Mi 1. Jun 2016, 21:08
Wieder hatte Alida das Gefühl den Boden unter den Füßen weggezogen zu bekommen. Emilian musste das all die Jahre gewusst haben… und er hatte nie ein Wort gesagt. Oder war er selbst zu dem Zeitpunkt als die Fehde zwischen seinem Vater und dessen Brüdern begann noch zu jung gewesen um zu begreifen? Andrej also, der dritte Bruder, der seine Ziele verfolgte und seine Wege beschritt? Der in dieser Nacht dieses eine Ziel verfolgte, das sie wohl von allen Bestrebungen der Welt am ehesten nachvollziehen konnte: Die Familie.
Sie presste die Lippen aufeinander und unterdrückte mühsam ein Kopfschütteln.
Kaum hatte das letzte Wort Andrejs Mund verlassen, da erhob sich der Voivode der Voivoden auch schon erneut zu voller Größe und stützte sich mit beiden Händen auf dem schweren Steintisch vor sich ab. Sein Gesicht wirkte hart und unerbittlich, obgleich Alida nicht das Gefühl bekam der große Tzimisce-Heerführer, wäre tatsächlich wütend. Irgendwie sah Vladimir Rustovich ernst aus. Ernst und nicht zu Späßen aufgelegt, als ob diese ganze Angelegenheit eine neue Qualität der Dringlichkeit und persönlichen Bedeutung erhalten hätte. Die dunklen Augen funkelten seinen dritten und letzten, verbliebenen Bruder einschätzend an, bevor er sein Gewicht minimal verlagerte und sich an die restlichen, versammelten Unholde wandte. „Meine geschätzten Freunde, Vertrauten und loyalen Mitstreiter, würdet ihr mich und meinen Bruder einen Augenblick entschuldigen?“
Velya erhob sich ohne zu Zögern von seinem Stuhl und verbeugte sich tief vor dem Drachen der Drachen. „Selbstverständlich Voivode aller Voivoden, mit eurer Erlaubnis hatte ich ohnedies vor, bereits das Innere der Tremere Festung zu erkunden. Jetzt da wir die größte Hürde gemeistert haben kann die Front einen zusätzlichen Drachen gewiss gebrauchen.“
Rustovich nickte ihm nur bestätigend zu, während er im Anschluss Lugoj scharf fixierte, der sich ebenfalls etwas ungelenk erhob und verbeugte. „Ich äh… werde ihn dann wohl begleiten, mein Herr“, stammelte er ein wenig verlegen, bevor er sich eilte zu Velya aufzuschließen, der gerade im Begriff war den steinernen Torbogen zu durchschreiten.
Lambros indessen erhob sich wohl eine halbe Minute später und nickte Rustovich nur höflich zu; machte aber keine Anstalten den Raum zu verlassen. Stattdessen erklang zum ersten Mal seine schroffe Stimme.
„Gerne würde ich eurer Aufforderung nachkommen, Voivode aller Voivoden, doch ich fürchte meine Anwesenheit wird noch Bedeutung haben in diesem Gespräch, zumal ich den Verräter tatsächlich getötet habe.“
Rustovich lächelte nur unterkühlt und ungeduldig. „Gewiss, das habt ihr mein Freund und dennoch…“
Lambros erlaubte es sich tatsächlich ihn zu unterbrechen. „Verzeiht mein Herr, es scheint wir sprechen nicht vom gleichen Mann. Der wahre Verräter in euren Hallen, oh Drache aller Drachen, war Lambros.“ Und unter den erstaunten und beinahe entsetzten Blicken Rustovichs, der ein paar Schritte zurückmachte, hob Lambros die Hände an die Schläfen und es dauerte nur Augenblicke, da blickten ihn die hellen Augen eines altbekannten Gesichtes an. Andrej lächelte anerkennend während Velya und Lugoj nur das erschrockene Erstaunen ihres Feldherrn zu teilen schienen. Vor den Augen Alidas war das monströse Abbild Lambros soeben zu Emilian geworden, der nunmehr vor dem Drachen auf die Knie fiel. „Mein Herr.“
Alida zuckte zusammen und stieß den Stuhl zurück in dem sie saß. Schwer schluckte sie und krallte die Finger in das Holz der Lehne. Sie musste sich beherrschen um ihren Platz nicht zu verlassen. War das ein seltsames Spiel? Ein Trick, den sie nicht verstand?
Fast im gleichen Moment weiteten sich ihre Pupillen um die vertraute Gestalt genauer anzusehen.
Und auch wenn niemand es glauben konnte, schien die Gestalt des vermeintlich getöteten Verräters vor dem Voivoden zu knien und seine Gunst zu erbitten. „Ich habe euch nie verraten, mein Herr Rustovich, lediglich dafür gesorgt, dass ihr mir nicht sofort ohne zu zögern den Kopf von den Schultern trennt. Wie immer ihr auch zu mir stehen mögt, nie tat ich etwas, dass euren Ländereien oder Vorhaben Schaden zugefügt hätte. Das schwöre ich bei meinem toten Vater und Erzeuger Viktor.“
Rustovich erschien Alida in diesem Moment noch um einiges blasser als es der Untod eh schon mit sich brachte. Er hieb mit der Faust auf den Tisch und brüllte in vollster Lautstärke „Was tut er hier? Wachen! Nehm ihn sofort fest!“
Mehrere Wachen stürmten auf den Eindringling zu, zogen ihre Schwerter und umringten ihn.
Ohne auf Rustovichs Erlaubnis zu warten, erhob Emilian sich und deutete auf Andrej. „Euer Bruder hat mich eingeladen euer Vorhaben hier in Ceoris zu unterstützen. Weil er der Meinung war, ich könnte hier das Unmögliche für euch schaffen, und ich folgte, weil er mir unser verwandtschaftliches Verhältnis offenbarte. Es erschien mir wie eine Falle, in die man mich locken wollte und trotzdem bin ich gekommen. Damals habe ich nicht verstanden, worum es Andrej wirklich dabei ging. Aber hier stehe ich nun, mein Herr, als Emilian, das Kind eures Bruders. Und ich habe das Werk vollendet an dem Lambros scheiterte.“
Rustovich schien mehr als sprachlos und war sogar zu perplex um einen erneuten Wutausbruch zu unterliegen. Er blickte von Emilian zu Andrej und von diesem zu Alida als erwarte er, dass sich diese vervielfältigen und mit gezogenen Klingen auf ihn stürzen würden. Als nichts dergleichen geschah scheuchte er Velya und Lugoj mit einer harschen Handbewegung zur Tür hinaus, die dem Wunsch des Voividen nur allzu gerne nachkamen.
Schließlich schloss er die Augen und atmete tief ein und aus. Wie ein Vulkan, der kurz davor war auszubrechen. Scharf und schneidend drang seine Stimme durch zusammengebissene Zähne. „Du bist tatsächlich so töricht und wagst es, mir unter die Augen zu treten? Du hättest fliehen können…“ Emilian war in eine leichte Verbeugung gesunken und hielt den Kopf ergeben gesenkt ohne zu antworten. Beide Männer wussten nur zu gut, dass es so war. Rustovich fuhr in deutlich leiserer Tonlage fort. „Dann bist du, Sohn des Verräters, also hier um mein Urteil zu erwarten?“ Wieder folgte nur zustimmendes Schweigen und der Voivode der Voivoden seufzte. Er trat näher an den Tisch heran und nahm wieder in seinem Stuhl Platz. Ein einziger Wink seiner Hand ließ die Wachen zurück auf ihre Positionen marschieren. Er fixierte Emilian und schien zu überlegen wie er fortfahren sollte. „Du hast also meinen Getreuen, Lambros, getötet und dein Antlitz in das seine verwandelt? Warum?“
Emilian hielt den Kopf weiterhin gesenkt. „Seit dem Tag unserer ersten Begegnung blickte Lambros neidvoll auf mein Talent im Formen des Fleisches. Ob in Gestalt von Sergej Belinkov oder Emilian Victorovich machte keinen Unterschied. Er ließ keine Gelegenheit aus mich schlecht zu machen und allerlei böse Gerüchte über mich zu verbreiten; nie aber hatte er etwas in der Hand mit dem er mir wirklich schaden konnte. Nichtsdestotrotz suchte er nach jeder Kleinigkeit und schien schließlich den Hauch eines Verdachts zu haben. Um diesen zu verifizieren hat er ein Geschäft mit den Tremere vereinbart um aus einer geraubten Blutprobe weitere Informationen und meine wahre Herkunft zu erfahren.“ Emilian nickte. „Ja, sein Hass und Neid waren so groß, dass er dem Feind so manches Mal Informationen verkaufte um mich vor euren Augen bloßzustellen. Ihr könnt euch seine Freude sicher vorstellen, als er erfuhr, wer ich in Wirklichkeit war... Er hat mir, als auch meinem Kind Alida, alle möglichen Steinen in den Weg gelegt und dennoch sind wir beide in dieser Nacht hier.
Ich habe ihn vernichtet, nachdem ich seine Identität angenommen hatte, weil ich fürchtete unverzüglich mitvernichtet zu werden; da ich um euren Hass auf meinen Vater weiß. Verzeiht diesen Schritt aber mir zeigte sich kein anderer Ausweg.“ Erneut verneigte sich Emilian.
Rustovich blickte erneut zu seinem Neffen. „Und dafür hast du Beweise?“
Alidas Erzeuger wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, da erhob sich aus dem Hintergrund eine langsam und dunkle Stimme, die fast so klang als würde die Erde unter ihren Füßen sprechen. Aus einem der dunklen Winkel des Raumes löste sich die merkwürdige Gestalt des Mannes, der die knöcherne Maske mitsamt Helm getragen hatte und zuvor nur die Szenerie auf seinem steinernen Thron betrachtet hatte. Niemandem war aufgefallen, wo er sich bei Beginn der Unterredung befunden hatte, noch wie er jetzt so einfach hier eindringen konnte. Allerdings fragte auch merkwürdigerweise keiner danach.
„Lambros hat den Tremere mehr als einmal wichtige Geheimnisse offenbart, die deine Bemühungen zunichtemachten oder erschwerten, Vladimir. Meine Bürgschaft gehört dem Jungen, denn auch meine Diener berichten ähnliches. Bedauerlicherweise hast du in diesem Hass auf deinen Bruder, nicht erkannt wer dir Gutes und wer dir Schlechtes will. Das ist gefährlich, Voivode.“
Rustovich verbeugte sich eilig vor dem unbekannten Fremden; ging auch gar nicht weiter auf dessen Auftauchen ein, obgleich er überrascht darüber schien. Irgendwie hatte es für alle den Anschein als wäre der merkwürdigen Erscheinung ganz besonders viel Respekt zu zollen. Selbst Rustovich neigte sein Haupt, während Emilian Alida kurz zuzwinkerte. Ein schmales Lächeln umspielte seine Lippen, das, ohne das er ein Wort verloren müsste, bereits alles sagte.
Vladimir indessen betrachtete den Neuankömmling weiterhin kritisch. „Ihr meint, dass Lambros selbst ein Geschäft mit dem Teufel schloss um den jungen Belinkov alias Emilian zu übertreffen? Nun in diesem Fall verdient er tatsächlich, was ihm widerfahren ist.“
Rustovich öffnete die Augen und sah beinahe wie versteinert zu Alida; danach vorwurfsvoll und fast mürrisch zu Andrej. Wie konnte dieser ihn ausgerechnet in dieser Stunde mit der Last von jahrhundertealtem Hass, Selbstzweifel und Misstrauen behelligen, die der Verrat des zuvor so wichtigen Bruders, dessen Verfolgung und Vernichtung mit sich gebracht hatten.
Andrej hob entschuldigend die Schultern. „Ich wusste, du würdest den größten Fleischformer brauchen, den du bekommen kannst. Und dieser war nicht Lambros, sondern dein Neffe, Emilian, den du tot sehen wolltest und der dir nunmehr bei der Erfüllung deines sehnlichsten Wunsches zu Diensten ist.“
Emilian nickte und versuchte die Aufmerksamkeit des Voivoden auf die Schlacht zu lenken.
„Den Brecher der Blockade hätte Lambros wahrscheinlich niemals fertig bekommen, mein Herr. Viel zu ungeschickt und uninspiriert war seine Arbeit; zu groß sein Drängen sich euch beweisen zu wollen. Ich habe ihn selbst fertig gestellt und er steht bereit in den Bruthöhlen und wartet auf eure Befehle, oh Voivode der Voivoden.“
Der Drache der Drachen schloss erneut die Augen und richtete diese dann zu aller Überraschung auf Alida. So viele neuen Informationen und Erkenntnisse gingen auf ihn hernieder, dass er Mühe hatte seine Gedanken zu ordnen. Er wusste augenscheinlich ja noch nicht einmal, wen er jetzt eigentlich anbrüllen sollte. So sagte er schlussendlich lediglich: „Alida van de Burse. Unabhängig von eurem Erzeuger oder Andrej hier, selbst unabhängig des gemeinsamen Blutes, das uns verbinden mag, wie steht ihr zu den Heimatlanden der Tzimisce und meinem Feldzug gegen die Bluthexer?“
Alida hatte in diesem Moment mit allem gerechnet, aber nicht damit direkt angesprochen zu werden. Wen interessierte in dieser Runde die Meinung ein einer unbedeutenden flandrischen Kainitin? Sie schloss für einen Lidschlag die Augen und überlegte wie sie antworten sollte. „Die östlichen Lande sind die ursprüngliche Heimat meines Erzeugers. Sie sind ihm teuer und so lerne auch ich sie zu schätzen.“ Sie nickte. „Ich bin durch diese Lande gereist und ich habe gesehen, was der Krieg angerichtet hat. Welches Leid er mit sich gebracht hat für Kainit ebenso wie für Sethskind. Es wird Zeit, dass er endet.“
Vladimir Rustovich, der Voivode der Voivoden, der Drache der Drachen stand für einige stillschweigende Minuten einfach nur da und schien Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges zu überdenken. Es wäre ohne Zweifel der beste Moment um den großen Feldherr mit seinen Überlegungen alleine zu lassen; jegliche Einmischung irgendeines zweiten, selbst Andrejs oder der merkwürdigen Gestalt hinter der steinernen Tafelrunde hätte wohl unberechenbare Konsequenzen nach sich gezogen.
Schließlich nickte der Unhold und wandte sich an Emilian, der ohne zu fragen auf die Knie ging.
„Ich habe meinen Bruder geliebt, genauso wie ich Andrej noch immer liebe, obgleich ich ihm manchmal am liebsten den Panzerhandschuh um die Ohren schlagen möchte, für seine Dreistigkeiten. Doch so ist das unter Brüdern, so ist das in einer Familie.“ Er sah zu Andrej als er weitersprach. „Am Ende ist wohl nur bedeutend, dass ein Blut und eine Seele zusammenhalten und sich geeint gegen die Feinde stellen.“ Er bedeute Emilian sich zu erheben. „Ich habe Viktor gehasst, für seine Entscheidung dich meinem ausgewählten Kandidaten und damit mir vorgezogen zu haben. Es hat uns beiden nichts als Blut und Pein gebracht. Nie werde ich mir verzeihen können, dass ich nicht da war als man ihn verbrannt hat. Der Schmerz als ich damals davon erfuhr war größer als mein Hass auf ihn, denn er war nach wie vor mein Bruder. Und ich habe bereitwillig die Möglichkeit genutzt mir einzureden, dass er sein Schicksal verdient hätte um mir die Selbstvorwürfe zu ersparen, dass ich nicht zur rechten Zeit am rechten Ort war...“ Der braunhaarige Kriegsfürst schwieg lange. „Wir haben einander beide Unrecht getan und dennoch will ich meinen Zorn nicht mit deinem Blut löschen; Du hast den Mut und trittst mir unter die Augen, gibst mir zusätzlich eine Waffe zur Vernichtung unserer Feinde in die Hand… Ich erwarte von deiner meisterlichen Arbeit nichts weiter als unseren finalen Durchbruch in die unteren Gewölbekammern.“ Vladimir Rustovich, zog sein Schwert und hielt es Emilian auf die linke, dann auf die rechte Schulter bevor er ihn sich endgültig erheben ließ. „Du bist mein Neffe und Blut, Emilian, Sohn des Viktor und ich vergebe deinem Vater, als auch dir. Unser Clan hat so viele Neider, speichelleckerische Loyalisten und verlogene Gesichter, dass man sich am Ende wahrscheinlich doch nur auf eines verlassen kann, auch wenn man daran mitunter zweifeln mag: die eigene Familie. Blut ist dicker als Wasser. Dir sei vergeben, Ritter des Ostens.“
Dann bedeutete er Alida näher zu kommen, wirkte dabei zum ersten Mal an diesem Abend, beinahe freundlich. „Komm her, mein Kind.“
Alida senkte den Blick. Sie traute dem seltsamen Familienidyll nicht so recht und fühlte sich so unwohl in ihrer Haut wie schon lange nicht mehr. Sie presste die Zähne auf die Lippen und sah den Voivoden der Voivoden an. Sie versuchte sich so aufrecht wie möglich zu halten als sie nähertrat, kam sich aber im Vergleich zu dem Hünen, der sie um mehr als Haupteslänge überragte winzig vor.
Der hochgewachsene Mann legte ihr die Hand auf die Schulter Emilians und sah ihn ein letztes Mal an; nickte ihm bestimmt zu. „Als Sergej Belinkov, hast du mir viele Jahre lang treu und ohne zu Zögern vorbildlich gedient, dies erachte ich als Begleichen deiner Erbschuld. Du hast oft genug bewiesen, wo deine Loyalität liegt obschon du jederzeit hättest enttarnt und getötet werden können.“
Dann blickte er Alida fest in die Augen und verengte seinen Blick prüfend. „Du magst die Hure Flanderns sein, aber du bist eine standhafte, verbissene Hure, die ihre Heimat in weiter Entfernung im Westen gewählt hat und dort eine der reichsten Städte unserer Zeit regiert. Weder Andrejs Söldnerschergen, noch sein eigenes Kind konnten dich aus deinem Stammsitz vertreiben. Immerhin hatte Andrej ja ein paar Lambros Kriecher verpflichtet, hörte ich. Dafür zolle ich dir Respekt, kleines Mädchen, auch wenn nicht viel dabei sein mag sich gegen müde, stinkende Söldner, die tagelange Märsche hinter sich haben, zu wehren.“ Sein Blick glitt kurz abschätzig zu eben jenem, fiel dann aber wieder zurück zu ihr. „Dein Erzeuger hat mir jahrelang gute Dienste erwiesen und sich loyal gezeigt, auch wenn er sich dabei selbst verleugnen musste. Das muss selbst ich, der Voivode der Voivode anerkennen und darum werde ich diese Fehde beenden. Du aber bist in meine Festung eingedrungen, hast mich und alle anderen getäuscht und meine Gardisten attackiert; mehrere davon getötet. Ganz abgesehen von dem allgemeinen Chaos und der Verwirrung, die du in dieser wichtigsten aller Schlachten gestiftet hast, werde ich aber auch dir die Chance geben dir mein Wohlwollen zu verdienen. Bist du bereit dazu, Drache des Westens?“ Seine dunklen Augen bohrten sich in die ihren.
Alida biss die Zähne aufeinander um die Worte zurück zu halten, die sie ihm mehr als bereitwillig bei seinen Vorwürfen, entgegengeschleudert hätte. ‚Ja! Und ich würde es jederzeit wieder tun.‘ Sie wusste, dass sie in diesem Moment keine Wahl hatte. Sie nickte und ihre Worte waren klar, aber leise. „Ich bin bereit zu tun, was getan werden muss.“
Rustovich nickte. „Gut, dann sind wir uns einig. Solltest du Erfolg haben, ist auch dir und somit jedem deiner weiterführenden Ahnenreihe vergeben. Kein Unhold soll mehr in meinem Namen Krieg gegen dich oder deine Stadt führen und kein Former sich an deinem Blute gütig tun. Da du kein direkter Nachfahre unserer Linie bist, ist es dir aber untersagt unser Wappen in deinen Insignien oder den Namen Rustovich öffentlich zu führen. Solltest du dies wünschen, müsstest du dich dessen erste einmal würdig erweisen.“ Der Voivode schmunzelte. „Aber ich bezweifle, dass du lange genug im Osten bleiben willst um dir dieses Privileg zu erarbeiten. Dennoch sollten wir keine weitere Zeit verstreichen lassen. Dieses ganze Gerede macht mich durstig nach dem Blut meiner Feinde und davon warten noch eine ganze Menge auf uns.“ Er winkte einen Gardisten heran. „Sattelt die Pferde für Ser Emilian und mich; Kampfgeschirr wohlgemerkt und Ehreneskorte. Ich will, dass sich das Mondlicht wie brennendes Feuer in unseren Rüstungen spiegelt, wenn wir Ceoris niederreißen.“ Dann sprach er den frischgebackenen Ritter des Ostens selbst an. „Ihr werdet mich auf dem Ritt zur Spitze des Berges begleiten, gleich nachdem ihr den Blockadebrecher in Bewegung gesetzt habt.“
Emilian konnte nur noch wie selbstverständlich nicken; wie sollte er dem Drachen diesen Wunsch auch jetzt noch abschlagen können? Dieser wiederum wandte sich an Andrej. „Das Mädchen wird unseren Ersatzplan durchführen, du weißt schon, jener für den eigentlich Lugoj vorgesehen war. Ich verspreche mir mit diesem Weib weitaus mehr davon, als ich jemals bei diesem zitternden Haufen Hasenfüßigkeit gesehen hätte. Du wirst sie instruieren, Bruder, während wir uns vorbereiten. Keine Widerrede! Und damit wir uns hier ausnahmsweise auch alle verstehen: Das ist bereits mein letztes Wort! Wir vertrödeln Zeit während sich der Feind neuformieren kann.“ Offenbar war der Blutdurst des Voivoden gerade wieder geweckt worden. „In dreißig Minuten an den Ställen“, rief er Emilian noch im Gehen zu, während sich ein ganzes Kommando an Tormentoren um ihn scharrte um ihn auf Schritt und Tritt zu begleiten. „Eilt euch“, verkündete der Drache noch bevor er in den dunklen Gängen der Festungsanlage verschwand.