Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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BeitragVerfasst: Fr 15. Mai 2015, 20:25 
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Lucien nahm eine angriffslustige, breitbeinige Position ein und streckte die klauenbewährten Hände, offen zu den Seiten aus. Die auffordernde Geste, hatte etwas von einer nur allzu willkommenen Einladung sich mit ihm anzulegen. An den siegessicher nach oben gezogenen Mundwinkeln, war die Freude über diese überraschende Wendung klar ersichtlich. Das hier versprach ganz nach seinem Geschmack zu werden. Sehr zum Leidwesen von Cunradis, der lieber noch ein paar Jahre seine Bücher gewälzt hätte. "Manchmal sind Fehler tödlich kleiner Tremere und du hast gerade einen dieser Fehler begangen." Sein Blick, glitt zu Gretlin und er schüttelte nur bestimmt den Kopf. "Klar könnte ich diese Ratte hier dazu verwenden, eine noch viel größere, stinkende Ratte aufzufressen, nichts würde mir mehr gefallen allerdings ist das zwischen mir und Sebastian etwas persönliches und ich bin niemand der andere die Drecksarbeit erledigen lässt, wie verführerisch das auch sein mag. Sebastians Kopf gehört mir und ich brauche keinen tölpelhaften Magier um ihn von seinen Schultern zu holen. Meine Sachen bringe ich selbst zu ende." Lucien grinste Cunradis ein weiteres Mal bösartig an. "Ende ist im Übrigen ein gutes Stichwort. Wir sind schon beim Epilog angekommen. Rück unser Blut raus und schließ deinen Frieden mit den Göttern Hexer. Zeit zur Hölle zu fahren."

Cunradis war über den plötzlichen Wandel der Geschehnisse mehr als überrascht. Mit offenem Mund starrte er Lucien an. „Ich könnt‘ Sebastian für dich aus dem Weg schaffe. Ich wär mehr als glücklich, wenn er seinen Sitz in Augsburg frei machen würde…“ Er sprach sein Angebot aus, ging dann trotzdem vorsichtshalber auf den Gangrel zu um ihn anzugreifen.
Lucien stürzte sich ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren auf Cunradis und trieb ihm seine übernatürlichen Klauen in den schmalen Leib. Ein Hieb traf ihn in der Nierengegend, der andere diagonal auf Höhe des Brustbeins. Der Gangrel zeigte dem überraschten Hexer seine makellos, scharfen und einschüchternden Reißzähne. "Reposer en paix, Blutschänder". Dann riss er sein Opfer, mit einer koordinierten Bewegung in zwei Hälften. Es spritze kaum Blut aber halb verfaulte und abgestorbene Organe verteilten sich über dem Boden, bevor der Körper von Cunradis sich zischend in Asche auflöste. Die Erstaunung stand ihm noch immer in den erstaunten Augen geschrieben. Lucien wandte sich an Gretlin. "Durchsuch ihn, er hat immer noch die Phiolen."
Die junge Frau beobachtete den Kampf mit dem Dolch in der Hand, abwartend und bereit jederzeit einschreiten zu können. Die Überraschung über den eindeutigen, kurzen Kampf stand ihr ins Gesicht geschrieben. Mit Widerwillen durchsuchte sie vorsichtig die Asche und die zerfetzten Kleider. Dann erhob sie sich, trat zu Lucien und drückte ihm eine der Phiolen in die Hand, steckte die andere in die Tasche. Der Gangrel erkannte die rote Flüssigkeit darin. Sie nickte ihm anerkennend zu.
„Du hast scheinbar wirklich was drauf… Respekt.“ Dann blickte sie sich um, sah aus dem Fenster und überschaute die dunkle Landschaft. „Hm, und wie kommen wir jetzt hier raus?“
Lucien verstaute die kleine, rötlich glänzende Phiole, die sein Blut enthielt in seinem Wams, schenkte der verblüfften Gretlin aber einen einschätzenden Blick, welchen er mit dem Hochziehen einer seiner Augenbrauen unterstrich. "Die restlichen Phiolen kannst du ihren Besitzern gerne selbst zurück geben, wie vereinbart und gewünscht. Tust du das allerdings nicht..." Er deutete auf Cunradis. "Bist du für mich nicht mehr wert als der hier. Die Kameradschaft des Schattenwolfs verrät man nicht leichtfertig. Ich hoffe du wirst dich als ebenso vertrauenswürdig erweisen Gretlin. Der Rat wird gewiss über dich beratschlagen." Über den noch leicht dampfenden Aschehaufen, verlor er kein weiteres Wort. Hexer gab es im Grunde nur in zwei Geschmacksrichtungen: Einzelne sehr mächtige und viele schwache. Seine rötlich glühenden Augen, drehten sich in Richtung Fenster. "Durchs Fenster natürlich. Wir Klettern oder springen, wenns nicht anders geht. Aber sieh dich zuvor hier noch einmal schnell um. Vielleicht kann man irgendwas von dem magischen Krempel hier noch brauchen." Ein Nicken in Richtung des Aschehaufens. "Und nimm das Schwert da mit, mit deinem Zahnstocher erschreckst du niemanden. Größer ist in unserem Fall immer besser Gretlin."
Gretlin biss missmutig die Lippen aufeinander. Lucines Worte schienen ihr nicht zu gefallen, aber sie schluckte die bissige Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag hinunter. Sie griff nach dem Schwert, wühlte ein wenig in den Überresten und schüttelte dann nur den Kopf um ihm zu verstehen zu geben, dass sich in den Überresten nichts Brauchbares mehr befand. Sie sah sich im Raum um, legte fast beschützend die Hand auf ihre Tasche und trat dann erneut an das offene Fenster. Sie sah hinaus, trat dann einen Schritt zurück und schluckte. Es ging wohl 20-30 Meter in die Tiefe.
Lucien warf einen Blick hinunter und nickte knapp. Lächerliche Höhe, selbst wenn sie bei der Hälfte abstürzen würden, könnte ihnen der Fall nichts ausmachen. Zumindest nicht mehr als ein Schwerthieb es gekonnt hätte. Sich bei einem der verfallenen Aus- oder Eingänge rausschleichen, empfand er in Anbetracht der hohen Tremerepräsenz als ziemlich sinnfrei. Das hier war der schnellste, einfachste Weg. Raus und davon. Seine Augen richteten sich auf Gretlin. "Schaffst du das?"
Sie verzog die Lippen zu einem schmalen Strich. „Wenn wir abstürzen, wird das jeder hier in der Festung mitbekommen. Wenn wir runter kommen, haben wirs wahrscheinlich geschafft.“ Ihr Blick wanderte zum Meer in weiter Ferne und zu der für mittelalterliche Verhältnisse hell erleuchteten Stadt.

Der Gangrel hob eine Augenbraue und zog die Schultern hoch. "Muss nicht sein das sie uns hören, solange du ein paar Knochenbrüche und verrenkte Gliedmaßen runterschlucken kannst? Wäre ja nicht so, dass wir in voller Gestechrüstung auf Pflastersteine krachen oder?" Lucien hob ein Bein an und kletterte über die Balustrade. "Sebastian wird schon dafür sorgen, dass wir einen kleinen Vorsprung haben, sollte man uns wirklich hören. Er ist an deiner Sicherheit interessiert, einer unserer wenigen Vorteile bei dieser ganzen Sache. Und jetzt komm, bis Brügge haben wir noch ein gutes Stück Wald und See vor uns."
„Irgendwann musst du mir mal erzählen, was du mit dem Hexer zu schaffen hast. So ganz verstehen tu ich das alles nämlich nicht…“ Sie band sich die Tasche Fester um den Rücken und folgte Lucien dann zögernd. Der Wind riss an ihrem Kleid, pfiff ihnen schneidend um die Ohren.
Der Gangrel unter ihr rammte seine Klauen in die spröden Steine, des geschliffenen Turms und hangelte sich mit den Füßen halt suchend, langsam nach unten. Das Klettern schien ihm überhaupt keine Mühe zu bereiten, man gewann beinahe den Eindruck das es wohl nichts geben würde, was der Hauptmann nicht erklimmen könnte. Manchmal rieselte von oben etwas Sand und Mauerwerk auf ihn herab aber das störte ihn nicht weiter. Er kam zügig und vor allem sehr trittsicher voran. "Er hat ein Ratsmitglied irgendwie mit verlockenden Zugeständnissen verhext und hat mit mir noch eine Rechnung offen, darunter leidet die Stadt. Zudem hat er geklaut, gelogen und betrogen. Im Grunde ist er wie jeder andere Blutschänder auch." Lucien sah kurz nach unten; es war nicht mehr weit. "Aber er hat sich scheinbar gemacht. Dafür das er seinen eigenen Clan angeblich so abgrundtief hasst, ist er ja zügig zum Chef aufgestiegen alle Achtung. Soviel zu seinem Argwohn." Mit den Füßen abstützend, sah er nach oben. "Wie kommst du zurecht Mondkind?"
Gretlin kletterte langsam und unsicher. Ihre Bewegungen waren zögernd, einmal trat sie auf einen Stein, der abbrach und in die Tiefe fiel. Sie schluckte hart, schloss die Augen für einige Sekunden um sie dann wieder zu öffnen. Desto länger sie kletterte um so sicherer wurde sie. Die letzten Meter legte sie in rasantem Tempo zurück. Sie kam neben dem Gangrel zu stehen.
Er verzog das Gesicht zu einem respektvollem Grinsen. "Gut gemacht Mondkind, jetzt müssen wir nur noch ungesehen durch den Wald und zur Anlegestelle. Der Wald an sich dürfte kein Problem werden aber es ist die Zeit, die uns im Nacken sitzt. Irgendwann wird da oben jemand nachsehen und Alarm schlagen." Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, lief Lucien in Richtung Wald und verschwand zwischen den dicht wachsenden Bäumen. Seine Stimme war ein Flüstern. "Halt dein Körbchen fest Rotkäppchen, du ziehst mit dem Wolf durch die Lande. Beeil dich."
Gretlin unterdrückte ein kurzes Lachen bei dem Vergleich. Sie beeilte sich ihm zu folgen aber man merkte gleich, dass der Gangrel sich viel schneller und gewandter im Wald zu bewegen wusste wie sie. „Ich denk da vorn könnte der Pfad zum Fluss sein, wenn ich von oben richtig gesehen habe. Dein Freund, der Hexer, hat ja von einem Boot gesprochen. Vertraust du ihm soweit dieses wirklich zu nutzen?“ Sorgenvoll sah sie in die Richtung der Tasche. Ihre Gedanken ließen sich leicht erraten: Tinte und Wasser vertrugen sich nicht gut.
Gemeinsam liefen sie durch den Wald, er mit leuchtend roten Augen und misstrauischer Miene - sie besorgt um ihre kostbaren Bücher. Gebückt, krallte er sich über einen morschen Baumstumpf schwingend an einer Wurzel fest und drehte den Kopf in ihre Richtung. "Gut beobachtet. Das war auch mein Gedanke, allerdings werden wir uns etwas abseits der gut ausgetretenen Pfade halten. Man weiß nie auf welchem Wege die Schänder gekommen sind, möglicherweise sogar auf unserem Fluchtweg. Halt die Augen offen und tu mir einen Gefallen: Kürz dein Röckchen, wir sind zu langsam." Zu ihrer Bemerkung mit dem Boot schüttelte er nur abweisend den Kopf. "Ich vertraue ihm kein Stück aber er vertraut mir, dass ich dich hier rausbringe. Dementsprechend wäre er ein Narr wenn er uns auf offener See absaufen lässt. Wir können das Boot ja gegebenenfalls wechseln, falls es dir nicht zusagt. Schwimmen können wir auch aber die Bücher musst du dann eben solange irgendwo verstecken."
Der Gedanke an Schwimmen behagte ihr ebenso wenig. Sie erreichten das Ufer des nahe gelegenen Flusses. Es handelte sich um ein Gewässer von wohl 10 Metern Breite, das der ehemaligen Fürstin Draga wahrscheinlich als Verbindungskanal zum Meer gedient hatte. Ein Boot war an einem der morschen Stege festgebunden. Daneben waren mehrere alte Schiffe zu erkennen, die bereits halb im Wasser lagen. Die dunkelblonde Frau ging auf den Kahn zu, musterte das Boot als vermute sie eine übersinnliche Gefahr. Dann schüttelte sie den Kopf.
Lucien verschränkte die Arme und warf einen missmutigen Blick nach hinten zum Turm, der da in einiger Entfernung in den dunklen Nachthimmel ragte. "Was?", fragte er knapp. "Ich kann auch sehen, dass dieser wurmzerfressene Haufen Holz niemand mehr übers Wasser trägt. Werden wir uns halt doch mit dem Tremere Kahn begnügen müssen oder ist das Ding verflucht?"
„Keine Ahnung. Seh‘ ich aus wie ein Hexer? Oder jemand mit nächtlichen Visionen? Wir müssens wohl mehr schlecht als recht probieren…“ Sie stieg in den Kahn und griff nach einem der Ruder. Das Wasser war ruhig.
Lucien gesellte sich neben ihr in das schaukelnde, hölzerne Ding. "Lass mich das Rudern übernehmen, ich trau dir schon zu dass, sowas schon mal gemacht hast aber ich kenne den Weg. Zumindest in etwa." Seine Hand griff nach dem zweiten Ruder, nahm ihr das erste aus der Hand und legte es in die Riemen. Anschließend, wies er sie an das Tau vom Steg zu entfernen. Er tauchte die hölzernen Ruder, in die nächtliche See und begann kraftvoll zu rudern. Schöne, gleichmäßige Bewegungen vollführend, entfernten sie sich langsam von der Anlegestelle und gelangten aufs offene Meer. Als sie sich ein gutes Stück vom Land entfernt hatten, summte Lucien nuschelnd eine kleine Weise. "Kurz ist unsre Lebenszeit, Sie vergeht geschwinde, Unter Sorgen, Müh’ und Streit, Schwindet Jugend-Fröhlichkeit, Wie der Rauch vom Winde."
Gretlin hatte nachdem sie das Tau entfernt hatte im Bug des Kahns Platz genommen, hielt die Tasche auf dem Schoß und beäugte misstrauisch die Umgebung, vor allem den Turm. Lucien kam gut voran und das Boot nahm langsam an Fahrt zu. Irgendwann erscholl ein Horn aus der alten Festung.
Ihre Stimme war leise: „So… nun wissen sie Bescheid…“
Lucien grinste in sich hinein, als er sie da so sitzen sah mit ihrem Täschchen. Gefüllt, mit ihren liebsten Schätzen den dicken Büchern und Schriftrollen, vollgeschrieben, mit allem möglichen okkulten Wissen. Entzückend. Als das Horn erschallte, warf auch er einen Blick Richtung Turm und nickte immer noch grinsend. "Im Grunde haben sie recht lang gebraucht. Ich würde ja sagen, das Sebastian da seine Finger im Spiel hatte aber es klingt doch viel besser wenn man sagen würde: die meisterliche Führung und das unnachahmliche Geschick des Schattenwolfs, ermöglichten erst diese reibungslose Flucht, findest du nicht?" Er zog fester an den Rudern und lenkte das Boot weiter hinaus aufs Meer, bevor er einen knappen Bogen schlug und auf den Hafen von Brügge zuhielt. "Ist das Segel gesetzt, und der Wind frischt auf, nimmt das Lumpenpack alles, auch den Tod in Kauf. Bei 'nem Schiff voller Räuber, voll von Heck bis Bug, ist von früh bis spät nur Verrat in Verzug", sang er leise vor sich hin. "Ich hoffe du bist so klug wie du aussieht Gretlin, wir brauchen dringend ein paar kluge Köpfe mehr in der Stadt."
Sie legte den Kopf leicht schräg, musterte ihn prüfend. „Hm, du bist gar nicht selbst überzeugt, oder? Lass raten, deine einzige Schwäche ist deine maßlose Bescheidenheit???“ Sie zog eine Augenbraue nach oben, ließ dann jedoch ein verschmitztes Grinsen erkennen. Die weitere Fahrt verlief lange ohne besondere Begebenheiten, Stunde um Stunde ruderte Lucien schweigend dahin. Gretlin bot ihm nach einiger Zeit an, ihn abzulösen aber er verzog den Mund nur zu einem schiefen Lächeln und griff noch stärker in die Ruder. Sie hob ab und an rasant den Kopf als hätte sie etwas gehört. Ihr war genauso wie ihm bewusst, dass sie verfolgt wurden und dass die Verfolger ihnen dich auf den Fersen sein mussten, aber scheinbar hielten sie den gleichen Abstand. An den aufsteigenden Nebeln bemerkte man schließlich, dass der Morgen sich langsam zu nähern begann. „Lucien? Wir müssen irgendwo unterkommen… unseren Verfolgern geht’s genauso. Da die sich hier mit Sicherheit nicht so gut auskennen wie du gewinnen wir einen zusätzlichen Vorsprung von wahrscheinlich einer Stunde, schätz ich mal…“
Der Gangrel hatte mühevoll Stunde um Stunde gerudert und sie waren noch immer nicht am Meereszugang angekommen. Schlimmer noch, hatten die verhassten Tremere die Verfolgung aufgenommen und waren, ohne Zweifel aufgrund ihrer pervertierten Magie, sehr zügig näher gekommen. Den guten Vorsprung den sie zuvor noch durch eine glänzende Flucht erlangt hatten, war nutzlos geworden. Und damit das Ganze noch ein wenig interessanter wurde, kräuselten sich die ersten Nebelschwaden auf der dunklen Oberfläche des Gewässers. Viel Zeit würde ihnen nicht mehr bleiben, ehe die ersten todbringenden Strahlen der Sonne ihrem Unleben vorzeitig ein Ende bereiten würden. Lucien merkte es beinahe in den Knochen: Der Tag war nicht mehr fern. Zornig riss er die Ruder herum und lenkte das Boot ans Ufer; war ja klar dass wieder alles schief laufen musste. Kraftvoll zog er das hölzerne Konstrukt zur Hälfe an Land damit Gretlin aussteigen konnte. "Rudern ist sinnlos, das ist reine Kraftverschwendung. Die sind zu Pferde und bei Weitem schneller als wir. Meine Ortskenntnis bringt uns maximal eine halbe Stunde und das nur, weil die Pferde es durch den Wald schwerer haben." Seine Augen schnitten wie rot glühende Kohlen durch den Wald. "Tja, wir werden wohl Laufen müssen. Ich werde die stärker überwucherten Wege wählen, das hält sie ein wenig auf und vielleicht schaffen wir es in meine Domäne. Allerdings geb ich dir recht: Demnächst wird eine Zuflucht fällig oder das Thema Flucht und Verfolgung hat sich für alle Beteiligten erledigt." Lucien rannte los. "Den letzten stechen die Tremere ab, gib alles."
Gretlin sah ihn an. „Wo kommen wir unter, Lucien? In deiner Domäne?“ Sie blickte sich um. „Die Hexer müssen sich eine Unterkunft suchen. Die kennen sich nicht aus und sie riskieren nichts. Da bin ich mir sicher. Wir haben also einen Vorsprung. Mit ihren Pferden kommen sie nicht durch das Dickicht durch das wir bisher durch sind. Unmöglich, Viel zu morastig nebenbei. In einer Stunde müssen wir irgendwo untergekommen sein… hast du ne Idee?“
Er nickte. "Die Erde, wo sonst?" Mit einem Finger, deutete er auf den feuchten, beinahe schwarzen Waldboden, der nur von ein wenig Sternen- und Mondlicht erhellt wurde. "Es sei denn du hast ein Problem damit? Aber wenn die Alternative der Tod ist, würd ich mich wenn ich du wäre schon mal überwinden."
Sie schüttelte den Kopf, lächelte leicht schief. „Warum sollte ich damit ein Problem haben. Ist doch fein kuschlig. Leider verfüg ich nicht über solche Fähigkeiten sofern ich mich erinnern kann. Du?“ Schmunzelnd zog sie eine Augenbraue nach oben. „Dann lass uns so viele Kilometer zwischen uns und die Tremere bringen, wie möglich.“ Beide hasteten weiter durch den Wald. Immer wieder musste Lucien stehen bleiben, weil Gretlin über eine Wurzel stolperte oder in einem Dornengestrüpp hängen blieb, aber insgesamt kamen sie nicht langsam voran. Irgendwann blieb Lucien stehen. Ihm kam die Umgebung nicht mehr so vertraut vor. Wo immer er auch war, dies war nicht seine Domäne. Die Sonne würde wohl in einer halben Stunde aufgehen. Gretlin hielt ihn plötzlich am Arm fest. Sie fühlte aus welcher Richtung der Wind wehte, dann flüsterte sie: „Wolf? Schau mal da vorn…!“

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Lucien drehte sich in alle Richtungen und versuchte sich an irgendetwas zu orientieren, irgendetwas das ihm bekannt vorkam aber da war nichts. Rein gar nichts. Der Schattenwolf musste zugeben, dass er sich verlaufen hatte und wo immer sie jetzt waren, seine Domäne war es nicht. Einzig positiv zu bemerken blieb, dass sie dennoch einen knappen Vorsprung vor den Tremere hatten und würden diese nicht irgendeinen netten Zaubertrick beherrschen, wären sie im nu nur noch ein Aschehäufchen im Wind. Er schlang die Arme um Gretlin und nickte bekräftigend. "Das hier ist nicht meine Domäne, es scheint als haben wir uns verlaufen. Meine Schuld, tja. Aber wenigstens haben wir nach wie vor einen Vorsprung den wir jetzt nutzen werden. Viel weiter kann ich ohnehin nicht laufen, sonst fall ich um vor Müdigkeit." Sein Blick lag auf ihr. "Bist du bereit? Die meisten finden es... nun ja, beim ersten Mal immer etwas irritierend, kriegen Platzangst oder sowas ähnliches. Allerdings bleiben dir jetzt keine anderen Optionen, die Sonne geht auf."
Sie fuhr sich mit der Zunge nachdenklich über die Lippen und schüttelte dann den Kopf. „Gib mir noch ein paar Minuten, in Ordnung?“
Er nickte wortlos. "Aber nicht länger. Ich hab das schon mal versucht, sozusagen als Abhärtung aber es ist die Hölle, soviel kann ich dir versichern. Das sind Schmerzen die du dein Unleben lang nicht vergisst. Halt dich also bereit."
Sie zog etwas aus ihrer Tasche, lief einige Minuten zwischen Bäumen, Sträuchern und dem Dickicht hin und her. Das Wild war längst aufgestöbert und davon gelaufen. Dann stand sie wieder an seiner Seite. In der Dämmerung war ihr Gesicht gut zu erkennen. „Wenn du bereit bist, bin ich es auch.“ Sie reckte das Kinn nach oben, sah ihm in die grauen Augen
Er blinzelte kurz fragend, als er sie zwischen den Bäumen umherirren sah, unfähig zu erkennen, was genau sie da machte. Musste wohl wieder irgendein okkultes Ritual sein von dem er ganz selbstverständlich überhaupt nichts verstand. Er wäre sicher verunsichert gewesen, denn Magie behagte ihm ja überhaupt nicht, ganz egal wer sie praktizierte aber in Gretlins speziellem Fall, war es irgendwie in Ordnung. Ihr Wissen hatte wesentlich zu ihrer Flucht beigetragen und wenn schon die geheimnistuerischen Tremere hinter ihr her waren, hatte das sicher seine Berechtigung. Gretlin war, was diese Sachen anbelangte weder dumm noch unvorsichtig. Ganz anders der gute Cunradis. Gott hab ihn selig. "Immer bereit noch eine weitere Nacht am Unleben zu bleiben", meinte er schmunzelnd zu ihr. "Hab ich übrigens erwähnt ,dass man dafür nackt sein muss? Nein?" Sein Grinsen wurde breit. "War ein Scherz. Es genügt wenn du dich gut an mir festhältst. Solltest du vor mir erwachen kommst du nicht raus ehe ich munter bin, das muss dir klar sein. Keine Ahnung wie lange du schläfst aber du musst auch damit rechnen. Halt dich fest, wir verschwinden mal für eine ganze Weile." Langsam versank der Gangrel mit Gretlin in der kalten und feuchten Umarmung des Waldbodens. Für Lucien eine Selbstverständlichkeit, für Gretlin etwas gänzlich Neues.
Sie schluckte, versuchte ein aufmunterndes Lächeln. Dann hielt sie sich erst vorsichtig an Lucien fest, schloss schließlich die Augen und vergrub den Kopf eng an seiner Schulter. Der Boden war kalt, zunächst feucht, dann in den Tiefen jedoch trocken.
Stunden vergingen in der Dunkelheit der Erde während draußen die Sonne emporstieg, die Bäume in goldenes, dann helles Licht tauchte. Der Wald erstrahlte in sattem Grün um schließlich langsam wieder ins Dämmerlicht einzutauchen. Lucien erwachte kurz nach dem Sonnenuntergang.
Er öffnete die Augen, um ihn herum war es dunkel und finster. Anders konnte es auch gar nicht sein, er war nicht in der Erde versunken, sondern ein Teil von ihr geworden. Seine Nase nahm den feuchten modrigen Geruch der Umgebung war und noch etwas anderes. Etwas fremdartiges und Unbekanntes. Gretlin, die ihm Grunde, wenn man so wollte nicht nur mit dem Erdboden sondern auch mit ihm verschmolzen war. Seltsam wenn man so darüber nachdachte. Dann brach er nach seinem stundenlangen Tagesschlaf wieder aus der Tiefe hervor, Klumpen aus Erde, von sich abschüttelnd als er die Oberfläche erreichte. In seinen Armen Gretlin. "Die Nacht ist hereingebrochen. Man merkt es allein an den kleinen Temperaturunterschieden der feuchten Erde." Ein Lächeln schmückte sein Gesicht. "So Kleinigkeiten die man recht schnell lernt, wenn man das wie ich, schon eine Ewigkeit macht. Bist du in Ordnung? Wie war dein erster Tag als Regenwurm?" Er klopfte ihr ein paar Kiesel von der Schulter. "Ein Nachteil für die eitlen von uns: Erde macht dreckig, nicht das es mich sonderlich kümmern würde."
Gretlin löste sich langsam von ihm, noch immer erstarrt in der Umarmung, hauchte ihm dann einen Kuss auf die Wange. „Danke, ohne dich… nun gut… hier denk ich jetzt einfach mal nicht weiter.“ Sie klopfte sich den gröbsten Schmutz von den Kleidern. „Solange die Bücher heil sind ist alles gut.“ Sie sah sich auf der Lichtung um und ballte schließlich triumphierend die Faust. „Ja… das nenn ich mal Glück.“ Dann verzog sich ihr Mund jedoch grimmig. Lucien folgte ihrem Blick und erkannte in den Ästen eines Baumes ein totes Reh. Offensichtlich hatte Gretlin in der letzten Nacht eine Falle ausgelegt, die das Tier nach oben befördert und ihm zusätzlich das Genick gebrochen hatte. Darunter jedoch lungerten sechs Wölfe, die immer wieder in die Höhe sprangen um sich von der reichen Beute einen Teil zu holen. Bisher waren sie nicht erfolgreich gewesen.

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Sie grummelte. „Das ist meine Beute.“
Lucien sah sie irritiert an, als Gretlin ihm einen sachten Kuss auf die Wange drückte. Das letzte wie auch immer geartete Küsschen, war Jahrzehnte her. Irina hatte ihn geküsst, sanft und liebevoll - so liebevoll Huren eben küssen wenn man sie dafür bezahlt. Das Mädchen war eine großartige Schauspielerin gewesen, manchmal hatte er wirklich das Gefühl gehabt, wieder der alte Tunichtgut und Räuber zu sein, ganz und gar menschlich. Sie war letztes Jahr an Syphilis gestorben. Er hatte auch ihr, gleich wie Joachim einen kunstvollen Sarg gezimmert und dafür gesorgt, dass sie ein, halbwegs ordentliches Begräbnis bekam auch wenn er das nicht an die große Glocke hing. In letzter Zeit, zimmerte er nur noch Särge und kleine Figuren. Vielleicht sollte er anfangen Boote herzustellen. Alida könnte ihm sicher ein paar Pläne zukommen lassen. Bevor er über diesen Dankbarkeitsbeweis aber noch länger grübeln konnte, wurde seine Aufmerksamkeit in Richtung des Knurren und Hechelns gelenkt. "Wildfallen?", er verzog den Mund zu einem üblich schiefen Grinsen. "Und ich dachte du machst einen Anti-Tremere Bannkreis oder sowas ähnliches. Warum zum Teufel fängst du Hirsche? Die geben nicht viel her, wusstest du das nicht? Menschenblut kommt immer vor Tierblut. Letzteres ist nur für den Notfall gedacht." Er sah sie fragend an. "Da haben selbst die hier noch mehr Freude am Kadaver."
„Den Kadaver können die gern haben, ich will was anderes. Aber das sind echt viele. Und die sehen hungrig aus.“ Gretlin griff nach dem Schwert des Hexers
"Warte", gebot ihr Lucien Einhalt. Mit einer Hand zeigte er in Richtung der Wölfe, die andere ruhte auf Gretlins Schulter. "Die Tiere sind hungrig und sehen auch nicht allzu gesund aus. Scheinbar gibt es in letzter Zeit wenig Beute, was nicht verwunderlich ist, da ein großes Stück des Waldes abgebrannt wurde oder vom Fluch der Nefedov betroffen ist." Er machte ein paar Schritte auf die Wölfe zu und kniete sich in einigen Metern Abstand ins Gras. Er würde versuchen mit den Tieren zu sprechen, vor allem mit dem Leitwolf, den es in jedem Rudel gab. Das erinnerte ihn daran, dass er und Gerrit immer noch nicht dazu gekommen waren ein paar Dinge zu klären. Eine Schande wirklich.
Lucien knurrte tief und kehlig, wandte sich dem größten und am dominantesten, wirkenden der Wölfe zu und fletschte die Zähne, schenkte ihm einen Blick auf sein makelloses Raubtiergebiss. Er unterhielt sich mit dem Wolf, machte ihm klar wer hier das sagen hatte und bot ihm dann an, das Reh für das gesamte Rudel vom Baum zu holen, allerdings würde die Frau da hinten, ein kleines Teil von der Beute für sich behalten. Der Rest stünde den hungrigen Mäulern zur Verfügung. Er sah sie nach Gretlin um und wirkte in diesem Moment, wirklich mehr wie ein Tier als ein Mensch. "Was willst du eigentlich von dem Kadaver? Lass mich raten: Das Herz?"
Gretlin grinste als sie das Grummeln und Knurren bemerkte, dass Lucien mit dem Tier austauschte. „Und du glaubst, der hört auf dich?“ Sie griff das Schwert fester. „Sieht nicht so aus.“ Das Tier trat mehrere Schritte nach hinten, knurrte jedoch nach wie vor als Lucien versuchte näher zu treten. Wenn man in der tierischen Mimik hätte lesen können wäre am ehesten Misstrauen und Zweifel zu erkennen. Es wusste, was es von Zweibeinern zu halten hatte.
Lucien riss seinen Mund erneut auf und ein tiefes, gurgelndes Knurren hallte erneut über die Lichtung. Der Gangrel wich keinen Millimeter von der Stelle. Diesen Kampf der Dominanz würde er gewinnen, so oder so. Der Schattenwolf gab nicht nach, sondern machte drohend einen Schritt nach vorne. Diese Beute sollten sie haben, nachdem Gretlin ihren Teil des Festmahls an sich genommen hatte.
Der Wolf trat mehrere Schritte zurück, huschte ins Gebüsch und seine Rudeltiere folgten ihm. Lucien sah die gelben und braunen Augen, die ihn aus dem Unterholz misstrauisch beäugten.
Lucien machte sich an dem toten Reh zu schaffen und es gelang ihm das Wild loszubinden und auch die Schlingen aus dem Geäst abzumachen. An der Körperwärme erkannte er, dass das Reh noch nicht lange tot sein konnte. Ein junger Wolf schlich langsam aus dem Gebüsch hervor und setzte sich geduldig wenige Meter vor Lucien hin.

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Die Ohren waren wachsam aufgestellt. Er beobachtete den Gangrel. Gretlin trat näher, beugte sich zu dem toten Reh hinab.
„Hm, was will ich wohl?“ Sie biss in die Kehle des Tieres und begann zu saugen, es hatte fast etwas Animalisches. Schließlich erhob sie sich, das rote Blut klebte noch an ihren Lippen und ihrem Kinn. „ich hab dir was übriggelassen. Du hast gestern um einiges mehr Blut gelassen als ich. Es schmeckt zwar nicht sooo vorzüglich, aber es reicht absolut aus.“
Er grinste als Gretlin sich über den Tierkadaver bückte und in die Kehle biss; in tiefen Zügen das mittlerweile erkaltete Blut trank. Lucien tat es ihr gleich, wählte aber eine Stelle an der Flanke des Rehs. Als er sich einigermaßen gestärkt hatte, wischte er sich den rot umrandeten Mund an seinem Wams ab und klopfte der Frau anerkennend auf die Schulter. "Nicht schlecht deine Falle, durchaus nützlich. Wie ich ja schon sagte, geben Tiere nicht viel her aber gut, besser als nichts. Vor allem da wir letztens ohnehin kostbare Vitae einsetzen mussten. Wo immer wir auch sind und egal ob die Tremere uns noch verfolgen oder nicht, ich gehe jede Wette ein das sie keine Ahnung von der Wildnis haben. Bücher lesen können sie aber hier draußen würden sie gnadenlos verrecken." Dann erkannte Lucien den jungen Wolf und zückte seinen Dolch, schnitt ein großes, saftiges Stück Fleisch aus dem Reh und zog mit einer fachkundigen Bewegung, das Fell ab. Gutmütig, warf er den köstlichen Brocken, dem Wolf vor die Pfoten. Mut hatte der kleine schon, das musste man ihm lassen. Alle anderen kauerten ihm Gebüsch. Der Wolf gefiel ihm.
Das Tier hielt einen Moment inne, kam dann näher, holte sich den leckeren Brocken und sprang einen Satz nach hinten um dann an dem Fleisch zu reißen. Er sah wohlwollend in Luciens Richtung. Langsam kamen auch die andern Tiere näher, warteten, lauerten.
Gretlin sah sich im Wald um. „Der Vorteil an der Falle ist, dass sie den ganzen Tag über aktiv ist. De Tremere sind irgendwo hinter uns… Wo müssen wir lang?“
Lucien nickte knapp und sah hinüber zu dem Wolf, der es ihm irgendwie wirklich angetan hatte. Aber Wölfe waren nun mal nicht so leicht zu zähmen wie einfache Hunde und er hätte den kleinen nur ungern von seinem Rudel getrennt. Er wäre glücklicher hier draußen als zwischen Stadtmauern und langweiliger Politik. Und seine Überlebenschancen waren auch höher, wenn er an Geri und Freki dachte. Sein Blick ging über die Lichtung und ein erfreutes Lächeln umspielte seine Züge. "Da lang, ich weiß wo wir sind. So weit sind wir gar nicht abgekommen." Dann stapfte der Hauptmann los und wartete darauf, das Gretlin ihm folgte.
Die Tiere schossen sobald die Menschen fort waren nach vorne und rissen an dem Kadaver. Der Hunger war für dieses Mal besiegt.
Lucien und die junge Frau hasteten weiter durch das Dickicht, das mit der Zeit immer dichter wurde. Gretlin wurde immer unruhiger, sah sich um. Irgendwann hörte auch Lucien das Geräusch von eiligen Schritten im Unterholz. Er wusste, es war nicht mehr weit bis zu den Stadtmauern.
Der Gangrel bückte sich hinter das nächstgelegene Dickicht und zog Gretlin zu sich hinunter, legte dabei einen Finger auf den Mund. Im Flüsterton wandte er sich an sie. "Die haben scheinbar überlebt und sind uns immer noch auf den Fersen, vermutlich Magie, anders kann ich mir das nicht erklären." Er reckte kurz den Hals und sah sich in der Schwärze der Nacht um. "Die Stadtmauern sind nicht mehr weit aber die Gefahr entdeckt zu werden wird immer größer. Wir werden also einen letzten Sprint versuchen. Sobald wir auch nur in der Nähe der Tore sind, haben wir die Wachleute auf unserer Seite verstanden? Auf 3 läufst du los, ich werde dich hinter dir sein."
Gretlin schluckte, nickte dann jedoch. Sie wartete auf sein Zeichen, dann hastete sie los.
Lucien zog sie hinter sich her, da gleich zu Beginn zu erkenne war, dass sie sich deutlich schwerer tat im Dickicht voran zu kommen. Ein Mal stolperte sie und wäre fast gestürzt hätte Lucien sie nicht wieder hoch gezerrt. Ihren Verfolgern ging es ähnlich, wie er an dem Gezeter hinter sich hören konnte. Plötzlich vernahm er das laute Knurren von Wölfen und grimmiges Gebell. Jemand rief „Verdammt, wo kommen die Viecher her?“ Dann erkannte der Gangrel die Stadtmauern. Auch auf dem Wehrgang waren die beiden Gestalten, die sich vom Wald her näherten gesichtet worden. Jemand rief noch von oben mit dunkler Stimme: „Wer da in der Nacht? Im Moment ist nur noch das Südtor für Wanderer geöffnet. Ihr seid am Osttor. Tut mir leid!“ Lucien war klar, dass es sich um Otto, einen älteren Wachmann mit Narbe über die linke Wange und Stirn handelte.“
Lucien schrie dem Wachmann entgegen ohne sich weiter um das Geschehen, rings um im Wald zu kümmern. Woher die Wölfe kamen, die vermutlich die Verfolger angriffen, konnte er nicht recht sagen aber er war froh, dass die Natur ihm, wie so oft, zu Hilfe kam. "Otto, hast du schon wieder gesoffen im Dienst? Der Hauptmann der Nachtwache steht vorm Tor. Mach auf sonst sorg ich persönlich dafür, dass die andere Wange auch noch verschönert wird zum Teufel."
Otto sah genau hin, rannte dann um Tor um es zu öffnen. Die kleine Pforte im großen Tor wurde aufgerissen und er sah in das markante Gesicht des Wachmanns. „Verdammt, Lucien. Was macht ihr denn hier draußen? Und dann in solchem Tempo? Seid ihr auf der Flucht? Ich hab niemand von dort oben gesehen“ Er betrachtete Gretlin, fasste seine Lanze fester um sich dann zu entspannen als er bemerkte, dass es sich nur um ein harmloses Mädchen handelte
Lucien schob Gretlin nach vorne und bedeutete ihr, durch das Tor zu gehen. "Sie gehört zu mir keine Sorge", erklärte er dem stämmigen Otto. Dann wandte er sich noch ein letztes Mal in Richtung Wald um und nickte dann entschieden. "Verfolgt trifft es. Banditen, die uns nach dem Leben trachteten, dieses Mädchen hatten sie entführt und ich konnte sie am Teufelsturm aufgabeln. Scheinbar treibt sich in den Wäldern nach wie vor allerlei Böses herum." Er schritt an Otto vorbei ins Innere der Stadt. "Schließt die Tore und haltet weiter Ausschau. Heute Nacht wird an keinem Tor mehr jemand eingelassen. Und der Tagwache richtet ihr aus, dass alle die morgen Eintritt verlangen sollten, besonders genau kontrolliert werden."
Otto nickte nur und beratschlagte sich mit den anderen Wachmännern, damit sie die Botschaft möglichst zügig an die anderen Tore übermittelten. „Passt gut auf euch auf, Lucien. Richtet Jean, wenn ihr ihn seht meine Grüße aus. Der ist schon seit Monaten überwiegend für die Tagdienste eingeteilt und ich krieg den Jungen ja kaum noch zu Gesicht.“
Der Hauptmann nickte. "Ja, jetzt wo er die Frau seines Herzens gefunden hat, ist es glaub ich auch besser, dass er die Tagwache übernimmt. Da bleibt mehr Zeit für die Liebe. Im Übrigen ist er wohl bald soweit den Posten des Hauptmanns der Tagwache einzunehmen. Mal sehen wie er sich da macht. Bleibt vorsichtig und passt auf euch auf. Haltet mir unser Brügge sauber." Lächelnd schob er Gretlin neben sich her und ging die schmalen Gassen, jenseits des Osttores entlang. "Willkommen in Brügge, Geldbörse von Europa." Er machte eine ausladende Geste und grinste. "Du wirst eine Zuflucht brauchen. Hast Glück dass ich nicht nur Hauptmann sondern auch die Geißel bin und zufällig gerade ein Haus für dich frei habe." Seine Hand zeigte in eine Richtung. "Dort entlang. Morgen stellen wir dich dem Rat vor."
Gretlin ging staunend durch die hohen Mauern, bewunderte die neu gestrichenen Wände und gepflasterten Straßen. „Euch scheint es hier wirklich gut zu gehen…“ Sie folgte dem Gangrel langsam. „Ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee ist auf euren „Freund“ zu hören. Es hat doch was verdächtges genau das zu tun, was er will, oder?“
Lucien schüttelte den Kopf. "Wir haben wie jede andere Domäne auch zahlreiche, mächtige und einflussreiche Feinde, die uns immer wieder mal traktieren. Zudem war hier vor ein paar Jahren noch Krieg." Seine Hand, deutete auf eine Stelle vor Gretlin. "Genau da haben ungefähr 20 geköpfte Frauen und Kinder gelegen, als die Tzimisce die Stadt überrollten. Es gibt wie in jeder Stadt gute Dinge und weniger erfreuliche, so ist das Unleben." Auf ihre Frage nach Sebastian lächelte Lucien nur milde. "Sollten sich die Verdachtsmomente erhärten, dass du auf welche Art auch immer, Teil eines Plans des Hexers bist wirst du nicht mehr lange genug leben um etwas gegen uns auszurichten, das versichere ich dir. Wenn es eine Stadt gibt, die mit den Unholden bezüglich des Hass auf die Blutschänder konkurriert, dann Brügge." Er besah sie von der Seite. "Seid ihr gegen die Tremere und für das Wohl Brügges, könnt ihr gar nicht so schlimm sein."
Gretlin hob zögernd die Brauen. „Na, toll. Jetzt mach ich, so wie du es mir empfiehlst genau das, was der Hexer will und im gleichen Moment teilst du mir mit, dass ihr mich hier gleich pflockt und enthauptet, wenn ich mit den Hexern im Bund stehe… rosige Aussichten. Nix für ungut, aber da verschwind ich doch lieber gleich wieder. Ich kenn jemand in Paris, der sich mit Gewissheit darüber freut, wenn ich auftauche und meine Unterkunft mit ein paar Büchern bezahle…“ Sie sah zu dem hohen Turm des Belfrieds. „Ich überreich den Leuten morgen einfach ihr Blut und dann bin ich wieder weg…ist sicherer für euch und für mich, kommt mir vor“

Bild

Lucien hob die Schultern. "Ich habe mit keinem Wort behauptet, das du mit unseren Feinden im Bunde stehst. Ich beabsichtige nicht dich hinzurichten oder töten zu lassen aber du wirst mir wohl nachsehen das es mir als Hauptmann der Nachtwache, Geißel der Stadt, Ratsmitglied und Herr über den Wald, zu Gesicht stünde, vorsichtig zu sein oder?" Er schlug ihr kräftig aber wohlwollend auf die Schulter. "Oder anders gesagt: Hier minimiert sich die Wahrscheinlichkeit, das dich irgendjemand vergewaltigt, nur um an irgendwelche Informationen zu kommen die du vergessen hast. Bist du unser Freund, sind wir deine Freunde. Entspann dich, bleib locker. Die Politik sparen wir uns für morgen Nacht auf. Da wirst du noch genug Fragen beantworten müssen."
Gretlin sah in seine grauen Augen. „Na, dann hoffen wir mal, dass ich in der Lage bin euch die Antworten zu geben, die ihr hören wollt.“ Sie verzog die Lippen zu einem Grinsen.
Er grinste breit und nickte. "Die wichtigsten wirst du uns schon beantworten können. Die Tremere wollen dich, die Tremere hassen dich. Fast jeder Feind von denen, ist ein möglicher Verbündeter für uns."

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


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Verfasst: Fr 15. Mai 2015, 20:25 


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