Vampire: Die Maskerade

Ein leises und doch hörbar erleichtertes "Danke!" Entwich Thyra in dem Moment in dem Alida zusagte nach Flussfall zu reisen. Der jungen Frau schien mit einem Mal die Anspannung aus dem Körper zu weichen. Sie lächelte sogar. "Ich bin sehr froh das zu hören. Karl hat wenige wirkliche Verbündete dort wo er jetzt ist und wahrscheinlich noch weniger Leute denen er wirklich vertrauen kann. Deshalb versucht er auch seine Briefe und Nachrichten so unverfänglich wie möglich zu halten und delikate Informationen ganz wegzulassen..." Thyra schaute sich kurz in dem Raum um, beinahe um sicherzugehen das sonst wirklich niemand hier war, aber alles schien zu ihrer Zufriedenheit. Lediglich ein paar Geräusche der Familienfeier waren dumpf durch die Tür zu hören. "Karl meinte ich soll euch noch folgendes sagen: Er weiß nicht ob Henri Marquet irgendetwas über die Welt hinter dem Schleier weiß. Er hat zwar keine Anspielungen gemacht, aber die Tatsache das er so auf dieses Treffen mit euch und keinem anderen Mitglied der van de Burses bestanden hat, nicht einmal Frederik oder dem eigentlichen Oberhaupt Christian hat ihn ein wenig stutzig gemacht. In jedem Falle bittet er euch darum vorsichtig sein." Thyra schien kurz zu überlegen ob sie noch etwas sagen wollte und entschied sich dann offensichtlich dazu. "Ich bin froh das ihr geht Herrin. Ich weiß das ihr Karl damit einen riesigen Stein vom Herzen und eine Last von den Schultern genommen habt."

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- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -

Alida schüttelte sacht den Kopf. „Ich hoffe, ihr habt recht, aber ich denke, es ist etwas früh um solche Hoffnungen auszusprechen. Auch wenn ich sie ebenfalls teile…“ Sie kannte Thyra nicht und es war ihr bewusst, dass es für sie untypisch war mit einer Fremden ihre eigenen Befürchtungen zu besprechen, aber dennoch fügte sie hinzu. „Karl hat sich auf ein Spiel mit mächtigen Figuren eingelassen. Solchen die es nicht nötig haben zu verzeihen und deren Stolz oft größer ist als Vernunft oder Menschlichkeit. Ich hoffe, es spielt das Spiel ebenso gut wie sie, und dass es ihm gelingt sich aus ihren Ränkeschmieden soweit es ihm gelingt, herauszuhalten…“ Sie sah Thyra fest an. „Wollt ihr mir eine Frage beantworten, Thyra? In welcher Beziehung steht ihr zu Karl. Ich habe euch nie in seiner Nähe gesehen?“

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri

Thyra überlegte kurz und setzte sich dann auf einen der weich gepolsterten Stühle. Die Antwort die Alida erhalten sollte, schien nicht mit wenigen Worten erzählt. „Vielleicht erinnert ihr euch, aber bei meinem ersten Besuch hier in Brügge wurde ich verletzt.“ Eine dunkle Stille folgte, als die blonde Frau sich zu erinnern schien und zwischen ihrer Narbe und dem restlichen Gesicht tanzten die Schatten der Kerzen, die den Raum erleuchteten. „Meine Wunden wurden sogar eine Weile hier in eurem Haus versorgt, bevor ich stark genug war in das Haus meiner Mutter transportiert zu werden. Dort wurde ich gesund gepflegt und das ist auch der Moment, in dem ich Karl kennengelernt hatte.“ Wieder folgte eine lange Pause, begleitet von einem Seufzen. „Viel Grausames, Tod und Verlust ist ihm und mir seitdem zugestoßen und auch wenn wir aus verschiedenen Welten stammen, haben wir uns doch irgendwie gegenseitig Trost gespendet. Verlust schweißt zusammen und nicht zuletzt teilen wir die gleiche Mutter – wenn auch nicht im Blute.“ Ihr Blick glitt zu der Tür, hinter der die Feier der van de Burses stattfand und ruhte eine ganze Weile auf dem dunkeln Holz, bevor sie sich wieder Alida zuwandte. „Aufgrund von allem was passiert ist habe ich nicht mehr viel Familie, aber das was mir geblieben ist will ich verteidigen und unterstützen so gut ich eben kann. Das schulde ich meinem Bruder Erik und allen anderen, die in jener Nacht gestorben sind.“ Thyra erhob sich beinahe plötzlich und versuchte sich mehr schlecht als recht ein Lachen auf das Gesicht zu zwingen. „Entschuldigt bitte. Ich habe mich zum Plappern hinreißen lassen. Wahrscheinlich verbringe ich inzwischen wirklich zu viel Zeit mit den Seidenwebermädchen. Ich bin nicht hergekommen, um euch mit meiner Lebensgeschichte zu langweilen.“ Alida sah, dass sich ihr Gegenüber offenbar unwohl fühle, immerhin waren sie einander fremd und Thyra hatte offenbar mehr als für sie üblich preisgegeben. Nicht zuletzt schien ihr eingefallen zu sein, dass auch Alida selbst Verluste in jener grauenvollen Nacht hinnehmen musste auf die das Gespräch gerade gestoßen war.

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Alida hatte aufmerksam zugehört und schüttelte sacht den Kopf. „Eure Geschichte ist in keinster Weise unpassend. Ich verstehe es gut. Ihr wollt für diejenigen, die ihr nun Familie nennt, verteidigen und unterstützen. Ihr selbst habt besser als jeder andere feststellen können, was für ein seltsames Konstrukt eine Familie sein kann. Um so wichtiger sind diejenigen, die man wirklich dazu zählt, oder?“ Sie erhob sich ebenfalls, allerdings um einiges gediegener. „Nun ja… und ich zähle Karl zu meiner. Auch wenn das andere vielleicht anders sehen mögen…“ Sie sah wieder in die hellen Augen des Mädchens. „Ihr spracht von einer zweiten Nachricht?“

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Alida hatte aufmerksam zugehört und schüttelte sacht den Kopf. „Eure Geschichte ist in keinster Weise unpassend. Ich verstehe es gut. Ihr wollt für diejenigen, die ihr nun Familie nennt, verteidigen und unterstützen. Ihr selbst habt besser als jeder andere feststellen können, was für ein seltsames Konstrukt eine Familie sein kann. Um so wichtiger sind diejenigen, die man wirklich dazu zählt, oder?“ Sie erhob sich ebenfalls, allerdings um einiges gediegener. „Nun ja… und ich zähle Karl zu meiner. Auch wenn das andere vielleicht anders sehen mögen…“ Sie sah in die hellen Augen des Mädchens. "Was denkt ihr über diese Heiratspläne?"

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Die junge Frau schwieg lange und schien in Alidas Gesicht nach einer Regung zu suchen, die vielleicht verriet welche Antwort die Händlerin von ihr erwartete. Schließlich sprach sie ihre Gedanken aus. „Ich finde es furchtbar. Versteht mich nicht falsch Herrin. Ich weiß das man seiner Familie gegenüber Verpflichtungen hat, vielleicht sogar mehr als ihr ahnt.“ Thyra wandte ihren Blick ab. „Aber es gibt Grenzen was man von jemandem verlangen kann, oder etwa nicht? Karl hatte seine zukünftige Braut noch nicht einmal kennen lernen dürfen und trotzdem erwartet man das er sein ganzes Leben mit ihr verbringt? Ich würde mich lieber prostituieren lassen, als meine verbliebenen Jahre einem Mann zu gehören den ich nicht einmal kenne. Das erscheint mir als ein milderes Schicksal, aber ich weiß das ich mit dieser Meinung vielleicht zu extrem ist, zumindest hier in Brügge. Thyra seufzte. „Es sind Momente wie diese, in denen ich den Unterschied zwischen meiner Heimat und hier klarer erkenne als sonst, aber das spielt eigentlich keine Rolle. Ich glaube trotzdem das Karls Halbschwestern zu viel von ihm verlangen. Würde er ihnen wirklich etwas bedeuten, dann hätten sie ihn in die Entscheidung mit einbezogen.“ Der Ausbruch war überraschend emotional und ehrlich, wie schon zuvor. Die junge Frau schien ihrer Gegenüber zu vertrauen, aus welchen Gründen auch immer. Darüber hinaus hatte Alida in ihrem langen Leben, aber auch genug über Gefühle beobachten und erfahren können um die Situation ein wenig besser einzuordnen. Thyra schien in Karl verliebt zu sein und so hoffnungslos ihre Verirrung auch war, erklärte es gut warum ihr all das so nahe zu gehen schien.

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Alida hatte schweigend zugehört. Sie bewunderte die Leidenschaft mit der sich Thyra für Karl einsetzte, auch wenn ihre eigenen Gefühle dabei mit ins Gewicht fielen. Sie biss sich auf die Lippen als die junge Wikingerin ihre eigene Herkunft ansprach. Nach allem, was Leif je zu seiner Familie angedeutet hatte, mochte es vielleicht so sein, dass sie sich lieber prostituierte als einen Mann zu nehmen, den sie nicht kannte. Dafür verlangte man jedoch von ihr, einen Mann zu nehmen, neben dem sie geschwisterlich in der Wiege gelegen hatte. Sie vermied zu vergleichen welches Schicksal wohl schlimmer sein mochte. „Karl hat es geschafft sich aus einfachen Verhältnissen mit der Unterstützung der Menschen, die ihn lieben, in den Ritterstand zu kämpfen. Nun jedoch hat er als Herr von Flussfall Macht verliehen bekommen, die selbstverständlich an Bedingungen geknüpft ist. Er kommt aus armen Verhältnissen und die Herkunft seiner Mutter ist den Kindern des Grafen mehr als bewusst und mit Sicherheit ein Dorn im Auge. Ich sollte mich nicht anmaßen über ihre Gefühle zu spekulieren, aber ich denke, er ist für sie Mittel zum Zweck. Und wenn tatsächlich die Armeen der Welfen und ihrer Verbündeten an den Grenzen im Osten stehen, müssen sie sich Unterstützung von anderer Seite sichern, in diesem Fall Frankreich. Die Ehelosigkeit Karls kommt ihnen da nur recht.“ Sie seufzte. „Ich hoffe, ich habe Gelegenheit mit Karl selbst darüber zu reden.“

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„Sie benutzen ihn nur.“ Thyra nickte, aber mehr zu sich selbst als zu Alida, ganz so als hätte die blonde Händlerin das ausgesprochen was sie schon so lange befürchtet und vermutet hatte. Ihre Züge wirkten gequält. Emotionen und Ausflüchte schienen nicht zu Thyras Stärken zu gehören. Sie mochte zäh wie Leder sein, aber jeder der so wie Alida etwas von menschlichem Verhalten und Körpersprache verstand, konnte ihre Mimik und Gestik lesen wie ein offenes Buch. Sie verbeugte sich noch einmal vor Alida, dieses Mal tiefer. „Ich...Karl wird mehr als froh sein, dass ihr seiner Bitte folge leisten könnt. Ich will euch aber nicht weiter von eurem Fest fernhalten. Ich habe mehr als genug von eurer Zeit beansprucht. Habt dank Herrin.“

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Alida schüttelte den Kopf. „Verbeugt euch bitte nicht. Ihr seid eine freie Frau so wie ich.“ Stattdessen reichte sie ihr die Hand. „Es war mir eine Freude euch kennen zu lernen und ihr habt mich in keinster Weise vom Fest ferngehalten. Es ist wichtig, dass Karl da draußen Freunde hat, auf die er sich verlassen kann. Und seine Freunde sind hier genauso willkommen wie er selbst.“ Sie nickte. Einige Sekunden verstrichen und Alida biss sich unschlüssig auf die Unterlippe. Dann sprach sie die Frage doch aus. „Die Narben in eurem Gesicht… Versteht mich bitte nicht falsch: Ihr seid eine Frau des Nordens, mit anderen Sitten und Gebräuchen als wir hier in Flandern. Vielleicht tragt ihr sie mit stolz als Zeichen eines überwundenen Kampfes… Wenn dem jedoch nicht so sein sollte, dann solltet ihr wissen, dass ihr sie nicht tragen müsst.“

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Thyra erhob sich und nickte Alida anerkennend zu. Sie schien die Worte der Händlerin so nicht erwartet zu haben, insbesondere die Bemerkung das sie in Thyra ebenfalls eine freie Frau sah. Geistesabwesend strich sie schließlich über ihre geschundene Wange und den Verlauf der Narbe. Die junge Frau schien tief in Gedanken versunken zu sein, aber irgendwann sprach sie leise zu der Tzimisce. „Als ich verletzt wurde, habe ich aus Stolz, Angst und Wut die Hilfe von Leif abgelehnt. Für immer deformiert zu sein oder sogar zu sterben schien mir ein sehr viel begehrenswerteres Schicksal zu sein, als in seiner Schuld zu stehen. Ich hatte Glück, nicht zuletzt, weil ich mit Geduld und Geschick von einem Mann gepflegt wurde, der sehr viel weiser war als ich zu dieser Zeit. Seitdem ist jedoch viel geschehen und nicht wenige Dinge haben sich für mich grundlegend geändert.“ Die junge Frau verfiel in Schweigen und strich sich einen ihrer blonden, geflochtenen Zöpfe aus dem Gesicht. „Leif kann mir nun nicht mehr helfen, dazu ist die Narbe zu alt und schließlich habe ich mich mehr oder weniger damit arrangiert. Sie ist inzwischen beinahe eine Erinnerung die mich vielleicht davor bewahrt in Zukunft weniger töricht zu sein. Dennoch...“ Sie seufzte und ein Funken Hoffnung schien in ihr aufzuwallen, der ihr aber nicht geheuer war. „Ich habe in der Tat schon oft darüber nachgedacht wie es wohl wäre diese Bürde nicht tragen zu müssen.“ Sie schüttelte schließlich mit dem Kopf. „Aber ich glaube nicht das eine gute Idee ist, selbst wenn ihr mir helfen könntet. Ich kann schließlich kaum verbergen, wenn die Narbe verschwindet und bestenfalls würden die Leute denken ich hätte die Gnade eines Engels erfahren. Wahrscheinlicher ist aber wohl, dass sie davon ausgehen würden ich hätte einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Solche Male verschwinden eben nicht einfach so aus Gesichtern. Schon gar nicht nach so langer Zeit.“ Thyra lächelte schwach. „Ich danke euch trotzdem. Ihr seid freundlich...und...ich gestehe ehrlich, dass ich euch so nicht eingeschätzt hätte.“

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