucien und Frederik gewesen waren.
Ottfried schien sehr amüsiert. „Mein Herr ist ausgesprochen friedliebend auch wenn er auf Geheiß des Papstes verpflichtet ist einen weiteren Kreuzzug zu planen. Seine Bestrebungen hier in diesen Landen sind persönlicher Natur. Er hat bereits, im Gegensatz zu mir, die Bekanntschaft dieses tatkräftigen Mannes gemacht.“ Er sah sich im Raum um. „Könntet ihr mir bitte zeigen um wen es sich handelt. Selbstverständlich wäre ich auch der Lage jeden etwas blasseren Gast näher ins Auge zu fassen aber zum einen möchte ich das euren Nosferatu gerne ersparen und zum anderen selbstverständlich einen Bruch der Traditionen vermeiden.“
sie nickte seinen Ausführungen zu und lächelte ihn an. "Ihr habt Weisheit Ottfried von Tann." sie stellte auf einen der Tische den Kelch ab, ehe sie ihn wieder ansah. "Lucien Sabatier wird noch eine kurze Weile abkömmlich sein, er bringt einen Gast auf ein freies Zimmer. Sobald er zurückkommt stelle ich ihn euch vor. In der kurzen Zwischenzeit würde ich gerne nutzen und auf die Tanzfläche." sie ließ das weitere unaufgefordert einfach mal stehen und wartete auf seine Reaktion.
Ottfried schüttelte den Kopf. „Ich freue mich, wenn ihr mich dem Herrn Sabatier heute Abend noch vorstellen würdet. Sagt ihm einfach, ich warte in der Gästeresidenz der Burg auf ihn. Als Tanzpartner kann ich euch leider nicht zur Verfügung stehen. Zum einen bin ich ein grottiger Tänzer, zum anderen kenne ich die Schritte, die hier in Flandern getanzt werden leider nicht.“ Er deutete eine entschuldigende Verbeugung an.
Eine Stimme war aus dem Hintergrund zu vernehmen. „Vielleicht dürfte ich in diesem Fall aushelfen? Mein Herr?“ Der braunhaarige Mann, den Lilliana bereits mehrfach zu Gesicht bekommen hatte, trat näher heran und verbeugte sich vor dem Deutschen. „Edward Horton, ein bescheidener Fürst aus Kent.“ Er deutete vor Lilliana eine tiefere Verbeugung an. „Mylady. Wenn ihr so freundlich wäret? Ich bin zwar auch nicht wirklich firm, was die Abfolge der Schritte angeht, aber ich bin gern bereit es zu wagen und dazu zu lernen.“ Wieder sah er zu Ottfried. „Wenn ihr erlauben würdet.“ Der Angesprochene nickte freundlich und sprach dann erneut Lilliana an. „Vergesst bitte mein Anliegen nicht.“ Damit ging er Richtung Ausgang.
Der braunhaarige Mann sah sie zögernd an. „Wollt ihr versuchen die nächsten zehn Minuten mit mir auf der Tanzfläche zu überleben?“

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"Ich werde euer Bitte nachkommen, Ottfried von Tand, ihr habt mein Wort." damit wendete sie sich dem fremden Mann vor ihr zu und sie nickte, während sie sich bei ihm unterhakte um mit ihm auf die Tanzfläche zu gehen. "Ihr fragt sehr charmant. Aber ein Fürst aus Kent? Ich muss heute Abend großes Glück haben, dass ihr mit mir diesen Tanz wagen wollt." sie lächelte auch ihm höflich zu, während sie in die Ausgangsstellung für den folgenden Tanz ging.
Der junge Mann schluckte. „Das Glück ist ganz auf meiner Seite. Ich hoffe sehr, ihr werdet es nicht bereuen.“ Lilliana schritt leichtfüßig auf die Tanzfläche. Es wurde gerade ein etwas schnellerer Reigen aus Flandern gespielt. Sie kannte die Bewegungsabläufe, die Gestik der Teilnehmer, die Rufe, die die Tanzenden um den Rhythmus besser halten zu können, dann und wann ausstießen. Ihrem Tanzpartner hingegen war die Schritte in keinster Weise vertraut. Anscheinend hatte er vor langer Zeit getanzt, denn seine Fußabfolgen hatte man vor 10 oder 20 Jahren beigebracht. Ständig trat er ihr auf die Füße, schwenkte sie nach links statt nach rechts. Entschuldigend wandte er den Blick ab. Lilliana konnte genau ablesen was er gerade dachte. Wann würde diese Schmach für beide wohl beendet sein? Die anderen Tanzpartner jedoch nahmen die beiden gar nicht wahr, sondern beachteten nur ihre eigenen Schritte.

https://www.youtube.com/watch?v=eV1xumzX8dE

Als der Tanz endete verbeugte sie sich artig vor ihm und klatschte für ihn wenige Male in die Hände. "Ich bewundere den mehr, der es versucht, als den der gleich davor aufgibt. So seid stolz, Fürst von Kent." sie lächelte ihn aufmunternd zu und ließ sich dann von ihm von der Tanzfläche führen, während ihre Augen nach Lucien Ausschau hielten, den sie dann auch direkt neben Frederik ausmachen konnte.
Edward zog beide Augenbrauen in die Höhe und seufzte. „Ich wünschte, ihr hättet recht. Manchmal kommen mir jedoch hin und wieder Zweifel.“ Der junge Mann bemerkte ihren Blick und sah fast ein wenig traurig aus. „Ihr wollt zu eurer Begleitung, Prinzessin, nicht wahr?“ Er bot ihr seinen Arm. „Soll ich euch hinführen?“
Es war dieses eine Wort, dass ihren Kopf der eben noch in Richtung Lucien geblickt hatte zu ihm rumfahren ließ. Sie stoppte ihre Bewegung und sie schien einen Moment zu überlegen, was sie sagen sollte, was sie fragen wollte. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit schien sie ihre Stimme wiedergefunden zu haben. Allerdings war diese leise. "Wieso bist du nicht einfach zu mir gekommen. Dann hätte ich dir den Pfirsichbaum zeigen können."
Der Engländer sah sie leicht schräg von der Seite an und ein verschmitztes Lächeln legte sich auf die ebenmäßigen Züge. Seine Stimme war leise. „Ich hab erst vor kurzem einmal ohne vorherige Abkündigung den Weg in ein Anwesen gesucht… sehr, sehr dumme Idee, wenn ihr mich fragt.“ Er zuckte mit den Schultern. „Pfirsichbäume wachsen das ganze Jahr über, und ebenso eignen sie sich um das ganze Jahr über Männer daran aufzuhängen. Ich begehe leider immer wieder die ein oder andere Dummheit aber glücklicherweise neige ich nicht zu Wiederholungen.“ Er griff nach ihrer Hand und drückte sie an seine Lippen. Die ihr unbekannten Augen strahlten.

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Sie war im hier und jetzt das wusste Lilliana. Um sie herum das Fürstenpaar, Leif, Lucien, Ottfried von Tannt und all die anderen. Aber sie alle waren ausgeblendet, denn sie hatte nur ihn in ihrem Blick und lediglich die innere Stimme in ihrem Inneren, die eine leise Warnung aussprach in welcher Gesellschaft sie sich befand, bewahrte sie davor sich unschicklich zu benehmen. "Ihr redet genauso wie der Mann, den ich aus tiefsten Herzen liebe und dessen Rückkehr ich seit vielen Jahren erwartet habe." sie drückte seine Hand und holte sich dann ins hier und jetzt zurück. "wird dieser Mann nun hierbleiben?"
Ein kurzer, erschrockener Blick ging nach links und rechts. „Das mag vielleicht am gemeinsamen englischen Dialekt liegen, Prinzessin.“ Er kaute eine Sekunde nachdenklich auf seiner Unterlippe, dann hatte er einen Entschluss gefasst, griff fester nach ihrer Hand und zog sie so rasch es ihm gelang ohne Aufmerksamkeit auf sie beide zu ziehen hinter sich her. Er ließ eine Tür hinter sich, hastete eine Treppe hinauf, an einigen Dienern vorbei und öffnete schließlich eine Tür, die durch ein Gästezimmer und schließlich auf einen Balkon führte. Auch von hier war das Meer zu sehen und das ewige Rauschen leise in der Tiefe zu hören. Er hielt sie eine Armeslänge entfernt von sich, sah sie lang an. „Du bist noch genauso schön wie zum allerersten Mal in meinem seltsamen Traum.“ Dann schloss er sie fest in seine Arme und atmete tief den Duft ihres Haares ein.

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Verfasst: So 13. Mär 2016, 21:21 


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BeitragVerfasst: Sa 19. Mär 2016, 19:35 
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Lilliana ließ sich ohne Gegenwehr von ihm von fortführen. Ihr einziger Blick galt ihm. Endlich als sie beide auf dem Balkon angekommen waren, da fiel auch die letzte Scheu und sie fasste Will fest an den Schultern und umarmte ihn, ehe sie wieder losließ und ihre Hände stattdessen sein Gesicht sanft berührten und ein gehauchtes „Bitte bleibe hier!“ ihren Mund verließ, ehe sie den seinen mit einem leidenschaftlichen Kuss schloss, noch bevor er die Chance hatte darauf zu antworten.
Lilliana spürte wie er sie fester an sich drückte. Sie hörte ein leises, erleichtertes „Ich dachte schon, du hättest mich vergessen“. Dann erwiderte er ihren Kuss. Er vergrub seine Hände in ihrem hellbraunen Haar, ließ seine Hände über die Haut ihres Rückens wandern, erkundete ihren Mund, fuhr langsam mit seiner Zunge über ihre kalten Lippen.
Sowie sie seine Zunge auf ihren Lippen spürte, öffnete sie ihm mit einem wohligen Seufzen, während ihre linke Hand durch sein Haar ging und sich irgendwann sanft an seinem Hals ablegte. Währenddessen sich die rechte Hand auf der Suche nach der seinen machte, nur um sie zu umschließen. Leise wisperte es erneut, als sich ihre Münder für kurze Zeit lösten. "Ich habe gelebt für den Tag an dem du wiederkommst. Nie habe ich dich vergessen." Dann küsste sie ihn erneut, ehe sie sich zum ersten Mal bewusst von ihm löste und nach einem kurzen Blick zur Seite ihn verschmitzt lächelnd ansah. "Es ist so wundervoll dich wieder hier zu wissen."
Er seufzte mit einer ungewohnten Melancholie, sah zum Zenit als würde er dort nach etwas suchen. Als er wieder zu ihr blickte erkannte sie das vertraute Antlitz: die markanten Gesichtszüge, den kurzen Bart, das helle Haar und die grauen Augen. Er beugte sich zu ihr hinunter und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.
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„Ich habe dir so oft geschrieben. Habe gehofft, dich wieder zu sehen, auf ein Zeichen von dir gewartet… Ich dachte ich hätte mir nur eingebildet… dass…“ Die Worte schienen ihm schwer zu fallen und er wandte den Blick ab bevor er weiter sprach. „Ich dachte, du würdest es bevorzugen einen edlen Ritter an deiner Seite zu wissen.“
Sie ließ ihn gewähren, dass er zur Seite blickte, während sich ihr Blick veränderte und ungewohnt ernst wurde. Irgendwann jedoch merkte Will, dass sich ihre linke Hand wieder bewegte und weg von seinem Hals, hin zu seinem Kinn. Sie benutzte keine Kraft und würde ihn auch nicht drehen, aber es war offensichtlich, dass sie seinen Blick suchte. Ihre Stimme ging dabei von dem gewohnten sanften Wispern in einen lauteren melodischen aber festen Ton über und der Ausdruck in ihrem Gesicht zeugte von Entschlossenheit "Ich bevorzuge dich an meiner Seite und das sollen auch alle erfahren und das werden auch alle erfahren. Diesen Fehler haben wir einmal getan und unsere Liebe geheim gehalten. Und siehe was alles passiert ist, bis wir uns wiedersehen." Sie umarmte ihn plötzlich ohne Vorwarnung feste, während sie weiterredete und dabei wieder die flüsternde Stimme einnahm. "Ich habe keine Briefe erhalten bis auf deinen letzten bezüglich heute Abend, stattdessen wähnte ich dich für einen Moment in Gent tot." sie ließ ihn nicht los sondern vergrub sich mit ihrem Gesicht in seinem Haar und atmete bewusst seinen Geruch ein. Den Geruch, der ihr durch seine Decke all die Jahre in Erinnerung geblieben war.
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„Ich habe dir so oft geschrieben und dabei vermutet, du würdest dich weigern zu antworten, weil meine Rechtschreibung nicht gut genug war. Irgendjemand muss meine Briefe abgefangen haben. Du hast keine Ahnung wie glücklich es mich macht zu sehen, dass ich mich geirrt habe.“ Seine Lippen wanderten an ihrem Ohr entlang, über die Haut der rosigen Wange zu ihren Lippen und wieder küsste er sie, zunächst vorsichtig, erkundend, dann stürmischer, leidenschaftlicher, wie ein Verdurstender, der endlich das lang vermisste Wasser zu kosten bekam.
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"Warum, wer sollte das tun? Wer wusste davon?" sie hielt ihn weiterhin fest, während sie redete um ihn dann Einlass zu gewähren. Wispernde Fragen mit einem Gedanken in den Raum gestellt. Sollte Jaques wirklich? Aber wer? Die Erwiderung von ihr auf seine Leidenschaft folgte, Lilliana konnte spüren, wie sich etwas in ihrem Inneren von der Leidenschaft geweckt regte und die Augen aufschlug. "Ich hatte Angst, es würde nie geschehen oder du bei unserem Wiedersehen dich von mir abwenden..." sie ließ den Satz auslaufen während sie ihn erneut küsste. "Leif hatte gesagt, du wirst dich verändern. Ich habe dich gesucht, habe versucht Jaques abzulenken, dass er nicht mehr gegen dich agiert." Wieder küsste sie ihn, währenddessen sie ihn unbewusst sanft nach hinten an den Rand des Balkons drängte.
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Er ließ sich gegen die Balustrade des Balkons drängen während seine Lippen ihren Hals hinunter wanderten und Lilliana spürte den kalten Luftzug, der von unten, vom Meer zu ihnen hinauf geweht wurde. Offensichtlich bemerkte er ihn ebenfalls denn mit einem Male zog er sie an sich, legte ihre Arme sanft um seinen Hals und hob sie dann hoch. Kurz stahl sich ein Lächeln auf seine Züge, das sich zunächst zögernd, dann jedoch zunehmend überzeugt auf seinem Gesicht ausbreitete.
Er schritt mit ihr auf den Armen zurück in das mit einigen wenigen, jedoch kostbaren Möbeln eingerichteten Gästezimmer.
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Vorsichtig legte er sie auf dem weichen Bett ab und rutschte neben sie. Er nahm ihre Hand und führte sie an die Lippen „Das Zimmer gehört einem guten Freund von mir, der zu Gast bei der Familie Espen weilt. Niemand wird uns hier stören, Prinzessin.“ Er strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr und sah sie mit einem ruhigen Lächeln an. „Ich möchte nicht gehen… Ich habe lange nachgedacht. Ich habe einen riesigen Fehler begangen als ich ins Zimmer der Pariser Toreador stieg…“ Er seufzte. „Ich wusste, dass Jaques de Camarques dich zu sich eingeladen hatte und ich war in der Lage ihn unbemerkt zu belauschen als er einem Abgesandten aus Frankreich verkündete, er wäre sicher, du würdest dich seinen Plänen anschließen. Er wäre der Ritter, den du an deiner Seite wissen wolltest und sobald wieder Ruhe in Gent eingekehrt sei würde er dir einen Heiratsantrag machen. Es versetzte mir einen Stich als ich ihn solche Reden schwingen hörte. Als ich dann mitbekam, dass eine Toreador seiner Einladung gefolgt sei und nun im Zimmer direkt neben dem seinigen nächtige habe ich rotgesehen. Ich wollte wenigstens ein letztes Mal mit dir reden, dich fragen, warum… Deshalb bin ich durch das Fenster eingestiegen. Und statt dir war da nur diese rothaarige Furie. Ich war auf der einen Seite in Schock, weil sie zu schreien begann, auf der anderen unsagbar erleichtert, weil es nicht dein Gesicht war, das ich im Nebenzimmer von Jaques antraf.“
Ein mehrmaliges sanftes Nicken der Toreador war die Reaktion auf seine Ausführungen und als er geendet hatte, da griff sie ihm zärtlich unter das Kinn und küsste ihn erneut sanft, ehe sie ihn wieder freigab und das Lächeln verschwand ein wenig von ihrem Gesicht. "Ich habe sie alle getäuscht um dich zu schützen. Leif, Lucien, Gareth, sie alle waren wohl irgendwann wie du der Auffassung ich würde dich vergessen haben und stattdessen Jaques lieben. Stattdessen wollte ich ihn in Gent weilen lassen, der Stadt wieder die Ruhe geben und ihn an die Stadt binden, dass er in Brügge..." sie schüttelte den Kopf und ein trauriger Gesichtsausdruck machte sich breit. "Ich dachte, wenn er nicht mehr in Brügge ist und eine Gefahr für dich darstellt, dann kommst du zurück. Aber was die Folgen waren..." sie schluckte, während dessen vor ihrem geistigen Auge sich ein Bild formte. "Ich war selbstsüchtig und die Verachtung von Leif ist Bestrafung dafür. Und außerdem... es fußte außerdem alles auf einem Bluff." Lilliana sah Will wieder mit festem Blick in die Augen und küsste ihn neckend, während ihre rechte Hand auf der Höhe seines Herzens verweilte. "Du kleiner Ravnos. Denn, das ist in den Augen von Jaques dein Clan. Du kleiner Ravnos mit einer unguten Leidenschaft mir gegenüber."
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Er grinste sie mit einem übermütigen Lächeln an. „Ich habe genug von einem Ravnos an mir. Wenn nötig lüge und betrüge ich ohne mit der Wimper zu zucken und im Stehlen stell ich mich mitunter wahrhaft meisterlich an.“ Er begann die Haarspangen aus ihren Flechten zu entfernen und ließ ihre Locken wie Wasser durch seine Finger gleiten. „Ich denke, Jaques meinte meine Vergangenheit als Verräter, Geächteter und Gesuchter in England als er damals damit drohte meine Geheimnisse zu verraten. Sonst hätte ich mittlerweile schon einen ganzen Mob Hexer am Hals, schätze ich mal. Aber das wusste ich damals nicht und ich konnte das Risiko auch Leif zuliebe nicht eingehen. Es wäre unmöglich gewesen ihn in Gefahr zu bringen nach allem, was er für mich getan hat.“ Wieder küsste er ihren Hals und sie spürte, wie ihre Finger ihren Rücken hinab tasteten und bei den Bändern ihres Kleides halt machten. Langsam begann er mit unerwartet erfahrenen Fingern die Knoten zu lösen. "Dein Herz hab‘ ich, so scheint mir, erfolgreich gestohlen." Wieder grinste er.
Als ihre Haarspangen fielen schüttelte sie sich kurz vorsichtig, sodass die restlichen Haare befreiter zu allen Seiten fielen und ein sanfter wohlklingender Laut entkam ihrer Kehle und kurzzeitig hielt sie seine Finger davon ab, dass zu tun, was er vorhatte, bis er merkte, dass sie vorsichtig und langsam ihr Bein anhob um sich dann auf ihn zu setzen. Ihre Finger spielten zunächst sanft mit seiner Kleidung, als sie plötzlich von Leidenschaft wieder gepackt sich zu ihm hinunterbeugte und einen leidenschaftlichen Kuss von ihm einforderte. Ihre Zähne brachen dabei hervor, doch war sie sehr bemüht ihn nicht zu verletzen, stattdessen richtete sie sich nur wieder auf und sah ihn liebevoll an. "Wir beide sind Diebe des jeweils anderen, doch dieses eine Mal bereue ich nicht meine Tat.“
Gespielt lässig entwand er sich aus seinem Hemd und verschränkte dann die Arme hinter seinem Nacken. Der Anblick der schönen Toreador, das sah sie sofort in seinen Augen, schien ihm mehr als nur zu gefallen. „So missachtest du einmal deine Prinzipien und stiehlst etwas, das nicht das deine ist? Mein Herz? Du solltest dich was schämen. Wenn das dein Beichtvater wüsste?“

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Er beugte sich zu ihr hoch und auch Lilliana konnte sehen, dass er die Fangzähne ausgefahren hatte. Er drückte sie an sich und schob ihr die restlichen Kleidungsstücke von den Schultern. „… wenn er hiervon wüsste.“ Er fuhr ihr mit der Zungenspitze über die Lippen und Lilliana spürte die Schärfe der raubtierhaften Zähne, ohne dass er sie verletzte. Der Klang seiner Stimme war amüsiert. „Wehe du erzählst ihm davon. Ich will dem Mann in meinem Leben noch einmal in die Augen schauen können. Er lachte.

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BeitragVerfasst: So 20. Mär 2016, 22:46 
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Ein wohliger Schauer überfiel sie, als sie sich erneut der Situation gewahr wurde. Alles war so anders, so natürlich. Er, wie er dort vor ihr lag, sich wohlig im Bett räkelnd, wie er sie anblickte und dann sie selbst... Hier auf ihm drauf, von Herzen kommend. "Das hier gehört nur uns beiden mein Prinz!“ ihre rechte Hand fasste die seine und legte sie andächtig auf ihre eigene rechte Wange, an die sie sich kurzzeitig mit geschlossenen Augen schmiegte. Als sie sie wieder öffnete war sein Lächeln, dass erste was sie erblickte und ihre Augen strahlen ließen. Ihre rechte Hand, die noch immer die seine umklammert hatte, half ihm dabei ihn zu sich hoch zu ziehen. Unendlich vorsichtig verteilte sie weitere Küsse auf seinem Hals, allerdings genügte nur die simple Berührung ihrer Fangzähne auf seiner Haut, dass diese an einer Stelle auf der Mitte seiner Schulter ungewollt leicht aufbrach und ein sehr dünner Blutfilm, insgesamt ein ganzer Tropfen darauf sichtbar wurde, den sie mit einem weiteren Kuss aufnahm. Das Tier in ihrem Inneren, welches das Schauspiel mit bereits geöffneten Augen beobachtet hatte, streckte sich und verlangte nach mehr von dem was kaum seine Sinne berührt hatte und doch so verführerisch schmeckte und so kam Lilliana wieder hervor, sah ihm in die Augen auf der Suche nach der Antwort auf die nicht gestellte Frage.
Er sah sie noch immer an aber sie erkannte einen kurzen Schatten, der verflog als er erneut zu grinsen begann. Er hatte noch immer einen kaum merklichen englischen Akzent als er sprach „Leider kein Prinz, Mylady. Darf ich vorstellen: Will Adale, erfolgreicher Hochstapler, geübter Taschendieb, glaubhafter Lügner, meisterhafter Trickbetrüger, Wegelagerer, Verräter, Narr, verfolgter Salubri, offiziell Ravnos, Freund und Kamerad, mitunter auch Heiler und dir auf ewig zu Diensten, wenn du mich lässt?“
Sie ließ ihn ausreden ohne ihn zu stoppen oder korrigieren zu wollen. Sie alle, sie selbst mit eingeschlossen, hatten schon Dinge getan, die für andere aber auch für einen selbst Konsequenzen nach sich gezogen haben. Und auch jetzt, dass wusste Lilliana hatte sie eine Entscheidung getroffen. "Für mich, wirst du immer mein Prinz sein, an den ich mich auf ewig binden möchte." Ihre Hände rahmten wiederum sein Gesicht ein, bevor sie begann weiter zu sprechen. "Ich, Aurora von Hausen, Toreador, Kind von Gregor dem Älteren wähle dich Will Adale zu meinem Gefährten für die Ewigkeit." Die Worte erklangen aus ihrem Mund fest und ernst, während ihre Augen und ihr Gesicht ihn weiterhin anstrahlten.

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Er schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht annehmen… Eine Ewigkeit ist lang. Warte ab, ob dir dein Schicksal mit einem Vagabunden wie mir an deiner Seite zusagt… Es hält mit Sicherheit noch einige ungute Überraschungen bereit.“ Er seufzte leicht. „Wenn du möchtest kannst du irgendwann in ferner oder naher Zukunft deinen Schwur aussprechen.“ Er versuchte die trüben Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen. „Ich will dich. Jetzt und hier und solange ich denken kann.“
Sie seufzte etwas leise mit ihm auf, während sie noch immer sein Gesicht in Händen hielt und ihm einen sanften und nur gehauchten Kuss auf den Mund gab, ehe sie sich etwas mehr seitlich zu ihm hinunterbeugte und ihm ins Ohr wisperte "Dann für hier und jetzt und solange wir beide denken können." ehe sie überaus vorsichtig ihre Zähne in seinem Hals versenkte und sein Blut in sich aufnahm. Danach verschloss sie die Wunde so vorsichtig wie sie sie geöffnet hatte und nahm ihre linke Hand von seinem Kinn um einmal ihr offenes Haar komplett auf die rechte Seite zu streichen, bevor sie berauscht von diesem wunderbaren Geschmack seines Blutes einen leidenschaftlicheren Kuss von ihm einforderte, bei dem er Spuren seines Blutes auf ihren Lippen noch schmecken konnte. "Unser beider Schicksal ist schon länger verbunden als du es dir vorstellen kannst. Aber mit dir an meiner Seite, Will, fürchte ich es nicht."
Er genoss sichtlich das Gefühl als sie von ihm trank. Lilliana kannte diese Art der Ekstase nur von ihren Opfern, die verzückt erstarrten, wenn sie sie nahm. Will fuhr mit seinen Fingern über ihren Rücken, ihr Gesäß und die Schenkel und verharrte schließlich auf ihrem Bauch neben dem Nabel. „Ich möchte dich so wie ein Mann eine Frau will. Auch wenn das schon lang nicht mehr unsere Art ist, hab ich dennoch das Gefühl, das es dazu gehört.“ Seine Hände umfassten ihre Brüste, fuhren sanft darüber während er die Augen schloss.

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Sie gaben sich dem ältesten Tanz der Welt hin.



Von irgendwoher hörte Lilliana einige Zeit später laute Rufe. Offensichtlich fand gerade unten im Ballsaal die offizielle Ansprache des Trauzeugen statt. Ob wohl Jean in der Lage sein würde diese Aufgabe zu erfüllen? Oder würde Lucien diesmal als Jeans Doppelgänger einspringen müssen?
Wenige Minuten später, das konnte sie durch eines der Fenster erkennen, erfüllten seltsame bunte Sterne, die Lilliana nie zuvor gesehen hatte, das Firmament über der See. Das Wunderwerk ging wohl von einem der Segler aus, die in wenigen hundert Metern Entfernung durch die winterlichen Wellen glitten.

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Sie lag in den Armen des dunkelblonden Engländers, der sie fest an sich gedrückt hielt und tief den Duft ihres Haares einsog. Auch er hatte den Blick hinaus auf die Weite des Meeres gewandt. „Das ist wunderschön… Ob sich der Graf von Espen dafür wohl einen Tremere angeheuert hat, was denkst du?“
Auch wenn der Erschöpfungszustand bei einem Menschen stärker nach diesem Tanz ausgeprägt war, so empfand auch Lilliana so etwas wie eine innere Zufriedenheit während sie sich fest an Will kuschelte und das Wunderwerk vor ihren Augen genoss. Etwas in ihr wollte der Schönheit des Momentes noch ein wenig länger zu sehen, aber Lilliana entschied sich dagegen, als sie wieder in die Augen des Mannes vor ihr blickte. Sie grübelte über diese Frage nicht lange nach, sondern schüttelte nur mit dem Kopf. "Vielleicht eine von Alidas Waren aus fernen Ländern. Unsere Händlerin hat Waren aus der ganzen uns bekannten Welt." Lilliana schmuste sich noch etwas fester an ihn und redete dann mit einem Schmunzeln weiter. "Aber sieh es als Zeichen." Sie drehte sich kurzzeitig etwas so, dass sie auf die Decke des Zimmers schauen konnte. "Der Herr sieht auf uns herab." dann drehte sie sich wieder zu ihm und ein leises Lachen ertönte ihrerseits "Oh nein, Frederik...ich denke als mein Begleiter für die nächsten paar Jahrzehnte dürfte er wohl seit heute Abend keinerlei Gefallen mehr dran finden." Lilliana sah neckend zu ihm. "Was werde ich da wohl machen...?"
Er zuckte mit den Schultern. „Dir leider notgedrungen einen anderen Begleiter wählen? Wenn ich meine Wenigkeit anbieten dürfte? Oder besser nicht in Hinblick auf deine Füße und meine Fähigkeiten als Tänzer. Du solltest mal mit mir nach England kommen… Da sind die Tänze um einiges flotter, schneller und man achtet weniger auf die Schrittfolgen.“ Er lachte und sie spürte seine nackte kalte Haut als er sie an sich drückte und einen Kuss auf ihren Handdrücken hauchte.
"Ich denke da lässt sich ein Abkommen arrangieren Mr. Adale im beiderseitigem Einverständnis natürlich. Sie können mir ihre Tänze aus England beibringen und mir alles berichten was sie von ihrer wunderschönen Heimat wissen, ehe sie mich dorthin entführen dürfen..." sie machte eine Pause, um einen Kuss von ihm einzufordern, während sie dabei ihre Zunge über seine Lippen fahren ließ. " im Gegenzug dessen werde ich ihnen den flandrischen Tanzstil beibringen und sie dazu bringen sich selbst wieder zu mögen, denn ich liebe alles an ihnen." ein Schatten war kurz durch ihr Gesicht gehuscht und die letzten Worte wurden immer leiser gesprochen. Hier waren sie nun beide. Nackt nachdem sie eben noch im Rhythmus des ältesten Tanzes der Welt gewesen waren. Lilliana sah ihm tief in die Augen hinein, während sie ihn weiter anlächelte, eine Spur schüchterner als vorher, aber ehrlich gemeint. Einem Impuls heraus folgend stieg sie wieder auf ihn, legte sich dann aber sanft etwas an der Seite von ihm ab, sodass ihr komplettes Gewicht nicht vollständig auf ihm lastete. Währenddessen spielten ihre Finger mit seinem Haar und drehten es zu kleinen Locken, ehe sie es wieder losließen um von vorne zu beginnen.
Will blickte zur Decke und Lilliana konnte ihm ansehen, dass ihm wohl tausend Gedanken durch den Kopf schossen, die er aber nicht auszusprechen gedachte. Er drehte sich noch einmal zu ihr, fuhr mit der Zungenspitze von ihrem Ohr zu ihrem Hals hinab. „Ich nehme euch beim Wort, Prinzessin.“ Dann fuhr er erneut seine Fänge aus und biss in die zarte Haut ihres Halses. Lilliana spürte das Gefühl der Ekstase als er von ihr trank, sich das von ihr nahm, was er wollte. Dann ließ er von ihr ab und atmete tief die kühle Winterluft ein. „Ich bin bei dir und ich werde nicht weggehen. Ich habe mich und damit auch dich, Leif und meinen treuen Kamerad John in eine echt missliche Lage gebracht. Weil ich nicht nachgedacht, zu wenig geplant habe, zu überzeugt war. Auf mich ist eine Blutjagd ausgerufen worden, aber ich schwöre dir, ich werde versuchen, das wieder gerade zu biegen. In das Zimmer der vermeintlichen Geliebten zu steigen ist dreist aber ich hatte niemals ungute Absichten…“ Er seufzte. „Nur leider muss ich ein paar Leute davon überzeugen. Mme Lafalle, die in der Lage ist ihre Anklage zurück zu nehmen, Leif, der sich für mich in eine echt missliche Lage begeben hat. Nur ein wahrer Freund wäre so uneigennützig und treu… vielleicht den ein oder anderen Genter Kainit. Der heftigste Fürsprecher für die Blutjagd ist fort: Jaques. Vielleicht muss ich mich für 10 Jahre in Frondienste für Gent begeben? Aber ich will mein Leben zurück, meinen Namen, auch wenn er nicht der eines ehrbaren Edelmannes ist und mein Gesicht. Ich will nicht jede Nacht aufs Neue mit den Augen, den Haaren, der Haut eines anderen herumlaufen…“
Sie hatte es nicht kommen sehen, aber als er von ihr trank gab sie sich dem Gefühl der Ekstase wieder hin, während dasTier in ihr die Augen wieder öffnete und sofort schloss, als er von ihr abließ, während sich ein kleines Blutrinnsaal von ihrem Hals abwärts bewegte und stoppte als sie die Wunde zu versiegen brachte und sich wieder neben ihn kuschelte. "Ich stehe auf deiner Seite, auch wenn dir der offizielle Tod die Möglichkeit bringt einen Neuanfang zu wagen, so weißt du doch immer, dass es nicht dein Gesicht ist. Ehrbarkeit und Ehrlichkeit Will, das sind deine Züge." sie seufzte einmal aus und spielte kurzzeitig die Szenarien vor ihrem Auge ab.

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"Die Kainiten Gents haben sich nicht an einer Blutjagd beteiligt, aber durch sein Wort, dass er dich zur Strecke gebracht hat, hat sich mein Bruder Leif einen Meineid geleistet. Ich kann nicht abschätzen, wie er darüber denken wird, wenn du mit deinem Wunsch an ihn herantrittst. Ich weiß, er wollte dir die Freiheit geben, uns die Freiheit geben. Dies hier ist sein Geschenk." Sie beugte sich etwas mehr zu ihm und küsste seine nackte Haut unter der rechten Schulter. "Madam Lavalle ist fort, zurückgekehrt an den französischen Hof, wo sie sich sicher wähnt in den Händen des dortigen Prinzen. Vielleicht kann man sie noch dazu überreden mit einer Entschuldigung, aber ich fürchte sie wird dir einen harten Preis dafür diktieren." Lilliana machte erneut eine Pause, während sie in seine Augen blickte. "Madam Borluut dürfte zu überzeugen sein. Ihr eigener Bruder ist nun hier in Brügge und unter Gareths Aufsicht. Sie ist überlegt und sie zeigt Mitgefühl, auch wenn es nicht immer so offensichtlich erscheint." Lilliana ließ sich etwas zurückfallen und legte wieder den Kopf an seine Seite, während ihr Blick an die Decke ging. "Aber was auch geschieht, es betrifft Leif ebenso. Wir sollten seine Meinung wenigstens dazu hören und respektieren." Ein dunkler Schatten, den er aber nicht sehen konnte stand ihr ins Gesicht geschrieben, bis sie sich schnell an ihn schmiegte und die Augen schloss.

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Will nickte. „Ja, das macht mir auch die meisten Sorgen. Leif…“ Er ließ einige Minuten verstreichen. „Alida weigert sich mir ein neues Gesicht zu schaffen. Sie ist zwar eine Tsimiske, will aber mit den Kräften der Unholde so wenig wie möglich zu tun haben. Außerdem will sie sich nicht an der Vertuschung eines Verbrechens beteiligen… Egal. Ich habe kein Recht sie mit in diese Bredouille zu ziehen."
Sie nickte oder schüttelte so sachte zu seinen Ausführungen den Kopf, dass Will es womöglich nur als sanfte Berührung an seinem Körper wahrnahm. "Man muss unterscheiden. Alida widmet sich wohl den Kräften ihres Clanes und könnte dir ein neues Gesicht geben, aber sie hat ihre Entscheidung getroffen und bleibt ihren Prinzipien treu. Ihr Interesse gilt der Familie und dem Wohl der Stadt Brügge auf immer und ewig." Sie machte eine kurze Pause. "Ich frage mich manches mal, ob sie sich nicht einsam dabei fühlt, diesen Weg zu beschreiten.
Er sah sie an. "Ich habe von Kobalt das über Verdunklung gelernt, was er selbst weiß. Und ich geb‘ das Wissen gerade in der Kanalisation an den jungen Borluut weiter. Zum einen tut mir der Gute leid, zum anderen tue ich etwas Gutes für die Genter Handelsfamilie, das mir vielleicht dereinst einen Gefallen einträgt. Und zum anderen sind Gerrit als Magistrat und damit auch Kobalt, der stets zuerst die Belange von Gerrit im Kopf hat, zu beschäftigt um sich um Lorenz zu kümmern. Ich kann mir mittlerweile ein ausgesprochen hübsches Äußeres verschaffen. Aber einem wirklich genauen Blick, wie zum Beispiel dem deinen, wird er nie stand halten. Jeder Kainit, der in der Lage ist weiter zu sehen wird mich erkennen und auffliegen lassen können."
Lilliana brach ab und schaute dann wieder verschmitzt lächelnd zu Will. "Ich habe mich schon gefragt, woher du diese Fähigkeit gelernt hast dich so zu verändern. Also von Kobald gelernt und nun gibst du selbst Unterricht damit der junge Borluut endlich wieder an die Oberfläche kann...?" sie küsste ihn erneut sachte auf seine nackte Haut ehe sie fortfuhr, während sich Bilder vor ihrem Auge abspielten.
„Man tut was man kann, oder? Der arme Kerl steckt in einer wirklich beschissenen Situation aus der ihn leider kein Gott der Welt wieder rausholen kann. Da kann man wenigstens versuchen es ihm so angenehm wie möglich zu machen. Für mich waren die Kräfte der Verdunklung eine zusätzliche Sicherheit, die mir schon des Öfteren geholfen haben. Für ihn ist es jede Nacht aufs Neue eine Notwendigkeit zum bloßen Überleben."
"Ich denke mir, Lorenz wird sehr erleichtert gewesen sein, dass sich jemand mit dem Wissen um die Verdunkelung seiner angenommen hat. Ich habe ihn in Gent kennen lernen dürfen. Wie du sagtest, ist er vom Schicksal nicht dazu erwählt worden weiter an der Seite seiner Schwester bleiben zu dürfen. Ich hoffe, dass er in Gareth und Kobald Mitglieder seines Clanes findet, die in ihm eine andere Sichtweise auf seine Zukunft zeigen können."Wer sind eigentlich deine Begleiter?"
"Meine Begleiter?“ Er drehte sich in ihre Richtung und er dachte einen Moment nach. „Ich habe nur einen Begleiter, John de Braose. Er ist der treueste Mann, den man sich an seiner Seite nur wünschen kann. Er ist ein walisischer Fürst, der in den letzten Jahren mit aller Macht gegen König John gekämpft hat. Erfolgreich. Seit König Henry den Thron übernommen hat, ist alles friedlicher in England geworden und er hat sich entschlossen mit mir zu reisen. Leif und ich haben ihn mal vor einer Hinrichtung bewahrt. Ich glaube, er will mir diese Schuld irgendwann zurückzahlen und wartet auf den geeigneten Augenblick.“ Er griff nach seinem Hemd. „Ich sollte ihn dir vorstellen. Ein braunhaariger Hüne von einem Mann mit oftmals grimmigem Gesichtsausdruck und einem gewinnenden Lachen. Er ist ein ungeheuer fähiger Anführer und es gelingt ihm in fast jeder Situation auch die unterschiedlichsten Charaktere statt für ihre eigenen Ziele für eine gemeinsame Sache zu gewinnen. Hitzig und ausgesprochen trinkfest.“ Will lachte.

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Sie zuckte kurz beim Namen John zusammen und versuchte sich an eine Person mit dieser Beschreibung zu erinnern. "John de Barose, ich denke ich weiß, wen du meinst. Seine Gestalt ist nicht unauffällig." Lilliana drehte sich nun wieder vollends zu ihm und seufzte auf. "Wir müssen so langsam zurück. Ich muss Lucien noch mitteilen, dass Offried von Tand ein Angebot an ihn hat und auf ihn wartet. Du hast mich gehört, ich habe ihm mein Wort gegeben." Sie stützte sich auf und begann ihn von der Schulter hin zu seinem Hals zu küssen, ehe bei ihrem Ziel seinem Mund ankam. "Was ist dein weiteres Vorgehen. Wo willst du tagsüber hin? Wieder in die Kanalisation oder kannst du dir auch mein Haus vorstellen?"
Er schmunzelte zweideutig. „Ich kann mir viel vorstellen und meiner Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.“ Dann kämpfte er sich schweren Herzens von ihr los und stieg zurück in die Hose. Vollständig bekleidet reichte er ihr galant, jedoch die Handfläche in die falsche Richtung haltend, die Rechte. „Mylady? Wenn ihr nun beliebt euch zu erheben? Es wäre mir eine Freude ein letztes Mal euren nackten… Anblick genießen zu dürfen. Desweiteren war es mir eine große Ehre euch heute Nacht in meinem Bett… äh… an meiner Seite gewusst zu haben.“ Er zog sie zu sich hoch und umfing sie mit einem glücklichen Lächeln mit seinen Armen. „Darf ich Euch bitten kurz die Augen zu schließen damit ihr mit anstandsloser Begleitung zurück zum Fest geführt werden könnt?“ Er wartete bis sie die Lider schloß und küsste sie dann auf die Augen. Als Lilliana diese wieder öffnete blickte sie in das Gesicht des fremden Mannes, der sie vorhin zum Tanz aufgefordert hatte.

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Sie musste unwillkürlich schmunzeln, als er diese kleine Show vor ihr abzog, bedeckte sich aber doch ein wenig mit der Decke des Bettes. Dann schloss sie gehorsam die Augen und wartete ab, bis seine Kraft ihn wieder in den Mann verwandelte, der sie auf die Tanzfläche begleitet hatte. Dann suchte sie ihre eigenen Sachen zusammen und zog sich vor seinen Augen mit einem lachenden Gesicht an und flocht sich ihre Haare zu einer einfachen Knotenfrisur, ehe sie ihm ihre Hand reichte und sich die Kapuze ihres Kleides über den Kopf legte. "Mr Horton, wollen wir uns wieder in die Öffentlichkeit wagen und dem Ende des Festes beiwohnen?"
„Aber sicher. Ich will dir noch John vorstellen. Und wer weiß, was dieser Abend und die nächsten noch bringen mögen.“ Er küsste sie auf die vollen Lippen bevor er ihr die Tür aufhielt. „Prinzessin? Nach euch!“

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


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