Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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BeitragVerfasst: Di 1. Nov 2016, 22:29 
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Der Tonfall von Francesca wurde ruhiger, beherrscht. Ihre Stimme klang kaum merklich wie ein bedrohliches Knurren. „Ich seid ein schlauer Mann, Otto. Ich kann mir denken, ihr wisst genau, was ich hier will…“
Die Antwort ließ einen Moment auf sich warten. „Euer kleiner König ist nicht hier. Ist es das, was du wissen willst?“
Sie schaubte verächtlich auf. „Ist das eine eurer Spitzfindigkeiten und Wortspiele? Wenn er nicht hier ist, dann vielleicht woanders? Habt ihr ihn entführen lassen?“
Nun war die Stimme des Mannes ruhig und beschwichtigend. Fast konnte man hören, wie er die Hände hob. „Nichts läge mir ferner. Würde ich den Jungen gegen seinen Willen hier festhalten, hätte ich vielleicht zu Recht innerhalb kürzester Zeit Friedrich mit seinem Gefolge gegen mich. Und vor allem auf Hardestatt, den Möchtegernmonarch und selbsternannten Bestimmer von Recht, Ordnung und Maskerade, kann ich gern verzichten. Nein, ich würde den Jungen nicht entführen lassen.“

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Verfasst: Di 1. Nov 2016, 22:29 


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BeitragVerfasst: Mi 2. Nov 2016, 11:01 
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Als hätte jemanden seine unausgesprochenen Gebete erhört, lieferte dieser unbekannte Kainit namens Otte ihm genau die Vorlage für einen besonders glanzvollen und imposanten Auftritt. Besser konnte man wirklich keine Vorlage servieren; der Gangrel hatte alle Trümpfe auf der Hand und seinen Gegenspieler gerade beim cleveren Falschspiel erwischt. So war es ihm tatsächlich ein leichtes die schwere Holztür mit Schwung und besonders dramatischem Elan zu öffnen und den Raum zu betreten. Das schiefe Grinsen auf seinem Gesicht, offenbarte sein Gefühl von Überlegenheit. Ohne auch noch Francesca oder Otte einen Augenblick lang Zeit zu geben diese überraschend-unvorbereitete Situation neu zu bewerten, setzte er sogleich in gediegenem Tonfall an. Das unterschwellig eine leichte Drohung mitschwang, ließ sich wohl kaum vermeiden.

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„Ich bin der vollen Überzeugung, dass ihr die Wahrheit sprecht lieber Herr Otto.“ Der Gangrel vollführte eine besonders gekünstelte Verbeugung. „Ihr mögt Heinrich, den Sohn des deutschen Kaisers womöglich wirklich nicht entführt haben, fest steht aber, dass er sich bis vor kurzem oder gar noch immer in eurem Anwesen aufhielt oder aufhält. Auch das ihr ihn nicht gegen seinen Willen hier festhaltet, will ich euch gar nicht in Abrede stelle. Aber um es zu präzisieren: Uns trennt spannenderweise nur eine einzige Tür von dem Knaben.“ Er lächelte ein grimmiges Lächeln. „Nein entführt habt ihr ihn nicht, das war keine Lüge und trotzdem ist er hier.“ Ein geschickter Schachzug des deutschen Untoten, er hatte nicht gelogen und doch die Wahrheit verschwiegen. Langsam umrundete er den Unbekannten und stellte sich mit verschränkten Armen neben Francesca.

„Überdies dürfte euch klar sein, dass der einfache Erwerb eines Stückchen Grund und Boden euch noch lange kein Bleiberecht in Aussicht stellt. Für die Sterblichen Autoritäten, mag das alles gut und rechtens sein aber für die nächtliche Politik in Deutschland, wird wohl so denke ich auch wie überall anders auf der Welt, der amtierende Monarch zuständig sein. Er und nur er vergibt Ländereien und Domänen, genauso wie er einen Bann aussprechen kann und dessen Durchsetzung forcieren kann.“ Erneut schenkte ihm Lucien ein selbstsicheres, schon beinahe selbstgefälliges Lächeln. „Und wenn ich mir das hier so ansehe und mein politisches Gespür mich nicht schon vollständig verlassen hat, so befindet ihr euch unrechtmäßig in der Domäne des ehrenwerten Herrn Hardestadt. Aber als sei dies noch nicht genug, habt ihr den Sohn des deutschen Kaisers bei euch, der obendrein bereits vermisst wird und ihr vertuscht eure Kenntnis bezüglich seines Aufenthaltes. Es ist schon merkwürdig, das Heinrich verschwindet und ihr gerade zwei Monate zuvor dieses Wäldchen erworben habt. Das passt so gut zusammen, dass der Gegenbeweis wirklich schwer zu erbringen sein dürfte. Nicht bei der Rechtsprechung und euren Richtern. Wie sagtet ihr? Hardestadt, der gewiss gerne über euch richtet, soll der Blitz treffen? Was meint ihr würde er euch im Gegenzug wünschen? Und was meint ihr würde er tun, wenn ihr den Sohn eines leider notwendigen Verbündeten bei euch versteckt hieltet? Eines Verbündeten, den er womöglich nicht besonders schätzt aber der aktuell nun einmal unerlässlich ist?“ Lucien schüttelte bedauernd den Kopf. „Viel weiß ich nicht aber eins weiß ich mein Herr Otto…“ Eine lange Pause folgte.

„Ihr seid uns eine ausführliche Erklärung ohne Lügen und Doppelzüngigkeit schuldig, denn ihr steckt richtig tief in der Scheiße euer Gnaden.“ Dann erst stellte er sich mit einer erneuten Verbeugung vor. "Gestatten: Sabatier. Lucien Sabatier, unterwegs im Auftrag ihrer Majestät. Es ist mir eine Freude eure Bekanntschaft zu machen."

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BeitragVerfasst: Mi 2. Nov 2016, 23:14 
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Lucien erkannte einen schwarzhaarigen, blassen Mann, der ungefähr einen halben Kopf größer als Francesca war und sich überlegen vor ihr aufgebaut hatte. Seine eisblauen Augen funkelten sie an und er starrte ungläubig in die Richtung des Hauptmannes als dieser urplötzlich in das Zimmer gestürmt kam. Ein Ruf, der wohl in Richtung seiner vor der Tür positionierten Wachen, gehen sollte, blieb ihm im Hals stecken.

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Als der Gangrel geendet hatte, gelang es dem wohl adeligen Kainiten mit Mühe sich zusammenzureißen und seine Würde wieder zu gelangen. „Und wer seid ihr, Sabatier?“ Sein Blick ging zu Francesca. „Das ist kein Wolf und wie ein Magus sieht mir der Gute auch nicht aus… Zu abgegriffen und dreckig.“ Er lachte verächtlich auf. „Das ist ein Kainit, wenn mich nicht alles täuscht. Francesca, Francesca, seid wann bist du so tief gesunken, dass du dich herab lässt dich mit einem von uns abzugeben? Ich bin betrübt…Dein Vater wäre zutiefst enttäuscht von dir. Aber, eins hab ich ja fast vergessen: Er ist ja bereits tot.“
Dieses Mal zeigte Francesca wirklich die Zähne und Lucien musste feststellen, dass es dem eines Kainiten gar nicht so unähnlich ist. „Otto? Du hast maßgeblich dazu beigetragen… du mieses Stück Wyrm! Du solltest mich nicht reizen. Glaub mir, du würdest es bereuen…“
Der Kainit gewann seine gewohnte Überheblichkeit zurück. „Oh, es wäre interessant, nicht wahr? Die böse Wahrheit: Wolfling bricht den Waffenstillstand. Ich wüsste gern, was dann in den hochheiligen Lehen des guten Hardestadt los wäre. Allerdings, da hast du Recht, habe ich kein Interesse an einem Intermezzo mit dir. Ich mache mir nicht gern die Finger schmutzig.“ Während von Francescas Seite ein bedrohliches Knurren ertönte, wandte er sich wieder Lucien zu. „Nun denn, ein paar Sachen habt ihr also herausfinden können: Der kleine König ist tatsächlich hier gewesen, er hat sich aus freien Stücken auf mein Land begeben. Aber er ist nicht mehr hier. Er hat sich vor ein paar Stunden mit zwei meiner Wachen auf den Weg zu dem Kloster zur mildtätigen Barmherzigkeit unter den Linden im näheren Umkreis gemacht um sich dort zu einer Liaison mit seiner ehemaligen Verlobten Agnes zu treffen. Scheint ein Romantiker zu sein, der gute Junge. Immerhin hat er das Mädchen nie gesehen. Ich habe sein Wort, dass er wieder kommen wird und meine Wachen stellen sicher, dass der Junge sich daran erinnert. Bis Ende der Nacht wird er wohl wieder hier sein.“ Er grinste. „Ihr dürft gerne hier warten.“
Francesca stieß ein grobes „Ganz sicher nicht!“ aus. Ihr Blick ging zu Lucien. Sie versuchte seine Meinung zu erfassen.

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BeitragVerfasst: Do 3. Nov 2016, 12:14 
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Der Hauptmann funkelte Otto bei seiner Ansprache nur abschätzig an. Es war wohl wieder einmal typisch für seine Art, das zwingende Bedürfnis zu haben sich auf irgendeine Art immer Überlegenheit verschaffen zu wollen; selbst dann noch, wenn man längst mit dem Rücken zur Wand stand. Dieses adelige Schmierentheater von verletztem Stolz und Größenfantasien, das mit dem Besitz von ein wenig Land und der Zugehörigkeit zu einem Clan von Unterdrückern und selbstverliebten Herrschern begann und um jeden Preis aufrechterhalten werden musste. Der überhebliche Otte war das beste Beispiel dafür, dass die hohen Clans nur hoch zu Ross waren, nichts weiter. Undenkbar sich eine Niederlage einzugestehen. Und wenn er den beiden schon Zugeständnisse machen und ein wenig der Wahrheit preisgeben musste, so durfte eine stichelnde Schmähung offenbar nicht fehlen. Immerhin hatte Otto gerade ein wenig eingesteckt; wer konnte es ihm also verübeln? Dennoch fehlte ihnen beiden die Zeit für diese gegenseitigen Anfeindungen, obwohl ihm ein wohlplatzierter Fausthieb in die grinsende Visage des Blaublütigen sicher angesprochen hätte. Das alles, eingeschlossen die Tatsache, dass Francesca ein Werwolf war ohne ihn darüber informiert zu haben sowie den gemeinsam gepflegte Hass den Ott und sie teilten, musste wohl oder übel warten denn Heinrich war bereits unterwegs. Es fehlte ihnen schlichtweg die Zeit die Muskeln spielen zu lassen und sich in politisches Gerangel verstricken zu lassen und so schenkte er seiner Begleiterin nur einen eher gemahnenden Blick, der sie ein wenig zur Räson bringen sollte, während er ihr gleichsam unmissverständlich zu verstehen gab, dass er ihre Meinung vollkommen teilte. An den guten Otto gewandt, gab er sich großmütig.
„Ihr seid ein scharfer Beobachter. Dreckig und abgegriffen sehe ich aus, man möchte sogar sagen verwahrlost nicht wahr? In der Tat habe ich meine Hände gerne im Dreck und mache sie mir anders als euer Gnaden, liebend gerne schmutzig. Da mache ich allerdings mit Verlaub keinen Unterschied, ob sie im Schlamm, der Erde oder gar den blutigen Überresten anderer wühlen.“ Ein schiefes und bedrohliches Grinsen, sollte seine Aussage unmissverständlich unterstreichen. Kurz räusperte er sich, bevor er fortfuhr.

„Wie Francesca hier bereits so eindrücklich festgestellt hat, werden wir ohne Frage nicht weiter hier verweilen, sondern dem Sohn des Kaisers hinterherreisen. Und auch wenn uns die Zeit davonrennt, muss ich euer Gnaden leider noch um einige drängende Antworten bitten, die ihr mir so wahr als möglich beantworten solltet. Ich möchte schließlich im Bilde sein.“ Er kam einen knappen Schritt auf ihn zu und baute sich direkt vor Otto auf. „Wir wissen beide, dass der Junge mit seinen neuen Hochzeitsvereinbarungen unzufrieden war und wir wissen auch, dass er anscheinend viel lieber seine ursprünglich Versprochene ehelichen würde; Agnes. Das mag vielleicht erklären, warum Heinrich sich in aller Stille davongemacht hat aber nicht warum er ausgerechnet bei euch unterkommen sollte oder warum die gute Agnes plötzlich in einem Kloster in der näheren Umgebung anzutreffen ist? Euer Gnaden wissen ja, das die politische Situation diesbezüglich sehr angespannt ist und dass diese Ehe nicht stattfinden darf, selbst wenn der verliebte Heinrich anderer Meinung ist. Was ich mich also frage ist…“ Lucien machte eine bedeutungsschwangere Pause. „Wer profitiert von dieser verhängnisvollen Liebelei und unterstützt diese? Es ist offensichtlich, dass wenn Heinrich Agnes heiratet, politische Konsequenzen unumgänglich sind, vor allem da ich nicht glaube das seine Heiligkeit auf die Schnelle ein paar Ehen annulliert nicht wahr? Ihr mögt ihn nicht entführt haben oder gegen seinen Willen hier festgehalten haben aber ihr habt auch nichts dergleichen getan ihn aufzuhalten, obwohl ihr euch der Konsequenzen sehr wohl im Klaren seid euer Gnaden. Mehr noch, ihr schickt ihm großmütig bewaffnete Reiter mit auf den Weg, die Sorge dafür tragen, dass er sein Ziel auch in jedem Fall erreichen möge. Offenbar ist euch sehr viel daran gelegen, euch als rechtschaffener Streiter für die wahre Liebe zu profilieren. So mögt ihr es zumindest andere glauben lassen aber wir wissen beide, das die Wahrheit um einiges dreckiger ist. So dreckig wie der Landstreicher der vor euch steht.“ Langsam hob er beide Hände an den Kragen von Otto und zupfte ein paar Falten in getragener Seelenruhe glatt. Als wenn es ihm besonderes Vergnügen bereiten würde. „Und was ist mit Agnes? Liebt sie ihn wirklich obwohl beide einander nie persönlich getroffen haben? Oder ist sie nur ein hübsches Mädchen, das jahrelang instruiert und unterrichtet wurde in blumiger Poesie und tadellosen Umgangsformen, um eines Tages an seiner Seite zu stehen und als Kaiserin Einfluss auf ihn auszuüben? Möglich das sie in Wahrheit ganz anderen Mächten zu Willen ist und in Blut und Sold an dubiose Günstlinge und Speichellecker gebunden ist, die wiederum in einem niederträchtigen Netzwerk agieren, um das deutsche Herrschaftssystem zu unterwandern? Und an der Spitze dieser Intrige steht ein Mann der solch langsame und schleichende Prozesse akribisch und mit boshafter Sorgfalt plant und auch die Ewigkeit Zeit dafür hat, die Früchte seiner Arbeit reifen zu lassen. Selbst wenn er verbannt ist und nicht besonders hoch in der Gunst der amtierenden Machthaber, weder auf sterblicher noch auf unsterblicher Ebene steht. Fürwahr, eine wirklich obszöne Vorstellung und dennoch riecht es bedenklich nach den Machenschaften unserer Art, die ich mittlerweile zur Genüge kenne.“ Er ließ die Hände vorsichtig sinken und lächelte Otto giftig an.

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„Bevor wir diese Ehe verhindern euer Gnaden, gebe ich euch eine letzte Chance euch zu erklären und meine Bedenken und nagenden Zweifel zu zerstreuen. Klärt uns auf über die Situation und zwar vollständig und in aller gebotenen Kürze. Denn wenn ein stinkender Landstreicher mit wenig Bildung und politischen Interessen eins und eins zusammenzählen kann, möchte ich nicht wissen welche Bilder der Monarch des Schwarzen Kreuzes mit euch malt. Ihr seid ein bisschen aus der Scheiße nach oben gerutscht aber nach wie vor stinkt die Sache, mit Verlaub, zum Himmel. Also?“ Erwartungsvoll sah er ihn an.

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BeitragVerfasst: Do 3. Nov 2016, 21:52 
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Der schwarzhaarige Mann verlor etwas von seiner selbstherrlichen Arroganz. Luciens Worte waren so voller unterschwelliger Drohung, dass selbst ein Kainit seines Kalibers diese nicht ignorieren konnte. Vor allem, das sah man ihm an, war er nicht in der Lage den Fremden einzuschätzen. Er kannte den Hauptmann nicht, wusste nicht, in wessen Sold er stand, welchem Clan er angehörte, welcher Taten er sich rühmte und für welche man ihn vielleicht bestrafen würde, sollten sie je ans Licht geraten. Wer wusste, ob er seine Warnungen wahr machen würde?
Seine Stimme klang wie ein bedrohliches Zischen. „Ich habe keinen Einfluss auf dieses Mädchen. Es wäre mit Sicherheit in meinem Interesse, aber an den böhmischen Königshof oder den der Habsburger reicht mein Arm leider nicht mehr. Dazwischen liegen die Wittelsbacher und die Getreuen des guten Jürgen.“ Wäre es nicht entgegen jeglicher guten Sitte hätte er bei dem Namen wohl am liebsten ausgespuckt, wie Lucien an seiner vor Ekel verzerrten Miene erkannte. „Ich habe Getreue am Königshof, die zu guten Freunden des kindlichen Königs aufgestiegen sind, und der junge Heinrich hat den Wunsch geäußert seine ehemalige Angetraute von Auge zu Auge zu sehen. Wer bin ich, wenn nicht sein treuer Untertan, dass ich ihm diesen Wunsch nicht möglich mache?“

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Francesca ballte die Fäuste. „Oh ja, das kann ich mir gut vorstellen… Nur das Beste für den Jungen, ganz besonders dann, wenn es in eurem Sinne ist.“ Ihr Kopf ruckte in Richtung Eingangstür. „Lass uns gehen, Lucien. Ich weiß wo dieses Kloster ist. Und aus diesem Wurm hier bekommen wir eh nur die Informationen, die er uns geben will und nie die, die wir gebrauchen können.“
Mit einer blitzschnellen Bewegung hatte sie ihre Klinge gezogen und sie dem Kainiten an die Kehle gepresst. „Hör mir gut zu, Blutsauger: Solltest du uns irgendwelche Schergen hinterher schicken, die uns das Leben schwer machen, dann schwör ich dir, sorg ich eigenhändig dafür, dass dir der Kopf von den Schultern getrennt wird. Glaub mir, das hab ich schon lange nicht mehr getan und in meinen Fingern juckt es geradezu danach. Ist fast so was wie ein ungutes Laster, dem man nachgeben muss…“ Ein bitterböses Grinsen verschönerte ihr Gesicht als Otto langsam schluckte und dann nickte.

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BeitragVerfasst: Fr 4. Nov 2016, 09:06 
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Der ‚Landstreicher‘ neben ihr wirkte für einen knappen Moment lang fast ein wenig enttäuscht doch musste er dennoch die Lage anerkennen, wie sie sich ihm nun einmal augenblicklich darbot. Otto beharrte weiter auf seiner Lügengeschichte und hüllte sich in eisernes Schweigen; er hätte es natürlich wissen müssen. Was für ein boshafter Intrigant und geheimer Oppositioneller wäre er schon, würde er sich so einfach seine Pläne und Absichten entlocken lassen? Noch dazu im Beisein eines Untoten, den er überhaupt nicht kannte. Das wäre ja zu schön gewesen. Einen Seitenblick Richtung Francesca werfend und den schwarzhaarigen Otte ein letztes Mal misstrauisch und einschätzend musternd, setzte er anschließend zu einem zögerlichen Nicken an. „Dann lasst uns aufbrechen. Euer Gnaden hier zieht es ja anscheinend vor seine Lage noch weiter zu verschlechtern anstatt zu verbessern und übt sich in ausdauernder Sturheit. Ich glaube die Rechnung dafür wir ihm eines nachts schon präsentiert werden aber das ist nicht mehr unsere Aufgabe.“ Er wollte sich schon umdrehen, da setzte Francesca die Klinge an die Kehle des Hausherrn. Schweigend beobachtete er das Spektakel und musste sich ein leichtes Schmunzeln verkneifen. Für gewöhnlich war er es, der als erster zum Schwert griff anstatt sich in politischem Ränkespiel zu üben. Insofern war Francesca gerade ein geradezu belustigender Spiegel. Trotzdem meinte sie es ernst, da bestand keinerlei Zweifel. „Wir haben genug Zeit verschwendet, lass uns gehen“, meinte er abschließend, bevor er sich vollends zum Gehen umwandte. Auf dem Weg nach unten, sah er Francesca fragend von der Seite an. „Merkwürdig zu was ich fähig bin, wenn die Not es erfordert. Normalerweise bin ich nicht sonderlich geübt in ‚diplomatischen Gesprächen‘ aber das ist weder mein Haus, noch meine Umgebung, noch mein Land und ich habe mit den politischen Gegebenheiten nur am Rande zu tun. Anders als ihr, kann ich es mir in diesem Falle leider nicht leisten ein paar Kehlen durchzuschneiden.“ Er betrat die Treppe und stapfte nach unten. „Aber alles was ihr über diesen Otto wisst, könnt ihr mir auch unterwegs erzählen.“ Lucien pausierte kurz und sah sie besonders eindringlich an. „Und was ihr mir zu eurer Person zu sagen habt, ebenfalls. Mir scheint wir wurden einander doch noch nicht ausreichend vorgestellt; ihr hättet etwas sagen können Francesca, denn es hätte ja ohnehin nichts daran geändert, das wir dieser Sache gemeinsam nachgehen. Im Auftrag ihrer Majestät, wer will sich da schon widersetzen?“

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BeitragVerfasst: Fr 4. Nov 2016, 23:42 
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Francesca ging neben ihm her. Ihre Miene wirkte wie versteinert und sie musste die Zähne zusammenbeißen um die Worte herunter zu schlucken, die ihr wohl auf der Zunge lagen. Lucien konnte sich ohne Mühe ausmalen, dass es wüste Flüche und Beschimpfungen in Italienisch wären. Ihre Bewegungen waren rasch, fast gehetzt. Sie stieß den Mann, der sich ihnen mit den Worten „Die Herrschaften wollen schon gehen? So bleibt doch, eine Suppe wurde extra für euch aufgesetzt“ in den Weg stellte, mit einer heftigen Geste aus dem Weg, die ihn fast von den Füßen warf. „Weg da!“ war ihr einziger Kommentar.
Sie schob die breite verriegelte Eisenpforte auf und sah sich nach ihrem Pferd um. Als sie die Tiere in wohl fünfzig Metern entdeckte, stapfte sie auf die Pferde zu und riss einem Stallknecht, der sie anscheinend gerade wegführen wollte, die Zügel aus der Hand. Sie schwang sich in den Sattel und wartete auf Lucien.

Dann gab sie ihrer Stute ein Zeichen und das Tier verfiel in einen raschen Galopp. Erst als beide Tiere der absoluten Erschöpfung nahe waren, verlangsamte sie die Geschwindigkeit und die Pferde verfielen in Trab. Sie musterte Lucien. „Dieser verdammte…“ Ihre weiteren Worte waren in tiefstem Sizilianisch. Erst nach wohl zwei Minuten verharrte sie wieder.

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„Verzeiht Lucien, wenn ihr das Gefühl habt, ihr hättet mehr über mich wissen müssen, als das, was ich euch erzählt habe. Ich habe zu Beginn unserer Reise einen Feind in euch gesehen und einen solchen versorgt man nicht mit Informationen, die ihm im Kampf von Nutzen sein könnten. Niemals! Ich weiß nach wie vor, dass ich wohl besser auf die Weisheiten meines Volkes vertrauen sollte, die besagen, dass es nie etwas Gutes mit sich gebracht hat, sich in die Nähe eines Blutsaugers zu begeben, aber ich tendiere leider doch zu sehr dazu mir zuerst selbst ein Urteil zu bilden bevor ich verdamme. Nun denn: Francesca di Valle, auch genannt Laubfang von den Sturmherren, dem Stamm des Winterwolfs.“ Sie deutete eine knappe Verbeugung an und ein schiefes Schmunzeln war auf ihren Zügen zu erblicken. „Danke, dass ihr nach wie vor an meiner Seite seid. Ich verstehe zu wenig von den kanitischen Ränkespielen, aber ich weiß, dass es nicht einfach ist Stellung zu beziehen.“ Sie sah sich um und bemühte sich ihr Pferd um einen umgefallenen Baumstamm zu lenken. „Otto war vor einigen Jahrzehnten ein durchweg einflussreicher Kainit in diesen Landen. Er gehört dem Clan der Magister an und er und Hardestadt haben seit je her in Konkurrenz mit dem anderen ihre eigene Macht ausgebaut. Otto selbst entstammt ursprünglich dem Geschlecht der Welfen, Hardestadt hat seit drei Generationen Stellung bei den Staufern und damit auch Friedrich bezogen. In den letzten Jahrzehnten der schwarze Monarch die meisten der einflussreichen Blutsauger in Deutschland unter sich vereinen können und in Lehnseide gezwungen. Großen Unmut schuf er jedoch als er von seinen Untergebenen die Stille des Blutes forderte. Keiner hatte mehr das Recht in seinen Landen offen als Unsterblicher zu regieren. Er verlangte Diskretion und Handeln im Verborgenen. Damit schuf er sich viele Feinde in den eigenen Reihen und viele Lehnstreue fühlten sich nicht mehr an den Lehnseid gebunden. So auch Otto. Es kam zu mehreren Kriegen bei denen nicht nur Kainiten und Sterbliche ihr Leben ließen. Beim letzten wurde Otto für 100 Jahre auf seine eigenen Ländereien verbannt und es wurde ihm bei Abdrohung der Reichsacht verboten diese zu verlassen oder etwas gegen Hardestadt oder die Herrschenden der anderen Gruppen zu unternehmen. Er ist ein gemeines, intrigantes Monster. Aber eines muss man ihm lassen: Er ist intelligent…“

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Zuletzt geändert von Alida am So 13. Nov 2016, 11:40, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Mo 7. Nov 2016, 11:13 
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Der Gangrel tat es ihr gleich und schwang sich behände auf Ajax Rücken. Fast schon hatte er ein wenig schmunzeln müssen, als sie den gelangweilten aber doch zutiefst dienstbeflissenen Diener zur Seite stieß, um sich ihrem Ärger ein wenig Luft zu machen. Sie erinnerte ihn da an jemanden, der es hin und wieder genauso hielt. Vor allem wenn er sich einer Lage wiederfand, in der ihm schlichtweg die Hände gebunden waren. Erst als sie die Pferde weiter zur Eile antrieben und das Anwesen bereits ein gutes Stück hinter sich gelassen hatten, nickte er bestätigend und vielleicht auch ein Stück verzeihend. Obgleich es im Grunde nichts zu verzeihen gab, denn sie hatte in seinen Augen keinen wirklichen Fehler begangen. „Laubfang also?“ In seinen Zügen machte sich ein leicht amüsiertes Lächeln breit. „Ich hatte ja eher an so etwas wie Knochenbeißer oder Sehnenreißer gedacht aber es ist ein… hübscher Name. Ungewöhnlich in meinen Ohren aber dennoch hübsch.“ Seine grauen Augen musterten sie ein weiteres Mal von oben bis unten. „Wenn es euch nicht stört, bleibe ich aber vorerst doch bei Francesca. Zum einen wurden wir einander so vorgestellt, zum anderen wollen wir ja niemanden so ohne weiteres einen potentiellen Hinweis liefern. Nicht in diesen Landen, wo offenbar alle irgendwie mit dem Übernatürlichen verbandelt sind. Ihr sagt es selbst: Den Feind versorgt man nicht mit Informationen.“ Er stieß ein tiefes Seufzen aus und hörte sich ihren knappen Bericht über den intriganten Otte zu Ende an, bevor er ein nachdenkliches Brummen von sich gab.

„Ein Magister? Ich hätte es wohl wissen müssen. Dass erklärt seine Verschlagenheit umso mehr, wenn man den gängigen Klischees glauben möchte. In diesem Falle trifft es wohl tatsächlich zu.“ Mit der rechten hielt er Ajax locker am Zügel und sah sich ein letztes Mal zum Anwesen der Familie von Schönforst um. „Was immer wir auch noch in dieser Sache unternehmen werden, ob es uns glückt oder nicht feststeht, dass Otto offenbar zurückgekehrt ist. Vielleicht, weil uralte Intrigen und komplizierte Geflechte aus Gefallen und Gegengefallen endlich Früchte tragen vielleicht, weil er eine ungeheure Chance für sich und seine Machtposition wittert. Bedauerlicherweise, wenngleich auch nicht sonderlich überraschend, möchte er ja dazu keinerlei Auskunft geben und eine offene Konfrontation will ich aus mannigfaltigen Gründen nicht riskieren. Wir wissen weder wieviel Macht und Einfluss er tatsächlich in die Waagschale werfen kann, noch ob wir ihm wirklich Mann gegen Mann gewachsen wären. Die Sache ist politisch einfach viel zu heiß, deshalb würde ich vorschlagen, die Nachricht über seine Rückkehr einfach an die richtigen Stellen weiterzuleiten. Hardestadt hasst ihn und Friedrich wird ihn wohl auch nicht besonders lieben und momentan stehen sie in einem Bündnis zu einander. Allein seine reine Anwesenheit, wird alle in Alarmbereitschaft versetzen was ihn wohl abermals gut und gerne eine Zeit lang beschäftigen und Ressourcen kosten wird. Damit haben wir mittelfristig schon gewonnen. Auf längere Sicht, wird man sich allerdings noch etwas überlegen müssen.“ Abermals seufzte der Hauptmann. „Und ein böses, intrigantes, verschlagenes und hinterhältiges Monster ist Otto ohne Zweifel, sonst hätte er sich in seiner Position nicht halten können.“ Schmunzelnd fügte er hinzu. „Und was uns beide angeht solltet ihr euch keine Sorgen machen. Wolflinge reiten normalerweise nicht gemeinsam mit mir in eine Schlacht aber bei dem was ich bisher so erlebt habe, schließe ich auch das mittlerweile nicht mehr aus. Besondere Zeiten erfordern besondere Manöver. Friedrich weiß das und der Rest von uns auch. Bringen wir diese Sache gemeinsam zu Ende Francesca. Dann dürft ihr mich wieder nach Herzenslust hassen und verteufeln.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen. „Wie weit ist es noch bis zum Kloster?“

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„Hoffen wir mal, dass ich euch nicht hassen und verteufeln muss. Wie ich schon angedeutet habe, juckt es mich schon seit langem in den Fingern einem Blutsauger mal wieder zu zeigen, was ein echter Garou mit ihm anstellen kann.“ Sie grinste breit. “Das bekommen wir mit oder ohne Schwert hin.“ Sie wurde einen Moment lang etwas stiller. „Den Namen Laubfang erhielt ich von meinem Vater und von meinen Brüdern, weil ich wirklich geschickt darin bin mich zu tarnen und zu verbergen. Angriffe aus dem Dickicht der Wälder waren damals meine Spezialität. Dann bot mir Friedrich eine Stellung an seinem Hof an und ich nahm an. Er war umgeben von Günstlingen, Speichelleckern und Feinden mit freundlichem, falschem Lächeln auf den perfekten Gesichtern. Deshalb habe ich zugestimmt und zum Schwert gegriffen statt mit den Klauen zu kämpfen.“ Sie sah sich um. „Es sind maximal zwei Stunden Ritt bis zum Kloster aber wir müssen uns beeilen. Ich traue Otto nicht über den Weg und wer weiß, was er sich mit uns ausdenkt, wenn er seinen perfekten Plan möglicherweise in Gefahr sieht.“ Sie trieb ihre Stute zur Eile an. „Sagt, Lucien. Warum seid ihr überhaupt mit dabei?“

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Der Gangrel nickte bestätigend. „Eile ist dennoch ganz sicher geboten. Sein Plan, wie immer dieser sich auch gestalten mag sieht ganz sicher vor, dass Heinrich die ihm ehemals zugesprochene Agnes heiratet. Möglicherweise lieben die beiden sich sogar tatsächlich aber das spielt keine Rolle, wenn wir uns die Konsequenzen vor Augen führen. So oder so darf diese Heirat nicht geschehen; nicht nur, weil es Leuten wie Otto in die Hände spielt, sondern weil es Friedrich schwächen würde. Und der ist, was ich so beobachten konnte derzeit der einzige, der dieses Land mit einem wackeligen Bündnis hinter dem unsichtbaren Vorhang der Verschwiegenheit zusammenhält.“ Seine Schultern glitten kurz nach oben. „Und womöglich werden eure kleinen, blutigen Wünsche sogar erhört und ihr habt wieder offene Feindschaft zwischen den übernatürlichen Mächten. Dann können die Garou wieder die Klauen wetzen und die Kainiten ihre Zähne zeigen und ein erbarmungsloser Krieg beginnt. Nur egal wer schlussendlich den Sieg davonträgt: Blutsauger leben ewig und das Leid das über dieses Land kommen würde, bekäme der triumphale Gewinner länger als eine Dekade zu spüren. Von den Sterblichen ganz zu schweigen.“ Schmunzelnd besah er sich im Anschluss ihre kostbare Reiterrüstung mit den verschnörkelten Verschlüssen und fein gearbeiteten, überlappenden Platten. „Schwer vorstellbar, dass die persönliche Leibwache und Vertraute des Kaisers in Wahrheit ein Wolf von über zwei Meter Größe und einem massigen, reißzahnbewährten Maul ist. Wahrscheinlich bekamt ihr nicht allzu viel zu tun, das eine direkte Konfrontation erfordert hätte; im besten Falle vielleicht das Verhindern eines Attentates denn soweit ich das beurteilen kann, kämpft man zu Hofe eher mit spitzen Zungen, vergifteten Worten und süßen Schmeicheleien. Das dürfte euch egal ob als Laubfang oder Francesca doch eher weniger liegen. Es ehr euch aber in jedem Falle, dass ihr dieses Bündnis mit Schwert, Klauen, Rüstung und Taten verteidigen wollt.“ Mit der rechten, ließ er die Züge schnalzen und hielt diese dann locker, was Ajax dazu veranlasste gehörig an Tempo zuzulegen. Francesca hatte ohne Frage recht: Je länger sie brauchten desto wahrscheinlicher war es, dass sie diese Hochzeit nicht mehr verhindern würden können. Zudem hatte Otto mehr Zeit ihnen einen möglichst warmen Empfang zu bereiten. Der Hauptmann war fest davon überzeugt, dass der intrigante Magister dazu problemlos auch über weite Distanzen hinweg in der Lage war. „Nach einigen Minuten schnelleren Rittes, sah er sich erneut die schwarze Umgebung der Nacht an und lächelte. „Ihr seid jemand, der es meisterlich versteht sich in der Wildnis zu verbergen und aus dem Hinterhalt zuzuschlagen. Die Natur ist etwas, das ihr zu beherrschen und zu verstehen gelernt habt und ich habe keinen Zweifel, dass ihr mehr als kompetent darin seid, zumal ich es ähnlich halte.“ Etwas wehmütiger fügte er hinzu: „Nicht das ich noch sonderlich dazu kommen würde. Wir beide sind gleichsam Wölfe, die in einem goldenen Käfig sitzen. Und wenn wir noch so verschieden sein sollten, diese Gemeinsamkeit teilen wir.“ Auf ihre Frage hin, sah er sie etwas verwundert und nachfolgend breit lächelnd an. Seine Schultern zuckten knapp. „Mein Wald war in Bedrängnis und drohte vernichtet zu werden. Die einzige Möglichkeit in zu retten bestand laut Aussage einer kundigen unserer Art darin, die Samen einer sehr seltenen Pflanze zu verstreuen, die nicht einfach zu beschaffen wären. Allerdings hätte der deutsche Kaiser in Sizilien einen Prachtgarten angelegt, wo ich diese Samen finden könnte. Ich reiste dorthin und verschaffte mir Zugang; nahm die Samen an mich. Dort wurde ich von Friedrich gestellt, der mir offenbarte über die Welt hinter dem Vorhang Bescheid zu wissen und sich bei mir bedankte, ihm die Mängel in seiner Bewachung aufzuzeigen.“ Er schmunzelte. „Friedrich hatte sich als vom Hofe verjagter Gärtner ausgegeben und war gemeinsam mit mir in seinen Garten eingebrochen, das war der Anfang unserer Bekanntschaft.“ Ein weiteres Schulterzucken folgte. „Der Rest ist schnell erzählt: Er wollte mich an seiner Seite wissen, da er meine Fähigkeiten schätzte; im Nachhinein wohl auch meine Unabhängigkeit in Bezug auf die politischen Belange Deutschlands. Ein neutraler Aktivposten, ein Schattenläufer, wenn ihr wollt. Wir einigten uns darauf, dass ich mir die Sache überlegen würde aber der Kontakt gerne aufrechterhalten werden könnte. Dann habe ich bis vor kurzem nichts mehr von ihm gehört und jetzt, sitzen wir beide gemeinsam hier und suchen seinen Sohn.“ Der Hauptmann seufzte.

Bild

„Warum ich mir das überhaupt alles antue, obwohl ich doch einfach in meiner Domäne bleiben könnte ist schwierig zu sagen Francesca. Zu anfangs hegte ich nur den Wunsch, eine Art Geschäft mit Friedrich schließen zu können. Leistung für Gegenleistung; was wenn man bedenkt, dass es sich bei ihm um den deutschen Kaiser handelt, sicher nicht von Nachtteil wäre. Jetzt aber und das auch ohne mich tatsächlich groß in die Politik dieser weitläufigen Domäne einmischen zu wollen, glaube ich, dass es wichtig ist dafür Sorge zu tragen, das euer Bündnis hält. Bisher dachte ich nur in einem sehr lokalen und kleinen Maßstab, ohne große Zusammenhänge aber ich stelle fest, dass so etwas fatal sein könnte. Selbst für meine Domäne. Wir haben alle unsere kleinen und individuellen Probleme aber ganz egoistisch betrachtet: Wenn ihr und meine Art euch wieder in einen alles umspannenden Krieg stürzt, leiden meine eigenen Leute und ich ebenfalls mit. Die Auswirkungen wären auch in Brügge zu spüren, sei es der Handel, das Reisen oder einfach die simple Tatsache, dass wir schon auf der Höhe von Brüssel jederzeit mit einem Rudel Wolflingen rechnen müssten und das, wo die Stadt doch gerade dabei ist ein wertvoller, unabhängiger Partner für unseren Städtebund zu werden.“ Lucien schüttelte eilig den Kopf. „Früher hätte ich gelacht und alles in den Wind geschlagen, weil ich mich naiv wie ich war, lediglich um meine Angelegenheiten gekümmert hätte. Wenn die Dinge aber größer werden, dann wächst auch die Verantwortungen und die politische und soziale Verflechtung mit der man sich konfrontiert sieht. Die Dinge werden immer verstrickter und komplizierter. So ist das nun mal, wenn man als Domäne wächst und sich die Bürde der Führung auflastet. Man muss Entscheidungen treffen, gute und schlechte aber man muss sie treffen, wenn man sein Land behalten will. Der Wolf ist ein Jäger und wird, wenn er faul und selbstgerecht wird, ebenfalls zur Beute. Ich bin aus sehr egoistischen Gründen dabei Francesca aber es hat auch einen gemeinsamen Nutzen. Wir sind Verbündete, weil es in unser aller Interesse liegt, das dieses Bündnis so lange wie möglich hält.“

_________________
Through action, a Man becomes a Hero.
Through death, a Hero becomes a Legend.
Through time, a Legend becomes a Myth.
By learning from Myth, a Man takes action.
~Corazon~


Zuletzt geändert von Lucien am So 13. Nov 2016, 12:17, insgesamt 1-mal geändert.

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