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Re: Sol Invictus

Mo 5. Mär 2018, 23:52

„Ein Drache bleibt immer ein Drache, egal ob er sich als Wolf, Baum oder sogar Kätzchen bezeichnet.“ Anatole schien durch Alida durchzusehen als sich sein Blick auf einen Punkt weit hinter ihr richtete. „Der Fluch den Gott uns auferlegt hat ist zu stark um davor davonzulaufen oder ihn zu ignorieren und das gilt besonders für das Erbe der Dreizehn großen Puppenspieler.“ Die Stimme des Malkavianers wurde beinahe zu einem Flüstern als er die nächsten Worte fomulierte. „Bei uns Kindern des Mondes richtet sich Ansehen nicht nach den Ahnen- und Blutlinien wie bei so vielen anderen Clans, sondern danach wie fähig wir sind die Muster für Malkavs Handeln im Chaos der Welt zu erkennen.“
Alida sah ihn neugierig an. „Ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht einfach sein mag die Absichten unserer Urväter lesen zu wollen.“ ‚Ich weiß auch nicht, ob das wirklich gut wäre‘, fügte sie in Gedanken an ihren eigenen Clansgründer ,Tsimiske selbst, hinzu. „Wenn ihr davon ausgeht, dass ein Drache immer ein Drache bleibt, dann sagt mir: Was ist es, was, eurer Meinung nach, einen Drachen auszeichnet… Was jeden einzelnen Drachen mehr miteinander verbindet als einen Kainiten mit dem anderen?“
„Diese Frage kann ich euch nicht beantworten, auch wenn ich es gerne täte. Aber Teil der Antwort, die ihr finden könnt, ist immer auch eine Wahrheit, eine kleine Offenbarung, die nur jene, die euer Blut teilen, wirklich verstehen können. Wir alle müssen uns mit Facetten unserer Clans auseinandersetzen, die jene, die unser Blut nicht teilen, niemals verstehen könnten. Selbst wenn man versuchen würde es ihnen zu erklären.“
Alida seufzte. „Wisst ihr… Ich war im Osten. Es war… eine Erfahrung, die ich machen musste. Allerdings hat mich vieles, was ich sehen durfte, verwirrt, schockiert und aufgewühlt. Mit Sicherheit mag es Eigenarten geben, die mich mit den Drachen des Ostens verbinden, aber im Großen und Ganzen habe ich wohl mehr gemein mit den Kainiten des Westens, egal welchem Clan sie angehören mögen. Deswegen hoffe ich auch, dass eure Clansschwester keine falschen Erwartungen in unsere Begegnung setzt…“
„Ich glaube die Erwartungen meiner Clansschwester halten sich in Grenzen, immerhin wollt ihr etwas von ihr und nicht umgedreht.“ Ein kleines, beinahe aufmunterndes Lächeln umspielte die Lippen des Malkavianers. „Ich glaube zu wissen, was ihr meint, denn auch ich habe eine Weile im Osten verbracht. Aber Kainiten in Ost und West zu teilen ist eine grobe und oberflächliche Unterteilung, denn wer legt fest was typisch für einen Kainiten dieser Lande ist, denkt ihr nicht? Immerhin ist Brügge zum Beispiel sehr viel anders als Paris und Paris noch einmal ganz anders als London oder Hardestadts Hof der ständig auf Reisen ist.“ Anatole verschränkte seine Hände ineinander und schien sich alle Zeit der Welt zu lassen ihr Gespräch ohne Hast fortzuführen, auch wenn sie direkt vorm Eingang zu Baroness Serenes Haus standen. „Wir alle sind noch immer die, die einst den dunkeln Kuss empfangen haben, aber so sehr wir uns auch dagegen wehren unser Blut ruft nach uns. Manchmal lauter, manchmal leiser aber der Ruf wird nie gänzlich verstummen. Im Gegenteil er Begleitet uns und er mag manchmal sogar ein Quelle für Geborgenheit, Zuversicht und Verständnis sein.“
Sie war interessiert. Immerhin hatte sie sich noch nicht oft näher mit einem Kind des Mondes unterhalten. „Wie ist es für euch? Wie ist der Ruf von dem ihr sprecht?“
„Der Ruf ist Sicherheit und Geborgenheit. Die Überzeugung nie allein zu sein, und dass es jemanden gibt, der dich versteht, so chaotisch die Welt und alles um uns herum manchmal ist. Zu wissen, dass man mehr ist als die Summe seiner Teile und dass man nie wirklich allein sein muss. Er ist die Berührung eines zärtlichen Liebhabers, genauso wie die Umarmung einer alten Freundin und die beruhigende Hand einer gütigen Mutter und eines verständnisvollen Vaters. Alles zugleich und doch so viel mehr. Der Fluch Kains bringt viele Strafen mit sich, aber trotz all seinem Zorn ist Gott nicht ohne Gnade. Es ist es uns erlaubt von Zeit zu Zeit Frieden zu finden, wenn wir es wirklich wollen und wenn wir bereit sind zu lauschen. Die Dreizehn Väter und Mütter haben diesen Frieden gefunden und mit ihrem Blut, das durch unsere Adern fließt, haben sie uns, wissentlich oder nicht den Schlüssel gegeben selbst ein Teil von etwas größeren zu sein, etwas das unsere verfluchte Existenz zumindest ein wenig erhellen kann. Eine Familie. Eine, die uns versteht, nicht dafür verurteilt, was wir sind so verstörend oder andersartig wir doch auf andere mögen wirken.“
Alida schmunzelte kaum merklich. „Wenn man euch reden hört, dann wird sich wohl jeder Kainit wünschen als Kind des Mondes in die Nacht geboren worden zu sein.“
„Ich bin kein Narr. Ich weiß, was die meisten Kaniten über mich und andere Kinder des Mondes denken, aber es liegt in der Natur von sowohl Mensch als auch Kainit, dass was man nicht versteht zu verspotten oder schlimmsten Falle zu fürchten.“ Anatole schwieg lange. „Wir Kinder Malkavs haben uns dazu entschlossen zuzuhören und für diesen Mut belohnt worden. Also ja es stimmt. Ich bin dankbar dafür als Kind des Mondes in die Nacht geholt worden zu sein.“
Die blonde Händlerin hatte das Gefühl den jungen Malkavianer verärgert zu haben. „Verzeiht, wenn ich Worte gewählt habe, die euch verletzt haben. Ich kenne nicht viele Kinder des Mondes und ich würde mich nicht anmaßen über einen von ihnen urteilen zu wollen. Eure Worte klangen wirklich ehrlich und inspirierend. Das war es, was ich sagen wollte…“
„Es gibt keinen Grund euch zu entschuldigen.“ Trotzdem nickte Anatole ihr anerkennend zu. „Wir sollten eintreten. Ich genieße es mit euch zu sprechen, aber heute Nacht werdet ihr noch genug mit den meinen zu tun haben, ohne dass wir dafür auf der Straße stehen müssen. Seid ihr bereit?“
Alida nickte. Was sollte sie auch sonst tun? „Danke, dass ihr mich her gebracht habt. Und dass ihr uns helft.“

Mo 5. Mär 2018, 23:52

Re: Sol Invictus

Di 6. Mär 2018, 16:28

Anatole öffnete die Tür zu dem alten Herrenhaus und führte Alida in einen dunklen und mit schwarzem Stoff verhängten Flur. Der schmale Gang war übersät mit hunderten von Tonscherben die unter ihren Stiefeln leise knackten. Der Weg führte sie weiter in einen große Wohnstube die von einem kleinen Feuer im Kamin erhellt wurde. In der Mitte der Raumes saß eine rothaarige Frau die sich erhob als sie ihre Gäste eintreten sah. Auch dieser Raum war mit den gleichen gebrannten Kermikscherben überseht die unter den Schritten der Kainiten immer wieder knackten. „Anatole du hast unseren Gast mitgebracht.“ Der blonde Mann verbeugte sich tief. „Baroness Seren es ist mir eine Freude.“ Die Angesprochene war überdurchschnittlich groß, erheblich größer als die meisten Frauen und auch Männer die Alida in ihrem langen Leben gesehen hatte. Die feuerroten Locken fielen der Malkavianerin bis zur Hüfte und rahmten ein freundliches, beinahe mütterliches Gesicht ein. Trotz ihres ehrlichen Lachens hatte der Blick der Frau etwas Unberechenbares und Gefährliches. „Alida van de Burse. Es freut mich eure Bekanntschaft zu machen. Anatole hat mir schon so viel von euch erzählt. Setzt euch doch und fühlt euch ganz wie zu Hause. Ihr seid hier unter Freunden, wenn ihr es so wollt.“ Baroness Seren zeigte auf einen bequem gepolsterten Sessel der ebenfalls über und über mit Scherben überseht war.

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Re: Sol Invictus

Fr 9. Mär 2018, 18:50

Alida versank vor der Frau in eine tiefe Verbeugung in der sie einige Sekunden verharrte um ihren Respekt zu erweisen. Sie sah hinab auf die seltsamen Tonscherben bevor sie sich langsam wieder aufrichtete. „Baroness Seren, es ist mir eine große Ehre von euch empfangen zu werden. Habt Dank.“
Sie überließ der direkten Untergebenen von Mithras den Beginn des Gesprächs.
(2 Würfe, falls du sie verwenden willst: Erscheinung+ Emp gg 6: 4 ERf; Charisma + etikette: 3 Erf)

Re: Sol Invictus

Mo 12. Mär 2018, 11:24

"Eure Förmlichkeit ehrt euch Alida van de Burse und ich nehme euren Respekt vor den Regeln unserer Art wohlwollend zur Kenntnis." Seren neigte ganz leicht den Kopf und lächelte, ohne die Tzmisce auch nur einen Moment aus ihren merkwürdigen Augen zu lassen. Schließlich blickte sie zu Anatole der noch immer ein paar Schritte entfernt von beiden Kaniniten zu warten schien. "Ich danke dir Anatole." Der Malkavianer schien die unausgesprochene Bitte zu verstehen und zog sich ohne ein weiteres Wort aus der Stube zurück. Die Tonscherben knackten unter seinen Gardestiefeln, während sie in immer kleinere Stücke zerbrachen. Seren schließlich setzte sich wieder auf einen der opulent gepolsterten Sessel, nicht aber ohne die für Alida vorgesehene Sitzgelegenheit kurz anzuheben um sie von den Scherben zu befreien. Diese fielen klirrend zu Boden. Die Baroness faltete ihre langen dünnen Finger wie eine Spinne zusammen und begann schließlich zu sprechen. "Wie aufregend. Ein echter Drache in meinem Wohnzimmer." Sie kicherte schrill. "Wenn ich das zu Hause erzähle wird mir wieder niemand glauben." Ihre Worte hatten einen fröhlich-amüsierten Unterton. "Also Alida van de Burse. Kind von Emilian Victorovich und Enkelkind von Victor Rustovich. Was führt euch zum Sol Invictus und was noch viel wichtiger ist, was führt euch in meine Stube? Ich kann mich nicht erinnern euch schon einmal auf unseren Feierlichkeiten begegnen zu dürfen? Ihr sucht etwas, oder hofft etwas zu finden nicht wahr?. Sonst würdet ihr eure wertvolle Zeit sicherlich nicht dazu nutzen mich vor dem Fest aufzusuchen, schon gar nicht nur um ein wenig zu plaudern."

Re: Sol Invictus

Di 13. Mär 2018, 09:29

Alida zuckte bei der Erwähnung ihrer ‚Ahnen‘ kaum merklich zusammen. Sie erwähnte ihren Erzeuger offiziell nie und es wurde auch nie danach gefragt. Ebenso wenig war der Name ihres Großerzeugers, der gerade einmal etwas mehr als ein Jahrzehnt in den Reihen der Untoten existiert hatte bevor er vernichtet worden war, bisher für einen gewöhnlichen Kainiten, hatte er nicht zufällig mit der Sippe der Rustovichs Kontakt, von irgendwelchem Interesse gewesen.
Alida wägte ab in wieweit sie die Baroness in die Belange Flanderns einbeziehen sollte und ging in Gedanken noch ein Mal die Warnung von Harris Baker, die sie in Calais entschlüsselt hatten, durch. Er hatte die Malkavianerin als unberechenbar bezeichnet und darauf verwiesen sich eher an Baron Hugh oder Baroness Melusine zu halten. Nichtsdestotrotz war sie nun hier und man konnte versuchen das Beste aus der Situation zu machen.
„Ehrenwerte Baroness Seren. Wie ihr bereits wisst, ist es mein Ziel dieses Jahr beim Sol invictus anwesend zu sein. Welche bessere Gelegenheit gibt es mit den Kainiten des Reiches Mithras in Kontakt zu kommen? Eine der bedeutendsten Kainiten dieser Lande seid ihr und es ist eine große Ehre für mich, dass ihr mir ein wenig eurer Zeit widmet.“

Re: Sol Invictus

Di 13. Mär 2018, 23:40

Der Ausdruck von Seren nahm einen sehr nachdenklichen Zug an bevor sie irgendwann nur langsam den Kopf schüttelte. „Honigsüße aber doch so leere Worte. Trotzdem es ist nicht eure Schuld, nein niemand hat Schuld. Wir machen nur das was von uns verlangt wird um die Illusion von gepflegter Kultiviertheit aufrechtzuerhalten. Ein Schleier den man wie einen Vorhang vor unsere mit Blut getränkte und verfluchte Existenz hängt.“ Die Malkavianerin strich sich eine der lange roten Haarsträhnen aus dem Gesicht, die ihre freie Sicht auf Alida zu behindern schien und sprach dann geschäftig weiter. „Ich schätze direkte Worte und möchte euch daher auch nichts anderes an euch richten. Wenn es euch danach dürstet bedeutenden Kainiten in Britannien die Aufwartung zu machen, dann seid ihr hier falsch und verschwendet eure Zeit. Es ist nämlich ganz sicher keine Ehre eine verrückte, alte Vettel wie mich zu treffen. Eine Kuriosität? Möglich. Schlimmstenfalls ist es vielleicht sogar gefährlich, aber mit Ehre hat das alles nur äußerst wenig zu tun. Wie so viele meines Blutes werde ich lediglich zähneknirschend geduldet und einzig und allein Mithras Wohlwollen hält mich in einer Position die mir zumindest nominell erlaubt am Tisch der Großen sitzen zu dürfen. “ Sie lächelte unbekümmert. „Wünscht ihr sonst noch etwas? Ich hoffe ich habe euch nicht allzu sehr enttäuscht Alida.“
Alidas Stirn legte sich nachdenklich in Falten. Anscheinend hatte die Malkavianerin kein allzu großes Vertrauen in die eigene Macht und den eigenen Einfluss. Oder war das nur Taktik um ihr Gegenüber in Sicherheit zu wiegen? Sie zögerte einen Moment bevor sie erwiderte. „Ihr seid eine der einflussreichsten Größen in diesen Landen. Und ihr müsst über etwas Besonderes verfügen, da Mithras euch in seinen engsten Kreis gebeten hat.“ Sie lehnte sich ein wenig weiter nach vorn. „Allerdings…“ Sie machte eine kurze Pause. „… gehöre ich für gewöhnlich nicht zu der Art von Kainiten, die sich nur mit den Schönen, Reichen und Mächtigen umgibt. Ich schätze Sterbliche und Unsterbliche für das, was sie tun mehr als für ihren bloßen Status.“
„Lord Mithras kommt aus einer anderen Ära. Einer Zeit, die weit hinter uns liegt und selbst für die Ältesten wenig mehr als Legende und Mythos ist und lange bevor mein Clan und seine Fähigkeiten bei unseren Brüdern und Schwestern in Ungnade gefallen sind. Er hört uns zu und beschützt uns und im Gegenzug stehe ich ihm mit allem Rat, aller Weisheit und aller Wahrheit zu Seite, die ich aufbringen kann.“ Noch während sie sprach war aber schließlich ehrliches Interesse in die Züge der Rothaarigen getreten. „Ich habe eine Frage, eine von der ich hoffe, dass ihr sie mir beantworten wollt. Wie sind jene, die ihr als reich und mächtig wahrnehmt eurer Meinung nach zu ihrem Status gekommen?“
Ein leichtes Schmunzeln zuckte um die Mundwinkel der blonden Händlerin. „Diese Antwort vermag ich euch nicht zu geben. Die Antworten darauf sind so vielseitig wie die Persönlichkeiten von denen wir sprechen. Ich hatte nur in all der Zeit, die ich nun schon auf dieser Erde wandeln darf das Glück zu sehen, dass Mut und Tapferkeit, Stärke, Intelligenz, Würde oder auch Zufriedenheit nicht unbedingt in Zusammenhang mit Macht und Geld stehen.“ Sie blickte die Malkavianerin kurz direkt an. „In Flandern gibt es einige vorzügliche Kainiten und eines meiner Ziele ist es, dazu bei zu tragen, dass vielleicht Freundschaft zwischen den Unsterblichen meiner Heimat und denjenigen hier entsteht.“
Auch Seren schmunzelte. „So? Freundschaft also? Ein kurioser Zeitpunkt für ein solches Unterfangen, wo eure Heimat doch kurz vor einem hausgemachten Krieg steht, oder irre ich mich bezüglich der Details?“
Alida schüttelte zustimmend mit dem Kopf. „Nein, ihr irrt euch nicht und seid gut informiert. Es ist ausgesprochen bedauerlich: Flandern wird von einer Frau regiert, in direkter Erbfolge steht ihre Schwester. Doch anstatt die Möglichkeit zu nutzen zu beweisen, dass auch Frauen dazu in der Lage sein können ein Land zu verwalten und zu organisieren, treiben die beiden Schwestern die Fürsten und damit die Bevölkerung gegeneinander auf, was uns möglicherweise einen Bürgerkrieg bescheren mag. Ich hoffe auf die Einsicht der beiden und Frieden… Blut sollte schließlich dicker als Wasser sein.“ Sie seufzte.
„Bedauerlich und doch ist es mehr als verständlich, dass ihr in so einer dunklen Stunde auf der Suche nach Verbündeten seid, oder zumindest sichergehen wollt, dass niemand einen solchen Moment der Schwäche ausnutzt.“ Sie nickte als wolle sie ihre eigenen Worte bekräftigen. „Wisst ihr was, das könnte sogar funktionieren.“ Sie lachte schallend hell auf und klatschte urplötzlich in die Hände. „Wie aufregend. Ein Drache kämpft für seine Heimat und das hier so weit weg vom Omenkrieg und dem Osten. In welchen Zeiten wir doch leben.“ Die Aufregung verschwand so schnell wie sie gekommen war, während die Malkavianerin wieder ernster wurde. „Also dann überzeugt mich. Warum wäre es gut Flandern zum Freund und nicht zum Feind zu haben? Ich bin wirklich neugierig.“
Die Dame kam zur Sache, das musste man ihr lassen. „Ihr meint allein aus politischer Sicht? Wenn man außen vorlässt, dass es dort vorzügliche Charaktere gibt, die Freundschaft Verbundenheit mehr als wert sind? Nun ja… Es gibt wohl nicht viel, das ich aufzählen könnte, was eine Frau wie ihr nicht ebenfalls weiß: Flandern verfügt über exzellente Handwerker, Gelehrte und fähige Bauern. Die Städte werden überdurchschnittlich gut versorgt und florieren, was dem Vermögen und dem Handel sowie den Einwohnern selbst zugute kommt. Adelige, Ritter und Soldaten waren in all den Jahren, obwohl nur Bewohner einer Grafschaft, fähig genug den anderen großen Reichen die Stirn zu bieten.“ Sie überlegte, ob sie ihre Aufzählung fortsetzen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Sie faltete die Hände ineinander und presste die Daumen aneinander. „Das Hauptargument jedoch mag Folgendes sein: Flandern ist, wenn auch nicht so mächtig wie die Lehen des Schwarzen Kreuzes, die Höfe der Liebe oder Mithras Reich, doch reich und nicht ohne Einfluss. Derzeit hält sich die Macht in den Reichen im Gleichgewicht. Flandern jedoch, wäre, würde man es in die Waagschale legen, ein Zankapfel, der mehr als einen kleinen Bürgerkrieg bedeuten würde. Wer immer auch Flandern erobern würde, hätte zusätzlich zu Geld und Einfluss, zwei große, mächtige Erzfeinde am Hals, die danach gieren würden, Flandern wieder aus der Herrschaft des anderen zu entreißen.“
Seren hing an Alidas Lippen und entpuppte sich als geduldige und aufmerksame Zuhörerin. Sie ließ der blonden Händlerin alle Zeit ihre Ausführungen zu Ende zu bringen. „Überzeugend und auf den Punkt.“ Seren sprang auf und hüpfte auf den Scherben hin und her wie ein Kind. „Ihr müsst gut sein als Händlerin, wenn ihr so alle eure Waren anpreist. Doch eine Frage habe ich noch. Wäre es nicht besser den Zankapfel zu zerstören? Dann und nur dann würde man wirklich sichergehen, dass dieser Preis nicht den falschen Leuten in die Hände fallen könnte.“
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Alida zuckte mit den Schultern und versuchte bei der vermeintlich neutralen Frage nicht zusammen zu zucken. „Das wäre durchaus eine Möglichkeit. Aber eine ausgesprochen kostspielige, die wohl fast alle Ressourcen eines Landes und unglaubliche Mengen an Soldatenleben fordern würde. Nicht zu vergessen, die anderen großen Reiche, die sich plötzlich als rettenden Verbündeten sehen wollen um später ihren Teil des Brockens sichern zu können. Aber um es einfach und praktisch zu sehen: Von einer Freundschaft mit Flandern profitieren alle in annähernd gleichem Maße. Da sind Waren, Ressourcen, Nahrungsmittel und Wissen zu nennen, die wir beim Handeln unseren Verbündeten zu mehr als günstigen Bedingungen zur Verfügung stellen können. Warum sollte man auf Tuch für seine Truppen, Nahrung für seine Bevölkerung verzichten, wenn man sie gut und günstig erhalten kann?“
„Wie inbrünstig und eloquent ihr doch eure Position vertreten könnt.“ Seren setzte sich wieder auf ihren Stuhl und schaute Alida lange an. „Ich wäre bereit euch bei eurer Vision von Freundschaft und Kooperation zu unterstützen, wenn ihr euch als ehrlich erweisen solltet.“ Die Malkavianerin lehnte sich zurück und drehte sich eine ihrer roter Locken um den Zeigefinger. „Einen Verbündeten gewinnen ist doch der Grund wieso ihr hier seid, oder etwa nicht? Schließlich würdet ihr sonst nicht eure kostbare Zeit mit einem Höflichkeitsbesuch hier verschwenden.“
Alida überlegte und nickte dann. „Flandern mag im ersten Moment klein und unbedeutend erscheinen, aber ich bin mir sicher, dass die Freundschaft mit uns sich für alle Beteiligten sowohl auf kainitischer als auch weltlicher Ebene für alle Beteiligten als mehr als lohnenswert erachtet werden kann.“
„Ihr werdet meinen Preis mehr als fair empfinden, schließlich kann ich euch nicht versprechen, dass meine Fürsprache viel auszurichten mag.“ Sie lehnte sich vor und schaute Alida direkt in die Augen. „Ich möchte von euch erfahren, was ihr über Andomar von Dünnkirchen wisst. Er war der malkavianische Prinz von Dünnkirchen und nach allem was ich erfahren habe, hattet ihr Kontakt mit ihm, wenn mich meine Quellen nicht getäuscht haben.“ Seren legte ihre bleichen Finger ineinander und wartete. Das Angebot lag auf dem Tisch.
Alida ließ ihre Erinnerungen zu den regenverhangenen Tagen in Dünkirchen wandern, die so viele Jahrzehnte vergangen waren. „Ich kann nicht viel mehr hinzufügen, als das, was den meisten Kainiten bekannt sein dürfte. Andomar war vor langem ein Verbündeter des kainitischen Urvaters von Brügge, Valerius. Er sah vor einigen Jahrzehnten eine Bedrohung in der damaligen Führungsriege von England, Flandern und Frankreich und versuchte die einzelnen Parteien gegeneinander auszuspielen. Als er damit nicht in entsprechendem Maße vorankam, setzte er auf die Kräfte des Irrsinns. Das führte nach heftigen Kämpfen zu seiner Vernichtung und derjenigen von vielen anderen Kainiten. Er war ein Meister im Kampf mit dem Morgenstern…“
Seren horchte begierig. „Ja, ja der Morgenstern...“ sie schien sich in ihren eigenen Gedanken zu verlieren und brauchte mehrere Minuten sich wieder zu sammeln. Schließlich flüsterte sie fast. „Sonst wisst ihr nichts über ihn zu berichten, nein? Ihr müsst nämlich wissen: Andomar war eine starke Stimme in unserem Chorus. Es war ein Tag der Trauer, als die seine für immer verlosch.“
Alida sah zu der rothaarigen Frau hinüber. „War er ein guter Freund von euch?“
„Er war mein Mentor. Vor einigen Jahrhunderten hat er sich meiner angenommen, auch wenn sich unsere Wege schon vor langer Zeit in der echten Welt trennten.“
„Dann muss euch sein Verlust hart getroffen haben. Es tut mir leid um eure Freundschaft.“ In ihrer Stimme schwang Anteilnahme mit.
„Habt ihr ihn den selbst kennengelernt? Sein Geist war stark belastet unter all dem Wissen und die Wahrheit in seinen letzten Jahren.“ Serens Stimme hatte etwas an Melancholie gewonnen, während sie in Erinnerungen schwelgte.
Alida seufzte und nickte dann zögernd. „Ich war eine der Kainitinnen, die bei dem Treffen anwesend war. Ich glaube, wir sollten helfen, zwischen England und Frankreich zu vermitteln… Das ist alles schon lange her. Als heraus kam, dass Andomar derjenige war, der versuchte mittels Irrsinn die Parteien komplett zu entzweien, war auch ich mit dabei ihn aufzuhalten und gegen ihn zu kämpfen.“
Ein Lächeln, welches der Malkavianerin etwa katzenhaftes verlieh umspielte die Lippen der toten Frau. „Ich weiß.“
Alida blinzelte überrascht. „Ihr kennt Andomar viel besser als ich. Es gibt nichts, was ich euch erzählen könnte, was ihr nicht schon wüsstet. Warum stellt ihr mir diese Frage als Bedingung für eure Hilfe?“

Re: Sol Invictus

Mi 14. Mär 2018, 10:21

Die grau-grünen Augen der Malkavianerin schienen sich beinahe in Alidas Seele bohren zu wollen als sie die nächsten Worte sprach. „Weil ich zuerst wissen wollte welche Person sich wirklich hinter diesem artigen Auftreten und den schönen Worten verbirgt.“
Seren erhob sich. Dieses Mal anmutig und langsam, ohne die kindlichen Anwandlungen von zuvor. Sie schritt zum Kamin und warf eine handvoll getrockneter Kräuter aus sicherer Entfernung in die scharlachrote Glut der Feuerstelle. Sofort erfüllte ein süß-würziger, aber nicht unangenehmer Duft die Stube. Sie drehte sich wieder zu der Tzimisce um.
„So viele von unserer Art haben das Talent honigsüße Worte zu weben, doch dies ist nicht die Währung in der ich meine Geschäfte zu tätigen pflege. Ich schätze Integrität und Ehrlichkeit. Männer und Frauen die zu ihren Taten stehen und nicht nur ihren Worten. Als ihr mir erzählt habt, dass ihr Taten mehr Gewicht beimesst als Status wollte ich wissen ob ihr nur einfach versucht mir das aufzutischen was ich vielleicht hören will, ob ihr die Wahrheit sagt und vor allem ob ihr diesen hohen Standard auch für euch selbst und nicht nur die anderen ansetzt.“
Seren ging in einem Kreis um Alida umher. Beinahe wie ein Raubtier das seine Beute umkreiste. Irgendwann setzte sie sich wieder und strich ihr grünes Kleid vorsichtig glatt. „Ich wusste welche Rolle ihr und der Rest der Brügger Kainiten am „Dünnkirchener Verhandlungstisch“ und Andomars Ableben gespielt habt. Ich musste aber wissen ob ihr den Schneid habt zu euren Taten zu stehen, oder ob ihr euch lieber hinter Halbwarheiten und Ausflüchten versteckt von denen ihr hofft, dass ich möglichst positiv darauf reagiere.“ Die Malkavianerin schwieg, während der Kräuterduft bei dem es sich wahrscheinlich um Salbei handelte weiterhin die Luft schwängerte. Seren lehnte sich zu Alida.
„Es war eine ergreifende Rede die ihr vorhin gehalten habt. Eine Ode über Flandern und die Vorteile einer Allianz mit Krämern, Händlern und guten Bürgern. Ich aber gehe keine Bündnisse mit schönen Ideen oder für attraktive Ziele ein, sondern mit den Personen die sie vertreten. Jetzt wo ich ein Einblick darüber gewonnen habe wer ihr seid kann ich euch mit vollem Wissen und Gewissen meine Unterstützung anbieten. Wenn ihr sie wollt gehört sie euch.“

Re: Sol Invictus

Do 15. Mär 2018, 10:56

Alida versuchte sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen als Seren wie ein Raubtier um die Beute, um sie, herum schlich. „Ich wünschte, die Umstände um euren Mentor wären damals andere gewesen, aber es wäre falsch die Umstände zu beschönigen. Ich bedauere euren Verlust und kann es verstehen, wenn ihr mir und meinen Verbündeten zürnen solltet.“ Sie suchte den Blick der insistierenden grau-grünen Augen. „Sollten eure Worte ernst gemeint sein, so lasst euch versichern, dass wir mehr als glücklich wären, die aufrechte Unterstützung einer Frau wie euch auf unserer Seite zu wissen.“

Re: Sol Invictus

Do 15. Mär 2018, 17:34

"Nein, nein, nein keine Sorge." Etwas mitfühlend und mütterliches kehrte auf die Züge der alten Malkavianerin zurück, ganz so als würde sie Alidas Stimmungsumschwung spüren. "Ihr müsst euch für nichts entschuldigen. Andomar kannte seine Rolle in diesem Stück und er hat sich dazu entschlossen sie zu spielen, auch wenn ihn sein finales Schicksal am Ende sicherlich doch überrascht hat." Seren lächelte. "Es gibt kein schlechtes Blut zwischen uns und die gegebenen Tatsachen zu einer solchen Realität zu verdrehen wäre mehr als nur weit hergeholt. Das Gegenteil ist der Fall, denn ich meine mich zu erinnern das wir nun Verbündete sind." Die Rothaarige lächelte. "Wie wollt ihr weiter vorgehen? Ich vermute ihr werdet versuchen noch mit anderen Mitgliedern von Mithras' innerem Zirkel zu sprechen und versuchen sie zu überzeugen. Habt ihr schon entschieden wen ihr als nächstes aufsuchen wollt?"

Re: Sol Invictus

Mo 19. Mär 2018, 20:18

Alida war noch immer etwas überrascht über die seltsame Wendung des Gespräches. Aber sie bewunderte die Frau auch für die Fairness und Offenheit, die sie an den Tag legte. „Man hat mir geraten, mich an Baron Hugh oder Baroness Melusine zu halten. Dies hatte ich beabsichtigt. Allerdings, muss ich gestehen, weiß ich bisher noch ausgesprochen wenig über die beiden Kinder der Nacht.“
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