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Re: Eine Heimkehr (Alida)

Do 3. Dez 2015, 19:24

Alida hatte sich kurz erhoben als Marlene ins Zimmer gestürzt war. Sie war froh die Erleichterung auf dem Gesicht der jungen Frau zu sehen. Ihr leise hervorgebrachtes "Karl-Christian hat Hendrik gefunden und nach Haus gebracht" ging im aufgebrachten Wiedersehen unter.
Sie grinste dem Jungen noch mal zu bevor sie sich verabschiedeten. "Pass gut auf Marlene auf wenn du sie heim bringst, ja? Grüßt mir Jean und Lucien."
Dann ließ sie sich wieder in den Sessel fallen, lehnte sich zurück und atmete tief ein und aus.
Sie blickte Alyssa an, lächelte und wartete bis ihre Großnichte in einem der anderen Sessel Platz genommen hatte.
"Ich bin froh, dass du wieder da bist, Alyssa. Geht's dir gut?" Ihr Blick drückte ernsthaftes Bedenken aus

Do 3. Dez 2015, 19:24

Re: Eine Heimkehr (Alida)

Do 3. Dez 2015, 20:19

Marlene und Hendrik verabschiedeten sich und waren schnell in Richtung ihres eigenen Hauses verschwunden. Es war eine lange Nacht gewesen. Alyssa verabschiedete sich ebenso von beiden und wartete bis sie alleine waren. Der Ghul schloss die Tür und ging in Richtung des Feuers um einen weiteren Scheit aufzulegen. „Alida ich will es kurz machen. Heute Nacht hat mir einmal mehr gezeigt, dass ich eine Entscheidung treffen muss und das habe ich getan. Es tut mir nicht gut im Moment die ganze Zeit hier zu sein. Ich muss mich neu orientieren.“ Sie drehte sich zum ersten Mal zu Alida um und lächelte schwach, während ihre Hände über die Holzritter strichen die noch immer auf dem Kaminsims standen. Sie atmete tief durch „Mit deiner Erlaubnis werde ich aus deinen Diensten austreten und sobald ich kann für eine Weile von hier fortgehen.“ Alyssa ging in Richtung Alida uns setzte sich auf einen der Sessel. „Ich habe bereits alles geplant. Ich werde eine Weile zu Balduin ziehen, bis ich mich vom Blut entwöhnt habe. Er kennt sich damit aus, immerhin hat er den Entzug selbst hinter sich und kann sich um mich kümmern. Abgesehen davon wäre ich nicht weit weg, denn er zieht wieder nach Brügge. Er wird es dir noch selber sagen, aber er heirat noch einmal weil er wieder Vater wird. Ich wäre also nur einen Steinwurf von allem entfernt, falls Fragen oder Probleme auftauchen sollten. Danach könnte ich nach Bergen oder London gehen und ein bisschen Abstand zwischen mich und die Stadt und alles was mich damit verbindet bringen.“ Sie lächelte wieder. „Die Bücher habe ich durchweg fertig gemacht und Anweisungen für die weitere Buchhaltung hinterlassen. Jeder der auch nur ein bisschen was von Zahlen versteh wird ohne Problem genau dort weitermachen können wo ich aufgehört habe. Wenn nicht ist er der Aufgabe nicht gewachsen. Du siehst also. Alles ist geplant und durchdacht, du müsstest nur noch dein Einverständnis geben und hättest weder zusätzliche Arbeit, noch Verantwortung.“ Alida wusste sofort, dass Alyssa schon länger über diesen Plan nachgedacht haben musste und dies keine Kurzschlussentscheidung war.

Re: Eine Heimkehr (Alida)

So 6. Dez 2015, 13:28

Alida schwieg lange. Sie sah zum Kamin, zu den weit entfernten Flammen, dann zu Alyssa. Sie überlegte und die Mischung aus Gefühlen, Konzepten und Ideen machten es nicht einfach einen klaren Entschluss zu fassen.
„Alyssa? Ich weiß nicht recht, was ich darauf sagen soll…“ Sie zog die Füße vor den Körper und legte die Arme darum. „Du hast lange überlegt, dir den Weg ausgesucht, der für dich der Sinnvollste ist. Wenn du das tun möchtest, dann bin ich die letzte, die dir dabei im Weg steht.“ Wieder ließ sie einige Minuten verstreichen. Alyssa konnte sehen wie schwer es Alida fiel weiter zu reden. „Muss es ausgerechnet Balduin sein? Ich weiß, er ist dein Bruder und es gibt niemanden, dem du wahrscheinlich mehr vertraust…“ Sie schluckte. „Balduin steht Leif sehr nahe… und… ich habe ein mal einen unser Familie, deinen Bruder, ‚verloren‘ weil ich dachte er wäre in Leifs Obhut gut aufgehoben. Mir wäre es lieber, wenn du dich aus dem Umkreis des Heilers raus halten könntest… Es ist nur ein ‚Gefühl‘ und man sollte immer auch auf seinen Verstand hören…“ Sie dachte an ihre Worte an den kleinen Jungen. „Aber ich komme bezüglich Leif zu keiner klaren Lösung. Ich weiß nicht wer er ist, was er wirklich will und zweifle mittlerweile daran, es je zu wissen. Und ich weiß nicht, wie er zu mir und zum Rest der Familie steht…“
Sie seufzte. „Du könntest zu Liliana gehen, zu Belinkov nach Gent, … zu den Borluuts, zu meinem norwegischen Handelspartner, dem Bruhjah Jorgen Kormak… Aber ich verstehe, wenn du Balduin vorziehst. Er ist dein Bruder und ein guter Mensch. Wenn du es tust, dann versprich mir nur, dass du vorsichtig bist.“
Sie verfluchte innerlich ihre eigenen Worte.
Wieder verging einige Zeit bevor sie Alyssa wieder ansprach. „Wen heiratet Balduin? Ich hätte nie gedacht, dass er Katharina untreu werden würde. Auch wenn die Trauung nicht von einem katholischen Priester vollzogen wurde hätte ich ihn für den Mann gehalten, der eher ewig alleine bleibt als eine andere Frau anzusehen.“ Sie versuchte ein schwaches Lächeln. „Vielleicht tut es ihm gut und lenkt ihn von dem ganzen Unglück der letzten Jahre ab. Er hätte es verdient.“

Re: Eine Heimkehr (Alida)

So 6. Dez 2015, 19:04

Alyssa war überrascht und es war klar, dass sie mit dieser Reaktion Alidas nicht gerechnet hatte. Sie senkte den Blick. "Ich werde tun was immer du für richtig hältst Alida. Keine Alleingänge mehr, nie wieder das habe ich versprochen." Sie biss die Lippen aufeinander und schien dann noch etwas hinzufügen zu wollen. "Ich will nur nicht zu irgendwelchen Fremden gehen. Balduin hat mir erzählt das die Abgewöhnung von Blut eine anstrengende und hässliche Angelegenheit sein kann und ich will nicht das mich jemand den ich nicht kenne in einem Zustand sieht. Ich hoffe du verstehst das. Mit noch mehr Scham was mich angeht kann ich einfach nicht leben. Was hältst du davon wenn ich mir eine Kammer in einem Lagerhaus ausbauen lassen? Wir können es abschließen und dann kann mich dort eine Person deiner Wahl beaufsichtigen, vielleicht einer der Heiler die Balduin ausgebildet hat?" Sie war unruhig und stand auf um ein paar Schritte auf und ab zu gehen. Sie schaute aus dem Fenster in die immer noch finstere Nacht. "Balduin und ich, die schwarzen Schafe der Familie. Zum Glück bekommt Mama Alda nicht mehr mit wie viel Schande wir beide über die Familie gebracht haben." Sie seufzte tief. "Ich kenne deine Beziehung zu dem Heiler Leif Thorson nicht im Detail, aber mit Balduins Fall hat er nichts zu tun wenn man es genau betrachtet. Das hat mein Bruder selbst über sich gebracht. Genauso wie ich. Logisch betrachtet hat der Nordmann nicht mehr und nicht weniger getan als von ihm im Handel beim Neubau des Hospitals verlangt wurde. Er hat meinen Bruder zu einem Heiler ausgebildet und da hat ja ganz gut funktioniert. Alles andere danach hat Balduin selber entschieden und zahlt den Preis für seine Fehler auch noch zehn Jahre danach." Der Ghul drehte sich wieder in Richtung des Raumes. Sie hatte zum Fenster gesprochen war aber gut zu verstehen gewesen. "Vom logischen Standpunkt aus gesehen gibt es keinen einzigen Anhaltspunkt der zeigen würde das Leif auch nur irgendein Interesse an unserer Familie hat. Er meidet uns ehr wann immer er kann. Wenn ich Balduin besucht habe hat Leif zum Beispiel immer das Haus verlassen wenn er da war. Falls du wirklich denkst das er eine Gefahr für uns ist fühl ihm doch auf den Zahn oder frage ihn einfach was er hier in Brügge macht." Die dunkelhaarige Frau setze sich wieder. "Aber abgesehen von alle dem - auch ich wünsche mir das Balduin endlich ein wenig Frieden findet, ich glaube es verging kein einziger Tag in den letzten Jahren an dem er nicht ehrlich bereut hat was er damals getan hat. In dieser Stadt wurden größere Verfehlungen in kürzerer Zeit verziehen." Sie schien sich noch an etwas zu erinnern. "Ach ja bezüglich deiner Frage, er wird die blonde Frau Brunhild heiraten." Alyssa schwieg und schien in Gedanken versunken. Es war klar das sie oft und viel über das Thema Balduin nachgedacht hatte in letzter Zeit.

Re: Eine Heimkehr (Alida)

Di 8. Dez 2015, 08:32

Alida hatte immer wieder angesetzt um etwas auf Alyssas Worte zu sagen, aber jedes Mal geschwiegen, da die braunhaarige Frau weiter sprach und die Händlerin sie nicht unterbrechen wollte. Beim letzten Satz ihrer Ghulin stand Alida der Mund vor Erstaunen offen. Sie begann plötzlich völlig unnötigerweise zu husten als hätte sie sich an etwas sehr Unangenehmem verschluckt. Es dauerte sicher fast eine Minute bis der Hustenanfall nachließ.
Alida schluckte, holte tief Luft und schluckte noch einmal all die Bemerkungen hinunter, die ihr auf der Zunge lagen. Das war Balduins Leben und ja: Es ging sie absolut, absolut nichts an! Alida schloss für einen Moment die Augen. Alyssa schaute Alida einmal mehr überrascht an. Sie war einmal mehr von der Reaktion ihrer Herrin verwirrt? "Alida? Habe ich...habe ich etwas Falsches gesagt? Was ... Was ist denn los?" Der Ghul wirkte unsicher.
Alida probierte ein Kopfschütteln und versuchte sich auf das zu konzentrieren, was Alyssa zuvor gesagt hatte. „Alyssa? Die ganzen letzten Jahre müssen ziemlich schlimm für dich gewesen sein und das tut mir leid. Ich hab dich damals genötigt das Kind zu behalten und ich hab nicht gedacht, dass es dir so viel ausmachen würde. Sonst hätten wir mit Sicherheit einen anderen Weg gefunden. Du bist genauso wenig ein schwarzes Schaf wie Balduin. Wir alle treffen Entscheidungen, wir machen manches richtig, manches falsch. Manche Entscheidungen sind schwerwiegender, manche entpuppen sich als gut, manche als schlecht. Das weiß man vorher nicht. Vielleicht ging auch Balduin damals, als er bei Costayne in Dienst trat davon aus, dass er damit Gutes bewirken könnte. Und du bist ganz sicher nicht die erste und auch ganz sicher nicht die letzte in dieser Familie, die ungewollt schwanger wird. Also lass das mit dem schwarzen Schaf bitte, in Ordnung? Du bist eine hervorragende Strategin, eine große Bereicherung für die Familie, wir können immer auf dich bauen und ich bin froh, dass du Teil dieser Familie bist. Und Alyssa: Ich bin froh, dass du wieder du selbst bist…“ Sie sah ihre Großnichte fest an. „Wenn du bei Balduin wohnen willst, dann tu das. Das mit Leif und mir hat nichts mit euch zu tun. Handle einfach so, wie du es für richtig hältst. Ich hab jahrzehntelang auf dich bauen können und ich weiß, du triffst wieder die richtigen Entscheidungen.“ Sie lächelte zögernd. „Geh uns und mir nur nicht verloren, ja?“

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Alyssa schien einmal mehr etwas Anderes erwartet zu haben, bis schließlich ein leichtes Lächeln über ihre Lippen zu huschen. Es war eine Nacht der Überraschungen. „Alida?“ Sie zögerte für einen Moment. „Ich danke dir für seine Worte und die Chance die du mir gegeben hast. Ich werde alles vorbereiten. Morgen Nacht bin ich weg. Ich weiß das ich das Richtige tue.“ Sie stand auf und ging in Richtung Tür. „Ich glaube ich werde jetzt zu Bett gehen. Es war eine lange Nacht.“ „Alyssa?“ Sie fuhr sich mit den Zähnen über die Lippen. „Hendrik hat erzählt, dass Karl-Christian bei dir war, dass er Dinge zu dir gesagt hat, die dich aufgewühlt haben…“ Der Ghul blieb auf der Stelle stehen, wie eingefroren. Sie zögerte und schien nach Worten zu suchen. "Ich will dich nicht anlügen Alida. Er war in Rage und hat ein paar hässliche Worte für mich übrig gehabt. Es ging darum wieso ich nicht mehr für meinen Bruder tue - oder ihn. Können wir vielleicht morgen über alles sprechen? Ich fühle mich einfach nicht bereit mich heute Nacht mit noch einem anderen Familiendrama auseinanderzusetzten...Nur so viel. Sei vorsichtig wenn es um den Jungen geht...er hat Geheimnisse und weiß eine Menge." Das Gesicht des Ghuls war blass und das Lächeln war gänzlich aus ihrem Gesicht gewichen. Wieder legte Alida den Kopf in den Nacken und unterdrückte ein Seufzen. Dann nickte sie. „Sag mir bitte nur noch eins bevor du zu Bett gehst. Balduin ist dein Bruder und weiß schon lange nicht mehr zu welchem Mann er geworden ist… Hältst du seine Wahl für gut?“ Sie zuckte mit den Schultern. "Ich kenne Brunhild nur flüchtig. Es heißt sie ist eine Witwe und hat vor kurzem eine Schmiede in der Stadt geöffnet. Ihre Waffen sollen von ziemlich guter Qualität sein. Aber darüber hinaus?" Sie schüttelte nur leicht den Kopf. "Beide kennen sich schon lange und haben viel durchgemacht. Gelegenheit macht Liebe sagt man und sie scheint ihm gut zu tun...aber warum fragst du? Hast du ein schlechtes Gefühl?" Der Hauch eines Lächelns huschte über ihre Züge. „Das gleiche, was ich dir gesagt habe gilt auch für Balduin oder mich selbst. Wir treffen unsere Entscheidungen. Wenn er versuchen möchte mit Brunhild glücklich zu werden… ich wünsche ihm von Herzen, dass es ihm gelingt.“ Sie nickte Alyssa noch einmal zu. „Wir reden morgen weiter. Wenn du kannst, dann sag mir bitte morgen, wie das Gespräch mit Karl-Christian verlaufen ist.“ Wieder lächelte sie. „Hendrik macht sich ganz schön viele Gedanken.“ "Wir können morgen noch einmal über alles reden Alida. Ich brauche vorher nur eine Nacht Schlaf." Ein Lächeln breitete sich wieder auf Alidas Gesicht aus. "Hendrik ist ein kluger Junge. Ich bin mir sicher er wird es einmal weit bringen. Wir müssen nur auf ihn Acht geben und ihn beschützen, egal was passiert. Das ist es was unsere Familie ausmacht nicht wahr Alida?"
Die blonde Händlerin lachte. „Es fehlt nicht mehr viel, dann müssen wir den Jungen davon abhalten, dass er auf uns aufpasst.“ Sie nickte Alyssa zu. „Ja, Hendrik ist ein cleverer Kerl. Hat er wohl von seiner Mutter.“ Sie schenkte ihrem Gegenüber ein aufmunterndes Grinsen. "Gute Nacht Alida." Dann war Alyssa in Richtung ihres Zimmers verschwunden. Alida atmete noch ein Mal tief ein. Was war es wirklich, was ihre Familie ausmachte? Gab es überhaupt etwas? Wenn ja, war das gut oder schlecht? Sie hätte gerne ihre Geschwister hier bei sich. Hier in diesen vier Wänden in denen sie selbst so oft zusammen gesessen hatten. Sie hätte sie gern gefragt. ‚Maria? Christian? Ist das gut, was ich tue? Gehe ich zu weit?‘ Die Gesichter auf einem alten fast vergilbten Familiengemälde starrten sie mit leichtem Lächeln an, gaben aber keine Antwort.

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Die nächste Nacht brach mit erheblich weniger Aufregung herein. Alles war ruhig und im Anwesen der Familie van de Burse ging alles seinen Lauf. Wie immer erfüllte der Duft von frisch gebackenen Brot des Teil des Hauses um die Küche, familiäre wie wirtschaftliche Interessen ließen Besucher und Verwandte ein- und ausgehen während Diener und Boten ihren Aufgaben nachgingen. Es war ein wahrer Bienenstock. Alida entscheid sich dazu zunächst mit Christian die Belange des Tages durch zu gehen. Der ältere Mann hatte bei allen weltlichen Geschäftsangelegenheiten, da er das offizielle Oberhaupt der van de Burse war, den besten Überblick. Danach würde sie sich mit den restlichen Familienmitgliedern besprechen, welche Dinge noch zu erledigen wären, mit Frederik, was von kainitisches Seite derzeit besondere Präsenz hatte. Sollte irgendwann Zeit sein, wäre das Gespräch mit Alyssa notwendig. Während Alida durch das Haus ging, kam sie an einer Gruppe von Cousinen vorbei die in einer Ecke saßen und kicherten. Eine von ihnen war Cousine Mildred die es gestern ein wenig mit dem Wein übertrieben hatte. Noch im Vorbeigehen hörte Alida plötzlich den Namen Balduin, der gleich wieder in einer Welle von mädchenhaftem Gelächter unterging. Die jungen Frauen hatten es sich mit heißem Tee gemütlich gemacht und gingen weiter Schritt für Schritt alle Gerüchte durch die sie gestern auf dem Markt gehört hatten. Die meisten hatten mit Männern zu tun, oder besser gesagt mit Männern im heiratsfähigen Alter zu tun. Alida ging langsamer weiter um einen kurzen Einblick in das Geplauder der Mädchen zu bekommen. Mildred war die Wortführerin und Alida konnte hören, wie die Mädchen Stück für Stück das Aussehen der unverheirateten Männer der Stadt bewerteten. Zu ihrer Überraschung hörte sie ein paar Namen die sie kannte wie Lucien und Lillianas Ghul Michel. Mildred machte eine unpassende Bemerkung das Michel zwar unverheiratet sei, es auf der Straße aber hieß das er mehr als nur für die 'Sicherheit' seiner Herrin sorgte. Mildred war wirklich ein Waschweib und ihre Kommentare wurden mit erneutem Kichern der restlichen Hühnerschar belohnt. Dann kam das Thema noch einmal auf Balduin, oder genauer gesagt Brunhild zu sprechen. Es war wieder Mildred die sprach. „Oh ja es heißt Cousin Balduin hat ihr ein Kind gemacht deswegen heiraten sie jetzt.“ Eine andere sog die Luft ein. „Wirklich? Er hat sicher immer Angst, dass sie ihm den Hals bricht bei ihrer Größe und Kraft. Eine Schmiedefrau...Welch unangemessene Berufswahl für eine Frau..." So ging es zwischen ihnen hin und her. "Aber...aber beide sind doch schon alt oder? Ich meine sie sind immerhin schon fast 40? Kann man da überhaupt noch Kinder kriegen?“ Eine andere prustete. „Du weißt doch je oller desto doller, das sagt zumindest meine Mutter immer...“ Die Gespräche der Mädchen kreisten weiter um diese und verwandte Themen. Alida verdrehte kurz die Augen. Sie überlegte ob sie sich selbst den Mädchen annehmen und ihnen ordentlich die Meinung sagen sollte, entschied sich aber dagegen. Sie würde Christian bitten, morgen ein nettes privates Gespräch mit den Damen zu führen und sie zu ein wenig mehr familiärer Solidarität auffordern. Immerhin waren die Mädchen ja noch unverheiratet und es lag in Christians Hand, welche Werbungen von welchen älteren oder jüngeren Junggesellen man verwerfen oder in die nähere Betrachtung ziehen würde. Dann könnten die Damen sich ja selbst davon überzeugen in welchem Alter ein Mann noch in der Lage war Kinder zu zeugen. Ein boshaftes Grinsen war kurz auf ihren Zügen zu erkennen bevor sie weiter ging.

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Alida wollte endlich weiter in Richtung Christian gehen, da wurde sie schon wieder aufgehalten. Hannah die Magd kam auf sie zu und verbeugte sich. „Herrin entschuldigt die Störung. Karl-Christian van de Burse will euch sprechen und sagt es duldet keinerlei Aufschub. Er hat darauf bestanden euch sofort zu sehen.“ „Na dann. Im Wohnzimmer, oder?" Karl wurde schließlich ins Wohnzimmer geführt. Er trug einmal mehr Umhang und Kettenhemd, sowie ein Schwert an der Seite. Sein Gesichtsausdruck war gehetzt und er hatte Ringe unter den Augen. "Kann uns hier auch niemand belauschen Alida?" Keine Begrüßung folgte seinem Eintreten nur ein schneller Blick in alle Ecken des Raumes. Trotz seines äußeren Erscheinungsbildes war die Stimme des Jungen ruhig und bedacht. Alida musterte den jungen Mann kurz, dann gab sie ihm ein Zeichen ihr zu folgen. Sie stieg die Treppen hinauf in das zweite Geschoss, dessen Räume direkt unterm Dach lagen. Sie betrat das Arbeitszimmer der Familie, früher das Zimmer ihres Bruders und hielt Karl-Christian weit die Tür auf. In diesem Raum fanden private Gespräche statt, hier wurde geplant, gegrübelt, gelesen, debattiert.

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Alida deutete auf ein gemütliches Sofa in kräftigem rotem Stoff, den Frederik aus Italien importiert hatte. Der Knappe schüttelte nur kurz mit dem Kopf und blieb stehen? "Alida wo ist Alyssa? Die Dienerschaft hat mir bereits berichtet, dass sie nicht hier ist. Hast du sie gesehen." Der junge Mann wirkte inzwischen ein wenig aufgeregt. Alida schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, wo Alyssa ist.“ Sie hielt nach einer Person der Dienerschaft Ausschau und fragte nach der braunhaarigen Frau und deren letzten Aufenthaltsort. Alida erhielt schnell die Information nach der sie gesucht hatte. Sie erfuhr, dass Alyssa das Haus am Nachmittag verlassen hatte und seit dieser Zeit nicht mehr gesehen wurde. Karl seufzte sobald er davon erfuhr. "Alida ich mache mir Sorgen. Irgendwas ist nicht in Ordnung. Alyssa hat heute Vater besucht. Das war das erste Mal seit Jahren, dass sie miteinander gesprochen haben was an sich schon ungewöhnlich genug ist. Er hat mir gesagt sie war irgendwie eigenartig und auch wenn er sich keine Sorgen, weil er denkt das alles an den Jahren der Stille zwischen ihnen liegt, mache ich mir durchaus meine Gedanken, weswegen ich nach ihr schauen wollte." Alida schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich dachte, sie würde regelmäßig bei Balduin aus- und eingehen?“ Karl schaute sie nur überrascht an. "Alyssa hatte vor Jahren den Kontakt abgebrochen. Vater hat immer gedacht sie schämt sich für ihn und wollte deshalb nichts mehr mit ihm zu tun haben. Das ist ja auch der Hauptgrund wieso Vater jede Feier und Zusammenkunft der Familie meidet wo er kann." Er zögerte kurz. "Du...Du wusstest also nichts davon?"

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Irgendeiner erzählte nicht die Wahrheit. Balduin selbst war leider nicht hier um ihn zu fragen. Sie sah sich dessen Sohn genau an Alida merkte schnell, dass alles was Karl erzählt hat der absoluten Wahrheit entsprach inklusive der ehrlich überraschten Frage ob sie nichts von dem Ausfall zwischen Alyssa und Balduin wusste. Trotz der Tatsache, dass nur die Wahrheit gesprochen war klar, dass es noch eine weitere Ebene hinter allem Gesagten gab. Eine die noch gar nicht angesprochen wurde. „Karl-Christian? Setz dich! Die Minuten haben wir auch noch“ Ihre Stimme war bestimmt. Sie sah den jungen Mann an. „Ich weiß nicht genau, was da vorgeht, aber du verschweigst etwas. Ich schwöre dir, das, was du sagst ist bei mir sicher, sofern du das wünschst.“Karl seufzte und setzte sich auf die mit rotem Stoff bezogene Couch. Er schüttelte nur kurz mit dem Kopf und begann dann zu sprechen. „Vor zwei Monaten kam ich nach Hause. Es war eine Überraschung und ich wartete in Vaters Haus weil ich sein Gesicht sehen wollte. In jener Nacht wurde eine Nachricht unter der Tür durchgeschoben.“ Er holte ein zusammengefaltetes Pergament aus seinem Wams und überreichte es Alida. Die Schrift war sicher und fest, das Pergament von guter Qualität, die Nachricht in Latein verfasst.

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Der Knappe schaute Alida an. „Ich wusste nicht was das sollte, aber meine Neugier war geweckt. Immerhin konnte mir Vater nie richtig erklären warum er und Tante Alyssa aufgehört haben miteinander zu sprechen. Schließlich habe ich sie eines abends mit allem konfrontiert und sie hat mir gestanden was passiert ist. Ich denke du weißt worauf ich hinaus will...Balduin ist Hendriks richtiger Vater.“ Stille folgte seiner letzten Aussage. „Das war das Erste Mal, dass ich überhaupt erfahren hatte, dass der Kleine Alyssas Kind ist...und mein Halbbruder. Alyssa hat mich angefleht niemandem etwas zu sagen, denn niemand sonst weiß etwas davon. Nicht einmal Balduin.“ Er schaute Alida an und wartete auf eine Reaktion seitens der blonden Frau. Erneut musste Alida ungewollt husten. Was um alles in der Welt? Sie schluckte schwer. Sie wusste nicht recht, was sie sagen sollte. „Alyssa hat mir damals den Namen des Vaters genannt und der war definitiv nicht Balduin.“ Balduin räusperte sich und hob entschuldigend die Schultern. "Da wirst du sie selber fragen müssen, aber was hätte sie erzählen sollen? Dass sie ein inzestuöses Kind mit Ihrem Bruder gezeugt hat, der gerade aus einem zehnjährigen Exil zurückgekommen ist?" Alida schüttelte erneut den Kopf. „Sie hat das dir gegenüber offen zugegeben? Das Hendrik das Kind von Balduin ist.“ Die Anschuldigung, die der junge Mann hervorbrachte war groß. "Das ist was sie mir gesagt hat. Ich hatte keinen Grund an ihrer Geschichte zu zweifeln. Wir hatten eine hitzige Diskussion und irgendwann brach es aus ihr hervor." Alida seufzte erneut lang. „Familiengeheimnisse… Immer wieder eine Freude, nicht wahr? Du bist der letzte, der von sowas erfahren sollte… Ich weiß, dass du deine Mutter sehr geliebt hast.“ Sie schüttelte den Kopf. Irgendwie war das alles schon schlimm genug. Er senkte den Kopf. "Wenigstens ist Mutter glücklich und Vater hat auch wieder zurück ins Leben gefunden." Er seufzte. "Alida? Wenn Alyssa wirklich alleine mit diesem Wissen war all diese Jahre...ich habe Angst, dass sie etwas dummes tut." „Ich habe keine Ahnung, was sie beabsichtigt. Ich kann nicht davon ausgehen, dass sie ihre Pläne von gestern tatsächlich in die Tat umsetzen will. Allerdings verstehe ich auch nicht, warum sie solche Sachen überhaupt mit mir besprechen wollte…“ Sie sah Karl-Christian fest an. „Wo ist Balduin heute? Alyssa hat gestern gemeint, dass sie sich am besten Hilfe bei ihm holen sollte.“ Er wirkte skeptisch. "Hilfe von Vater? Von dem was ich heute gehört habe klang es eher als würden sich die beiden eine ganze Weile nicht mehr sehen. Wie ich dir bereits gesagt habe sie haben Jahre nicht mehr als absolut nötig miteinander gesprochen." Er schien zu überlegen. "Wo ist sie denn überhaupt?" „Ich weiß nicht, wo sie ist. Nach dem, was du erzählt hast, gehe ich auch nicht davon aus, dass sie sich wirklich Hilfe von ihrem Bruder erhofft, aber sie hat gestern gemeint, dass sie zu ihm gehen würde… Brunhild ist bei ihm, oder?“ Er schaute sie weiterhin skeptisch an. "Warum sollte Brunhild bei ihm sein?" Dann klärte sich sein Blick auf. "Ach, du hast bestimmt die Gerüchte auf der Straße gehört." Er lächelte ein wenig. "Die stimmen aber absolut nicht. Die beiden wollen weder heiraten noch..." Er schluckte kurz. "Noch bekommen sie ein Kind. Der einzige Grund wieso Balduin wieder hier ist um die Position von Leif im Hospital zu übernehmen, aber das wissen nur die wenigsten. Brunhild und Balduin sind Freunde, immerhin kennen Sie sich schon beinahe 20 Jahre." Erleichterung breitete sich in Alida aus. Wenigstens eine Sache, die nicht aus dem Ruder zu laufen schien. „Das macht mich froh. Dein Vater ist ein van de Burse mit vielen Eigenschaften, die zu unserer Familie gehören und auf die er stolz sein kann, Brunhild eine selbstsichere Frau, die ihren Weg kennt und eine innere Stärke hat, die ihresgleichen sucht. Aber ich glaube, wenn man zwei Menschen unglücklich machen möchte, dann sollte man diese beiden in einer Ehe aneinander binden…“ Sie erhob sich. „ich werde mich auf die Suche nach Alyssa machen. Irgendwo muss sie ja stecken….“ Sie sah den Knappen an. „Was wolltest du eigentlich gestern bei ihr?“ Karl sah Alida interessiert an und schien Ihre Ausführungen zur Ehe nicht ganz nachvollziehen zu können, nickte dann aber. Die blonde Frau sprach gewöhnlich nur wenn sie etwas zu sagen hatte und sie schien ihre Gründe zu haben. "Ich wollte mich im Grunde nur bei ihr entschuldigen. Dafür das unser letztes Gespräch ein wenig aus dem Ruder gelaufen ist. Außerdem wollte ich sie fragen was nun weiter geschehen soll und ob man Vater nicht einweihen sollte." Er seufzte. "Außerdem macht mir die Nachricht Sorgen irgendwer scheint ja über Hendriks Eltern Bescheid zu wissen."

„Ich habe Alyssa damals weggeschickt als die Schwangerschaft weiter fortgeschritten war. Sie war kurzzeitig bei… Geschäftsfreunden… von mir. Niemand in Brügge weiß eigentlich davon, dass Alyssa schwanger gewesen ist. Das wäre zu offensichtlich wenn eine van de Burse schwanger ist und eine andere zwei Tage später ein Ziehkind bei sich aufnehmen würde… Aber vielleicht hat jemand die beiden gesehen…“Alida fuhr mit den Fingerspitzen über das Pergament. Als sie die Nachricht mit Auspex berührte fühlte Alida sofort etwas das ihr Unbehagen bereitete. Eine starke Präsenz ging von dem Papier aus. Es wirkte als wollte sie ... spielen? Ja ihr fiel kein besserer Vergleich ein als die freudige Perversion, die die unbekannte Gestalt beim Verfassen des Briefes zu verspüren schien. Es war ein Vampir, ein ihr unbekannter, der Alida mit grünen Augen anzustarren schien.

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„Das hier hat eine blasse Frau mit weißem Haar und grünen Augen geschrieben. Ich kenne sie nicht…“ Sie erwartete nicht, dass Karl-Christian die Information etwas sagen würde. Dennoch sah sie ihn an. Er schüttelte nur mit dem Kopf. "Ich habe noch nie von so einer Person gehört, geschweige denn eine solche gesehen. Was passiert jetzt Alida?" „Ich suche Alyssa, sorge dafür, dass es ich gut geht, versuche die Verfasserin der Nachricht ausfindig zu machen und bringe sie zum Schweigen“ Die letzten Worte hatte sie mit einer solchen eiskalten Bestimmtheit gesagt, dass einer Person mit weniger festem Charakter ein Schauer über den Rücken hätte laufen können. Karl nickte. "Lass mich wissen wenn ich irgendwie helfen kann." Er schluckte kurz und schien mir zu sammeln um noch etwas zu sagen. "Noch eine Sache, eine die dir sicher nicht gefallen wird. Ich hoffe du kannst mir dafür verzeihen. Ich habe alles mit Leif besprochen...er weiß über Hendrik Bescheid. Ich weiß es gibt wenig Vertrauen zwischen euch, aber er hat mir versprochen alles für sich zu behalten und ich habe keinen Grund ihm in dieser Angelegenheit zu misstrauen. Ich musste einfach mit jemandem reden, ich hoffe du verstehst das." Er erhob sich und ging in Richtung Tür. "Sei vorsichtig Alida. Du weißt selbst am Besten welche Monster da draußen lauern." Ein missmutiger Zug legte sich um Alidas Mund, der sich aber fast in der gleichen Sekunde wieder verflüchtigte. „Tja, was auch geschieht, irgendwie verknüpft sich doch immer wieder alles mit Leif Thorson, auch wenn ich es gern vermeiden würde. Das ist wohl Schicksal. Er würde jetzt wahrscheinlich was von Nornen faseln, die ihre Fäden weben und dabei Menschen miteinander verbinden.“ Ein fast amüsiertes Lächeln war zu erkennen, das mehr der Ironie der Geschichte als dem Jungen galt. „Danke, dass du mir das alles erzählt hast. Ich werde schauen, was ich machen kann. Vielleicht könntest du nachsehen, dass es Balduin gut geht. Ich werde Alyssa schon irgendwie aufspüren.“ Sie versuchte ein zuversichtliches Lächeln. "In Ordnung. Aber wahrscheinlich hat es weniger mit Nornen als mit der simplen Tatsache zu tun, dass Ihr euch ob ihr wollt oder nicht ähnlicher seid als ihr zugeben wollt." Er sah aus als schluckte er den letzten Teil des Satzes herunter, sprach ihn dann aber doch aus. "Die Drohung die du gerade ausgesprochen hast, von der wir beide wissen das sie eher ein Versprechen ist...sie klang als hätte sie auch von Leif kommen können." Er lächelte ein wenig. "Ich mache mich dann auf den Weg, Alida. Ich hoffe du findest Alyssa." Alida schüttelte über dieses seltsame Gespräch den Kopf. Sie ließ seine Worte lange in ihrem Kopf nachhallen. Dann legte sich ein fast düsteres Lächeln auf ihre Züge. „Das will ich hoffen. Wenn mein guter alter Bündnispartner Drohungen ausspricht, dann sind die hoffentlich genau so definitiv so gemeint wie meine eigenen. Ein Bündnis ist so stark wie seine Beteiligten, nicht wahr? Oder wie war das mit dem schwächsten Glied der Kette?“ Wieder galten die Worte eher einem unsichtbaren Dritten als dem Knappen. Sie nickte ihm zu. „Pass auf dich auf Karl-Christian.“ Sie sah dem jungen Mann hinterher. Er nickte ihr noch einmal zu und verließ dann das Anwesen. Alida war wieder allein und musste ihre nächsten Schritte planen.

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Alida hatte ihre Familie schnell zusammengetrommelt. Georg und Frederik hatten zwar beide keine Ahnung wo Alyssa sein könnte, ebenso wenig wie irgendjemand sonst im Anwesen. Frederik räusperte sich. "Wir sollten uns aufteilen und sie suchen gehen. Ein paar Plätze wo sie immer war kennen wir ja wie die Lagerhäuser und sonstige Plätze bei denen sie tätig war. Diese Dinge können Georg und ich übernehmen. Du, Alida, solltest vielleicht irgendwas von Alyssa suchen und mit Cato versuchen ihre Fährte aufzunehmen, vielleicht hat sie sich ja verlaufen oder verletzt." Frederik kratzte sich am Kopf. Er wusste abgesehen davon nicht was man tun könnte. Die Unterredung zwischen den Dreien ging schnell vonstatten und im Grunde gab es wenig Auffälliges zu berichten. Nach Alyssas Exzessen und ihrer Schwangerschaft war sie wieder wie ausgewechselt. Sie ging gewissenhaft ihrer Arbeit nach sowie jeder Familienverpflichtung. Man konnte ihr nichts vorwerfen, außer vielleicht das Spaß nicht unbedingt etwas war dem sie häufig nachging. Bezüglich der möglichen Elternschaft Hendriks waren beide entsetzt und hatten dazu nichts zu sagen. Es war natürlich möglich. Balduin und seine Schwester hatten kaum noch Kontakt miteinander aber niemand hinterfragte es weiter, da es im Grunde ja eine Privatsache war. Dazu kam eben noch die Animosität zwischen Leif und Alida und man dacht das dieser Umstand sich in der Beziehung der Geschwister wiederspiegeln könnte. Ansonsten war Alyssa völlig unauffällig. Zu den Gerüchten wussten beide nichts zu sagen, außer dass es eben Klatsch war den sie auch auf der Straße gehört hatten. Alida verabschiedete sich rascher als gewöhnlich von den beiden Männern. Sie drückte sie zum Abschied noch einmal kurz an sich. „Danke für eure Unterstützung.“ Sie suchte rasch ihr eigenes Zimmer, dass sich im Inneren des Gebäudes befand auf. Niemand wollte ein Zimmer ohne Fenster, auch wenn es etwas größer als notwendig war, aber Alida war darin selig. Sie öffnete einen Schrank und griff nach der dünnen doch stabilen Sarazenerrüstung, die sie damals im Krieg um Brügge getragen hatte. Ein seltsames Gefühl im Nacken sagte ihr, dass sie diese vielleicht heute Nacht noch gebrauchen mochte. Schwert und Bogen klemmte sie fest unter die Arme und vermummte sich soweit als möglich in einen dichten Mantel. In dieser Nacht wollte sie nicht mehr Aufsehen erregen als unbedingt nötig. Sie ging ins Erdgeschoß und sah im Wohnzimmer nach den Holzfiguren von Alyssa. Gestern hatten sie noch auf dem Kaminsims gestanden. Das Haus wurde langsam stiller und Alida erregte sogar noch weniger Aufsehen als sie gehofft hatte. Auf dem Kaminsims standen noch immer die Holzfiguren die gestern auch schon dort abgestellt worden waren. Über dem Raum und dem Haus in dem so viel in den letzten Tagen geschehen war lag eine merkwürdige Stille. Fast andächtig griff sie nach den kleinen Rittern. Alle bis auf einen wurden in eine Tasche gesteckt. Mit dem letzten in der Hand ging sie nach draußen und pfiff nach Cato. Cato kam sabbernd und freudig auf sie zu gerannt. Er rannte sie fast um als er um ihre Beine strich um sich seine Streicheleinheiten abzuholen. Das Monster vor dem selbst gestandene Männer Angst hatte, benahm sich Alidas Gegenwart einmal mehr wie ein Hundewelpe. Sie fuhr dem Tier über den bulligen Kopf, ließ ihn kurz hinsetzen und hielt dem Hund, nachdem er sich beruhigt hatte, die Figur hin damit er daran schnuppern konnte. Dann kam der leise Befehl: „Such Alyssa.“ Insgeheim war sei froh darüber, dass es nicht regnete. Cato brauchte eine ganze Zeit bis er die Spur von den Figuren aufgenommen hatte. Die verbliebene Duftspur schien recht schwach zu sein aber irgendwann schien er etwas gefunden zu haben. Cato führte Alida zuerst über den Marktplatz dann an einem ihrer Lagerhäuser vorbei und schließlich in Richtung des Nordtores von Brügge. Dort schien er irgendwann die frischeste Spur aufgenommen zu haben und wurde schneller. Alida musste nun schon im Laufschritt gehen um mit Cato mitzuhalten. Sie bemühte sich dem Tier zu folgen, rief es ab und an zurück. Im Norden war das Hafenviertel, die meisten Kontore der Familie, die meisten Lagerhäuser. Schließlich ging es weiter und die beiden so ungleichen Gestalten ließen das Hafenviertel hinter sich und kamen zum Wald der zwischen Brügge und Zeerbrügge lag. Cato kam irgendwann zum Stillstand schnüffelte und stupste Alida an. Er hatte sie zu einem alten Aussichtsturm geführt. Früher hatte man mit diesem den Waldweg bewacht, aber heutzutage gab es eine bei weitem bessere und sicherere Straße nach Zeerbrügge wenn man nicht den Kanal nehmen wollte weswegen dieser Turm aufgegeben wurde.

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Alida sah schließlich etwas, gestärkt von ihrer übersinnlichen Wahrnehmung und für ein menschliches Auge fast unmöglich wahrzunehmen. Oben auf dem Turm konnte sie eine Gestalt in einem weißen Kleid erkennen es war Alyssa. Sie stand am Rande einer Mauer und blickte in die schwarze Tiefe vor sich. Alida war sich nicht ganz sicher aber sie schien auf die Brüstung zu klettern. Ein Verdacht könnte in Alida aufkommen, was ihr Ghul hier vorhatte und wurde von einem noch Dunkleren abgelöst. Sollte sie nicht intervenieren würde niemand je wissen, dass sie hier gewesen ist oder auch nur rechtzeitig eingetroffen war um etwas zu tun. Außer Cato. Irgendwo war eine Krähe zu hören. Alida sah die junge Frau dort oben stehen und verfluchte sich selbst und alles um sie herum. So laut sie konnte schrie sie deren Namen: „Alyssa!“ Sie wäre nie schnell genug bei ihr. Sie konzentrierte sich, fixierte all ihre Gedanken auf den Geist ihrer Großnichte und rief. Alyssa stoppte und suchte nach der Quelle der Stimme in ihrem Kopf und in der Nacht, konnte aber offensichtlich in der Dunkelheit nichts entdecken. Die Tzimisce wusste nicht genau ob sie die weibliche Stimme in ihrem Kopf oder leise vom Wind getragen in ihren Ohren hörte. „Alida“ Es war nicht mehr als ein leises Wispern.

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Alida spürte wie trocken ihr Mund war. „Alyssa? Du genießt da oben mit Sicherheit die großartige Aussicht.“ Die Ironie war auch in den Gedanken zu vernehmen. „Kann ich zu dir nach oben kommen? Ich habe die Holzritter mitgebracht und will mit dir über Hendrik reden.“ Mit raschen Schritten ging sie vorwärts, behielt die weißgekleidete Frau im Auge. Alyssa widersprach weder noch sagte sie irgendetwas um ihren Protest auszudrücken. Sie schien gar nichts mehr zu tun und spürte die Zustimmung mehr als dass sie je ausgesprochen wurde. Mit eiligeren Schritten als Alida es sich je hätte vorstellen können war sie auf der Spitze des Turms angekommen. Holz und Stein knarrten in der dunklen Nacht und vor ihr auf der Spitze saß zusammengesunken ein Häufchen Elend. Schwere, lautlose Tränen rannen über Alyssas Wangen. Sie schaute Alida an mit einem Blick voller Verzweiflung und Scham. Alida sank neben der Frau zu Boden und nahm sie in den Arm. Sie spürte selbst die Tränen, die ihr die Wangen herabrannen. Verdammt. Wie hatte sie es soweit kommen lassen können? Sie schwieg einfach nur und ließ die junge Frau nicht los. Der Widerstand der Frau brach in Alidas Armen fast sofort. Sie schmiegte sich an die den kalten Körper der Frau vor sich und schluchzte leise. Die Kontrolle kam nach einigen Minuten in ihre Stimme zurück. Es war immer noch nicht mehr als ein Flüstern. „Ich .. ich ... es tut mir leid, Alida.“ Alida seufzte lang. „Es wird schon alles wieder gut, Alyssa.“ Sie sprach beruhigend auf die junge Frau ein. Wiederholte immer die gleichen Worte Irgendwann löste sich Alyssa von Alida und lehnte sich an die alte Steinwand die sie nun wieder von dem Abgrund trennte. Sie wischte sich eine Träne vom Gesicht und schlang die Arme gegen die kalte Nachtluft um sich. Irgendwo ertönte wieder das Geschrei der Krähe. "Alida? Was...was...Ich schulde dir Antworten. Ich hätte dich nicht anlügen dürfen. Nicht schon wieder es tut mir Leid. Ich werde dir alles erzählen das...das und noch viel mehr schulde ich dir." Ihre Stimme gewann mehr und mehr an Festigkeit. „Alyssa? Es geht hier nicht um Antworten. Es geht hier um dich. Was auch immer geschehen ist, nichts ist so schlimm, dass du einen solchen Ausweg suchen musst.“ Sie deutete auf den Abgrund und sah ihre Großnichte fest an. Sie griff nach ihren Händen und schüttelte den Kopf. „Ich will nicht, dass du so etwas tust, hörst du? Niemand will, dass du so etwas tust. Niemand!“

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"Ich wollte Hendrik beschützen und unsere Familie Alida. Jemand hat herausgefunden wer Hendriks Vater ist und ich glaube dieser jemand will uns Schaden. Nicht nur mir sondern unserer ganzen Familie." Sie zitterte leicht ob vor Wut oder Kälte wusste Alida nicht. Vielleicht war es beides. Alida nickte bestimmt. „Ja, das ist mit Sicherheit so. Aber es wird nicht einfacher, wenn du dich in die Tiefe stürzt. Damit ist das, was geschehen ist trotzdem geschehen. Du kannst es nicht rückgängig machen.“ Sie drückte Alyssa erneut an sich. „Aber das, was geschehen ist macht dich, Balduin oder Hendrik nicht zu schlechteren Menschen. Ist dir das klar?“ Sie seufzte. „Keiner hat einen Beweis und Gerüchte gibt es viele. Und verlass dich drauf: Gerüchte kann man im Keim ersticken, wenn diejenigen, die es drauf anlegen solche austreuen.“ Sie schwieg kurz. "Ich weiß das. Deswegen...deswegen habe mich damals auch so benommen wie ich mich benommen habe. Es passierte alles in dieser einen Nacht. Ich fühlte mich zu einem Mann hingezogen den ich nicht kannte. Er war charmant und gut aussehend... Die Anziehung war so stark fast magisch und ... Und das nächste woran ich mich erinnert hatte war das ich mit Balduin aufgewacht bin. Er schlief, war völlig weggetreten und ich habe schnell die Flucht ergriffen." Sie schluckte. "Dann habe ich irgendwann gemerkt da ich schwanger bin und ich wusste das Balduin der Vater sein musste denn ich habe noch nie zuvor bei einem Mann gelegen." Sie wendete den Blick ab. "Ich hatte ein ungutes Gefühl, so als wäre alles geplant gewesen. Eine Falle. Daraufhin habe ich beschlossen mich wie eine Hure zu benehmen. Ich dachte wenn ich meine Reputation kaputt mache wird wenigstens niemals jemand das Gerücht mit Balduin benutzen können, da das dann nur eines von vielen Gerüchten gewesen wäre und ein unglaubwürdiges noch dazu. Ich weiß es war dumm aber es hat seinen Zweck erfüllt. Und jetzt - tja jetzt habe ich immer Nachrichten bekommen das das Geheimnis gelüftet wird und auch wenn niemand etwas beweisen kann wollte ich einfach nicht das jemand Hendriks Leben zerstört. Er zweifelt schon genug an sich und allem was mit seinen wirklichen Eltern zu tun hat. Was glaubst du was passiert wenn er plötzlich nicht nur ein Bastard sondern auch ein Produkt von Inzest ist? Ich habe große Angst um ihn Alida." Sie schluchzte noch einmal leise. Alida lachte kaum hörbar. „Alyssa? Du weißt doch noch nicht mal, ob Hendrik wirklich der Sohn von Balduin ist. Nur weil du neben ihm aufgewacht bist? Dafür gibt es doch so viele Erklärungen. Man hat dir etwas in ein Getränk gekippt und du hast dich mit letzter Kraft zu Balduin schleppen können, jemand hat dir das angetan und dich bei Balduin, der zu dem Zeitpunkt eh immer seinen Frust in zig Flaschen Brandwein ertränkt hat und nichts mitbekam abgesetzt…“ Sie sah die Ghulin lang an. „Und leider darfst du eines nicht vergessen… unterschätze nie die Macht so mancher Kainskinder… Lucien hat mir von einem erzählt, dass ein ganzes Dorf zu einer Orgie anhielt… Ich glaube daran erinnert sich da auch niemand mehr freiwillig.“ Alyssa sah Alida ein wenig zweifelnd an. "Ich erinnere mich das wir etwas getan haben. Wie Mann und Frau. Der Mann neben dem ich eingeschlafen und aufgewacht bin...aber du magst Recht haben ... und doch spüre ich irgendwie das Balduin der Vater ist." Sie seufzte: "Vielleicht liege ich aber auch falsch." Sie klang hoffend und zweifelnd zugleich. "Wir werden es vielleicht nie erfahren, aber das Problem bleibt. Jemand glaubt es und will der Familie über Hendrik schaden und das dürfen wir nicht zulassen." Sie nickte nur. "Versuche es bitte wenn du denkst das es etwas bringt das uns weiterhilft. Die Worte verhallten in der Dunkelheit der Turmspitze und wieder war nur das Krächzten der Raben und das Heulen des Windes zu hören.

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Re: Eine Heimkehr (Alida)

Di 8. Dez 2015, 11:53

In die Gedanken eines anderen einzudringen war nie ein leichtes Unterfangen, aber wenn man versuchte mehr als oberflächliche Gedanken aufzuspüren oder solche dir durch Trauma, Zeit oder Einflüsse wie Alkohol verschüttet wurden war es noch schwerer. Das Problem war das man nie wusste wo man anfangen musste. Alida versuchte es aber trotzdem. Es war bereits in den ersten Sekunden klar, dass etwas schief gegangen sein musste. Alida sah so viele Bilder, so viele Eindrücke und Emotionen, dass sie von ihnen wie auf einer Welle davongetragen wurde. Da waren Schiffe und Zahlen, Bilder von Alyssas Mutter Alda in besseren Zeiten als ihr geist noch nicht verwirrt war und eine Erinnerung in der sie und ihr Bruder Balduin mit ein paar Holzrittern in der Wohnstube des Hauses van de Burse spielten. Oft waren da auch die braunen Locken von Hendrik, sowie verschiedenste andere Dinge des Alltags und der Arbeit und vor allem die Familie van de Burse mit ihren Festen und Tänzen, kleinen Feiern und Zusammenkünften. Es ging schnell und keiner der Eindrücke dauerte länger als der Bruchteil von ein paar Sekunden, was sie aber gesucht hatte fand Alida nicht, aber sie sah all die Dinge die so gewöhnlich wirken, die aber wenn man sie zusammen nimmt ein Leben ausmachen.

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Sie erwachte schließlich langsam und war noch ein bisschen benommen, roch aber sofort den vertrauten Geruch von Blut der in der Luft lag. Es war Menschenblut und der Anblick von Alyssa die sie irgendwann aus den Augenwinkeln wahrnehmen konnte war grausam. Er Schädel war geöffnet worden als hätte man den oberen Teil einfach abgesägt und ihr Gehirn war zu sehen. Sie lag auf dem kalten Steinboden einige Meter von Alida entfernt. Die Augen blutunterlaufen und starrte mit einem leeren Blick in Alidas Richtung.

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Alida konnte von dort wo sie war nicht genau sagen ob der Ghul noch am Leben war. Über ihrer so furchtbar zugerichteten Verwandten thronte die Frau, die Alida in den geistigen Bildern des Auspex schon einmal in der heutigen Nacht gesehen hatte. Die Gestalt war androgyn, bleich und weißes Haar hing in dicken verfilzten Zöpfen von ihrem Kopf herab. Sie lächelte wie ein Kleinkind das etwas ausgefressen hatte, aber keinerlei Bestrafung fürchtete. Die Stimme des Kainiten der so plötzlich aufgetaucht war, war nicht gänzlich einem Mann oder einer Frau zuzuordnen. „Alida van de Burse.“ Sie kicherte nun aufgeregt wie ein kleines Mädchen. „Was für eine Freude euch endlich kennen zu lernen ich dachte schon ihr würdet niemals wieder aufwachen. Wir werden das mit dem Lesen der Gedanken noch ein wenig üben. Ich kann euch dabei sogar helfen“ Sie schaute Alida gar nicht richtig an sondern beförderte Gerade eine giftig-grün schimmernde Flüssigkeit, oder war es doch Rauch? Aus Alyssas offenem Schädel in eine kleine Glasflasche. Sie verkorkte die Phiole vorsichtig und steckte sie ein. „Welche eine Freude.“ Sie wandte sich nun gänzlich Alida zu. „Euer Ruf und der eurer Stadt eilen euch voraus, nicht immer zu eurem Vorteil muss ich leider sagen.“ Sie kicherte wieder und ließ die Tzimisce keine Sekunde aus den Augen.

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Re: Eine Heimkehr (Alida)

Di 8. Dez 2015, 14:44

„Wie kannst du es wagen?“ Alidas Stimme war kaum mehr als ein schwaches Fauchen. Die Drohung darin fast greifbar. Sie sah das vertraute Gesicht von Alyssa, das bleiche Antlitz der unbekannten, die sie mit diesem überheblichen Gesichtsausdruck ansah. Die Bilder und Eindrücke, die sie aus Alyssas Geist empfangen hatte hallten noch immer mit all den dazugehörigen Empfindungen durch ihren Kopf und ihren Körper. Erinnerungen an ein Leben aus einem Kopf, den es nicht mehr gab. Alida wurde speiübel und sie spürte wie alles durch den Zorn zurück gedrängt wurde, der sich ihrer bemächtigen wollte. Ein Zorn, der nach nichts anderem als Vernichtung schrie. Und sie war noch nie eher bereit gewesen sich dem Tier ein für alle Male hinzugeben wie jetzt. Etwas tief in ihrem Inneren hielt sie zurück, ließ sie zurückzucken: Das Gesicht von Volgar? Emilian? Ihr eigenes Gesicht? Ja, Tsimiske waren im Vergleich zu den anderen Clans erbärmliche Kämpfer. Mit einer Ausnahme…Sie suchte nach dem Blut in ihrem Inneren, spürte, dass es so wie immer da war. Es war ihr nie gelungen die Kampfgestalt ihres Clans anzunehmen obwohl ihr Erzeuger sie jede Nacht aufs Neue dazu gedrängt hatte. Weil sie sich davor gegraust, gefürchtet hatte. Jetzt war ihr alles egal und sie empfing den seltsamen Körper, den sie mit dem Blut ihres Erzeugers schuf mit einer unvorstellbaren Freude. Dieser Körper war für nichts anderes als Vernichtung gemacht und nichts anderes wollte sie sein.

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Die Überheblichkeit der Frau wich auch in diesem Moment nicht aus ihren Gesichtszügen, aber es war klar, dass sie vorsichtiger wurde und sich in eine defensivere Haltung begab. „Welpe zurück mit dir ich gebiete es dir als dein Ahne oder rechne mit den Konsequenzen die Hand gegen mich zu erheben.“ Die Stimme hatte seinen kindlichen Unterton verloren und war befehlend geworden. Alida hatte das Schwert gezogen und trat auf die Frau zu. Mit einem Schritt stieg sie über die Leiche von Alyssa. Ihr war in diesem Moment alles egal. Selbst wenn sie gegen Tsimiske selbst antreten müsste würde sie es tun. Die Frau kniff die Augen zusammen und bewegte sich keinen einzigen Millimeter von der Stelle. „Welpe dies ist deine letzte Chance. Tritt zurück oder spüre meinen Zorn. Du bist mir nicht gewachsen.“ Sie kreuzte die Arme vor der Brust. Alidas Schlag traf sein Ziel und von Wange bis zur Schulter breitete sich ein roter Schnitt auf dem Gesicht und Oberkörper der bleichen Frau aus. Ihr Gesicht verlor nichts von seinem Ausdruck aber Alida war klar, dass sie jetzt keine Gnade mehr zu erwarten hatte. Mit einer Schnelligkeit die sie der Frau nicht zugetraut hatte und einer wilden Stärke die nichts mit dem fragilen Körperbau des Kainiten zu tun hatte versuchte sie Alida zu packen. Wie ein eiserner Griff und ohne Erbarmen hielt die Frau das Monster in welches Alida sich verwandelt hatte fest. Sie flüsterte ihr ins Ohr. "Du bist stark." Sie klang ein wenig überrascht und vielleicht sogar beeindruckt. Alidas Antwort kam gepresst hervor: "Nicht stark genug. Du existierst noch." Mit einer schier übermenschlichen Anstrengung brach Alida aus ihrem Gefängnis hervor. Die Tzimisce sah zum ersten Mal eine andere Regung auf dem Gesicht der Frau. Was das etwa Sorge oder doch Wut? "Deine Überheblichkeit muss bestraft werden Welpe. Jetzt haben wir genug gespielt."

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Sie nahm Alida noch einmal in den Schwitzkasten und begann sich mit übernatürlicher Schnelligkeit zu bewegen. Es würde als gleich noch etwas hinterher kommen. Alida wand sich in dem Griff der Frau doch konnte sich dieses Mal nicht befreien sie spürte schließlich einen schmerzhaften Tritt. Ihre Knochen knackten. Eine Rippe brach in ihrem Körper. Die blonde Frau spürte schließlich noch etwas anderes. Etwas Unnatürliches und Furchterregendes. Die bleiche Frau mit der androgynen Gestalt flüsterte ihr etwas ins Ohr. "Es wird Zeit das hier heute zu beenden. Aber wir finden sicherlich noch eine andere Gelegenheit um ein wenig zu Plaudern." Plötzlich spürte Alida einen wahnsinnigen Schmerz als sich ihre Wirbelsäule unnatürlich verlängerte wurde und an Steiß und Nacken aus ihr herausschoss und sie mit einem ekelerregenden Geräusch im Boden verankerte. Ihr komplettes Skelett war verformt und deformiert und sie konnte sich nicht mehr so gut bewegen wie zuvor. Alles brannte und schmerzte. Die Frau bewegte sich von Alida weg und schaute sie an. "Du bist mutig Welpe. Heißblütig. Ich bin überrascht und auch ein wenig beeindruckt. Nicht viele schaffen es sich mir in den Weg zu stellen und ein ernsthaftes Hindernis darzustellen. Eine Wort noch. Eine Belohnung für den guten Kampf wenn du so willst. Diese Stadt ist in das Interesse einiger Mitglieder unseres Clans gerückt und ich habe mir vorgenommen den Wettbewerb um sie zu gewinnen. Schließe dich mir an oder gehe mit dem Rest unter. Eine starke Fleischformerin wie du wäre eine Bereicherung für jeden Former. Volgar war ein Narr, Draga schwach und beide waren nur ein Vorgeschmack auf das was noch kommen wird. Überlege gut auf welcher Seite du stehen willst Alida van de Burse. Wir sehen uns wieder." Schließlich rannte sie zum Rand des Turms und verwandelte sich in ein riesiges geflügeltes Monster. Alida wusste was das war. Ein Chiropteran Marauder der mit einem grellen Schrei in die Nacht davonflog.

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Alida gelang es weder sich zu rühren noch sonst etwas zu tun um sich der Frau in den Weg zu stellen. Sie war wie gelähmt, konnte ihr nur hinterher sehen und brach schließlich zusammen. Irgendwann spürte sie, dass sie wieder in ihrem Körper angelangt war. Sie hatte keine Erinnerung daran aber wahrscheinlich hatte sie die Wunden geheilt. Sie roch Alyssas Blut und den Hunger, der automatisch in ihr aufstieg, doch war die Übelkeit beim Anblick der jungen Frau größer. Mühsam rutschte sie näher an Alyssas Leiche heran. Sie wagte es nicht in die Richtung der geöffneten Schädeldecke zu sehen, mied den Blick der toten blutunterlaufenen Augen und griff stattdessen nach deren Hand. Sie spürte deren Wärme, und das Gefühl ihrer eigenen Tränen. Sie vergrub den Kopf zwischen den Knien und Armen und ergab sich schluchzend der Trauer und Verzweiflung. Alida hörte schließlich eine schwache Stimme und eine Hand die die ihre drückte. "Alida? Wo bist du? Ich habe Angst.“ Es war Alyssa. Beim genauen Hinhören merkte Alida das die Frau allen Erwartungen trotzend noch lebte.

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Re: Eine Heimkehr (Alida)

Mi 9. Dez 2015, 20:38

Alida schluckte schwer. Sie zwang sich den Blick nach oben zu richten und in das blasse Gesicht zu sehen. Am liebsten wäre sie fortgelaufen oder aufgewacht um dem grauenhaften Anblick zu entgehen aber weder Alyssa noch Alida stand diese Möglichkeit offen. Sie rückte näher heran und drückte die Hand fester.
„Es tut mir so leid, Alyssa. Ich wollte dich einfach nur mit nach Hause nehmen. Ich habe nie gewollt, dass so etwas geschieht…“

Re: Eine Heimkehr (Alida)

Mi 9. Dez 2015, 22:25

Es war noch nicht vorbei, dass wurde mehr und mehr offensichtlich. Alyssas Zustand war ernst uns in der Schwebe. Alida könnte in ihrem Schock klar werden, dass es vielleicht noch eine Person in Brügge gab die ihr helfen konnte ihrem Ghul zu retten. Ansonsten würde sie wahrscheinlich den Tod finden. Das war Leif. Sie konnte den Gedanken noch nicht gänzlich verdauen, da hörte sie schon das Gebell von Cato am Fuße des Turms. Er jaulte wie wahnsinnig und schien halb wild den Fuß des Turms zu umrunden, unfähig diesen selbst zu erklettern oder zu verstehen was eigentlich gerade geschah.

Re: Eine Heimkehr (Alida)

Do 10. Dez 2015, 18:09

Es fiel ihr schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Immer und immer wieder musste sie zu Alyssa sehen. Sie musterte den offenen Schädel, die panisch flatternden Augen, die aschfahle Haut.
Alidas Finger zitterten. Dann griff sie nach der Schädelkalotte. Sie war weder Heiler, noch geübter Fleischformer und ihre Großnichte hatte einiges an Blut verloren.
Mit Mühe rief sie sich die Bilder aus Emilians Büchern ins Gedächtnis und die einfachen medizinischen Hilfsgriffe, die der damals 16 jährige Balduin von Leif gelernt hatte und die er mit dem Stolz eines fleißigen Schülers unbedingt allen Familienmitgliedern hatte präsentieren wollen.
Es gelang ihr den Knochen wieder an die Stelle zu positionieren, wo er hingehörte und vorsichtig die Haut darüber zu verschließen. Dennoch wies Alyssas Körper Quetschungen und Verletzungen auf wo die weißhaarige Frau sie gepackt und gehalten hatte. Verletzungen, die Alida nicht zu heilen im Stande war. Das Gesicht des jungen Balduins erschien…

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… und dann ein anderes: Leif Thorson.
Wenn einer in der Lage war zu heilen, dann der Salubri.
Sie griff noch ein Mal fest nach der Hand der jungen Frau.
„Alyssa. Ich bin in wenigen Sekunden wieder da. Bleib einfach ganz ruhig liegen.“
Sie rannte so schnell sie konnte die brüchige Treppe hinunter, fiel mehr als dass sie einen Fuß vor den anderen setzte. Dann war sie schließlich an deren Fuß angekommen.
Das Ungetüm von einem Hund hörte schlagartig auf zu jaulen und sprang erleichtert an ihr hoch um ihr über das Gesicht zu lecken, doch Alida drückte den gewaltigen Körper nach unten.
Sie konzentrierte sich und gab ihm in der Sprache der Wildnis den einen Auftrag, der in diesem Moment entscheidend war.
„Geh nach Brügge, Cato. Ins Hospital. Such Leif und bring ihn hierher!“ Sie entfernte eine Brosche mit einem gelben Halbedelstein, die ihren Mantel zusammen gehalten hatte und befestigte sie gut sichtbar am Halsband des Hundes. Leif würde verstehen.
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