Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Das Erwachen der Toreador (Liliana)
BeitragVerfasst: Fr 15. Mai 2015, 21:32 
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Lilliana hörte den Damen mit voller Aufmerksamkeit zu, nickte ein paar Mal, als die Damen den letzten Abend beschrieben, sagte aber zunächst nichts weiter, als sie von den weiteren Plänen des Franzosen neben ihr erfuhr. Durch sein Händeklatschen drehte sie sich unbewusst zu ihm herum, doch es war nicht der Franzose, es waren die Augen des jungen Mannes, der ihm nachschenkte und ihr Lächeln weich werden ließ. „So wie ich es vernahm, plant ihr weiter in der Stadt Brügge zu verweilen, um sie beim Aufbau zu unterstützen Jaques. Doch was ist mit eurer eigenen Heimat?“

Jaques schenkte ihr ein bezauberndes Lächeln. „Ihr seid zu freundlich, Mylady. Brügge musste gerade eine schwere Stunde überstehen. Alles braucht Unterstützung. Die Stadt braucht Euch! Und ich denke, Ihr könnt meine Unterstützung gebrauchen.“ Er deutete mit einer ausschweifenden Bewegung in die Gemeinschaft, erhob sich dann. „Ihr könnt die Unterstützung aller gebrauchen.“ Laut rief er aus. „Wir alle! Für Brügge! Für Liliana von Erzhausen, die tapfer gekämpft hat. Brügge für uns!“ Die Männer hoben ihre Becher. Jaques griff nach dem, den ihm der junge Engländer gerade gefüllt hatte. Vor allem die Frauen jubelten Liliana zu, griffen ebenfalls nach ihren Pokale und alle nahmen einen Schluck auf ihre Gastgeber. „Auf Jaques de Camarque!“ stimmten einige der Männer ein und die meisten nickten zustimmend. Plötzlich wurde es still im Saal als ein blonder Mann eintrat.
Liliana kannte den Mann nicht, doch kam ihr sein Gesicht vage bekannt vor.

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Wahrscheinlich einer der Benningtons schoss es ihr durch den Kopf. Einige der Männer und Frauen deuteten eine leichte Verbeugung an, andere blieben demonstrativ stehen und verschränkten die Arme vor der Brust und starrten in die entgegengesetzte Richtung. Jaques verbeugte sich und kam dann näher an den Mann heran. „Fürst? Es ist mir eine große Freude, dass ihr heute an diesem wohltätigen Abend mit uns die Becher kreuzen wollt. Die Zeit der Klingen ist für euch vorbei.“
Der junge Mann zog fragend eine Augenbraue in die Höhe, lächelte aber dennoch höflich. „Ist sie das? Das wird wohl das Schicksal zeigen, nicht wahr, Monsieur de Camarque?“
Will war ganz von seiner Tätigkeit als Mundschenk des Ventrue eingenommen. Liliana erkannte seine Anspannung. Immer wieder schluckte der Engländer schwer.
Jaques schnipste mit den Finger und deutete mit einem Wink zu Will näher zu treten. „Mundschenk? Bring unserem Fürst unseren besten Wein. Den roten Burgunder. Nichts ist gut genug für den obersten Lehnsmann unsere Gräfinnen.“ Wieder sah er in die Menge und hob den Becher. „Auf Balduin von Zeebrügge.“ Die Männer, die vorher misstrauisch zu dem Fremden geschaut hatten wurden von Jaques Enthusiasmus angesteckt und stimmten mit ein.“ Balduin griff Will, der sich bereits entfernen wollte am Arm und flüsterte ihm etwas zu, das nur für dessen Ohren bestimmt war. Liliana vernahm die leisen Worte dank ihrer besonderen Fähigkeiten dennoch. „Hinter dem Haus gibt es eine frische Quelle. Für mich bitte nur Wasser. Meine Schwestern bringen mich um, wenn ich mich hier besaufe und blamiere.“ Er lächelte, der Salubri nickte und verschwand fast erleichtert
Lilliana wandte sich kurz von Will ab und folgte dem Spruch des Ventrue, schaute dabei aber leicht verwirrt, als traue sie ihren eigenen Worten nicht. „Auf Balduin von Zeebrügge!“ Danach stellte sie den Becher auf die Tafel und fuhr sich durch das Haar. Wie beabsichtigt, lösten sich eine einzelne Blume, welche nun in ihrer Hand ruhte und sie schüttelte nur den Kopf, ehe sie in leisem Tonfall und mit Bedauern sich an den Gastgeber wandte. „Entschuldigt mich bitte einen Moment Jaques, ich möchte mich gerne wieder zurecht machen. Ich werde gleich wieder bei euch sein.“ Damit stand sie dann auch auf und ging denselben Weg hinaus wie Will kurz vor ihr durch die Tür.
Jaques reichte ihr galant die Hand und schenkte ihr einen Handkuss. „Selbstverständlich, meine Teuerste. Auch wenn ihr auch ohne Blume im Haar die Schönheit in diesem Raum erblühen lassen könnt“ Er lächelte ein wunderbar charmantes gönnerhaftes Lächeln in Richtung von zwei jungen Adeligen, die sofort verstanden und hinter Liliana her eilten. Eine senkte glücklich den Blick als sie an dem Franzosen vorüberschritt. „… aber selbstverständlich werden wir der Herrin behilflich sein.“

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Dann waren sie schon an Lilianas Seite als diese den Raum verlassen hatte. Balduin sah Liliana hinterher, seine Stirn legte sich dabei in Falten. Auch er schien zu überlegen woher er die Frau kannte.
Sie schritt hinaus und im gleichen Augenblick spürte Lilliana wie sie rechts und links flankiert von den beiden Damen wurde. „Meine Damen, aber das ist zu gütig von ihnen. „sie nickte den beiden zu „Ich möchte mich allerdings nur etwas frisch machen und die aus dem Haar gegangene Blume wieder hineinflechten. Gefällt es ihnen? Sie deutete mit der freien Hand auf die verbliebenen Blumen im Haar. „Da sie bereits hier waren, können sie mir sicher helfen die entsprechenden Örtlichkeiten schneller zu finden.“ Ihr Blick ging suchend über die Umgebung, hoffend darauf Will zu entdecken, wie er wieder von der Quelle zurückkam.
Die Damen waren sehr erfreut Lilian helfen zu können. Lilian erkannte die tiefe Zuneigung und offenes Interesse in deren Blick. „Die Blume ist wundervoll. Ich muss Richard unbedingt bitten diese Blumen auch in unserem Garten anpflanzen zu lassen, Wunderschön…“ Sie geleiteten Liliana zu den Gemächern in denen sie sich frisch machen konnte. Da diese tatsächlich in der Nähe des Gartens lagen konnte die blonde Frau den jungen Engländer erblicken als er an ihrem Fenster vorbei zum Saal schritt, den Silberpokal in der Rechten. Die beiden Frauen flochten gerade mit ihren zarten Fingern Lilianas Haar neu.
Lilliana hielt still, während sie die beiden Damen arbeiten ließ, es war gewohnt und für beide wohl ein Privileg. Als sie endlich den Mann erblickte, weswegen sie dieses Schauspiel hier draußen veranstaltete, begann sie sich zu konzentrieren und ließ ihre Kraft wirken. Lilliana spürte, dass es schnell ging und sie in den Kopf von Will leicht eindringen konnte. <Ich kann dich gar nicht mehr lieben als jetzt, Will Adale. Und ich kann nicht mehr entsetzt sein, in welche Gefahr du dich begeben hast… Ich freue mich schon mit dir auf normale Weise zu kommunizieren, dann werde ich dir zeigen, was es heißt mich so zu überraschen.> Man konnte deutlich ihr schmunzeln, während des letzten Satzes merken, ehe Will fühlen konnte, wie die Präsenz von Lilliana sich aus seinem Kopf zurückzog. Liliannas ganze Aufmerksamkeit gehörte wieder der Umgebung und damit den beiden Damen und mit einem „Danke“ erhob sie sich und besah sich die Arbeit im Spiegel. „Schicken sie einen Boten und ich kann ihnen Samen der Blume zukommen lassen.“ An die beiden Damen noch gerichtet, während sie sich wieder erhob und mit beiden wieder in Richtung des Saales schritt.
Will wandte ihr kurz einen Blick seiner blauen Augen zu bevor er weiter ging. Etwas Trauriges lag darin. Die Frauen waren nach wie vor sehr erfreut, tuschelten mit ihr, teilten ihr den neuesten Klatsche der adeligen Oberschicht mit und traten dann wieder in den Saal. Die Männer tanzten mit ihren Gattinnen oder standen in Grüppchen zusammen um miteinander zu beratschlagen. Eigne hatten dem Wein in besonderem Maße zugesprochen und sangen mit den Musikanten um die Wette.
Der blonde Fürst hatte an der Tafel von Jaques de Camarque Platz genommen, ließ sich den Becher von Will reichen und leerte ihn in einem Zug bevor er ihn auf den Tisch stellte. Der Franzose wirkte hoch erfreut, dass dem Fürsten das Getränk so mundete. Der junge Mann holte einen Beutel unter seinem Umhang hervor, reichte diesen an einen Diener und deutete auf den Tisch. „Für eure wohltätige Sache. Mir ist zu Ohren gekommen, dass ihr euch in dieser Nacht bereits zum zweiten Mal als Gönner für die Stadt erweist…“ Er beugte sich nach vorne und betrachtete den Franzosen eingehend, die Lippen noch immer zu einem leichten Lächeln erstarrt. „Interessant, da man ja in all den Jahren so wenig von euch erfahren hat. Ist es nicht ein Segen, dass ihr nun hier seid und die Adeligen auf den Weg der Gefälligkeit führt?“ Als Liliana näher trat erhoben sich beide Männer und verbeugten sich leicht.
Jaques trat an ihre Seite. „Wollt ihr euch nicht setzen, Mylady?“
Bei dem Blick, den Will ihr zugeworfen hatte, musste Lilliana unwillkürlich schlucken und gleichzeitig beschlich sie eine Ahnung, weshalb er dies getan hatte. Aber sie hatte das erreicht, was sie erreichen wollte. Am Eingang des Saales verabschiedete sie mit einem Lächeln noch die beiden Damen, während ihre Ohren bereits sich auf das Gespräch zwischen Jaques und Balduin konzentrierten. Ein Nicken ging an die beiden Herren, verbunden mit einem Lächeln, als diese sich erhoben und mit einem „Sicher. Nachdem die Blume wieder gebändigt worden ist, ist es mir eine Freude eurer Gesellschaft beiwohnen zu dürfen.“ Sie ließ sich in den schon vorher bereitgestellten Stuhl fließend sinken. „Welches Thema ist derzeit im Interesse der beiden Herren?“
Der blonde Mann lächelte freundlich, immer noch grübelnd, woher er sie kannte. „ich war gerade dabei unserem Gastgeber mitzuteilen, dass ich nicht allzu lange seine Gastfreundschaft genießen kann…“
Jaques wirkte ein wenig überrumpelt als Balduin weiter sprach.
„Verzeiht, Monsieur de Camarque, aber ich kann nur kurz euer Gast sein. Ein wichtiges Treffen treibt mich in die Tore von Brügge und es war mir eine große Freude auf dem Weg dorthin euer Gast gewesen sein zu dürfen. Eure Gesellschaften sind sehr erheiternd.“ Er blickte zu einem der lallenden Adeligen, der mittlerweile den Troubadour der Musikanten umarmte und Liliana bemerkte die Skepsis in seinen blauen Augen, die sofort einem freundlichen Lächeln wich als er zu Jaques sah. „Darf ich fragen, wen ihr auf zu suchen gedenkt?“
Balduin machte eine wegwerfende Handbewegung. „Einen alten Jugendfreund, den ich seit Jahrzehnten nicht gesehen habe. Die Missionen in Palästina haben es verhindert, dass ich im letzten Jahrzehnt nach Flandern heimkehren konnte, wie ihr bekanntlich wisst.“
Jaques nickte beiläufig als der blonde Mann weiter sprach. „Dieser Freund hat mir mehr als ein Mal das Leben gerettet…
Lilliana nickte verständnisvoll ob seiner Worte, nahm ihren Becher vom Tisch und trank noch einen Schluck daraus. „Dieser Freund muss wahrlich einen Platz tief in eurem Herzen einnehmen, aber wir schätzen es dennoch sehr, dass ihr den Weg zum Fest unseres großen Gastgebers auf euch genommen habt, damit ihr euren Beitrag für den Aufbau der Stadt Brügge dazu geben könnt.“ Ihre Stimme hatte sie sanft gehalten, aber allein die frische Erinnerung ließ in ihren Augen wieder eine Traurigkeit aufkommen. „Vielleicht mögt ihr uns eines Tages eure Erlebnisse von euren Missionen im fernen Palästina berichten. Ferne Länder zeigen so manche interessanten Kulturbräuche.“
Balduin lächelt wissend und mehrere Erinnerungen schienen sich in seinen Gedanken breit zu machen. „Ja, dem ist durchaus so. Einige meiner Geschichten sind wohl nicht für schwache Gemüter aber es gib sicher einige, die man als ausgesprochen interessant bezeichnen könnte. Das Heilige Land hat eine ganz eigene Faszination…“ Er erhob sich und Jaques tat es ihm gleich. „Erlaubt, dass wir, die Gastgeber, euch zur Tür geleiten?“
Lilliana hob sich nur kurz verzögert nachdem beide Herren aufgestanden waren und sie schritt zur Seite von Jaques, um dem hohen Gast, obwohl er nur kurz anwesend war, gebührend zu verabschieden. "Wir werden gewiss voller Faszination euren Geschichten lauschen."

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Jaques reichte Liliana den Arm und gemeinsam schritten sie mit dem Gast durch die Tür in die Eingangshalle. Im Kerzenlicht, das alles in roten Schimmer tauchte kam ihr der Mann plötzlich wieder bekannt vor und sie wusste, wo sie ihn bereits gesehen hatte… beziehungsweise… wen sie gesehen hatte: Martin, den Doppelgänger des Thronfolgers von Flandern. Das war über ein Jahrzehnt her…
Der Mann sah wie eine ältere Version des Doppelgängers aus, die Haut etwas brauner, das Haar durch die Hitze in Palästina etwas heller…
Äußerlich gesehen wirkte sie gefasst, in ihrem Inneren jedoch, tobte eine längst in Vergessenheit gegangene Erinnerung als Wirbelsturm immer heftete und hielt ihr zum wiederholten Male vor, dass auf kainitischer Ebene noch einiges zu geschehen hatte, ehe man wie bei der Stadt an den Aufbau denken konnte. Aber nicht heute Abend. Liliannas Blick begegnete dem von Jaques, ehe sie wieder Balduin in ihr Blickfeld nahm. Balduin: mit ihm hatte alles angefangen und hier in die Stadt kehrte er wieder zurück. Der kleine Junge, der zu früh in die Kreise der Kainiten geraten war und unsagbares Leid erleben musste. Lilliana betete nun in Gedanken für ihn, wünschte ihm gemeinsam mit Jaques eine ruhige Nacht, ehe beide wieder den Festsaal betraten. „Mir scheint euer Wein bekommt den Anwesenden etwas zu gut, Jaques.“ Ihr Blick blieb am Adligen hängen, der inzwischen einem der anderen Musiker das Instrument entrissen hatte und es entgegen dem eigentlichen Zweck als Taktstock missbrauchte und die anderen Anwesenden zum Singen aufforderte. „Eine Stimmung wie diese vermag leicht zu kippen.“
Jaques führte sie zu den Ehrenplätzen, sah sie dann jedoch an und lächelte. „Nein, meine Teuerste. Die Stimmung wird in keinster Weise kippen. Seid euch dieser Tatsache bewusst. Da ich nicht möchte, dass sie kippt.“ Die letzten Worte betonte er in besonderem Maße. Dann sah er sei eindringlich an. „Mögt ihr mir kurz auf den Balkon nach draußen folgen? Ich bin mir sicher, die frische Luft dort draußen wird einen zusätzlichen Roseschimmer über euren Teint legen.“
Lilliana erwiderte auf seine Worte nichts mehr, sie hielt aber seinen Blick, nicht fragend sondern verstehend. Ein letztes Mal schaute sie noch zu dem angetrunkenen und sichtlich erheiterten Fremden, ehe sie sich bei Jaques wieder einhakte und sich von ihm auf den Balkon führen ließ. "Ihr wisst mit Komplimenten umzugehen und eine Dame zu verführen alleine mit euch Zeit zu verbringen." ihre Stimme erklang weder vorwurfsvoll, sondern informativ und hallte in einer normalen Lautstärke dahin, während ihr Blick und ihr Lächeln Jaques galten.
Er führte sie auf den Balkon von dem sie einen wundervollen Blick auf den Eingangsbereich mit den hohen Bäumen hatten. In der Ferne brannten die hellen Lichter von Brügge in der Nacht. Er lächelte sie an und ließ einen Handkuss über ihre Finger gleiten. „Hat euch der Abend zugesagt, Mylady? Für euer Brügge ist mir kein Preis zu hoch.“
Lilliana ließ ihn gewähren und spürte die verwirbelte Luft auf ihrer Haut, während seine Lippen diese nicht berührten. "Es war ein Abend, der im Gedächtnis der Anwesenden bleiben wird und ich danke euch dafür, dass ihr, obwohl ihr erst seit wenigen Tagen erwacht seid, euch das Wohl dieser Stadt am Herzen liegt. Auch wenn sie derzeit in Trümmern vor uns steht." Lilliana ließ den Blick in die Ferne schweifen.
„Ihr liegt mir am Herzen, Mylady. Ihr seid Prinz dieser Stadt und als solche ist es wichtig, dass sie euch zu Füßen liegt, wie es sich gehört. Wir beginnen mit den obersten Adeligen und mit ihrer Hilfe wird es uns möglich sein Brügge ganz in eurem Willen zu gestalten und zu formen. Zum Wohle aller.“
Lilliana hatte sich bei seinen Worten zu ihm umgedreht. Ihr Blick sah ihn eindringlich an und er konnte spüren, dass sie mit den unterschiedlichsten Dingen in ihr kämpfte. "Euren Überlegungen stimme ich zu. Durch die Kontrolle über die Adligen wird es möglich sein Brügge neu zu errichten und zu formen. Was jedoch unsere Seite angeht, so fürchte ich seid ihr einem Missverständnis aufgesessen. Gewiss bin ich betraut mit den repräsentativen Pflichten dieser Stadt, aber Brügge gehört nicht mir allein. Ich bin Teil eines ganzen Rates, der anstelle eines Prinzen regiert. Gewiss ist dies ebenfalls ein hoher Posten, aber keineswegs zu vergleichen mit der Würde des Prinzenamtes. Wir haben sie bewusst aufgeteilt, Jaques." Lilliana hatte sein Gesicht im Blickfeld und maß seine Reaktion auf diese Worte. Waren sie überraschend? War er enttäuscht? "Und nun zu meiner wichtigsten Frage. Nennt mir euren Preis Jaques de Camarque, für dieses Geschenk eurer Großzügigkeit. Was ist es, das ihr begehrt?"
Jaques blickte sie irritiert an. „Ihr seid Liliana von Erzhausen, Prinz von Brügge. Hat man euch entmachtet? Euch aus dem Prinzenamt verdrängt und eine Farce, einen Rat, einberufen? Welche Dreistigkeit? Welche Frechheit! Und das nur, weil ich nicht da war um einzuschreiten…“ Er drückte sie kurz an. „… wie müsst ihr gelitten haben, meine Liebe.“ Sah sie dann mit seinen blauen Augen eindringlich an. „Macht euch keine Sorgen, alles wird wieder gut werden. Das mit den Adeligen ist der erste Schritt. Ich habe sie an uns blutsgebunden… die Männer an mich, die Frauen an euch. So sind wir beide in der Lage jederzeit den nötigen Einfluss zu nehmen. Ich weiß, es war ein unverzeihliches Vergehen euch während ihr schlieft der Vitae zu berauben aber ich tat es nur in bester Absicht. Unser Erfolg gibt uns recht: Die Damen und auch die Herren jubeln euch zu und feiern euch als ihre neue Herrin. Bald wird die Stadt wieder uns gehören.“ Er lächelte ihr zu, fuhr ihr dann mit einem Finger über die Wange. „Keine Angst, Mylady.“

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


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Verfasst: Fr 15. Mai 2015, 21:32 


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BeitragVerfasst: Mo 18. Mai 2015, 22:06 
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Lilliana trat einen Schritt von Jaques zurück, während ihre Augen ihn immer noch im Blick behielten. Der Wind der Stadt fuhr durch ihr Haar und ließ die einzelnen Blütenblätter sachte sich bewegen, während Lilliana bewusst eine Stille sich ausbreiten ließ, „Ich will nicht bestreiten, dass durch eure Andeutungen und meine Beobachtungen ich bereits auf denselben Schluss gekommen bin. Und ich will auch nicht bestreiten, dass eurer Vorschlag, eure bereits in die Wege geleitete Idee, indem ihr ohne mein Zustimmung mich meiner Vitae zu berauben, eine Verlockung darstellt eine neue Struktur aufzubauen und das alte Prinzenamt wiederzubeleben.“ Jetzt schaute sie von ihm weg. „Brügge braucht starke Persönlichkeiten, die dazu in der Lage sind den Menschen wegweisend zu helfen, damit die Stadt sich aus den Trümmern erhebt. Brügge ist mehr als nur eine kleine Stadt Jaques. Aber…“ und jetzt sah sie ihn wieder an und in ihrer Stimme hallte etwas festes, bestimmendes. „Diese Stadt war und ist und wird nicht die meine sein. Die hier mit mir ansässigen Kainiten lachen alleine schon bei dem Gedanken eine Frau, die noch dazu sich den Weg der Menschlichkeit ausgesucht hat, hegt Ambitionen und gleichzeitig schärfen sie ihre Krallen und Äxte.“ Lilliana trat wieder einen Schritt heran und in ihrer Stimme schwang eine Entschuldigung mit. „Seht ein, dass ihr getäuscht wurdet, aber behaltet euer Vorhaben bei. Unberechenbarkeit muss in manchen Maßen ein Riegel vorgesetzt werden, ansonsten werden die Mitglieder von Brügge zu wild und stürzen die Stadt erneut in ein Verderben. Und das wird dann größer über uns hereinbrechen.“ Sie seufzte kurz auf. „Ich habe für die Stadt gekämpft ja und ich würde es wieder tun, aber verzeiht mir. Ich muss mich neu sammeln, die Vergangenheit hat so manche Wunde wieder aufgerissen, deren Dornen sich unablässig in mein Herz gebohrt haben.“


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BeitragVerfasst: Do 21. Mai 2015, 22:12 
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Jaques blickte sie lange an, schien nur marginal zu verstehen, was sie ihm sagen wollte. Schließlich sah er sie eindrücklich an. „Ich habe euch in Poitiers als Prinz von Brügge kennen gelernt und ich weiß nicht, was geschehen ist, dass ihr das Amt nicht mehr innehabt. Jede Stadt braucht einen Prinzen und diese Stadt braucht euch, da sie die eurige ist. Und ihr braucht Kainiten, die euch unterstützen und zu euch stehen und nicht diese niederen Gestalten, die sich erdreisten herrschen zu wollen. Macht demjenigen, dem sie gebührt!“ Sein wütender Blick entspannte sich ein wenig. „Aber ihr habt recht, meine Liebe…“ Vorsichtig strich er eine Blüte zurück hinter ihr Ohr. „Wir sollten behutsam und mit Geduld vorgehen. Heute gehört uns fast der gesamte Adel Brügges, in wenigen Monaten über diesen dann die Truppen der Adelshäuser und damit bald auch deren Untergebene. Es ist nur eine Frage der Zeit bis wir soweit sind die Stadt zu Reichtum, Wohlstand und Ruhm zu führen. Gott hat die Herrschenden bestimmt. Und du und ich, wir gehören dazu. Wir übernehmen schweren Herzens die Verantwortung und dafür gebührt uns der nötige Respekt.“ Wieder zog er sie an sich und sie konnte seinen warmen Geruch wahrnehmen. „Keine Angst.“
Als sie Jaques zu sich zog, spannte sich Lilliana unwillkürlich an, befreite sich aber nicht aus seiner Umarmung, sondern schloss die Augen. Etwas in ihrem Inneren seufzte auf und schüttelte den Kopf. Dann trat sie von ihm zurück. "Angst sollte nicht das herrschende Gefühl sein. Weder für uns noch für die Menschen." Ihr Blick ging zurück zu in die Halle. "Ich möchte gerne zurück in die Gesellschaft."
Jaques nickte ihr zu. „Richtig. Ihr braucht keine Angst zu haben! Ich bin wieder da. Hier an eurer Seite. Wir werden dafür sorgen, dass alles wieder zu gegebener Zeit an seinen Platz gerückt wird. Vorerst spielen wir das Spiel mit… Das nächste Bankett zum Wohle der Stadt wird in einer Woche stattfinden.“ Er schien ein wenig zu grübeln. „Der junge Fürst Balduin war heute zum ersten male Gast in meinem Haus. Ich werde wohl noch einige Treffen benötigen bis der Bund geschlossen ist… Der Adelige, den man auch den Bastard nennt, gilt als viel beschäftigt und umgeht solche Feierlichkeiten für gewöhnlich. Ich frage mich, was er in Brügge zu tun gedenkt.“ Er schüttelte den Kopf wie um seine Gedanken zu vertreiben lächelte sie wieder an. „Ja, lass uns zurückgehen Werde ich euch vor dem nächsten Bankett wieder sehen? Wir waren lange getrennt.“

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Lilliana trat neben ihm wieder zurück in den großen Saal, sie ließ ihren Blick über die Menge schweifen, aber sie wirkte nachdenklich. Von ihm direkt angesprochen, drehte sie sich zu ihm um, damit sie Augenkontakt zu ihm aufnehmen konnte und blieb stehen. "Jaques ich..." ihr versagte die Stimme und sie nahm erneut Anlauf. “Ich schätze euch Jaques de Camarque. Ich schätze eure Loyalität, eure Entschlossenheit und der liebe Gott weiß, was ich noch an euch schätze. Aber für euren Frieden wäre es das Beste, wenn ihr nicht hier bleiben würdet. Ich denke, hier findet ihr nicht das, was ihr euch vorstellt." sie begleitete die Worte mit einem leichten Kopfschütteln.
Er fuhr ihr mit dem Zeigefinger sacht über die Wange und er lächelte gewinnend. „Das wird sich zeigen. Ich hatte einen Traum, wisst ihr…“ Dann trat er indem er ihr galant den Arm reichte mit ihr zurück in den Festsaal. Er führte sie auf die Ehrenplätze und schnippte kurz mit den Fingern nach dem Mundschenk. Will erschien augenblicklich und schenkte beiden nach und vermied dabei beschämt jeden Blickkontakt mit Liliana.
Jaques erhob sich und wendete einige frohe optimistische Worte an die Menge, da sich der Abend bald dem Ende zuneigen würde. Die Gäste ließen sich ein letztes Mal nachschenken, traten noch ein letztes Mal für ein Menuett in die Mitte des Raumes oder prosteten Liliana und Jaques zu. Wohl eine weitere halbe Stunde verging, die ersten Gäste brachen auf ohne noch einmal zu erwähnen wie erpicht sie darauf wären nächste Woche beim nächsten Bankett wieder ihren Teil für das Wohl der Stadt zu leisten und ein Wachmann erschien, der sich zu Jaques hinunter beugte und ihm einige Worte zuflüsterte. Liliana verstand durch den Lärm nur. „Mädchen. Was mach… mit … Gör?“
Lilliana ließ über sich ergehen, als er ihr über die Wange strich, aber die Überraschung war ihr für einen kurzen Moment anzusehen und ließen sie am weiteren Verlauf des Abends nur noch teilhaben. Sie fühlte sich nicht mehr wohl in ihrer neuen Haut und wollte gerade den Gastgeber informieren, dass sie zu gehen gedachte, als sie die Worte des Wachmannes unwillkürlich zurückhielt. Lilliana drehte sich zu Jaques, so dass es deutlich wurde, dass sie dem Gespräch Aufmerksamkeit schenkte.
Jaques sah den Mann fest an, stützte sich dann am Tisch ab und erhob sich. Er wandte sich ihr zu. „Verzeiht, meine Liebe. Eine kleine unvorhergesehene Unannehmlichkeit. Ich bin gleich wieder an eurer Seite.“ Damit ging er in Richtung Seitentür. Der Wachmann folgte.
Lilliana sah ihm nur einen kurzen Augenblick hinterher, als sie sich ebenfalls erhob und ihm folgte. Anspannung war in ihrem Gesicht zu lesen und sie schüttelte den Kopf. "Nein, nicht wie im Traum." sie beschleunigte die Schritte in Richtung der Seitentür und Entschlossenheit machte sich breit, ihr Blick suchte kurz noch Will, der in ihrem Blick Frage und Unverständnis ablesen konnte und ihre Lippen wurden am Ende schmal, als sie die Tür nur kurz nachdem der Wachmann sie hinter sich geschlossen hatte wieder öffnete. "Nicht wie bei Hans." wiederholte sie zu sich selbst.
Sie betrat einen kleinen Flur, wohl ein Gang durch einen der Seitenflügel des Gebäudes, sauber gestrichen aber nicht so prunkvoll wie die bisherigen Räume. Zwei Wachen hielten ein kleines Mädchen an den Armen, das heftig strampelte und um sich trat. Die Toreador hörte die hohe Stimme. „Lasst mich los, ihr Blödmänner.“ Marie. Jaques trat näher an die seltsame Gruppe heran.
Lilliana beschleunigte ihre Schritte, als sie ihre Nachfahrin an der Stimme und fast gleichzeitig in dem Griff der beiden Wachmänner erkannte. Am Ende rannte sie, ihr Kleid wurde leicht aufgewirbelt und ihr Mund stand ein wenig offen. Natürlich wurde sie dadurch gehört, aber das sollte sie auch. "Marie!" Erst kurz vor der Gruppe bremste Lilliana ab und ihr Blick ging zunächst zu Marie und dann zu Jaques. "Bitte überlasst sie meiner Obhut. Sie ist mein Mündel." ihr Blick ging zu Marie zurück.
Jaques zog eine Augenbraue in die Höhe, nickte dann den beiden Wachen zu abzutreten und vor der Tür zu warten. Er drehte sich zu ihr um. „Es war ein langer, erfolgreicher Abend, meine Teuerste. Habt Dank für eure ausgezeichnete, anregende Gesellschaft, Mylady.“ Er griff nach ihrer Hand, führte sie galant zum Mund und dieses Mal spürte sie die zarte Berührung seiner kühlen Lippen. „Ich werde die restlichen Gäste verabschieden, wie es meine Pflicht als Gastgeber ist. Bringt euer Mündel zu Bett. Es ist spät. Wenn ihr es wünscht werden meine Wachen euch nach Hause geleiten.“ Er strich Marie kurz über die Haare und zerwuschelte ihr die Flechten. Das Kind verzog den Mund und sah wütend drein. Dann stampfte sie mit dem Fuß auf den Boden. „Die dummen Männer wollten mich nicht zu dir lassen… Ich hab denen gesagt, dass ich Marie bin und zu dir gehöre. Bäh“ Jaques, der beiden schon den Rücken zugewandt hatte, schüttelte beim Geräusch des Stampfens nur den Kopf. Sein Gesicht konnte sie nicht sehen. Dann verließ er den Raum.
Lilliana bedankte sich noch bei Jaques für den gelungenen Abend und seine Höflichkeit Marie wieder frei zu lassen. Sein Angebot, dass sie Wachen bis nach Hause begleiten, würde sie höflichst ablehnen. Erst als Jaques weg war, würde Lilliana Marie stumm hoch nehmen, ihr Blick war verärgert und gleichzeitig erleichtert. "Ich bin sehr gespannt darauf junges Fräulein, wie du dein Verhalten mit dem 4. Gebot Gottes erklärst. Ich habe dir gesagt, dass ich alleine hier hoch fahre." Lilliana setzte sich mit Marie auf dem Arm in Bewegung zur Kutsche und ließ das Kind zuerst einsteigen. "Du weißt, wer und vor allem was ich bin Marie und ich weiß, dass solche Gesellschaften verlockend sind. Aber wenn ich nein sage, dann ist es ein nein." Die Kutsche setzte sich in Bewegung. "Du willst Freiheiten Marie und die sollst du auch bekommen. Aber Freiheiten bedeuten auch, dass man sie sich verdienen muss. Und man verdient sie sich nicht damit, dass man nachts und ich wiederhole mich Marie, nachts in tiefster Dunkelheit sich alleine auf den Weg macht." In Liliannas Stimme schwang Besorgnis mit, während sie ansonsten einen scharfen Ton inne hatte.
Das Mädchen verschränkte trotzig die Arme vor der Brust wehrte sich zunächst gegen Lilianas Griff. Sie war eindeutig schon zu groß um noch hoch genommen zu werden. Dann ließ sie sich aber in die Kutsche setzen. Wütend sah sie zu Liliana hoch. „Auch wenn ich dich lieb habe, du bist nicht meine Mutter! Sie blickte aus der Kutsche hinaus, die gerade wie so viele andere Fürstenkutschen auch das Gelände verließ.“ Vor Zorn liefen ihr die Tränen übers Gesicht und sie wischte sie mit dem Handrücken fort.
Lilliana seufzte nur auf. "Ich bin nicht deine Mutter Marie, aber ich bin deine Vorfahrin und du hast aus freien Stücken meine Kreise betreten und dich mir angeschlossen. Wenn du zurückmöchtest, werde ich dich nicht aufhalten und ich bin sicher deine Eltern wären erfreut dich wiederzusehen Marie." Sie sah sie wieder an. "Hier in Brügge leben nicht nur nette Menschen, hier leben auch Menschen, die dir Schaden möchten, die mir Schaden möchten oder anderen Menschen." Mit beiden Händen fasst Lilliana ihre Nachfahrin unter der Wange an. "Und wenn sie mir schaden möchten, dass müssen sie nur herausbekommen, wen ich liebe. Dich!"
Das Mädchen presste die Lippen verbohrt aufeinander und schwieg.
Lilliana ließ Marie wieder los und lehnte sich an die Wand der Kutsche, ihr Blick ging zur Seite. Stumm schaute Lilliana in die Nacht. "Ich sah sie nie aufwachsen. Ich wusste nur, dass es sie gab, aber gefunden habe ich sie erst Jahre später, da waren sie selbst schon Eltern und erwachsen." Lilliana drehte sich wieder zu Marie hin. "Ich möchte dich beschützen vor dieser Welt mein Herz. Ich möchte dich vor dieser dunklen Welt beschützen in der ich lebe."
Das Mädchen sah sie mit großen rot geweinten Augen an, verstand nicht, von wem Liliana sprach. „Ich kann auch allein auf mich aufpassen. Ich bin schon groß.“ Sie reckte das Kinn nach vorne. „Wen hast du erst so spät gefunden?“
Ein halbherziges Lächeln zupfte kurz an Liliannas Lippen als sie Marie zuhörte. "Ja, du bist sooo groß. Aber Größe beweist man auch, indem man nicht vor Wut auf dem Boden aufstampft wie ein kleines Kind, sondern höflich fragt und Fremde nicht als Blödmänner bezeichnet" dabei zeigte sich mit der flach ausgestreckten Hand die ungefähre Größe von Marie, wenn diese stand, dann wurde ihre Miene wieder traurig. "Meinen Sohn und meine Tochter. Sie waren Zwillinge und von meiner Tochter stammt deine Familie ab Marie. Meine Tochter Lilliana."
Marie nickte bei der Erklärung zu den Kindern. Dann sah sie wieder zum Fenster hinaus und die Minuten verstreichen quälend langsam
Das achtjährige Mädchen sah sie schließlich an während die Kutsche sich in gleichmäßigem Galopp dem Palast der Liliana von Erzhausen näherte. Offensichtlich hatte sich das Kind beruhigt. Ein vorwurfsvoller Ausdruck lag auf ihren Zügen. „Du hast mich nicht mal gefragt, was ich da in dem Palast bei dem Fest gemacht hab. Warum ich zu dir wollte…“ Wieder verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Ich hab geträumt. Von dem Mann, den du magst. Er geht in dieser Nacht. Das weiß ich… Und dann wirst du ihn lange, lange Zeit nicht wieder sehen. Ich wollte dir das sagen, weil ich weiß, dass du ihn lieb hast. Weil ich nicht will, dass du traurig bist.“
Lilliana sah nur noch überrascht zu Marie, ehe sie ein "Nein" leise ausstieß und den Kutscher bat das Gefährt in Richtung des Hospitals zu lenken. "Marie, wir können nicht zurück zum Haus von Jaques, ich hoffe, ich kann ihn im Hospital noch sehen. Wenn du müde bist, dann leg dich in der Kutsche hin und schlafe, ich werde so leise wie möglich sein."
Die Kleine schüttelte nur den Kopf. „Nein, ich bin nicht müde. Und ich will nicht schlafen. Die Nacht da draußen ist viel zu schön.“ Ein Schatten huschte über ihre Züge. Die Kutsche wendete mühsam in den engen Gassen.
"Möchtest du wirklich mehr über die Wesen der Nacht erfahren Marie?" Lilliana hielt ihren Blick, stellte aber interessiert ihre Frage, während sie gleich darauf seufzte. "Wieso nur, will er weg von mir?"
Das Angebot mehr über die Wesen der Nacht zu erfahren lehnte Marie ab. Sie schüttelte den Kopf. „Nicht heute Nacht…“ Wieder sah sie aus dem Fenster und Liliana hatte den Eindruck, das Kind war eher enttäuscht als wütend. Schließlich hielt die Kutsche vor dem Hospital. Die Pforten waren zu der späten Stunde abgeschlossen, aber auf ihr Klopfen hin öffnete sich das Haupttor.
Lilliana sah aufmunternd zu Marie. "Dann komm mit hinein Marie." Ihr Kopf nickte in Richtung des Hospitals und sie ließ den Kutscher vor der Tür warten. Lilliana trat ein auf der Suche nach einer Ansprechperson, die sie leise, um die zeitweiligen Bewohner des Hospitals nicht zu stören, nach dem Heiler Will Adale fragen und gegebenfalls auf ihn warten.
Marie kniff die Lippen zusammen. „Nein, Liliana. Ich kenne deinen Freund nicht so gut. Das ist etwas zwischen euch beiden…“ Sie hob den Blick und sah sie mit nachdenklichem Blick an. „Ich werde hier in der Kutsche warten.“
Die Schwestern des Hospitals erklärten Liliana, dass sie Will in der heutigen Nacht noch nicht gesehen hatten und dass er sicherlich in der Wohnung war, die er gemietet hatte. Liliana kannte die kleine gemütliche Wohnung aus zwei Zimmern, nicht weit von hier. Sie machte sich dahin auf, doch die Vermieterin des jungen Engländers, die Liliana aus dem Schlaf klingelte wusste auch nicht, wo er zu finden sei. Dann drückte sie Liliana jedoch ein Stück Pergament in die Hand. „Das hat der junge Mann hier gelassen. Für euch. So ihr euch denn hier einfinden würdet.“

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"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


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BeitragVerfasst: Fr 22. Mai 2015, 14:17 
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Die Haushälterin verließ, angesichts des fortgeschrittenen Zeitpunktes leise „Ach, die jungen Leute… die halten wirklich nichts von der gesegnete Nachtruhe…“ seufzend, die Tür und schloss sie hinter sich um sich wieder gemütlich in die Federn zu legen.
Das Pergament war mit einer kleinen schwer zu entziffernden Handschrift versehen. Liliana erkannte, dass die Nachricht in aller Eile verfasst worden sein musste. Sie war gespickt von Rechtschreibfehlern, Tntenflecken übersäten das Schriftstück.
Prinzesin. Isch kann dir mit Wortn nicht beschreibn wi unsagbar leit es mir tut dir diese Zeilen schreiben zu müsen, aber isch sehe keine andre Möglischkeit: Isch mus Brügge, dise wunderbare Stat, di mir mitlerweile lengst ans herz gewaksen ist verlasen. Unt schlimer noch: auch disch zurük lasen. Euer französischer Freunt war bei mir. Hat mir wissen erzelt das er nischt haben dürfte. Wissen über misch. Nischt bestimt für jemant andren. Dabei lies er ofen ob seine erkentnise sisch auf meine vergangnheit oder meine familje bezihn… du kanst dir denkn wofor isch misch mer fürschte…
Seine Bedingung war eindeutig. Wen isch bereid were im zu dinen, weren meine geheimnise sischer, ansonsten. Hir schwig er unt lies plats für meine eignen fantasin.
Isch mus gen. Um misch zu schütsen und di di dursch ales was isch weis in gefar geratn mögn. Auch bin isch nischt bereit das lebn eins sklawen zu fürn.
Fieleischt is es beser so: du bist eine adlige, hoer stant und verdinst etwas besres als misch: der gesetzlose unt di prinzesin: kein guter titl für eine geschischte mit zukunft, oder?
So meine wünsche war werdn mögn unsre treume auf ewig verbundn sein.
Will Adale

Das kleine Mädchen war neben Liliana getreten. Sie sah sie nachdenklich, strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht an und legte ihr dann die dünnen Arme um den Bauch, die einzige Stelle an die sie mühelos herankam um sie fest an sich zu drücken.

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


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BeitragVerfasst: Di 26. Mai 2015, 14:50 
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Während Lilliana die eiligen Zeilen laß oder an manchen Stellen sie noch entziffern musste, begann sie langsam nach unten zu sinken und auf beide Knie zu gehen. Das Blatt vor ihren Augen verschwamm immer mehr unter den blutigen Tränen, die ihren Augen entkamen. 10 Jahre hatte sie in einem stetigen Glück gelebt und ihre Beziehung zu ihm weiter wachsen lassen, nun war das Schwert auf sie beide niedergegangen… „Ich kann ihn jetzt endlich verstehen…Ich dachte falsch, dachte das es ihm etwas ausmacht kein Adliger zu sein…ich wollte meine Verwandte Costayne bitten ihm diesen Titel zu geben…für mich bestanden nie Unterschiede…deswegen redete er selbst in seinen Gedanken nicht mit mir…ich lag so falsch.“ Lilliana faltete das Pergament sorgsam zusammen und gab dem Papier einen Kuss, dann verstaute sie es in ihren Taschen am Kleid und inspizierte das Zimmer auf der Suche nach seinem Geruch. Sie fand eine ältere und einfach aussehende Decke, von der der stärkste Geruch von Will Adale ausging. Lilliana faltete sie zusammen und hängte sie über ihren rechten Arm, während der linke Arm Marie bei der Hand nahm und diese kurz fest drückte. „Es muss im Angesicht der Möglichkeiten eine Entscheidung getroffen werden. Will der Rat nicht einsehen, dass eine Reform von Nöten ist, so muss ihm bewusst werden, welche Alternativen sich bereits schon beginnen sich in Aufstellung zu bringen, anderseits zeigt mir Jaques welche Bedrohung und gleichzeitig welchen Segen er darstellt. Warum Marie?“ Lilliana sah zu ihrer Verwandten herunter. „Ist sein Ziel mich zu besitzen, zu beherrschen und zu kontrollieren, ganz wie in unserem gemeinsamen Traum?“ Damit stieg die Toreador mit Marie wieder in die wartende Kutsche und fuhr mit ihr gemeinsam in die eigene Unterkunft. Das Ende einer langen Nacht, dessen neuer Tag bereits zu erahnen war.

Nach der Verhandlung überbrachte ihr Ghul Michel einige Tage später an Leif Thorson ein mit dem Siegel der Toreador verschlossenes Pergament auf dem der Name Will Adale stand mit der Bitte, sollte der Heiler Kenntnis von dessen Aufenthaltsort haben, so möge er dieses Pergament an den Heiler Will Adale weiterleiten. Sein Inhalt war kurz und bündig gehalten: „Unter dem Baume, an dem wir uns trafen werden wir uns wiedersehen, so lange werde ich warten und beten, auf das deine Reise frei von Gefahren sei. Lilliana“


Zuletzt geändert von Lilliana am Fr 29. Mai 2015, 18:01, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Do 28. Mai 2015, 08:50 
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Als Leif die Nachricht die er von Liliana zugespielt bekam endlich erreichte, musste er sich stark zusammenreißen um nicht sofort wütend zu werden und entließ die aufgestauten Gefühle indem er einen Tonkrug in seiner Zuflucht, mit dem man normalerweise Wasser aus dem Brunnen schöpfte an die Wand schmetterte. Der Krug zerbrach mit einem lauten Scheppern in tausende Teile. Es war gut das er alleine zu Hause war. Was war hier passiert? Will war nicht aufzufinden? Warum? Die Gedanken des Salubri überschlugen sich und malten die verschiedensten Szenarien aus, von dem sich jedoch eins als am wahrscheinlichsten entpuppte. War er etwa gegangen? Er sollte doch selbst wissen wie gefährlich die Welt da draußen war. Gerade jetzt wo sich ihr Clan hier eine sichere Zuflucht zurückerobert hatte. Leif fasste einen Entschluss.

Noch in der selben Nacht würde Leif zu Lilianas Haus stürzen um mit der Toreadore zu reden. Er brauchte Informationen und alles was sie wusste. Vielleicht konnte noch etwas getan werden, etwas um das Mitglied seines Clans zurückzuholen. Leif seufzte jetzt zählte jede Stunde.

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BeitragVerfasst: Mi 3. Jun 2015, 12:40 
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In ihrem Gemach regte sich ein unruhiges Mitglied vom Clan der Rose in ihrem Schlaf. Bilder kamen und gingen und es dauerte bis sich eines festigte. Da war erst Wasser, doch das Wasser wurde ergänzt von einem Brunnen und ein Garten. In dem Brunnen spielten Kinder, fröhlich und ausgelassen und eine Frau schaute ihnen zu. Die Frau kam Liliana irgendwie bekannt vor sie konnte sie aber nicht zuordnen. Aber sie wirkte betrübt, unbewegt vom Lachen der Kinder. Schließlich erkannte sie den Ort. Es war ihr Garten auch wenn es den Brunnen darin nicht gab und alles wurde von einem großen Pfirsichbaum gekrönt der gerade reife Früchte trug. Er erwuchs dem gleichen Ort an dem sie diesen selbst gepflanzt hatte, als Zeichen ihrer Liebe zu Will Adele.

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BeitragVerfasst: Mi 3. Jun 2015, 18:02 
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Leif würde wie jeder Besucher des Anwesens von den Wachen am Haupteingang empfangen. Beide Soldaten nickten ob seinem Anliegen und einer kehrte um und holte Michel aus dem Haus, während der andere Wachmann bei Leif blieb. „Guten Abend Herr Thorson.“ Michel kam mit dem zweiten Wachmann wenige Meter vor ihm zum stehen und verbeugte sich leicht. „Die Herrin von Erzhausen ist ebenfalls vor wenigen Minuten aus dem Waisenhaus zurückgekehrt und möchte noch einen Moment beten. So ihr wünscht, hat sie mich beauftragt euch dazu herzlich in die Hauskapelle einzuladen, ansonsten bittet sie euch im Esszimmer oder im Garten auf sie zu warten.“ Michel streckte seine linke Hand in Richtung der wieder reparierten Türe des Hauses aus, während auch die beiden Wachmänner sich so zur Seite drehten, dass Leif mühelos an ihnen vorbeikam und verbeugte sich wieder leicht. Er würde Leif hinein und zu dem Ort begleiten zu dem ihn seine Entscheidung führt.

Der Nordmann betrat keine Kapelle zumindest nicht freiwillig und er gab dem Wachmann Michel zu verstehen das er im Garten warten würde. Leif verlor nicht viele Worte er war ungeduldig und höfischen Manieren die man 'Gästem' hier im Süden so oft auferlegte empfand er eh immer schon mehr lästig als wirklich hilfreich oder angenehm. Mit einer geschickten Bewegung schlängelte er sich an beiden Männern vorbei und betrat schließlich das Anwesen. Er sah die wiederaufgebauten Teile des Anwesens die sich in der Farbe des Steins oft von den älteren Strukturen unterschieden. Normalität kehrte langsam wieder in das Anwesen von Erzhausen ein. Etwas Normalität die sie eigentlich alle bitter nötig hatten. Mit ungeduldigen Schritten ging der Salubri im Garten auf und ab und setzte sich schließlich auf eine Bank um auf Liliana zu warten.

Das Innere des Anwesens lag ruhig dort, das Mondlicht schien in einen Teil des Gartens, dessen Blumen bei Nacht in einem anderen Schein ihre Schönheit offenbarten als bei Tageslicht. Und immer noch in der Mitte das frische Beet, in dessen Mitte die Samen eines Pfirsichbaumes begannen erste kleine Triebe unter der Erde zu entwickeln. In der halben Stunde, in welcher Leif warten musste, sah und hörte Leif zweimal Michel wie er eine Runde um das Anwesen drehte. Die Körperstatur angespannt und die Hand am Schwertknauf griffbereit und etwas entfernt aus einer der Türen drang eine leise Singstimme, die er ohne weiteres als die der Toreador identifizieren konnte. Endlich öffnete sich besagte Türe und heraus trat ein Mann in einer dunklen Kutte, welcher Leif schon einmal empfangen hatte. Heute hatte er zusätzlich ein schlichtes Kreuz umhängen, das er nun in die Hand nahm und küsste, ehe sein Blick kurzzeitig auf Leif hängen blieb, er sich leicht verbeugte und „Frieden“ sagte. Gleichzeitig mit seinem gesprochenen Wort erschien auch die Toreador, verneigte sich vor dem Mann und schritt dann beruhigt hin zur Stelle an der sich Leif hingesetzt hatte.

Leif war ungeduldig – wahnsinnig ungeduldig und die halbe Stunde schien sich ewig hinzuziehen. Nachdem er die Blumen bereits mehrere Male angesehen hatte und der Wachmann Michel bereits ein seinen zweiten Rundgang begann stützte lief der Salubri noch einmal hin und her nur um sich gleich wieder zu setzten. Dann schließlich kam Liliana. Er sagte nichts zu dem Priester der mit Lilianan aus der Kapella kam, nickte ihm allerdings ob seiner Begrüßung zu. Der alte Mann konnte nichts für seine Ungeduld und grundlose Unhöflichkeit war auch kein Charakterzug von Leif. Der Salubri nickte schließlich auch Liliana direkt zu und fiel gleich mit der Tür ins Haus. „Liliana. Was ist mit Will Adele geschehen? Warum fragst du mich ob ich seinen Aufenthaltsort kenne? Ist er...ist er etwa gegangen? Weißt du warum? Oder wohin er wollte?“

Als Leif begann seinen Fragenkatalog an sie zu stellen, blieb die Toreador stehen und hob die linke Hand mit der Innenfläche nach vorne. Ein beruhigend wirkendes „tscchh“ entfloh ihren Lippen, während sie die Augen schloss. Dann erst trat Lilliana näher, nahm die Hand wieder runter und setzte sich neben Leif auf die Bank, während ihr Blick wie zufällig am noch nicht zu sehenden Pfirsichbaum hängen blieb. „Ich schickte dir meinen Brief für Will, weil es dir schon einmal gelungen ist ihn als Mitglied deines Clans aufzuspüren und ihn in diese Stadt zu holen.“ Ihre Augen drehten sich von der frischen Erde weg hin zur nun wieder verschlossenen Tür. „Ich bete für seine Reise, aber eines Tages wird sie ihn wieder hierher zurückführen Leif. Zurück nach Brügge, zurück zu…mir.“ Ihr letztes Wort erklang so leise, dass es ihn wohl Mühe kostete es zu hören. Ihr Kopf drehte sich wieder zu ihm um und eine intensive Sehnsucht lag in ihrem Blick mit dem sie ihn nun ansah.

Leif atmete unnötigerweise mehrmals tief aus und wieder ein. In ihm wallte Zorn auf aber dieser war nicht auf Liliana gerichtet sondern auf die Umstände mit denen sein Clan in diesen Zeiten zu kämpfen hatte. Nein Wut und Ungeduld würden ihn hier nicht weiter bringen und er nahm sich zusammen um mit so ruhiger Stimme zu antworten. „Liliana.“ Auch er sah die Rose nun an ohne den Blick zu brechen. “In anderen Zeiten, einem anderen Leben würde ich dir vielleicht Recht geben. Aber nicht hier und nicht jetzt.“ Leif schaute sie immer noch an. „Du musst verstehen in welcher Situation mein Clan ist. Wir sind nicht mehr nur Flüchtlinge heutzutage. Wir werden gejagt als Dämonenpaktierer und Seelenfresser unabhängig von den Taten des Einzelnen, lediglich auf unser gemeinsames Blut und unseren gefallen Vorsintflutlichen reduziert.“ Dann schaute er in den Himmel. „Die Chance das Will jemals zu dir zurückkommen wird oder auch nur kann schwindet mit jedem Tag den er von Brügge fort ist. Diese Stadt ist einer der wenigen sicheren Plätze für unseren Clan den es hier noch gibt und Verrat oder Hinterhalt mögen hinter jeder Biegung auf ihn lauern. Er geht nicht auf eine Urlaubsreise – jeder Nacht dort draußen wird für ihn zu einem harten Überlebenskampf, einen Kampf den er alleine führt.“ Er stand auf. „Ich verstehe nicht, dass du ihn einfach ziehen lässt.“ Er seufzte.

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Lilliana erhob sich in einer fließenden Bewegung von ihrem Platz und schritt zwei Schritte an ihm vorbei, ihre Hände waren hinter ihrem Rücken ineinander gelegt. Sie atmete die frische Luft der Nacht ein und genoss das Aroma der Blumendüfte darin und schloss die Augen und hielt sie geschlossen. „Meinst du nicht auch, ich hätte ihn zurückgehalten, wenn ich eine wirkliche Chance gehabt hätte?“ es war nicht als Frage gestellt und sie fuhr fort und beantworte es sich selbst. „Will hat mich vor vollendete Tatsachen gestellt.“ Sie öffnete die Augen wieder und hatte sich zu dem Salubri wieder umgedreht und sah ihm wieder in die Augen, die Sehnsucht war verschwunden, stattdessen war eine Entschlossenheit zu finden. „Und es ist ihm nicht leicht gefallen Leif, aber ich betone nochmals, sein Schicksal führt ihn wieder hierher nach Brügge.“ Dann drehte sie sich wieder um und schritt wieder drei Schritte in die andere Richtung. „Ich tanze auf einem Seil Leif. Für Gott, für die Menschen tanze ich darauf, bis ich falle.“ Sie drehte sich erneut um und blieb stehen. „Was weißt du von Will’s Familie und damit meine ich nicht deinen Clan Leif. Gibt es Geheimnisse in seiner Familie, deren Enthüllungen heftige Auswirkungen auf ihn haben können?“

Leif atmete wieder tief und gleichmäßig. Dann antwortete er ihr mit ruhiger Stimme. „Wir tanzen alle Liliana. Jeden Tag wenn wir schlafen und jede Nacht wenn wir als lebende Tote unter den Menschen wandeln mach dir darüber keinen Illusionen.“ Er ging einige Schritte und drehte ihr den Rücken zu. „Gehen wir davon aus Will kommt wirklich zurück Liliana. Wann mag dies sein? In Zehn Jahren? In Einhundert Jahren? Und was wird Will Adele dann hier vorfinden? Eine trauernde Rose die auf ihn wartet? Oder eine Kainiten die ihr Leben wieder aufgenommen hat? Wer mag der nächste sein nach Will dem du dein Herz schenkst Liliana die nach der Liebe giert wie eine Verdurstende nach Wasser? Wer kommt nach Jaques de Carmaque und Will Adele?“ Er drehte sich zu ihr um. „Dies ist kein Vorwurf nur eine Feststellung. Und selbst wenn du auf ich wartest. Glaubst du er ist der Selbe Will den du hier verabschiedet hast? Oh nein Liliana. Er wird Tod gesehen haben, Zerstörung und auch anderes, wie erlebtes Glück und neue Freuden. Alles Dinge die er aber nicht mit dir geteilt hat und du nicht mit ihm. Er wird zurückkommen als ein anderer und er wird dich vorfinden als eine Andere. Ihr werdet wieder Fremde sein. Ich habe keine Kenntnis von den Dingen die Will oder seine Familie betreffen. Aber wenn solche Dinge auf ihn warten, dann wird es noch schwere für ihn als eh schon – auch schwerer für ihn den kommenden Sturm zu überleben der über Europa hereinbrechen wird.“ Schließlich suchte er ihren Blick schaute er ihr tief in die Augen. „Liebe muss gepflegt werden Liliana. Ansonsten vertrocknet und stirbt sie wie eine Rose im Winter. Und manchmal – ja manchmal, ja muss man sogar für sie kämpfen aber wie für alle Dinge die man kämpft muss es wichtig genug für einen selbst sein um wirklich in die Schlacht dafür zu ziehen.“

Da Leif ihr zunächst den Rücken zugedreht hatte, konnte er es nur rascheln hören, während sich ihre Schritte von ihm entfernten und in die Richtung der Mitte des Gartens auf dem Weg zusteuerten, wo sie stehen blieb und ihren Blick auf die Erde gesenkt hielt, während sie fortfuhr mit ihm zu reden. „Wer war die Frau, die einst dein Herz gestohlen und fort getragen hat, auf das du mir nur diese Worte sagen kannst?“ Lilliana ging in die Hocke und berührte mit der rechten Hand die Erde vor sich, schloss die Augen und konzentrierte sich. „Schwärmerei und Liebe gehen nicht konform und doch führen sie nun zu dieser Lage. Ich habe einen Fehler gemacht und diese Ranken, sie umklammern meinen Hals und halten mich ab zu atmen. Lilliana atmete nochmals tief ein und aus, ehe sie sich erhob. „Die einzige Möglichkeit, die mir bleibt für meine Liebe ist… zu gehen und ihn zu finden.“ Ihre Stimme wurde leiser und leiser, während sie sich beschämt wegdrehte. „Doch was würde dann hier geschehen?“ Lilliana kam mit schnellen Schritten auf Leif zu und legte ihm eine Hand auf die Brust in Höhe des Herzens. Ihre Miene war ernst „Du wärst weiter in der Gefahr, die ich hergebracht habe, wenn sie nicht mit meinem Verschwinden ebenfalls geht um mich zu suchen, weil sie…“ Lilliana schüttelte den Kopf und brach ab und nahm ebenfalls die Hand von seinem Körper und stand nur noch still da.

Er rührte sich nicht als Liliana auf ihn zukam um Körperkontakt zu suchen. Leif nahm schließlich die Hand der Toreador die sie gerade von seinem Herzen genommen hatte und umschloss sie mit seinen beiden Händen. Es war eine intime Geste die selten für Leif war. „Der...Mann.“ Und er ließ eine Pause um dem letzten Wort die entsprechende Gewichtung geben zu können. „Der Mann den ich einst geliebt habe hieß Knut. Er war ein König. Ein Krieger. Er war aber auch verrückt und wagemutig. Er war liebenswürdig und laut und verschmähte nie einen Krug von was auch immer so lange es nur vergoren war und betrunken gemacht hat." Leif lächelte sanft in Erinnerungen verloren. "Er war der letzte Wikinger und noch vieles andere. Aber vor allem war er mein Freund und mein Seelenverwandter.“ Leif Stimme war belegt. „Wir haben die Wunder der Welt und ihre Schrecken zusammen gesehen und doch haben wir uns am Ende verloren.“ Er sah sie an. „Leider hatten wir nie die Chance uns wiederzufinden denn er ist schließlich gestorben wie es das Schicksal derer ist die nicht Kains Fluch unterliegen. Mach nicht die gleichen Fehler wie ich Liliana denn er würde dich für den Rest deines Lebens verfolgen.“ Leif zog die Kainitin deren Hand er immer noch hielt zurück zu der Bank und sprach dann weiter. „Ich werde dir helfen ihn zu finden Liliana. Nicht nur weil er ein Mitglied meines Clans ist. Sondern auch weil ich dir helfen will. Du bist wie eine Schwester für mich. Von allen Kainiten die noch nicht den endgültigen Tod gefunden haben kenne ich dich am längsten. Sei dir sicher - Ich werde dich immer schelten wenn ich deine Handlungen für unüberlegt oder dumm halte. Aber ich werde dich auch immer verteidigen und unterstützen wenn es in meiner Macht liegt.“ Dann ließ er sie los und richtete sich auf. „Wir müssen noch heute Nacht aufbrechen.“ Er schaute sie an. „Um die Gefahr über die du sprichst und die zurückbleibt kümmern wir uns wenn wir wieder hier sind das verspreche ich dir Liliana. Es handelt sich um Jacques oder?“ Er schaute sie fragend an.

Lilliana lauschte seiner Rede über seine einzige Liebe gespannt zu. Jedes Wort von ihm, jede Geste und auch wenn ihr Gott nicht die Auffassung vertrat, dass sich zwei Menschen gleichen Geschlechts lieben sollten, so urteilte nicht Lilliana über diese Liebe, denn sie war in ihren Augen ehrlich wie die ihrige mit Will und sie nickte leicht zum Abschluss, ehe sie sich zur der Bank zurückführen ließ und sich hinsetzte. Ihre Augen waren auf ihn gerichtet und bei seiner Frage sah er die Antwort bereits in den Augen, noch ehe sie antwortete. „Ich kann ihn nicht anklagen, dafür dass er das Wohl und den Aufbau der Stadt im Sinn hat, auch wenn seine Gründe mich betreffen. Unabhängig davon weiß er etwas von Will Adele Familie, ob es seine eigene ist oder ob es euren Clan betrifft, er weiß etwas Wichtiges.“ Lilliana schloss kurz die Augen und erhob sich und reichte Leif die Hand. „Wenn wir es schaffen ihn zurückzuholen wird die Gefahr für ihn hier noch größer sein…für euch beide, denn Jaques hat dich nicht vergessen und er hat seine Pläne bereits begonnen in die Tat umzusetzen.“

Er nicke ob ihrer Erklärungen ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Jacques war jemand mit dem man sich später würde auseinandersetzen müssen aber eben nicht jetzt. „Liliana was auch immer er vorhat oder was er plant ist Stoff für Später. Im Moment sollten wir versuchen Will zurück zu holen. Schreib Jacques aber, dass du einige Tage außerhalb der Stadt verbringen wirst. Am besten mit mir dann wird sich sein Zorn auf mich richten und was das angeht kann es schlimmer nicht werden, da er mich immer noch dafür verantwortlich macht was in Portier passiert ist. Erwähne aber Will nicht.“ Der Salubri zog den Mantel um sich und schien sich bereit zu machen zu gehen. „Pack ansonsten ein paar Sachen zusammen, wir treffen uns in einer Stunde am Stadttor im Westen.“

Man sah einen Moment nur, wie es in ihr arbeitete, ehe Lilliana zustimmend nickte, ihre Miene immer noch ernst. Als sich der Salubri zum Gehen umwandte, richtete Lilliana noch einmal das Wort an ihn. „Leif warte! Von all dem dürfen die anderen nichts erfahren. Wäre es so einfach gestrickt, dann glaube mir, wären meine Lippen nicht verschlossen gewesen, aber ich habe diese Entscheidung zum Wohle der Menschen der getroffen und stehe zu den Konsequenzen.“ Sie ließ ihm noch Zeit zu antworten, ehe sie ihn von Michel nach draußen geleiten ließ und ihren Ghul dann anwies mit Marie die nächsten Tage die Unterkunft in Brüssel zu bewohnen, während Bruder Levikus in Brügge blieb und sie seltsam anlächelte, als sie ihm sagte, was sie nun tat. Eine Stunde war wenig Zeit, aber genug um das nötigste für einen Ritt zu Pferde für mehrere Tage zu packen und Jaques eine Nachricht zu hinterlassen, ehe Lilliana in einem bequemen Reitdress pünktlich am Westtor auf den Salubri wartete.

"In Ordnung." sagte der Salubri nur schlicht. "Alles Weitere können wir unterwegs besprechen. Leif nickt Liliana schließlich noch einmal zu und machte sich dann auf den Weg. Er hatte bereits alles für einige Tage zusammengepackt. Schließlich wusste er bereits zuvor was er zutut gedachte. Er wartete schließlich in Reisekleidung und bewaffnet auf Liliana am westlichen Tor.

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BeitragVerfasst: Do 4. Jun 2015, 08:50 
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Die Nacht war bereits weiter fortgeschritten als Leif lieb war aber er hatte keine andere Wahl, Lilliana musste sich vorbereiten. Auch der Salubri überprüfte noch einmal seine Ausrüstung. Er hatte Axt und Rundschild bei sich, ebenso wie ein Seil, Wurfäxte und etwas Geld sowie eine Tasche mit Heilmitteln. Die Wurfäxte waren eine Spezialanfertigung von Joseph die einen absolut ausgeglichen Schwerpunkt aufwiesen damit man sie besser zum Werfen einsetzen könnte. Schließlich hörte er Hufgetrappel und Leif erwartete bereits Lilliana zu sehen aber die Frau die da auf dem Pferd sah war nicht die Toreador sondern eine andere weibliche Gestalt. Das lange Haar war zwar ebenso blond, hatte aber eine hellere Schattierung und die Gestalt selbst war breiter. Leif lächelte verschmitzt, denn er wusste um wen es sich handelte und dazu hätte er nicht einmal den weiteren Hinweis in Form der Axt gebraucht, die auf ihren Rücken geschnallt war. Brunhild.

Die Frau schlug die Kapuze zurück und auch auf ihrem Gesicht war ein Grinsen zu sehen. "Stiehlst du dich schon wieder du dich schon wieder heimlich in der Nacht davon Leif und beanspruchst du dann den ganzen Spaß für dich selbst?" Sie zwinkert und schwang sich mit einer elegant-geschickten Bewegung von ihrem Pferd der das wahre Alter dieser Frau in keinster Weise verriet sondern eher an ein junges Mädchen erinnerte. Dann antwortete der Nordmann. "Ich war mir nicht sicher ob wilde Verfolgungsjagden noch etwas für dich sind in deinem Alter Brunhild." Leif wich gleich darauf einem kleinen Stein aus der in seine Richtung geflogen kam. "Ja ja mach dich nur lustig. Aber nein im Ernst." Das Lächeln wich aus dem schönen Gesicht. "Ich schulde Lilliana noch etwas. Wir sind uns vor 10 Jahren schon einmal in dieser Stadt begegnet und unser damaliges Treffen war nicht sehr...sagen wir harmonisch. Ich würde das gerne wieder gut machen." Leif nickte nur. "Ich verstehe Brunhild. Nun Lilliana wird zustimmen müssen, aber ein wenig Hilfe wäre keinesfalls schädlich für unsere Unternehmung. Sie sollte auch gleich hier sein."

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BeitragVerfasst: Mo 15. Jun 2015, 10:47 
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Das leise Hufgeklapper nur wenige Minuten nach der Zusammenkunft von Brunhild und Leif, kündigte nun auch die dritte im Bunde an. Ihr treues Ghulpferd Tarbas gesattelt und behängt mit einer Lederrüstung, sowie ihrem Schwert ,ritt die Toreador, ebenfalls geschützt durch ihre für ihren Körperbau angefertigte Lederüstung, näher an das Westtor, ehe sie Tarbas abrupt zügelte und er seitlich und in gewissen Abstand zu beiden Nordleuten stehen blieb...abwartend blieb ihr Blick meist auf Brunhild haften, ihre Miene neutral, nur kurz streifte er Leif, ehe sie doch in einer ruhigen und äußerst beherschten Stimme zu Brunhild direkt sprach "10 Jahre sind für mich keine lange Zeit um mich nicht daran zu erinnern zu was du bereit bist zu tun, um deinen Ahnen zu finden und umzubringen. Was war es, dass dich deine Meinung ändern ließ und du nun neben ihm stehst?"


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